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Kommentar Lufthansa-StreikAufstand der Topverdiener

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Die meisten Menschen verstehen die Sparposition der Lufthansa-Manager. Glaubwürdiger wäre sie aber, wenn sie sich selbst daran hielten.

Oben ist die Stimmung gut – auch ohne Gehaltserhöhung Foto: dpa

D ie Piloten streiken also mal wieder. Die Vereinigung Cockpit lässt ihre Muskeln spielen. Die Streiktage in der vergangenen Woche mitgezählt, sind nun bereits mehr als eine halbe Million Passagiere betroffen. Und ein Ende der Auseinandersetzung der renitenten Flugzeugführer mit der Lufthansa ist nicht absehbar. Fürs Weltklima dürfte das gut sein, dem gesellschaftlichen Klima ist der Streik nicht gerade förderlich.

Selten dürfte ein Arbeitskampf derart wenig Verständnis nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern in der gesamten Bevölkerung hervorgerufen haben. Denn schließlich streiken hier keine Hungerleider, sondern Topverdiener.

Es scheint mehr als nachvollziehbar, wenn es die Lufthansa-Führung als nicht akzeptabel bezeichnet, dass ausgerechnet sie auf Lohnforderungen beharren, die weit über die anderer Berufsgruppen hinausgehen. Die chronisch unterbezahlten Flugbegleiter hätten eine Gehaltsaufbesserung jedenfalls weitaus dringender nötig.

Allerdings würde das Management von Europas größter Fluggesellschaft überzeugender wirken, wenn es seine Appelle zur Mäßigung auch selbst beherzigen würde. Denn die Erhöhung der Vorstandsbezüge, im Frühjahr von den Lufthansa-Aktionären abgesegnet, wirken nicht weniger überzogen. Wenn Konzernchef Carsten Spohr einerseits die Maßlosigkeit der Piloten beklagt, zugleich aber seine eigenen Millionenbezüge noch mal um 300.000 Euro pro Jahr zusätzlich aufbessern lässt, dann wirkt das bigott.

Fürs Weltklima dürfte derStreik gut sein, dem gesellschaftlichen Klima ist er nicht gerade förderlich

Der Konflikt bei der Lufthansa ist ein grundsätzlicher und genau das macht eine Verständigung so schwer. Denn der Vorstand betreibt einen weitreichenden Konzernumbau, deren zentrales Element eine gravierende Senkung der Personalkosten ist.

Angesichts der bedrohlichen Billigkonkurrenz von Ryanair oder Easyjet ist das zwar nachvollziehbar. Wer allerdings sparen will, sollte das nicht nur bei anderen tun, sondern selbst mit gutem Beispiel vorangehen.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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66 Kommentare

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  • Was soll das für eine Aussage sein?

     

    Ist das Streikrecht jetzt vom Einkommen abhängig?

     

    Schlägt die Taz jetzt auch in die Kerbe, daß Streiks stärker beschränkt werden sollte, wie es ja mache Bundespolitiker gerne hätten (und dafür gerne mal den Pilotenstreik als Mittel dämonisieren)?

     

    Ob die Forderung der Piloten nun grundsätzlich angemessen ist oder nicht kann man natürlich diskutieren, aber quasi pauschal ein Streikrecht abzusprechen, weil es vermeintliche "Topverdiener" sind ... nogo!

     

    Im übrigen ist der Weg zum Verkehrspiloten durchaus auch recht steinig und teuer!

  • Wie schrieb Jean Ziegler in seinem Buch sehr treffend: "Der deutsche Faschismus brauchte sechs Jahre um 56 Millionen Menschen umzubringen

    Jean Ziegler, der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, stellt dazu fest: „Der deutsche Faschismus brauchte sechs Kriegsjahre, um 56 Millionen Menschen umzubringen – die neoliberale Wirtschaftsordnung schafft das locker in gut einem Jahr.“

    Alle die Menschen, die den Neoliberalismus im Westen so das Wort reden, sollten nie vergessen, das täglich dafür, dass sich einige wenige, zu Lasten, von Hunger, Vertreibung, Ausbeutung der Mehrheit auf dieser Welt bereichern.

     

    Denn schon immer haben Kriege des Westens, Kolonialismus, Ausbeutung und Ressourcenverschwendung für das Elend im Rest der Welt dazu beigetragen. Wann wird es wieder den Verbot von Gewerkschaften geben, welche es wagen tatsächlich die Interessen der Beschäftigten, und nicht von den Aktionären zu vertreten? Wie weit muss die Mehrheit im Westen schon so indoktriniert sein, wenn sich Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wieder gegenseitig sich nicht das "schwarze unter den Fingernägeln" mehr gönnen? Gibt es im Westen überhaupt nur eine Medium welches seinen Auftrag "Neutral" zu berichten auch wirklich ernst nimmt? Merkt ihr denn nicht, dass ihr systematisch gegeneinander aufgehetzt werdet? Eigentlich müssten, Millionen sich solidarisch in diesem Land erklären, und gleich mit streiken. Soweit hat es die westliche Propaganda geschafft. Früher hat der Stürmer, dies übernommen, und heute? Wer vertritt noch die Interessen der Mehrheit in diesem Land? Die sog. 4. Gewalt? Schon lange nicht mehr, im Gegenteil wer sich gegen die "Armut per Gesetz" wehrt, wird diskreditiert, oder schlimmeres.

  • Wie weit ist die TAZ gesunken? Da fällt einem nur noch die Kinnlade herunter. Piloten, die seit 4 Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen haben und denen man darüber hinaus Teile der von ihnen selbst bezahlten Altersversorgung ersatzlos streichen will, sollen nicht streiken dürfen. Begründung: „Denn schließlich streiken hier keine Hungerleider, sondern Topverdiener.“ Und was sollen die Piloten stattdessen tun, um ihre Interessen durchzusetzen? Bis zu welcher Gehaltsklasse darf man laut Grundgesetz eigentlich streiken? Sollen die Piloten die nächsten 50 Jahre mit dem Streik warten, bis ihr Gehalt im Durchschnitt aller Beschäftigten liegt? Und warum überhaupt, angesichts von Rekordgewinnen bei der Lufthansa? Würde auch nur ein Cent, den die Piloten nicht erstreiten, *nicht* bei den Eigentümern landen, sondern z. B. beim Bodenpersonal? Ein solch eigentümer- und aktionärsfreundlicher Artikel ist unendlich peinlich für die taz. Die aber wahrscheinlich nur den Grünen zusammen mit Kretschmann immer weiter nach rechts folgt. Aber wie war das mit dem Lokführer Streik? Da hätte sich eigentlich der Staatsanwalt einschalten müssen, als man die Telefonnummer vom GDL Vorsitzenden herausgab. Aber nicht so in Deutschland.

