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Kommentar Messerattacke von AltenaNationale Hysterie

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Der Angriff auf Hollstein ist in Altena nicht die erste fremdenfeindliche Tat. Diesem Wahn mit aller Macht entgegenzutreten, ist das Gebot der Stunde.

Die Dönerbude, in der Bürgermeister Andreas Hollstein mit einem Messer angegriffen wurde Foto: ap

I n was für einem Land leben wir, in dem der Bürgermeister einer sauerländischen Kleinstadt um sein Leben fürchten muss, weil er lieber ein paar Menschen in Not hilft, anstatt auf Abschottung und Ausgrenzung zu setzen? Wie schon der Anschlag auf Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor zwei Jahren ist auch die Messerattacke auf Altenas Stadtchef Andreas Hollstein ein Produkt jener vergifteten Diskussion über die „Flüchtlingskrise“ und die angeblich erreichten „Grenzen der Belastbarkeit“.

Der Mann, der Hollstein am Montagabend mit seinem Messer verletzt hat, mag ein Einzeltäter gewesen sein. Aber seine Tat ist trotzdem eine kollektive. Geführt wurde die Klinge von jenen „besorgten Bürgern“, die Flüchtlinge als „Invasoren“ oder „Asylbetrüger“ beschimpfen. Verantwortlich für die Tat sind jene, die so lautstark von „Überfremdung“, „Umvolkung“ oder „Islamisierung des Abendlands“ schwätzen. Mitschuldig sind all die, die Menschen, die sich für eine Willkommenskultur einsetzen, als „Multikultiideologen“ und ­„Deutschlandabschaffer“ verhöhnen. Den Propagandisten des Wortes folgen die der Tat.

Ganze 450 Geflüchtete wohnen derzeit in Altena. Die Stadt bemüht sich vorbildlich um ihre Integration. Dass es Wut erzeugt, wenn eine 17.500-Einwohner-Gemeinde 100 Flüchtlinge mehr aufnimmt, als sie hätte müssen, zeugt von einer gefährlichen deutschnationalen Hysterie. Die Messerattacke auf Hollstein ist nicht die erste fremdenfeindliche Tat in Altena. Bereits vor zwei Jahren gab es einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft. Die Täter stammten aus „ganz normalen Verhältnissen“, wie der Bürgermeister damals erschrocken feststellte.

Diesem menschenfeindlichen Wahn mit aller Macht entgegenzutreten, ist das Gebot der Stunde. Nein, das Problem Deutschlands sind nicht die Flüchtlinge, das Problem ist die zunehmende Rechtsradikalisierung von Teilen der deutschen Mehrheitsbevölkerung. Wenn eine Grenze der Belastbarkeit erreicht ist, dann diese.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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70 Kommentare

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  • In Oesterreich sitzen die Hetzer (FPOe) jetzt in der Regierung - und die EU will nichts tun.

  • Rechte Propaganda und deren psychologische Einwirkung auf Menschen sind sehr gefährlich. Viele Menschen glauben, was z.B. die AfD denen sagt, ohne das nachzuprüfen. Zum einen ist die mangelhafte Bildung dafür verantwortlich. Zum anderen ist es die Psychologie selbst. Ein Wort erzeugt kognitive Dissonanzen im Kopf. Und zuerst wird das vorgestellt, was man zu hören bekam.

     

    BVG hätte im Falle der NPD seine Hürden senken können.

     

    Jeder, der die rechte Rhetorik zu eigen macht, sollte darüber nachdenken, dass er unser Land damit kaputt macht und das er selbst auch ein Opfer derartiger Rhetorik werden kann.

  • Dieser ganze Horror würde sich wahrscheinlich in Grenzen halten, wenn es nicht das Internet mit seinen unendlichen Möglichkeiten gäbe, sich unter Gleichgesinnten wechselseitig immer weiter in den Hassrausch zu steigern! Warum muss es so etwas wie Facebook geben? Warum müssen Online-Zeitungen eigentlich überhaupt Kommentarspaltenrubriken haben? Natürlich, um möglichst hohe Klickzahlen zu erzielen, die wiederum die Werbeeinnahmen steigern! Viele Leserkommentare ergeben viele Klicks, und niemand kommentiert so viel und ausdauernd wie der rechte Netzpöbel (frustrierte Frührentner mit zuviel Zeit?). Da wundert es eigentlich nicht, dass nicht wenige Zeitungen dazu übergegangen sind, durch Themenwahl und reißerische Teaser diesen rechten Pöbel regelrecht anzufüttern (z. B. "Viele Planeten haben einen Migrationshintergrund", vor einigen Jahren im Wissenschaftsteil von Welt Online). Den Online-Medien kommt also durchaus eine Mitschuld am steigenden Hass- und Aggressionspegel in der Gesellschaft zu: sie schaffen die virtuellen "Biotope", die Filterblasen, in denen solcher Krankdenk erst so richtig floriert!

