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Israel demoliert beduinisches DorfDas Ende von Umm al-Hiran

Nach über zwanzig Jahren Rechtsstreit wird eine Moschee abgerissen – Es war das letzte noch stehende Gebäude in dem von Israel nicht anerkannten Ort.

Unter dem Schutz der Polizei: Abriss im beduinischen Dorf Umm al-Hiran Foto: ap

Berlin taz | Am Donnerstagmorgen geht in der israelischen Wüste Negev ein jahrelanger Rechtsstreit zu Ende: Mit zwei Bulldozern, gesichert von Polizisten und Drohnen, die vor blauem Himmel und ockerfarbener Landschaft die Moschee von Umm al-Hiran abreißen. Es ist das letzte Gebäude, das noch stand, in dem kleinen beduinischen Dorf, nur wenig südlich der Grenze zwischen dem Staat Israel und dem Westjordanland gelegen. Die meisten der einst 300 Bewohnerinnen und Bewohner von Umm al-Hiran hatten ihre Häuser zuvor selbst demoliert – um nicht die höheren Kosten für den Abriss seitens der Behörden in Rechnung gestellt zu bekommen, wie die Times of Israel berichtet.

Umm al-Hiran ist eines von 37 vom Staat Israel nicht anerkannten, beduinischen Dörfer in der Wüste Negev – arabisch Naqab genannt. Sie sind nicht an öffentliche Versorgungsnetze angeschlossen, die Straßen oft schlecht. Etwa 150.000 Menschen leben in diesen Dörfern, knapp ein Drittel der beduinischen Gemeinschaft in Israel. Die nicht anerkannten beduinischen Dörfer sollen verschwinden – so will es etwa der rechtsextreme Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir – und damit auch das Zuhause seiner Noch-Bewohnerinnen und Bewohner.

Die Beduininnen und Beduinen haben überwiegend die israelische Staatsbürgerschaft und sind Teil der arabisch-sprachigen Minderheit des Landes. Sie sind aber oft ärmer und weniger formell ausgebildet als etwa die arabische Bevölkerung von Städten wie Haifa oder Nazareth. Viele verdienen ihr Geld als Bauarbeiter oder in der Landwirtschaft, als Arbeiter in den Kibbutzim oder mit ihren Ziegen- und Schafherden.

Jahrhundertelang, so erzählt die beduinische Gemeinschaft es selbst, zogen sie mit ihren Herden vom heute ägyptischen Sinai durch die heute israelische Hegev bis in die Hijaz, eine gebirgige Wüstenlandschaft im heutigen Saudi-Arabien. Schon im Osmanischen Reich wurden sie jedoch immer sesshafter – oder dazu gezwungen. Nach der Staatsgründung Israels und dem darauffolgenden Krieg 1948 wurden viele aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten vertrieben, und in den 1950er Jahren wieder auf israelischem Gebiet angesiedelt. So beginnt auch die rechtliche Krux um Umm al-Hiran.

Sie sollten in Planstädte in der Wüste ziehen

Bewohnt wurde das Dorf Umm al-Hiran von Mitgliedern des Abu Al-Ki'an Stammes. Auch ihre Geschichte in der Region, betonen sie, reicht lange zurück, auch sie verloren ihr früheres Siedlungsgebiet 1948. Laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Adalah wurden die Angehörigen des Stammes 1956 vom damaligen Militärverwalter der Negev aufgefordert, in das Gebiet um das heutige Umm al-Hiran zu ziehen.

Der aktuelle Konflikt um Umm al-Hiran begann 2002, berichtet das +972 Magazine. Damals hätten die Bewohner zum ersten Mal einen Räumungsbescheid bekommen. Suhad Bishara, Anwältin bei Adalah, erzählt dem Medium: „Der Staat sagt: Wir haben ihnen die Erlaubnis gegeben, auf dem Land zu leben, und können diese Erlaubnis auch wieder entziehen“. Doch wo sollen die Vertriebenen dann leben?

