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Klimaschutzbilanz des CDU-VorsitzendenLaschets größte Leerstelle

Bisher stand der NRW-Ministerpräsident und neue CDU-Vorsitzende stets aufseiten der Industrie. Das ist die wohl schwerste Hypothek für Schwarz-Grün.

Armin Laschet erwähnte das Thema Klimaschutz bei seiner Bewerbungsrede kein einziges Mal explizit Foto: Odd Andersen/reuters

Berlin taz | Es war durchaus symptomatisch: In seiner ansonsten allgemein gelobten Bewerbungsrede auf dem digitalen CDU-Parteitag am Wochenende hat Armin Laschet das Megathema Klimaschutz keinmal explizit erwähnt. Lediglich einmal geht es in den 15 Minuten am Rande darum: Als er als Beispiel dafür, „Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen“, den von der Klimabewegung scharf kritisierten Kohleausstieg bis 2038 anführt.

Und auch dabei nimmt er vor allem die Sicht derjenigen ein, die mit der Kohle ihr Geld verdienen, und beschreibt, wie es war, „als ich bei der Betriebsversammlung den Bergleuten erklären musste: Euer Kraftwerk wird geschlossen.“

Schon in einem Programmpapier, das er kurz vor dem Parteitag mit seinem Teampartner Jens Spahn verfasst hatte, plädierte Laschet für „Umweltpolitik mit Augenmaß, die auf Kooperation und nicht auf Konfrontation setzt“.

Das beschreibt seine bisherige Rolle in der Klimapolitik gut: Während andere führende Mitglieder in letzter Zeit durchaus die wirtschaftlichen Chancen erkannten, die ein klimafreundlicher Umbau der Industrie bietet, sah der nordrhein-westfälische Ministerpräsident seine Aufgabe stets darin, vor zu viel Ambition beim Kimaschutz und einer angeblich drohenden Überforderung der Wirtschaft zu warnen.

Eine klimapolitische Reizfigur

Für die Klimabewegung wurde Laschet vor allem im Zusammenhang mit dem Hambacher Wald zur Reizfigur. Hier vertrat er lange die – durch den Beschluss der Kohlekommission inzwischen widerlegte – Auffassung, dass der Wald nahe dem Braunkohletagebau Hambach keinesfalls zu retten sei.

Später räumte er ein, dass das Baurecht, mit dem die Räumung der dortigen Baumhäuser durch die Polizei begründet wurde, nur ein „Vorwand“ gewesen sei. Auch die Inbetriebnahme des neuen Kohlekraftwerks Datteln 4 hat Laschet stets unterstützt. Und bei der Windkraft plant Nordrhein-Westfalen unter Laschets Führung gerade eine restriktive Abstandsregelung von 1.000 Metern zu Wohnbebauung, die den Ausbau deutlich bremsen dürfte.

Einer Koalition mit den Grünen – die für die Union derzeit die realistischste Machtoption für die Zeit nach der Bundestagswahl darstellt – müssen Laschets Versäumnisse der Vergangenheit nicht unbedingt entgegenstehen.

Doch leicht dürften Verhandlungen etwa über das klimapolitisch notwendige deutliche Vorziehen des deutschen Kohleausstiegs mit dem neuen CDU-Chef nicht werden. Schließlich war der Kern seiner Parteitagsrede das Thema Vertrauen. Und dessen Bedeutung hat er nach eigenen Angaben von seinem Vater gelernt – einem Bergmann.

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19 Kommentare

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  • Laschet hat nicht eine Leerstelle, sondern Laschet IST eine Leerstelle.

  • was lese ich hier? Durchgreifen sei die Lösung. Also Trump, Putin, Orban, Bolsonaro, Lukashenko usw. Laschet kann mit Anderen, Söder kann auch, Andere marginalisieren oder Scheuer nicht raswerfen, weil er dann einen mächtigen Gegner hätte. Waren beide Wadenbeißer. Wer Söder gut findet, kennt ihn nicht.

