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Kolumne Dumme weiße MännerKuddelmuddel aus Fehlschlüssen

Wenn weiße Männer anfangen, die Gender Studies zu kritisieren, läuft man Gefahr, dümmer zu werden. Welches Gen macht sie eigentlich so?

Fall für einen Pflanzenforscher: Kakteen mit Nachahmer Foto: Maccaroni/photocase.com

H arald Martenstein hat einen knallharten Test, um die Wissenschaftlichkeit von Disziplinen, die er zweifelhaft findet, zu untersuchen: den Alltag. Als er 2013 sich mit den Gender Studies beschäftigt, liegt er am See und fragt sich angesichts rumblödelnder Männer “Warum sind junge Männer manchmal so? Warum sind junge Frauen meistens anders?“

Eines Tages wird er so wohl auch die Elektrotechnik kritisieren, weil er beim besten Willen nicht ausrechnen kann, was die Quadratwurzel von -1 ist, oder die Quantenphysik, weil doch ein einfacher Ballwurf beweist, dass die Heisenbergsche Unschärferelation falsch sein muss.

Für einen weißen Mann, der über Gender Studies schreiben will, ist Martensteins Text die beste Vorlage: Er ist ein Kuddelmuddel aus erkenntnistheoretischen Fehlschlüssen und beinhaltet alle Bausteine der Diffamierung, die auch immer wieder von anderen „Genderkritikern“ genutzt werden.

Es gibt den ökonomischen Baustein: “2011 gab es 173 Genderprofessuren“, ohmeingottwaskostetunsdas?! Den moralischen: der Verweis auf John Money, der als erster die Unterscheidung von Sex, dem biologischen Geschlecht, und Gender, dem sozialen Geschlecht, vornahm – aber auch nach einer fragwürdigen Genitaloperation, die einen Jungen als Mädchen aufwachsen ließ.

Es gibt den denkfaulen: Männer sind so, Frauen sind so, das zeigen Studien, das habe ich am See erlebt und von Israel bis Russland, und deshalb muss das biologisch bedingt sein. Und den erlogenen: GenderforscherInnen würden biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen grundsätzlich verneinen.

Den gleichen Text wie Martenstein hat dann drei Jahre später Christian Weber für die Süddeutsche Zeitung geschrieben, in dem er argumentiert: „Zahlreiche Studien lassen […] vermuten, dass Frauen auch aus evolutionären Gründen rein statistisch weniger ausgeprägte Karriereambitionen als Männer haben.“ Klar: Vor Millionen Jahren sah die Evolution den Kapitalismus kommen und entschied: Es reicht, wenn nur die Hälfte der Menschheit karrieregeil wird.

Das war dann wahrscheinlich die längste Langzeituntersuchung aller Zeiten, begonnen von einem Menschenaffen und beendet von einem deutschen Forscher in den 1970ern, der evolutionär bedingt den Arbeitsvertrag seiner Frau kündigte, weil sie den Haushalt vernachlässigte.

Irgendwas mit „Gender“

Besonders fixiert auf Money ist der Pflanzenforscher Ulrich Kutschera, der die Gender Studies gleich in „Moneyismus“ umbenennen möchte. Dass es Tausende ForscherInnen in dem Gebiet gibt, ist ihm – wie auch Harald Martenstein – egal: Wesentlich ist, dass es mal John Money gab, der erstmals das Wort „Gender“ so verwendete, wie es von vielen auch heute verwendet wird.

Es folgt: Alle die „Gender“ so oder anders verwenden wie Money, sind moralisch ebenso fragwürdig wie er. Ohnehin scheint es, dass Kutschera kaum etwas von dem Feld verstanden hat, außer dass dort das Wort “Gender“ vorkommt.

Die Anekdote von John Money lässt Weber weg, rechnet dafür nochmal ein bisschen expliziter die Kosten der Gender Studies auf: “Jede Million mehr für die Geschlechterforschung ist eine weniger für die Meteorologie oder die Byzantinistik.“ Vielleicht hätte bei einer anderen Verteilung der Gelder mal ein Byzantinist Zeit, Weber das byzantinische „cum hoc ergo propter hoc“ zu übersetzen. Denn die Korrelation von etwas so komplexem wie menschlichem Handeln und etwas so komplexem wie biologischem Geschlecht bedingt nicht gleich eine Kausalität.

Vielleicht kann ja dann ein Biologe auch mal untersuchen, welches Gen dazu führt, dass vor allem weiße Männer die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies in Frage stellen.

Eventuell kann er gleich mituntersuchen, was mit dem IQ von Leuten los ist, die solche Leute beauftragen: Warum, zum Teufel, glauben sie eigentlich, davon schlauer und nicht dümmer zu werden?

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Lalon Sander
Datenjournalist
Lalon Sander ist Datenjournalist. Sein Schwerpunkt liegt in der Aufbereitung von Datensätzen zum Klimawandel.
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84 Kommentare

 / 
  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Was Sie zu den "Mausezähnchen" des Menschen sagen, könnte man genausogut über sein - für die Verdauung von pflanzlicher Rohkost eben auch nur sehr mäßig geeignetes - einsames kleines Mägelchen einwerfen."

     

    Och, das Mägelchen und das winzige Därmchen sind schon ziemlich gut für pflanzliche Rohkost geeignet, wenn die nicht gerade aus Baumrinde besteht. :-)

  • Ich stelle mir gerade vor, was hier los wäre, wenn es eine Kolumne gäbe mit dem Titel "Dumme schwarze Frauen"..

    • @Sophokles:

      Das kommt drauf an, wer die Kolumne schreibt. Selbstkritik ist ja keine Diskriminierung anderer.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      Das wäre nicht rassitischer als der aktuelle Titel der Kollumne. Von Seiten der taz ist da entsprechend kein Widerstand zu erwarten.

       

      BTW: Die Anmerkung das der Titel der Kollumne und in Folge dessen auch der Verfasser rassistisch sind führt nicht selten zur Löschung des kommentars.

      • 8G
        889 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        "das der Titel der Kollumne und in Folge dessen auch der Verfasser rassistisch sind"

         

        Ist das die saubere wissenschaftliche Argumentation, die du bei den Gender Studies vermisst?

  • Nichts regt dumme weisse Männer mehr auf, als wenn man ihnen gegenüber - ganz ruhig und beiläufig - erwähnt, dass es unter den weissen Männern wohl auch ein paar dumme gibt, vielleicht sogar ein paar mehr dumme, als sich allein durch ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung, vor allem aber wohl unter Einbeziehung des vermuteten durchschnittlichen Bildungsgrades erklären liesse.

