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Wieso habt Ihr Linken eigentlich solch ein gestörtes Verhältnis zum Vaterland? Jeder Daene oder Schwede hat im Vorgarten einen Fahnenmast mit Flagge stehen, warum nicht auch wir?
"Jeder Daene oder Schwede hat im Vorgarten einen Fahnenmast mit Flagge stehen, warum nicht auch wir?"
Stelle ich auf, wenn wir dänische Steuersätze und schwedische Sozialversicherungsgesetze haben.
Vielleicht haben die einen Grund, sich über ihr Land zu freuen.
@Sven Das Vaterland, was für ein romantischer Begriff, da kann man richtig nostalgisch dabei werden und von guter alter Zeit träumen, als man noch in der Gesamtheit guter deutscher Männer und tugendhafter Frauen aufgehen konnte. Als alles noch seinen Platz und seinen Sinn hatte.
Nö. Ganz einfach - de Jung war da noch nie.
&
"smöre-bröd, röm-pöm-pöm-pöhm" hat ihm wg schwerer Humorlosigkeit - Newahr.
Seine kleine Schwester ausse Muppet-Show verzällt.
@Hampelstielz Klingt nicht schlimmer als jedes beliebige Dorfgemeinschaftsfest oder LARP-Rollenspiel. Sozialpsychologische Bedürfnisse halt.
@El-ahrairah Stimmt, so ein Dorfgemeinschaftsfest ist ein Spiegel des kartoffeligen deutschen "Vaterlandes". Ein paar Faschos, ewig viele Mitläufer und Wegseher, schlechte Musik und wenn alles gut läuft ein paar Zecken die das Fest versauen. :D
@Neinjetztnicht Bitte nachhelfen - sehe den Unterschied zu dem Rotzkonzert von Hitzacker nicht - thanks!
@DerFrank Kleiner Tipp: es ging nicht um Hitzacker, sondern um meine Vorkommentator*innen... ;)
@DerFrank So schwer ist das jetzt aber nicht, oder?
Wer nicht bereit ist, über Identität zu sprechen, bringt den Diskurs durch solch einen Ausdruck des Unbehagnes, wie wir ihn hier lesen können, nicht wirklich weiter. Der Thematik kommt man im Übrigen nur bei (wenn überhaupt), wenn man z.B. mittels Meditation bereit ist, in die Untiefen des Begriffs einzutauschen. Doch dann kann einem schnell ganz schwindlig werden, deshalb vermeiden das die meisten auch tunlichst.
@99960 (Profil gelöscht) Wären die Menschen durch Partizipation und Mitbestimmung beteiligt, dann müsste ihnen ihre Zugehörigkeit nicht erst durch konsumistische Rituale vorgeheuchelt werden.
Nachtrag:
Dass in der CDU seit ca. 15 Jahren so gerne deutsche Fahnen geschwenkt werden, sehe ich allerdings tatsächlich kritisch, allerdings aus anderen Gründen. Wieso feiert man einen CDU-Wahlsieg mit der deutschen Fahne und nicht mit dem Logo der CDU?
In Bayern ist es der CSU gelungen, sich bei Wählern gefühlsmäßig mit der Region Bayern zu identifizieren, bei dem Gedanken SPD oder Linke oder Grüne oder FDP zu wählen soll sich nicht so richtig bayerisch gefühlt werden, so eine gefühlsmäßige Verbindung ist der CSU gelungen und das ist einer der Aspekte ihres andauernden Wahlerfolges in dem Bundesland.
Es sollte nicht noch einer Partei gelingen, egal welcher.
Und übrigens ist nicht flächendeckend, aber stellenweise der Lokalpatriotismus in Bayern von feindseliger Art Leuten aus anderen Regionen gegenüber, insbesondere aus nördlicheren Regionen in Deutschland stammenden Leuten gegenüber. "Zug'roaste" nicht mögen, so wie andere Leute "Ausländer" nicht mögen, und das ernst gemeint.
@Waja Was das angeführte Beispiel der CDU-Feiern angeht: dies ist das durchsichtige Gebahren von Rattenfängern. Auch wenn die Eingefangenen keine Ratten, sondern verirrte Schäfchen sind.
Zitat aus dem Artikel:
--- Kein politisches oder soziales Ziel, kein Links und kein Rechts können je so groß sein wie die Nation ---
na ja, da würde ich Fußballnation schreiben. Und da wird es dann auch klar, politische und soziale Ziele sind oft kompliziert und langwierig, Fußball-WM ist dagegen einfach (zumindest für den Zuschauer)
--- die Nation – ein poröser Klumpen zweifelhaften Glanzes, mehr Gefühl als Idee, dem anzugehören ein Geburtsrecht ist, das noch jede Unzulänglichkeit in Status und Vermögen, jede Zurückgesetztheit, jede Erniedrigung der eigenen atomisierten Existenz zu überstrahlen vermag. ---
Genau hier liegt das gesellschaftliche Problem, nämlich in der Zurücksetzung aufgrund fehlenden Status und/oder Vermögen oder allgemein der Erniedrigung aus anderen Gründen.
Im Prinzip kann der Patriotismus nämlich genauso harmlos sein wie der Lokalpatriotismus meistens - nicht immer - ausgesprochen harmlos ist.
(übrigens ist es beim Fußball genau umgekehrt, da ist der Lokalpatriotismus manchmal so richtig feindselig dem anderen Verein und seinen Fans gegenüber und sogar gegenüber der anderen Region. Und wie Kommentator Sophokles so anschaulich schreibt, der nationale Fußball-Patriotismus ist oft so richtig harmlos und freundlich den Gästen aus dem anderen Land gegenüber.)
Ich würde das ganze Fahnenhissen und Fahnenschwenken anlässlich der Fußball-WM nicht so alarmiert sehen wie der Autor. Es geht oft wirklich nur um Fußball und nichts sonst.
Ich selber habe übrigens eine schwarz-rot-goldene Fahne, wo noch sehr deutlich zu sehen das Bild eines Fußballs aufgenäht ist, und die nehme ich zum Fußball gucken mit und hänge sie auch mal an den Balkon.
Aber gute Idee, mal probehalber eine andere Nationalfahne aufzuhängen, mal gucken was das für Reaktionen kommen oder nicht, wie das so aufgenommen wird.
In Zeiten des Rechtsrucks (AFD, Pegida, NSU, CSU...) ist das "Spielen" mit Nationalismus eine gefährliche Sache.
Auf unmittelbarer Ebene - Abseits der alltäglichen Übergriffe spornt die MännerFußballWM weißen Typen dazu an, ihre völkische Idee auszuleben und rassistisch übergriffig zu werden. Das wird sicherlich auch nach/während dieser WM in Medienberichten zu lesen sein.
Auf gesellschaftlicher Ebene - wird das Ausleben von Nationalismus den Diskurs selbst weiter ein Stück nach rechts verschieben. Nationalismus erscheint legitimer und Kritik daran samt Kritiker_innen wird an den Rand gedrängt.
PS. Ist "Deutschland" eigentlich ein Fußballverein? ;)
@Waja Was die andere Nationalflagge angeht: Wie wäre es da mit der belgischen Flagge? Mit der Unterscheidung dürfte - zumal im Zustand der Trunkenheit - der ein oder andere Fussballfan überfordert sein.
@76530 (Profil gelöscht) Oder ein Winkelement mit Hammer und Zirkel, das bei mir noch rumfliegt. :-)
@849 (Profil gelöscht) Oha. Meinen Sie das da? https://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit#/media/File:Emblem_Stasi.svg
@Uranus Ne, sowas hier und zwar ein Original der Zeit: https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcSGfT1avtMQ0ZLvaXxbDsVnER_tHlcWJaze6nRrVdw-Y0l4EhLk
@849 (Profil gelöscht) Sehr schick. ;)
Einfach mal bei unserem FDJ-Winkelement - McPommFritz!;)
(aka - "Herrn Pastor sien Kauh" - Newahr!;)
Unterm Soffa - öh Nachstöbern.
&
Däh! Gleich neben den Blockflöten. Da hamers schonn. Newahr. Na&Nu. Unsre - Prima TINA. CDU.
@Lowandorder Huch, Stasi-Mitgleidschaft wollte ich nicht unterstellen, eher etwaige DDR-Romantisierung kritisieren.
Sorry - aber bei die Vorlage -;)
Nu. Otze machet - Newahr!;))
Danke - You made my momday!
TINA&Thnx a lot!;)
unterm---------->
"Nur weilse bei Honi die Blöckflöte ......
Musse ja nu nich ooch gleich post Wende die 1. Geige!
Newahr!"
Janö!;) - Na - Si´cher dat. Da mähtste nix.
Normal.
@849 (Profil gelöscht) Immer wieder gerngesehen. :-)
Meine Vision: Zur WM ertrinken die Straßen in einem Meer aus roten Türkenflaggen und ein paar schwarzrotgoldenen Fahnen.
@DerFrank Gedankenspiele der Identitären Bewegung, die du, nicht nur in dieser Kommentarspalte, anstellst.
@Hampelstielz Nicht Gedankenspiele der Identitären Bewegung, Claudia Roth äußerte sich 2005 so. https://www.welt.de/print-wams/article122863/Hinter-List.html
@Hampelstielz Ich muss Sie enttäuschen. Das kommt net von mir.
@DerFrank Einerlei, wer nun die "geistige" Urheberschaft dieser Vorstellung hat: welche Droge erzeugt solche Bilder?
@76530 (Profil gelöscht) Keinen Schimmer. Müssen Sie selber nachfragen: https://claudia-roth.de
Nächsten Monat kann man wieder Autos mit Fähnchen bestaunen;)
Es gibt sogar einen Fußball-Grinch? Ist das der Schwanengesang der Spartakiaden?
Oikophobie?
Vllt. machen die taz-Mods eine Ausnahme und veröffentlichen nochmal? Mein Link unten war kaputt in meiner Replik zu Spiderman, 19.05. 15:52 Uhr). Danke!