  • Seinen berühmten Satz könnte man entsprechend ergänzen. Ich bin Laschet, so schaut's aus.

  • Laschet kann man eigentlich nicht ernstnehmen.

    In der Bütt vielleicht, aber nicht als Kanzler.

    Söder wird es werden, weil viele Deutsche Sehnsucht nach dem kernigen Mann haben, der durchgreift und die Staatsmann-Nummer auch passabel 'rüberbringen kann.

    War klar, dass nach Merkel so jemand kommt.

    Dass Merz ein A****loch ist, ist dann doch in etwa durchgedrungen, aber das Autoritäre möchte man jetzt wiederentdecken: Klare-Kante-Söder

    • @cazzimma:

      „Laschet kann man eigentlich nicht ernstnehmen.“



      Und Söder erst recht nicht. Der hat in der letzten Zeit so viel Kreide gefressen und kann vor lauter Kraft kaum laufen! Aber auf „Klare-Kante“ und angeblich starke Männer fallen leider viele rein.



      Man sollte einen guten Büttenredner nicht unterschätzen. Bedenken Sie, „Dick und Doof“ waren als Team überaus erfolgreich! Laschet und Span könnten es ebenfalls werden :-)

  • „Ich hatte mal die gelegenheit herrn Laschet im wahlkampf zu begegnen und habe sie genutzt um die waffenexportgeschäfte der düsseldorfer firma rheinmetall zu thematisieren.er sagte darauf hin nur dass dies nicht in die zuständigkeit der landespolitik falle.andere "C"du politiker*innen und vor allem solche die in der bundespolitik eine rolle spielen hätten die deutschen waffenexporte wahrscheinlich beschönigt verharmslost und verteidigt statt der frage auszuweichen“

    Mir fällt dazu eher rausreden ein. Er ist ja nicht irgendjemand in der Cdu.

  • Für mich ist Schwarz/Grün noch nicht ausgemacht. Ich traue der Spd zu, trotz andersartiger Beteuerungen, doch wieder in eine Koalition mit der Cdu einzutreten. Und für die Cdu ist sie einfachere Koalopartner.

    • @Senza Parole:

      Ich denke nur der Linkspartei und die AfD sind nicht zu Koalitionen fähig.

  • "„Ökonomie und Ökonomie zusammenzubringen“, den von der Klimabewegung scharf kritisierten Kohleausstieg bis 2038 anführt."



    Na, bei der niedrigen Messlatte ist der für CxU-Verhältnisse ja ein krasser Öko! :-D Für Menschen mit Interesse an Abmilderung der Klimaerhitzung und der heftigen Folgen, wird die CxU keine Option sein, ebenso wenig wie die Grünen, so sie eine Koalition mit CxU in Betracht zöge.



    "Und auch dabei nimmt er vor allem die Sicht derjenigen ein, die mit der Kohle ihr Geld verdienen, und beschreibt, wie es war, „als ich bei der Betriebsversammlung den Bergleuten erklären musste: Euer Kraftwerk wird geschlossen.“"



    Ein*e vernünftige*r, verantwortungsvolle*r Politiker*in würde das beschleunigen und es zukünftig schneller in anderen klimaschädlichen Bereichen tun - wie der Autoindustrie, den Flughäfen, der Tierindustrie ... und hätte bereits Sozial- und Umstrukturierungspläne parat, anstatt ihnen wie geschehen in der Photovoltaikbranche und womöglich bevorstehend der Windenergie im Lauf das offene Messer hinzuhalten.