  • Natürlich ist diese Gewalttat zu verurteilen. Ist sie aber wirklich fremdenfeindlich oder nur Ausdruck von Wut und Frustration - wie auch die vielen Messerstechereien, über die man in den Regionalzeitungen lesen kann, z.B. hier:

    https://www.tag24.de/nachrichten/meiningen-thueringen-afghane-sticht-auf-sicherheitsmitarbeiter-ein-security-verletzt-messerattacke-messerstecherei-385348

     

    Ich meine, ist das nicht auch Menschenfeindlichkeit?

  • 8G
    82278 (Profil gelöscht)

    Man wünschte sich die gleiche radikal-kritische Stellungnahme der TAZ, wenn in Manchester eine Nagelbombe Jugendlich und Kinder auslöscht.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @82278 (Profil gelöscht):

      WHATaBoUtIsm...

  • Große Worte, gibt es auch Vorschläge zur Umsetzung?

  • Wie wird diesem Wahn mit aller Macht entgegengetreten?

  • Um ehrlich zu sein, schätze ich auch die Aktionen von Menschen, die Flüchtlingsheime anzünden oder angreifen für gefährlicher ein.

    Hier hat es sich lt. Polizeibericht um jemanden gehandelt, dem sein Wasser abgesperrt wurde, nachdem sein Haus zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben war. Genauer Infos habe ich auch nicht. Seine Wut galt wohl eher dem. Das ausländerfeindliche Gelabere hat er zwar auch abgelassen, aber wohl erst im besoffenen Kopp nach seiner Festnahme. Hauptmotiv war das wohl weniger wie die emotionale und materielle Not des Täters.

     

    Frage bleibt, was man dagegen tun kann. Ich persönlich würde es schon sehr gut finden, wenn es Stellen geben würde, die sich um Menschen kümmern, denen gerade das Leben vollständig entgleitet. Das können Suchtprobleme sein, aber vielleicht auch nur Arbeitslosigkeit oder eben eine Kombination daraus.

     

    Altena hat solche Stellen scheinbar nicht, die sich um solch ein Klientel kümmern.

     

    Und ich will nicht jetzt so einen Unsinn hören, dass man dafür eher das Geld ausgeben sollte anstatt für Flüchtlinge.

    Es wäre Geld für beides da. (Altena hat btw nicht nur einen ausgeglichenen Haushalt, wovon schon manche Städte träumen, sondern macht sogar Überschüsse.)

    • @Age Krüger:

      Hilfe für Suchtkranke, denen das Leben entgleitet, gibt es auch in Altena, auch mit hauptamtlicher Stelle: http://sauerland.blaues-kreuz.de//

      • @Hans aus Jena:

        Ja, aber wir haben ein Problem bei Suchtkranken.

         

        Sie müssen idR freiwillig bereit sein, ihre Sucht behandeln zu lassen. Afaik ist eine Zwangsbehandlung immer nur von sehr kurzfristigen Erfolgen gekrönt. Ich bin da zwar nicht der Experte, aber das Blaue Kreuz kann auch nicht verhindern, dass ein Suchtkranker im Alkoholrausch wegen mangelnder Affektkontrolle eben jemanden angreift. Mein Ansatz verfolgt gar nicht so sehr, dass man immer mehr hauptamtliche Sozialarbeiter und Berater einstellt, sondern zuerst einmal, dass jeder in der Lage sein sollte, solche Probleme in seinem Umfeld zu erkennen.

        Ich habe auch keine Lösung für alle Probleme mit Suchtkranken in der Tasche, sonst wäre ich in dem Bereich tätig (und wahrscheinlich Nichtraucher). Ich kann mir auch nur bei Menschen, bei denen Alkohol einen Kontrollverlust auslost, irgendwelche Zwangsmaßnahmen wie Beaufsichtigung vorstellen zur Zeit.

