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Kommentar Leben mit und ohne KopftuchAllah hat nichts gegen Damenfrisuren

Kommentar von Emel Zeynelabidin

Unsere muslimische Autorin verzichtet seit 13 Jahren auf das Kopftuch. Dass Gott deshalb nicht mit ihr zufrieden ist, ist ihr nicht bekannt.

Geht auch ohne Foto: dpa

B is vor 13 Jahren, als ich selbst noch das Kopftuch trug und meinen festen Platz in der islamischen Gemeinde hatte, gab es für mich keine Zweifel, dass dies das Richtige sei. Ich war eine gläubige Muslimin. Meine Gedanken, meine Gefühle, mein Glaube waren tief verwurzelt im Gruppendenken, im Gruppengefühl, im Gruppenglauben. Der Maßstab für Richtig und Falsch, für Erlaubt und Verboten wurden von der Gemeinde vorgegeben und kontrolliert. 30 Jahre lang bin ich dem gefolgt.

Nach einem längeren Prozess der inneren Auseinandersetzung legte ich jedoch das Kopftuch im Jahr 2005 ab. Es war eine für mich radikale Entscheidung. Ich wollte selbst denken, wollte meine Gefühle kennenlernen und einem neuen Glaubensverständnis folgen, das Eigenständigkeit zuließ. Seither suche ich nach Erklärungen für die Irrtümer, denen ich folgte, und die sich mir damals als absolute Wahrheiten darstellten.

Heute bin ich in einem viel freieren und schöneren Leben angekommen. Ohne Kopftuch. Dass Gott mit mir nicht zufrieden sei, weil ich nun kein Kopftuch mehr trage, ist mir nicht bekannt.

Was mich jedoch umtreibt und mich zu diesem Text veranlasst: Ich sehe, wie sehr sich die deutsche Zivilgesellschaft in der Kopftuchfrage verunsichern lässt. Und wie religiöse Hardliner diese Unsicherheit und auch Unwissenheit zu nutzen wissen, um Eingang in all jene gesellschaftlichen Institutionen zu bekommen, die eigentlich der Trennung von Staat und Religion unterliegen: ­Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Gerichte und öffentliche Kammern.

In Berlin gibt es seit 2005 das Neutralitätsgesetz, das diese Trennung vorgibt. Seit einiger Zeit wird es immer mehr in Frage gestellt, vom Integrationsbeauftragten des Berliner Senats, aber auch von einigen Politikern.

Angriffe auf Berliner Neutralitätsgesetz: fatal

Als ich Ende 2017 in Interviews in der Süddeutschen Zeitung und der Welt erfuhr, dass das Berliner Canisius-Kolleg eine Lehrerin eingestellt hat, die ein Kopftuch trägt, dachte ich noch, es sei ein Einzelfall an einer Privatschule. Die aktuellen Angriffe auf das Berliner Neutralitätsgesetz indes halte ich für fatal. Politiker der Grünen und der Linken wollen es ändern oder gar aufheben, damit Lehrerinnen mit Kopftuch auch an staatlichen Schulen in Berlin ohne Einschränkungen angestellt werden können.

Der Schulleiter des Canisius-Kollegs bescheinigte seiner neuen Lehrerin in den Interviews eine „gelungene Integration“, von der seine Schüler mit muslimischen Wurzeln nur profitieren könnten. Schließlich habe seine Schule seit zwei Jahren Flüchtlinge aufgenommen und staatlich subventionierte Willkommensklassen eingerichtet. Eines seiner weiteren Argumente ist, dass er mit der Zeit gehe, wenn er sein Personal mit Blick auf die Realität heterogen mische.

Aber ehrlich: Wie zeitgemäß soll es sein, wenn man etwas Unzeitgemäßem wie dem Kopftuch – ich unterstelle dem Schulleiter dabei unschuldige Unwissenheit – mit Toleranz begegnet? Wenn man mit seiner wohlgemeinten Entscheidung noch dazu beiträgt, die dringend nötige Auseinandersetzung mit diesem Konfliktstoff für die öffentliche Debatte zu ignorieren?

Gebete zur Schau stellen

Gläubige sollen ihre Gebete nicht zur Schau stellen, heißt es in Sure 107 im Koran. Mit dem Kopftuch tut man genau das. In weiteren Suren wiederum steht, dass gläubige Frauen vor Belästigungen geschützt werden sollen, indem sie ihren Körper mehr bedecken als etwa Sklavinnen. Es geht demnach um Schutz, nicht darum, den Körper der Frau unter Stoffhüllen verschwinden zu lassen. Im Umkehrschluss bedeutet es zudem: Frauen, entsolidarisiert euch. Wenn Sklavinnen ungeschützt sind, ist es egal.