     

    Dann sind gerade die dummen unter den weissen Männern in nullkommanichts auf irgendeiner selbstgeschnitzen Palme, um von dort oben mit gebleckten Zähnen und unter pavianhaftem Geschrei ihre Alibi-Argumente a la "ich bin ja eigentlich ein total ruhiger, aufgeschlossener, rationaler Typ, aber...", "ich hab ja gar nichts gegen Frauen, aber..." auf die gar nicht mal so geneigte Zuhörerschaft herunterprasseln zu lassen, vermutlich in dem Glauben, dadurch einen irgendwie ruhigen, aufgeschlossenen, rationalen, frauenverstehenden, in jedem Fall aber total überlegenen Eindruck zu hinterlassen.

     

    Es ist in seinen bizzaren mentalen Fehlleistungen und Entgleisungen auf dem intellektuellen Niveau frühsteinzeitlicher sozialer Interaktionsbemühungen immer wieder und auch in der hiesigen Kommentarspalte ein beeindruckendes Schauspiel der Natur.

    • @cursed with a brain:

      GegenFrage/Antwort:

       

      Warum gibt es die "Dumme weiße Frauen"Kolumne nicht?

    • @cursed with a brain:

      Vielleicht liegt es aber auch gar nicht daran, dass die weißen Männer Angst haben, als dumm entlarvt zu werden, sondern sie stören sich an der Methodik der (vermeintlichen) Entlarvung. Der in diesem Kommentar zumindest unterschwellig angewandte Lackmustest scheint nämlich zu sein, dass dumm sein muss, wer sich - mehr oder minder polemisch - gegen die Bezeichnung von Gender Studies als "Wissenschaft" auflehnt. Und zwar vor allem, wenn er dabei auch noch weiß und männlich ist.

       

      Man mag noch so rückhaltlos hinnehmen, DASS es dumme weiße Männer gibt, und dass etliche von ihnen tatsächlich Gender Studies die Wissenschaftlichkeit absprechen: Dass und wie der Einzelne tut, ist weder als Nachweis seiner Dummheit noch als Widerlegung der weniger polemischen Kritik an den Gender Studies geeignet, die es auch gibt, die aber gerne vor lauter Spott über etwaige Polemiken und deren "dumme" Urheber vergessen wird. Dieser "Unaufmerksamkeit" ließe sich durch eine weniger auf persönliche Herabsetzung gerichtete Befassung mit dem Thema, als sie in diesem Kommentar von Herrn Sander (und Ihrem) stattfindet, vielleicht begegnen, was dann im Idealfall zu einer sachlichen Auseinandersetzung führen kann (wie sie in der Kommentarspalte durchaus vereinzelt stattfindet). Es ist aber die Frage, inwieweit das wirklich von beiden Seiten gewollt ist...

  • hmm?

    Das heißt also je mehr man optische Merkmale zwischen Menschen betont, um so weniger führen soziologische Unterschiede zu Benachteiligungen?

     

    Es ist absurd, auf der einen Seite werden Folklore und Exotik als erstrebenswerte farben des menschlichen miteinander betont. Aber sobald es um das Verhalten der Nachbarn und Mitmenschen in der näheren Umgebug geht, wird jedes besondere Nuance als schlecht dargestellt.

     

    Wir dürfen also über dumme weisse Männer berichten, aber über faule Schwarze darf niemand schreiben?

     

    Der Sexismus der in schwarzen Subkulturen ist den vermeinlichen Femminstinnen kaum eine Wort wert, aber wehe ein weisser Professor macht einen Witz über die Unterschiede zwischen Männer und Frauen, den manche für falsch halten.

     

    Das dann diese Art des Rassimus staatlich gefördert an Unis gelhert wird, macht die Sache durchaus kritikwürdig. Aber selbst dann ist man ja genetisch dumm - ich lese da Anleihen an Rassenkunde die nicht lustig sind und den autor für den Stürmer prädestinieren würden. auch dort wurden Untershciede von Menschen als genetische Makel deklariert.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Regelmäßig werden die Gender Studies in den Medien in Schutz genommen. Das liegt vor allem Anderen daran das die Autoren dieser Artikel persönlich der Meinung sind das Gender Studies wichtig und richtig sind.

     

    Es gibt neben polemischer Kritik eine Menge berechtigter Kritik. Diese ist nicht durchweg spezifisch für die Gender Studies, sondern bezieht sich an vielen Stellen auf die Geisteswissenschaften im Allgemeinen.

    Ein Physiker kann eine These aufstlellen und diese überprüfen. Wen jemand der Meinung ist der Physiker hätte unsauber gearbeitet oder aus Gesinnungsgründen betrogen lässt sich der Versuch von anderen Physikern wiederholgen und überprüfen. In den Geisteswissenschaften fängt die Problematik oft schon bei den Thesen an, die nicht falsifizierbar sind. Dann kommt dazu das die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche sehr häufig von Aktivismus durchzogen sind. Ohne die richtige (links außen) politische Einstellung gibt es dort auch keinen Job.

     

    Und dann bei Gender Studies im Spezifischen: Das Fach beschäftigt sich mit den Geschlechtern, also mit etwas das jeden Betrifft. Objektiv zu sein ist hier per Definition besonders schwer. Es würde also grade diesem Fach gut tun wenn beide Geschlechter gleichermaßen vertreten sind. Tatsächlich ist aber die überwältigende Mehrheit der Studenten weiblich und nicht nur das sondern auch feministisch und marxistisch ausgerichtet und das spiegelt sich in den Thesen dieses Faches auch deutlich wieder.

     

    In Konsequenz dieser Ideologisierung wird das wissenschaftliche Arbeiten ad absurdum geführt.

    Reviewing sollte eine objektive Beurteilung von Hypothesen und der damit verbundenen Wissenschaftlichen Arbeit liefern. In diesem Bereich ist das Gegenteil der Fall. Da bestätigen sich verbohrte Ideologinnin gegenseitig ihre zum Teil absurden Thesen. Eine Chance dieses System aufzubrechen besteht kaum noch, da alle relevanten Akteure eine Ideologische Eintrittskontrolle vornehmen.

  • Geschätzter @Normalo, ich denke, daß Sie mich mißverstehen. An keiner Stelle habe ich geschrieben, daß ich die egalitären Gesellschaftsformen für "natürlich" bzw. "natürlicher" halte, als die weiter entwickelten. Dies wäre sicher ein interessanter Diskussionsgegenstand - aber es war nicht mein Thema. Ich wollte nur darauf hinweisen, daß egalitäre Gesellschaften schon sehr lange existiert haben - mit Blick auf die gesamte Menschheitsgeschichte ist dies die überwiegende Zeit, die paar tausend Jahre geschriebener Herrschaftsgeschichte fallen in diesem Zeitmaßstab kaum ins Gewicht. Ich vermute: Ein kurzer Irrweg, der sich korrigieren läßt.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Das Missverständnis ist wohl beiderseits. Vielleicht hätte ich weniger auf den Begriff "Natürlichkeit" abheben sollen.