        • @Age Krüger:

          "Altena hat solche Stellen scheinbar nicht, die sich um solch ein Klientel kümmern." Ich habe lediglich diese Äußerung richtig gestellt. Ich sehe nämlich schon, dass es in unserer Gesellschaft Hilfsangebote gibt. Die Frage ist, ob der/ die Betroffene dieses Angebot annimmt. Einsicht, Hilfe zu brauchen, ist notwendig um aus einer Sucht und ihren Folgen herauszukommen. Zwangsmaßnahmen helfen i. Ü. hier nicht und dürfen nur bei akuter Selbst- (sprich Suizid-) und Fremdgefährdung eingesetzt werden. Natürlich kann man immer streiten, ob die Hilfsangebote ausreichen. Aber zu schlussfolgern, dass für die Tat wieder einmal vor allem die Verhältnisse schuld sind, ist mir zu einfach.

          • @Hans aus Jena:

            Hier hätte aber ein eindeutiger Fall von Fremdgefährdung vorgelegen. Ich kritisieren (ausnahmsweise) mal nicht die kapitalistischen Verhältnisse, sondern maximal eine auch ohne vollständigen Systemwechsel zu behebende Sache, nämlich, dass niemand da war, der die Gefährlichkeit des Mannes erkannt hat. Irgendwie fehlt mir da ein Mittel für, dass die Menschen etwas mehr auf einander achten.

    • @Age Krüger:

      Um auf die wirtschafts/sozialpolitische Dimension einzugehen, die Sie adressierten:

      Kurzfristig, realpolitisch sollte wohl eher die Agenda 2010 rückgängig gemacht werden und das Jobcenter aufgelöst werden und gleichzeitig das Vermögen und Erbschaften besteuern

      -> die Arm-Reich-Schere schließen!

      Das würde zumindest aktuellen sozialen Sprengstoff, Druck, Abstiegsangst... entschärfen und wäre viel sinnvoller als Stellen für Soziale Arbeit/Psychotherapeut_innen zu schaffen. Letzteres wäre doch bloß mehr schlechte als rechte Symptombehandlung.

       

      Zu guter letzt kommen "wir" aber meiner Ansicht nach nicht um ein Systemwechsel herum.

      • @Uranus:

        Dass es natürlich notwendig ist, den Scheiß mit HartzIV und allen anderen "Reformen", die dazu führen, dass Menschen wegen Arbeitslosigkeit, Alter, Krankheit etc in völlige Not fallen, setze ich natürlich auch voraus. Kurzfristig kann allerdings eine einzelne Gemeinde da wenig dran ändern. Imo müsste, um überhaupt das Bewusstsein für einen Systemwechsel zu schaffen, die ersten Bemühungen des Staates dahin gehen, wieder einen Wohlfahrtsstaat skandinavischer Prägung aufzubauen, denn letztendlich erzeugt nur das Sein auch Bewusstsein.

         

        Ich wollte nur auf einen zweiten Aspekt dabei noch hinweisen. Denn, wenn es sich hier um eine Suchtproblematik handelt, dann haben wir einen der wenigen Fälle, wo materielle Absicherung eher noch kontraproduktiv wirken kann. Da muss man kurzfristig anders dran. Die Suchtproblematik lässt sich sicherlich auch reduzieren, wenn Menschen wieder selbstbestimmter handeln,, arbeiten und letztlich leben können. Nur ist eben hier kurzfristig auch andere Hilfe nötig, weil es eben lange dauern wird bis dazu das Bewusstsein entstanden ist.

        • @Age Krüger:

          Aja, danke für die Klarstellung.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Natürlich geht es um einen dringend notwendigen Systemwechsel. Wie Tag für Tag an vielen Stellen zu sehen und zu spüren ist, kracht und knirscht es im Gebälk dieser Gesellschaft. Doch das nicht erst seit heute.

         

        Im Sinne der Betroffenen darf eine 'Symptombehandlung' nicht solange aufschoben werden, bis der Systemwechsel stattgefunden hat. Die spärlichen Informationen scheinen einen Hinweis darauf zu geben, dass der Täter erst einmal selbst Opfer von Gewaltmaßnahmen (Abstellen des Wassers, Zwangsvollstreckung) wurde wie Age Krüger schreibt.