  • Ich bin gespannt, ob Herr BEUCKER einen ebenso tendenziösen Kommentar schreibt, wenn die "renitenten" Kitaangestellten "mal wieder streiken". Das Recht zu streiken lässt sich nicht in Gehaltsklassen unterteilen. Das Recht, Spartengewerkschaften zu gründen ebenfalls nicht.

     

    Mit ein paar sprachlichen Korrekturen hätte dies ein guter Artikel werden können, welcher dem hohen journalistischen Anspruch genügt hätte.

     

    Die sauber aufgezeigte Problematik zwischen den Forderungen der Piloten bei gleichzeitiger Erhöhung der Vorstandsgehälter wäre ein Artikel wert gewesen.

  • Piloten, die seit 4 Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen haben und denen man darüber hinaus Teile der von ihnen selbst bezahlten Altersversorgung ersatzlos streichen will, sollen nicht streiken dürfen. Begründung: „Denn schließlich streiken hier keine Hungerleider, sondern Topverdiener.“ Und was sollen die Piloten stattdessen tun, um ihre Interessen durchzusetzen? Bis zu welcher Gehaltsklasse darf man laut Grundgesetz eigentlich streiken? Würde auch nur ein Cent, den die Piloten nicht erstreiten, *nicht* bei den Eigentümern landen, sondern z. B. beim Bodenpersonal? Ein solch eigentümer- und aktionärsfreundlicher Artikel ist unendlich peinlich für die taz.

  • Streikrecht ist ein grundgesetzlich verankertes Grundrecht. Es beginnt nicht mit einem Gehalt X und es endet auch nicht mit einem Gehalt Y. Wenn die Medien jetzt wieder meinen, eine Berufsgruppe gegen eine andere ausspielen zu müssen, dann betreiben sie damit nur das alte Teile-und- Herrsche-Spiel der Arbeitgeber. Das ist komplett überflüssig, überaus unprofessionell und darüber hinaus auch reichlich dumm.

    • @Rainer B.:

      Verständnis für Streiks enden aber bei einem Gehalt von $$$.$$$.

      • @Rudolf Fissner:

        Nach 4 Jahren ohne Tarifvertrag sollte man schon vollstes Verständnis für jeden Streik haben können.

    • @Rainer B.:

      Streng genommen sind es die Spartengewerkschafter, die das Teile-und Herrsche-Spiel für die Arbeitgeber spielen: Indem sie sich von der restlichen Belegschaft abspalten, geben Sie dem Arbeitgeber die Möglichkeit, durch "kleine, feine" Tarifabschlüsse die betriebskritischen Arbeitnehmer ruhigzustellen, um dann bei der großen Masse die Daumenschrauben rausholen zu können. Denn den Piloten (oder anderswo z. B. den Lokführern) zwanzig Prozent mehr zu geben, ist weit billiger, als der gesamten Belegschaft fünf.

      • @Normalo:

        Gerade, wenn so sein sollte, wäre die Lufthansa doch schön blöd, auf die Forderungen der Piloten nicht einzugehen. Tut sie aber nicht.

        • @Rainer B.:

          Überlegen Sie doch mal, ob es überhaupt anders sein KANN: Die Piloten streiken selbstverständlich NICHT, wenn das Kabinen- oder Bodenpersonal bei seinen Verhandlungen nicht weiterkommt. Ergebnis: Wesentlich weniger Flugausfälle, bessere Verhandlungsposition des Arbeitgebers.

           

          Dass die Lufthansa trotzdem auch mit Cockpit zuweilen hart verhandelt, wird derweil sicher nicht dazu führen, dass die Piloten an dem Modell insgesamt zweifeln und sich gewerkschaftlich wieder in die Gesamtbelegschaft integrieren. Also besteht darin auch kein Grund, ihre Forderungen immer schnell abzunicken. Denn obwohl es insgesamt um weniger Geld geht, als wenn die ganze Belegschaft zusammenstünde, so ganz billig sind die Piloten und ihre Forderungen natürlich nicht. Das ist eine eigene Rechnung, die das Risiko eines Arbeitskampfes entweder lohnend erscheinen lässt oder nicht.

          • @Normalo:

            Die Piloten DÜRFEN gar nicht streiken, um damit Forderungen für andere Belegschaftsgruppen (z.B. Bodenpersonal) durchzusetzen, das gibt das Streikrecht nämlich gar nicht her.

             

            Allerdings haben die Piloten auch NOCH NIE gegen die Forderungen anderer Belegschaftsteile demonstriert und damit den Arbeitgebern den Rücken gestärkt, so wie das jetzt der Betriebsrat des Bodenpersonals, auch gegen die Stimmen der Gewerkschaftsvertretung des Kabinenpersonals UFO und Verdi, getan hat.

             

            Das sind die wahren Spalter in der Belegschaft, die "nützlichen Idioten" des Systems.

          • @Normalo:

            Die Verluste für die Lufthansa sind jetzt insgesamt schon weit höher, als ein neuer Tarifabschluss es gewesen wäre. Ein vernünftiges Management stellt sich doch gar nicht erst gegen seine Mitarbeiter auf, sondern sucht rechtzeitig die faire Einigung.

            Das Bodenpersonal ist übrigens nicht weniger mächtig und kann den Flugbetrieb ebenso gut zum Erliegen bringen, wie die Piloten. Allerdings besteht es aus weit mehr Personen und vor einem Streik müssen sich nun einmal in einer Urabstimmung 75% der Mitglieder dafür aussprechen, denn ein Streik ist schließlich auch mit Einkommenseinbußen der Streikenden verbunden. Die Gewerkschaft kann ja immer nur einen Teil des Einkommensausfalls für die Streiktage ersetzen. Wenn gestreikt wird, können Sie also sicher sein, dass es dafür auch sehr gute Gründe gibt.