_________________
Es ist viel Ritual dabei. Sowohl beim turnusmäßigen, leicht moralin-gesäuerten Ablästern über ansonsten eher schlecht gelaunte Rentner, die sich diese Plastikfahne zwischen Fenster und Autotürrahmen klemmen, aber eben auch seit geraumer Zeit beim sofortigen Getriggertsein aller Tichys, Fleischhauers und von Storchs in diesem Staat.
Das AfD-Bingo (oder auch wie oben schön altmodisch genannt der 'Zettelkasten') ist sofort griffbereit und wer bei eins-zwei-drei nicht sofort die Hymne mitgrölt, wird per volksdeutschem Shitstorm nach Anatolien entsorgt.
Rituale eben. Für mich haben bei der Bewertung solcher Mechanismen stets die Konsequenzen auf ganz individueller Ebene eine Bedeutung. Ein leicht abgehobener Einspalter im Feuilleton versickert, bleibt von den allermeisten ungelesen.
Der hyperventilierende Franz-Josef Wagner mit eigener BLÖD-Kolumne, der über kopftuchtragende Taugenichtse herzieht, hat mit Sicherheit gefährlichere Breitenwirkung als ein Herr Kretschmar von der taz.
Fragen Sie mal die schwangere Muslima aus Bad Segeberg.
http://m.ln-online.de/Lokales/Segeberg/Syrerin-in-der-Fussgaengerzone-von-Deutschem-angegriffen
Man wirft ja einigen “Linken“ bisweilen vor, die Leute, die sie eigentlich vertreten und für die sie zu kämpfen vorgeben, also uns einfache Proletarier, im Grunde zu verachten.
Nach der Lektüre des Artikels muss ich sagen, da ist möglichweise was dran. Was sind wir aber auch für Einfaltspinsel. Da versucht man uns die ganze Zeit begreiflich zu machen, dass auch nur das kleinste Bekenntnis zum eigenen Land, wie z.B. das Schwenken eines Deutschlandfähnchens, der erste, aber sichere Schritt ins 4. Reich ist. Und dann vergessen oder noch schlimmer ignorieren wir das doch tatsächlich alle 2 Jahre. Man hats aber auch nicht leicht, da hat man das Patentrezept für den ewigen Weltfrieden und keiner hört auf einen.
So, jetzt mal Ironie aus. Ich war 96 in England und 2010 in Südafrika. Die anderen WMs und EMs habe ich am liebsten in öffentlichen Kneipen von hier aus verfolgt. Ich stelle fest, dass es kaum etwas völkerverbindenderes gibt als Fußball. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele gemeinsame tolle Abende ich mit Fans anderer Länder hatte. Mein Tip an den Autor: einfach mal offen sein, raus gehen zu einem Public Viewing. Und wenn er dann, so wie ich seinerzeit, es schafft, ein Halbfinale Deutschland -England, mit 5 besoffenen Engländern mit dem Union Jack im Gesicht, gemeinsam zu schauen und sich danach zu verbrüdern (mit einem habe ich heute noch Kontakt), geht vielleicht ein kleines Lichtchen auf.
Als ich noch in einer Stadt lebte, 2006 habe ich eine Prügelei von meinem Balkon aus erlebt nachdem die deutsche Fußballnationalmannschaft völlig zu Recht gegen Italien verlor.
Meine Freunde, die Oranje-Wimpel zu diesen Zeiten, an ihrem Auto tragen, sind schon Dellen in die Autos getreten worden und der Lack zerkratzt worden und andere Beschädigungen, wenn versucht wurde, irgendwelche Bekenntnisse zum Fansein von Oranje zu entfernen.
Ja, es gibt nichts völkerverbindendes als Fußball.
""Voetbal is oorlog" (Rinus Michels)
Beim Endspiel 74 war ich mit meinen Eltern in Holland im Urlaub. Nach dem Spiel hatten sämtliche deutsche Autos um uns herum die Reifen zerstochen und uns wurde mehrfach in die offenen Fenster gespuckt.
Fußball ist Krieg! Stimmt irgendwie. Ich würde sagen, die Fortsetzung des Kriegs mit "freundseligen" Mitteln.
74 war aber auch der andere Krieg, bei dem die Deutschen den Niederländer erhebliches angetan haben, noch nicht so lange her.
Ohne NL-Kenntnisse hätte ich damals als Moffe da keinen Urlaub gemacht.
Dass auch da Krieg war, lag aber unter anderem daran, dass jeder merkte, dass Cruijff nicht so spielte, wie er konnte, weil vorab die BLOD behauptet hatte, die Holländer hätten jede Nacht Damenbesuch und den diese Lüge fertig machte wegen seiner Frau.
Diese heute eher normale psychologische Kriegsführung waren die Niederländer damals noch nicht gewohnt und deshalb zusätzlich sauer (Abgesehen davon, dass der Elfer für Duitsland ungerecht war.)
Rechtfertigt das natürlich trotzdem nicht, aber die Niederländer hätten schon nach 1945 eine höhere Entschädigung verdient.
@Age Krüger Sie haben mit allem Recht, was Sie schreiben mit der Ausnahme, dass wir sonst (und wir waren als Familie recht oft auf einer Insel in NL) keine Probleme hatten, auf Deutsch durchzukommen. Heute ist es hingegen oft so, dass die Niederländer gleich anfangen Englisch zu reden, wenn sie merken, sie haben es mit einem Touri zu tun und ich mein Niederländisch gar nicht üben kann.
Ähnliches '96 in Oxford erlebt. Bin kein Fußballfan und kein Bierfan, doch was dort im Pub während der Spiele abging (waren natürlich noch mehr Ausländer anwesend), konnte einen einfach nicht kalt lassen. Gleichzeitig war klar, das gibt es so zu Hause nirgends. Um es zu beschreiben, fehlen mir die sprachlichen Mittel, ohne es damit überhöhen zu wollen.
Noch ein Vorschlag: Falls Gelegenheit (leider nicht im Netz gefunden), einfach (noch) mal Cohn-Bendits "Futebol e vida" aus dem Jahre 2014 anschauen, gedreht während der letzten Meisterschaft in Brasilien.
Wer nicht mal da nachdenklich wird und weiter auf seiner in Granit gemeißelten Auffassung besteht, hat keine Chance aus diesem Komplex überhaupt irgend etwas zu kapieren.
Ich behaupte nicht - ich hätte schon was kapiert.
Ganz genau!
Kann mich noch erinnern als "Rehakles" mit den Griechen als krasser Aussenseiter Europameister wurde - ein tolles Fest.
Oder das Sommermärchen 2006 - Berlin Fanmeile tolle friedliche Stimmung. Fans aller Länder feierten.
Danke für Ihren anschaulichen Hinweis auf die verbindende Seite des Fussballs, die hier bislang (auch von mir) vernachlässigt wurde.
Ich habe Fussballübertragungen bis weit in die 1980er Jahre hinein öffentlich erlebt. Damals gab es weder Fahnen(selbst)verpflichtung noch Korsos hupender Autofahrer. Der Alkoholkonsum kannte noch Grenzen.
Für Menschen, die es nicht mögen, sich hochalkoholisiert im Getümmel zu sagen wir: bewegen, ist dies ein wichtiger Aspekt. Auch wenn dann auf eine mögliche Verbrüderung oder Verschwesterung verzichtet werden muss. Aber die geht auch mit wenig oder gar keinem Alkohol.
@76530 (Profil gelöscht) Ich kann mich irren, aber ich meine der Alkohol Konsum war 1980 pro Kopf höher als jetzt. Wenn Sie jetzt aber nur den Konsum bei Fußballspielen meinen, kann dies anders sein, dann würd emich aber interessieren woher Sie diese Einschätzung haben, 'lediglich' aus Erinnerungen aus den 1980er Jahren oder gibt es hierzu belastbare Untersuchungen?
@BluesBrothers Meine Aussage in Sachen Alkohol war eine gefühlte ohne Anspruch auf statistische Relevanz. Ich glaube zu erinnern, dass der Anteil von "Bettkantentrinkern" im privaten Umfeld früher größer war. Seit Anfang dieses Jahrtausends nehme ich vermehrt Volltrunkenheit im öffentlichen Raum wahr. Die alkoholgeschwängerte Atmosphäre bei Fussball-EMs und -WMs ist da nur die Spitze des Eisbergs.
@76530 (Profil gelöscht) Heute findet ja so einiges mehr im öffentlichen Raum statt. Mein ehemaliger Chef erzählte mir vor ein paar Jahren, dass er einmal Mühe hatte, ein kopulierendes Pärchen von seinem BMW zu vertreiben. Erst als er den Motor anließ, wurde es den beiden zu heiß.
Ich verstehe das ganze Theater nicht. Überall sind die Leute fußballpatriotisch. Das ist solange völlig unproblematisch, wie alles friedlich bleibt. Was uns hier angeht, die Euphorie hält sowieso nur solange an, wie die Jungs gewinnen oder wenigstens einigermaßen gut spielen. Ist das nicht so, dann ist auch ganz schnell Schluss mit der fähnchenschwenkenden Volksbesoffenheit.
@Kunz Was friedlich ist und was nicht mehr wird höchst unterschiedlich wahrgenommen. Dies ist ein wichtiger Teil der Debatte. Dass diese überflüssig wäre, sehe ich nicht.
Euphorie für Einfältige? Leichte Sprache ist nochmal für wen?
... wer will das wissen?
Uhh. Die taz zieht schon mal das Fahnen Thema hoch!
Ach je, wie verkniffen ist das denn? Kann so jemand überhaupt noch lachen, oder ist das ganze Leben eine schwer zu ertragende Qual? Schreckliches Deutschland, wie leiden wir an und in dir.
@80576 (Profil gelöscht) Das habe ich mir auch gedacht ;-)
Truebehüeter (südbadisch; "Traubenhüter"): Sauertöpfische bzw. misanthrope Gestalt, die sich kollektiven Ritualen allgemein und speziell Fastnacht/Karneval verweigert.
Fazit: Braucht man auch, denn einer muss ja auf die Trauben aufpassen, wenn alle anderen feiern. Und ist damit auch fester Bestandteil des Rituals. Ällerbätsch!
Oder aber Leute, die genug Eigenständigkeit besitzen, nicht auf Kommando jeden Schwachsinn des Kollektivs mitzumachen.
