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Israelischer Militärschlag gegen IranDie Angst vor der Bombe

Der israelische Militärschlag gegen Iran war lange vorbereitet. Dass er jetzt stattfand, hat mit dem iranischen Atomprogramm zu tun. Eine Analyse.

Ein ­beschädigtes Gebäude in Teheran nach dem israelischen Angriff vom 13. Juni Foto: Fatemeh Bahrami/Anadolu Agency/picture alliance

Das israelische Militär bezeichnete sie als „Präventivschlag“, die Angriffe in der Islamischen Republik Iran in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Sie trafen dutzende Ziele: Einrichtungen des iranischen Atomprogramms, Militär­einrichtungen, Raketenbasen sowie führende Köpfe der Islamischen Revolutionsgarde, des Militärs und auch des Nuklearprogramms.

Betroffen war unter anderem die Einrichtung zur Urananreicherung in Natanz, lokale Medien berichteten von mehreren Explosionen. Dort hatte es bereits 2021 einen Cyberangriff gegeben, der dem Mossad zugerechnet wurde. Der Befehlshaber der Islamischen Revolutionsgarden, Hussein Salami, der Kommandeur der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden, Amir Ali Hadschisadeh, und der Chef des Generalstabs des iranischen Militärs, Mohammad Bagheri wurden getötet, zudem eine Reihe von Atomwissenschaftlern.

Bilder zeigen beschädigte Wohnhäuser, brennende Gebäude und aufsteigenden Rauch in Natanz und in der Hauptstadt Teheran. Nach Angaben des israelischen Militärs waren nachts über 200 Kampfflugzeuge involviert, man habe über 330 Sprengkörper auf etwa 100 Ziele abgeworfen. In einer zweiten Angriffswelle wurden am Freitag der Militärflughafen von Tabris, Ziele in der Großstadt Schiras und erneut die Atom­an­lage in Natanz getroffen.

Warum jetzt?

Doch warum greift Israel die Islamische Republik gerade jetzt an? Die Antwort liegt in der Bezeichnung „Präventivschlag“. Jüngst gab es vermehrt Warnungen seitens der Interna­tio­nalen Atombehörde (IAEA), Iran habe seine Produktion von hoch angereichertem Uran weiter erhöht, die IAEA zeigte sich „zutiefst besorgt“. Die BBC berichtete Ende Mai, ihr liege ein vertraulicher Bericht der IAEA vor, dass Iran inzwischen über 400 Kilogramm von auf 60 Prozent angereichertem Uran verfüge – weit über dem für zivile Zwecke verwendeten Niveau und nahe an waffenfähiger Qualität. Das entspreche einem Anstieg von fast 50 Prozent innerhalb von drei Monaten. Bei weiterer Anreicherung würde diese Menge laut BBC für etwa zehn Atomwaffen reichen. Die Islamische Republik erklärte, die Anreicherung diene zivilen Zwecken.

Der israelische Sicherheitsapparat kam laut Times of Israel hingegen zur Einschätzung, dass der Anreicherungsprozess noch weiter fortgeschritten sein, als von der IAEA berichtet. Im Prozess der Waffenproduktion hätten in den Tagen vor dem Angriff „fortgeschrittene Tests“ stattgefunden. Nach Medienberichten habe infolgedessen Israels Premier Benjamin Netanjahu zu Beginn der Woche das israelische Militär angewiesen, einen Angriff vorzubereiten.

Kein Schnellschuss

Israels Angriff war kein Schnellschuss. Nach Berichten von Medien und Analysten war er eine Zusammenarbeit des Militärs, des Auslandsgeheimdienstes Mossad und des Aman genannten Militärgeheimdienstes. Laut Times of Israel sei eine israelische Drohnenbasis innerhalb Irans aufgebaut worden. Außerdem habe Israel Präzisionswaffen und Personal in das Land geschmuggelt. Nun schien der Zeitpunkt richtig – einerseits wegen der Fortschritte des iranischen Nuklearprogramms hin zu einer tatsächlichen Atombombe. Andererseits, weil die „Achse des Widerstands“ – von Iran unterhaltene Milizen in den Staaten rund um Israel – geschwächt ist.

