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Kommentar LokführerstreikDie Ellbogen-Gewerkschaft

Kommentar von Richard Rother

Die nächste Runde im Bahnstreik steht an. Und wirft die Frage nach dem Staatsverständnis des Deutschen Beamtenbundes auf

Ein Lokführer und GDL-Mitglied am Stuttgarter Hauptbahnhof. Bild: dpa

A uf geht es zum großen Finale. So ist die erneute Streikankündigung der Lokführergewerkschaft GDL zu verstehen, kaum dass der bislang längste Ausstand bei der Deutschen Bahn beendet ist. Erstmals könnte die Ellbogen-Gewerkschaft auch an Feiertagen streiken.

Diese erneute Eskalation ist ein Schlag ins Gesicht von Millionen Bahnkunden und Arbeitnehmern, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten eines Unternehmens oder einer Branche einsetzen.

Denn der im Beamtenbund organisierten GDL – IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis bezeichnet sie bereits als „Spalterorganisation“ – geht es nicht um mehr Geld für Lokführer und andere. Es geht der kleinen Spartengewerkschaft darum, ihre Macht bei der Bahn auszudehnen – auf Kosten der größeren Gewerkschaft EVG, die dem DGB angehört.

Gleichzeitig möchte die GDL vor Inkrafttreten des Tarifeinheitsgesetzes, das die Große Koalition am Freitag im Bundestag beschließen will, tarifpolitische Pflöcke bei der bundeseigenen Bahn einschlagen – und so das Gesetz aushebeln. Insofern trägt der kommende Ausstand Züge eines politischen Streiks, und der ist in Deutschland eigentlich verboten.

Das wiederum wirft die Frage nach dem Staatsverständnis des Deutschen Beamtenbundes auf, der die GDL finanziell unterstützt. Er lehnt das Tarifeinheitsgesetz ab – und statt die GDL zu bremsen, gibt er ihr Rückendeckung.

Möchte er, dessen verbeamtete Mitglieder nicht streiken dürfen, ein ungeliebtes Gesetz durch den Ausstand der Lokführer infrage stellen lassen? Soll ein ganzes Land wochenlang stillstehen und ein bundeseigenes Unternehmen geschädigt werden, weil der Beamtenbund nicht auf einen Richterspruch aus Karlsruhe warten will, wenn er Zweifel am Willen des Gesetzgebers hat? Das wäre ja der normale Weg.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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77 Kommentare

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  • Was für ein Klops, Herr Rother. Warum soll eine Gewerkschaft auf einen Richterspruch aus Karlsruhe warten, wenn sie genausogut versuchen kann, ihre Macht einzusetzen, um ihre Ziele zu verfolgen, wie es sich für eine Gewerkschaft gehört?

    Karlsruhe ist nicht Gott und nieman sollte sich damit bescheiden, auf Karsruhe zu hoffen, solange er noch selbst kämpfen kann.

  • Liebe GDL- Lokführer,

    nun werdet endlich vernünftig, auch wenn Ihr in dieser Schlüsselposition seid, die früher und teilweise heute noch mit Verbeamtung gesichert wurde. Das ist doch nicht mehr nötig, auch wenn Ihr fast nen Tausender weniger monatlich bekommt, als die noch 5000 Lokführer- Beamten. Der Staat hat Euch vertraut und Ihr habt es missbraucht. Schämt Euch und schaut Euch um, anderen geht’s noch viel schlechter ! Und denkt bitte nicht nur an die zig enttäuschten Bahn-Kunden, sondern auch an die armen Lokführer-Beamten, die jetzt im Notbetrieb schuften müssen; wenn die so weiter machen, hamse nicht viel von ihrer Pension und streiken dürfen die auch nicht. So und jetzt Zähne zusammen beißen und auf den Führerstand !

    Die ersten Streikbrecher sollten das Bundesverdienstkreuz bekommen.

    Passt das so, Herr Rother ¿

  • Moin, wie wärs, wenn ihr mal die Rolle des Bahnvorstandes hinterfragt? Anstatt wie die anderen großen Tageszeitungen die Rolle der Wirtschaft übernehmt und auf Gewerkschaften einprügelt. Und euch vor allem in die Reihe der SPD Politiker einreiht, die soll ja mal eine Arbeitnehmerpartei gewesen sein.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Richard Rother schrieb in seinem Kommentar von der Ellbogen-Gesellschaft. Wie treffend seine Worte sind, zeigt sich im Agenblick in unzähligen Reaktionen auf meine Kommentare.

     

    Jetzt gehe ich erst einmal ko**en!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Tja, "Alle Räder stehen still...", wie eine alte linke Gewerkschaftsparole so schön sagt.

      Und: Was denn auch sonst? Welche Möglichkeit haben Arbeitnehmer sonst ihre tariflichen Angelegenheiten zu regeln, wenn nicht den Arbeitskampf?

      Wer dazu aufruft darauf zu verzichten, der plädiert für Lohndiktat und Entrechtung, also moderne Arbeitssklaverei: "Nix gegen Arbeiter, aber sie sollen gefälligst arbeiten", gell!

      Streiks, mein lieber Herr Leiberg, bricht niemand vom Zaun, weil er gerade mal Bock auf Putz machen hat. Und dass ein Streik nicht immer ohne Einschränkungen für Dritte abläuft, versteht sich von selbst.

      Das mag ärgerlich sein, aber man sollte sich halt schon mal überlegen wohin mit dem Ärger und nicht kopflos um sich schlagen, sonst kriegt man bloß selber die Jacke voll. "Viel Feind, viel Ehr" ist hier eher fehl am Platze.

