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Kolonialismus und Klimakrise500 Jahre Umweltrassismus

Der Globale Norden ist Hauptverursacher des Klimawandels. Der Globale Süden leidet. Aktuelle Lösungsideen ändern daran nichts.

Die Folgen des Klimawandels treffen den Globalen Süden: Überschwemmungen im Südsudan Foto: Andraea Campeanu/reuters

1 492 kamen die ersten europäischen Schiffe auf der Suche nach Gold in den Amerikas an. Während in Europa diskutiert wurde, ob die Bewohner*innen der kolonisierten Regionen eine Seele hätten, wurde die indigene Bevölkerung durch Gewaltherrschaft, Ausbeutung und mitgebrachte Krankheiten dramatisch reduziert.

Darauf folgte der Ausbau der bereits 1441 begonnenen transatlantischen Verschleppung von vielen Millionen versklavten, afrikanischen Menschen, die in den Amerikas Zucker, Baumwolle und Tabak anbauten. Das System breitete sich über die Kontinente aus, mit dem immer gleichen Mechanismus: Bei den kolonisierenden Regionen (fortan Globaler Norden) fiel materieller Reichtum an, und die kolonisierten Regionen (fortan Globaler Süden) zahlten dafür mit Genoziden und Ökosystemkollaps.

In dieser verwobenen Geschichte von Kolonialismus, Kapitalismus und Industrialisierung liegt auch der Ursprung der Klimakrise. Extremwetterereignisse wie Dürren und Ernteausfälle nehmen von Jahr zu Jahr zu. Szenarien, vor denen es viele in Deutschland derzeit bangt, haben Menschen und Ökosysteme im Globalen Süden bereits mehrfach durchlebt.

Dass Klimawandel ein dringliches Thema ist, bei dem die Verantwortung Verursachender und Betroffener weit auseinander liegt, ist mittlerweile fast im deutschen Mainstream angekommen. Begriffe wie Klimagerechtigkeit oder Umweltrassismus werden geläufiger. Doch der Denkfehler, der dem Begriff anthropogener, also menschengemachter Klimawandel innewohnt, bleibt nahezu unbemerkt.

Im Kolonialismus liegt der Ursprung der Klimakrise

Länder des Globalen Nordens sind für mehr als zwei Drittel der historischen Treibhausgasemissionen verantwortlich, Länder des Globalen Südens sind allerdings zwei bis drei Mal verletzlicher gegenüber Klimawandelfolgen. Bereits diese Zahlen sind Indiz dafür, dass die Klimakrise nicht von allen Menschen gleichermaßen verursacht wird.

Nicht nur dass es vor allem Länder des Globalen Nordens sind, die für die historischen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind und von ihnen profitiert haben – auch der Prozess, in dem diese Emissionen zustande kamen, ist von Gewalt gezeichnet. Die Forscherin Françoise Vergès spricht daher nicht vom Anthropozän, sondern vom rassistischen Kapitalozän.

Es sind vor allem Menschen im Globalen Süden, die gegen Entwaldung kämpfen und dabei ihre Leben riskieren

Eine gute Gelegenheit, das System neu zu denken – doch viele der Lösungen, die präsentiert werden, um die Klimakrise aufzuhalten, reproduzieren die bestehenden Macht- und Gewaltverhältnisse. Geoengeneering etwa bedeutet großmaßstäbliche, technische Eingriffe in die Kreisläufe der Erde, mit dem Ziel, das atmosphärische CO2 zu verringern, der Erdatmosphäre Treibhausgase zu entziehen oder Sonneneinstrahlung zu reflektieren.

So sollen Monokulturen von Bäumen angepflanzt werden, damit sie der Erdatmosphäre CO2 entziehen, um dann das anschließend im Verbrennungsprozess freigesetzte und aufgefangene CO2 unter der Erde zu speichern. Viele dieser Maßnahmen erfordern eine große Menge an Rohstoffen und Landflächen und führen dadurch bereits jetzt zu Landraub in Ländern des Globalen Südens.