       

      Es ging mir primär um die Unterstellung, dass die "Urgesellschaften", die wir heute noch vorfinden, ein auf alle Gesellschaften aus prähistorischen Zeiten übertragbares Modell darstellen. Genau hier sehe ich einen Denkfehler, denn nach meiner Ansicht ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass vor zigtausenden oder hunderttausenden von Jahren gleichermaßen Gesellschaften existierten, die Konzepte wie Arbeitsteilung (auch, aber nicht nur, zwischen den Geschlechtern) und Wettbewerb entwickelten und umsetzten - nur dass deren Nachfahren eben auch und gerade deshalb heute nicht mehr auf steinzeitlichem Niveau leben und funktionieren. Es ist außerdem nicht gesagt, dass Herrschaftgeschichte erst stattfand, seit es Geschichtsschreibung gibt. Die Evolution dürfte zum Beispiel mehr als ein paar tausend Jahre gradueller Mutation gebraucht haben, um die heute vorherrschenden, starken physischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern auszubilden (für die es in vollständig egalitären Gesellschaften wenig Verwendung gäbe).

       

      Von daher ist aus meiner Sicht nicht nur die Qualität des "Irr"weges als solcher sondern auch seine Kürze nur anhand von Studien über heute existierende "Urgesellschaften" nicht nachweisbar.

  • Das erinnert doch sehr an die Debatten vor 30-40 Jahren, in denen Feministinnen pauschal Männerhass unterstellt wurde und dafür irgendwelche sozialen oder genetischen Ursachen vermutet wurden. Das Prinzip ist einfach - nehme ein paar dumme Äusserungen aus einer Gruppe und verallgemeinere dies zu einer Diffamierung der gesamten Gruppe einschliesslich der von ihr geäusserten berechtigten Kritik.

    Der Artikel ist - genauso wie der Titel der Kolumne - sexistisch. Vor 40 Jahren war der Sexismus gegenüber Feministinnen noch gesellschaftsfähig. Heute ist er das glücklicherweise nicht mehr. Gelernt haben wir daraus aber offensichtlich nicht, wenn einfach nur die Zielgruppe der dumpfen verunglimpfenden Kritik verändert wird.

  • Da die Genderstudies zweifellos die "Grundrechenart" der "political correctness" darstellt, mal ein Kommentar aus den USA von dem Satiriker George Carlin (leider schon tot!):

     

    "Political correctness is fascism pretending to be good manners."

     

    ( https://www.youtube.com/watch?v=hkhUivqzWv0 )

     

    Nur mal als Beitrag zu "dumme, weiße Männer")

  • Ohne die obligatorische Vulgär-critical-whiteness-Dummbeutelei wäre das eine sehr schöne Polemik. Den Quark hat er hier aber so kontextfrei reingepresst, dass ich mich frage, ob Sander nicht schon zur Geisel seines Leitthemas geworden ist.

  • "Vielleicht kann ja dann ein Biologe auch mal untersuchen, welches Gen dazu führt, dass vor allem weiße Männer die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies in Frage stellen."

     

    Woher nehmen Sie die Gewissheit, dass es nicht genauso viele oder gar mehr schwarze Männer, vielleicht auch asiatische Frauen sind, die Gender Studies in Frage stellen ? Gibt es dazu Belege ? Oder ist es evtl. nur ein Vorurteil ?

  • 8G
    80165 (Profil gelöscht)

    Hmmm...vielleicht kommt die Kritik vieler Leute an den Genderstudies auch nicht zwingend vom Fach selbst - Fächer, bei denen ich die Wissenschaftlichkeit anzweifel fallen mir spontan jede Menge ein. Man muss m.E. nicht zu jedem Zweig eines Fachbereichs einen eigenen Studiengang aufmachen. Aber das ist ein anderes Thema.

     

    Vielleicht kommt die Kritik an den Genderstudies an einer männerhassenden, militanten, radikalfeministischen Grundeinstellung vieler, die dieses Fach studieren. Und aus einem daraus resultierenden Schubladendendenken, dass eine Freundin von mir mal dafür angepöbelt worden ist, ein Sommerkleid zu tragen. Damit "unterwürfe sie sich nämlich dem gesellschaftlich aufgedrücktem, sexuellen Lustdenken der Männer".

  • "Vielleicht kann ja dann ein Biologe auch mal untersuchen, welches Gen dazu führt, dass vor allem weiße Männer die Wissenschaftlichkeit der Gender Studies in Frage stellen."

     

    Die offene Feindseligkeit von "politisch korrekten" Menschen überrascht immer wieder.

    Weniger überrascht das absolute Fehlen der Gesprächsbereitschaft.

    Kritik ist halt problematisch.

  • Heisenbergsche Unschärferelation, na, jetzt fahren wir aber die richtig dicken Bildungsgeschütze auf hier. Wie funktioniert die nochmal genau, Herr oder Frau Sander?

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Ist ein mathematischer Beweis dafür, dass der genaue Aufenthalt eines Elektrons in einem Atom zum Zeitpunkt x schon durch den Einfluss einer beliebigen Messvorrichtung auf das Atom nicht mehr feststellbar ist.

      Oder ganz allgemein ausgedrückt, je näher man der physikalischen Wahrheit kommt, um so mehr wird sie zwangsläufig auch verfälscht.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Halbwahrheiten! Schuster bleib bei deinen usw.

        • @80576 (Profil gelöscht):

          Wie meinen?

      • @Rainer B.:

        Der Wahrheit kann sich also nur angenähert werden. Gar nicht auf den Kopf gefallen derdiedas Heisenberg.

        • @Waage69:

          In der Quanten-Physik arbeitet man notgedrungen mit Theorien, Modellen und Hypothesen und nähert sich den physikalischen Zusammenhängen aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Je mehr Versuchsanordungen dann zu Ergebnissen führen, die einen vorausgesagten Zustand wiederholbar bestätigen können, umso besser beschreiben sie die "Wahrheit".

        • @Waage69:

          Sogar im Gegenteil: der Wahrheit nähert man sich, wenn man den Blick darauf erweitert, anstatt zu fokussieren, um die Analogie zu Heisenbergs Erkenntnis zu beschreiben. Sander versucht es ständig und lässt sich dabei nur von Randfaktoren irritieren.

  • Aus dem Artikel erfahre ich, dass Martenstein mit Gender-Studies-kritischem Artikel irrt, dass Weber von ihm abschreibt (richtig so verstanden? Gleichen Text wie M. geschrieben?), dass Kutschera bei seiner Kritik sich auf Money kapriziert.

     

    Und jetzt? Heißt das, der Quatsch mit den Gender Studies ist jetzt plötzlich Wissenschaft?

    • @Wolf-Dieter Busch:

      Nein. Denn das war es ja von Anfang an.