Passt das heute noch? Wer sind die Sklavinnen von heute? Das Kopftuchtragen ist Teil der traditionellen Religionspraxis von Muslimen. Es sorgt immer wieder für Probleme in der zwischenmenschlichen Kommunikation, weil Vorurteile bestätigt werden und eine künstliche Distanz geschaffen wird. Viele Kopftuchträgerinnen sind gebildet, verfügen über ein gesundes Selbstbewusstsein, können ihre Interessen vertreten und bezeichnen sich als emanzipiert. Warum sie dennoch ein Tuch um ihren Kopf binden, das ist vielen und auch mir ein Rätsel.

Unter (einer gelungenen) Emanzipation verstehe ich etwas anderes. Sie ist das Ergebnis eines aktiven Befreiungsprozesses von allem, was einen dabei einschränkt, ein selbstbestimmtes Mitglied einer aufgeklärten Menschengemeinschaft zu werden.

Gehorsam im Namen von Religion ist out, Selberdenken und Selbstverantwortung sind in. Mache ich „Schutz“ zum zentralen Begriff der Kleidervorschriften im Koran, ist es umso erstaunlicher, dass dem Kopftuch der muslimischen Frau heute vielerorts so viel Toleranz entgegengebracht wird. Ja, dass die Verschleierung sogar als (inszenierter) Gradmesser von Gläubigkeit gesehen wird. Je verschleierter, desto gläubiger? Nicht wahrgenommen wird dabei, dass das Kopftuch auch als Widerspruch gesehen werden kann zu dem, was im Koran steht.

Auch wenn es viele verschiedenen Beweggründe gibt, ein Kopftuch zu tragen, so ist das religiöse Kopftuch eine unmissverständliche Demonstration von Unterordnung und Gehorsam gegenüber einer von Männern aufgestellten, über tausend Jahre alten Regel, die sich mit der Erklärung von „Gottes Willen“ rechtfertigt und sie dadurch legitimiert.

Das Kopftuch führt zur Selbstentfremdung der Frau

Was ist das für ein Verständnis von einem allmächtigen Gott und gottgeschenkter Weiblichkeit, wenn eine Frau sich im Namen Gottes versteckt und sich dabei emanzipiert meint? Wenn sie sich einer Regel unterwirft, hinter der die Macht von Männern durch Kontrolle ihres gesamten Lebens steckt, und dabei von Gottes Willen spricht? Bizarr! Je erwachsener ich werde, desto mehr lehne ich die Vorstellung ab von einem Gott, der sich in das Leben von Männern und Frauen einmischt.

Welchen Sinn, wenn nicht den von Herrschaftsansprüchen, verfolgen die Verfechter einer alten Bekleidungsregel in Zeiten von Wahlfreiheit? Speziell in Zeiten, in denen Muslime in nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaften tagtäglich vorgelebt bekommen, dass es auch anders geht. Man muss hier als muslimische Frau kein Kopftuch tragen.

Schlimm finde ich auch, dass schon junge muslimische Mädchen ein Kopftuch tragen. Ihre eigene Entscheidung? Keineswegs. Diese Bekleidungs­regel kontrolliert die natürliche Neugierde aufs Leben, die Experimentierfreude und die Möglichkeit, man selbst werden zu können. Dabei ist die Gefahr der Selbstentfremdung durch die Unterdrückung von natürlichen Bedürfnissen sehr groß.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Der Schulleiter eines privaten katholischen Gymnasiums sollte das bedenken, genau wie auch unsere Politiker, wenn sie meinen, dass eine Lehrerin mit Kopftuch auch als Vorbild dienen kann. Zudem wird im Interesse der Frauen und jungen Mädchen kein Wort darüber verloren, wie sehr dieses Kopftuch die guten Haare zerstört; als hätte Allah was gegen Damenfrisuren.

Das Kopftuch setzt einen Prozess der Selbstentfremdung frei, der eine monotone Weiblichkeit definiert, die wiederum langfristig eine künstliche Distanz zum anderen Geschlecht schafft. Das Kopftuch unterstützt anti-empanzipatorisches und entsolidarisierendes Denken und fördert den Rückschritt in Bezug auf emanzipatorische Errungenschaften, was die Frauenbewegungen in den westlichen Nationen seit Jahren beklagen. Die Frau verschwindet optisch im Kollektiv und entmachtet sich selbst.

Emel Zeynelabidin, Jahrgang 1960, ist gläubige Muslimin, Autorin und Aktivistin des interreligiösen Dialogs. 2005 legte sie das Kopftuch ab. Sie ist Trägerin des Luther-Preises und des Frauenbrücke-Preises.

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63 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum verhüllt sich eine emanzipierte Frau, diese Frage wird hier im Artikel gestellt.

    Kann es sein, dass viele den Hijab halt als so was wie eine Mönchskutte oder eine Kippa betrachten?

    Und was ist eigentlich mit den religiösen Hardlinern, die halt zufällig keine äußeren Symbole haben? In meiner Nachbarschaft wohnen Frauen, die immer Röcke tragen und niemals Hosen. Keiner würde sie deshalb aus dem Schuldienst werfen. Und was ist mit den Männern, die religiöse Hardliner sind?