    • @Uranus:

      CxU ist wohl CDU und CSU (Hinweis für Sauerlandstevie)



      Nach meiner Meinung sind die Grünen, obeohl ich woanders Parteimitglie bin immer noch die aussichtsreichste Partei um weitestmöglichen Klimaschutz zumindest zu denken. Die Grünen wissen aber auch, dass mit der nötigen Wahrheit zum Verzicht keine Macht zu erlangen ist um wenigstens das Mögliche umzusetzen. Dieses Dilemma müssen leider dann die Kinder der jetzigen Eltern ausbaden, die umihren Kindern alles zu ermöglichen gerade alles kaputt machen, wie schon Generationen vorher auch.

      • @Tobias Aigner:

        Ja, CDU+CSU meinte ich mit CxU.



        Die Grünen mögen auf Bundesebene bisher "die aussichtsreichste Partei sein, um weitestmöglichen Klimaschutz zumindest zu denken.", auf lokaler und Landesebene ist es wohl die Klimaliste, von denen Kandidat*innen zuletzt auch in lokale Räte eingezogen sind. Was diese in der Praxis bewirken können, bleibt abzuwarten. Die Grünen hingegen sind ja bereits in diversen Regierungskoalitionen vertreten gewesen und haben genügend Anlässe für Enttäuschungen geboten.



        Die Klimaziele müssen eingehalten werden. Bisher werden diese aktiv verfehlt, was aber keine Option sein kann, wenn mensch die Existenz möglichst vieler Menschen und Tieren sichern will. Um bildlich zu sprechen: Ziel muss sein, komplett aufzutauchen. Nur wenige Millimeter unter der Wasseroberfläche heißt Ertrinken. Ein bisschen Klimaschutz hilft in diesem Sinne nichts. Wenn "das Mögliche" zu erreichen heißt, die Ziele verfehlen, sind das weitere geschlagene Nägel in den Sarg. Werden Klimakipppunkte ausgelöst, kann eine sich selbst beschleunigende Klimaerhitzung nicht mehr abgewendet werden - so der aktuelle Stand der Klimawissenschaften.



        Die Empörung "How dare you!" von Greta Thunberg gegenüber den älteren Generationen ist also mehr als berechtigt. Weitere Ignoranz der Mehrheit wäre fatal.

    • @Uranus:

      "Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen" ist im kapitalismus auf erden realistisch betrachtet unmöglich weil dieser eine widernatürliche lebensfeindliche zum masshalten völlig und zur sozialen gerechtigkeit tendentiell unfähige produktionsweise ist.alle historische erfahrung mit dem kapitalismus lehrt dass dieser dazu tendiert schnell eine gefährliche verfnunftferne stärke zu entwickeln und auf schwächere und schwächeres keinerlei rücksicht zu nehmen -sei nun im hinblick auf andere kulturen oder die armen der eigenen gesellschaft oder andere arten in der wildnis oder gar die ganze biospäre des planeten

      vielleicht ist es also ein Freudscher verschreiber wenn Sie den text und das zitat von Armin Laschet falsch zitieren und schreiben er wolle

      "„Ökonomie und Ökonomie zusammenzubringen“

      auch Ich verschreibe mich oft und manchmal nicht zufällig

      dass Sie das D im namen der "c"du durch ein kleines x ersetzt haben interpretiere Ich so dass damit gemeint sein soll dass diese partei Ihrer meinung nach in wirklichkeit nicht demokratisch ist.das kleine x durchkreuzt den anspruch der "c" du eine demokratisch partei zu sein.



      ist diese interpretation richtig?

      dafür spräche dass die "c"du eine von den kapitalist*innen sehr grosszügig geschmierte machtmaschiene im dienst wirtschaftlicher interessen ist.

      dagegen spricht dass eine allzuwirtschaftsfreundliche politik von einer mehrheit der noch wählengehenden bundesrepublikaner*innen befürwortet wird.

      für Ihre vernünftigen vorschläge der autoindustie den flughäfen und der tierindustrie im namen des klimaschutzes ein ende zu bereiten bekommen Sie in deutschland ganz sicher keine mehrheiten

      aber ICH denke das die mehrheit eher auf billiges fleisch als auf autos und flugzeuge verzichten würde wenn man sie dazu zwänge eines dieser drei übel zu überwinden