         

        Zum besseren Verständnis des Messerangriffs scheint mir dies wichtig zu sein. Die strafrechtlichen Folgen bleiben davon unberührt.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ne, dass ein Systemwechsel zu lange dauert, ist mir klar. Deswegen schrieb ich ja davon Reformen - u.a. Agenda 2010 - rückgänig zu machen. Aber allein das scheint in dieser Gesellschaft schwierig durchzusetzen zu sein. Leider erkennen dies auch viele Sozialdrangsalierte nicht. Bspw. wählen sie neoliberale Parteien von SPD bis AFD.

           

          Naja, und wenn es mit einer Suchtproblematik (kann mensch auch wieder auf die Gesellschaft beziehen > Drogenkultur) und Sozialen Verhältnissen zu tun, dann sind wohl die üblichen "strafrechtlichen Folgen" zweifelhafte Mittel, dagegen anzugehen. So Sie auf Wegsperren hinauswollen - das hilft meines Erachtens nicht.

  • Nach der Vorstellung der Rechten, müsste es eigentlich anders herum sein und die Rechten täglich - auch mit Messer - bedroht werden, denn "ehrlich mal die Meinung zu sagen" sei ja immer noch tabuisiert. Komisch, doch nicht so die Opfer...

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich gehe noch einen Schritt weiter: diese Gesellschaft duldet nicht nur Gewalt, sondern fördert sie. Aktiv (durch Ermutigung) oder passiv (durch Wegsehen oder Verharmlosung). Gewalt ist ein Stützpfeiler dieser Gesellschaft und hält ihren Status Quo aufrecht.

  • Der Niedergang von Altona und unzähligen anderen Städten und Gemeinden, im Westen genau so wie im Osten, begann bereits mit der neoliberalen Wende ab 1998 so richtig Fahrt aufzunehmen. Betroffen sind keinesfalls nur ehemalige Industrie- oder Bergbauregionen, sondern es zieht sich genau so durch eigentlich gesunde Mittelstädte mit wirtschaftlich gar nicht mal so schlechter Struktur.

     

    Überall flächendeckender Ladenleerstand, Gastronomiesterben, Schließung von Krankenhäusern und Schulen, Reduzierung der öffentlichen Infrastruktur usw., aber ausgerechnet seit 2014 hat man die Schuldigen dafür ausgemacht: Die Flüchtlinge!

     

    Plötzlich besinnt man sich auf die Verunsicherung, die quasi natürliche Angst vor Überfremdung, die sozialen Abstiegsängste und die Sicherheit der Frauen auf der Straße.

     

    Wir sollten den Geflüchteten, die zu uns gekommen sind, unendlich dankbar sein, denn sie haben den Deutschen endlich wieder ihre nationale Bestimmung zurückgegeben!

  • aber: wieviel verzweiflung trieb diesen mann, dem das wasser abgestellt wurde, dem nichts mehr zur existenz blieb?

     

    dennoch: der bürgermeister verdient anerkennung!

  • Ich dachte bei der Überschrift an etwas anderes - an eine nationale Medienhysterie.

     

    Natürlich ist Gewalt bedingungslos zu verurteilen.

     

    Ein Plädoyer für neue Sprechverbote ist allerdings ebenfalls energisch zurückzuweisen. Das ist genau Teil der Probleme, die zu Pedgida und AfD geführt haben, weil wichtige Themen nicht rechtzeitig debattiert wurden, sondern erst, als das Kind in den Brunnen gefallen war.

  • Wenn man sich wirklich mal vor Augen hält was da passiert, fragt man sich doch echt woher die "besorgten Bürger" die Angst vor Menschen nehmen, die unsere Hilfe brauchen. Komischerweise regt sich von denen niemand über Gewalttätige Landsmänner auf. Die müssen ja gut sein, weil deutsch...

    Es wird hier wirklich starker Tobak auf dem Rücken der schwächsten ausgetragen. Der Bürgermeister verdient fast nen Orden :)

  • War das Motiv Fremdenfeindlichkeit? Hat sich der Täter dazu geäußert? Soweit ich bisher mitbekommen habe, eben nicht. Und Hinweise darauf gibts bislang auch keine. Obwohl es das nahe liegendste wäre und ich es für durchaus möglich halte. Vielleicht war Fremdenfeindlichkeit das Motiv.

    Vielleicht aber war sein Motiv Politik(er*innen)feindlichkeit. Oder irgend eine Form von Geltungswahn. Oder einfach nur die Tat an sich? Oder oder oder - wasweißich...?