            • @Rainer B.:

              Arbeitskampf ist nie in sich wirtschaftlich, beide Seiten machen Verluste. Aber was eine "faire" Einigung ist, liegt wohl stark im Auge es Betrachters. Es kann jedenfalls nicht per se unterstellt werden, dass es grundsätzlich immer vernünftiger wäre, auf die Forderungen einer Gewerkschaft einzugehen, als einen Streik zu riskieren. Dann könnte man sich Tarifverhandlungen auch sparen und einfach die Gerwerkschaft den Abschluss diktieren lassen.

               

              Was das Bodenpersonal betrifft, meine ich mich zu erinnern, dass dessen Streiks zwar zu Ausfällen führen, aber zu deutlich weniger davon. Davon abgesehen ist es egal, ob ich 75% einer kleinen oder einer großen Gruppe mobilisieren muss. Entweder die Argumente für einen Streik können dieses Quorum überzeugen, oder sie können es nicht. Da das Für und Wider bei jedem Enzelnen angreift, ist diese Überzeugungsfähigkeit unabhängig von der Gesamtzahl.

               

              Aber sicher sind Mitarbeiter in niedrigeren Gehaltsklassen im Schnitt anfälliger für streikbedingte Einkommensausfälle als Spitzenverdiener. Auch das ist ein Faktor, der es dem Arbeitgeber erleichtert, Ersteren einen billigen Abschluss abzuringen, wenn letztere nicht mit ihnen an einem Strang ziehen.

              • @Normalo:

                Eine faire Einigung, ist eine Einigung, bei der niemand über den Tisch gezogen wird und die auf Ausgleich angelegt ist. Wenn die Lufthansa sich vier Jahre lang einem neuen Tarifvertrag verweigert, wird man schwerlich von einem Lohndiktat der Gewerkschaft sprechen können. Umgekehrt wird ein Schuh draus. In den vier Jahren hat die Lufthansa die Gehälter eigenmächtig eingefroren. In dieser Zeit wurden Millionengewinne erwirtschaftet und hat sich der Vorstand erstmal einen kräftigen Schluck aus der Pulle genehmigt.

  • Tolle Bewerbung für einen Posten bei der BILD. Immer schön auf die gierigen Angestellten eindreschen, während die heiligen Aktionäre unerwähnt bleiben. Diese durften nämlich rund 3 Mrd. Euro Gewinn, den die LH von 2011-2015 erwirtschaftete, unkritisiert einstreichen.

     

    "Und da er erfuhr, daß die vorangegangene Strenge einigen Haß erzeugt hatte, so suchte er die Gemüter des Volkes zu beruhigen und es vollends zu gewinnen, indem er ihm bewies, daß alle begangenen Grausamkeiten nicht von ihm, sondern von dem rauhen Wesen seines Statthalters herrührten."

    • @Ivande Ramos:

      Ha! Das Zitat ist gut. Wo ist das her? Oder ist es gar von Ihnen?

  • Dieser Arbeitskampf ist ja im Grunde nur die Fortführung des seit 15 Jahren bestehenden Kampfes zwischen Management und Piloten.

     

    Angefangen bei der einseitigen Aufkündigung der Betriebsvereinbarung zur Vorruhestandsregelung über den sog. "Umbau" des Konzerns bis zu grundsätzlichen Gehaltsfragen herrscht eine vollkommen verhärtete Verhandlungssituation. Das Management zeigt dabei weder irgendeine Form von Entgegekommen oder Kompromissbereitschaft noch einen entfernten Ansatz eigener Alternativen. Größtenteils wird mit den Gewerkschaften nicht verhandelt, sondern lediglich an diese appelliert, alle Ansprüche fallen zu lassen.

     

    Bei der betrieblichen Altersversorgung ist weiterhin nicht einmal Verhandlungsbereitschaft für eine Neuregelung in sicht, Angestellte, die über Jahrzehnte den vereinbarten Teil ihres Gehaltes einzahlten, sollen nun offenbar einfach leer ausgehen, die LH beansprucht die im Topf noch vorhandenen Mittel anscheinend für sich. Andere nennen so ein Vorgehen schlicht Diebstahl.

     

    Infolge der sog. "Restrukturierung" des Konzerns wurden die Billigflieger-Töchter "Eurowings" und "Germanwings" geründet, angeblich um zusätzliche Strecken abzudecken, die für die LH selbst nicht lukrativ genug waren. Tatsächlich aber wird dort Personal unter Umgehung der Tarifbedingungen beschäftigt, die inzwischen in Konkurrenz zu regulären LH-Strecken treten und damit Druck auf die übrige Belegschaft ausüben, den geltenden Tarif auch für den Stammkonzern auszuhebeln. In den Billigfliegern sitzt zum Teil schlecht ausgebildetes und qualifiziertes Personal bei mieser Bezahlung und ohne Altersabsicherung.

     

    Die Piloten der Lufthansa bewegen sich hinsichtlich ihres Einkommens im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Als der Konzern nach der Wende die abgewirtschaftete DDR-Fluggesellschaft Interflug übernahm, wurden die LH-Piloten mit Gehaltseinbußen von rund einem Drittel belastet, damit der Konzern dies wirtschaftlich verkraftet.

    • @cursed with a brain:

      Man versprach den Piloten von Seiten der Konzernleitung damals, dass sie dieses Geld zurückerhalten würden, sobald sich die wirtschaftliche Lage wieder "normalisiert" habe. Offenbar ist das bis heute nicht der Fall, denn dieses Versprechen wurde nie eingelöst. Obwohl sich die Manager selbst in den neunziger Jahren zweimal ihre Gehälter verdoppelten. Daraus resultierte dann auch der erste große Pilotenstreik bei der Lufthansa zu Beginn des Jahrtausends. Die Piloten wollten einfach nur ihr altes Gehalt zurück, der Öffentlichkeit verkaufte das Management die Forderung aber erfolgreich als "35%ige Gehaltserhöhung". Erfolgreich auch deshalb, weil vor allem die Printmedien diese Lüge wider besseren Wissens aus Angst vor dem Anzeigengroßkunden nicht widersprachen. Bis auf die Süddeutsche Zeitung, die seitdem nicht mehr auf Flügen der LH als kostenlose Beilage erhältlich ist. Diese Stornierung aufgrund eines, wenn auch zaghaften, Parteiergreifens für die Piloten kostete die Süddeutsche damals rund ein Drittel ihrer Auflage.