War mir immer schon sympathischer als der reaktionäre Mob, der nur dann die Maske fallen lässt (vorzugsweise noch schamhaft mit Häs camoufliert), wenn ihm das Ritual die Möglichkeit bietet.
@Ruhig Blut Schwachsinn kann Spaß machen und Bedarf somit keines Kommandos.
@BluesBrothers s. u.
Nee - der Truebehüeter ist, unter dem Häs des Individualismus und der Eigenständigkeit, ja fester Bestandteil des Rituals. Er gehört dazu.
Generell würde ich die aktive Teilnahme an solchen Ritualen nicht einem reaktionären Mob zuschreiben. Rituale sind erst einmal liminal, ob reaktionär oder revolutionär entscheidet sich später. Es gibt ja auch Rituale, bei denen man sich schwarze Gesichtsmasken aufsetzt.
Ja, ich hab‘s überspitzt. So pauschal will ich das sicher nicht behaupten. Die Tendenz sehe ich aber, sowohl schon in der Existenz als auch in der Durchführung des Rituals.
Liminale Institutionen wie Fastnacht erfüllen eine wichtige system- und damit herrschaftsstabilisierende Ventilfunktion.
Wieder überspitzt: Wenn das ganze Jahr brav gekrochen, nach oben gebuckelt und nach unten getreten wurde, dürfen die Affekte endlich mal rausgelassen werden. Streng zeitlich limitiert natürlich. Dann kriegen die Nachbardörfler und die Außenseiter (früher gern auch die Juden) auf die Fresse, der Bürgermeister wird – selbstredend nur rein symbolisch – ein bißchen erniedrigt und im Schutz der Verkleidung kann auch die schöne Nachbarin endlich mal ungestraft rangenommen werden.
Danach ist der Dampf raus, und alles läuft wieder wie gehabt.
Was die Kanalisierung von Frust und Aggressionen, Solidarität und Loyalität (um nicht gleich zu sagen „revolutionäres Potential“) betrifft, ist es mit dem Fußball und dem ganzen Brimborium drumherum nicht so viel anders. Brot und Spiele, Stellvertreterkämpfe für alles mögliche andere.
Das ist kein Grund, nicht mitzufeiern, wenn’s Laune macht (beim Fußball, Karneval oder was auch immer). Bringt die Leute zusammen, schafft Gemeinschaftsgefühl, das ist im Zweifelsfall erstmal gut und allemal besser als Vereinzelung. Aber man muss es sich auch nicht über Gebühr schönlügen.
…den Trueblehüeter kannte ich übrigens gar nicht. Was ich aber recht gut kenne, sind die soziale Kontrolle und der Normierungsdruck, die das Individuum genauso zur rituellen Devianz zwingen, wie sie es sonst zwingen, den Rasen zu mähen und den Nachbarn anzuschwärzen. Daher meine spontane Sympathie für den Verweigerer.
Dazu kommt: Ich hab’s auch personell immer als eine Institution der Konservativen (und Reaktionäre) wahrgenommen. Genauso wie diejenigen Jugendlichen in den Fastnachtsdörfern, die sich selbst als links, alternativ, progressiv oder wie auch immer sonst abweichend verstanden und das ganze übergriffige Traditionsgedöns zutiefst verabscheut haben.
Stimme ich zu - und da finden wir uns dann (vielleicht): denn rituelle Devianz (genauer: rituelle Devianz von der Devianz) ist genau das, was der Herr Kretschmar da macht. Alle WM wieder kommt dann so'n Artikel inner taz. Bald werden auch unsere Freunde vom schland-watch wieder hervorgekrochen kommen. Alles rituell, alles mittlerweile Teil des Protokolls.
Allerdings wohnt dem Ritual - auch dem Karneval - immer auch das Umstürzlerische inne. Da gab's mal eine nette Abhandlung (genauen Verweis finde ich gerade nicht mehr - sorry!), die aufzählte, welche politischen Umbrüche sich letztlich an solchen Ritualen entzündeten - Fälle, in denen das Ritual also aus dem Ruder lief. Von daher wär ich vorsichtig, das geht manchmal ganz schnell...
Und schließlich: Truebehüeter, nicht Tueblehüeter. Mir sinn koni Schwobe! ;-)
Hm, ja, das leuchtet mir ein.
Aber Schwaben?! Gott bewahre!
(Und damit stecken wir natürlich mittendrin, im Ritual.)
@Ruhig Blut Na aber hallo! Wat dem Deutschen sin WM und dem tazzi sin Fahnenartikel, is dem Schaben sin Kehrwoch!
Vorsicht, Kehrwoche ist dünnes Eis.
Möchte aber mal nicht den Traubenwächter machen ;-)
@Ruhig Blut Mit emanzipativ kann man sich den ererbten bildungsbürgerlichen Klassenhass auch schönreden. Die Urahnen der Lehrerkinder haben über den Volkspöbel schon genauso verächtlich das Näschen gerümpft.
Völlig richtig.
Die oben beschriebene Opposition gegen das Ritual hat mit solcher Klassendistinktion allerdings wenig zu tun. Da sich der Normierungsdruck primär nach innen richtet, entsteht auch der Widerstand innerhalb der Gemeinschaft.
Konkret:
Die Lehrer- und Ärztekinder mit den zugezogenen Eltern sind eh außen vor. Nicht im Fußballverein und der Freiwilligen Feuerwehr, sondern Tennis- und Geigenunterricht außerhalb. Mit 11 dann weg aufs Gymnasium in der Stadt.
Das Problem haben die eingeborenen Dorfmetaller, -punks und -hippies. Entweder geben sie schließlich dem Druck nach, schneiden sich die Haare ab und übernehmen die elterliche Metzgerei, oder sie gehen nach Berlin for good. Bis auf die notorischen Dorfassis, die beides nicht schaffen.
@El-ahrairah Dem bildungsbürgerlichen Klassenhass steht heute mindestens ein gleichstarker und mehrheitlicher Hass der "bildungsfernen" Klasse auf alles Bildungsbürgerliche gegenüber. Elitär ist diesem alles, was sich seinem Dünkel entzieht, so wie dem Bildungsbürger prollig erscheint, was seinen Ansprüchen an kommensurable Menschen nicht genügt.
Der letzte Absatz des Artikels ist btw doof.
Merkel gehört imo eher zu der Sorte von Fußballfans, die sich nur für Fußball interessieren, wenn eine Nationalmannschaft spielt. Ich habe sie noch nie im Zusammenhang für irgendeinen Verein jemals wahrgenommen.
Und von den dort aufgezählten kann ich mich auch nicht erinnern, dass dieser dumpfer Nationalismus, der in dieser gräßlichen Fußballjubelstimmung mündet, jemals direkt ausgelebt wurde. Dass Gröhe mit Deutschlandflagge an einem Wahltermin rumrennt, zeigt zwar, dass dort so was vorhanden ist. Bei Lindner, Nahles und Wagenknecht habe ich allerdings nie Töne eines dummen Patriotismus pro eines Abstrakums wie Deutschland gehört. Özdemir hat leider mit seiner als Anti-AfD-Rede gedachter Heimatromantik da schon wieder in unschöner Weise hingelangt.
So etwas kann nur jemand schreiben, der Berlin noch nie verlassen hat, mei o mei! Als wäre nationale Fussballbesoffenheit eine exklusive Sonderform der "Deutschigkeit".
Muss man wirklich jedes Thema, das einem persönlich nicht passt, in einer Form behandeln, die an öde Laberveranstaltungen im Tübinger Brecht-Bau der 70er erinnert?
Elitärer Standesdünkel gemischt mit radikalindividualistischem Autismus und Dauerspaltpilz ist nicht ideologisch links sondern orthodox neoliberal.
und @age Krüger
bevor solche schrägen Hirnwindungen nehme - schau ich lieber Fussball...
Neoliberal ist es eher, wenn man den Menschen ein Identifikationsangebot macht mit einer Nation und dies dann über solche Sachen wie Fußball transportiert.
Diejenigen, die sich als Weltmeister fühlen, fühlen sich eben mitsamt ihren Nationalangehörigen der Welt überlegen und nicht dem neoliberalen System, das ihre Verelendung verschuldet.
@Age Krüger Warum haben eigentlich die besonders schlauen von der linken intelektuellen Elite dem Pöbel noch kein besseres Identifikationsangebot gemacht? Weil Sie a) doch nicht so schlau sind oder b) weil der Pöbel im dümmer und häßlicher sein seine eigentliche Funktion besitzt und man sich so weiter an im gesundstoßen kann im identitären Szenezoo?
@El-ahrairah Weil sowohl linksintellektuelle "Elite" als auch der "Pöbel" einer permanenten und erfolgreichen neoliberalen Gehirnwäsche ausgesetzt sind.
@849 (Profil gelöscht) Exakt.
@Age Krüger Staats- und Sytemtragend eben! Was von Deutschen zu halten ist, wusste bereits Lenin. Seitdem hat sich nichts Wesentliches geändert.
@Age Krüger Janz jenau!
...wir leben im 21. Jahrhundert, im Jahr 2018 und viele Menschen in diesem Lande führen sich (mittlerweile) auf, als würden wir noch im Jahre 1936 leben.
Fußball, Sport allgemein, soll unterhalten, nicht mehr und nicht weniger.
Die überaus wortreiche taz-Breitseite gegen das fußballinitiierte Fähnchenschwenken enthält keinen einzigen Gedanken, den man nicht schon bei all diesen Anlässen hundertfach zu lesen bekam.
Leider hat der Autor immer noch nicht kapiert, welche begeisternde Dynamik im "Volks"sport Fußball steckt, nicht aber im so beargwöhnten Symbol Fahne.
Jedermann weiß doch, dass die Erfolge oder auch Misserfolge von Bundesligaclubs die jeweiligen Bevölkerungen von Städten und meist ganzen Regionen begeistern und zusammenführen - jenseits aller politischen oder sozialen Unterschiede.
Nichts anderes geschieht mit den Emotionen für die nächstgrößere Flächeneinheit von Wettbewerben, und das sind auch im 21. Jh. eben die Nationalstaaten.