      Also: Wo sitzt der eigentliche Verursacher? - Ich mein, schließlich ist es die Bahn AG die sich seit 8 Monaten weigert einen Tarifvertrag mit der GDL auszuhandeln. Und Schwerpunktforderung der GDL ist noch nicht mal die Kohle, sondern eine Begrenzung der Überstundenschinderei - auch eine moderne Form von Arbeitssklaverei.

      Also immer langsam mit den jungen Pferden!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Vergessen Sie dabei eines nicht: Kein Mensch lebt von Geld, aber alle werden vom Geld gelebt.

  • Wer sich aufregt das die GDL streickt und Leute die auf die Bahn angewiesen sind auf der Strecke bleiben sollte an eines denken:

     

    Die Bahn gehört zu 100% dem Staat. Es war eine bewusste politische Entscheidung Streicks in diesem Unternehmen zu ermöglichen. Sich Jetzt genau DARÜBER zu beschweren ist völlig Banane! Das solche Streicks kommen würden und Volkswirtschaftlichen Schaden anrichten sowie viele Leute persönlich schädigen würden musste doch jedem klar sein.

  • "Staatsverständnis"?! Das fragen Sie mal besser Merkel, Gabriel & Co.

  • Wasn heute los? Wieso lande ich beim googeln der TAZ auf der Site der BILD?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @LittleRedRooster:

      Zwei Tipps:

      Brille aufsetzen!

      Aufmerksam lesen!

       

      Wer sich dann noch bei der BILD-Zeitung wähnt, sollte die Gründe bei sich selbst und seiner Wahrnehmungsfähigkeit suchen!

  • - GDL beendet Streik.

     

    - Bahn: „Wir teilen Ihnen deshalb mit, dass wir keine weiteren Verhandlungen außerhalb eines Schlichtungsverfahrens führen werden.“

     

    - GDL fängt wieder an zu streiken.

     

    Ja logisch.

     

    Zum Ziel der GDL: „Die GDL kämpft dafür, dass das Zugpersonal angemessen entlohnt wird, egal bei welcher Bahn es beschäftigt ist. Maßgeblich ist dabei das Niveau des Flächentarifvertrags für Lokomotivführer BuRa-LfTV.“

     

    Kurz: Alle bei der Bahn sollten so viel verdienen wie die Lokführer. → http://www.gdl.de/Positionen/Startseite

     

    Das gilt nicht nur für die Lokführer, sondern für alle.

     

    Dass Lokführer mit Schaffnern solidarisch sind ist vermutlich der wirkliche Grund für die Sturheit der Bahn: Solidarische Beschäftigte. Das wäre ein Präzedenzfall, durch den Panik ausbricht.

    • @Arne Babenhauserheide:

      "Alle bei der Bahn sollten so viel verdienen wie die Lokführer."

      Der gleiche Tarifvertrag heißt nicht das gleiche Geld. Dieser setzt einen Ecklohn fest und darin enthaltene Lohngruppen.

      Kennen Sie die Bedeutung von "maßgeblich" ?

    • @Arne Babenhauserheide:

      Ihnen ist schon klar, dass die allermeisten Bahnangestellten NICHT zum Zugpersonal gehören, oder? Die Solidarität der GDL geht genau so weit, wie die Macht der unersetzbaren Lokführer sie trägt. Dann ist Ende mit solidarischen Beschäftigten, und der Rest kann sehen, wo er - ohne die Unterstützung der Lokführer - bleibt. das hat letzztzlich gar nichts mit Solidarität zu tun sonmdern mit der optimalen Nutzung von Machtpotenzialen, insbesondere der Hebelwirkung der Wenigen, die den ganzen Betrieb für Viele lahmlegen können.

      • @Normalo:

        ..."optimale Nutzung von Machtpotenzialen"...

        Vollkommen richtig erkannt - und vollkommen richtig angewandt!

        Das machen wir von den DGB-Gewerkschaften schon seit Jahrzehnten! Was denn auch sonst?

  • Hier hat sich ein Bewerbungsschreiben für die WIRTSCHAFTSWOCHE in die TAZ verirrt

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Erstaunlich, wie sehr sich hier die GESINNUNGSETHIK breit gemacht hat. Wie der Allerwertestete der Kanzlerin beim Aussitzen von Problemen.

     

    Bewertungen und Meinungen werden darauf reduziert, WER welche Handlungen vornimmt. Und dabei gilt: Was das eigene Lager macht, ist richtig. Wehe, jemand wagt es, daran Kritik zu üben. Gleich wird ihm ein "Rechts" Button angesteckt.

     

    Die Handlungen der GDL samt deren Auswirkungen auf unbeteiligte Bürger, die sich keinen eigenen PKW leisten können, werden ausgeblendet. Getreu dem Motto: Was ficht es mich als Vertreter der reinen Lehre an?

     

    Ob sich GDL und Gesinnungsfreunde in Menschen hineinversetzen können, wie es jemandem mit diesen unsäglichen Streiks geht, der an der Armutsgrenze lebt und auf Bus und Bahn angewiesen ist?

     

    Oh, was erwarte ich denn da Unmögliches? Wer nur das große Ganze (oder das, was er dafür hält) im Auge hat, für den muss dies eine zu vernachlässigende Marginalie sein.

     

    Gewerkschaften 2015: kurzsichtige Apologeten des eigenen Suppentellers, deren Blick am Tellerrand beendet ist. Für HABENICHTSE nur zum Ko**en!!!