       

      Bestenfalls haben Sie "jetzt plötzlich" erkannt, dass Sie sich von Ihren Vorurteilen nicht durch Fakten verwirren lassen wollen.

      • @cursed with a brain:

        Das Problem ist, dass Sozialwissenschaften immer zwischen Wissenschaft und Religion einzuordnen sind. Besonders weil in diesem Bereich so viel gepredigt wird.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Herrlich Ihre differenzierte Sichtweise, da haben Sie aber wohl sehr gründlich und tiefschürfend nachged8!

          • @Parateckxs:

            Natürlich. Ich habe da eine ähnliche Einstellung wie Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper.

      • @cursed with a brain:

        Diese "Fakten" sind Resultate schlecht durchgeführter wissenschaftlicher Arbeiten, die hochprozentig auf Theorien basieren.

  • Redigiert eigentlich keiner mehr die Texte, werden die ins Smartphone getippt und erscheinen sofort online? Sprache, Rechtschreibung, Grammatik und logische Struktur sind bestimmt etwas für Kleingeister - aber warum muss dann unbedingt publiziert werden?

  • Wenn es darum geht, den Sumpf trockenzulegen oder nicht, ist die Meinung der Frösche dazu bereits bekannt. Ob sie im Bass quaken oder im Falsett, ob sie dabei auf und ab hüpfen oder Fliegen fressen, ist sekundär.

    • @Jared J. Myers:

      Das wäre aber ökologisch gesehen ein Verbrechen...

    • @Jared J. Myers:

      Frösche haben nix zu melden, ganz recht.

  • "...Harald Martenstein hat einen knallharten Test, um die Wissenschaftlichkeit von Disziplinen, die er zweifelhaft finden, zu untersuchen: den Alltag..."

    kurz - Alles Hoodie - oder was?;()

     

    Aber dann - auch klar - doch doch -

    "..Wenn weiße Männer anfangen, die Gender Studies zu kritisieren, läuft man Gefahr, dümmer zu werden. Welches Gen macht sie eigentlich so?.."

    Beantwortet sich solches ja von selbst!;)

    Chefle vom Dienst! - hö hö!

  • Vielleicht kann die Autorin mal untersuchen weshalb hauptsächlich links und links-liberale Frauen der Kritik an den Gender Studies jegliche Berechtigung absprechen...?

     

    Leider sind die Gender Studies sehr früh den Weg gegangen wichtige und berechtigte Fragen nicht mehr wissenschaftch sondern rein ideologisch-dogmatisch zu beantworten. Unterschiedlichkeit wird per se negiert weil sie als zwingend wertend verstanden wird. Zusammen kommt das dann mit einer gewissen Überheblichkeit den "tunnelblickenden" Naturwissenschaften gegenüber während man selbst den kompletten Durchblick in Fragen der Naturwissenschaften, in sozio-ökonomischen und politischen sowie psychologischen Fragen besitzt. Anders ist es ja nicht zu erklären, dass die "Anderen" im Unrecht sind die GS den angeblichen Durchblick haben. (Im besten Fall sind die "Anderen" nur dumm, gerne aber auch reaktionär rassistische Sexisten). Ich will den GS nicht die Berechtigung absprechen, aber diese WIR gegen DIE hat schon was von Pegida...

  • Interessant wäre auch eine Studie über die Folgen des 'Dummen-Weißen-Mannes'. Allein wenn man die letzten 100 Jahre betrachtet: 2 Weltkriege, 2 Atombomenabwürfe, 2 Super GAUs, Klimawandel, Resourcenvernichtung, Artensterben,...

    • @Radl Rambo:

      Wir haben da ja nun glücklicherweise immer mehr dumme weisse Frauen und dumme schwarze Männer und dumme schwarze Frauen, die die heutigen Verbrechen mit zu verantworten haben. Die Welt ist dadurch bunter geworden - die Verbrechen aber nicht weniger.

  • So ein Glück, dass sich etwas mehr pigmentierte Männer i.d.R mit Genderstudies gar nicht befassen, weil für diese wohl zu absurd. So passt die Statistik wieder.

  • 3G
    34420 (Profil gelöscht)

    Wieso kommt so ein Text durch die Korrektur? Hat die Korrekturleserin geschlafen? Oder sind Rechtschreibung und Grammatik schon abgeschafft worden?

     

    Ansonsten das alte Lied:Die Anderen haben keine Ahnung. Alles Pfuscher und Blödiane.

    • @34420 (Profil gelöscht):

      Korrekturleserin? Warum gehen Sie automatisch davon aus, dass nur eine Frau Korrektur gelesen haben kann?

      • 3G
        34420 (Profil gelöscht)
        @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Dachte mir, dass auch bei der taz die schlechter bezahlten Jobs von klugen Frauen erledigt werden. Wie halt überall. Isses 'ne falsche Annahme? Dann gern auch Korrekturleser.

         

        Aber auch das würde meine Eingangsfrage nicht klären.

        • @34420 (Profil gelöscht):

          Ich finde, Sie festigen mit Ihrer Behauptung ein überkommenes Rollenmodell.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Der Anthropologe John D. Speth geht davon aus, dass die Fleischbeschaffung unserer hominiden Vorfahren keineswegs aus der reinen Not geboren, sondern vor allem eine Sache des Prestiges gewesen sei, das sich die männlichen Exemplare durch die Jagd errungen haben. Nach dieser Lesart wäre die "Behauptung" gewissermaßen plausibel, die Evolution habe den patriarchalen Kapitalismus kommen sehen.

     

    Statt auf weiße dumme Männer, sollte man also vielleicht den Fokus auf fleischfressende dumme Männer legen, also z.B. auf deren Inbegriff, den Grillmeister, hinter dem stets eine Frau steht, die ihm die Fokussierung auf sein narzisstisches Hobby erlaubt, weil er Garant für das ihre ist.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Man sollte in diesem Zusammenhang aber auch nicht vergessen, dass der hohe Fleischanteil an der Diät unserer Vorfahren maßgeblich zur Entwicklung des menschlichen Gehirns beigetragen hat. Denn solche Großrechner zwischen den Ohren wären evolutionär kaum durchsetzungsfähig gewesen, wenn sie nicht mit den Energiemengen gefüttert hätten werden können, die auf dem damaligen technischen Niveau nur in Form von tierischer Kost zu beschaffen waren. So doof war die Idee (und mithin der Nachwuchs der fleischfressenden Angeber) also vielleicht doch nicht...

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Das ist eher ein Narrativ als gesicherte Erkenntnis. Die Entwicklung des Gehirns wurde durch das Kochen wahrscheinlich sehr viel stärker beeinflusst, als durch die gelegentliche Fleischmahlzeit. Wozu sollte man - wenn nicht Not herrschte - auch die ganze Zeit in der Gegend herumgerannt sein, um Tiere zu jagen, zumal man sich dadurch selbst zur möglichen Beute machte (Stichwort: man the haunted, nicht man the hunter).

