Klimabericht der OECD: Die richtigen Fragen stellen
Wir wissen alles Nötige, um die Erderhitzung zu stoppen. Und trotzdem diskutieren wir nicht über das Wie, sondern über das Ob. Wie öde!

D ie Weltwirtschaft profitiert von Klimaschutz, der die 1,5-Grad-Grenze einhalten will. Gut, das wissen wir jetzt schon seit vielen Jahren. Aber es ist schön, wenn, wie jetzt geschehen, auch Mainstream-Institutionen wie die Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das feststellen. Besonders spannend: Die Studie modelliert nicht einmal, welche Schäden Überschwemmungen, Dürren und Stürme anrichten werden.
Allein die für 1,5-Grad-konformen Klimaschutz nötigen Investitionen reichen aus, um die Wirtschaft gegenüber dem Weiter-so-Szenario zu stärken. Vor allem zeigt die Studie aber: Wir wissen alles, was wir wissen müssen, um die Erderhitzung in angemessenem Tempo zu stoppen. Und trotzdem diskutieren wir nicht über das Wie, sondern über das Ob. Wie öde!
Es gibt so viele interessante Fragen: Wie sorgen wir für Klimagerechtigkeit in Deutschland? Mit einem Klimageld, großzügiger Förderung für Wärmepumpen und ÖPNV, Beteiligung aller an den Profiten der Energiewende oder der Vergesellschaftung von Stromkonzernen und Netzbetreibern?
Wie entschädigen wir die Tausenden Inselbewohner*innen, deren Heimat aufgrund der bereits jetzt verursachten Erderhitzung in den nächsten Jahrzehnten versinken wird? Müssen wir bei der Rettung unserer Wälder darauf achten, dass nur heimische Arten verwendet werden, oder riskieren wir es, amerikanische Bäume einzuführen, weil einige von ihnen besser mit unserem neuen Klima klarkommen?

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Stattdessen darf Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) ohne Widerspruch seiner Parteiführung fabulieren, es reiche doch, wenn Deutschland erst 2050 klimaneutral werde. Das widerspricht zwar der Forschung, dem Europarecht und dem Bundesverfassungsgericht, aber egal.
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