     

    "Machen Sie sich nicht so groß, so klein sind Sie nicht!" (Karl Kraus, der Echte)

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Ob sich GDL und Gesinnungsfreunde in Menschen hineinversetzen können, wie es jemandem mit diesen unsäglichen Streiks geht, der an der Armutsgrenze lebt und auf Bus und Bahn angewiesen ist?"

       

      Offenbar eher wie Sie!

      Menschen, die in Armut leben, haben nicht das Geld, um Bahn zu fahren. Die gehen zu Fuß oder nehmen das Fahrrad. (Oder fahren schwarz, dann können die es aber auch ertragen, wenn mal der Zug so kommt, wie es ihrer Bezahlung für diese Leistung entspricht.)

      Und Menschen, die auf den Bus angewiesen sind, ist der Streik der GdL ziemlich egal. Sie scheinen nicht einmal zu wissen, wo der Unterschied zwischen einer Lokomotive und einem Bus ist. So selten nehmen Sie was anderes als ihr eigenes Auto.

       

      Schlimm, das!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Was soll dieses unreflektierte Herumgeschwalle? In welcher Welt leben Sie denn? Armenverspottung an Stelle von Einfühlungsvermögen?

         

        Ich habe keinen eigenen PKW, weil ich mir keinen leisten kann.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Dann erklären Sie doch einfach mal anhand Ihres Beispiels, inwiefern Sie von dem GdL-Streik belastet sind.

          Ich lebe von relativ wenig Geld idR im Monat (ca.300 € inkl. Kosten wie Strom und Wasser) und fühle mich durch den Streik überhaupt nicht beeinträchtigt.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Age Krüger:

            Dass Sie sich vom GDLer Streik nicht beeinträchtigt fühlen, deutet darauf hin, dass Ihre Lebensumstände offenbar andere sind als meine. Diese habe ich in meiner gestrigen Erwiderung an @warum-denkt-keiner.nach? (20:15) dargelegt und können dort jederzeit nachgelesen werden.

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Sie sind hier arg vehement in die Diskussion eingestiegen und haben dann doch nur aggressiv-trollige Betroffenheitsprosa abgeliefert. Kommt da noch was zur Sache, auf das es sich zu warten lohnt, oder verläuft das jetzt so im Sande?

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @889 (Profil gelöscht):

            Ihre abfällige Bemerkung inklusive rhetorischer Frage beantwortet sich selbst. Statt zu warten, suchen Sie sich besser einen Freizeitanimateur und Bespaßer ... oder besser noch: bespaßen Sie sich selbst.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Wieso sind die Mitglieder der GdL ihrer Meinung nach verpflichtet, das große Ganze im Blick zu behalten? Wieso müssen ausgerechnet Leute mit etwas über 2000€ Brutto Abstriche bei ihren Forderungen machen, damit keine Unbeteiligten leiden?

      Wieso lenkt nicht die Bahn ein, und gibt den Forderungen der GdL so weit nach, dass es zu keinen Streiks mehr kommt? Warum sind ihrer Meinung nach die Lokführer zum Einlenken verpflichtet, die Bahn aber nicht?

       

      Der einfache Arbeitnehmer ist also ihrer Meinung nach zum Verzicht auf Streiks moralisch verpflichtet, sofern sein Job gesellschaftliche Relevanz hat. Interessant... Besagte Arbeitnehmer haben also auch in Zukunft ohne zu Murren unter schlechten Bedingungen für wenig Geld zu ackern. Ich denke, da verlangen ausgerechnet Sie einiges an Altruismus. Ob Sie den auch aufbringen würden, wenn Sie selber betroffen wären?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @628 (Profil gelöscht):

        In Ihrer Blindwütigkeit der besagte Schuss in den Ofen! Ich lebe von einem monatlichen Einkommen von 740 €. Armen- und Altenbashing: ist das jetzt auch LINKS ... oder nur LINKISCH?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          In solchen Fällen empfehle ich dann immer Bahnaktien!

        • 6G
          628 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Sie müssten mir nur noch verraten, wo ich Armenbashing betrieben habe... Ich neige nämlich eigentlich nicht dazu, mich selbst zu bashen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @628 (Profil gelöscht):

            Lesen hilft!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Nette Idee, schon mal von vorn herein den Standpunkt anderer als "GESINNUNGSETHIK" (wohlgemerkt geschrien) zu diffamieren. So kann man Widerspruch natürlich auch versuchen zu ersticken.

       

      Damit verdecken Sie allerdings nur schlecht, dass Ihre Argumentation jeglichen Streik unmöglich machen würde, da eigentlich immer Unbeteiligte betroffen sind.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Offenbar scheint auch hier die große Verwirrung ausgebrochen sein, wenn Ursache und Wirkung nicht mehr auseinander gehalten werden können.

         

        Zum Inhaltlichen: ich kritisierte, dass Kritik an der GDL automatisch zur Denunziation der Kritiker genutzt wird, indem die Keule der Rechtslastigkeit oder Gewerkschaftsfeindlichkeit vehement geschwungen wird. Für einen Linken starker Tobak. Was links und rechts für mich bedeuten, entscheide ich schon gerne selbst.

         

        Dass der Begriff "Gesinnungsethik" diffamierend sei, ist ebenso neu wie abenteuerlich. Ich empfehle hier eine sorgfältige Recherche zu diesem Begriff und dem der "Verantwortungsethik" sowie ANSCHLIESSENDER Äüsserung. Beide entstammen übrigens nicht meiner Feder, sondern der eines anderen klugen Kopfes, der ebenfalls wußte, wovon er schrieb.