        • @849 (Profil gelöscht):

          Wenn die Menschen und ihre Vorfahren damals schon ernährungsberater gehabt hätten, die ihn en halfen eine vegetarische Diät so präzise auszugestalten, dass sie ttsächlich einer fleischhaltigen Ggleichwertig wäre, dann vielleicht. ansonsten waren die Mengen, die man benötigt um den gleichen Energiegehalt zu erzeugen, euinfach nicht "sammelbar".

           

          Mit dem Stichwort kann ich nichts anfangen. Es wäre aber Blödsinn einerseits anzunehmen, dasds Jagderfolg ein wichtiger Prestigefaktor gewesen wäre ohne dass die Jagd eine wichtige Rolle in der Ernährung eingenommen hätte. Das wäre Luxus.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Normalo:

            Die "Diät" von Primaten besteht und bestand hauptsächlich aus Pflanzen, auch die des Steinzeitmenschen, es sei denn, er lebte in Gegenden, wo es keine gab. Fleischlastige Ernährung führte, wie bei den Eskimos nachgewiesen, zu Arteriosklerose. Das mag kein Problem für die Fortpflanzung gewesen sein, weil die Leute eh mit 30 oder 35 starben, aber daraus zu folgern, Fleisch allein hätte unsere Entwicklung begünstigt, ist ein Induktionsschluss aufgrund der heutigen Gegebenheiten und Vorlieben, der sich als Deduktion ausgibt. Fleisch wurde u.a. als Fett oder Knochenmark von unseren Vorfahren schon in der Urzeit gegessen. Was sie indes mit mehr Energie versorgte, war die Möglichkeit, Pflanzen und Fleisch zu kochen, oder glauben Sie, sie hätten mit ihren "Mäusezähnchen" rohes zähes Fleisch verschlungen? Wie viel vom Tier war wohl ohne kochen essbar? Die Jagd war zudem gefährlich, der Ur-Mensch oft selbst eher der Gejagte denn der Jäger. Letzteres spricht für die Ur-Geburt des männlichen Macho-Helden, der das Fleisch beibringt, wenn es gerade zum Überleben nötig ist und macht es pausibel, dass er daran auch in Zeiten des Überflusses Gefallen gefunden hat. Irgendwann muss der "Luxus" ja auch mal begonnen haben.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Ich habe nirgends behauptet, dass Fleisch ALLEIN die menschliche Entwicklung begünstigt hätte und will gar nicht abstreiten, dass die Nützlichmachung des Feuers zumindest AUCH einen wesentlichen Anteil an der verbesserten Ernährung gehabt hat.

               

              Aber allein dieser allererste Schritt - Feuer (und möglicherweise andere Wärmequellen) zur Zubereitung von Nahrung zu nutzen - stellte bereits eine Leistung dar, die auf unserem Planeten bis heute nur eine Spezies fertiggebracht hat. Daher muss die Frage erlaubt sein, woher wohl die (rohe!) Nahrung für das Gehirn kam, dass diesen recht gewaltigen Schritt schon gehen konnte.

               

              Und dazu bleibt es dabei, dass Flesich nunmal der effizientere Energieträger ist. Was Sie zu den "Mausezähnchen" des Menschen sagen, könnte man genausogut über sein - für die Verdauung von pflanzlicher Rohkost eben auch nur sehr mäßig geeignetes - einsames kleines Mägelchen einwerfen. Ebenso könnte das Risikobewusstsein für die Gefahren der Jagd, das Sie unserern Vorfahren unterstellen, in nicht geringerem Maße als die Fleischaffinität ebenso moderner Sicherheitsdenke geschuldet sein. Vergessen Sie nicht, dass die Menschen damals IM DURCHSCHNNITT nur ein paar Jahre alt wurden. Das lag nicht unbedingt an der natürlichen "Verfallsdauer! des menschlichen Körpers. Schwund durch Krankheit, Tiere, Wetter oder Hunger hatte damals nicht entfernt das traumatische Gewicht, das er heute hat.

               

              Und "Macho-Held" heißt bis heute nichts anders als "Mann, der dem männlichen Rollenverständnis entsprechende Ernährerqualitäten in besonderem Maße besitzt (oder zumindest vorgibt zu besitzen) und dies zum Zweck der Anlockung von paarungswilligen Frauen kundtut" - klassisches, nahrungsbasiertes Balzverhalten also.

  • Warum sind solche Diskussionen immer so extrem unsachlich? Und warum geht es immer wieder um "weiße Männer"? "Anders gefärbte Männer" finden Generforschung durch die Bank weg toll? Und Frauen sowieso?

     

    In der Praxis ist es eher so, dass den meisten Menschen, unabhängig von Farbe und Geschlecht, die Generforschung Wurst ist. Sie leben ihr Leben mehr oder weniger selbst bestimmt und überlassen die Generforschung einer kleinen Gruppe von Leuten, die unbedingt ein eine eigene Spielwiese braucht.

  • 3G
    3641 (Profil gelöscht)

    Gut, dass es schlaue schwarze Frauen gibt. Die sind mir auch lieber.

    • @3641 (Profil gelöscht):

      Ja. Deren Kampf um Gleichberechtigung ist bewundernswert und verdient Unterstützung.

  • Die Argumentation macht Sinn, aber wieso müssen sie den selben herablassenden Ton wie die Menschen, die sie beschuldigen, benutzen? Überzeugender macht Sie das nicht.

     

    Ich bezweifle nicht, dass Gender Studies ein "richtiges" Fach sein kann, aber wenn Sie aufreißerische Sprache ("Wenn weiße Männer [...]") verwenden, vermittelt das nicht den Eindruck, dass die Lehrstühle richtig besetzt sind. Ersetzen Sie einfach mal "weiße Männer" mit "Menschen" und schon klingen die meisten Parolen wie die ihrer Gegner.

     

    Kurz, Sie tuen Gender Studies mit dieser Sprache keinen Gefallen.

  • Hm... nur mal zur Logik von diesem Artikel. Also wenn jemand Schlüsse daraus zieht, wie Frauen im Durchschnitt handeln und wie Männer im Durchschnitt handeln, dann ist das falsch. Richtig?

    Aber daraus wie dunkelhäutige Männer im Durchschnitt handeln und weiße Männer im Durchschnitt handeln, darf man Rückschlüsse ziehen. Richtig?

     

    Als angehöriger der Minderheit "Behindert" (ich finde schon diesen Begriff albern. Ich bin körperlich defekt, nicht behindert - Querschnittslähmung), ist mir hoffentlich die Frage gestattet: Was machen die Gender Studies konkrt, außer Theorien aufzustellen und so zu tun als wären sie bewiesen? Was genau ist von den Theorien bewiesen?