Rebecca Abena Kennedy-Asante

sind Mitglieder des Klimaschutzkollektivs „BIPoC Environmental and Climate Justice Berlin“.Am Dienstag, den 19. 1 2019., findet eine Diskussion zum Thema in der taz Kantine statt: „Wie ‚weiß‘ sind die Klima­proteste?“

Menschen im Globalen Süden riskieren ihre Leben

Es ist erstaunlich, wie der Glaube an riskante, technische Lösungen so groß ist, dass das Potenzial intakter Wälder und anderer naturbasierter Lösungen vergessen wird. Es sind vor allem Menschen im Globalen Süden, die gegen Entwaldung kämpfen und dabei ihre Leben riskieren. Die Kolonialisierung ging oft mit großflächigen Entwaldungen einher, um Platz für Monokulturen, Ölbohrungen und den Raubbau an weiteren Ressourcen zu schaffen.

Antikoloniale Kämpfe und Landrechtskämpfe sind daher eng verknüpft mit Umweltschutz. Ein Bericht der NGO Global Witness zeigt, dass allein im Jahr 2018 mehr als 200 Morde an Umweltaktivist*innen registriert wurden, das sind mehr als drei Morde pro Woche, fast alle im Globalen Süden. Einer der kürzlich ermordeten Aktivisten ist der philippinische Wald-Ranger Bienvinido „Toto“ Veguilla Jr., der die Ergebnisse seiner Arbeit in den sozialen Medien veröffentlichte.

In Kolumbien gab es im selben Jahr 24 dokumentierte Fälle von Umweltmorden. Maritza Isabel Quiroz Leiva, die zu afrokolumbianischen Landrechtskämpfen aufrief, wurde im Januar ermordet. Im Juli wurde in Brasilien Emyra Waiãpi ermordet, welcher sich in führender Position indigenen Widerstandes gegen Waldzerstörung und Goldbergbau einsetzte.

Der brasilianische Präsident Bolsonaro hatte Indigene als „prähistorische Menschen“ bezeichnet und die „erste Welt“ aufgefordert, deren Gebiete „in Partnerschaft zu erkunden und Mehrwert zu schaffen“. Diese Aussage zeigt den Zusammenhang zwischen der Unterdrückung Indigener Menschen, Schwarzer Menschen und People of Color (BIPoC) und Ökosystemen.

Solidarität statt Trennung, Aufforstung statt Entwaldung

Seit mehr als 500 Jahren findet diese gewaltvolle Aneignung statt, legitimiert durch einen Mechanismus: die Erschaffung des Anderen. Der Dualismus von Mensch und Natur mit einseitiger Hierarchie soll den Raubbau an Ressourcen, die Entwaldung und Umweltverschmutzung legitimieren. Dieser Dualismus erhält die Unterdrückung von BIPoC in vielen Bereichen bis heute aufrecht.

Wahre Lösungen müssen an die Wurzel gehen und bei dieser Weltsicht ansetzen. Anstatt Trennung brauchen wir Solidarität, anstatt Entwaldung Aufforstung und anstelle von industrieller (Land-)Wirtschaft eine, die in ökologischen Kreisläufen integriert ist. Anfang Dezember 2019 steht die nächste UN-Klimakonferenz (COP 25) an.

Würden dort anti­koloniale Perspektiven auf die Klimakrise und die Einbeziehung von Ökosystemen gelten und würden die Länder diese einhalten, so wäre dies ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Solidarität. Um die Klimakrise zu verstehen und ihr etwas entgegenzusetzen, ist es essenziell, die Verknüpfung verschiedener Unterdrückungsformen sichtbar zu machen.

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29 Kommentare

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  • noch nie so'n Bullshit gelesen

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    @DRABINIOK DIETER bemerkt treffend:



    "Das Adjektiv "rassistisch" vor Kapitalozän ist ebenso zutreffend wie überflüssig."

    Kapitalismus ist rassistisch. Dazu muss gar nicht erst der stark darwinstisch geprägte Kapitalismus amerikanischer Prägung angeführt werden.

    Schon bei den Reformen von SPD und Grünen zur Agenda 2010 hat sich das gut nachvollziehbar als Sozialrassismus manifestiert. Wenn die sozial schwächsten für die "Volkswirtschaft", den "Wirtschaftsstandort" oder (unverblümt gesagt) den "Volkskörper" geopfert werden und Frau Merkel dazu meint "Deutschland geht es gut", dann wird das vermeinte Wohl eines nationalen Kollektivs über das tatsächliche Wohl der unterworfenen Individuen (der "Sub-iecte") gestellt.