       

      Aktuell haben die Piloten seit fünf Jahren keine Gehaltsanpassung mehr bekommen. Fünf Jahre "Nullrunde", während in Deutschland die Gehälter jedes Jahr im Durchschnitt um 3,6 Prozent angestiegen sind. Diese Erhöhungen wollen die Piloten nun auch, da die Konzernleitung sich einerseits Gesprächen über die Altersversorgung und die tarifliche Einbindung der Kollegen in den Töchtergesellschaften verweigert, andererseits sich selbst weiter ungeniert Gehaltszuwächse in zweistelliger Höhe vorschlägt und genehmigt.

       

      Dieser Vorstand ist schlicht eine Farce, der Belegschaft und Kunden abzockt, die Marke Lufthansa und den Konzern dabei offensichtlich ungebremst vor die Wand fährt.

  • Komisch, liebe taz, dass Eure Kommentierung über streikende Spartengewerkschaftler nicht halb so distanziert ausfällt, wenn die Sparte zwar genau so mächtig ist und genauso egoistisch agiert, sich aber ein paar Gehaltsklassen drunter verortet (namentlich: Lokführer). Verdienen die mehr Verständnis, weil sie einen leichteren Job haben?

    • @Normalo:

      Verdienen die mehr Verständnis....... weil ein paar Gehaltsklassen drunter verortet ? Ja, meine ich

      • @lions:

        Sehe ich anders. Erstens HABEN die Lokführer nunmal einen leichteren Job, den sehr viel mehr Menschen überhaupt ausüben könnten, wenn sie sich ausbilden ließen. Insofern sehe ich nicht ein, den Piloten ihre höheren Gehälter zum Nachteil gereichen zu lassen.

         

        Zum zweiten ist doch der eigentliche Fehler im System, dass sich hier wie dort ein besonders unverzichtbarer - und damit machtvoller - Teil der Belegschaft unter dem Deckmantel der gewerkschaftlichen Solidarität aus der dem Gesamttarifsystem des Unternehmens verabschiedet und die nicht so mächtigen Kollegen anderer Sparten ihrem Schicksal überlässt.

         

        Das führt das Konzept der koalitionären Interessenvertretung ad absurdum und spielt letztlich den Arbeitgebern in die Hände, die so die übrigen Sparten der Belegschaft beliebig unter Druck setzen können. Denn sie können ja mit den Arbeitnehmern, deren Streik ihnen wirklich wehtun würde, immer einen separaten Deal abschließen, der zwar für diese Privilegierten satt ausfällt, vom Gesamtvolumen her aber ein Klacks im Vergleich zu dem ist, was alle Arbeitnehmer gemeinsam erkämpfen könnten.

         

        Deises Phänomen kann man eben nicht nur bei Piloten oder Klinikärzten, sondern genau so bei den Lokführern beobachten - egal ob die 40, 70 oder 200 Tausend Euronen im Jahr verdienen.

        • @Normalo:

          Ich betrachte alles durch die ökologischen Brille und bemesse den Wert eines Arbeitsplatzes (wohlgemerkt nicht des Menschen) am Schaden oder Nutzen für die Menschheit. Der Pilot steuert heute ein untragbares Vehikel im quantitativen Verständnis. Es fällt also mir und offenbar anderen schwer, die ach so umfangreiche Ausbildung zum kybernetischen Wahnsinn angemessen zu würdigen. Da hat der Lokführer eindeutig und in jeder Hinsicht mehr Sympathien.

          Den Kniefall vor der menschlichen Machbarkeit können Sie also alleine machen.

          • @lions:

            Durch die "ökologische Brille" betrachtet, sollte Ihnen aber nicht entgangen sein, dass ab einer Flugstrecke von ca. 2000 km das Flugzeug weniger Treibhausgase pro Passagier emittiert, als Schiff, Bahn oder PKW.

             

            Insofern kann Ihr Einwand eigentlich nur für die Kurzstrecken gelten. Gerade bei innerdeutschen Flügen, aber auch vielen ins benachbarte Ausland komme ich Ihnen gerne entgegen. Die sollten - zugunsten einer effektiveren Bahn - mit einer spürbaren Sondersteuer belastet werden (je kürzer der Flug, umso höher die Steuer), außerdem eine Höchstzahl an Starts und Landungen für Flüge unter 1500 km Weite pro Flughafen gesetzlich vorgeschrieben werden. Mit Ausnahme von Reisezielen innerhalb dieses Radius, die nicht auf dem Landweg (bzw. nicht ohne erhebliche Umwege, z.B. von Tallinn nach Helsinki oder Stockholm) erreichbar sind.

          • @lions:

            Sie bewerten den Wert eines Arbeitsplatzes nach ökologischen Gesichtspunkten? Der Arbeiter im Braunkohletagebau hat demnach nichts zu verdienen während der Windanlagenbauer was zu verdienen hat?

          • @lions:

            SO monokausal betrachtet müsste dann aber auch das höhere Gehalt der Piloten unerheblich sein. Wenn also Lokführer wie Piloten verdienen würden und Piloten wie Lokführer, müsste ihr Urteil gleichermaßen so ausfallen, dass Gehaltsforderungen der Lokführer einen höheren Stellenwert haben und die Belastungen eines Arbeitskampfes im Vergleich eher rechtfertigen. Denn das fiktive niedere Gehalt würde ja den ökologischen Abtruck des Pilotenjobs im Vergleich zur segenreichen Tätigkeit des Lokführers kein Stück kleiner machen, oder?

             

            Hmmm. Verzeihen Sie mir, wenn ich diese Fixierung als "ein wenig exotisch" bezeichne? Und so richtig zu ihrem obigen Posting passt sie auch nicht.

            • @Normalo:

              Mein zweiter Beitrag bezieht sich auf die hohe und von Ihnen offenbar gleichsam als wertvoller betrachtete Ausbildung zum Piloten, die dadurch ein höheres Gehalt rechtfertigte. Aus meiner Sicht dürften diese ruhig noch was mitbringen. Der Umstand erweckt bei Umwelt-Besorgten Sympathien für das nicht abhebende Pendant auf den Schienen. Ich erweitere lediglich den Horizont, den Sie als monokausal ansehen können und ich es Basisdenken bezeichne.

               

              "Wenn also Lokführer wie Piloten verdienen würden und Piloten wie Lokführer, müsste ihr Urteil gleichermaßen so ausfallen, dass Gehaltsforderungen der Lokführer einen höheren Stellenwert haben und die Belastungen eines Arbeitskampfes im Vergleich eher rechtfertigen"

              Irreale Konstruktion !