    • @Sang:

      ..die Flexiblität von Genderroles sind bewiesen, ganz einfach durch kulturvergleichende und historische Forschung ;). Genderstudies schauen nach, wie Geschlecht in der Kultur von uns konstruiert wird, ebenso wie "Behinderung". Auch "Behinderung" wird überall anders verstanden. Hätten die Genderstudies nicht recht, wären wir hier eine Horde von Steinzeitaffen. Da wir aber zumindest schreiben, scheinen wir unser Verhalten verändern zu können, bei gleicher Genetik wie unsere Höhlenvorfahren :P.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Bandari:

        Schon im 17. Jahrhundert war die Rede davon, dass Unterschiede zwischen den Geschlechtern die Konsequenz von Erziehung und Lebensweise sind. Das zu "beweisen" bedurfte und bedarf es keiner Gender Studies, sondern allenfalls einer historischen oder soziologischen Erörterung.

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          "Das zu "beweisen" bedurfte und bedarf es keiner Gender Studies, sondern allenfalls einer historischen oder soziologischen Erörterung."

           

          Verstehe ich nicht. Solche Erörterungen _sind_ doch Gender Studies...

          • @889 (Profil gelöscht):

            So ist es, eingebettet mit einer Perspektive der Gleicheit der Lebensentwürfe. Diese Perspektivität wird von ihren Gegner*innen als "unwissenschaftlich" bezeichnet. Gender Studies wollen Ungleichheiten aufspüren und Impulse für eine gerechtere Gesellschaft liefern.

            • @Bandari:

              Und wenn die Impulse noch so gerecht sein sollen, die Wissenschaft hat sich grundsätzlich von sowas fernzuhalten. Das können dann Politiker/Aktivisten und sonstwer machen, aber allein mit der Zielsetzung einer nach deren Ansicht gerechten Gesellschaft, begeben sie sich in RIchtung der Unwissenschaftlichkeit und erfüllen voll und ganz den Vorwurf der Ideologiegesteuertheit. Denn wenn das Ziel Impulse für eine gerechte Geselslchaft ist, dann kann es garnicht anders sein als dass die Ergebnisse zu herauskommen, dass sie diesem Ziel dienen.

              • @sart:

                In einer Gesellschaft, die von der Ideologie der Warenförmigkeit aller Dinge und Beziehungen durchzogen ist, gibt es kein ideologiefreies Handeln. Der Kapitalsimus ist total. Um Perspektivität kommt keineR herum. Machtverhältnisse durchziehen alles. Objektivität ist nicht herstellbar, wenn Subjekte ihre konstruierte Realität beschreiben. Daher kann es nur intersubjektive Überprüfbarkeit als Standart geben.

                • 8G
                  889 (Profil gelöscht)
                  @Bandari:

                  Um diese Erkenntnis an sich heranzulassen, muss man aber bereit sein, sich selbst als das Produkt seiner Gesellschaft zu begreifen. Und das schaffen viele nicht, warum auch immer...

          • @889 (Profil gelöscht):

            Aber ist das wirklich etwas das einer Wissenschaft bedarf? Die nun mal tatsächlich viel Geld kostet?

            Wenn ich nach China gucke, sehe ich viele Frauen in IT Berufen. Ergo, ist diese Präferenz nicht biologisch.

            Nun bin ich kein Wissenschaftler, hab dies aber trotzdem herausfinden können. Das ist doch noch nie ein Geheimnis gewesen.

            Da haben die Gender Wissenschaften - für mich - nichts bewiesen sondern längst bewiesenes für sich beansprucht.

             

            Und sonst? Schreiben konnten wir auch vor den Gender Studies. Das wir uns seit dem Höhlenmensch verändert haben ist Evolution. Das hat für mich nichts mit Gender zu tun. Also der Nutzen der Gender Studies, ist mir ehrlich gesagt noch immer unklar... Behinderung ist kein Gender.

            • 8G
              889 (Profil gelöscht)
              @Sang:

              "Da haben die Gender Wissenschaften - für mich - nichts bewiesen sondern längst bewiesenes für sich beansprucht."

               

              Das erscheint dir so, und mir auch. Aber die Geschlechterforschung musste trotzdem lange gegen pseudowissenschaftliche Mythen ankämpfen, die das Gegenteil behaupten.

               

              "Also der Nutzen der Gender Studies, ist mir ehrlich gesagt noch immer unklar..."

               

              Ist es denn kein Nutzen, etwas über sich selbst und sein Verhältnis zur Gesellschaft zu lernen?

               

              "Behinderung ist kein Gender."

               

              Nein, aber auch da gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen dem, was du "körperlich defekt" nennst und dem gesellschaftlichen Institut "Behinderung." Und das Instrumentarium, um dieses Spannungsverhältnis zu untersuchen, haben nicht zuletzt die Gender Studies entwickelt.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @889 (Profil gelöscht):

                Sie haben gar kein Instrumentarium entwickelt, sondern sich der Instrumentarien der Philosophie, Soziologie, Anthropologie, Psychologie bedient und daraus versucht, einen eigenen Zweig der Wissenschaften zu etablieren. Mag ja sinnvoll und sogar wichtig sein, insofern sich Wissenschaft seit jeher ausdifferenziert und dadurch neue Zweige entstehen. Aber man sollte die Kirche schon im Dorf lassen. Die Erkenntinisse der Gender-Forschung bauen überwiegend auf älteren Ansätzen auf und sind noch nicht mit grundlegend neuen Erkenntnissen auf den Markt gekommen. Wie gesagt: die Flexibilität von "Genderroles" kannte schon die Philosophie des 17. Jhdts. Ob die Gender Studies Erfolg haben, so will mir scheinen, hängt indes eher an der Akzeptanz der Eliten als an der Güte ihrer Erkenntnisse.

                • 8G
                  889 (Profil gelöscht)
                  @849 (Profil gelöscht):

                  Das kannst du genauso über die Physik sagen. Atome z.B. kannten die alten Griechen schon...

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @889 (Profil gelöscht):

                    Wobei sich die heutigen Physiker dieser Tatsache bewusst sind und nicht wie die Gender-Studenten so tun, als hätten sie den Stein der Weisen gefunden oder irgendwas komplett Neues entdeckt.

  • Die vorgestellten 'knallharten Tests' um die Wissenschaftlichkeit von Disziplinen zu ueberpruefen sind tatsaechlich beknackt. Meines Erachtens ist Poppers Test noch immer der beste fuer die Unterscheidung von Astrologie und Astronomie oder Phrenologie und Physik. Seine einfache Frage lautete: Welche Beobachtungen waeren in der Lage Kernthesen zu widerlegen? Pseudowissenschaftliche Behauptungen sind unwiderlegbar, wissenschaftliche Thesen machen sich in der Regel durch Daten angreifbar.