         

        Ich verdecke im Übrigen gar nichts, sondern mache deutlich, wie sehr ich als unter der Armutsgrenze lebender Bahnnutzer von den Streiks genervt bin. Solange es Meinungsfreiheit gibt, mein gutes Recht.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          So wie Sie den Begriff „Gesinnungsethik“ an den Anfang Ihres Beitrages gesetzt haben, um Beiträge „pro“ GDL als ideologisch gefärbt darzustellen, kann man das durchaus als Diffamierung verstehen. Besonders, wenn Sie den Begriff in Großbuchstaben schreiben, was im www allgemein als schreien gedeutet wird.

           

          Im Übrigen ist es schwer zu verstehen, warum Sie immer wieder Ihre Armut unterstreichen. Denn natürlich sind auch Bahnnutzer mit höherem Einkommen betroffen und genervt. Geschimpft wird dann bevorzugt auf die GDL. Dabei sind die Bahn und ihr Besitzer (Bundesregierung) mindestens genauso Schuld an der ständigen Streikerei. Durch ihren Gesetzentwurf zur Aushebelung des Streikrechts hat die Bundesregierung die Situation sogar (mit Absicht?) zugespitzt, weil die Bahn sich ermutigt fühlte, von früheren Zusagen wieder abzurücken. Und weil die Bahn dem Staat gehört, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Stimmung gemacht werden soll, Arbeitnehmerrechte weiter einzuschränken.

           

          Und da sind wir wieder bei der Armut. Nur starke Gewerkschaften sind in der Lage, gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Statt also auf die „böse“ GDL zu schimpfen, sollten Sie sich engagieren und auf die Entstehung einer ähnlich starken Vereinigung drängen, die für Sie ein gerechtes Einkommen durchsetzt. Ihre Einstellung nützt nur den Reichen in D, die den Hals nicht voll genug bekommen können. So lange sich die „Unten“ streiten, können die „Oben“ ruhig schlafen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Noch ein Nachtrag zum Thema Armut: lesen Sie einmal folgende Bemerkung eines Age Krüger: "Menschen, die in Armut leben, haben nicht das Geld, um Bahn zu fahren."

             

            Ein Vortrag in allerbester Tradition des gegenwärtigen Neo-Liberalismus, der mir etwas über meinen Lebensalltag (vor)schreibt. Welche Unkenntnis und mangelnde Sensibilitität sprechen aus diesen Worten!

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Die Bemerkung von Age Krüger fand ich auch etwas merkwürdig.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Man kann immer alles so verstehen, wie man es will. Immer. Auch im vorliegenden Fall. Man kann auch etwas als Diffamierung verstehn. Selbst dann, wenn es von mir niemals so gemeint war. Die Benutzung von Großbuchstaben ist für mich eine Hervorhebung, nichts weiter als eine Hervorhebung. Dass Andere dies als "schreien" deuten, höre ich heute zum ersten Mal.

             

            Wohl denen, die mit Fehlern, Irrtümern und Informationsdefiziten Anderer umgehen können, ohne gleich etwas zu unterstellen, was nicht zutrifft.

             

            Ich weiß nicht, wie es Ihnen ginge, wenn Sie ständig angepi**t würden. Ich werde dann dünnhäutig, ein "Makel", das man sich hier offenbar nicht leisten kann und darf. Weshalb andere schimpfen, liegt im Übrigen nicht in meiner Verantwortung. Ich mache es aus eigenen Motiven, die ich für nachvollziehbar halte.

             

            Wenn Sie andere Beiträge lesen, werden Sie vielleicht verstehen, weshalb ich meine Armut betone. Bei einem Bahnstreik hat dies etwa zur Folge, dass ich als chronisch kranker Mensch wichtige medizinische Leistungen NICHT erhalten kann, weil diese an meinem Wohnort auf dem flachen Land nicht angeboten werden.

            Als Stadt- oder Grossstadtbewohner muss man sich darüber keine Gedanken machen, hier schon.

             

            Für mich ist NICHT entscheidend, dass es starke Gewerkschaften gibt, sondern WIE starke Gewerkschaften handeln. Dass Sie stark sind, besagt für sich allein rein gar nichts. Eine Formfrage gegenüber einer inhaltlichen Frage.

             

            Ich leiste mir zudem den Luxus, darauf zu schauen, ob mir dieses Handeln NUTZT oder SCHADET - wie im Fall der GDLer. Was das Streiten angeht: dazu gehören bekanntermaßen mindestens zwei.

             

            Ein Glück, dass hier in diesem kleinen gallischen Dorf die Welt für die Vertreter der reinen Lehre noch in Ordnung ist, während draußen alles zusammenbricht!

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Wenn Sie sowieso wie auch ich auf dem flachen Land wohnen, dann wird Ihnen schon aufgefallen sein, dass das, was die wohl auch von Ihnen gewählten Vertreter der Kommune als ÖPNV hier bezeichnen eine ziemliche Unverschämtheit ist.

              Ich muss auch für zwei Fachärtze eigentlich den Zug in die nächste Stadt nehmen. Und der fährt auch noch, wenn auch nur alle zwei Stunden. Ansonsten kann ich auch mit viel Umsteigen den Bus nehmen.

               

              Ja, es ist richtig. Man muss sich tatsächlich die Mühe machen und mal hier im Internet die Fahrpläne lesen, aber das muss man auf dem Land sowieso oder wenn Sie meinen, man könne hier auch wie in der Stadt einfach losgehen und alle 10 Minuten fährt ein Bus, dann stehen Sie evtl. die ganzen Sommerferien an der Haltestelle.