      • @satgurupseudologos:

        Ich gebe Ihnen bezüglich der aus der Produktionsweise resultierenden Widersprüche durchaus recht. Eine ökosoziale Revolution ist allerdings aktuell nicht absehbar. Noch dazu bewirkt die Pandemie bzw. der Diskurs darum stark eine Ablenkung von der aufziehenden (genau genommenen selbst geschaffenen) Klimakatastrophe. Viel Hoffnung in notwendige Regierungspolitik zu Abwendung dieser habe ich nicht.



        Im Artikel deutet Laschet den unter seiner Beteiligung erreichten Kohleausstieg als klimapolitischen Erfolg und als Beitrag, um "Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen". Das kritisiere ich oben.



        Die Vermittlung von radikaler ökosozialer Umstrukturierung ist allerdings ein Problem angesichts des vorherrschenden Unverständnis von der Klimakrise und des mangelnden Erkenntnis in klimapolitische Notwendigkeiten. Selbst Menschen, die ökologisch denken, glauben, dass bspw. E-Autos ökologisch gut sein können, womit sie also irrigerweise das Aufgehen der Privatisierung von Ressourcen- Energieaufwand samt Emissionen pro mindestens 1,5 Tonnen schweren Endprodukt E-Auto im globalen Rahmen in ökologischer Hinsicht für möglich halten.

    • @Uranus:

      Warum schreiben Sie CxU, was soll das bedeuten?

  • Mit einem Wort: Lusche

    • @Karla Blau:

      Nein, Karnevalsprinz :-)

  • die vollbremsung die die "grünen" beim klimaschutz machen müssen werden um in einer schwarz grünen koalition ankommen zu können wird vielen ihrer wähler*innen sicher nicht gefallen und diese der linken zutreiben .die grüne partei wird in einer solchen koalition auch ihre sozialpolitischen versprechen nicht halten können.wenn es ein bedingungsloses grundeinkommen geben sollte wird es das niveau von hartz vier nicht weit überschreiten.dass die dem laboristischen sadismus der "s"pd die man deswegen vielleicht sadistischste partei deutschlands nennen könnte entsprechenden sanktionen gegen arme möglicherweise aufhören werden wäre aber trotzdem ein kleiner fortschritt der weitere graduelle fortschritte auf dem langen weg der überwindung des pathologischen laborismus ermöglichen kann.



    aussenpolitisch wäre eine schwarz-grüne koalition wahrscheinlich sogar das grösste übel weil es in der grünen partei soviele arrogante und selbstgerechte transatlantische wertewestler*innen und in den unionsparteien soviele transatlantisch orientierte opportunistt*innen gibt.allerdings wäre auch das aussenpolitisch grösste übel mit Merz oder Röttgen ein noch grösseres als mit Laschet.denn dieser hat im gegensatz zu diesen eine eigne hausmacht in der "c"du und verdankt seine karriere in dieser partei nicht primär seiner unterwürfigkeit gegenüber dem angloamerikanischen imperialismus ,die darum vielleicht auch weniger konsequent sein wird was wiederum die chancen für eine friedliche aussenpolitik verbessert



    Ich hatte mal die gelegenheit herrn Laschet im wahlkampf zu begegnen und habe sie genutzt um die waffenexportgeschäfte der düsseldorfer firma rheinmetall zu thematisieren.er sagte darauf hin nur dass dies nicht in die zuständigkeit der landespolitik falle.andere "C"du politiker*innen und vor allem solche die in der bundespolitik eine rolle spielen hätten die deutschen waffenexporte wahrscheinlich beschönigt verharmslost und verteidigt statt der frage auszuweichen

  • Haha ich hat gelesen „Klimaschummelbilanz des CDU-Vorsitzenden“