Im Jahr 2011 wurde der sogenannte Prawer-Plan vorgeschlagen. Er sollte unter anderem den Status der Beduinen in der Negev regeln, und auch „eine Art Schlüssel für Wiedergutmachung an den Beduinen, die den Anspruch auf Grundbesitz stellen“ sein, so berichtet die taz damals. So solle die Gemeinschaft besser in die israelische Gesellschaft integriert werden, begründete man damals. Menschenrechtsgruppen nannten den Plan diskriminierend. Rund 30.000 Menschen sollten von ihren Dörfern in Planstädte umgesiedelt werden, so die israelische Zeitung Haaretz. 2013 wurde der Plan von der Knesset erst bewilligt, dann wieder zurückgezogen.

Auf dem Grund von Umm al-Hiran soll eine Stadt gebaut werden, speziell für orthodoxe Israelis

Was dieser zurückgezogene Plan etablieren sollte, wird letztendlich trotzdem Realität: Vier Dörfer wurden vor Umm al-Hiran im Jahr 2024 bereits demoliert. Nach Angaben des Negev Coexistence Forum for Civil Equality wurden in der ersten Jahreshälfte diesen Jahres 51 Prozent mehr Gebäude zerstört als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022. Damals war die rechtsreligiöse Koalition des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu noch nicht im Amt.

Platz machen für eine explizit orthodox-jüdische Ortschaft

Der Anfang vom Ende von Umm al-Hiran begann vor knapp zehn Jahren: Der Oberste Gerichtshof Israels wies im Jahr 2015 eine Petition eines Bewohners gegen seine Räumung ab. Das Land sei in Staatsbesitz, die Gemeinschaft habe kein Anrecht darauf, so die Begründung. Der damalige Richter Elyakim Rubinstein schrieb in seiner Begründung weiter: Es handele sich „nicht um eine Vertreibung und nicht um eine Enteignung“, denn die Bewohner sollten ja umgesiedelt werden, etwa in die Stadt Hura.

Hura liegt nur wenige Kilometer entfernt. Sie ist eine von sieben Ortschaften in der Negev, die von Beduinen besiedelt sind und extra für diese vom Staat geplant und gebaut wurden. Die hohen Minarette der lokalen Moscheen sind von Weitem zu sehen. Doch viele Beduinen weigern sich, in diese Retortenstädte zu ziehen. Laut der Times of Israel gilt das auch für die meisten der nun vertriebenen Bewohnerinnen und Bewohner Umm al-Hirans.

Als im Januar 2017 schon einmal die Bulldozer nach Umm al-Hiran kamen, starb dabei der Beduine Jacoub Abu al-Ki'an. Haaretz berichtete damals: Abu Al-Ki'an habe die Zerstörung nicht mit ansehen wollen, sei in sein Auto gestiegen und weggefahren. Die Polizei schoss schließlich auf das Auto, Abu Al-Ki'an verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, das dann in eine Gruppe Polizisten krachte, einer von ihnen starb. Abu al-Ki'an verblutete in seinem Auto.

Die Polizei behauptete im Anschluss, der Beduine habe die Polizisten rammen wollen, und sprach von einer „Terrorattacke“, schließlich sogar von einer Nähe des Toten zum Islamischen Staat. Israelische Politiker, darunter auch Benjamin Netanjahu, übernahmen die Vorwürfe. Weitere Untersuchungen machten den Vorwurf schließlich unhaltbar, im Jahr 2020 entschuldigte sich Netanjahu bei der Familie des Mannes.

Minister Itamar Ben Gvir freut sich

Nicht nur der Verlust ihrer Heimat, sondern auch, wodurch ihr Dorf ersetzt werden soll, erzürnt die Bewohnerinnen und Bewohner von Umm al-Hiram. Nach Besiedelungsplänen aus den 1990er Jahren soll auf derselben Stelle eine Stadt gebaut werden. Wie Adalah mit Bezug auf ein der Organisation vorliegendes Planungsdokument berichtet: speziell für orthodox-jüdische Israelis.