Sicher kann man ein Fahnenmeer vor dem Brandenburger Tor mit Massenaufmärschen in Diktaturen vergleichen, sicher lässt ein solcher Anblick das Herz manches faschistoid bornierten Rechtsaußen höher schlagen.
Diesen Unverbesserlichen kann man nur in Abwandlung Bill Clinton entgegenrufen : "It's soccer (oder football), stupid".
Mit albernen Begriffen wie "Deutschigkeit" macht sich der Autor lächerlich. Nur wenn noch viele solcher wenig origineller Artikel erscheinen, in denen die jubelnden Fußballfans gleich mit Reichsparteitagaufmärschen verglichen werden, werden rechte Demagogen tatsächlich die schwarz-rot-goldenen Massen als ihre Klientel für sich reklamieren.
@unSinn Mir gefällt die Bezeichnung "Deutschigkeit" und ich denke, mir gefällt auch das, was der Autor darunter begreift, also den Begriff, den er sich davon macht.
Der für mich gravierende Unterschied besteht darin, dass die "Zusammenführung" bei erfolgreichen Vereinsmannschaften eher harmloser Natur ist. Beim Erfolg einer deutschen Nationalmannschaft sieht dies ein wenig anders aus. Kretschmar hat es beschrieben. Nicht ohne Grund geben sich politische Repräsentanten ein Stelldichein in Ehrenlogen von Fussballstadien und halten ihr Konterfei in Kameras.
Dass einzelne Aussagen schon anderswo benutzt wurden, spricht nicht gegen ihre Richtigkeit.
Auch beim Fernsehen gibt es bekanntlich Wiederholungen.
Yep! Welche Länder hat Deutschland denn nach Länderspielsiegen, oder meinetwegen aufgrund solcher, überfallen?
@Unsinn hat es richtig beschrieben. Es liegt am Faszinosum Männer-Fußball als Sportwettbewerb. Da kommt nichts ran, ob man es mag oder nicht. Und man gewinnt eben gerne im Vergleich mit anderen. Auf meinem Flipper stand früher "It's more fun to compete".
"Da kommt nichts ran, ob man es mag oder nicht."
Abgesehen davon, dass auch dies eine Frage des Blickwinkels ist und ich Dinge kenne, die da ran kommen: ich mag es n i c h t.
"Die Unterschichtler sind aber garnicht so blöde, die spüren ganz genau was Salon-Linke wie der Autor dieses Artikels über sie denken - und orientieren sich eben politisch entsprechend."
-Ich bin wohl ein Unterschichtler bzw. Arbeiterklasse und ich finde es trotzdem blöde, wie Leute die mit Fußball nichts am Hut haben, auf einmal pünktlich zur WM zu Megafans mutieren.
Alle 2 Jahre die selbe Diskussion, ich bin es langsam leid. Natürlich können Leute meinetwegen ein Fußballteam anfeuern und meinetwegen auch Deutschland. Aber diese Zwangsolidaritäts-Nummer nervt mich mitterweile. Hey "wir" haben gewonnen, meint mein Chef. Lohnerhöhung und mehr freie Tage sind trotzdem nicht drin, soweit reicht die Solidarität nämlich nicht.
Es gibt fitte Leute bei den "Unterschichtlern" und Idioten gibt es auch wie überall.
Zu denken das ich unbedingt eine WM als moralischen Anker brauche, wo Millionäre gegeneinander spielen die mit meiner Realität nichts zu tun haben, ist aber genauso arrogant wie die Linken denen du (teilweise zurecht) Arroganz vorwirfst.
^^Stimmt; so dumm sind "wir Unterschichtler" nicht alle
Ich wüsste nicht wo ich eine Fussball-WM als moralischen Anker bezeichnet hätte. Mir ist auch klar dass Fussball eine grosse Abzocke ist und sonst nix, und ich interessiere mich auch garnicht für Fussball.
Was ich meinte ist dass sich in diesem Artikel geradezu exemplarisch die typisch Salon-linke Mischung aus Klassendünkel von Leuten mit Operetten-Abschluss, abgedroschener Alt-68-er Hohlphraseologie und ganz banalem antideutschen Rassismus zeigt, die den Rechten Mal um Mal den Elfmeter hinlegt (um beim Thema Fussball zu bleiben).
Den eigenen Zettelkasten abgearbeitet? Oder stecken noch weitere Leerhülsen drin?
Die passende Erwiderung in Sachen "antideutscher Rassismus" haben Sie ja bereits von Atalaya erhalten.
@98876 (Profil gelöscht) Das mit dem antideutschen Rassismus hätte ich gerne mal näher ausgeführt. Ich halte jedenfalls dieses Deutschland im Sinne eines patriotisch-nationalen Bekenntnis für eine Kopfgeburt. Es gibt deutsche Länder, aber m.E. kein Deutschland. Und ich verwehre mich dagegen, wegen meiner Haltung antideutsch genannt zu werden, denn das bin ich ganz und gar nicht. Nur bin ich nicht patriotisch und schon gar nicht deutsch-national.
Ihre Einschätzung zu Deutschland intressiert mich nicht wirklich. Das abschliessende Wort zum Thema Patriotismus stammt für mich von Karl Marx: Ein Arbeiter braucht kein Vaterland.
Das hindert mich aber nicht im mindesten daran, nichts als Verachtung zu empfinden für Salon-Linke für die jeder der zu WM-Zeiten eine Deutschlandfahne an sein Auto hängt ein Nationalist oder gleich ein Nazi ist. Und so was nenne ich dann auch antideutschen Rassismus. Die heutige Salon-Linke ist in Wirklichkeit die wahre Rechte, ist auch kein Wunder: früher war der Zeitgeist rechts, und die intellektuell Unterprivilegierten waren rechts. Heute ist der Zeitgeist Salon-links, und wo findet man also die intellektuell Unterprivilegierten?
Achso, Sie sind der Prolet(Arier), der zu EM- und WM-Zeiten seinen Blechphallus in hübsche Farben kleidet!? :-)
Nehmen Sie einfach zur Kenntnis, dass das Herzeigen von deutschen Obrigkeitssymbolen zur Förderung der Volks- und/oder Spaßgemeinschaft nicht jeden Kritiker dieses Vergnügens zum Salon-Linken oder Antideutschen macht.
Dass die heutige Linke, aber m.E. nur dort, wo sie Avantgard zu sein beansprucht, in Wahrheit autoritär ist, ist ja nichts wirklich Neues. Das Autoritäre betreffend hat sie natürlich auch Schnittmengen bei den Rechten.
"... und wo findet man also die intellektuell Unterprivilegierten?"
Meiner Erfahrung als Arbeiter im sozialen Bereich findet man die z.B. beim Echo, wenn "Kollegah" auftritt, aber auch beim Vereinsfußball, eigentlich sogar eher seltener bei Nationalmannschaftsgehabe. Da ist nämlich der Identifikationswert geringer. Und nur alle 4 Jahre rumpöblen gegen Fans, die nicht mal in der Nähe sind, um ihnen ein paar aufs Maul zu geben, ist doch auch doof.
@849 (Profil gelöscht) Jede kollektive Identität ist eine Kopfgeburt, aber eine sehr wirksame.
@El-ahrairah Wenn Sie keine Kinder haben, so haben sie doch irgendwie Familie. Da braucht es keine Kopfgeburt, um eine kollektive Identität zu "fingieren". Und die braucht es auch nicht in Bezug auf andere Menschen, mit welchen man tagtäglich zusammen ist.
Herr Kretschmer, ist es Ihnen eigentlich nicht peinlich, lediglich gestützt auf ein dreifarbiges Tuch eine komplette Gesinnungstheorie aufzubauen?
Abgesehen davon wiederholen Sie sich. Tatsächlich alle vier Jahre wieder.
Ich selber bin kein Fähnchen-am-Auto-oder-sonstwo-Haber, aber sollte ich jemals diese Fahne schwenken, ist es für ein farbiges Deutschland. Nicht nur eines der Müller, Maier, Hummels, Boatengs, auch eines der Kermanis oder der Botazzis oder der Papadopoulos und vor allem der Gencs-selbst wenn alle diese Kollegen die Fahne ihrer „Wurzelländer“ schwenken. Denn dann macht die Party erst richtig Spaß.
Ich liebe diese fröhlichen Partys, gerne auch mit Frotzeleien (z.B. auf Kosten der bei der unserer Party anwesenden und bei der russischen Party abwesenden Holländer!). Mit der anschließenden euphorischen oder auch tröstenden Abfeierei. Mit dem Holländer, der sich vielleicht nach dem Viertelfinale in sein blaurotweiß gewandetes Fäustchen lacht.
Wenn dazu noch Ägypter, Mexikaner, Kolumbianer, Deutsche oder Russen FRIEDLICH und fröhlich Ihr jeweiliges Fähnlein schwenken, lasse ich Sie, Herr K. gerne in Ihrer sauertöpfischen Ecke sitzen und sich dort elitär fühlen.
Oranje-Fans schwenken keine Nationalflaggen, sondern haben eben orange Kultgegenstände.
Da ist schon ein Unterschied zum Wahn des deutschen Fahnenschwenkens.
@2730 (Profil gelöscht) Jedem seine eigene Illusion! Panem et circensis. Schon in der Antike sehr beliebt.
@76530 (Profil gelöscht) Klugschicerei und Standesdünkel werden aber auch dankbar konsumiert. Suum cique.
Man muss sich anschauen, wie die Menschen, die heute sich über das Erstarken der AfD wundern noch vor einigen Jahren einen Patriotismus gefordert haben. Habeck, der neue Obergrüne, hat schon vor einem Jahrzehnt diesem Rechtsruck Vorschub geleistet: http://www.taz.de/!454854/
Und nun erntet er natürlich dafür, dass er mit solchen Fehleinschätzungen der AfD Vorschub leistete, natürlich den Dank und wird Chef der Grünen.
Arme Menschen, die damals nicht merkten, was da auf sie zukam. Und dumme Menschen, die das jetzt auch noch honorieren.