    Eine Störung des Schulfriedens ist doch nicht durch einen Kleidungsstil gegeben, sondern durch Lehrer, die Schülern ihre Individualität wegnehmen wollen, sei dies religiös motiviert oder nicht. Zu dieser Individualität zählt natürlich auch die Individualität, KEIN Hijab zu tragen, nicht zu fasten, nicht zu beten, homosexuell zu leben, usw. Wenn da ein*e Lehrer*in Schülern auf die Nerven geht, das wäre Störung des Schulfriedens, nicht die individuelle Art der Religionsausübung durch die*den Lehrer*in selbst.

  • Danke.

  • Danke.

    Ja - die bundesweit verständnisheischenden Wortmeldungen der Kopftuchclaquere ist schlicht bizarr & die Entwicklung seit den 90ern gesellschaftlich zutiefst verlogen.



    Als ich Ende der 80er im türkisch Sektor linksrheinisch aufschlug - sahst du selten Kopftücher & schon gar nicht - 12jährige Mädchen mit einem - klar - weißen.



    Dann kamen Erbakan & Co & bis heute der Lange & die Hagia Sophia.



    “Die Türkei gehört nicht zu Europa“ & die verhöhnenden EU-“Verhandlungen“



    taten ein übriges.



    & Däh!



    Schon Mitte/Ende der 90er - sagten meine türkischen Geschäftsstellenbeamtinnen: “In Kölle siehste mittlerweile ja mehr Kopftücher als in Izmir Ankara & Diyarbakır oder Antep - von Stambul ganz zu schweigen.“

    kurz - Chapeau

  • Man statte einen Fussgänger mit einem Fahrzeug aus, das ihn schneller macht, Fahrrad, Moped oder Auto. Begibt er sich dann in den Strassenverkehr, scheint sich die Persönlichkeit zu verändern, je schneller das Fahrzeug, desto schlimmer. Man tituliert andere auf einmal mit Ausdrücken, die man im normalen Leben nie benutzen würde. Ein kurzer Druck auf's Pedal bzw. Drehen am Gasgriff demonstriert Potenz. Passiert was Schlimmeres, kommt die Polizei und räumt auf, macht sauber - ein echtes Armutszeugnis für ein Land der "ersten Welt".

  • Sie haben recht, auch das "schweigende Weib" ist ebenfalls Paulus. Und wenn er heute eine evangelische Kirche besuchen würde und die Pfarrerin auf der Kanzel predigen hören würde, würde er eine Krise kriegen.

     

    Sind für Sie kunstvoll geflochtene Haare, Gold,Perlen und teure Gewänder sexuell aufreizend?

    Für mich ja nun gar nicht.

  • Als gläubige Polyatheistin begrüsse ich es immer, wenn ein Mensch sein Hirn benutzt und damit über tradierte Selbstverständlichkeiten nachdenkt. Ich hoffe dann immer, dass dieser Mensch dann auch bereit ist den nächsten Schritt zu tun und Humbug als Humbug zu erkennen. Eine kurze Meditation vor einem Bild des Hubble Deep Fields könnte dabei helfen, sich die Frage zu stellen, ob eine Göttin, die so viele Galaxien mit Myriaden von Sternen geschaffen hat, wirklich nichts besseres zu tun hat als sich über das korrekte Tragen eines Textilteils auf dem Schädel eines Eierstock-Homo-Sapiens Gedanken zu machen. Wenn dieser Mensch es dann noch schafft, die Göttin oder meinetwegen auch den Gott resp. einen ganzen Pantheon aus dieser Betrachtung zu entfernen, könnte er seine Lebensleistung auf Dinge konzentrieren, die allen Mitmenschen zugute kämen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hubble_Deep_Field

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @Adele Walter:

      Was ist denn eine Poly-Atheistin?

       

      Nimmt die an, dass es viele GöttInnen NICHT gibt? Oder nur, dass es NICHT viele GöttInnen gibt (ein paar vielleicht schon)? Oder nimmt sie gar mehrfach an, dass es keine GöttIn gibt? Ist dann die doppelte Verneinung eine Bestätigung; etwa wie (-1)*(-1)=+1?

      Und eine gläubige Poly-Atheistin gar.

       

      Fazinierende Fragen.

      • @6028 (Profil gelöscht):

        Ein gläubiger Atheist in unserem Kulturkreis glaubt nicht an den Gott Abrahams also diesen kleinkindermordenden Pyrotechniker, der seine Anhänger mal durch die Wüste leitet und bei Gelegenheit Städte zerstören lässt oder ganze Armeen ertränkt. Bei schlechter Laune auch gerne mal die ganze Menschheit. Ein Polyatheist glaubt auch nicht an Thor, Odin, Manitou, den Jadekaiser, die buddhistischen Gottheiten, Zeus und seine Gesellen oder den ganz hinduistischen Pantheon. 'Gläubig' deshalb, weil man die Abwesenheit von etwas wissenschatlich nicht nachweisen kann. Aber ich halte es mit Laplace: "Gott? Diese Hypothese habe ich nicht nötig!"