Gleich nach der Zerstörung der Moschee an diesem Donnerstag äußert sich der rechtsradikale Minister Ben Gvir äußerst erfreut: Der Abriss sei der einzige Weg, „die Souveränität in der Negev“ wiederherzustellen. Nach Angaben der Times of Israel hatten vorherige Regierungen immer wieder versucht, mit der beduinischen Gemeinschaft doch noch eine friedliche Lösung zu finden. Das sei nun abgeschrieben.

Das nächste beduinische Dorf, das demoliert und dessen Einwohner vertrieben werden, werde wohl Ras Jrabah sein, so die Times of Israel. 400 Menschen leben dort. Bis zum 31. Dezember haben sie Zeit, ihr Zuhause zu räumen.

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41 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • "Sie sind nicht an öffentliche Versorgungsnetze angeschlossen,die Straßen oft schlecht."



    Da hiervon auch Gesundheitsrisiken und Verletzungsgefahr,besonders für ältere Menschen und Kinder ausgehen,klingt es erst einmal sinnvoll,dass diese Bürger in andere Wohnungen/Häuser,nicht weit entfernt,umziehen.Zumal auch die restliche Infrastruktur nicht besonders gut sein wird.Es sind meiner Meinung nach bessere Gründe als bei uns,wenn Bürger wegen Luxussanierungen oder Bergbau ihre Wohnungen/Häuser verlassen müssen.Wikipedia:"In Deutschland wurden alleine für den Braunkohlebergbau mehr als 300 Siedlungen devastiert und ca. 100.000 Menschen umgesiedelt."

    "Nach Besiedelungsplänen aus den 1990er Jahren soll ... speziell für orthodox-jüdische Israelis."



    Sind diese Pläne noch aktuell?Ich stolpere über "soll";des Weiteren sind diese Pläne schon fast 40 Jahre alt.Da dürfte sich manches geändert haben.Wenn diese Planung umgesetzt werden soll,hoffe ich auf anwaltliche Vertretung der früheren Bewohner dieses Ortes.



    Oder sie entscheiden sich,.. "so erzählt die beduinische Gemeinschaft ..heute ägyptischen .. heute israelische .. heutigen Saudi-Arabien." lieber in Ägypten oder Saud-Arab leben zu wollen

    • @*Sabine*:

      Wieso sollten Sie die Option haben, in Ägypten oder Saudi- Arabien zu leben ? Nur weil ferne Vorfahren von ihnen früher mal da lebten? Das sind israelische Staatsbürger.

    • @*Sabine*:

      Ach, für die Beduinen kann man keine Versorgungsnetze schaffen, aber für die ortodocen Juden, die dort angesiedelt werden, geht es?

  • In Israel wurden von Anfang an Nicht-Juden diskriminiert. Seit 2018 ist die Diskriminierung auf Verfassungsebene verankert. Das Nationalstaatsgesetz erlaubt u. a. die Schaffung rein jüdischer Gemeinden zu fördern.



    Der Pass verrät seit der Völkerbundsmandat-Zeit, werJude ist und wer nicht. Als Jude gilt, wer eine jüdische Mutter hat.

    Die Beduinen müssen sich ihren Herren fügen. Keiner hilft ihnen, Israel ist schließlich kein rassistisches Unterfangen.

    • @ecox lucius:

      Quellen? Belege?

  • Danke an die Autorin, dass sie auch das Unrecht an den Beduinen beleuchtet. Man sollte das Kind allerdings auch beim Namen nennen: Ethnische Säuberung

    • @Timothee Güsten:

      Wie Sie jetzt auf ethnische Säuberungen kommen, müssten Sie erklären.