Im Libanon hat die Hisbollah einen großen Teil ihrer Führungsebene eingebüßt. Nach dem Waffenruhedeal im vergangenen November ist das libanesische Militär zudem angehalten, die Strukturen der Hisbollah im Süden des Landes, nahe der israelischen Grenze, abzubauen. Die Hamas im Gaza­strei­fen, ein weiteres Element der „Achse“, ist nach bald anderthalb Jahren Krieg so weit zerstört, dass sie nur selten in der Lage ist, Raketen auf Israel zu feuern.

Bleiben die Huthis im Jemen: Nach mehreren Luftangriffen seitens der USA und Israels sollen auch deren Kapazitäten, Israel angreifen zu können, zumindest verringert worden sein. In Syrien ist das Regime des Iran-nahen Ex-Diktators Baschar al-Assad gefallen, was die Versorgung der Hisbollah mit Waffen aus Iran deutlich erschwert. Im Irak sind weiterhin proiranische Milizen präsent, doch waren sie Israel bisher deutlich weniger gefährlich.

Luftalarm in Amman

Damit fällt eine Reihe möglicher Fronten, die ­Israel beim erwartbaren Gegenangriff Irans hätte bedenken müssen, aus. Gegen Irans Kapazitäten zur Vergeltung ging Israel bereits während des ersten Angriffs vor: Der Times of Israel zufolge nutzte Israel dafür die in Iran installierte Drohnenbasis nahe der Hauptstadt Teheran, um Abschussrampen für Boden-Boden-Raketen, die Iran für einen Angriff auf Israel hätte nutzen können, zu zerstören.

Die Strategie erinnert an die jüngste „Operation Spinnennetz“ des ukrainischen Militärs, das russische Militärbasen mit Drohnen von russischem Gebiet aus angriff. Iran schickte am Freitagmorgen über 100 Drohnen Richtung Israel, weitere Angriffe mit Drohnen folgten. Nach Angaben des israelischen Militärs habe man „die Lage unter Kontrolle“. Israelische Kampfjets hätten bislang alle Geschosse noch vor Eintreten in den israelischen Luftraum abgefangen. Nach Me­dien­berichten hat auch das Königreich Jordanien über seinem Luftraum Drohnen abgeschossen, in der Hauptstadt Amman heulte der Luftalarm.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi bezeichnete die Angriffe als „Kriegserklärung“ Israels. US-Präsident Donald Trump forderte Iran auf, ein Abkommen über sein Nu­klear­programm zu schließen, bevor es „zu spät“ sei.

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47 Kommentare

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  • Man kann über Israels militärisches Vorgehen kontrovers diskutieren. Dieser Angriff auf Iran aber ist jahrelang vorbereitet worden mit Agenten und israelischen Waffen/Drohnen im Iran. Ich weiß nicht was Israel noch in der Hinterhand hat, aber eines ist zu 100% sicher: Israel wird nie und nimmer erlauben, dass Iran in irgendeiner Form Atomwaffen bekommt.



    Das mit der Uhr die rückwärts bis zur Vernichtung Israels läuft wurde ja hier schon geschrieben. Und die Mullahs meinen das ernst mit der Uhr damit der „Kleine Satan“ (gemeint ist Israel) auf dieser Welt verschwindet.

  • Schickt doch Stegner und Mützenich. Mützenich könnte den Nah Ost Konflikt erstmal einfrieren, damit das Sterben endet, und dann lösen beide zusammen den Konflikt mit Diplomatie. Stegner soll schon im Jemem zu ersten Hintergrundgesprächen gewesen sein, habe ich gehört.

  • Mon Dieu, lese ich TAZ oder Times of Israel , die hier als alleinige Quelle zitiert wird. Haaretz liefert schon ein anderes Bild ( nicht ganz staatsraisonkonform) und WAPO ist ganz klar: selbst Nethanyahous Sicherheitsberater weiß, dass die akute Bedrohung nicht da ist, militärische Schläge sinnlos sind und nur Verhandlungen etwas bringen. "Israel hails success of Iran strikes, but strategic aims still elusive. www.washingtonpost...ks-strategic-aims/".