    Dieser Sozialrassismus lässt sich in der einfachen Formel fassen: Weil es den Schwächsten schlechter geht, geht es doch allen besser!

    Wirklich "Weiß" war schon immer nur die Oberschicht. Dieses Selbstbild wurde zuerst als soziales Distinktionsmerkmal entwickelt. Der Sonnenschirm wurde dafür quasi erfunden, dass die "Dame von Welt" (und auch der Herr) nicht so braun gebrannt wird wie die Landbevölkerung, die im Schweiße ihres Angesichts unter der sengenden Sonne arbeiten muss, schmutzig vom Dreck und dabei alles andere als "weiß".



    Der Coup des Adels (der ersten Klasse) und des Bürgertums (der zweiten Klasse) bestand dann darin, den Lohnabhängigen einzureden, auch sie seien "weiß".

    Als ob die Beatrix von Storch den Björn Höcke in ihre Adelskreise einführen würde! In 1000 Jahren nicht!

    In Umfragen zur sozialen Spaltung wird gefragt: "Fühlen Sie sich als Bürger zweiter Klasse?"



    "Nein", kann ich da nur antworten: Ich weiß, dass ich noch nicht einmal Bürger dritter Klasse bin.

    Die gleiche CO2-Rechnung, die man für den Norden (2/3 der Emissionen) und den Süden (1/3 der Emissionen) aufmachen kann, kann man auch auf die Klassen anwenden, wahrscheinlich wird der Unterschied dann sogar noch extremer.

    • 0G
      08088 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Ich wußte gar nicht, dass das Bürgertum nicht arbeitet. Auch scheint es mir überholt zu sein, dass Adelige keiner Erwerbsarbeit nachgehen - der Adel ist verbürgerlicht. Ein paar wenige Familien (was ich auch nicht besonders gut finde) bilden die Ausnahme und werden von vielen bejubelt.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @08088 (Profil gelöscht):

        "Ich wußte gar nicht, dass das Bürgertum nicht arbeitet."

        Das habe ich nirgends behauptet.Das ist eine frei erfundene Unterstellung Ihrerseits.

        Ich habe zwischen Kapitalisten und Lohnabhängigen unterschieden, also zwischen freier und abhängiger Arbeit.



        Die Mitglieder des "Bürgertums", also die Kapitaleigner, sind nicht lohnabhängig. Ihnen gehören die Firmen, sie zahlen die Löhne.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Es darf bei dieser Analyse die Diskriminierung anhand der Hautfarbe nicht verschwinden. Rassismus ist nicht auf den Klassenwiderspruch reduzierbar.

      Ich sehe den Sozialrassismus (Klassendiskriminierung) und den Rassismus im engeren Sinne vielmehr als Verschiebungen ein und desselben kapitalistischen Ausschlusses. Primär wendet sich dieser Ausschluss ins Innere der westlichen Gesellschaften (gegen die Armen, gegen die Arbeiter*innen). "Fremde" werden nicht nicht als das primäre Problem angesehen, solange sie Wissen, Technik und Kapital mitbringen. Nach dieser Devise ist auch das neue sozialrassistische Einwanderungsgesetz von SPD und CDU gestrickt.



      Erst, wenn der Wunsch nach Reformation / Revolution die bürgerliche Machtbasis erodiert, wendet sich der Ausschluss nach Aussen. Das Einwanderungsgesetz soll nach diesem Kalkül die soziale Machtbasis von SPD und CDU sichern und gerade diese Unterscheidung zwischen "guten" Fremden und "schlechten" Fremden leisten: Fachkräfte sind "gut" (für die Volkswirtschaft), Armutsflüchtlinge sind "schlecht", so die Devise.

      Luther ist auch ein gutes Beispiel. Während Reformatoren wie Thomas Münzer die soziale Ordnung verändern wollen, schuf Luther, unterstützt von Teilen des deutschen Adels, quasi eine präventive Konter-Reformation:



      Die einfache Bevölkerung kann noch so sehr misshandelt werden, Luther gibt ihr keinerlei Recht auf Widerstand. Statt dessen lenkt Luther den Hass dahin, wo für ihn das "Aussen" der (christlichen) Gesellschaft ist: zu den Juden hin.



