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Kinder und DiversitätDer Ranz aus alten Büchern

Kinder lernen durch Beobachtung. Reproduzieren wir vor ihnen irgendwelchen Mist, prägt sich das ein und ist schwer wieder zu korrigieren.

In vielen Kinderbüchern bedeutet Vielfältigkeit Anderssein Foto: Westend61/imago

W enn ich dem Zweijährigen das schöne Buch „Die Raupe Nimmersatt“ vorlese, zögere ich oft an der Stelle, an der steht, dass die Raupe sich ein Haus baut, das man Kokon nennt. Denn ich habe mal in einem Interview gelesen, dass das so nicht ganz stimmt. Dass sich Schmetterlinge, vor allem Tagfalter, in der Regel keinen Kokon spinnen, sondern sich verpuppen. Ich meine, es war im Interview nicht klar, auf welches Buch man sich bezog, aber sinnerfassend hieß es, dass wegen eines Kinderbuchs Millionen Menschen glaubten, alle Schmetterlinge würden sich einen Kokon spinnen. Ich stocke also, weil ich will, dass mein Kind klüger wird als ich. Ich will ihm keine Dinge beibringen, die es später nur schwer verlernen kann. Ich lese nur vor, dass sich die Raupe ein Haus baut. Mehr nicht.

Wir haben da noch ein ganz anderes Buch, das ich arglos gebraucht gekauft habe und das ich verschwinden lassen möchte. Das Buch heißt „Feuerwehr und Regenauto“ von Janosch und darin gibt es eine rassistische Stelle über Müllmänner und Gastarbeiter_innen, die ich nie vorlese. Frauen haben darin außerdem kurze Röcke und große Brüste. Das Kind verliert zum Glück das Interesse daran.

Man sollte keinen Mist vor Kindern reproduzieren, denn sie imitieren uns – das weiß jeder, der schon mal vor einem Kleinkind laut „Scheiße“ gesagt hat. Sie übernehmen aber nicht nur Wörter, sondern auch Gefühle. Schon ab dem Lauflernalter sind sie in der Lage, die Emotionen ihrer Bindungspersonen gegenüber Dritten zu lesen – positive und negative. Im Alter zwischen zwei und fünf Jahren können sie Unterschiede erkennen. Sie stellen Fragen zu körperlichen Merkmalen, zu Sprache und Essgewohnheiten. Sie begreifen unterschiedliche Lebensstile und Geschlechterrollen. Also sollte man ihnen so viele Normalitäten wie möglich zeigen.

Es ist wohl gesünder, sich nicht mit dem Ranz in alten Kinderbüchern abzumühen, sondern sich neue Bücher zu suchen. Doch auch die meisten neuen deutschen Kinderbücher sind voller stereotyper Figuren. Kinder aus Minderheiten finden sich kaum wieder und Perspektivenwechsel sind für Kinder aus der Mehrheitsgesellschaft kaum möglich. Die Hauptcharaktere sind oft weiß, männlich, dünn, ohne Behinderung, christlich, cis, hetero, aus der Mittelschicht, die Eltern leben zusammen.

Wer sucht, findet heute zwar Bücher, in denen in Nebenrollen Vielfalt abgebildet wird oder die sich explizit mit dem Thema beschäftigen, allerdings mit dem ewigen Nachteil, dass Personen als „anders“ dargestellt werden. Selten sind Bücher, in denen Vielfalt als normal abgebildet wird. Wir haben nun eine gute Auswahl an solchen Kinderbüchern daheim. Damit ist es aber offenbar nicht getan, denn vorhin haben wir uns ein Video angeschaut, von einem Kinderlied, in dem Frauen ihre Kleider nach den Farben des Berufes ihrer Männer auswählen. Man möchte schreien.

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Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
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28 Kommentare

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  • "Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, weil mein Schatz ein Jäger, Jäger ist". Ein schönes Lied. Ich fände es auch gut, wenn es in der Gegenwart und Zukunft mehr Kinderbücher gäbe, die viele verschiedene Arten zu leben als selbstverständlich annehmen. Aber deswegen dürfen die althergebrachten Lebensformen und Rollenverständnisse auch noch einen Platz haben. Auch das bedeutet Vielfalt. Und auch bei Kinderliedern bedeutet Vielfalt, dass Altes und Neues nebeneinander existieren darf. Ich glaube, dass Kinder ganz gut verstehen, dass das genannte Lied, eben aus einer anderen Zeit mit anderen Geschlechterrollen kommt. Und natürlich gibt es noch viel Verbesserungsbedarf bei unserem gesellschaftlichen Umgang mit diesem Thema. Aber es ist auch nicht alles schlecht an den tradierten Rollenbildern.