    • @Jo Lang:

      Im Juni 2017 errichtete das iranische Regime auf dem „Palästina-Platz“ in Teheran eine Weltuntergangsuhr, die Israels Ende bis 2040 vorhersagte. Dieses Spektakel, war ein Ausdruck einer düstereren Angelegenheit: Das islamistische Regime investierte Jahrzehnte für seinen Vernichtungsfeldzug gegen Israel.. Dieser basierte auf 2 Säulen: dem Aufbau iranischer Stellvertretermilizen – Hisbollah, Hamas, Houthis, irakische Hisbollah und andere – alle bewaffnet und ausgebildet von Teheran; --- und dem Atomprojekt zur Entwicklung einer einsatzfähigen Atombombe.

      Khamenei und seine Berater sahen ihre Stellvertreter als Tentakel eines strategischen Oktopus, der das „zionistische Gebilde“ ersticken würde – entweder durch konventionelle Kriegsführung oder nukleare Gewalt.

      Im Herzen Teherans zählt die Uhr die Tage bis zur Vernichtung Israels herunter. Das ist keine bloße Rhetorik. Das iranische Regime verfolgt mit unerschütterlicher Entschlossenheit ein Vernichtungsprojekt, das sich direkt gegen den Staat Israel richtet. Trotz schwerer wirtschaftlicher Schäden und wiederholter israelischer Angriffe auf iranisches Territorium hat der Iran sein Ziel nie aufgegeben.

      • @zartbitter:

        Schön, und was trägt all das von Ihnen hier gesagte zur Diskussion bei ? Wie soll also ein Ende der Bedrohung erreicht werden? Erinnern wie uns, unter Obama schien ein Weg sich zu öffnen, der dann sofort von Trump in seinem ersten Mandat eingerissen worden. Also lesen Sie bitte doch den WAPO Artikel und äußern Sie sich - zur Sache.

    • @Jo Lang:

      Die akute Bedrohung durch Russland vor dessen Ukraine-Einmarsch wurde auch von vielen geleugnet.

      Alles anscheinend vernünftige Leute wie Sie, die keine Verantwortung für die folgen ihres Irrtums übernehmen müssen. Nicht mal für ihre wohlfeile Meinung.

      • @Jossito:

        Das war wohl unter der Gürtellinie, wohlfeil ? Nein, ich bin nicht käuflich. Und etwas enttäuschend, da kein Sachargument.

        • @Jo Lang:

          Es gibt hiert leider in Deutschland genügend für die idelogisch gegen Israel hetzen ohne selber direkt betroffen zu sein und aber anscheinend alles (besser) zu wissen. Uns täte es gut daran uns zurückzuhalten.

  • Existenz Irans durch Atommächten Israel und USA gefährdet?

    1953 stürzten CIA und Großbritannien den demokratisch gewählten Premier Mossadegh, um sich den Zugang zum (fast verschenktem) Öl zu sichern.



    Die Folge: Die Bevölkerung wandte sich enttäuscht den religiösen Führern zu.

    Heute steht Iran wieder unter massivem Druck – obwohl es aus religiösen Gründen auf Atomwaffen verzichtet hat.



    Wenn Angriffe auf iranisches Territorium weiter toleriert oder gar gerechtfertigt werden, wird sich Iran wohl nur noch durch Abschreckung zu schützen wissen.

    Es kann sein, dass GERADE jetzt Iran entscheidet, dass die Atombombe der einzige zuverlässige Schutz vor ständigen Angriffen ist.

    • @MichaelGlasmann:

      Iran verzichtet aus religiösen Gründen auf Atomwaffen? Wie kommen Sie auf dieses schmale Brett?

      • @BrendanB:

        Daa ist meines Wissens eine Fazwa von Khomeini.

        • @Francesco:

          klingt nach taqiya, dissimulation die besonders in der Schia eine lange Tradition hat.

          • @Gerald Müller:

            Ja, das ist das Totschlagargument.

