K-Frage der Union: Es geht nur um Macht

Die CSU will Laschet nicht als Kanzlerkandidaten akzeptieren. Damit riskiert sie einen selbstzerstörerischen Kampf in der Union.

Markus Söders sitz mit Maske an einem Tisch vor dem Hintergrund eines Bayernpanoramas

Wie es bisher aussieht, darf Markus Söder in Bayern bleiben Foto: Peter Kneffel/dpa

Es gibt – oder soll man sagen gab – zwei Möglichkeiten für Markus Söder, Kanzlerkandidat zu werden. Erstens: Eine der zentralen CDU-Figuren will ihn unbedingt. Doch bislang haben sich nur Hinterbänkler oder kleine Landesverbände gegen Armin Laschet gestellt. Die CDU ist einfach noch nicht verzweifelt genug, um sich Söder auszuliefern.

Szenario zwei: In der Unionsfraktion wird die Panik, den Job zu verlieren, so groß, dass sie gegen Laschet putscht. Doch in der Fraktion scheint vielen zu dämmern, dass man in der zerklüfteten Parteienlandschaft auch mit weniger als 30 Prozent viele Direktmandate gewinnt. Das dämpft den Willen zum Aufruhr.

Söder selbst hatte in einem scheinbaren Anflug ungewohnter Bescheidenheit gesagt, dass er nie gegen die CDU antreten würde. Das Match ist damit eigentlich entschieden. Doch nun bockt die CSU. Wahrscheinlich will sie nur eine Schonfrist, um nicht sofort die Fahne wieder einrollen zu müssen. Wenn aber nicht, dann droht der Union nun ein selbstzerstörerisches Scharmützel.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden ähnelt schon seit längerem Kasperletheater – mit Söder als Krokodil. Es lohnt, es sich zu vergegenwärtigen, worum es geht. Dies ist kein Zwist um Konzepte, zwischen Liberalen und Konservativen, der im Kampf entschieden werden muss. Politisch passt zwischen Laschet und Söder kaum ein Löschblatt. Es geht nicht um Prinzipielles, nur um Macht.

Dass Söder am Ende wohl in Bayern bleiben wird, ist gleichwohl beruhigend. Denn dessen Opportunismus übersteigt das in der Union ohnehin hohe Maß an Biegsamkeit um einiges. Der Test, wie bodenlos Söders Anpassung an Stimmungen im Kanzleramt wäre, bleibt uns voraussichtlich erspart.

Allerdings sollte man sich auch über den CDU-Chef keine Illusionen machen. Die Union wäre mit ihm nicht einfach die Fortsetzung von 16 Jahren Merkel – nur halt etwas katholischer, redseliger und jovialer. Der CDU-Mann hat sein früheres Image als Liberaler leichthändig abgestreift. Seine Charme­offensive Richtung Wirtschaftsflügel ist nicht nur Taktik, um frustrierte Merz-Anhänger für sich zu gewinnen.

Das Wirtschaftsliberale ist, wie auch seine Politik in NRW zeigt, keine machtpolitische Konzession, sondern Überzeugung. Auch Schwarz-Grün wird mit Laschet kein Selbstläufer, nur weil der CDU-Mann früher als andere in der Union begriffen hat, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Für die SPD kann Laschet, der mitunter etwas konfus wirkt, eine Chance sein.

Wenn dann auch die Grünen offenbaren, wer für sie antritt, können wir uns mal wieder mit etwas anderem als Personalien beschäftigen. Mit Politik zum Beispiel.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.