  • Gutes Thema!

  • Janosch ist böse, weil Rassist.



    Bill Gates ist böse, weil Impfdiktator.



    So hat jeder sein Feindbild...

  • Die Raupe Nimmersatt: weiß, männlich, dünn, ohne Behinderung, christlich, cis, hetero, aus der Mittelschicht, die Eltern leben zusammen... Und sie steht natürlich sinnbildlich für den nimmersatten Raubtierkapitalismus.

    • @Winnetaz:

      Leider haben sich die Eltern vor Kurzem getrennt.

  • Unsere Gesellschaft hat es eilig noch im Wonnemonat Mai 2020 wieder den Zustand der gewohnten Normalität zu erreichen, was nachvollziehbar und verständlich ist.

    Die jetzige Zeit mit all ihren globalen Problemen hat Bürger/innen auch zu einen anderen Blickwinkel auf unser gesellschaftliches Zusammenleben geführt.

    Die totale Abhängigkeit vom politischen funktionieren der auf globales Wachstum orientierten wirtschaftlichen Interessenverbände, spiegelt auch die Vergänglichkeit der eigenen sozialen Existenz wieder.

    Die zahlreichen Kommentare auf die von Saskia Hödl verfasste Kolumne zeigen, dass es einen großen Bedarf an Diskussionen zum Thema Bildung und Erziehung von Kindern gibt.

    Die Zeit scheint geeignet zum Beispiel in einem öffentlichen Debattenraum mit allen Initiativen der Bürger/innen unseres Landes, neue Konzepte für die Bildung und Erziehung zu entwickeln oder bewährtes aus anderen Ländern zu übernehmen.

    Der Artikel 2 unseres Grundgesetz, die Garantie der Freien Entfaltung der Persönlichkeit sowie die mangelnde Chancengleichheit sind eigentlich schon Grund genug um der alltäglichen politischen Heuchelei und Geschwätzigkeit in der Bildungspolitik ein Ende zu setzen und den Kindern den menschlichen, politischen und gesellschaftlichen Stellenwert zu zumessen, der ihnen von Rechtswegen zusteht.

    Für eine chancengleiche Bildung der Experimente, Exkursionen und Expeditionen bedarf es der Förderung aller dem Menschen innewohnenden individuellen, kreativen und schöpferischen Fähigkeiten und den politischen demokratischen Willen der Eltern und Erwachsenen.

  • Zur Bildunterschrift: "In vielen Kinderbüchern bedeutet Vielfältigkeit Anderssein". - Ja, so ist es wohl. Vielfältigkeit kann ja wohl kaum Gleichsein bedeuten. Du bist anders als ich, ich bin anders als du - nur so entsteht überhaupt erst Vielfalt! Wenn wir uns über das Andersein freuen anstatt uns gegenseitig zu beneiden (oder zu bedauern), dann ist das auch alles gut so. Wenn wir - wie gefordert - unseren Kindern so viele Normalitäten wie möglich zeigen, dann doch hoffentlich nicht, um das Anderssein auszublenden, sondern um zu zeigen, dass anders und normal sich unterscheiden dürfen.

    Per Definition gibt es "Normalität" übrigens nur, wenn es auch Dinge gibt, die nicht "normal" sind, d.h. von der Norm abweichen. Unser Gehirn braucht Normalität (Routine) um nicht überlastet und verrückt zu werden. Jede Wahrnehmung wird sofort intuitiv mit bekannten Mustern verglichen und als normal oder abweichend verarbeitet. Daher kommt (leider) unser menschliches Schubladendenken, dem man ab und zu bewusst gegensteuern sollte.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Erziehung wird übrigens hoffnunglos überbewertet. Wichtiger sind Beziehung und Bindung.

    Dies sage ich hier als früheres Kind, Pubertant, junger, mittlerer und reifer Erwachsener, Spät-Pubertierender, Pädagoge mit therapeutischer Ausbildung und als Vater, Nenn- und Wahlonkel, Nenn-Opa ...