        • @Francesco:

          Da trügt Sie Ihr Wissen.



          Es gibt keine nachweisbar schriftliche Fatwa (ein offizielles islamisches Rechtsgutachten) von Ayatollah Khomeini gegen Atomwaffen. Zwar wird immer wieder behauptet, Khomeini habe nach der Revolution 1979 eine solche Fatwa erlassen, doch existiert dafür kein schriftliches Zeugnis und auch keine eindeutige mündliche Überlieferung, sondern nur Berichte aus dritter oder vierter Hand.



          www.welt.de/politi...cht-zu-luegen.html

          • @BrendanB:

            Ich habe mich im Autor geirrt. Die Fatwa ist von Khamenei.

    • @MichaelGlasmann:

      @Glasmann: bitte unterhalten Sie sich doch mal mit Exil-Iranern, was diese über die "religiösen Führer" so zu berichten haben.

      Oder haben Sie einfach "Israel" und "Iran" verwechselt? Schliesslich fängt beides mit "I" an...

      • @Achim Schäfer:

        Darum geht es hier garnicht, sondern um die Feststellung, dass jedesmal Zauberlehrlinge auftauchen, die dann den Besen nicht mehr beherrschen. Übrigens haben damals die meisten Exiliraner das Ende der SAVAK gefeiert, ohne sich über did Folgen klar zu sein.

        • @Jo Lang:

          Und die SAVAK hat mit dem Mossad zusammengearbeitet.

      • @Achim Schäfer:

        inwiefern widersprechen die Exiliraner dem Regimechange gegen Mossadegh?



        Das Mullahregime wurde nicht als positiv, sondern als Produkt westlicher Einflussnahme beschrieben.

        • @Mark Menke:

          "inwiefern widersprechen die Exiliraner dem Regimechange gegen Mossadegh?"

          Darum geht es nicht. Fragen Sie die Exiliraner, was sie zu den religiösen Führern und ihrem mörderischen Regime zu sagen haben.

  • Hat irgendjemand daran gezweifelt, dass Israel den Iran daran hindern würde, in den Besitz einer Atombombe zu kommen? Mich wundert nur, dass das nicht schon früher passiert ist.

    • @BrendanB:

      Nur wird leider Israel gerade so nichts erreichen, mich wundert nur, dass dies nicht schon früher erkannt wurde. " Israel hails success of Iran strikes, but strategic aims still elusive



      www.washingtonpost...ks-strategic-aims/"

      • @Jo Lang:

        Diese Meinung zu haben ist durchaus legitim. Israel sieht das offensichtlich anders.

        • @BrendanB:

          So ? Haben Sie den Artikel gelesen ? Israel sieht es anders...Na, lesen Sie doch mal da, was Netanjahu's Sicherheitsberater sagen.

    • @BrendanB:

      Ob hier von israelischer Seite aus ein völkerrechtlich legitimierter Präventivschlag vorliegt, ist ja umstritten … auch hier möchte ich keiner einseitigen Vorverurteilung Israels das Wort reden. (Wenn sich hinsichtlich der Beurteilung des Gaza-Krieges das Blatt gewendet hat, dann deshalb, weil die Beweislast für die israelischen Kriegsverbrechen sowie die Unverhältnismäßigkeit der Kriegsführung inzwischen erdrückend geworden ist.)



      Dennoch ist es Israel anzulasten, mit derartigen Militärschlägen das internationale Recht systematisch auszuhöhlen und dem Recht des Stärkeren Vorschub zu leisten.



      Das kann man so machen - sofern man sich wie Israel in der Position des Stärkeren wähnt (mit den USA an seiner Seite) -, man darf sich dann nur nicht beschweren, wenn die Existenz des eigenen israelischen Staates von außen immer mehr in Frage gestellt bzw. tatsächlich gefährdet wird. Dies vollzieht sich dann vollständig durch EIGENES Tun.