@Age Krüger Da haben Sie Recht. Es kann keinen linken Patriotismus geben, es sei denn, als kritische Haltung zum Land, in dem man lebt - und das ist dann wieder kein Patriotismus mehr. Dass unsere heutige Gesellschaft, die immer weniger von ihrer Geschichte weiß und kaum mehr Traditionen pflegt, auf die Idee des Patriotismus kommt, kann ich mir nur damit erklären, dass dieser ein Manko beheben soll, das ich Ich-Schwäche nennen würde. Ohne dieselbe würde m.E. kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, sich auf eine derart abstrakte und lebensfremde Idee wie Deutschland (das es ja eigentlich gar nicht gibt), emotional so intensiv einzulassen.
Es kann keinen linken Patriotismus geben, es sei denn, als kritische Haltung zum Land, in dem man lebt - und das ist dann wieder kein Patriotismus mehr.
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Nie was von sozialistischen Ländern gehört? Sowjetunion, DDR?
@Klartext Wollen Sie mich foppen oder was? In der DDR gab es ganz bestimmt keinen Patriotismus, sondern allenfalls ein von oben verordnetes und von der Nomenklatura ihren Lakaien und Claqueren am wackeligen Leben gehaltenes (Inter)Nationalgedöns.
@849 (Profil gelöscht) Sie wollen wieder Ihren neoliberalen Radikalindividualismus als politisch links umetikettieren. Jeder Linke kann sich selbstverständlich zugehörig fühlen, zu einer Gemeinschaft, einem Staat oder einer Klasse. Politisch links ist nicht der spalterische Dagegen-Automatismus, sondern die Bekämpfung der Herrschaft und das gemeinsame Arbeiten an einer besseren Zukunft.
Klammern Sie Nationalismus aus dem Herrschaftsdiskurs aus?
An sich habe ich da weniger Bedenken, dass neoliberale Denke überhand nimmt. Zumal von links ein Antikapitalismus mitformuliert wird. Aber das unterschlagen Sie ja gerne bzw. deuten Sie um. Gegenteilig geht es im Nationalismus im Kern um Spaltung. Aktuell populär ist dessen Einsatz gegen Geflüchtete, um den eigenen Status Quo zu sichern.
@Uranus Mitformuliert?? Sie ziehen gerade die konsequenzfreien Schwurbelrituale aus dem Adorno-Lesekreis durch den Kakao, oder?
@El-ahrairah Ihr "Problem" besteht offenbar darin, dass sie just an dem Hass auf das Bildungsbürgertum leiden, den sie diesem gegenüber den Prolls unterstellen. Das lässt nicht klar blicken!
@El-ahrairah Ich schrieb nicht vom Zugehörigkeitsgefühl, sondern vom Patriotismus, also einem geschürten Zugehörigkeitsgefühl, das nichts mit der natürlichen Zugehörigkeit zu tun hat. Sich einem Staat zugehörig zu fühlen, ist auch was anderes, als Patriotismus. Aber mal abgesehen davon: was sollte der denn bitte in Bezug auf das gemeinsame Arbeiten an einer besseren Zukunft bringen? Ich denke, Sie etikettieren hier selbst etwas Reaktionäres als links um und agieren damit als nützlicher Idiot der neoliberalen Ideologie.
@849 (Profil gelöscht) Der Mensch hat ein Gemeinschaftsbedürfnis Punkt. Dasselbe das sich subkulturelle Linke mit dem Fahnenhass befriedigen. Wem es wirklich um Politik ginge, der würde sich nicht alle Jahre wieder als vornehmer radikalindividueller Spaltpilz gerieren, sondern der würde sich mal Gedanken über emanzipatives Potential oder alternative Gemeinschaftsangebote neben dem verordneten Fahnenmeer machen.
Und wer sagt, dass ich das nicht tu?
Natürlich hat der Mensch ein Gemeinschaftsbedürfnis. Das wissen wir wohl schon seit Aristoteles. Aber was reden Sie da nur vom Fahnenhass. Haben Sie einen Fetisch diesbezüglich? :-)
Wenn Sie, was Sie implizit tun, den Fahnenenthusiasmus ungeachtet seiner Qualität als Ausdruck des Gemeinschaftsbedürfnisses sehen, bleibt zu fragen, was Sie von Aufmärschen und Organisationen der Nazis halten? Die würden Sie ja wohl nicht unter eine angemessene Erfüllung dieses Bedürfnisses einreihen. Insofern fehlt bei Ihnen die qualitative Stellungnahme zu dem Fahnengedöns. Wenn Sie dieses schlicht unter das Gemeinschaftsbedürfnis einordnen, ist Ihre sonstige Einlassung in meinen Augen lediglich die eines nörgelnden pseudolinken Sonderlings, der außer seiner Nörgelei nichts zur Sache beibringt.
Was ist es also nun: Ausdruck des Opiums, mit dem sich das Volk turnusgemäß berauscht oder schwingen auch Allmachtsphantasien mit, die beim Opiumrausch ja durchaus entstehen sollen. Oder ist nichts dergleichen Ursache? Was aber dann und wieso haben wir heute mehr davon als früher?
Man kann sich auch der Gruppe zugehörig fühlen, die jubelt, wenn die deutsche Mannschaft verliert.
Ich gebe zu, dass ich mir da auch Schlimmeres vorgestellt habe nach der letzten WM. (Okay, die war sowieso ziemlich verkorkst.)
Nur: Bedenken Sie, wie es sich auswirkt, wenn die Mehrheit der wählenden Bevölkerung wieder meint, sie seien als Deutsche die Tollsten. Minderheiten, egal, ob ethnische oder soziale wie Hartz-Bezieher werden auf einmal akzeptiert. Wir leben ja in einem so tollen Land, dass sogar Fußball-Weltmeister wird. Wer da noch mault, gehört eben nicht dazu.
Insgesamt ist es besser, wenn die meisten Deutschen ein eher kritisches Bewusstsein haben würden. Sonst wird es nämlich nix mit dem Bekämpfen der Herrschaft.
@Age Krüger Antideutsche Folklore, aber unter der dritten Phrasenschicht steckt das autistische Bürgerindividuum mit seinem heiligen Eigentum, dass hinter zuviel Kollektivität den Sozenstaat oder gar den Bolschewismus fürchtet. Ayn Rand lässt grüßen.
@El-ahrairah Die, welche den Sozenstaat fürchten oder den Bolschewismus, sind vor allem jene Spießbürger, die draußen nicht nur mit der Fahne rumrennen, sondern diese auch im Inneren stets hochhalten, jene die kaum Eigentum haben, aber ganz viel Angst, es zu verlieren. Deshalb wählt das "Volk" fast ausschließlich neoliberale Blockparteien, weil sie ihm erfolgreich zu versprechen wissen, dass es genüg end Krümel gibt, die von des Reichen Tafel fallen. Dieses Versprechen wäre nicht erfolgreich, wenn die Menschen wüssten, wo sie wirklich stehen. Das Nationalgedöns täuscht sie lediglich darüber hinweg und verhindert die Erkenntnis. Kapitalisten und Ausgebeutete sind längst schon in derselben Angst vor der Auflösung des Privateigentums vereint.
Hinter zuviel Kollektivität darf man durchaus die Einschränkung der eigenen Freiheiten vermuten.
Das ist tatsächlich ein Widerspruch, der erstmal gelöst werden muss. Man muss sich über das Ziel klar sein. Kollektives Verhalten alleine kann auch jeder faschistoide Staat bieten. Aufhebung des Eigentums macht keinen Sinn, wenn ich nichts nutzen kann, sondern mich ausschließlich einem Kollektiv unterordnen muss.
@Age Krüger Wenn man im Kollektiv demokratisch mitbestimmen kann, dann ist die Unterordnung unter die gemeinsamen Entscheidungen gerechtfertigt. Ist im gegenwärtigen Scheinparlamentarismus theoretisch auch nicht anders.
Wenn Sie es so sehen und kollektives Handeln nur auf den Gesetzgeber beschränken, dann haben Sie kollektiv zumindest zum Schein schon.
Ich verstehe unter kollektivem Handeln aber eher, solidarische Aktionen durchzuziehen. Und von keinem Kollektiv der Welt möchte ich mich zwingen lassen, mit einem Deutschlandfähnchen in der Hand einer Fußballnationalmannschaft zuzujubeln.
Genau das verlangen Sie aber, wenn Sie jedes Ablehnen dieses kollektiven Wahnes als "autistisch" oder "elitär" abtun.
@Age Krüger Sie haben unter kollektivem Handeln halt die subkulturellen Protestrituale verbucht, die die gleiche gemeinschaftsstiftende liminale Karnevalswirkung für eine elitäre Winzszene entfalten, wie der WM-Taumel für die Konsumgemeinschaft. Finanziert wird aber beides vom Sozialstaat.
Genau da liegt das Problem. Kollektiventscheidungen bei fehlender Repräsentation und Mitwirkung (von wegen Scheinparlamentarismus, was ich genauso sehe) sind keine Kollektiventscheidungen, denn in Wahrheit entscheiden die Mächtigen.
Sie merken zudem vollkommen zurecht an, dass es nicht elitär ist, sich einem kollektivem Zwang (und sei der auch mehr gefühlt als real) zu verweigern, sondern die Grundbedingung eines demokratischen Diskurses. Ich verstehe Ihren Vorredner aber grundsätzlich nicht. Manchmal hat er superdichte und treffende Bonmots zu bieten und dann fällt er wieder in eine geradezu "autistisch" :-) anmutende Nörgelei.
@Age Krüger Sie überschätzen Habeck. Der AfD Vorschub leisten diejenigen, die Normalbürger nur noch verachten.
Die “Volksgemeinschaft“ und “Sozialpartnerschaft“
“Zur WM wird die größte Gemeinschaft beschworen, die der Deutsche kennt.“
War es zwischen 1933 und 1945 die NS-Volksgemeinschaft, zwischen Kapitalfaschisten: Bourgeoisie und (vor allem) ideologisch deklassierter treudeutscher Arbeiterklasse. So setzte nach 1945 und nach 1949 in der BRD, mit H.J.Abs und J.M.Globke, die modifizierte Volksgemeinschaft ihren Weg fort. Nach der widerstandslosen und geräuschlosen Einverleibung und Enteignung der ostdeutschen Konsumnarretei, in die neudeutsche Gemeinschaft, zwischen Kapital und gesamtdeutscher hündischer Arbeiterklasse, folgte, wie bereits schon zuvor in Westdeutschland, die “Sozialpartnerschaft“, aus dem modifizierten NS-Taufbecken der Spezial- und Sozialdemokraten.