    Vielleicht sollten solche Artikel, auch Meinungen und Kommentare etc. , lieber im Konjunktiv gehalten werden, solange das im Unklaren ist...? Mir wäre das lieber, als Spekulationen und Überlegungen.

    • @HopeDrone:

      In folgenem Artikel heißt es:

      "Hollstein hole „Asylanten“ in die Stadt und er habe nichts zu saufen, weil ihm das Wasser abgedreht werde, ruft S." http://www.taz.de/Buergermeister-nach-Attentat/!5462855/

      • @Uranus:

        Ok, hatte ich noch nicht gewusst. Danke :-)

        • @HopeDrone:

          Gerne!

  • Idee: die TAZ könnten mal die die Gewalttaten der "Zugezogenen" und die der sogenannten "Nazis" gegenüberstellen. Das eine rechtfertigt sicherlich nicht das andere (diese Tat ist abscheulich) aber sie schreiben selten über die Gewalttaten der Zugezogenen, nur wenn ein "Nazi" ein Verbrechen begeht ist die TAZ nicht mehr zu bremsen. Doppelmoral nennt man so etwas.

    • @Klartexter:

      »Zugezogene« finde ich in Anbetracht eines mutmaßlich alkoholisierten Täters schon wieder amüsant...

      • @Sebas.tian:

        '"»Zugezogene« finde ich in Anbetracht eines mutmaßlich alkoholisierten Täters schon wieder amüsant..."

         

        hehe stimmt. wäre mir nicht aufgefallen... :)

  • Den meisten der Kommentare kann man zustimmen, oder auch nicht.

    Ein Ausspruch steht da allerdings für einen besonderen Realismus:

    Der Fisch stinkt von Kopf her!

     

    Schon allein dass die Parteien bei der Sondierung zu einer Koalition immer wieder mit aller Härte eine gewisse Obergrenze durchsetzen wollen, entgegen der Genfer Flüchtlingskonventionen, zeichnet doch deutlich in wie weit auch die Politiker der "Alten Parteien" sich gegen Flüchtlinge aussprechen. Immer wieder darauf hinzuweisen, dass Wirtschaftsflüchtlinge gemeint sind, kauft ihnen doch auch keiner mehr ab.

     

    Das Versäumnis von Merkel eine geregelte Debatte zur Aufnahme der Flüchtlinge 2015 zu führen, befeuert die von der AFD angeheizten Ängste nur zusätzlich!

    Natürlich ist dieses Land nicht in der Lage unbegrenzt Menschen, egal aus welchem Grund auch immer, aufzunehmen, ohne dass es große Probleme verursacht.

    Aber nicht darüber zu reden, die Bevölkerung über die Pläne der Regierung fast zwei Jahre im Unklaren zulassen, haben solche Taten ebenfalls erst möglich gemacht.

     

    Die Politiker in Deutschland, egal welcher Partei sie angehören können oder wollen nicht mehr mit der Basis dieser Menschen reden, weil sie in ihrer Abgehobenheit glauben, diese würden eh nicht mit Argumenten umgehen können, sie seien zu Ungebildet!!!

    • @urbuerger:

      "Die Politiker in Deutschland, egal welcher Partei sie angehören können oder wollen nicht mehr mit der Basis dieser Menschen reden [...]"

      Auch die Politiker_innen der AFD?

  • Volle Zustimmung, Herr Beucker.

  • "ein Produkt jener vergifteten Diskussion über die „Flüchtlingskrise“ und die angeblich erreichten „Grenzen der Belastbarkeit“.

     

    Gibt es etwa keine „Flüchtlingskrise“? Gibt es "Grenzen der Belatbarkeit" bei der Aufnahme von Flüchtlingen?

     

    Man kann da ja geteilter Meinung sein. Hunderttausende - wenn nicht Millionen - wollen weg aus der Perspektivlosigkeit Afrikas und islamischer Länder. Sie würden überwiegend gerne nach d kommen, wenn wir sie denn lassen würden. Ob das geht weil wir zur unbegrenzten Aufnahme moralisch oder gesetzlich verpflichtet sind oder ob das nicht geht weil es eine Grenze der Belastbarkeit gibt, darüber muss man offen reden können.

     

    Das Verhindern dieser gesellschaftlichen Debatte führte als Gegenreaktion dazu, dass jetzt die AFD im Bundestag sitzt.

     

    Ohne AFD im Bundestag hätte es eine Diskussion über Grenzen der Belastbarkeit und Obergrenzen vermutlich nicht gegeben.