      • @Abdurchdiemitte:

        Iran stellt seit der Machtübernahme der Islamisten die Existenz Israels in Frage und die Vernichtung Israels ist seitdem erklärtes Ziel des Irans. Die iranischen Mullahs stehen einem durch und durch korrupten, heuchlerischen Regime vor, dass die Rechte der eigenen Bevölkerung mit Füßen tritt, foltert, Frauen in Gefangenschaft vergewaltigt, internationalen Terrorismus praktiziert und fördert - und Sie kommen hier mit systematischer Aushölung des internationalen Rechts. Wenn Chamenei die Stärke hätte, würde er mit Freuden und Allahs Namen auf den Lippen Israel auslöschen.

  • Der Rundumschlag Israels hat viel mehr damit zu tun, dass die Fassade westlicher Werte, wie Frieden, Menschenrechte, Demokratie und int’l Zusammenarbeit, schon immer mehr schöne Verpackung von Machtpolitik im Eigeninteresse waren und dass mit George W. Bushs offizieller Erklärung des „Global War on Terrorism“ in 2001 nach und nach die öffentlich geübte Zurückhaltung fallengelassen wurde. Verdeckte Militäroperationen wurden öffentlich gemacht, lange Haftstrafen ohne Gerichtsverfahren, Folter, extraterritoriale Hinrichtungen und Krieg wurden zum „legitimen“ Mittel der Verteidigung der eigenen Nation, westlicher Werte und eigenen Wirtschaftsinteressen. Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat das noch forciert und die Tötung Osama Bin Ladens als Erfolg für sich verbuchen können.

    Wenn wundert es da, dass China, Russland und andere Staaten, die sich nicht zur westlichen Allianz zählen, bereit sind, eigene Interessen mit ähnlichen Mitteln zu verteidigen?

  • "Präventivschlag" schönes Word für Angriff.



    Die Israelische Regierung hat Angst wegen der Atom Strategie was berechtigt ist.

    Es gibt denen jedoch nicht das Recht ein anderes Land anzugreifen.



    Wäre es umgekehrt würde man von Terror sprechen.

    • @Keine Sonne:

      Jede erfolgreiche Selbstverteidigung erfolgt, bevor der Angriff vollendet wurde. Die Frage hier ist also diese nach der Grenze zwischen Angriffsplanung, Angriffsabsicht und Angriffsbeginn.



      Wenn jemand mit gezücktem Messer brüllend auf mich zurennt und nur einen Meter entfernt ist (das deutsche Schußwaffenszenario), will er dann zustechen oder nur herumfuchteln und drohen? Muß ich den Stich erst spüren, bevor ich handeln darf?



      Im konkreten Fall hier geht es immerhin um Atomwaffen und um ein apokalyptisches Regime, dessen Endzeitphantasien den eigenen körperlichen Untergang einzubeziehen bereit sind.

      • @Axel Berger:

        Etwas an den Haaren herbeigezogen. Laut US Analysen ist Nethanyahou seinem Ziel nicht näher gekommen,bleiben nur Verhandlungen....oder Atomkrieg. "Israel hails success of Iran strikes, but strategic aims still elusive



        www.washingtonpost...ks-strategic-aims/". Und nachdem die Ukraine schlechte Erfahrungen gemacht hat, und dieser Angriff einer etablierten Atommacht auf ein Schwellenländer, sind die Chancen eines Abkommens geringer geworden. Fazit: Manchmal lohnt es sich wirklich nicht, zumal mit Verdrehungen und solchen Mühen, Unrecht zu verteidigen.

    • @Keine Sonne:

      Würde der Iran so Israel angreifen, würde man ebenfalls von "Krieg" sprechen.

      Terror ist, wenn er seine Milizschergen schickt.

      Das Völkerrecht erlaubt übrigens Präventivkriege.

      Ob dieser Angriff Israels nun dazu zählt, habe ich keine Ahnung. Ich bin kein Völkerrechtler.

      • @rero:

        Googlen nach Caroline Test.

      • @rero:

        Grundsätzlich, auch für spätere Kommentare.

        Das Herzstück des Völkerrechts ist Art 2 Gewaltverbot.

        Bedeutet kriegerische Konflikte zwischen Staaten sind grundsätzlich verboten, sofern kein UN Mandat vorliegt.