Die bürgerlichen Antikommunisten, die modifizierten NS-Kapitalfaschisten und dummdreisten, rechtsbürgerlichen und spezialdemokratischen Partei- und Gewerkschaftsführer, sie lieferten die ideologische Kreation der “Sozialpartner“, zwischen der Putzfrau und der persönlich leistungslosen Dividenden-Multimillionär*in und Erbschafts-Milliardär*in.
Es ist wie im antiken Rom, wie im Kolosseum, dabei keineswegs weniger blutig. Während alle Klassen und Schichten, der treudeutsch dressierten Klassengesellschaft, mit Brot und Spiele, vom politischen Denken abgehalten werden, finden die entsprechenden Planungen für die imperial-ökonomischen, geopolitischen und militärischen Schlachten statt.
Aber selbst bei den Baumaßnahmen, so auch für die Fußball-WM-Katar, werden von den feudalen Wirtschaftspartnern und Bauherren, den Öl-Gas-Milliardären, bereits Hunderte Bauarbeiter geschlachtet, ganz so wie im antiken Rom.
Dem am Nasenring dressierten treudeutschen Volk geht’s am Arsch vorbei! -- Von solchen Erfolgen konnten die historischen NS-Kapitalfaschisten, so wie heute im 21. Jahrhundert, nur träumen. Da müsste selbst noch ein George Orwell (1984) bei den heutigen modifizierten Kapital-Ideologen in Nachhilfe gehen!
Meine Güte, statt der jeweiligen Vereinsfähnchen schwenkt man während der WM halt die Fahne des großen Obervereins, das hat doch mit Patriotismus nichts zu tun.
Wenn die Linke nachvollziehen will, warum sie von weiten Teilen der Bevölkerung nicht ernstgenommen wird, dann unter anderem wegen solcher Artikel: In jedem Volkfest lauert ja stets das Böse, wer einfach harmlos feiern will, ist verdächtig.
@Frida Gold Ach, dann ist "Deutschland" ein Fußballverein? ;)
@Frida Gold Wozu schwenkt man dann Fahnen, wenn es mit Patriotismus nichts zu tun hat und ist nicht für die andere Mannschaft, wenn die eigene Scheiße zusammenkickt? Die fanstischen Vereinshanseln sind ja zudem auch nicht gerade dafür bekannt, friedfertig zu sein, wenn es mal nicht so läuft bei der "eigenen" Mannschaft.
@849 (Profil gelöscht) Wozu man Fahnen schwenkt? Na, für seinen Fußballverein. Das ist dann halt für einige Wochen der 1. FC Schlaaand. Nach der WM verschwinden alle Fahnen wieder in den Schubladen und man holt seine Vereinsfarben wieder raus. Und ja, es gibt unter Fußballfans Vollidioten, ein paar Prozent. Die gibt's übrigens auch auf antinationalistischen Demos. Die gibt's überall. Ein paar Prozent der Menschheit sind schlicht Vollidioten.
Ich sehe den Unterschied darin, dass die Fahnen, die man für "seinen Fußballverein" schwenkt, eine natürliche Verbundenheit mit dem Ort ausdrücken, jene für Schland jedoch nicht. Das mit den Autokorsos, wann kam das auf? 74 gab es meiner Erinnerung nach keine, vielleicht 90...
Es ist m.E. nicht von der Hand zu weisen, dass der neue Nationalismus seit der "Wiedervereinigung" sich gerade bei vermeintlich unproblematischen Anlässen zeigt. Und wenn ich mir die unbedarften und herabwürdigenden Meinungen vor Augen führe, die sehr viele Menschen in diesem Land gegenüber jenen Ländern haben, die sie im Urlaub gerne besuchen, dann habe ich Grund zu der Annahme, dass man die Fahnen auch gern wieder bei martialischeren Anlässen schwenken würde.
Wußten Sie schon? Differenzierungsfähigkeit hat noch nie geschadet.
Seit wann ist die TAZ das Presseorgan für DIE LINKE? Soll Letztere dem so genannten gesunden Volksempfinden nach dem M**l reden? Könnte es sein, dass (lokale) Volksfeste etwas anderes sind als Nationalgetränkte Feierorgien bei einer Fussball-WM?
Fragen über Fragen. Wer weiß die Antworten?
Ich sprach nicht von DIE LINKE als Partei, ich sprach von der Linken als politische Ausrichtung.
Differenzierungsfähigkeit hat in der Tat noch nie geschadet.
@76530 (Profil gelöscht) Sind für Sie Partei DIE LINKE und die allgemeine politische Linke inzwischen eins geworden?
@82741 (Profil gelöscht) Nein. Nächste Frage bitte!
Wer verstehen will warum die Linke heutzutage marginalisiert ist und europaweit die Rechten marschieren, der muss diesen vor Blasiertheit und Hysterie geradezu triefenden Artikel lesen.
Es ist genau die pseudointellektuelle Verachtung für die `primitiven und ungebildeten' Unterschichtler wie sie in diesem Artikel zum Ausdruck kommt. Die Unterschichtler sind aber garnicht so blöde, die spüren ganz genau was Salon-Linke wie der Autor dieses Artikels über sie denken - und orientieren sich eben politisch entsprechend. Ich empfehle die Fusion von FDP und Grünen - da wachsen die ökonomischen und die moralischen Leistungsträger zusammen. Hunzingers Czem beweist ja schon, wie prima sich das vereinigen lässt....
Mir scheint Ihre Reaktion darauf hinzudeuten, dass Sie gerne alle im nationalen Taumel und jene als Spielverderber sehen wollen, die dem nichts abgewinnen können. Ich jedenfalls kann keinen Ausdruck von Verachtung im Artikel erkennen. Vielmehr sehe ich in Ihrer Ansicht den Hang zum Nivellieren. Es darf sich heute keiner mehr - trotz dauerndem Gefasel von Diversität - für anders halten oder ausgeben, ja schon gar nicht als was besseres, als es dem Mainstream gefällt. Nur: ist Ihnen mal aufgefallen, dass dies auch gerade jene gern tun, die Sie ungebildete Unterschichtler nennen?
Wer sich der nationalen Euphorie entzieht, läuft zudem heutztage Gefahr, ein Aussätziger zu sein. Da braucht es in bestimmten Kreisen schon Mut, sich als Fußball- und Nationalmuffel zu bekennen.
Abgesehen davon: selbst wenn ich ein gestrenger Konservativer wäre (was ich vielleicht ja sogar teilweise bin :-)), wäre ich gegen Fußball- und Nationalgedöns.
@98876 (Profil gelöscht) Nix Linke. Das ist ganz klar neoliberale Orthodoxie. There is no such thing as Deutschland. There are only individuals and families.
Kann es sein, dass Sie gerade einen eindrucksvollen Beleg für die Kernaussage von Daniel Kretschmar geliefert haben? Ein singulärer Kommentar in der TAZ, der solch vehemente Abwertungen erntet? Ist das Ihr Ausdruck von angemessenem Widerspruch? Haben Sie sich etwa in Kretschmars Beschreibung wiedergefunden?
Hier geht es um Menschen, die die wirkliche Hysterie (bei Unklarheit ggf. googlen) kritisieren und ihr zu entfliehen suchen.
Können Sie das nicht zulassen?
"Ein Fetzen Euphorie für Einfältige"
oh ne....
- man sollte auch gönnen können.
JA, man sollte auch gönnen können.
Auch jenen Menschen ohne ausgeprägten Hang zu öffentlichen Besäufnissen, Fahnenschwenken und hupenden Autokorsos ein Minimum an Ruhe. Den Raum für euphorisierte Fussballfans gibt es bei Grossereignissen wie WMs und EMs.
Wo ist der für Lärmgeplagte mit anderen Bedürfnissen?
Interessenskonflikte gibt es immer bei Veranstaltungen. Egal ob Demo, Jahrmarkt, Stadtfest, Karneval etc.
Eine WM ist ja nur alle 4 Jahre.
Btw. "Lärmgeplagte" die Kinder das Fussball spielen gibt ja reichlich - arme Gesellen finde ich, was meinen Sie?
Wer sich nicht mit Details des aktuellen Themas befassen möchte, greift wohl zu solchen Allgemeinplätzchen. Gewogen - und zu leicht empfunden. Inhaltliche Antwort erforderlich: nö.
Btw: Vollständige Sätze kommen immer gut an. Was meinen Sie?
Ein Kommentar, dem fast nichts mehr hinzuzufügen ist.
Um der neuerlich zu erwartenden Massenhysterie zu entgehen, wünsche ich mir ein möglichst frühes Ausscheiden der deutschen Mannschaft.
@76530 (Profil gelöscht) Dem kann ich mich nur anschließen. Gottseidank halte ich mich fast während des ganzen Spektakels im fernern Ausland auf. Das erspart mir den Anblick von Menschen und Autos mit schwarzrotgüldnen "Präservativen".
Sie Glücklicher. Mir fehlen dafür leider die pekunären Mittel. Aber ich erinnere mich gerne daran, dass ich es 1972 bei den Olympischen Spielen in München so gehandhabt habe und einen Urlaub im damals noch existierenden Jugoslawien vorzog.
Heute würde das nicht helfen, sondern müssten Feuerland, Bhutan oder Sibirien herhalten.
@76530 (Profil gelöscht) Wenn sie die Deutsche Nationalflagge so unerträglich finden wandern sie doch aus.
Keine ausreden, so etwas ist möglich.
@76530 (Profil gelöscht) Da, wo ich hinsoll, werde ich nicht unbedingt gerne hinfahren, aber vielleicht wird's ja dennoch schön. Und dass ich dort vom Fußball verschont sein werde, glaube ich auch nicht. Selbst auf Feuerland bzw. Ushuaia wird man nicht verschont bleiben, höchstens in Punta Arenas, weil Chile nicht mitspielt. Aber da kann man ja wenigstens raus, sich Pinguine anschauen und dabei an die Fußballfans in Deutschland denken. :-)
Manchmal frage ich mich in der Tat, wie viel Vergnügen eine intellektuell miesepetrige Sicht machen kann.