      In dieser Geste nimmt er den deutschen Faschismus schon vorweg.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Thomas Müntzer wollte nicht die soziale Ordnung ändern, das ist ein lange bestehendes marxistisches Missverständnis. Er wollte die kirchliche und Glaubens-Ordnung ändern, da er in der bestehenden keine Heilsvermittlunmg mehr erwartete und hat zunächst an die Fürsten appelliert. Erst als diese nicht in seinem Sinne agierten, hat er die weltliche Ordnung in Frage gestellt sich gegen die Fürsten gewandt (übrigens durchaus mit Verbündeten des städtischen Bürgertums).

  • Wobei wir gerade von diesen "korrupten Diktaturen" profitieren und sie dazu auch stützen. Empfohlene Lekttüre: Glencore [1]

    [1] en.wikipedia.org/wiki/Glencore

  • Die Menschen in den armen Ländern wollen aber nicht im Einklang mit der Natur leben. Die wollen auch "Schnitzel und Weihnachtsbilligschokolade".

  • Natürlich hat der globale Norden einen größeren Anteil am Klimawandel als der Süden, aber das liegt wohl kaum daran, dass wir im Norden besonders böse Menschen sind, während Afrikaner im Einklang mit Mutter Erde leben. Der einzige Grund für den geringen Beitrag Afrikas zum Klimawandel ist die dortige Armut, die sich ebenfalls nicht monokausal auf koloniale Ausbeutung zurückführen lässt.

    Leider muss die Taz jedes Thema in das narrative Korsett vom bösen weißen Mann hineinpressen. Ohne geht es offenbar nicht mehr.

    • @Thomas Friedrich:

      Sie irren sich in Ihrer Deutung. Explizit werden weiße per se nicht zu Bösen erklärt sondern Strukturen und Systematik, Kapitalismus betrachtet, wenn diese Betrachtung auch mit dem Erkennen und Benennen von Privilegierten und Deprivilegierten einhergeht. Es geht darüberhinaus um die Herstellung von Zusammenhängen und Bezügen: Dass es Reiche gibt bedeutet gleichzeitig, dass es Arme gibt. Das Anhäufen von Reichtum ist ein Prozess. Reiche, sind dadurch reich, weil Anderen etwas weggenommen bzw. vorenthalten wird. Die west/nordeuropäischen Länder haben durch den Kolonialismus profitiert und diese wie auch andere Länder arbeiten weiter daran, ihren Reichtum zu wahren. Die Ausbeutungsformen haben sich gewandelt, die direkten Bezüge werden verschleiert, die Ausbeutung an sich ist aber erhalten geblieben. Anstatt der Kolonien und Sklaverei gibt es im postkoloialem Zeitalter Unternehmen und Subunternehmen, die Landnahme und Entrechtung von Einwohner*innen vor Ort organisieren und dies alles mittels Einflussnahme auf Regierungen und Stützung von Regimen absichern. Die Länder der Unternehmen sorgen mehr oder weniger aktiv/direkt dafür, dass dieser Prozess fortgeführt wird. Diesbezüglich wird auch vom Neokolonialismus gesprochen.

    • @Thomas Friedrich:

      Die TAZ redet doch gar nicht vom bösen alten Mann.



      Es geht einfach um die unumstößliche Tatsache, daß unser gigantischer Rohstoffverbrauch für unseren unersättlichen Konsum nur unter Ausbeutung von Rohstoffen möglich ist, die größtenteils in bitterarmen Ländern gefördert werden. Faire Preise werden nicht bezahlt. Seid Jahrhunderten.



      Das Problem kann man nur angehen wenn man sich dieser Verantwortung bewußt stellt. Abweisen hilft kaum.



      Es ist ja moralisch verständlich nicht als Ausbeuter dargestellt zu werden.



      Aber leider sind wir nun mal Ausbeuter.



