Julia Klöckner und Meinungsvielfalt: Es lebe die Blockbildung
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner setzt auf einem Sommerfest die taz und das Portal Nius gleich. Jetzt regen sich alle auf. Warum?
W as regen sich denn alle so auf? Wegen Julia Klöckner! Das ist eine ehemalige Weinkönigin und Ex-Chefredakteurin des Magazins Sommelier. Und die hat jetzt beim Sommerfest der CDU Koblenz, das inmitten der Weinregionen Mosel und Mittelrhein liegt, was evident Prägnantes gesagt. Nein, nichts zu Grünlese, Adstringenz, Oechsle, sondern was zu Medien. Ihr Fachgebiet, auch privat, seit sie neuerdings mit einem Fernsehmoderator liiert ist.
In Koblenz bei der CDU hat sie also gesagt, dass die taz, die das „sehr linke Spektrum vertritt“ (O-Ton Julia Klöckner), und das Portal Nius, das auf der „sehr rechten Seite“ steht, sich gar nicht so unähnlich seien. Jedenfalls bei der Blockbildung. Was die frühere Weinkönigin, die sich über CDU-Landesvorsitz und Landwirtschaftsministerium hochgearbeitet hat bis zur Bundestagspräsidentin, mit „Blockbildung“ genau meint, wissen wir nicht. Das geht auch aus Klöckners Redemanuskript, das ihr Wahlkreisbüro der taz dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, nicht richtig hervor.
Aber die ehemalige Sommelier-Chefredakteurin hat doch recht: Wer sonst, wenn nicht die taz, muss sagen, was ist. Ob was von ganz links kommt oder von ganz rechts. Da sind wir ein Block. Manche nennen uns auch linksgrünversiffte Lügenpresse – wer immer noch nicht verstanden hat, dass das ein Kompliment und Empörung darüber vergossene Milch ist, dem gibt Julia Klöckner bestimmt gern ein paar Nachhilfestunden.

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Danke, Julia
Und wir, die taz wie die offene, demokratische Gesellschaft, können Julia Klöckner nur danken. Denn sie selbst hat ein breites Meinungsspektrum und erlaubt sich, auch mal eine andere Meinung zu haben als die taz. „Deshalb“, so sagte sie bei der Koblenzer CDU, „cancle ich weder Finanziers bzw. Spender der taz noch Frank Gotthardt.“ Frank Gotthardt, bei dem das Sommerfest stattfand, finanziert das „ganz rechte“ Nius-Portal des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt.
Ist das nicht doof, von einem einzigen Mann abhängig zu sein? Da ist die taz schlauer, sie hat eine große Genossenschaft. Einen Block eben.
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