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Adele Walter:

          .....während Pascal lieber auf Nummer sicher gegangen ist

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Adele Walter:

      Link gelöscht. Bitte diskutieren sie zum Thema und posten Sie Links nur in einem klaren Zusammenhang.

      Danke, die Moderation

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Schöner Vortrag auf deutsch von Josef M. Gaßner (TU München) mit tollen Bildern.

         

        Link gelöscht. Bitte diskutieren sie zum Thema und posten Sie Links nur in einem klaren Zusammenhang.

        Danke, die Moderation

        • @Adele Walter:

          An die Moderation wg. Link gelöscht: Wenn für Sie Kosmologie und Religion keinen klaren Zusammenhang haben, dann ist bei der Bildung der taz©-Qualitätsjournalisten wohl noch einiges verbesserungswürdig.

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Adele Walter:

          Sympathisch. Ästhetisch.

          Danke!

          Von mir aus könnte der sehr gerne auch auf Bairisch erzählen

  • „Der Maßstab für Richtig und Falsch, für Erlaubt und Verboten wurden von der Gemeinde vorgegeben und kontrolliert. 30 Jahre lang bin ich dem gefolgt.“

     

    Schön, dass Frau Zynelabidin, auf dem Standpunkt steht, dass SIE entscheidet, ob sie ein Kopftuch trägt oder halt nicht. Sie will sicherlich nicht die eine Entscheidergruppe durch eine andere eingestausch haben.

  • Die Autorin ist 30 Jahre ihrem Kopfftuch gefolgt, blinder Glaube sozusagen. Dann folgte ein längerer Prozess der inneren Auseinandersetzung - sie wollte selber denken. Was hat diesen Prozess ausgelöst?

    Was hat sie denn während der 30 Jahre mit Artikeln wie dem ihrigen gemacht? Hätte sie der beeindruckt?

    Missionarischer Übereifer von Überläufern hat immer einen Beigeschmack, siehe Raucher, Vegetarier etc.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Das Kopftuchverbot in öffentlichen Schulen hat bei uns in Frankreich für viel Aufhebens gesorgt, wird inzwischen generell befolgt. Inwiefern es zur Emanzipation der Frauen beigetragen hat, vermag keiner zu sagen.

  • Eine viel zu seltene Wohltat, die Stimme einer modernen Muslimin in der TAZ zu hören.

  • Endlich mal nicht so ein verquaster Kommentar zum Kopftuchtragen. Stattdessen klare Aussagen darüber, was Kopftuchtragen bedeutet.

  • „Dass Gott mit mir nicht zufrieden sei, weil ich nun kein Kopftuch mehr trage, ist mir nicht bekannt.“

     

    Mit Feedback tut Gott sich ja generell schwer. Macht Euch nichts vor, sein Interesse an den Menschen ging nach der Schöpfung direkt gegen Null. Wir müssen uns schon selbst um uns kümmern, sonst sind wir verloren.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Gott ist eben auch nur ein Kerl, nach der Zeugung auf und davon...

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Der Mensch ist die dümmste Spezies!

        Er verehrt einen unsichtbaren Gott und tötet eine sichtbare Natur,

        ohne zu wissen, dass diese Natur, die er vernichtet,

        dieser unsichtbare Gott ist, den er verehrt.

        [Hubert Reeves, kanadischer Atom- und Astrophysiker]

        • @Ricky-13:

          ja wat denn, so haben es Jesus und die Apostel doch auch ausgedrückt. Nur versteckter. WIR , WIR Menscheit sind ein Leib. Und jeder ist eine Körperzelle, eine DNA dieses Leibes. Ist sowas von logo. Das Wissen darum ist Gott, nicht ein unverfügbares DU. Ich bin, der ich bin.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        Zeugung = Schöpfung?

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    "Allah hat nichts gegen Damenfrisuren"

     

    Offensichtlich auch nichts gegen Kopftuch-Kleriker und Anti-Kopftuch-Kleriker :-)

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    .."Warum ein Mensch dieses oder jenes tut oder auch nicht, weiß er doch selbst gewiss am allerbesten."

    Das glauben Sie doch jetzt nicht wirklich, oder?!

  • An einem "allmächtigen Gott" zu zweifeln, ist nur normal.

    Denn es gibt keinen

     

    Das "Gottesbewusstsein" ist schon immer ein,von einer Elite installiertes, Merkmal, um Menschen zu unterdrücken.

    Betrachtet man die langen Zeiträume der Gottesgeschichte, so ist das keine bloße Manipulation mehr, es ist eine systematische, weltweit propagierte Gehirnwäsche!

     

    Wie viele Begriffe fließen in unsere Alltagssprache ein, wo ein Gott vorkommt?

    - "Herr Gott nochmal...!"

    - "Mein Gott....."

    - "Grüß Gott"

    und so weiter....

    Seit langem versuche ich mir diese Floskeln schon abzugewöhnen und merke, daß dies extrem schwer ist.

     

    Welcher Gott da gemeint ist, ist vollkommen egal. Bizarr ist es, daß die unterschiedlichen Religionen sich ihren eigenen Gott basteln.