              Machen Sie doch nicht die GdL dafür verantwortlich, dass Sie in einem Land wohnen, dem öffentlich Versorgung egal ist.

              Btw:

              Glücklicherweise denken viele wie Sie und suchen erst gar keine Verbindungen mehr, sondern glauben, es fährt tatsächlich NIX mehr. Ich habe selten in einem so schön leeren Zug gesessen wie vor kurzem während des letzten Bahnstreiks.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Age Krüger:

                Sie hätten sich nicht so viel Mühe geben müssen, um mir Ihre Überzeugung nahe zu bringen, dass nur eine einzige Wahrheit existiert, die richtig ist: Ihre..

                 

                Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich die GDL als Prügelknaben für all meine gesammelte Kritik genommen hätte. Selbst wenn sie sich, besonders in Person von Herrn Weselsky als Projektionsfläche dafür geradezu prädestiniert, kritisiere ich stets und gerne auch anderswo, wo es mir für notwendig erscheint. Lesen Sie in stiller Stunde mal meine Kommentare zu BND/NSA, sexuellem Missbrauch, deutsche NS-Vergangenheit und AfD.

                 

                Wenn es wieder Anlass zu Kritik an öffentlicher Versorgung gibt, werden Sie meine Ausführungen finden.

                 

                VIVE LA DIFFERENCE!!!

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Das Sie so persönlich betroffen sind, macht Ihren Ärger natürlich nachvollziehbar. Allerdings sehe ich die Lösung nicht darin, bestimmten Bevölkerungsgruppen zu verbieten, für ihre Rechte einzutreten. Eher sollte der Staat in solchen Notfällen Abhilfe schaffen.

               

              PS: Das mit den Großbuchstaben steht in vielen Beiträgen zum Thema "Netiquette". Deshalb habe ich fälschlicher Weise angenommen, dass Sie "schreien". Dies tut mir leid.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Nochmals: ich möchte - und kann (mangels Macht) - niemandem etwas verbieten, auch der GDL nicht. Bei den für mich weitreichenden persönlichen Folgen des Streiks kann ich beim besten Willen nicht so gelassen diskutieren wie bei Themen, zu denen ich eine grössere innere und äussere Distanz habe.

                 

                Sieben Streiks der GDL habe ich toleriert, beim achten schwoll mir der Kamm, beim angedrohten neunten war das Ende der Fahnenstange erreicht. Hardcorekritiker der Gewerkschaften lassen sich da weitaus weniger Zeit.

                 

                Danke übrigens für Ihren Hinweis zur "Netikette", dem ich gerne nachgehen werde. Und einen zweiten Dank, dass Sie mir den Boden für einen Austausch bereitet haben.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Sie werden noch zum Apologeten ihrer eigenen Meinung. Und dann?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ohne diese weichgespülten SPD-DGB-Gewerkschaften hätten wir ja heute hier gar nicht so viele Leute an der Armutsgrenze, die auf die Bahn angewiesen sind, um von A nach B zu kommen. Von dieser Kundengruppe wollte sich die Bahn im Zuge der schwachsinnigen Börsenpläne eines Herrn Mehdorn doch als erstes ganz schnell abkoppeln. Seither ist Bahnfahren im Vergleich ja eher ungünstiger und unattraktiver geworden. An den berechtigten Forderungen einer GDL lag das ganz sicher nicht, hat aber seinerzeit nicht weiter aufgeregt.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Danke für Ihre ungewollte Bestätigung meiner Ausführungen.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Gewerkschaften sind nunmal einzig und allein dazu da, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten. Kleine Gewerkschaften sind näher dran an ihren Mitgliedern und deren Interessenlage. Man mag sie "Apologeten des eigenen Suppentellers" nennen, aber ist das nicht banal und eher ein ungewolltes Kompliment an die GDL?

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Rainer B.:

            Grosser Irrtum! Wo steht denn das geschrieben? Vor etwa zwanzig Jahren gab es gewerkschaftlich orientierte Arbeitslosengruppen, in denen ich gearbeitet habe. Damals traf das Bild des eigenen Tellerrands nicht zu, jedenfalls nicht in der Form wie heute.

             

            Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie sich Ihre GDLaffine Argumentation mit SOLIDARITÄT gegenüber Alten, Armen und sozial Schwachen verträgt? Da war doch mal was ....

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Das ergibt sich indirekt aus dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Da stehen auch so wunderbare Sätze drin wie:

              "Die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat soll sich in gegenseitiger Ehrlichkeit und Offenheit vollziehen."

              Was die Solidarität angeht, kann sie nicht funktionieren, wenn sie nach Bedarf als Einbahnstraße gedacht wird.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Rainer B.:

                Offenbar haben wir unter der gleichen Überschrift verschiedene Unterthemen. Wie da eine Verständigung möglich sein woll, weiß ich nicht.

                 

                Ich passe.

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Hab nur brav ihre Fragen beantwortet - nix hier mit Unterthemen.

  • Wer nicht Arbeiter ist, sollte auch nicht über Arbeiterangelegenheiten schreiben.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Genau!

       

      Und wer kein Tier ist, sollte nicht über Tierschutz schreiben, wer nicht bei der Polizei ist, nicht über gewalttätige Polizisten, wer nicht drogenabhängig über Drogen, wer nicht kriminell ist, über ...

       

      Super Idee!