     

    Will man ernsthaft eine Gesellschaft, in der solche Diskussionenen aus moralischen Gründen nicht mehr stattfinden?

    • @A. Müllermilch:

      Völlig richtig

    • @A. Müllermilch:

      a) Ich finde, Sie übertreiben da. Einige wollen nach Europa ja, nicht nur nach Deutschland. Die meisten aber fliehen in Nachbarländer von "krisenhaften" Ländern. Das ist auch den Fluchtstatistiken zu entnehmen.

       

      b) Die Debatte, die die "anstgetriebenen" und Rassist_innen führen wollen, führt zu Abschottung, noch mehr Misshandlung von Geflüchteten und womöglich zur Einführung des Schießbefehls.

      So sähe auch die Lösung der Rechten mit ihrem rassistischen Konzept des "Ethnopluralismus" aus. Die bürgerlichen Parteien können der Krise nicht entgegenwirken, da diese die Ursachen Ausbeutung, Wachstum, Konkurrenz, Neokolonialismus, "Recht auf Ausstoß CO2-Äquivalenter Emissionen ... mehr oder weniger Bestandteil ihrer Politik ist.

      • @Uranus:

        "Sie übertreiben da. Einige wollen nach Europa ja, nicht nur nach Deutschland."

         

        Gehen wir mal davon aus, dass die Menschen weg wollen - egal wohin. Meines Wissens wird außerhalb von d nirgendwo eine Diskussion über Begrenzung/Nichtbegrenzung geführt. Das Land, welches als erstes die Aufnahme von Flüchtlingen zusagt, ist dann automatisch Zielland.

         

        Die richtige Flüchtlingskrise ist ja noch gar nicht losgegangen. Ägypten und die Mahgreb-Staaten sind noch relativ ruhig.

         

        "Die bürgerlichen Parteien können der Krise nicht entgegenwirken..." Da haben Sie sicher recht. Diese Einschätzung teile ich. Wir sind an den Grenzen des Wachstums angekommen und niemand will es wahrhaben. Der Westen nicht und Afrika schon gar nicht.

         

        Skeptisch bin ich allerdings hinsichtlich des von Ihnen als Lösung angesehenen Systemwechsels. Das ist dann wohl eine Revolution der Guten gegen das selbsüchtige und unsolidarische "Rassist_innen-Pack", für das Noborder kein selbstverständliches Menschenrecht ist.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @A. Müllermilch:

      "Will man ernsthaft eine Gesellschaft, in der solche Diskussionenen aus moralischen Gründen nicht mehr stattfinden?"

       

      Natürlich nicht! Lassen Sie uns über das Für und Wider der Todesstrafe diskutieren.

       

      Oder über das Für und Wider der Folter in ganz genau definierten Fällen.

       

      Über einige Dinge diskutiert man eben nicht, wenn man einen halbwegs funktionierenden humanen Kompass hat.

       

      Den genau hat das Pack nämlich nicht. Und die Pack-Partei hat ihn erst recht nicht.

       

      Und wo bitte genau ist denn diese Flüchtlingskrise. Was ich sehe, ist funktionierende Integration.

       

      Und wen es überrascht, dass unter so vielen Flüchtlingen auch Kriminelle sind, naja, der sollte vielleicht ein bisschen mehr lesen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Diskussion wird eh überschätzt. Parolen und hämische One-liner bzw Beleidigungen reichen völlig aus im Stammeskrieg.

  • Jaja, man muß die Leute schon verstehen, wenn sie jemanden hassen und vernichten wollen. Bäh, eird mir übel, wenn ich diesen relativierenden Käse in den Kommentaren hier lese.

    • @Hampelstielz:

      Wa soll man sonst machen mit den Leuten? Im übrigen heisst 'verstehen' nicht zwangsläufig, ihren Motivationen zuzustimmen.

      • @Sebas.tian:

        "Wa soll man sonst machen mit den Leuten?"

         

        Eben das beantwortet niemand. Man wehrt sich (zurecht evtl.), wenn man mit Begriffen wie "geistiger Btrandstiftung" verwendet, aber man hat keine Lösung für das Problem, wie Gewalt entsteht.

         

        Ich würde btw den Ansatzpunkt in dem privaten Umfeld des Täters suchen. Wieso erkennt da niemand dessen geistige Verfassung, dessen Neigung zur Gewalt und handelt? Und dann sind wir nämlich doch wieder bei der Haltung dieser Gesellschaft, die offenbar Gewalt eher duldet als Fremdes in ihrer Nähe.