    Wir alle sehen das so. ;-)

  • Mit Kinder*innen kann mensch auch gut über bekloppte Inhalte reden. Kinder verstehen, warum Rassismus bescheuert ist. Kein Problem, die können denken.

  • Wo haben Sie denn zuletzt ein Kinderbuch gesehen, in dem ein Held oder eine Heldin christlich war? Das würde mich jetzt mal echt interessieren.



    Das war schon in denj Büchern meiner Jugend nicht so. Ottfried Preußler, Astrid Lindgren, Janosch: da kommt Christentum doch in keiner Weise drin vor, auch implizit nicht. (Janosch ist sogar aktiver Gegner)

    • @Breitmaulfrosch:

      Warum heißt die Kantorka in Krabat so?

  • Presse soll zur Dirkussion anregen. Ist doch alles perfekt. Ich sehe dsa auch nicht so wie die Autorin, aber sehe auch, wie schnell wir unreflektiert weitergeben. Viele erziehen ihre Kinder immer noch nach einem Glauben, in dessen Gebetsräume Tote an Folterinstrumenten hängen. Das muss man Kindern auch erklären, nur um ein weiteres Beispiel zu nennen.

    • @Peter Hansen:

      Folter und Leid sind nicht in der Welt, weil in den Kirchen Kreuze hängen und sie werden auch nicht verschwinden, wenn es keine Kirchen mehr gäbe und niemand mehr vom Gekreuzigten wissen würde. Für Christ*innen hat Jesus am Kreuz das Leid der Welt nicht bestätigt, sondern auf sich genommen und in der Auferstehung überwunden, damit es nicht das letzte Wort behält. Viele verstehen das Kreuz als Protestzeichen gegen alle menschliches Leidverursacher*innen.



      Auch wenn Sie das mit Blick auf die nach wie vor leidvolle Wirklichkeit nicht glauben können, sollten Sie sich mit der Kreuzestheologie wenigstens gründlich auseinandersetzen, bevor Sie sie ablehnen, anstatt sie verdreht darzustellen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Eine Kolumne aus der Rubrik 'JA - UND NEIN'.

    Dass Kinder vieles, nicht alles, durch beobachten lernen, ist nur ein Teil der Wahrheit. Der in meinen Augen wichtigere: sie beobachten keine homogene Welt, sondern eine sehr heterogene.

    Sie sehen etwa innerhalb einer Familie (die Jüngeren: bitte Suchmaschine anwerfen) Verhalten von verschiedenen Erwachsenen. Die selten an einem Strang ziehen, meist eher an verschiedenen.

    Somit bleibt als Aufgabe für Kinder bestehen, sich durch eigene Selektion auszusuchen, welches Verhalten welcher Person sie wann nachahmen möchten.

    Das, was Saskia Hödl als "Mist" bezeichnet, gehört auch dazu und ist nicht durch sprachliche Desinfektion aus der Welt zu schaffen.

    Das unselige Streben nach Perfektion erzeugt nur Druck, Druck, Druck. Und macht, wie wir tagtäglich beobachten können, keine besseren Menschen aus uns.

    Lernen wir also (und geben das an unsere Kinder weiter): wir dürfen Fehler machen, wir müssen Fehler machen.

    Wie sollten wir sonst eigenständiges Lernen einüben?

  • Ich denke, dass man sich der Sprache die mein seinen Kindern gegenüber verwendet äußerst bewusst sein sollte und, dass es sich lohnt Stereotype nicht zu reproduzieren. Von uns lernen Kinder was "Normal" ist - und was "nicht".

    Warum die Autorin allerdings das Raupenbeispiel bemüht hat kann ich nicht nachvollziehen. Es hat sicher nicht dazu beigetragen, Lesern die ihre generelle Meinung nicht teilen zum offenen Lesen des Artikels einzuladen, haut es doch genau in die Besserwisserkerbe, alles immer 110% richtig machen zu wollen.



    Kokon? Puppe? Who cares? Hoffentlich keine Dreijährige. Dieses Gefühl musste ich für den Rest des Textes esrt einmal überwinden.