    Da muss in der Götterwelt ja ganz schön viel los sein!!

     

    So langsam begreife ich auch, warum Polytheismus durch die zunehmende Missionierung der letzten Jahrtausende größtenteils verschwunden ist:

    Weil es eine individuelle Form des Glaubens war; jeder hat an den Gott geglaubt, der zu ihm passte.

     

    Sowas geht natürlich nicht, wenn man eine Masse von Menschen beherrschen will!

     

    Vielleicht schaffen es ja die modernen Zivilisationen irgendwann, sich von dem übermächtigen Gottglauben zu verabschieden - Das!! wäre die wahre Befreiung!

    • @Juhmandra:

      Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Mensch in Gottlosigkeit nicht dazu aufschwingt selbst Gott zu werden. Mit Gottlosigkeit ist noch nichts erreicht.

    • @Juhmandra:

      Eben. Man sieht nur ein Kopftuch.

  • Um sich von religiöser Vordenkerschaft zu emanzipieren, bedarf es mehr als das Ablegen des Kopftuches.

     

    Es ist schon erstaunlich, dass heute unter dem Vorwand der Toleranz jeder religiöse Mummenschanz als gottgegeben angesehen wird. Menschen machen Religionen und Menschen setzen deren Regeln und Gebote um. Gott ist und bleibt nur der Vorwand oder die Legitimierung.

     

    In Zeiten von Marsflügen ist das reichlich absurd. Es sei denn es dient einer Sache, aber welcher?

  • Da lohnt sich das Lesen der TAZ wieder. Toller Artikel, dem nichts mehr hinzuzufügen ist.

    • @lulu schlawiner:

      Dem schließe ich mich uneigeschränkt an.

  • Soweit ich weiß, sind Vermummungsregeln für Frauen in jeder Mono-Religion darauf zurück zu führen, dass den Frauen die Verantwortung dafür zugeschoben bekommen, dass Männer ihre Schwänze nicht unter Kontrolle haben. Bibel, Koran und Thora sprechen davon, dass der Mann nicht abgelenkt und erregt werden soll. Wer das nicht als patriarchisch identifiziert, dem ist wohl nicht zu helfen. Oder er ist ein solcher Mann ;)

    • @siri nihil:

      Wo lesen Sie im Neuen Testament etwas von Bekeidungsregeln für Frauen damit Mann nich erregt wird?

      • @rero:

        Es war die Rede von der Bibel, die umfasst doch etwas mehr als das neue Testament?

        Wie wollen Sie mit Leuten über Theologie diskutieren, wenn Sie schon bei einem dreizeiligen Kommentar nicht genau genug lesen?

        • @Konrad Ohneland:

          Nur gelten die Bekleidungsregeln - wie die allermeisten anderen jüdischen Ge- und Verbote - im Neuen Testament nicht mehr.

           

          Übrigens wird von jüdischen Männern durchaus Selbstkotrolle verlangt.

           

          Deshalb ist es wenig sachgerecht, alle Religionen über einen Kamm zu scheren.

           

          Theologie will ich hier nicht diskutieren. Das hat Sir Nihi auch nicht gemacht.

           

          Schaffen Sie es auch zu argumetieren, ohne zu beleidigen? Probieren Sie es mal. Man wirkt überzeugender.

          • @rero:

            Wie interpretieren Sie dann Timotheus 2.9 - 13:

            " Ebenso will ich, dass die Frauen sich in Würde schmücken, mit Anstand und Besonnenheit, nicht mit kunstvoll geflochtenen Haaren oder Gold oder Perlen oder teuren Gewändern, sondern, wie es sich schickt für Frauen, die Gottesfurcht geloben, mit guten Werken. Die Frau soll durch stilles Zuhören lernen, in aller Unterordnung. Zu lehren gestatte ich einer Frau nicht, ebenso wenig über einen Mann zu bestimmen. Sie soll sich still verhalten. Denn Adam wurde zuerst geschaffen, danach erst Eva." ( zitiert nach der Übersetzung der Züricher Ausgabe, weil ich die für die annehmbarste halte). Im Christentum soll die Frau auch noch die Schnauze halten, damit der Mann nicht austickt.

            • @Age Krüger:

              Ein super Beispiel.

               

              Frau soll bei Sich-Kleiden nicht mit Reichtum protzen, sonder lieber mit guten Taten.

              Ein Vermummungsverbot sieht anders aus.

               

              Und dabei sagt Paulus klar, dass es seine Meinung ist. Er legitimiert es nicht mit Gott oder Jesus.

               

              Dass im Christentum nun das Patriarchat abgeschafft wurde, hat ja niemand behauptet.

              (Schon gar nicht bei Paulus. :-) )

               

              Der Grund, warum Frauen die Schnauze halten sollen, liegt aber nicht in der männlichen Sexgier.

              Für Paulus war sexuelle Enthaltsamkeit sowieso das wahre Glück. Er hätte sie nicht noch legitimiert.

               

              Danke für Ihr Beispiel.