Ja, es gibt diese Nationalismen auch bei einer Fußball WM. Andererseits, ist es ein Mannschaftswettstreit. Und ich identifiziere mich als Deutscher eher mit der deutschen N11 als z.B. mit der niederländischen Elftal. Genauso, wie ich es als Kölner eher mit dem FC als mitder Düsseldorfer Fortuna halte.
Das Symbol der deutschen Manschyft ist eben die Fahne.
Und nur weil es Idioten gibt, die dies nationalistisch überinterpretieren und geistig "über alles in der Welt" grölen, ist es noch lange kein allgemeines Zeichen des Nationalismus, bei der WM die Fahne zu zeigen.
@J_CGN Das Problem ist schon, dass Sie sich als "Deutscher" identifizieren...
@Neinjetztnicht Meine Güte, woher kommt ihr Hass?
Ist ihnen die Schokolade ausgegangen oder das Bier?
Schöner Artikel und schöner Grund dafür, dass man die Flagge auch mal die 2 Jahre zwischen den Turnieren hängen lässt.
Nur für den Autor. Damit er sich nicht über die steigende Anzahl der Fahnen während der Fußballturniere ärgern muss.
Ich wette in jeder größeren Stadt gibt es wieder ein, zwei Kneipen, die Gratisgetränke für "mitgebrachte" D-Fahnen anbieten... :)
@Neinjetztnicht Am besten versuchen sie die Fahne von meinen Bekannten mit Migrationshintergrund aus dem Orient zu entwenden.
ca. 1,9 m groß, Kraft und Kampfsportler und begeisterter Straßenschläger.
Und das Beste, nie allein unterwegs.
Bin mal gespannt wie lange sie gegen eine Gruppe von denen, ca. 20 durchhalten.
@Theta Aber die einer in der Hose haben die Fahnendiebe ja nicht, sich mit einer Gruppe anzulegen die sich wehren kann.
Man könnte ja selbst die Gewalt die man so liebt abbekommen.
Lassen wir doch noch mal den Altmeister zu Wort kommen.
Eh das Kreidefressen der tazis - Überhang nimmt. Wollnichtwoll.
Bitte Herr Klaus Theweleit ~>
Gaucho-Tanz auf der WM-Party
Das war nicht die echte Mannschaft
Wir sind betrogen worden auf der Fanmeile. Eine Polemik gegen die Inszenierung der Weltmeister – und einige Anmerkungen zur taz-Berichterstattung.
//http://www.taz.de/!5037365/
"...Großer Dank (in dem Zusammenhang) an Ulrike Herrmann für ihren Debattenbeitrag zu Frank Schirrmacher (das den Herrn auf die angemessene Mittelgröße zurückstufte; wo einige ihrer Kollegen sich in Lobgesängen ergossen hatten. Peinlich!) Hintergrund: die schleichende Diekmannisierung der taz; und, auf das Fanmeilen-Wesen erweitert: die grob vorangetriebene Boulevardisierung des öffentlichen Raums. Das ist kein Klacks. Das Wörtchen Bild mit dem Zusatz „-Zeitung“ zu versehen, ist schon ein Verbrechen...."
Das auf die accellerandoschleichende VerDöpferung mal fortgeschrieben. Gell.
kurz - Friede sei mit euch.
&
Mal sehn - wie nach Welt-Side?kick bei Deniz Yücel-Interview - Newahr. Gaahrp.
Die von diesem sauberen Herr Mathias Döpfner phantasiert-aufgedrängten
Allianzen der taz - mit der LÜGT-Presse noch Gestalt annehmen.
Rösselsprung - geht ja bekanntlich - wie HelmabDameGardez - Immer&Sowieso.
Jau. Brech.
@Lowandorder Friede sei mit Ihnen ;-)
;)) - Danke.
&
Nu. Solange es nicht die Friede ist!;)(
@Lowandorder Keine falsche Bescheidenheit, LOWIE, der wahre Meister des kreativen und poetischen Wortes sind doch ... Sie. Tusch!
@76530 (Profil gelöscht) Oha, neue Fankultur. "Orderismus statt Patriotismus!", garniert von der Low-and-Order-Fahne in den drei Farben Öh~>EndeGelände&newahr, geschwenkt zu Ehren des Bundes..öh..Träners Ordi Low.... ;-)
Au Backe -nein! & "Vorsicht - sie beginnen dich zu loben" - ;) B.B.
Aber mal im Ernst. Haben Sie sich mal der Ziegelsteine des -
Klaus Theweleit - nunja anvertraut? Herrlich. Sicher.
Wenn ich´s aber recht weiß - schreibt er auf einer Maschine mit zwei Papierrollen für Ein&Abzug!;))
(heute noch - ?;) - gute eine - eine Frage. Gellewelle. (FB;)
Gut - ming Daughter fügte grad dem als Ersatz fürs abgekackte 4er gnädig überlassene pink(grrrr)farbene 6er bei "Also eigentlich wollte ich das iphone schon eher losschicken, Aber : Die taz hat mich angefleht es nicht zu tun, in der Hoffnung der Kommentar-Regen würde abebben....;))"
Schrift - klar - pink!;)
Ok. Von der erbetenen Ablöse von 250 Ocken mal ab.
Dafür biste des nachts a lot of time aufgestanden - kerr!
But. Anyway. " Leg´s mal zu den anderen" (Watzlawick;)
Nanu, da vergessen Sie doch eben glatt Ihren Liebling bei der taz, der seinen Liebling vom "linken Patriotismus" und anderen unappetitlichen Sachen reden lässt:
//http://www.taz.de/!5141095/
Booey. "U 2 littlebit elefants aus juch Sangerhausen
Laßt volldreistduett&tutti einen durch die Latten sausen.
& ~>
Echolettets so schön around volleKanne voller Hohn!
"Jaa! - Da ist er ja - der eine - eine hohe höher höchste Ton."
Jau. Robert Peter - der Paul Celan - Jau. Das ist euer Mann.
"der seine "Todesfuge" gegen Adornos Verdikt schrieb...."
Ha no. Drunder gell. Fanget ehrs doch erscht goarnet aan!
Mer aber - Angefaßt-berührt - Trete still beiseit.
Met soret. Naa - Fangt´mer aan - Kaa Streit!
Nu - mer. Mer wisse halt - Dess doch auch.
No. Nur er - Gedichtet hat - So - Den Rauch.
unterm---------->
Doch. Danke 2010. In der Tat.
Sojet Gequassel - Dess gehört freilich bis hück - In den Skat.
& Däh! ~>
Jau. Da schau - Jungfräulich das taz-kommune-Geviert.
Nichmal Lowie de all Sabbelfut - Hett do wat henjeschmiert!
&
Dann geht dess - LindnerHypen war noch weit -
Die kreuz die quer & übern Acker - Patriotismus links!
Aber wacker. Eine Kampferklärung an die CDU -
Und die Bild-Zeitung. Die Grünen erklären mit wehender Deutschlandfahne der CDU den Kampf?"
Natalje - Jetzt kömmst du!
" Die Leute wählen nur noch irrtümlich CDU
Die Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld muss anders laufen als in der Verständigung über die Fußballnationalmannschaft.
Weil es möglich ist, dass das Gedenken an Auschwitz möglich ist und man trotzdem Fußball gucken kann, kann man sich dem in der Tiefe stellen, die es hat."
Nu.Harbeck kam - aus der Tiefe des Schaumes!
PU "Bitte?" Genau
Drehn wir mal gnädig - Ab den Hahn!
Nich to glöben. Jetzt kommt - Paul Celan.
Adorno & Viel viel später Er! - Superperformer Lind´ner.
&
Befand ja - Kerle - Auf Soffa seine Perle -
"Was für ein Blödmann" & Da hett sie! sich janich vertan.
&
"Die FDP wäre eine Super-Oppositionspartei, Christian Lindner könnten wir weiter blöd finden. Aber ist es nicht ein Segen, dass er regieren muss?" Peter Unfried
&
"....das größte und nobelste Versprechen von Christian Lindner. It’s now or never.";)
Fin
@Lowandorder Habe ich beim Artikel gerade was zu gesagt.
Danke für die Steilvorlage in Sachen Lob. Oscar Wilde schrieb einmal sinngemäß, wenn er Lob erhalte, müsse er sich fragen, ob er sich irre.
Für die nächste halbe bis Stunde werde ich mich mit der Dechiffrierung Ihrer Kürzel und Zitate befassen.
Nachschlag - aber gern!;)
"Je intelligenter der Mensch,
Desto raffinierter seine Ausreden."
(hermannscheerer.com)
Steht vorn auf ehrn Karte!;)
Ihre Tochter/6, - kluges Haus ~>
"Solche Karten schickt nur der Opa ...."
Gelernt ist halt gelernt.
@Lowandorder Spielverderber. Immer will er das letzte Wort. Mamaaa!
Doch - ach du meine Güte - leit ich erst noch dess!
&
Kess - aus der mailingtüte:
"Pfingsten ist nah, wie ich hier bemerke.
Der Heilige Geist tut schon Gute Werke,
bei Töchtern und Foristen
Und Wolfgang Leiberg möcht ich sagen:
"Ein Richter hat das letzte Wort, besonders wenn Sie klagen."
@Lowandorder Eine namentliche Würdigung zum Feiertag. Das Fest kann beginnen! Nein, es hat schon begonnen!
Ja wie? Letztes Wort.
Nö - Das kommt - Jetzt! ~> s..o. !;))
Hmmm... Was hat der Autor gegen Patriotismus?
Und was wäre seiner Meinung nach das Gegenteil, also für ihn das Richtige?
Das Einzige, was mir währen Sportgroßveranstaltungen aufstößt, ist, dass die Regierungen dann üblicherweise unbequeme Gesetze durchpeitschen. :-(((
Die Meinung des Autors kann man vertreten. Sie ist aber in keinen Land der Welt mehrheitsfähig. Nicht in Deutschland, nicht in Indien, nicht in Brasilien, nicht in Neuseeland.
