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Klimaprotest in DeutschlandSchluss mit Kleben

Die Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen der Gruppe Letzte Generation satteln um: Statt Straßenblockaden wollen sie neue „unignorierbare“ Aktionen organisieren.

So nicht mehr: Die Letzte Generation hat eine neue Strategie vorgestellt Foto: Lennart Preiss/dpa

Berlin afp | Die Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen der Letzten Generation haben ein Ende der Straßenblockaden angekündigt – protestieren wollen sie nun auf andere Weise. „Von nun an werden wir in anderer Form protestieren – unignorierbar wird es aber bleiben“, hieß es am Montagabend in einer Erklärung der Gruppe. Diese will ab März „zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land“ aufrufen.

„Statt uns in Kleingruppen aufzuteilen und Straßenblockaden zu machen, werden wir gemeinsam mit vielen Menschen ungehorsame Versammlungen machen.“ Damit beginne „eine neue Ära unseres friedlichen, zivilen Widerstandes – das Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden endet damit“.

Zusätzlich zu der neuen Hauptprotestform wollen die Aktivisten „die Verantwortlichen für die Klimazerstörung in Zukunft verstärkt direkt konfrontieren“. Konkret sollen unter anderem Politikerinnen und Politiker vor laufenden Kameras zur Rede gestellt werden. Ebenso will die Gruppe verstärkt „Orte der fossilen Zerstörung“ für ihren Protest aufsuchen, also zum Beispiel Öl-Pipelines oder Flughäfen.

Als weitere Strategie nennt die Gruppe einen Appell an Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: „Wir werden ihn auffordern, öffentlich und ehrlich über die Klimazerstörung und das notwendige Umsteuern zu sprechen.“ Die Details dieses Appells sollen in den kommenden Monaten in Form eines Briefes ausgearbeitet werden.

Die Gruppe hatte in den vergangenen zwei Jahren mit Straßenblockaden Aufsehen erregt. An verschiedenen Gerichten bundesweit laufen deshalb Verfahren gegen Ak­ti­vis­t*in­nen.

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17 Kommentare

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  • Das ist eine gute Idee!



    Ich spreche den AktivistInnen keineswegs ihren guten Willen ab.



    Doch , wie die Umfragen gezeigt haben, haben sich in der UHU Zeit ein großer Teil der Bevölkerung von KlimaaktivistInnen abgewandt und das Thema wurde überwiegend negativ bewertet.



    Ich freue mich über Jede und Jeden, due/der sich für das Klima einsetzt.



    Die Beste Art, sich bei dem Thema die Finger schmutzig zu machen bleibt: Arbeiten für regenerative Energien!

  • Erst mal abwarten, was dabei herauskommt.



    Das es womöglich effektiver sein könnte, sich vor Öl- und Autokonzernen festzukleben, wurde ja schon mehrfach angesprochen. Auch in Talkshows ggü. einem führenden Mitglied der LG, Henning Jeschke. Der meinte dann gewöhnlich dazu, dass das Ankleben auf der Straße genau das richtige wäre, um die Bevölkerung aufzurütteln. Das ging leider nach hinten los.

  • Schön, dass sie offenbar dazugelernt und über ihre Adressaten nachgedacht haben.

    Die ganze Festkleberei war ja nun super ignorierbar.

    Schlechter konnte es kaum laufen.

  • Sehr gut.



    "Name the one who are responsible!"



    Endlich konstruktiv und zielgerichtet, damit sich keiner von den Verantwortlichen mehr verstecken kann.

  • Vielleicht auch eine Reaktion auf die Rechnungen, die den Mitgliedern der Letzten Generation gestellt wurde, die Flughäfen durch Eindringen in die Sicherheitsbereiche blockierte.



    Und auch eine Reaktion darauf, wie die ersten Gerichtsverhandlungen zu ihren Strßenblockaden ausgegangen sind.