        Zudem hat ein Präventivkrieg eine konkrete Bedrohung als Voraussetzung, wie beispielsweise der Sechstagekrieg 1967.

        Das jetzige Vorgehen Israels bezeichnet man als präemptive Maßnahme. Bedeutet es liegt eine nicht sichtbare Bedrohung vor, die aber zu einem späteren Zeitpunkt zu einem unumkehrbaren Tatsachbestand führen kann.



        Trifft insbesondere auf den Bau oder Erwerb von Massenvernichtungswaffen zu.

        Jedoch können sowohl präventiv als auch präemptive Maßnahmen durch ein UN Mandat gedeckt sein. Diese preemption gab es 2001 hinsichtlich USA - Irak/Afghanistan.

        Im Völkerrecht ist jedoch eine preemption unabhängig von der Form nicht berücksichtigt.

        • @Sam Spade:

          "Das Herzstück des Völkerrechts ist Art 2 Gewaltverbot."

          Dann ist doch alles klar. Iran übt seit langem durch seine Statthalter Hisbollah und Huthis Gewalt gegen Israel aus.

        • @Sam Spade:

          Rabin sagte, dass es keine Bedrohung gab. Und vorausgegangen waren israelische Angriffe auf Jordanien und Syrien.

      • @rero:

        Das Völkerecht erlaubt Präventivkriege ? Das ist doch nun wieder ein "alternativer Fakt", zumal Sie ja , wie Sie selbst sagen, kein Völkerrechtler sind. Logik hat ihre Fallen...

  • Die Angst vor der Bombe, warum redet hier keine von den bestehenden Arsenalen ? Im Nahen und Mittleren Osten sind das Indien, Israel und Pakistan. Sollten wir vor denen keine Angst haben ? A la Dr Strangelove, how I stopped worrying and love the bomb.

    • @Jo Lang:

      Wieso "wir"? Es geht um die Angst Israels, dass der Iran, dessen Staatsdoktrin die Vernichtung Israels ist, die Atombombe bekommt. Weder Pakistan noch Indien haben angekündigt, Israel von der Landkarte zu tilgen. Entsprechendes hat Israel auch nicht in Bezug auf den Iran angekündigt.

    • @Jo Lang:

      Nein, die dürfen das … sind ja alle drei lupenreine Demokratien. Und wer bestimmt, wer Atomwaffen besitzen darf? Der POTUS mit seinen ansonsten in der taz-Kommune heftigst kritisierten kruden außenpolitischen Vorstellungen - und niemand widerspricht in diesem Fall.



      amp.dw.com/de/isra...mps-usa/a-72899911



      Warum in diesem Kontext nicht auch über das israelische Atomwaffenprogramm gesprochen wird, erschließt sich mir auch nicht.



      de.m.wikipedia.org...elische_Atomwaffen

      • @Abdurchdiemitte:

        Ja, das sind gute Fragen und Anmerkungen. Es gibt halt die Guten und die Bösen. Dass hier einige so strikt mit Argumenten von Trump und der internationalen Rechten argumentieren ist schon erschreckend. Mal schauen welche angeblichen Präventivschläge in Zukunft sonst noch so von Medien, Politik und Gesellschaft toleriert werden.

      • @Abdurchdiemitte:

        Es geht um die Entwaffnung der als Feindstaaten und Konkurrenten markierten Länder und wo das nicht möglich ist, geht es um deren wirtschaftliche Ruinierung und Strangulierung per Wirtschaftssanktionen.

        Die Gegner und Hindernisse für die Ausdehnung der dominierenden Staaten dieser Erde zwecks Kontrolle von Regionen, Rohstoffen und politischen Verhältnissen werden in der Propaganda in der Regel als Zugehörige zum "Reich des Bösen" deklariert und als permanente, existenzielle Bedrohung.

        Meanwhile rüsten sich USA und Europa mit allen möglichen High-Tech inklusive Atomwaffen bis an die Zähne und darüber hinaus - denn es ist ja Bedrohungstag.

        Bedrohungstag ist jeden Tag.