Wie der Autor wohl den Haka der All Blacks findet? Und ob er jemals selbst Fussball gespielt hat?
Mehrheitsfähigkeit ist kein wirklich gutes Argument. Ganz besonders in Deutschland nicht.
Auch die Frage, ob ein Kritiker selbst Fussball gespielt hat, nicht. Ich habe es in jungen Jahren getan. Und habe es gerne getan.
Mit dem Selbstspielen verhält es sich ein klein wenig anders als mit dem nationalistischen Gehabe bei WMs und EMs.
Außerdem muss ich nicht selbst ein Schwein geschlachtet haben, um über Fleischkonsum schreiben zu dürfen. Es reicht völlig, wenn ich Fleisch esse oder mal gegessen habe.
Egal, Deutschland soll Weltmeister werden...
Nö, ganz bestimmt nicht.
Frühes Ausscheiden bringt große Freuden ...
Antinationales Mimimi.
Was soll falsch daran sein, das eigene Team anzufeuern?
In Frankreich taten das 1998 vor allem viele Linke - nachdem Vater Le Pen sich wegen der vielen "fremden" Zidanes, Djorkaeffs und Henrys von der Equipe Tricolore abwandte. Sie wurde Weltmeister.
Der Autor wirkt da eher wie ein Bademeister:
Mit strengem Blick und Trillerpfeife im Mund wacht er darauf, dass ja niemand über die Stränge schlägt.
@Linksman gut, einfach cool formuliert. Statt Bademeister würde ich eher Blockwart formulieren.
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Kommentar Fußball-Patriotismus: Ein Fetzen Euphorie für Einfältige
Bald ist wieder Zeit für entfesselten Patriotismus und Nationalflaggen. Zur WM wird die größte Gemeinschaft beschworen, die der Deutsche kennt.
Das Grundgesetz flattert halt nicht so hübsch im Wind Foto: ap
Ein Krieg steht vor der Tür, doch keine Sorge, Deutschland, Rettung naht: „Mit dieser Deutschlandfahne sind Sie für die kommende WM bestens gerüstet! Bekennen Sie bei den anstehenden Feiern, Public Viewings und Gartenpartys Farbe!“ Sich rüsten, Farbe bekennen, zwei Ausrufezeichen – ja, bald ist es wieder soweit, am 14. Juni beginnt die Fußball-WM und der Handel macht mobil für die große Schlacht. Die beteiligten Heere wollen schließlich ausgestattet sein mit ausreichend Hoheitszeichen, um dem Höhepunkt ihres sonst so trostlosen Daseins, dem zyklisch wiederkehrenden nationalen Taumel in schwarz-rot-goldner Einfalt gebührend entgegenfiebern zu können.
Als am 8. Juli 1990 im römischen Olympiastadion der Schlusspfiff des WM-Finales der westdeutschen Mannschaft den WM-Titel bescherte, hallte donnernder Jubel von Rostock bis nach Garmisch, von Aachen bis nach Frankfurt/Oder. Die Einheit ideell vollzogen drei Monate vor dem offiziellen Termin, die Gemeinschaft geschmiedet, noch bevor die Pässe umgetauscht waren. Fahnen aber hatten alle schon und schwenkten sie auch fleißig. Schwarz-Rot-Gold. Wer sich nicht völlig benebelt dem patriotischen Rausch ergeben wollte, wurde abgestraft, die Grünen und auch Oskar Lafontaine erinnern sich nur zu gut an die Niederlage zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl.
Seitdem gewann die deutsche Herren-Fußballnationalmannschaft noch zwei große Titel, die Europameisterschaft im Jahr 1996 und die Weltmeisterschaft 2014. Der Gipfel der Fahnenschwenkerei aber wurde unterwegs erklommen. 2006 erreichte „Die Mannschaft“ zwar nur das WM-Halbfinale, als Austragungsland jedoch versank Deutschland in einem Ozean von Flaggen. Das sogenannte Sommermärchen war der Dammbruch des prononcierten Patriotismus.
Was vorher noch recht verdruckst nach nationalem Anschluss suchte, fühlte sich nun berufen, ganz offen und „entspannt“ Farbe zu bekennen, eine riesige Party der Massen in schwarz-rot-goldner Rüstung. Eine Party, die naturgemäß davon lebte, das eigene vom anderen zu unterscheiden, die anderen zu besiegen vor allem, und sei es nur symbolisch auf dem Platz. Wenn die Welt zu Gast bei Freunden ist, reicht es anscheinend nicht, gemeinsam ein Bier zu trinken, nein, es muss ordentlich gekämpft werden. Man muss Flagge zeigen.
Die größte Gemeinschaft für den Deutschen ist die nationale
Das Stadion ist Kriegsschauplatz, zivilisiert und regelfest zwar, die Heimatfront auf den Rängen aber jubelt den heldischen nationalen Athleten zu, grad so als hieße es, in wenigen Augenblicken die Festung Brest zu nehmen. Es geht ums Ganze, um uns, um Deutschland. Die größte Gemeinschaft, die der Deutsche kennt, ist und bleibt eben die nationale. Kein politisches oder soziales Ziel, kein Links und kein Rechts können je so groß sein wie die Nation – ein poröser Klumpen zweifelhaften Glanzes, mehr Gefühl als Idee, dem anzugehören ein Geburtsrecht ist, das noch jede Unzulänglichkeit in Status und Vermögen, jede Zurückgesetztheit, jede Erniedrigung der eigenen atomisierten Existenz zu überstrahlen vermag.
Zusammengehalten wird dieser nationale Klumpen von der Fahne. Sie ist dem Patrioten wärmende Hülle vor den Stürmen der Zeit und hält die anderen draußen. Dieser Ausschluss kann dabei schnell soweit gehen, dass nicht nur feindliche Beflaggung, sondern schon Unwille oder Desinteresse überhaupt irgendwelche Farben zu tragen, zu Irritationen und sogar Aggression führen können. Wer nicht mit Haut und Haaren, Blut und Boden mit uns ist, ist gegen uns.
Wenn es um Fußball geht, ist auch der Verfassungspatriot ganz bei seiner Rotte, mit der Fahne in der Hand
Dass es durchaus auch ohne Fahne geht, zeigte ausgerechnet Angela Merkel, die ja schon von Berufs wegen eher häufig mit der schwarz-rot-goldnen Trikolore konfrontiert ist. Legendär sind ihr genervter Blick und beherzter Griff, als sie dem selbstbesoffenen Hermann Gröhe bei der CDU-Wahlparty im Jahr 2013 die Fahne aus der Hand rupfte und achtlos beiseite tat. Für einen Augenblick war der magische Bannkreis unterbrochen, die Nationalflagge ihrer beliebigen Heiligkeit beraubt und zu dem albernen Stück Stoff geworden, das sie schon immer war: ein Euphoriefetzen bestenfalls, an dem schlichtere Gemüter sich festhalten mögen.
Der Renaissance des Patriotismus, dem selbst sonst ganz kluge Zeitgenossen auf den Leim gehen, tun solch trübe Lichtblicke keinen Abbruch. Als der kleine, irgendwie süßere Cousin des Nationalismus, erlaubt der Patriotismus auch empfindsameren Naturen die Flucht vor der kalten sozialen Realität in den weichen Schoß der nationalen Gemeinschaft. Die absurdesten Vertreter dieser Gattung sind dabei die Verfassungspatrioten. Sie haben immerhin ganz aufmerksam den hohen und zu verteidigenden Wert bürgerlicher Rechtsordnung und Freiheitsgarantien bemerkt, können und wollen diese aber nicht jenseits des beschränkt Nationalen denken. Und wenn es um Fußball geht, dann ist auch der Verfassungspatriot ganz bei seiner Rotte, mit der Fahne in der Hand. Das Grundgesetz flattert halt nicht so hübsch im Wind.
Wer bleibt bei all der Deutschigkeit auf der Strecke?
Jenen, die nun aber wirklich auf Verfassung, Freiheit, Rechtsstaat pfeifen, wird das Spiel von den unschuldigen Fahnenschwenkern allzu leicht gemacht. Als der Grüne Cem Özdemir der AfD im Bundestag in einer von ehrlicher Empörung und erfrischender diskursiver Angriffslust getragenen Rede schließlich unter großem Applaus vorwarf (!), ihre Abgeordneten würden bei der WM doch heimlich zu den Russen halten, war das ein befremdlicher Moment. Özdemir machte en passant unmissverständlich deutlich, worum es bei so einer WM und der Beflaggung geht: nicht um das sportliche Ereignis und den Spaß nämlich, sondern um die verpflichtende Ertüchtigung nationaler Zusammengehörigkeit. Zugleich öffnet eine solche Debattenführung die Tür zu dem wirklich gefährlichen Wettstreit darum, wer nun der deutschere Deutsche sei. Gefährlich ist das unter anderem deshalb, weil kaum jemand zu sagen weiß, wer bei all der überdeutschten Deutschigkeit am Ende auf der Strecke bleiben wird.
Andererseits jedoch dürfte für einen kurzen Moment von einem ganz famosen Schauspiel geträumt werden: Özdemir und Nahles und Lindner, Gröhe, Wagenknecht wetteifern auf einer Tribüne in Moskau mit Höcke und Storch darum, wer wohl den patriotischsten Sturm zu entfachen vermag. Beseelt schwenken sie riesige, gigantische, also so richtig deutsche Deutschlandfahnen, die ihnen dann mit missmutiger Beiläufigkeit von Angela Merkel entrissen und in den Staub geworfen werden. Die überdimensionierten Stofffetzen drohen nämlich, der fußballbegeisterten Kanzlerin die Sicht auf das Spiel zu nehmen. Für dieses Bild allein ließe sich wiederum ganz ungeniert auf eine deutsche Finalteilnahme hoffen. Die müssten ja nicht auch noch gewinnen.
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Frauen-WM 2019
Kommentar von
Daniél Kretschmar
Autor
Jahrgang 1976, Redakteur für die tageszeitung 2006-2020, unter anderem im Berlinteil, dem Onlineressort und bei taz zwei. Newsletter unter: https://buttondown.email/abgelegt
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