        • @Age Krüger:

          Es gäbe schon Antworten:

          z.B. von Kind an Bildung und ähnliche Projekte zu den Themen Rassismus, Herrschaft/Unterdrückung, Kapitalismus...

          Dazu müsste sich noch viel mehr grundlegender in der Gesellschaft ändern. Denn es ginge an die Fundamente dieser Gesellschaft.

          • @Uranus:

            Haha, die Revolution als ABM-Kampagne für Schwurbelpädagogen. Das Sein schafft das Bewußtsein, oder was seinst du zum Brötchenerwerb?

  • "Der Mann, der Hollstein am Montagabend mit seinem Messer verletzt hat, mag ein Einzeltäter gewesen sein. Aber seine Tat ist trotzdem eine kollektive."

     

    Jetzt mal aber langsam. Der Mann war anscheinend nicht gerade der psychisch stabilste und lt. SPON wurde "ein psychiatrisches Gutachten zur Prüfung der Schuldfähigkeit angefordert".

  • Manche Menschen lehnen Ausländer ab, andere den deutschen Staat, bis weit in gewisse Zeitungsredaktionen hinein. Das ist verwirrend, aber ein ideologischer Streit, den man führen kann. Ich glaube nicht, dass alle Linke für niedergebrannte Baby-Geschäfte in Hamburg verantwortlich sind. Ebenso sind nicht alle Rechten für einen Messerstecher verantwortlich. Es gibt persönliche Verantwortung. Die meisten rechten Ideen sind trotzdem schlecht, aber eben Ideen, die man im Argument widerlegen kann.

    • @Mark2013:

      Aber was ist, wenn die Rechten nicht mit Argumenten kämpfen, sondern mit Messern?

       

      Hat Hollstein etwa nur nicht gut genug argumentiert?

       

      Man soll sich da nichts vormachen, man muss die Leute nur oft genug umbringen, dann verlieren sie sehr bald die Lust am argumentieren. Dass der Übergang zwischen hasserfüllten Reden und Messern fließend ist, sollte einen auch nicht wundern.

      • @Mustardman:

        Es ist dies - so leid es mir tut Leute - eben auch Ausdruck einer Krise der Demokratie. Oder ihres Versagens. Es wurde n i e debattiert oder abgestimmt darüber, dass grenzenlose Zuwanderung stattfinden soll. Ich schreibe bewusst Zuwanderung, da es so ist. Es sind zum weitaus größten Teil Zuwanderer, nicht politische Asylanten. Und das merken die Menschen. Die daraus folgende Ohnmacht führt zu Wut und Unrecht auf der anderen Seite. Wenn wir über solch zentrale Fragen wie unbegrenzte Einwanderung in die Solidargemeinschaft nicht mehr entscheiden können, dann brauchen wir unsere Staatsform nicht mehr Demokratie nennen. Nennen wir sie dann einfach: das absolut Gute.

        • @Frank n.:

          Wie interpretieren Sie denn dann die letzte Bundestagswahl, bei der Parteien, die sich nicht explizit gegen diese Zuwanderung aussprachen wie CDU SPD Grüne (und auch größtenteils LINKE) eine sehr deutliche Mehrheit bekamen???

          • @Age Krüger:

            Also jede Stimme für Nicht-AfD ist ein Quorum für unbegrenzte Zuwanderung? Ich glaube, dass war vielen Leuten so nicht bewußt. Klären Sie mal alle über diesen Sachverhalt auf, dann ändern sich die Ergebnisse bei der nächsten Wahl.

      • @Mustardman:

        Wenn Rechte mit Messern Menschen angreifen und wenn Linke Autos anzünden, dann ruft man die Polizei. Mit Gewalt kann man nicht diskutieren. Man unterbindet sie.

  • Der Kampf gegen Rechtsradikalismus und tumben Nationalismus ist wichtig und richtig. Allerdings sollte man es sich nicht mit all zu schlichten Analysen über die Ursachen rechtsradikaler Gewalt gemütlich machen. Unsere Gesellschaft ist durch die vorherrschende Strömung des Neoliberalismus dermaßen verroht, dass die Frage gestattet ist, ob der Fisch nicht vom Kopf her stinkt. Darüber hinaus gibt es in DE eine ziemlich herunter gekommene Debattenkultur, die differenzierte Fragen nicht oder kaum mehr zulässt. Der Rechtsradikalismus ist hausgemacht. Das entschuldigt in keiner Weise Gewalt.