  • Ich habe mich damals durch die Kinderkrankheiten gequält, danach blieb ich bestmöglich gesund. Meine Oma bruzzelte jedesmal einen ekligen Gesundheitstee, der nach ranziger Soße schmeckte, geschadet hat es mir nicht. Den Struwwelpeter mochte ich nicht, fand aber interessant was diese Type erlebte. Was ich sagen möchte, entscheidend ist nicht der R-Wert (für Reproduktion, siehe Corona). Vom R-Wert lernen sie nicht, reproduzieren bestenfalls inhaltsentzogen. Lernen tun sie vom K-Wert (für Korrektur). Mir ist nach 50 Jahren (vor allem aufgrund der hysterischen Reaktion) gelungen, im Struwwelpeter etwas achtbares zu erkennen. Ich wünsche der Autorin auch so einen Moment, der die Umstellung der Einstellung, die Änderung der Ansicht, die intensive Auseinandersetzung und selbst erlebbares Lernen möglich macht.

  • Bücher mit selbstverständlichem Homopaar (Kevins Mamis/Papis reparieren das Fahrrad und machen dann Pizza), kenne ich kein einziges.

  • Wo ist das Problem, den Kindern die problematischen Stellen von anbeginn an kurz zu erklären?



    Das gibt für die Kinder gleich doppelte Erkentnis: 1. Die sachliche Richtigstellung.



    2. Dass in Büchern neben schönen Sachen auch viel Flachses und Blödsinniges steht.

  • Ich vermute Kinder orientieren sich mehr an den eigenen Eltern, als an Kinderbüchern.



    Wenn Eltern eine gewisse Distanz zu solchen Klischees fühlen, merkt jedes Kind diese Dissonanz. ich habe mir da bei meinen Kinder keinen Kopf gemacht, auch wenn ich solche Stellen auch nicht vorgelesen habe, weil ich falsche Sachen nicht vorlesen wollte... :)

  • Oh, wie haben das bloss die Kinder mit Grimms Märchen oder gar dem Struwwelpeter überlebt? Wie haben die es geschafft, sich später von den Weisheiten der Bücher zu lösen und nicht völlig verdummt zu werden? Oder zu abstrahieren, dass Tiere doch nicht sprechen können? Von Benjamin Blümchen ganz zu schweigen. Fragen über Fragen.

    • @fly:

      Breaking News: Es gibt immer noch Diskriminierung von Menschen, die krank sind, nicht normativ auftreten oder Ähnliches (Struwwelpeter).



      Also würde ich mal sagen, wir haben es nicht geschafft, uns dem Einfluss der Bücher zu entziehen.



      Dass Kinderbücher nicht unfassbar relevant für die Gesellschaft erscheinen, heißt nicht, dass sie keine Auswirkungen haben.



      Ich verstehe die Tendenz nicht, Kritik dann abzulehnen oder dagegen zu argumentieren, wenn sie ein Thema adressiert, das nicht wichtig erscheint. Die Kritik ist doch trotzdem richtig.

    • @fly:

      Grimms Märchen und den Struwelpeter fand ich auch schon 1970 schrecklich...



      Pipi Langstrumpf, die Rote Zora, Luzie der Schrecken der Strasse, das war eher meins...

      • @K'iche':

        Ich fürchte, dass zählt für die Autorin zu dem alten "Ranz", den sie für ihr Kind nicht will.

        Oh Gott, wenn ich daran denke, dass ich mit diesen Filmen auch meine Kinder indoktriniert habe ...

  • Zitat: „Man möchte schreien.“

    Man? Frau auch?

    Aber mal ganz ohne Scheiß: Etwas mehr „Normalität“ darf es schon sein. Wenn Kinder „schon ab dem Lauflernalter [...] in der Lage [sind], die Emotionen ihrer Bindungspersonen gegenüber Dritten zu lesen“, dann kann eigentlich nicht viel passieren - vorausgesetzt, die Eltern fühlen nicht wie Rassisten oder Besserwisser.

    Dass einzelne Sätze in einzelnen Kinderbüchern großen Schaden anrichten im kindlichen Gemüt, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie dass die Tipp- und die Grammatikfehler der taz bei ihren Leser*innen Legasthenie verursachen. Gefühle sind immer stärker. Und die eigenen Eltern sind kleinen Kindern allemal näher als jeder Kinderbuchautor.