  • Wenigstens haben sie endlich kapiert, das buchstäblich der brave Bürger auf der Strasse der falsche Adressat ist.



    Flughäfen blockieren trifft aber erneut den Bürger. Öl-Pipelines unterbrechen oder blockieren? Sollen sie mal tun -da sind hohe Haftstrafen eigentlich unvermeidbar.

  • Eine Protestform die nicht das Ziel erreicht und wegen der damit verbundenen Strafen kontraproduktiv ist sollte man halt aufgeben. Das hat sich jetzt also bis zur LG herumgesprochen. Hat ja ne Weile gedauert.

  • Danke für Euren Mut ♥

  • Nein.

    Jede andere Form von Demonstration wird den Rückhalt in der Bevölkerung schwächen. Ich kann jetzt prophezeihen, die neuen Aktionen werden nicht dafür sorgen, dass 40 Millionen Menschen ihr Auto stehen lassen werden. Keine Menschenkette, keine wissenschaftlich gestützten Informationsveranstaltungen, garnichts.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Auch die Klebeaktionen haben nicht dazu geführt, "dass 40 Millionen Menschen ihr Auto stehen lassen". Vielleicht haben sie nicht mal einen einzigen Menschen "bekehrt". Ich gehe davon aus, dass es überhaupt keine keine Aktionsform gibt, die das bewirken kann.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Welchen "Rückhalt"?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Genau! Da hat sich die LG mühsam einen immensen Rückhalt in der Bevölkerung erarbeitet, das kannste gar nicht anders schaffen. Soviel Leute haben ihr Auto abgeschaft, soviel politische Forderungen hat man im "Kapitel des Klebens" durchsetzen können. Und jetzt gibt man die effektivste aller Protestformen einfach auf und alles war für die Katz. Schade drum!

      • @Deep South:

        Aha! Ich sehe keinen immensen Rückhalt in der Bevölkerung. Und mögen ja so viele Menschen ihre Autos abgestoßen haben, die KFZ-Zulassungen stiegen 2023 um 7,3 Prozent in Vergleich zu 2022. Nur 18,5 Prozent der Zulassungen sind E-Autos Flugreisen, insbesondere Urlaubsflüge könnten dieses Jahr neue Rekorde erzielen. Wo also kam die Message an außerhalb der Aktivisten-Blase? Und offen gesagt, die angedeuteten Vorhaben wird kein Schwein interessieren, vielleicht ein paar wenige, aber nicht die Masse. Die Menschen bangen um ihren Wohlstand wegen Kriege und Konjunktur, da wollen die nicht noch eine zusätzliche Belastung der Komfortzone.

        • @maestroblanco:

          Na sachma. Hätte ich noch schreiben sollen, dass ab jetzt die Temperaturen wieder ansteigen, damit die Ironie deutlich wird?

    • @Troll Eulenspiegel:

      Die Forderungen sind doch an die Regierung und nicht den einzelnen Autofahrer gerichtet.



      Tempolimit und 9€ Ticket wären ja umsetzbar und hätten einen spürbaren Effekt.

      • @Mukmuk:

        Der "spürbare Effekt" wäre eine Steigerung der Forderungen wegen des verbuchten Erfolges gewesen. Zukünftig hätten dann alle möglichen Organisationen diese Form des Protestes übernommen.

        Der Fehler war ja, dass Herr Scholz den Essensverweigerern der ersten Stunde ein Gespräch angeboten hat.

        Solange im Zusammenhang mit den Protesten Straftaten verbunden worden sind, war eine Diskussion über die Inhalte schlichtweg ausgeschlossen. Das kann sich in Zukunft möglicherweise ändern.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Welchen Rückhalt in der Bevölkerung?

      Weil "Klimakleber" und "Klimaaktivist" quasi zu einem Schimpfwort geworden ist?

      Weil offensichtlich wurde, dass die Kleberei sich nur gegen die Kleinen richtete, während Politiker und Großemitenten ungeschoren blieben?