    Aber schlechte Analysen verhindern auch wirksame Gegenmittel gegen rechte Gewalt. Im Gegenteil: es fördert sie womöglich.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Wahre Worte!

      • @39167 (Profil gelöscht):

        Jepp! Jawohl vom Kopfe stinkt und richt er. Alkoholverbot für Rechtshansels! Obwohl: Ich vermute, man wird keinen Unterschied feststellen. They are drunken by nature! Gibt's da ne genetische Veranlagung? Eine genetisch-intelektuelle Kreuzung mit Hefebakterien zwecks billiger alkolischer Gärung?

  • "Mitschuldig sind all die, die Menschen, die sich für eine Willkommenskultur einsetzen, als „Multikultiideologen“ und „Deutschlandabschaffer“ verhöhnen."

     

    Finde ich ähnlich bedenklich wie zu behaupten dass Multikulti Sympathisanten für Straftaten durch Zugezogene verantwortlich sind.

     

    Ich sehe einen klaren Unterschied zwischen Verhöhnungen und verbalen Diffamierung und der Befürwortung von Messerattacken.

    Ich lasse mich als Individuum nicht für Taten aus meinem Dunstkreis verantwortlich machen.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @KrastiGER:

      Ich schliesse mich Ihren Worten an!

      Treffender kann ein Kommentar zu diesem Beitrag nicht sein!

    • @KrastiGER:

      Mit "Verhöhnungen und Diffamierungen" hat man den Dunstkreis der Zivilisation doch eh schon verlassen, oder? Wer dann schon ein Messer in der Tasche hat, der geht da nur noch einen kleinen Schritt weiter und dann noch einen.

       

      Verhöhnen heißt demütigen und herabsetzen. Das verringert natürlich die Schwelle zur Gewalt. Das ist nicht dasselbe, wenn aber nur bei einem unter Hunderttausend die Demütigung handfest ausgedrückt wird, dann passiert sowas.

       

      Dem friedlichen Zusammenleben dient Hohn und Diffamierung garantiert nicht. Da sollte man sich klarwerden, was man will und was man nicht will.

  • Sehr geehrter Herr Beucker,

     

    der Begriff "Umvolkung" ist natürlich historisch belastet. Damit kann man gut punkten.

     

    Nur zur Erinnerung:

    Die "Grenze der Belastbarkeit" als Meinung - die ja in der Regel ein Gefühl ist - ist von der Meinungsfreiheit eines jeden Einzelnen gedeckt.

    Und völlig aus der Luft gegriffen ist diese Bedrohung ja auch nicht, das sollte man nicht vergessen. Entscheidend ist, wie man sich dazu stellt.

     

    Mit Ihrem letzten Satz kommen Sie der Toleranz jedenfalls keinen Schritt näher.

  • Der Beitrag überzeugt mich genauso wie die Vorwürfe zu früheren Zeiten, Leute wie Böll oder Dutschke hätten die RAF zum Morden ermuntert.

    Oder aktueller: der Islam sei die Ursache des islamischen Terrors.

     

    Ich halte alle 3 Thesen für komplett falsch, das Ansetzen zu einem Mordanschlag hat mit friedlichem Protest nichts zu tun.

  • Grundsätzlich stimme ich zu, dass die unsägliche Hetze der AfD so Manchen aufgewiegelt und sogar motiviert hat, Straftaten zu begehen. Stichwort brennende Asylbewerberheime.

     

    Etwas völlig anderes ist es, jede Kritik an der Asylpolitik Deutschlands in die Nähe von Rechtsterrorismus zu stellen.

     

    Wer von einer "Grenze der Belastbarkeit" spricht, ist kein Nazi. Solcherlei Totalitarismus könnte auch ein Grund sein für die zahlreichen Übergriffe auf AfD-Politiker, die zwar ebenso abscheulich sind, jedoch in den Medien weit weniger Echo fanden.

     

    Hier bitte keine Doppelmoral!

    • @Markus Steffen:

      Wer bei 450 Geflüchteten auf 17500 Alteingesessene die 'Grenze der Belastbarkeit' bereits erreicht sieht, zeigt sich aber auch von einer sehr empfindsamen Seite...

      ;)

       

      Nein, ich meine nicht dich konkret.