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Zumindest sollte derjenige beweisen können, daß er versteht, worüber er da schreibt. Reines Angepisstsein reicht nicht aus.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          Äußerst interessant! Und wer entscheidet, ob jemand etwas versteht??? Ein neu zu gründendes "Komitee Kurt Mielke"? Ein dünnes Eis, auf dem Sie sich da bewegen.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Das ist hier offensichtlich. So wie auch offensichtlich ist, wenn einer zum allerersten mal Auto fährt: Für jeden erkennbar, der selber weiß, wie man fährt. Da braucht es keinen Mielke.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Wenn ich schon ERICH Mielke mit dem Namen eines früheren Nachbarn verwechsle, so bedeutet dies: höchste Zeit, ins Bett zu gehen oder sich anderweitig zu entspannen. Die Konotation meines Kommentars bleibt von diesem Lapsus (sorry Kurt!) indes unberührt.

  • Bis 30 auf der Uni, seither bei der TAZ.

     

    So jemand weiß doch gar nicht, worüber er schreibt, wenn es um Arbeit geht.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Wie kommst du denn darauf, dass Herr Rother bis 30 an der Uni war?

  • "Die Ellbogen-Gewerkschaft"

     

    Ja Gewitter & die Axt nochmal -

    Setzt mal euren uralt-Grünen-Hut

    Mit müffeliger Krempe endlich ab -

    Und zieht die Lederjacke an -

    Lest Pierre Boutdieu -

    Gegenfeuer 1&2

    Und legt Hirn&Herz in die Weiche!!

     

    Ne - Gewerkschaft ohne Ellbogen -

    IST KEINE. PUNKT

    &ENDE IM GELÄNDE.

  • Der Versuch der großen Koalition, dem DGB ein de facto Gewerkschaftsmonopol (denn eine Gewerkschaft ohne die Möglichkeit, Tarifverträge zu erstreiten, ist keine wirkliche Gewerkschaft) zu verschaffen, macht aus dem Streik der GDL noch lange keinen politischen Streik.

     

    Dennoch: Spartengewerkschaften wie die GDL zerstören die Solidarität der Arbeitnehmer, in dem sie ihre Schlüsselpositionen ausnutzen, um nur für sich und nicht für alle Beschäftigten das Maximum herauszuholen. Das kann man z.B. sehr gut in den Krankenhäusern sehen, wo die Erfolge des Marburger Bundes auch auf dem Rücken der Pflegekräfte und des Hauswirtschaftspersonals errungen wurden.

     

    Nur: Das ist kein rechtliches Problem, sondern vor allem auch ein Problem der DGB-Gewerkschaften, von denen sich viele nicht mehr hinreichend vertreten gesehen haben.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @arunto:

      "Dennoch: Spartengewerkschaften wie die GDL zerstören die Solidarität der Arbeitnehmer, in dem sie ihre Schlüsselpositionen ausnutzen, um nur für sich und nicht für alle Beschäftigten das Maximum herauszuholen."

       

      Das stimmt bei der GDL nur sehr bedingt. Sie will ja auch Tarifverträge für andere Berufsgruppen abschließen, nicht nur für Lokführer.

      Und ich muss sagen: Wenn ich bei der Bahn arbeiten würde, würde ich auf einer Alternative zur EVG bestehen, angesichts des Verrats, den diese an der eigenen Mitgliedschaft über Jahre hinweg begangen hat.

      Es mag sein, dass die EVG inzwischen halbwegs zur Besinnung gekommen ist und wieder vernünftige Forderungen stellt. Doch diesen Prozess hat dann die Konkurrenzgewerkschaft GDL eingeleitet. Woran man erkennt, dass auch Konkurrenz unter Gewerkschaften sinnvoll und notwendig sein kann, damit nicht ein lahmer und korrupter Haufen das Ruder übernimmt und dauerhaft die Interessen der Arbeitnehmerschaft verrät.

  • Die zentrale Forderung der GDL ist es doch, für die eigenen Mitglieder auch eigene Tarifverträge abzuschließen zu können, die andere (natürlich höhere) Tarife beinhalten.

    Nun die knifflige Frage: Wenn daraufhin der eine Kollege für die gleiche Arbeit besser entlohnt wird, als der andere, und zwar nur, weil er einer anderen Gewerkschaft angehört: Wer ist dann für diese Spaltung der Belegschaft verantwortlich? Naja, ich weiß schon. Zu schwierig!

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Auch auf die Gefahr hin, mich gegen die hier versammelte geballte vorrevolutionäre Menge zu stellen: Dieser Streik taugt nicht als Exempel "aufrechte Arbeiterschaft gegen gierigen Großkonzern".

    Das Muster wurde von Cockpit vorgegeben und heißt: Ihr seid zwar wenig, aber ihr habt den großen Hebel. Fordert was ihr für notwendig haltet, und nehmt möglichst viele zahlende Kunden dabei als Geisel, weil die können sich ja eh nivht wehren (Hauptsache, sie zahlen, die Deppen).

    Ich überlege jedenfalls, wieder mit dem Auto zu fahren.

    Irgendwann wird meine Strecke dann vielleicht endlich vom Metronom bedient und ich zahle meine monatlichen 130,- (!) nicht ganz für die Tonne. Und dann haben die Lokführer mit Veolia auch endlich einen ebenbürtigen Gegner!

  • Noch vorige Woche erklärte Herr Weselsky nach Gutherrenart: „Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient…“. Nach den Vorstellungen des „Gutsherren“ Weselsky hat die Pause jetzt lang genug gedauert – weiter geht’s!