              • @rero:

                Ein bisschen vorsichtiger bin ich da schon in der Interpretation.

                Wir finden ja auch noch später zum "schweigenden Weib in der Gemeinde" einige Hinweise, die die Frau dem Kindergebähren zuordnet und ihr wenig andere Möglichkeiten gibt, Gott zu gefallen in den Paulus-Briefen.

                 

                Nur zum einen werden Sie wissen, dass es genug christliche Gruppen gibt, die pietistisch genug sind, nicht zu unterscheiden, ob ein Wort in der Bibel mit Gottes Aussagen begründet wird oder es eben einfach so in der Bibel steht.

                 

                Inwiefern bei dem Verbot von Schmuck und sonstiger aufreizender Kleidung nun im Vordergrund steht, damit nicht eine Gottgefälligkeit zur Schau zu stellen oder auch ein Versuch, die Frauen für andere Männer nicht begehrlich erscheinen zu lassen, müsste anthropolgisch entschieden wäre. Dazu, das gebe ich zu, weiß ich zu wenig von den Zuständen in den frühhristlichen Gemeinden und deren Menschenbild.

                Auffällig ist aber doch, dass diese Vorschriften für Männer fehlen.

  • Im europäischen Islam ist Kopftuch ja gar nicht üblich.

    • @Ansgar Reb:

      Welchen europäischen Islam meinen Sie?

       

      In Bosnien und im Kosovo sind Kopftücher traditionell sehr wohl üblich. Das sozialistische Jugoslawien drängte nur Religiösität zurück.

      • @rero:

        Meine Mutter stammt ursprünglich aus Bosnien und Herzegowina und ich kenne keine einzige Frau in meiner Familie die sich einen Schleier umwirft. Oder Kopftuch trägt. Aber wo ihr gerade beim europäischen Islam seit. Wie sieht's den mit dem Osmanischen Reich aus? Oder gab es so etwas in Europa nicht? Bzw zählt die Türkei für dich nicht zu einem Teil Europas?

        • @tinn:

          Freut mich für Sie, wenn Ihre Mutter aus einer säkularen Familie kommt.

           

          Hier mal der Link zu einem Foto von einem sehr sympathischen Pärchen in bosnischer Tracht - die Frau mit Kopftuch:

          https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-einhausen-zum-ausklang-der-kerwe-ist-tracht-angesagt-_arid,713157.html

           

          (Dass die Frau 364 Tage im Jahr kein Kopftuch tragen wird, ist mir natürlich bewusst.)

          Wenn Sie "Bosniake" und "Tracht" googlen, werden Sie nur Fotos mit Kopftuch finden.

           

          Sie werden feststellen, dass eigentlich auch nichts anderes zu erwarten war.

           

          Die Trachten der katholischen und orthodoxen Ethnien Ex-Jugoslawiens sehen fast alle ebenfalls für Frauen ein Kopftuch vor.

           

          Die Behauptung von Ansgar Reb, im europäischen Islam seien Kopftücher nun gar nicht üblich, fässt sich für mich deshalb irgendwie falsch an.

           

          Dass Asgar Reb mit dem kopftuchfreien "Europäischen Islam" den türkischen Islam meint, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich sehe ja jeden Tag Türkinnen mit Kopftuch. Ihm wird es nicht anders gehen.

           

          Ich könnte mir eher vorstellen, dass er zeitgenössische Bestrebungen in Deutschland und Frankreich meint.

           

          Leider hat er auf meine ernstgemeinte Frage nicht geanwortet.

        • 8G
          80336 (Profil gelöscht)
          @tinn:

          Na, dann schippern Sie einfach von Bosnien aus ein paar Kilometer übers Meer auf die Insel Lefkas. Dort finden Sie reihenweise Mütterchen mit schwarzem Kopftuch. Allerdings ist es dort gepflegter Brauch bei - griechisch-orthodoxen Christen :-)

          • @80336 (Profil gelöscht):

            Und das Wetter ist bestimmt auch besser als hier in Buckow. Damned.

  • Wir haben ein seltsames Verständnis von "Religionsfreiheit". Wir stehen darunter nicht die Trennung von Staat und Kirche und auch nicht die Neutralität des Staates gegenüber Religionen. Wir verstehen streng genommen darunter, dass religiöse Regeln über den staatlichen Regeln stehen. Wer gegen irgendwelche Bekleidungs-, Tierschutz- oder Kinderschutzregeln verstoßen möchte, weil er das so will, darf das nicht. Gibt es aber ein religiöses Gesetz, welches dies vorschreibt, dann muss die staatliche Regel weichen. Mit dem Christentum gab es viele Auseinandersetzungen, bis die christlichen Moralvorstellungen aus dem Strafgesetz verdrängt wurden. Aber das Prinzip ist geblieben. Nun haben wir neue Religionen, die diese Dominanz einfordern. Da muss der säkulare Staat sich dagegen wehren. Niemand sollte etwas nicht nur deshalb tun dürfen, weil es seine Religion so von ihm "verlangt". Das staatliche Gebot muss über dem religiösen stehen. Wenn das staatliche Gebot zu eng ist, müssen wir es aufheben - unabhängig von der Religion.