        Notfalls hat man dann noch Brutkastenlügen aller Art im Programm, während man selbstverständlich Fake News mit allen Mitteln bekämpft, wo man nur kann.

        Die transatlantischen, feministischen Werte müssen den Planeten beherrschen, wenngleich es nicht die Menschenrechte sind, welche dahinter stecken, sondern selbstgeschusterte Surrogate, die gut klingen.

        Auf jeden Fall ist immer der andere Schuld. Nichts Neues im Westen.

  • Israel führt diesen Präventivschlag wirklich auf den allerletzten Drücker aus.

    Schon im Herbst letzten Jahres brachte die taz ein sehr gutes Interview, in dem von 10 Atombomben gesprochen wurde, die in Kürze fertig sein sollten. Auch die FAZ sprach davon. Wobei die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bereits seit Jahren davor warnt, dass eine ganze Reihe von Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden und der Iran sich seit langem nicht an den Vertrag gehalten hat. Iran besitzt das größte Raketenarsenal des Nahen Ostens mit Reichweiten über 3000 Kilometer. Das reicht bis Berlin und Paris. In dem Interview wird deutlich, dass der Iran zudem ein großes Chemiewaffenarsenal bereit hält.

    Israel muss sich schützen.

    Der frühere Präsident Ali Rafsanjani machte den Vorschlag, über einen Atomschlag auf Israel nachzudenken. Da der Iran neunzig Millionen Einwohner habe, Israel aber nur zehn Millionen und die Fläche des Irans fast sechzigmal so groß sei wie jene Israels, würde »schon eine einzige Atombombe in Israel alles auslöschen«.

    Diese "Auslöschung" hat Chamenei Israel bis spätestens 2040 geschworen.

    taz.de/Iran-als-Be...-Israels/!6049674/

    • @shantivanille:

      Komisch, nach Ihren Aussagen glauben deutsche Zeitungen, das Iran fast Atommacht sei. Nach NYT oder WAPO ist das nicht der Fall. Schlimmer noch, hier wird Viktoria gerufen, wo keine ist, nach US Analysen ist Israel seinem Ziel kein Stück nähergekommen und nur Verhandlungen können zum Erfolg führen : Israel hails success of Iran strikes, but strategic aims still elusive



      www.washingtonpost...ks-strategic-aims/

      • @Jo Lang:

        Nach Analyse der Washington Post. Ist die jetzt das Maß aller Dinge?

        Die Urananreicherungsanlage Natanz sowie weitere wichtige Atomanlagen und militärische Kommandostrukturen wurden zerstört. Neben der Infrastruktur wurden führende Generäle wie der Chef der Revolutionsgarden und der Armeechef sowie mehrere Atomwissenschaftler getötet, was das iranische Atomprogramm und die militärische Führung empfindlich getroffen hat Die Angriffe führten zu erheblichen Schäden an der iranischen Atominfrastruktur und beeinträchtigten die operative Führung des Landes.

        Kann man natürlich alles leugnen oder mit einem Ja aber versehen. Muss man aber nicht.

  • Liebe Taz, liebe Frau Schneider,



    vielen Dank für diesen sachlichen und inhaltlich korrekten Artikel zum Thema. Ehrlich gesagt hatte ich das von einer linken Zeitung am wenigsten erwartet und bin sehr angenehm überrascht.



    Das gilt um so mehr angesichts der Welle sehr persönlicher und und hemmungsloser Beschimpfungen, die sich gerade von teils jahrzehntealten Freunden über mich ergießt. Da tut es besonders gut zu erfahren, daß es neben enthemmtem Haß doch noch Maß und Vernunft auf der Welt gibt.



    Mein Dank als treuer Abonnent kommt vom Herzen. Möge das Versprechen an Abraham wahr bleiben, gesegnet werden sein, die dich segnen.

    • @Axel Berger:

      Das versprechen an Abraham ist Teil eines alten Märchens und hat keinerlei relevanz. Es gibt auf der welt genügend menschen die ihre taten mit ihren imaginierten freunden rechtfertigen, ich hoffe Sie gehören nicht dazu.