     

    Wie kommt er selbst eigentlich im Land herum, um die Streikenden aufzumuntern? Ach ja richtig, er hat ja Auto mit Chauffeur, er ist nicht auf die Bahn angewiesen!

     

    Ich fürchte, Herr Weselsky begreift gar nicht, dass er sich, seinen Gewerkschaftsmitgliedern und allen anderen Bahnmitarbeitern den Ast absägt, auf dem sie allesamt sitzen.

    Denn das Geld, das sie verdienen, stammt letztendlich von den Bahnkunden. Wenn die gezwungenermaßen abwandern, wer soll dann für die (wahrscheinlich) immer weiter steigenden Lohnforderungen aufkommen? Denn nicht alle werden später wieder zurückkommen!

  • Geil, ein Gastbeitrag aus der "Welt".

    • @Karl Kraus:

      Meinen Sie? Ein Beitrag aus der "Welt"? Ich wüsste wirklich gern, in welchem Elfenbeinturm Richard Rother zu Hause ist. Da, nämlich, würde ich auch gern einziehen. Die Welt, in der ich lebe, hat selbst das Private zum Politikum erklärt. Und wo Politik gemacht werden kann, indem man NICHT streikt (und statt dessen lieber in brasilianischen Puffs hospitiert), ist ja wohl zwangsläufig jeder Streik ein politischer, egal, was die Gesetze dazu sagen.

  • Interessant, wie der Autor die Dinge auf den Kopf stellt.

     

    Seit wann ist es denn einer Gewerkschaft verboten, für ihre Mitglieder einzutreten? Und die GDL spaltet? Ist es nicht eher so, dass die EVG Jahrzehnte lang zu allem ja und Amen gesagt hat, was der Bahnvorstand an Grausamkeiten für die Mitarbeiter vorgelegt hat und ihr deshalb die Mitglieder Richtung GDL davon laufen? Und ist es nicht eher die Regierung, die per Gesetz einen seit Jahren andauernden Tarifkonflikt -es ist ja eigentlich ein Streik, der nur immer wieder unterbrochen wurde- versucht abzuwürgen?

     

    Jeder, der bei uns britische Verhältnisse verhindern will, sollte die GDL unterstützen. Sonst haben wir auch bald machtlose Gewerkschaften und einen drastischen Rückgang des Lebensstandards der Bevölkerungsmehrheit.

  • Nach der Logik des Bahnvorstandes darf die GDL für Strecken-Lokführer verhandeln, aber für Rangier-Lokführer nicht. Die Bahn gibt damit eine selten dummdreiste Spaltung der Lokführer auf zwei Lager vor und die Blümchen-Gewerkschaften, bei denen ohnehin nur noch Braunkohle im Hirn glimmt, haben nichts besseres zu tun als die GDL eine "Spalterorganisation" zu schimpfen.

    'Divide et impera' ist doch der immer selbe uralte Hut und den Hütchenspielern vom Bahnvorstand wird auch in hundert Jahren nichts Gescheiteres mehr einfallen. Wozu auch - solange das Gros der Bahnbeschäftigten sich mit glitzernden Glasperlen abspeisen läßt? Sie halten mittlerweile ihren eigenen Schwachmatismus für eine hohe politische Kunst. Insofern hat Herr Rother sogar recht, wenn er die Politik ins Spiel bringt. Es ist allein der Bahnvorstand, der hier seinen letzten politischen Streik gibt - nicht die GDL. Kommt nur wie falsch bestellt rüber. Und siehe da - sofort reiben sich die Großkotzalitionäre einmal mehr ihre eiskalten schwieligen Arbeiterverräterpranken.

  • Letztendlich geht es doch wohl auch um die Existenz und Existenzfrage der GDL.

     

    Die DB als halb-staatlicher Konzern läßt ein Gesetz durchbringen, was man wohl als verfassungswidrig (GG Art. 9.3) einstufen könnte, um den Einfluß der GDL im DB-Konzern zu schwächen.

  • Was für ein miserabler Kommentar.

    "Diese erneute Eskalation ist ein Schlag ins Gesicht von Millionen Bahnkunden und Arbeitnehmern, die sich für bessere Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten eines Unternehmens oder einer Branche einsetzen." Seit wann setzen sich Millionen von Bahnkunden für bessere Arbeitsbedingungen ein?Geht's noch dümmer?

    Der Herr Rother scheint ungefähr so sympathisch zu sein wie der Herr Beise von der SZ.

    • @GvG:

      Rechtswende der TAZ? Wenn man diesen Kommentar liest, kann man den Eindruck bekommen.

       

      Wo leben wir eigentlich, dass wir uns über einen Arbeitskampf (den es in Deutschland eh recht selten erleben) so verreissen. Das kennen wir gar nicht mehr in dieser von Agenda 2010 und merkelschem Mief versifften Republik, dass eine Gewerkschaft mal klare Kante zeigt.

       

      Der Arbeitskampf ist nicht nur legitim, sondern dringend nötig. Und sei es nur, das die weichgespülten DGB-Gewerkschaften mal darüber nachdenken, ob es richtig ist, jeden Mist der Arbeitgeber abzunicken.

       

      Anders herum wird ein Schuh daraus: die Bahn eskaliert die Situation, in dem sie lieber zigfach höheren Kosten eines Streiks in Kauf nimmt, als den Foderungen der GDL nachzugeben.

      • 6G
        628 (Profil gelöscht)
        @John Doe:

        "Rechtswende der TAZ? Wenn man diesen Kommentar liest, kann man den Eindruck bekommen."