    Mehr Freiheit ist gut - aber für alle und nicht weil Religiöse ihre Gläubigen zu etwas zwingen. Dem Zwang anderer nachzugeben ist keine Freiheit.

    • @Velofisch:

      Art 4 GG ist da auch ziemlich eindeutig

    • @Velofisch:

      "Wir verstehen streng genommen darunter, dass religiöse Regeln über den staatlichen Regeln stehen."

       

      Das ist für Sie "Religionsfreiheit"?!

      • @Jens Frisch:

        Das ist nicht meine sondern die offizielle Interpretation von Religionsfreiheit. Schächten ist eigentlich verboten - wegen der Religion ist es erlaubt. Kriegsdienst war Pflicht. Weltanschauliche Gründe dagegen zählten nicht - religiöse schon.

        Das ist die fatale Interpretation unseres Verfassungsgerichts von "Religionsfreiheit". Natürlich steht das religiöse Gebot nicht abolut über allen staatlichen Regeln. Aber Regeln, die ein Einzelener aus eigener Überzeugung nicht brechen darf, dürfen gebrochen werden, wenn eine Religion dies so will.

    • @Velofisch:

      Bekleidungsregeln gehören seit spätestens 68 nicht mehr in Regeln gegossen. Der Knigge ist kein Grundgesetz.

      • @Rudolf Fissner:

        Bekleidungsregeln kennen wir durchaus noch und sind auch nicht alle unsinnig. Auch wenn ich FKK etwas abgewinnen kann, möchte mich nicht unbedingt vor nackigen Richter_innen rechtfertigen müssen. Berufskleidungsregeln haben durchaus ihren Sinn - auch wenn es nicht Uniformen sein müssen oder sollen.

        • @Velofisch:

          Wir reden von Kopftüchern. Das hat mit Tier- oder Kinderschutz, wie sie das oben zusammen gestellt haben, nun überhaupt nichts zu tun. Und wen wollen Sie schützen? Die Kopftuch tragenden Frauen? Das ist paternalistisch.

          • @Rudolf Fissner:

            Sie haben allgemein von "Bekleidungsregeln" gesprochen. Und ja, das Problem geht über Kopftücher hinaus. Sind morgen Kopftücher erlaubt geht es mit den Gebetspausen, Trinken während Ramadan, Burka etc. weiter. Wir sollten Kopftücher weder deswegen verbieten, weil sie den Islam repräsentieren noch deshalb erlauben, weil sie den Islam repräsentieren. Aber genau das sind die Argumente, die in dieser Diskussion meist ausgetauscht werden. Wir sollten Religionsfreiheit nicht mehr wie im 19. Jahrhundert als Zurückweichen des Staates vor der Religion definieren und auch nicht als Abwehrkampf des Staates gegen eine Religion. Der Staat soll seine Regeln machen. Wenn diese unbegründet sind, sollen sie aufgehoben werden. Und wenn Kopfbedeckungen in der Schule ok sind, sollen morgen auch die Nudelsiebträger ihre Nudelsiebe auf dem Kopf tragen dürfen und wenn sie nicht ok sind, dann nicht deshalb, weil man Frauen meint damit vor der Religion schützen zu müssen. So aber kämpft der Staat entweder für oder gegen eine Religion. Beides sollte nicht nur nicht seine Aufgabe sein. Beidesmal lassen sich auch Frauen in die Opferrolle einspannen.

  • Warum darf nicht jede Frau (und jeder Mann) selbst entscheiden, wie sie/er sich kleidet und wieviel von ihrem Körper sie zeigt?

    Das heisst natürlich auch, dass die Familie dies nicht vorschreiben sollte.

    Allerdings glaube ich nicht, dass Verbote vom Staat die familiären Strukturen beeinflussen. Eher verstärken sie das Bedürfnis der eingewanderten Familien, ihre traditionelle Kultur zu schützen.

    • @Busfan:

      Den Mann in der Klammer hättense auch weglassen können. Verbote werden nur für Frauen debattiert,

      • @Rudolf Fissner:

        Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, bis die ersten Männer mit Islamistenbart in Djelaba Lehrer werden wollen.

         

        Dann haben Sie Gender-Gerechigkeit.

      • @Rudolf Fissner:

        Gut angemerkt: Einschränkungen von Frauen sind immer Zeichen der Unterdrückung. Beim Kopftuch geht das soweit, dass Kopftuchverbote als auch der fehlende Schutz vor Kopftuchgeboten beides als Zeichen der Unterdrückung angesehen wird.