    Wenn sich die Eltern ihrer Gefühle halbwegs sicher sind, können sie also ganz entspannt an die Sache herangehen. Und wenn doch noch ein Rest Unsicherheit bleibt (jede*r hat sozialisationsbedingte „blinde Flecke“ und viele von uns stehen sogar dazu), können sich Eltern immer noch sagen: Kinder wachsen nie in einer perfekten Welt auf. Sie müssen lernen, sich darin zurechtzufinden. Wenn alle um sie her immer nur alles richtig machen würden, wären sie dazu niemals imstande. Dann würden sie sich später auch nur sehr schwer „abnabeln“ können. Sie würden die Autoritätsgläubigen von morgen: unselbständig und unsicher in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten. Und das wäre dann ganz genau das Gegenteil dessen, was sie nach Ansicht ihrer überbesorgten Eltern eigentlich hätten werden sollen.

    Merke: Mit einer umperfekten Welt bestmöglich zurecht zu kommen, können Menschen nur von Menschen lernen, die das zumindest immer wieder versuchen. Weil sie unsere Welt lieben. Trotz, vielleicht auch grade wegen ihrer Schönheitsfehler. So sehr, dass sie ihr zutrauen, morgen besser zu sein, als sie heute ist. Auch, wenn niemand Bücher verbrennt, Gedanken zensiert oder Mitmenschen kaltstellen. Einfach deswegen, weil sie das Zeug dazu hat, unsere Welt. Genau wie unsere Kinder.

    • @mowgli:

      "Dass einzelne Sätze in einzelnen Kinderbüchern großen Schaden anrichten im kindlichen Gemüt"

      Es geht bei diskriminierenden Stereotypen aber doch gar nicht um die, die Diskriminierung erlernen, sondern um die Diskriminierten. Dass Diskriminierung, besonders bei Menschen, die sich aktiv und bewusst dagegen einsetzen, aber vor allem unterbewusst und subtil stattfindet (das meinen Sie wahrscheinlich auch mit den blinden Flecken), wissen alle weißen, die sich für antirassistisch halten und dann mal ein Buch über Rassismus lesen. Nichtsdestoweniger beeinflusst das unser Handeln und denken stark.

      Auch verstehe ich das Argument der "nicht perfekten Welt" nicht. Weil die Welt nicht perfekt ist, braucht sie nicht kritisiert werden? Das führt, weitergedacht, zu einem Oxymoron!

      Insgesamt sind viele Kommentare hier erschreckend konservativ. Wenn Kinderbücher Stereotype verbreiten, warum sollte das dann nicht kritisiert werden? Es ist nicht so, dass den Kindern in unserer Welt die Lernmöglichkeiten ausgehen würden, wenn sie nicht Falschdarstellungen in Kinderbüchern hätten.

      Fast alle Kommentare klingen außerdem sehr weiß für mich, da sie sich samt und sonders damit beschäftigen, das Kinder etwas lernen sollen aus den Büchern. Aber Kinder, die z.B. von Rassismus betroffen sind, brauchen das nicht mehr aus Büchern lernen, sei es auch auf diese hier (nicht nur in Ihrem Kommentar) beschriebene, komplizierte Art, dass den Kindern etwas Fehlerhaftes gegeben wird, um daran zu erklären, wie es richtig wäre...

    • @mowgli:

      Danke …anschließe mich.

    • @mowgli:

      Das haben Sie - mal wieder - schön formuliert. Mir war das auch etwas zu... maschinell.

      Hinter jeder Tücke die Gefahr einer Erkrankung ("Es ist wohl gesünder,...") zu wittern, ist tatsächlich so ein Helikopter-Eltern-Ding.

  • Nachtigall, ick hör dir trapsen. Der alte linke Traum von der Kulturrevolution. ;)



    Nicht unbedingt schlecht, aber bisher leider immer mit Gewalt und Unrecht verknüpft gewesen.



    Die Digitalisierung ist hier vielleicht eine vielversprechende Hoffnung, mit dem Preis, dass die Menschen sich in ihre jeweiligen Blasen zurückziehen. Auch nicht wirklich links.



    Aber es gibt eine Alternative: Aufklärung. Mit den Kindern drüber sprechen, sich wundern, dass das Kind im Buch ist wie es ist, wo es ja auch anders sein könnte. Das muss ja nicht unbedingt radikale Züge annehmen, man will ja auch keinen kleinen Klugscheisser ranzüchten.

    Interessant an der Kolumne fand ich, wie oben anklingt, die Verschiebung linker Interessen zu sehen, während die Mittel gleich bleiben.