     

    Ich hab keine Ahnung von gender studies. Daher meine komplett naive (ernstgemeinte) Frage: Was sind die Kernthesen der gender studies und welche Beobachtungen wuerden sie widerlegen?

    • @Janz Schlau:

      Die Kernthese von Genderstudies ist, dass das Geschlecht im Wesentlichen ein soziales Konstrukt ist und deswegen auch beliebig dekonstruierbar.

       

      Die Widerlegung leistet z.B. die Zwillingsforschung, aber auch viele andere empirischen Untersuchungen.

       

      Dieser Drops ist längst gelutscht, da Genderstudies aber Religion und nicht Wissenschaft ist, ist eine wissenschaftliche Widerlegung für die Katz.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Janz Schlau:

      "Meines Erachtens ist Poppers Test noch immer der beste fuer die Unterscheidung von Astrologie und Astronomie oder Phrenologie und Physik."

       

      Für die Beurteilung von Kulturwissenschaften ist der gänzlich ungeeignet.

      • @889 (Profil gelöscht):

        Falls das stimmt, ist die Analogie in Sanders Artikel (Elektrotechnik, Quantenphysik) ein Kategorienfehler. Und fuehrt zur Frage was der erhobene Anspruch der 'Wissenschaftlichkeit' im Zusammenhang bedeutet? Wenn Falsifizierbarkeit kein Kriterium ist, wie unterscheidet sich Kulturwissenschaft von Kulturpseudowissenschaft? (Der Anspruch impliziert ja eine solche Unterscheidbarkeit)

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @Janz Schlau:

          Gute Frage. Vielleicht darin, dass sie bei allem auf die Bedingung ihrer Erkenntnis reflektiert, anstatt so zu tun, als könne sie wertfrei eine äußere Natur beschreiben?

           

          Das müsste gute Naturwissenschaft zwar auch leisten, aber von Poppers Theorie wird leider das Wechselverhältnis von Sprache und Erkenntnis ebenso wie der Mensch als leidendes Subjekt vernachlässigt - was die Beschäftigung mit ihr ja auch so öde macht.

           

          Weiter oben fragst du:

          "Was sind die Kernthesen der gender studies und welche Beobachtungen wuerden sie widerlegen?"

           

          Die Kernthese ist natürlich, dass es einen Unterschied und vielfältige Wechselwirkungen zwischen dem Körper und seiner gesellschaftlichen Repräsentation gibt. Mir erscheint das so unmittelbar evident, dass ich gar nicht auf die Idee käme, das zu falsifizieren, aber ein Popperianer mag den gender studies genau das zum Nachteil auslegen...

           

          Und es ist ja - auch wenn ich mit ihr übereinstimme - eine mehr oder weniger willkürliche programmatische Setzung; so wie übrigens auch Poppers Wunsch, zwischen Astrologie und Astronomie zu unterscheiden, der ihn ja erst zu seinen Theorien veranlasst hat. :)

          • @889 (Profil gelöscht):

            Was macht eine Wissenschaft deren Kernthese selbstgenuegsam selbstevident ist? Das klingt irgendwie, aehm, oede (als Erkenntnisbedingungsreflektierter Mensch ist mir aber natuerlich bewusst, dass das eine subjektive Kategorie ist, die enormer inter-individueller Varianz unterliegt).

             

            Die programmatische Setzung dessen, was ich jetzt einfach mal Science nennen wuerde ist selbstverstaendlich eine ebensolche. Man kann die Spielregeln empirischer Wissenschaften doof finden und sich dazu entscheiden ein Spiel mit anderen Regeln zu spielen. Wer den Halmatisch verlaeest, weil Uno viel cooler ist, macht sich allerdings unglaubwuerdig wenn er/sie/es Uno gegen Kritik verteidigt *mit dem Hinweis auf den Respekt, den Halmaspieler geniessen* (wie im Artikel geschehen). Wenn Uno nicht Halma, und ausserdem der shit ist, dann sollte Unoapologetik doch auf eigenen Fuessen stehen koennen, oder?

             

            Als Halmafan will ich noch darauf hinweisen, dass Popper aus meiner Sicht ganz zentral - und transparent - durch die conditio humana motiviert ist. In erster Linie bedeutet Falsifikation die Macht intelektueller Basisdemokratie zum Aufbaeumen im Angesicht autoritaeren Gedankenterrors. Offene Gesellschaft yadiyah…

             

            These: unter Halmaspielern hat sich die grundsaetzliche Moeglichkeit der Entthronung nackter Kaiser als nuetzlich erwiesen (und Hindernisse in diesem Prozess als ziemlich unproduktiv). Frage: Was machen Unospieler mit nackten Diktatoren? Oder gehen die nie ohne Klamotten aus dem Haus?

      • @889 (Profil gelöscht):

        Falls das stimmt, ist die Analogie in Sanders Artikel (Elektrotechnik, Quantenphysik) ein Kategorienfehler. Und fuehrt zur Frage was der erhobene Anspruch der 'Wissenschaftlichkeit' im Zusammenhang bedeutet? Wenn Falsifizierbarkeit kein Kriterium ist, wie unterscheidet sich Kulturwissenschaft von Kulturpseudowissenschaft? (Der Anspruch impliziert ja eine solche Unterscheidbarkeit)

  • Jaja, Respekt für eine "wissenschaftliche Disziplin" einfordern, aber den renommierten Evolutionsbiologen Kutschera "Pflanzenforscher" nennen... Woran liegt es eigentlich, dass Gender-Studies-Verteidiger auf Biologen immer so aggressiv reagieren? :-)

    • @Rouven Polanski:

      Naja, also Kutschera ist Reduktionist und möchte sein Weltbild durch Interpretation seiner Studien bestätigt wissen. :) Die Natur mutiert munter vor sich hin und hält nichts von Heteronormativität. Natur testet alles. Was wir als geschlechtstypisches Handeln definieren, ist nur Abbild von Machtverhältnissen. Und da wir in einem sozialdarwistischen System leben, setzt sich der Stärkste durch. Dieses System haben wir aber selber gemacht, nicht die Natur.

      • @Bandari:

        Ist das so? Woher wissen wir das? Und wieso sollte es irgendwelche normative Relevanz haben?

         

        Wenn das, was wir als geschlechtstypisches Handeln definieren, dass Ergebnis sowohl kultureller als auch evolutionaerer Prozesse waere - was wuerde das aendern? Die Frage, ob ein Umstand 'natuerlich' ist oder nicht, ist doch nicht gleichbedeutend mit der Frage, ob er wuenschenswert oder veraenderbar ist.