        Wenn Männer ihren Schwabbelbauch nicht zeigen sollen, geht die Ästhetik über die freie Entfaltung und wenn Exhibitionisten mehr zeigen als anderen lieb ist, wird gleich nach dem Staatsanwalt gerufen. Frauen sind die Guten und jede Regel, die die Entscheidungsfreiheit einer Frau einschränkt ist Ausdruck von Unterdrückung und Diskriminierung. Männer dagegen sind die Bösen. Jede Regel, die Männer einschränkt, dient dazu die Bösen im Zaum zu halten und/oder die jahrtausendlange Tradition der Unterdrückung durch das Patriarchat zu beenden. Ob dabei Männer in ihren Rechten beeinträchtigt werden, interessiert nicht nur nicht, sondern allein die Frage ist schon lächerlich! Männer sind doch sowieso ALLE privilegiert und wer als Mann auf Rechte pocht, zeigt nur was er für ein unmännlicher Schwächling er ist! Männer dürfen nicht mehr Harte Kerle sein - aber unmännliche Schwächlinge erst recht nicht. Streng genommen sollen Männer eigentlich gar nichts mehr sein - außer natürlich Schuld.

        • @Velofisch:

          Bei den Männern können Sie doch ein Bartverbot einfordern. Schließlich gelten Bärte ebenfalls als religiöse Symbole. Ok. Stark sehen die Männer dann natürlich nicht mehr aus.

          • @Rudolf Fissner:

            Seit mich jemand darauf hingewiesen hat, dass vor jedem Krieg das Barttragen zur Mode wurde, bin ich einem Bartverbot nicht abgeneigt...

  • Zitat: „Viele Kopftuchträgerinnen sind gebildet, verfügen über ein gesundes Selbstbewusstsein, können ihre Interessen vertreten und bezeichnen sich als emanzipiert. Warum sie dennoch ein Tuch um ihren Kopf binden, das ist vielen und auch mir ein Rätsel.“

     

    Wie wär’s mit Fragen? Ich meine: Warum ein Mensch dieses oder jenes tut oder auch nicht, weiß er doch selbst gewiss am allerbesten. Gut möglich also, dass er es auch selbst erklären kann. Zumindest, wenn er, was er tut, bewusst tut und nicht, weil er „keine Zweifel“ hat.

     

    Niemand verlangt von Emel Zeynelabidin, dass sie sich all ihre Fragen selber beantwortet. Im Gegenteil: Wer die „Rätsel“ gelöst haben will, die andere für ihn darstellen, der darf gern nach der Lösung fragen. Wir sind ja nicht mehr in des Kaisers Schule, wo es fürs Schwatzen Prügel gab.

     

    Entweder fragt Emel Zeynelabidin nicht, oder sie will die Antworten nicht akzeptieren. Vermutlich will sie einfach weiterraten. Noch immer, scheint mir, braucht sie eine absolute Wahrheit. Einen Glauben, dem sie taub und blind folgen kann. Nur wenn sie den besitzt, kann sie sich morgen auch noch sicher fühlen. Nur dann braucht sie sich nicht zu fürchten vor ihrer Vergangenheit.

     

    Die Angst vor einem Rückfall in die alten Muster scheint ziemlich tief zu sitzen. Verständlich, das. Dass Gott mit ihr nicht unzufrieden ist, kann sie schließlich nur hoffen und nicht wissen.

    • @mowgli:

      Sie dürfte die Antwort kennen. Die meisten Frauen, die Kopftuch tragen, begründen dies damit, dass es ihre religiöse Pflicht sei. In dieser Antwort steckt aber auch, dass sie Muslima, die kein Kopftuch tragen, nicht als gläubige Muslima akzeptieren. Damit wird ein ganz erheblicher Druck auf Frauen und Mädchen ausgeübt, die meinen, es sei mit ihrem Glauben vereinbar, kein Kopftuch zu tragen.

  • 8G
    88059 (Profil gelöscht)

    Als Einzelmeinung in einer pluralen Gesellschaft durchaus lesenswert, aber eben auch nicht mehr.

    Niemand ist schlimmer als der enttäuschte Gläubige, mir geht's heute noch so mit den Katholiken, die mich mein Leben lang belogen haben, deren Frauenbild ähnlich archaisch ist und von denen auch niemand Integration fordert. Dabei war ich nie wirklich gläubig, sondern aufm Land gesellschaftlich zur Konformität gezwungen.

     

    Wir tun gut daran, auch uns vielleicht abwegige Vorstellungen wie die der emanzipierten kopftuchtragenden Muslima zuzugestehen, statt hier den nächsten Großkonflikt aufzumachen, den nur die Populisten gewinnen können.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @88059 (Profil gelöscht):

      ..."emanzipiert" und "kopftuchtragend" sind, in Verbindung mit Religion, ein Widerspruch.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Sehr geehrte Frau Emel Zeynelabidin, Ihre Beschreibung ist klug, authentisch, menschlich und wahr!

    Vielen herzlichen Dank dafür! Gäbe es nur mehr Frauen ihres Formates, wäre die Welt eine bessere, für die Frauen. Wenn sie es nur endlich begreifen würden.

     

    Ihre Argumentation kann nur als wahr angenommen werden und keinesfalls als rechte Propaganda abgetan werden. Ich hoffe sehr, die Politik folgt ihren Worten!