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Kanus blockieren KreuzfahrtschiffSeenotrettung statt Luxusdampfer

Klimaaktivist:innen haben die pünktliche Abfahrt eines Kreuzfahrtschiffs in Rostock verhindert. Ihnen geht es aber um mehr als die Klimabelastung durch die Branche.

Mit Kanus gegen Kreuzfahrtschiff: Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen verzögern das Auslaufen Foto: Frank Hormann/dpa

Rostock-Warnemünde dpa | Mit Kanus und kleinen Booten haben Klimaaktivisten in Rostock-Warnemünde ein Kreuzfahrtschiff blockiert und die pünktliche Abfahrt verhindert. Die Gruppe, die sich selbst „Smash Cruiseshit“ nennt, hatte sich am Samstagabend teilweise direkt an der „Aida Diva“ positioniert und Transparente angebracht, wie auf ihrem Twitter-Kanal zu sehen war. Einsatzkräfte waren sowohl an Land als auch mit Booten vor Ort.

Von der Reederei Aida Cruises hieß es, eine Verspätung werde keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Reise haben. Laut Anlaufplan des Hafens war die Abfahrt für 18.00 Uhr angesetzt. Über anderthalb Stunden danach lag das Schiff weiterhin im Hafen. Auf einem an dem Schiff angebrachten Banner forderten die Aktivisten „Seenotrettung im Mittelmeer statt Luxusdampfer in jedem Meer“.

In einer Mitteilung kritisierte die Gruppe Kreuzfahrttourismus als klimaschädlich. Daran änderten auch technische Bemühungen der Unternehmen nichts. Sie forderten andere Wege, wie Menschen sich erholen können. Kreuzfahrtunternehmen sollten unter anderem für ökologische Schäden verantwortlich gemacht werden. Die Reederei verwies auf ihre technischen Innovationen. „Bis 2050 streben wir den klimaneutralen Schiffsbetrieb an.“

Bereits 2019 hatte die Gruppe „Smash Cruiseshit“ mit einer ähnlichen Aktion in Kiel das Auslaufen eines Kreuzfahrtschiffes um mehrere Stunden hinausgezögert. Rostock-Warnemünde ist ein wichtiger Kreuzfahrthafen. Für das laufende Jahr wurden zum Start der Saison mehr als 130 Schiffsanläufe erwartet. Zudem sitzt die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises in Rostock.

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7 Kommentare

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  • „Bis 2050 streben wir den klimaneutralen Schiffsbetrieb an.“ Bei so viel Scheinheiligkeit fällt mir nichts mehr ein ...

  • Übrigens: Die typischen "Kreuzfahrer" sind üblicherweise nicht irgendwelche Milliardäre, die haben ihre eigenen Luxusjachten und ersparen sich so den Massenbetrieb eines Kreuzfahrtschiffs. Es sind eher Arbeitnehmer, die dank erfolgreicher Tarifverhandlungen ein paar Euros übrig haben, um sich etwas Erholung von ihrem stressigen Job zu gönnen. Es trifft, ähnlich wie bei den Aktionen der "Letzten Generation" eben nicht diejenigen, die am Klimawandel die Hauptschuld tragen und die die Mittel hätten, etwas dagegen zu unternehmen!

    • @Pfanni:

      Oh ich denke es trifft immer die Richtigen, Kreuzfahrten braucht wirklich niemand!

    • @Pfanni:

      Wenn man Erholung vom Stress braucht, den man ohne den Job gar nicht hätte, dann kann man ja mal überlegen, ob es der richtige Job ist



      und ob man eine akzeptable Wahl für Alternativen hat.

      Und: Die am meisten Gestressten (Paketfahrer, Essenskuriere), die die Erholung noch viel nötiger hätten, die haben eben dann oft genug nicht "ein paar" Euro übrig,

    • @Pfanni:

      Falsch Pfanni!!



      Es trifft diejenigen, die sich keine Gedanken über ihr tun machen. Damit also die richtigen!

      • @delikater:

        Kann Ihnen nur aus vollem Herzen zustimmen!



        Wer sich den Wahnsinn dort mal anschaut, könnte verzweifeln.



        Es ist nur klimaschädlich sondern auch menschenunwürdig. Die Menschen, die auf dem Schiff arbeiten, meistens von den Philippen, bekommen einen Nettolohn von 4 Euro.



        Die Verpflegung für diese Blechbüchsentouris, wird mit Containerschiffen zu den einzelnen Häfen gebracht.



        Was es in Warnemünde anrichtet, wenn plötzlich zig Tausende durch den kleinen Ort laufen ganz zu schweigen.



        Und ja, der Müll...

      • @delikater:

        ich fürchte nur dass diejenigen die hier getroffen werden, sich die - aus der Sicht der Klimaschützer - falschen Gedanken machen werden. Mir sind diese Kreuzfahrten ein Rätsel, warum Leute sowas freiwilllig machen kann ich wirklich nicht verstehen. Aber, die daran zu hindern ist schlicht billig und trantütig. Die Klimaschützer haben offensichtlich keine Vorstellungskraft und Initiative um fabtasieviolle und akzeptable Aktionen zu machen.