        • @Janz Schlau:

          Evolution hat keinen Plan für genaue zwei Geschlechter, daher gibt es auch zwischengeschlechtliche Menschen, Third Gender usw. "Natürlichkeit" wird gerne als Begründet für menschliches Handeln genommen. Ein Tiger wird sicher anders für das morden eines Einhorns behandelt werden als Sie oder ich, oder? Wenn etwas nicht natürlich ist, dann ist es veränderbar. Dann können wir entscheiden, ob wir das Einhorn schlachten oder es leben lassen. Dann können wir Männlich*Weiblichkeit auch überdenken und Machtverhältnisse kritisieren.

          • @Bandari:

            Das ist der klassische naturalistische Fehlschlusses. Moralische Fragen und Fragen der Veraenderbarkeit sind keine empirischen Fragen der evolutionaeren Biologie. Hohe Kindersterblichkeit, unsagbare Schmerzen, Pest, Cholera, Typhus, Malaria und AIDS sind alle 'natuerliche' Ergebnisse evolutionaerer Prozesse. Selbstverstaendlich muessen wir sie trotzdem nicht als unveraenderbar oder irgendwie 'richtig' akzeptieren.

             

            Die Idee, dass z.B. das Geschlechtsbild der 50er Jahre BRD in entwicklungsgeschichtlichen Beton gegossen ist, ist offensichtlich beknackt. Die Idee, dass menschliches Verhalten in einem evolutionaer voraussetzungslosen Raum schwebt, erscheint mir allerdings nicht weniger absurd. Gerade wer menschliches Verhalten aendern will, kann doch nur dadurch gewinnen alle seine Aspekte besser zu begreifen.

             

            Ueber Spezies hinweg sind sexuelle Dimorphismen uebrigens ein ungeheuer spannendes (und ueberzeugendes) Kapitel evolutionaerer Theorie.

          • @Bandari:

            Evolution hat überhaupt keinen Plan. Sie ist ein Mechanismus, kein denkendes Wesen. Insofern wertet sie auch nicht und testet auch nicht. Sie sorgt nur - auf biologischem Wege - dafür, dass sich Eigenschaften, die besonders überlebens- und fortpflanzungsfähige Exemplare einer Spezies auszeichnen, nach und nach im Gesamtbestand dieser Spezies ausbreiten. "Natürlich" ist an ihr NUR der Wandel und die (beim Menschen nunmal auf exakt je zwei geschlechtsunterschiedlichen Keimzellen basierende) Fortpflanzung als Mittel dazu.

             

            Aber genauso wie "natürlich" als Totschlagargument etwaiger Biologisten verwendet wird, ist die Fokussierung der Gender Studies auf "Machtverhältnisse" und die mantrahafte Betonung ihrer überragenden Bedeutung eben auch ein Blickverenger. Was Millionen Jahre von (biologischer UND sozialer) Auslese an biologischen Spuren hinterlassen haben, kann man zwar hinterfragen und in ähnlich langer Zeit mit entsprechendem sozialen Druck wieder "wegzüchten". Aber sie für - im Vergleich zu sozialen Faktoren - irrelevant oder beliebig zu erklären, ist nicht zielführend. Zumal besagter sozialer Druck gegebenenfalls eben AUCH gegen die Prämissen ankämpfen muss, die aus den biologischen Faktoren resultieren.

  • Möchte dem geschätzten @Alten Kauz hier widersprechen (ohne damit nun wiederum die Sander'sche Kolumne besonders loben zu wollen): "Denn wieso sollte es nicht denkbar sein, dass in Sachen moderner kapitalistischer Karrieregeilheit biologische Mechanismen wirken, die schon beim Konkurrenzkampf in Australopithecus-Horden eine Rolle spielten?" - "Denkbar" ist es gewiß, aber jedenfalls nicht belegt von allem, was wir von "urgesellschaftlich" lebenden Völkern wissen. Egalität, Gemeinschaft, Fehlen von Hierarchien und gerade kein "Konkurrenzkampf" sind Merkmal solcher "Völker ohne Regierung". Ich ziehe bloß mal ein paar Bücher aus dem Regal, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Aktualität: Paul Trappe, Die Entwicklungsfunktion des Genossenschaftswesens am Beispiel odtafrikanischer Stämme, Neuwied, Berlin: Luchterhand 1966; Christian Sigrist, Regulierte Anachie: ... zum Fehlen und zur Entstehung politischer Herrschaft in segmentären Gesellschaften Afrikas, Olten: Walter 1967; Fritz Kramer und Christian Sigrist (Hg.), Gesellschaften ohne Staat, 2 Bde. Ffm.: Syndikat 1978; Harold Barclay, Völker ohne Regierung - Eine Anthropologie der Anarchie, Berlin: Libertad 1985; Ilse Lenz, Ute Luig (Hg.), Frauenmacht ohne Herrschaft: Geschlechterverhältnisse in nichtpatriarchalischen Gesellschaften, Berlin: Orlanda 1990; Heike Göttner-Abendroth, Kurt Derungs (Hg.), Matriarchate als herrschaftsfreie Gesellschaften, Bern: edition amalia 1997. - Und natürlich die ethnologischen Klassiker wie Evans-Pritchard: African political systems.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Nur weil "urgesellschaftlich" lebende Völker so leben, wie sie leben, heißt das nicht, dass ALLE Urgesellschaften so strukturiert waren, bzw. dass diese Strukturen irgendwie besonders "natürlich" seien. Im Gegenteil muss es ja Gründe geben, WARUM diese Gesellschaften heute noch "urgesellschaftlich" leben, der weit überwiegende Teil der Menschheit aber nicht.

       

      Ist ein Zustand deshalb "natürlich", weil er so stabil ist, dass (Weiter-)Entwicklungen nicht stattfinden, oder ist nicht die Veränderung mindestens genauso Teil der Natur des Menschen?

  • "Klar: Vor Millionen Jahren sah die Evolution den Kapitalismus kommen und entschied: Es reicht, wenn nur die Hälfte der Menschheit karrieregeil wird." -

     

    Ohne mir ein Urteil über Gender Studies erlauben zu wollen, kann ich doch zumindest so viel sagen, dass Sie an dieser Stelle genau so unsachlich denken, wie Sie es ihren Gegnern vorwerfen. Denn wieso sollte es nicht denkbar sein, dass in Sachen moderner kapitalistischer Karrieregeilheit biologische Mechanismen wirken, die schon beim Konkurrenzkampf in Australopithecus-Horden eine Rolle spielten? Oder glauben Sie ernsthaft, Konkurrenzkämpfe wären eine hochkulturelle Errungenschaft, die erst mit der Erfindung des Geldes einherging?

     

    Auch im restlichen Text steigen Sie nicht wirklich tief und ernsthaft in die diskutierte Materie ein.

     

    Ach ja. Die Kolumne soll lustig sein. Aber meinen Sie nicht, dass Sie den Gender Studies einen Bärendienst erweisen, wenn Sie ihren Kritikern so selten niveaulos und oberflächlich begegnen?