      Unseren Konsum müssten wir stark einschränken für Sozial- und Klimagerechtigkeit. Aber wer will schon auf sein Schnitzel, Weihnachtsbilligschokolade, großes Auto, höchsten Wohnkomfort, Elektronik, Flugreisen, Billigklamotten, Kreuzfahrten usw. usw. usw. verzichten.



      Faire Preise weltweit durch Solidarität, von dem die TAZ spricht, würden diesen Überkonsum stark reduzieren.



      Aber wer verwöhnt ist will kaum abgeben....

      • @Traverso:

        Was ist denn das Kriterium für einen "fairen Preis"?

      • @Traverso:

        Wie viele Menschen in Deutschland besitzen ein großes Auto und leben im "höchsten" Wohnkomfort? Wie viele können sich Weihnachtsteuerschokolade, Teuerklamotten und ständige Flugreisen und Kreuzfahrten leisten?

        • @weezyfbaby:

          Schauen Sie auf Deutschlands Straßen und durchschnittliche Wohnflächen. Vergleichen Sie dazu die Lebensverhältnisse in Afrika, Mittel- und Südamerika und großen Teilen Asiens.



          Urlaubsfliegerei und Kreuzfahren hierzulande ist im Boom.



          Der Durchschnittsdeutsche verballert 10 to. CO2 im Jahr in die Luft, der Durchschnittsinder unter einer Tonne. Leider verstehe ich deshalb Ihre Frage nicht.

          • @Traverso:

            Im Vergleich zu den ärmsten Afrikanern leben H4-Empfänger wie die Könige. Wie weit sollten iMn die Lebensstandards gesenkt werden?

            • @weezyfbaby:

              Unseren CO2-Jahresausstoß von 10to auf auf geradeso klimaverträgliche 2to senken. Recourcenverbrauch so senken daß die eine Erde reicht. Die deutsche Konsumlebensweise braucht zur Zeit 3,5 Erden, ist so logischerweise nur mit Ausbeutung möglich.



              Lebensstandard ist ein relativer Begriff. Was soll ich Ihnen antworten ?

      • @Traverso:

        Danke!

  • Der historische Zusammenhang und die fortdauernde Wechselwirkung, zwischen Wohlstand und Nutzen für den Globalen Norden auf Basis der Plünderungen und Belastungen des Globalen Südens, ist zutreffend beschrieben. Das Adjektiv "rassistisch" vor Kapitalozän ist ebenso zutreffend wie überflüssig. Kapitalismus nimmt auf nichts Rücksicht, was seinen Zielen im Wege steht. Er verfolgt/e immer ausschließlich und immer rücksichtslos Eigeninteressen.



    Leider sind einige Vergleiche ein wenig unglücklich/oberflächlich, was den Verharmlosern und Ignoranten der Zusammenhänge gelegen kommt, um an diesen ihre fadenscheinige Ablenkungsmanöver von der Kernaussage aufzuhängen. Und leider, mit der Verbringung von in Bäumen gespeichertem CO2 unter die Erde, auch falsch ist. Die CO2 Filterung und unterirdische Lagerung, soll mit der CCS Technologie erfolgen, die einen enormen Energiebedarf erfordert, enorme Investitionen benötigt und ebensolche Renditeerwartungen weckt. Es ist, sowohl logisch, als auch physikalisch und mengenmäßig, nur ein "Heilsversprechen" für die "dummen Eingeboren", um die kapitalistische Illusion von einem unbegrenztem Wachstum auf einem begrenztem Planeten durch technologischen Fortschritt (u.a. Geoengeneering) aufrecht zu erhalten.

  • Singularitätsthesen gehen doch nie auf. "die Erschaffung des Anderen", welche zu einem Natur Mensch Dualismus führen soll, der den Menschen auf eine höhere Stufe hebt, ihn andere Menschen unterdrücken lässt? Ich sage ja nicht, dass man da keine Zusammenhänge aufzeigen kann, aber das ist doch ein unzureichendes Erklärungsmuster. Trennung, Entwaldung und extensive Landwirtschaft geht auch gut ohne Kolonialismus bzw. ist die Definition des Gegenteils auch ohne das Label Antikolonialismus viel breiter abgestützt. Das hört sich für mich in dem Artikel ein wenig nach Verklärung der "ursprünglichen" Welt an.