         

        In der taz wurden vor einigen Jahren auch mal Studiengebühren als 'emanzipatorisches Projekt' bezeichnet. Das war fast noch alberner als dieser Kommentar. Derlei ist für diese Zeitung also nicht untypisch, auch wenn solche Ausfälle glücklicherweise eher selten stattfinden...

  • "Insofern trägt der kommende Ausstand Züge eines politischen Streiks, und der ist in Deutschland eigentlich verboten."

     

    Das ist aber "eigentlich" auch Quatsch. Abgesehen davon, dass sie dennoch legitim sein können, sollte der Autor mal das Gesetz nennen, was einen politischen Streik wirklich verbieten würde.

    • @Age Krüger:

      Dafür gibt es natürlich kein Gesetz. Es zieht arbeitsrechtliche Folgen nach sich, weil arbeitsrechtlich die Arbeitsverweigerung für ein nicht legitimes Streikziel eine Kündigungsgrund darstellt.

       

      Legitimes Streikziel ist die Verbesserung der EIGENEN Arbeitsbedingungen. Kein legitimes Streikziel ist die Verbesserung fremder Arbeitsbedingungen, der Sturz der Regierung, die Abschaffung der Sommerzeit etc.etc.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Zumal der Streik nur insoweit politisch ist, als die Politik versucht, in die Tarifautonomie reinzuregieren...

  • Warum sollen politische Streiks denn illegal sein? Und wenn sie es sind, warum sollte es sich nicht lohnen, unter Anderem auch mit Streiks für ihre Legalisierung zu kämpfen? Sollten, nach langen Jahren neoliberaler Politik, Gewerkschaften nicht auch das Recht haben, zu diesem Mittel des Widerstands gegen politische Entscheidungen zu greifen? Warum sollten sie ausschließlich für konkrete Tarifverträge streiten dürfen?

     

    In einigen europäischen Ländern hat es in den vergangenen Jahren Generalstreiks gegeben, allen voran in Griechenland. Was sind Generalstreiks denn anderes als politische Streiks? Und müssen wir wirklich bei ALLEN zweifelhaften Entscheidungen der Politik immerzu brav auf einen Richter warten? Wie steht es mit zivilem Ungehorsam? Die Kombination aus Streik und Klage in Karlsruhe ist mit Sicherheit effektiver als nur eines von beidem.

     

    Sicherlich geht es der GDL auch um ihre Macht. Gleichzeitig ist ihre Konkurrenz bei der Bahn aber auch eine vergleichsweise handzahme, arbeitgeberfreundliche Gewerkschaft. So eindeutig wie in diesem Kommentar ist die Realität also nicht.

     

    Wenn die Unterstützung des Deutschen Beamtenbundes für die GDL also die Frage nach dessen Staatsverständnis stellt, dann stellt dieser Artikel die Frage nach dem Demokratieverständnis des Autors :-)

    • @Smaragd:

      Es gab mal eine Zeit in der alle Streiks illegal waren. Dann wurde erstritten, dass die meisten Streiks legal sind. Aber sicher nicht mit legalen Streiks (denn die gab es da ja noch nicht).

    • @Smaragd:

      Aus dem Kurztext über den Autor kann man auf eine vollständige Sozialisation in der sog. DDR schließen - möglicherweise begünstigt dies eine Perspektive, aus der die Bestrebungen einer mit 80% des Parlaments regierenden faktischen Einheitspartei, eine Einheitsgewerkschaft mit Einheitstarifen gegen alle verfassungsrechtlichen Bedenken zu erzwingen, als normal, vielleicht sogar wünschenswert erscheint.

  • 6G
    628 (Profil gelöscht)

    Der gleiche Quatsch, der auch in jeder anderen Zeitung steht...

    Würden die DGB-Gewerkschaften ihrer gesellschaftlichen Aufgabe adäquat nachkommen, gäbe es derlei Kämpfe um Einfluss vermutlich nicht. Und insbesondere die EVG-Vorgängergewerkschaft Transnet war eine lahme, korrupte Gewerkschaft, die alles getan hat, aber nicht die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. Insofern ist gerade bei der Bahn Konkurrenz mehr als angebracht.

  • Schon wieder ein tendenziöser Artikel. Herr Rother scheint nicht mitbekommen zu haben daß das kommende Gesetz zur Tarifeinheit verfassungswidrig ist. Schon gehört, Herr Rother? Im übrigen gilt: wieso sollte eine Gewerkschaft nicht um (Markt-)Macht kämpfen dürfen? Das tun, mit neoliberaler Legitimation, viele weitere Akteure in dieser Gesellschaft: politische Parteien, Konzerne (mit erheblichem Lobbyeinfluß) usw.. Wieso soll ausgerechnet eine Interessenvertretung der Arbeitnehmer, eine Gewerkschaft zurückstecken? Weil es einem Herrn Rother von der taz so paßt? Bald kommt er noch mit "unserer Volkswirtschaft" daher. Von der taz könnte man Besseres erwarten als derart unterbelichtete Beiträge.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Fast wäre ich drauf reingefallen ;)

    Warum ist der Artikel nicht auf der Wahrheit-Seite?

    -aber ansonsten echt köstlich :)

    Danke!

    • 8G
      8545 (Profil gelöscht)
      @8545 (Profil gelöscht):

      Das war ernstgemeint!?

       

      Billy Bragg hat da mal ne Frage:

      https://www.youtube.com/watch?v=vbddqXib814