  • Wir leben in einer Marktwirtschaft, die auf freier Konkurrenz basiert: Die Eigentümer von Lufthansa wollen möglichst viel Gewinn – dazu müssen die Personalkosten möglichst gering sein. Der Manager will möglichst viel verdienen, und das tut er, in dem er die Interessen der Eigentümer durchsetzt (Personalkosten unten halten). Und gerade wenn er die Personalkosten unten hält, hat er aus Sicht der Eigentümer schon mal viel richtig gemacht und hat deshalb mehr verdient (so sehen die meisten Verträge von leitenden Angestellten aus: „Gewinn nach oben, Dein Gehalt auch“). Und die Piloten wollen auch möglichst viel verdienen. Weil Sie als einzeln wenig ausrichten können, tun sie sich zusammen.

    Da jetzt die verschiedenen Interessen gegeneinander gehen (Konkurrenz), kämpfen sie gegeneinander. Eine Methode des Kampfes ist der Streik. (Die Eigentümer kämpfen auch gegen die Arbeiter – nur meist nicht so öffentlich). Und jetzt können die am besten kämpfen, die am stärksten sind: Also Piloten, Ärzte, Juristen, … . Und diejenigen, die in Deutschland sowieso am unteren Ende sind, können halt nicht so gut kämpfen: Flugbegleiter, Reinigungspersonal, ….

    Der Kampf wird mit „Kampfgeschrei“ begleitet: Die Eigentümer schreien „böse“ „gesellschaftsschädigend“, die Piloten schreien „angemessenes Geld für hohe Leistung“, andere, die Angst haben, weniger zu bekommen, schreien „ungerecht“ und die Medien schreien auch mit (z.B. die taz im Kommentar von Pascal Beucker: „Management moralisch inkorrekt“).

    Was ich persönlich schön fände, aber nicht mehr glaube, ist, dass die taz die Sachen durchblicken und über die Fakten und ihre Erklärung berichten würde und nicht moralisch auf die eine oder andere Seite stellen würde (hier auf die Seite des „Allgemeinwohls“). Zeitungen, die dies tun, gibt es genug und die taz ist mal mit dem Anspruch gegründet worden, sich zumindest auf die Seite derjenigen zu stellen, die ihre Lebenszeit als Arbeitskraft gegen Geld verkaufen müssen.

  • ich wundere mich doch etwas über diese Kommentierung in einer Taz.Die Privilegienultras, die Piloten meine ich, werden in Schutz genommen. Sie werden vollkommen aus der Verantwortung genommen. Sie dürfen nerven und quengeln und ihrer Firma schaden und die Kunden verprellen, einfach weil sie sagen dürfen (aus taz-sicht) der Vorstand macht das auch. Streiken ist finde ich wie hier jemand sagtenicht besser als nicht streiken. Es sollte schon gute Gründe geben. Egoismus, überzogener, Maßlosigkeit sind keine guten Bestandteile einer sonst recht schwachen Begründung. Für die meisten Vorstandsgehälter habe ich nur Verachtung übrig. Das muss man bekämpfen aber nicht zum Kriterium nehmen für eigene Forderungen.

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Wolfgang Hanspach:

      Wo werden denn die Piloten in meinem Kommentar in Schutz genommen?

      • @Pascal Beucker:

        ich meine es so, die Kritik an den streikenden Piloten wird in für mich unverständlicher Weise gemildert, relativiert, indem Sie den Blick von den Piloten auf die Vorstände richten. Für mich sagen Sie damit indirekt: wenn wir uns deren Maßlosigkeit mal betrachten, dann sind unsere Forderungen im Vergleich dazu nicht der Rede wert. Ich rechtfertige auf keinen Fall die Managergehälter. Wenn die mit ihrer Verantwortungslosigkeit die Spaltung zwischen oben und unten betreiben, kein Gefühl für Gerechtigkeit haben und für das was für die Firma gut ist, dann brauchen die Piloten sich doch nicht genauso benehmen.

      • @Pascal Beucker:

        Wem beim Wort "Piloten" nur "Privilegienultras" in den Sinn kommt, der hat offensichtlich eine gestörte Realitätswahrnehmung, lebt vielleicht noch in den 50ern des letzten Jahrhunderts. Für eine Diskussion über das Thema hat er sich jedenfalls gründlich disqualifiziert.

        • @cursed with a brain:

          Und mal einen Schritt zurücktreten und selbst reflektieren?

          Danke Herr Beucker für die Contenance!

        • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
          @cursed with a brain:

          Wo steht in meinem Kommentar das Wort "Privilegienultras"?

          • @Pascal Beucker:

            Wie es Kommentator "Normalo" schon erwähnt, beziehe ich mich auf denselben Kommentar, auf den auch Sie sich mit Ihrer ersten Nachfrage bezogen haben.

          • @Pascal Beucker:

            @Cursed... wollte Ihnen, glaube ich, zumindest tendenziell eher zur Seite springen. Das Wort "Privilegienultras" stammt aus dem Eingangsposting von Herrn Hanspach. Es wäre also er - und nicht Sie - der sich disqualifiziert haben soll.

  • Gut kommentiert. Ich wundere mich warum diese dreiste Ungerechtigkeit nicht mehr diskutiert wird. Es streiken ja nicht mehr, denen es am dreckigsten geht, sondern die ohnehin am meisten bekommen und am wenigsten riskieren. Dasist indem Fall besonders unsolidarisch gegenüber den Flugbegleitern, die ungefähr den gleichen Streß haben aber höchsetns ein Dritel der Piloten verdienen. Die können dann kaum emhr streiken, da die Piloten stets vor ihnen, sämtliche "Kredite" verbraucht haben. Das Lufthansa-Management wird übrigens nicht nur schamlos überbezahlt, es macht auch seit Jahren einen unglaublich schlechten Job. Eine absurde Reform nach der anderen, die letztlich die unteren Lohngruppen ausbaden müssen.

    • @jan ü.:

      >Dasist indem Fall besonders unsolidarisch gegenüber den Flugbegleitern, die ungefähr den gleichen Streß haben aber höchsetns ein Dritel der Piloten verdienen.

       

      Der War gut! - Der Beruf des Flugbegleiters ist deutlich 'stessiger' als der eines Piloten. Der Pilot kommt eigentlich nur in Stress beim Start und der Landung ansonsten ist das ein sehr relaxter Job.

      • @Klappstuhl:

        Hoffentlich nicht Ernst gemeint.