  • Wieder einer dieser vereinfachenden Artikeln, die ich einer Schülerzeitschrift durchgehen lassen würde, aber kaum einer überregionalen Tagesszeitung! Wo anfangen? Thema, Sklaverei: es ist eben nicht hauptsächlich "Weißer Mann versklavt schwarze Menschen", sondern es gibt da noch eine andere, verschleierte Geschichte: www.welt.de/welt_p...entvoelkerten.html



    Nur der Vollständigkeit halber...

    ...Zitat:" Würden dort anti­koloniale Perspektiven auf die Klimakrise und die Einbeziehung von Ökosystemen gelten und würden die Länder diese einhalten, so wäre dies ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Solidarität. " Gut kann man_frau unterschreiben.....aber auch die Korruption und Diktaturen auf dem afrikanischen Kontinent mitbedacht? Wer würde was einhalten, welche Länder?



    Usw.....

    • @Pommes_Fritz:

      Die Taz hat das auch schon einmal gut selber hinbekommen bei der Kritik von Felwine Sarr's Afrotopia:



      "...Stattdessen pures Ressentiment: „Die Verwestlichung Afrikas ist seit seiner Kolonisierung im Gange: Amtssprachen, Bildungssysteme, Verwaltung, Wirtschaftsordnung und Institutionen haben auf dem afrikanischen Kontinent allesamt westliche Formen angenommen.“ Will Sarr tatsächlich die Qualität demokratischer Gesellschaftsformen etwa danach beurteilen, ob sie ein Grieche, Römer oder Senegalese formuliert hat?"



      " Die heile Welt der Urahnen, sie ist eine kitschige Vorstellung trotz des europäischen Kolonialismus. „Die traditionellen afrikanischen Gesellschaften zeichneten sich dadurch aus, dass Produktion, Verteilung und Güterbesitz von einer Sozialethik bestimmt waren, deren Ziel darin bestand, allen die Grundlagen des Lebens zu garantieren.“ Würde er anfügen, „allen, bis auf jene, mit denen man verfeindet war“, käme er der Sache deutlich näher. Denn nicht einmal der – verbrecherische – Sklavenhandel wäre ohne Mitwirkung von Afrikanern möglich gewesen."



      taz.de/Buch-Afrotopia/!5575606/

  • Einige Aneinanderreihungen haben nur indirekte Zusammenhänge, wenn überhaupt (Kapitalismus).

    Was hat Sklaverei mit der Ölförderung zu tun? Das eine endete in den USA offiziell Mitte des 19. Jhrd, das andere kam Mitte des 19. Jhrd. auf.

    Was haben die aktuellen Morde mit Kolonismus zu tun (ausser vielleicht Brasilien)? Alles darunter zu subsumieren, ist zu einfach.

    PS Ohne die Industralisierung des globalen Nordens würde es auch dem globalen Süden schlechter gehen - wobei man eine Verteilungsfrage natürlich stellen kann.

  • "So sollen Monokulturen von Bäumen angepflanzt werden, damit sie der Erdatmosphäre CO2 entziehen, um dann das anschließend im Verbrennungsprozess freigesetzte und aufgefangene CO2 unter der Erde zu speichern."

    Kann mir bitte mal jemand einen link zu diesem angedachten Verfahren schicken? Ich verstehe den Ansatz nicht.

      • @REW2003:

        danke!



        Ist schon irre was mensch sich an technischem Klimbim einfallen lässt um parallel "Business as usual" betreiben zu können.

  • Dem bleibt leider wenig hinzuzufügen.



    Ein guter und trauriger Artikel

    • @Opossum:

      Aber die Trauer muss in Wut umschlagen, sonst tut sich gar nichts.

      • @Toliwaga:

        Richtig.

        • @Traverso:

          Warum Wut? Macht doch mal was nützliches.



          Wut ist und bleibt ein negatives Gefühl. Ihm folgt Hass und Gewalt. Das ist was Sie wollen? Wenn Sie etwas ändern wollen, müssen Sie ihren Verstand gebrauchen, Probleme erkennen (die Ursachen!) und Lösungen suchen. Dann folgt der lange Weg die Lösung zu realisieren. Und bitte jetzt die Keule wieder einstecken;-)