         

        Wie der Kapitän eines Schiffes auf See, so haben auch die Piloten eines Flugzeuges die alleinige Verantwortung für alle an Bord, sobald der Flieger abhebt. Um im Falle einer technischen Panne ein mehrere hundert Tonnen schweres und mehrere hundert Stundenkilometer schnelles Geschoss noch einigermaßen heil auf den Boden bringen zu können, braucht es eine lange und umfangreiche Ausbildung. Ein Pilot muss das Flugzeug praktisch so gut kennen, wie die Ingenieure, die es entworfen und gebaut haben, er muss aus der Summe der Anzeigen im Cockpit in Sekunden die richtigen Schlüsse ziehen, er muss dutzende verschiedene Notszenarien nicht nur aus dem "Eff-Eff" beherrschen, er muss auch Gefahren antizipieren und Abläufe spontan und flexibel variieren können. In er Regel hat er dutzende verschiedene Möglichkeiten eine Krisensituation zu bewerten und darauf zu reagieren, meistens ist nur eine richtig, alle anderen führen nicht nur zum Verlust der Maschine sondern kosten auch hunderte Menschen das Leben.

         

        Wer so redet wie Sie und das Ernst meint, der hat schlicht und ergreifend keine Ahnung.

        • @cursed with a brain:

          "eine lange und umfangreiche Ausbildung."

           

          In der Tat ist es eine recht kurze Ausbildung, die nicht mal so lang ist wie die eines Maurers.

           

          "Ein Pilot muss das Flugzeug praktisch so gut kennen, wie die Ingenieure, die es entworfen und gebaut haben"

           

          Nein, das ist schlicht falsch. Das können Piloten ganz sicher nicht. Sie machen ein type-rating für das Muster und das ist sicher nicht auch nur annähernd der Kenntnisstand, den die Techniker (nicht die Ingenieure!) haben. Für alles relevante gibt es dann Handbücher.

           

          Und noch was zur Verantwortung: Klar, ist da - aber wenn sie dieser nicht nachkommen und alle tot sind, haben diejenigen, die nicht so viel Verantwortung tragen mussten (das Kabinenpersonal) davon auch nichts. Diese tragen also das zusätzliche Risiko, sich jemand anderem anvertrauen zu müssen.

          • @Liberal:

            Sie mögen sich ja in Zukunft nur noch von Maurern durch die Luft kutschieren lassen, die bei Problemen erstmal nach dem "richtigen" Handbuch suchen und in aller Ruhe "nachlesen", was denn jetzt wohl alles in Frage kommen könnte...

             

            Ich werde am Boden bleiben und die Sache von dort aus beobachten.

             

            Und wenn jemand vom Kabinenpersonal einen Fehler macht, stirbt ja niemand, nur wenn er Apfel- statt Orangensaft erhält, nicht wahr? Plädieren sie doch gleich dafür, dass Piloten eigentlich das Gehalt von Stewards gebührt und umgekehrt.

             

            Bei soviel fachfremder Borniertheit Ihrerseits ist jede weitere Diskussion leider vergebens.

          • @Liberal:

            Waren Sie überhaupt schon mal in einem Cockpit, während dort ein Problem zu lösen ist? Von wegen alles relevante steht in den Handbüchern.

             

            Was glauben Sie, stand in den Handbüchern des Flugzeugs, das Captain Sullenberger nach dem Ausfall beider Triebwerke auf dem Hudson landete, wie zu verfahren sei, außer "Gulp, äh..."?

             

            Ich war als Fluglotse auf einem Streckenerfahrungsflug dabei, als auf einem Flug von München nach Köln ein Triebwerk zu heiß wurde und durfte miterleben, wie die Crew die Ursache herausfand ohne auch nur ein einziges Mal in ein Handbuch zu schauen zu müssen, und das war faszinierend, mit welchem Wissen über die Technik des Flugzeugs, die Crew die Ursache fand und für eine Reparatur unmittelbar nach der Landung sorgte.

             

            Mein Respekt vor den Menschen, denen ich mein Leben anvertraue, wenn ich mitfliege, ist seither deutlich gestiegen, obwohl er vorher schon groß war.

            • @Iannis:

              Ihre Aufregung geht ins Leere. Ich habe in der Tat großen Respekt vor der Leistung von Piloten und ich habe auch seit Kindertagen viel Interesse an dieser Welt gehabt. Die Aussage, auf die ich mich bezog, war aber schlicht sachlich falsch.

              Natürlich gibt es für außerordentliche Ereignisse Handbücher und abnormal checklists. Wie so was abläuft, kann man hier bestaunen: https://youtu.be/rEf35NtlBLg

              Das soll die Leistung nicht kleinreden, aber es ist vollkommen, die Kenntnisse eines Piloten mit denen eines Technikers oder gar entwickelnden Ingenieurs gleichzusetzen. Solch ein Vergleich ist gut gemeint und ambitioniert, aber vollkommen übertrieben und einfach falsch.

    • @jan ü.:

      "Es streiken ja nicht mehr, denen es am dreckigsten geht, sondern die ohnehin am meisten bekommen und am wenigsten riskieren."

       

      Seit wann streikt denn das LH-Management und vor allem - GEGEN WEN?

    • @jan ü.:

      "…Das Lufthansa-Management wird übrigens nicht nur schamlos überbezahlt, es macht auch seit Jahren einen unglaublich schlechten Job.…"

      Sach ich doch!

      kurz - Ja nü… ja nö - …

      Ja wat denn nu?!

  • Leider liest man aktuell immer wieder die laienhafte Aussage, der Lufthansa-Vorstand habe sich 30% mehr Gehalt genehmigt, gönne aber den Piloten nichts.

     

    1. Ein Vorstand erhöht sich nicht selbst das Gehalt, sondern verhandelt darüber mit dem Aufsichtsrat, der hierbei mittelbar die Interessen der Gesellschaft und der Kapitalgeber (=Aktionäre) vertritt. Verkürzt gesagt: der Vorstand erhält das, was die Eigentümer meinen, was angemessen ist (im Rahmen des Aktienrechts und im Falle der Lufthansa noch im Rahmen des Corporate Governance Kodex).

     

    2. Der Vorstand wirtschaftet mit dem Geld der Eigentümer und hat u.a. die Aufgabe, angemessene (=wettbewerbsfähige)Personalkosten zu sichern, sonst macht er sich u.U. der Gesellschaft gegenüber schadenersatzpflichtig. Die Piloten der Lufthansa gehören weltweit im Vergleich zu den Gutverdienern mit Air France und KLM, deutlich über z.B. Emirates, SWISS, Air Berlin oder British Airways.

     

    3. Der Vorstand der Lufthansa besteht aus nur fünf Personen, wohingegen es um das Gehaltsgefüge für mehrere Tausend Piloten geht.

    • @Trango:

      1. Deshalb hat der Vorstand den Mitgliedern des Aufsichtsrates ja auch gleichzeitig eine "Anpassung" ihrer eigenen Vergütung vorgeschlagen, die in vielen Fällen sogar noch über 30% liegt. "Krähe" - "Auge" - "hacken", vervollständigen Sie den Satz alleine.

       

      2. Die LH hat allein im letzten Geschäftsjahr 5 Milliarden Gewinn gemacht. Dieser Gewinn wurde von der Belegschaft erwirtschaftet, sie hat ebenso ein Anrecht auf Teilhabe bei der Verteilung, wie Aktionäre, Aufsichtsrat und Vorstand. Wenn Management und Kontrolleure hingehen und sich selbst - nicht zum ersten Mal übrigens - prozentuale Gehaltszuwächse in mittlerer zweistelliger Höhe zuschustert, den Angestellten des Unternehmens aber mit lauen Floskeln a la "schwierige Zeiten", "Umbruchphase", "kein Geld für Gehaltserhöhungen" abspeisen will, dann gibt es für diese "Strategie" nur ein treffendes Wort: Ausbeutung.

       

      3. Das sind offenbar schon fünf Heuschrecken zuviel.

    • @Trango:

      Herzlichen Dank an die Lobby! - Bleibt die Frage warum der Vorstand mehrere Millionen im Jahr für einen offensichtlich sehr schlechten Job verdient (3,2 Millionen für Chef Spohr). Und warum er nicht mit gutem Beispiel vorangeht. Das wäre Teil einer professionellen Führungstrategie und würde auch dem Image der Firma dienen.

      • @jan ü.:

        Diese Frage sollte sich an Jene richten, die Aktien der Lufhansa halten. Denn es ist deren Entscheidung und auch deren angelegtes Kapital, aus dem die Vorstandsgehälter bezahlt werden.

  • "Denn schließlich streiken hier keine Hungerleider, sondern Topverdiener"

     

    Streiken ist kein Privileg der Armen, sondern aller angestellt arbeitender Menschen, genauso wie Flüchtlinge nicht arm sein müssen, um echte Flüchtlinge zu sein.

    • @nutzer:

      Naja, dank der Gesetzesänderungen der Groko, dürfen nicht mehr alle Streiken. Ich sage nur Bahnstreiks...

  • Das ist ja wohl die Höhe! Die Piloten sind eine der wenigen Arbeitnehmer in diesem Staat, die überhaupt noch streiken. Völlig unabhähngig davon, wie angemessen aus Sicht weniger oder mehr Verdienender die Forderungen erscheinen, bedürfen sie allein WEIL sie streiken Unterstützung. Und nicht noch Widerworte aus der letzten Ecke. Und by the way: who cares, daß ein Flug mal nicht geht? Das sind wirklich verdammte Luxusprobleme. Und daß Streik bei "der Bevölkerung" in ach so schlechtem Ansehen steht, liegt auch an der sehr einschlägigen Berichterstattung der letzten Jahre die bei jedem Streik berichtete, der Streik sei veranlaßt von völlig überzogenen Forderungen der Arbeitnehmer, die dafür auf wenig Verständnis in der Bevölkerung stoßen würden, die just durch den Streik so große Einschränkungen in Kauf... Nachtigall, ick hör Dir trapsen!

    • @karin:

      "who cares, daß ein Flug mal nicht geht? Das sind wirklich verdammte Luxusprobleme."

       

      Ich kann Ihnen sagen, wer "cares": tausende Normalverdiener, die auf immensen Kosten sitzen bleiben und in vielen Fällen entweder keinen Anspruch auf Schadenersatz haben oder aber viele Kostenpunkte nicht abgedeckt werden.

      Nicht jeder reist nur pauschal und nicht jeder will nur von Frankfurt nach München.

      Man muss schon ein sehr schiefes Weltbild haben, um diese Seite notorisch auszublenden.

      Es sind nicht immer nur die Unternehmen, die leiden und es sind nicht immer nur, wie oft verniedlichend ausgedrückt, "Unannehmlichkeiten" für die Passagiere.

      Hier kann es durchaus schnell mal geschehen, dass der Schaden 10% des Jahresverdienst und mehr ausmacht. Ist das dann auch noch alles richtig?

      • @Liberal:

        Das mag vielleicht in Uruguay so sein, hier in Europa ist es schlicht unwahr.

         

        Ab der fünften Stunde "Verspätung" haben Sie das Recht, ihr Ticket zurückzugeben und sich die Kosten in voller Höhe erstatten zu lassen. Damit befreien Sie aber auch die Airline von allen weiteren Verpflichtungen.

         

        Die Fluggesellschaft bzw. der Reiseveranstalter muss sich aber für die, die nicht zurücktreten wollen (oder können) um adäquaten Ersatz kümmern - auf eigene Kosten. Sie haben unter anderem grundsätzlich Anspruch auf eine Übernachtungsmöglichkeit und Verpflegung für die Dauer ihres zwangsweisen Aufenthaltes am Flughafen. Allerdings kann ihnen niemand die Zeit, die Sie investieren müssen, die Umstände und Unannehmlichkeiten, die mit Verspätungen, Umbuchungen, anderen Flugrouten und -zeiten verbunden sind, erstatten.

         

        Wenn Sie allerdings 10% Ihres Jahreseinkommens vom reibungslosen Ablauf eines Dienstleisters abhängig machen, sollten Sie sich wirklich mal überlegen, ob Sie tatsächlich alles richtig gemacht haben.

         

        "Normalen" Reisenden dürfte so etwas nicht passieren.

        • @cursed with a brain:

          Was Sie schreiben ist "schlicht unwahr":

           

          Als Individualreisender bin ich der "Reiseveranstalter", das heißt zum Beispiel, dass Hotelkosten vor Ort, weitere Buchungen etc. den Bach hinunter gehen. Da helfen mir auch ein paar Euro für Hotelübernachtungen am Abflugort und ein Butterbrot nicht viel.

          Im Übrigren: Wofür ich 10% meines Einkommens ausgebe, ist meine Sache und der Begriff des "richtig machens" hier total schräg und schlicht unverschämt gegenüber allen Geschädigten, die nicht in ihr 08/15-Raster passen. Ich fliege übrigens nur noch mit ausländischen Airlines (bevorzugt asiatische), bei denen Streiks sehr unwahrscheinlich sind.

          • @Liberal:

            Erstens sind Sie nicht darauf eingegangen, dass es sehr wohl breit gefächerte Rechte für Flugpassagiere in europa gibt. Wenn Sie die nicht nutzen oder nicht nutzen wollen, ist das Ihr Problem. Ihre Behauptung, man bleibe "auf allen Kosten sitzen" ist dennoch nicht nur schräg sondern dreist gelogen.

             

            Und dass Sie "nur noch mit ausländischen Airlines (bevorzugt asiatische)" fliegen, wundert mich nicht. Nur ein weiterer nützlicher Idiot.

             

            Sie unterstützen aktiv das System hochsubventionierter Fluggesellschaften. Wenn erstmal die nicht subventionierte Konkurrenz diesen Kampf verloren hat, werden auch Sie noch ein böses Erwachen erleben. Dann wird es aber zu spät sein.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    In meinem Unternehmen wird seit Jahren nur noch im Notfall mit LH geflogen. Viel zu teuer und vor allem wegen der ständigen Streiks viel zu unzuverlässig. Also macht nur so weiter.

  • "...Die meisten Menschen verstehen die Sparposition der Lufthansa-Manager. Glaubwürdiger wäre sie aber, wenn sie sich selbst daran hielten."

     

    So isset. Mehr gibt es dazu in der Tat nicht zu sagen.

    Einer - der mal diesen Zusammenhang auf Managementebene herstellte -

    War da - nach dreistem mobbing nicht lange.

    So geht das.

    (ps mir fällt dazu allerdings auch eine Verwaltung ein -

    Die sich den Luxus eines Senders leistet!;)

    • @Lowandorder:

      ist das auf links gedrehter neoliberalismus?

      alle müssen den Gürtel enger schnallen, und als linkes Sahnehäubchen die Forderung, die Manager bitteschön auch?

      • @nutzer:

        Nee nee - dies Mißverständnis -

        Grad eins der heftigsten Probleme!

        Die Schlagobers - zuerscht!

         

        Die gegenteilige Paradigmenumkehr hab ich gut "mitbekommen!"

        Mit 15/16 (=1960/61)- tönte ich -

        " da verdient jemand eine Milllion!"

        "Eine Million - verdient niemand!"

        Tönten die zwei älteren Herrn a Soffa - Pfeffersäcke zurück!

        Der eine mein Vater - der andere sein

        Venezuela-Freund - 3.Chef & x-facher Millijonär! Sie machtens mir klar! Ja!

        kurz - dieser heutige Mio-Hype a Management hat - mit der hier angesprochenen Konsequenz - zu einer Hirnerweichung asozial geführt -

        Die sich - mit Verlaub - aus Wirtschaftsliberalismus etc -

        mit welchem Zusatz auch immer - schlicht weder erklärt - noch gar rechtfertigt!

        Nutzt also ahl'ns nix!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Ich würde mal sagen, jeder Streik von abhängig Beschäftigten ist gut und nicht schlecht. Dass Arbeitgeber jeden Streik schlecht und nicht gut finden, liegt in der Natur der Sache. Und wie es sich mit der Verteilung des Reichtums in Deutschland verhält ist ja auch bekannt. Jeder der an einem kleinen oder größeren Rädchen dreht um diesem hässlichen Sachverhalt etwas entgegen zu setzen hat meinen Segen.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Nein, nicht jeder Streik ist gut. Die meisten Streiks sind nämlich eine gewaltige Belastung für einen Großteil der Bevölkerung. Aber das blenden die tapferen Gewerkschafter immer aus.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Von einer Gesellschaft in der Lohn so unverhältnissmäßig gezahlt wird profitiert natürlich das Kapital. Es heißt nicht etwa: die Streiken für Ihr Recht sonder die bekommen ja eh schon so viel.

        Soll ich vieleicht auf mein Angestelltengehalt verzichten weil der Monteur draußen noch weniger bekommt?

        Ist das wirklich die Art wie wir mit den Problemen des Systems umgehen sollen?

        Da kommen doch die Bonzen vor Lachen nicht in den Schlaf.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Da was dran zu ändern ist doch ganz einfach. Zur Bank gehen und ein entsprechendes Darlehen aufnehmen. Dann eine Firma gründen. Dann Leute einstellen. Und dann alles besser machen als die vielen Chefs die schlecht zahlen.

      • @Eiswein:

        Das kann doch wohl nur Satire sein? Wenn nicht, dann frage mich wieso jemand der Aufstocken muss, weil sein sog. "Chef" nicht mehr zahlen kann oder will, und sich völlig "durchsichtig" machen muss, um überhaupt Überleben zu dürfen. Wieso müsste dieser sog. "Chef" nicht auch alles dem Amt gegenüber offenlegen? Und viel interessanter wäre die Frage, wenn er nicht mehr zahlen kann, wie er behauptet, warum nicht. Oder sollen die Mitarbeiter für die Fehler seiner vielen sog. Chefs, mit Armutslöhnen, die Fehler kompensieren? Fehler wie zum Beispiel, falsche Finanzierung, falscher Standort, zu hohe Raumkosten, zu viele privat Entnahmen usw. Oder vielleicht sollte der sog. "Chef" vielleicht weniger einstellen, dafür aber einen Lohn zahlen, von dem man Leben und nicht nur Überleben kann oder muss in diesem Land. Warum geht es in den anderen reichen Ländern wie zum Beispiel in der Schweiz, da bekommt eine Raumpflegerin ca. 28 - 25 Schweizer Franken brutto die Stunde. Unter Berücksichtigung der höheren Lebenshaltungskosten von ca. 30% wären das auf Deutschland übertragen noch immer ca. 18 bis 21 € brutto die Stunde. Wohlbemerkt für eine Raumpflegerin? Was alle sog. Chefs vergessen, die Mitarbeiter sind auch gleichzeitig Kunden.

      • @Eiswein:

        Wow.... so einfach ist das. Toll das mal gesagt wurde. Gleich morgen geht's zu Bank!!!