      Hier wurde niemand umgebracht oder außer Landes getrieben.

      In Israel gibt reihenweise Dörfer und Städte von Beduinen.

      Sie gelten übrigens in Israel als recht loyale Staatsbürger.

      • @rero:

        Also wenn Zwangsumsiedelungen bzw. Vertreibungen einer ethnischen Gruppe zugunsten einer anderen ethnischen Gruppe stattfinden, nennt man das wie? Das findet ja gegen den Willen einer Gruppe statt, obwohl sie loyal ist, wie Sie schreiben.

    • @Timothee Güsten:

      Da möchte ich erst einmal abwarten, ob die Pläne aus den 1990ern umgesetzt werden. Den Abriss dieses Dorfes, und vielleicht auch der anderen Dörfer, ohne Kanalisation, Infrastruktur, gefährliche Straßen auch für Krankentransporter usw. sehe ich bisher eher als "Sanierungsmaßnahme" (ggf., bitte nicht ärgern, "Gesundheitsfürsorge".) Den Frauen dieses Dorfes wird es die Arbeit vermutlich erleichtern.

      • @*Sabine*:

        Das ist zynisch. Gesunde Verhältnisse könnte man auch an Ort und Stelle schaffen.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
    >> Der Oberste Gerichtshof Israels wies im Jahr 2015 eine Petition eines Bewohners gegen seine Räumung ab. Das Land sei in Staatsbesitz, die Gemeinschaft habe kein Anrecht darauf, so die Begründung. <<   Die Leichtfertigkeit, mit der einige „Israel-Kritische“ hier in dieser Spalte die Handlungsweise der israelischen Justiz als Indiz des Unrechts oder sogar als Beweis des Faschismus auszulegen versuchen, lässt tief blicken.   Der diesbezügliche Rechtsstreit hat insgesamt rund zwei Jahrzehnte gedauert. Das ergab ausreichend Zeit, um für einen Niederlage gewappnet zu sein. Außerdem bestand, wie der Artikel auch auf explizite Weise erwähnt, eine zugängliche Alternative.   Man kann das Urteil gut oder schlecht finden, als fair oder als empathielos bezeichnen. Aber es gibt zahlreiche analoge oder zumindest ähnliche Gerichtsurteile (Räumungen usw.) auch in anderen demokratischen Gesellschaften. Werden diese Gesellschaften demzufolge als unrechtsstaatlich oder gar faschistisch bezeichnet?   Regen sich die Kritiker:innen darüber auf, dass jüdische Menschen im Laufe der Weltgeschichte bis ins 20. Jahrhundert regelmäßig aus arabischen Ländern gewaltsam und ohne Gerichtsverfahre  ertrieben wurden? 
    • @Michaela Dudley:

      So ist die israelische regierung an das Land gekommen: dserver.bundestag....18/134/1813425.pdf



      Darin heißt es: In der Zeit um 1948 wurde im Negev/



      Naqab der Großteil der ursprünglichen Bevölkerung vertrieben und die im Land verbliebenen Negev/Naqab-Palästinenser wurden unter Militärgerichtsbarkeit gestellt. Nur 19 von ursprünglich 95 Stämmen verblieben im Negev/Naqab (www.refworld.org/pdfid/4ed61bdc2.pdf). Später zogen die israelischen Behörden das Land dieser Palästinenser auf der Grundlage der in den 1950er Jahren



      erlassenen israelischen Landgesetze – vor allem des im Jahr 1953 erlassenen Land Acquisition (Validation of Acts and Compensation) Acts – ein. Dem Land Acquisition Act nach konnte der Staat Israel Land für sich reklamieren, wenn



      sich die Eigentümer am 1. April 1952 nicht auf ihrem Besitz befanden. Zu diesem Zeitpunkt aber waren die Beduinen des Negev/Naqab bereits zwangsweise in das vom israelischen Staat für sie vorgesehene Gebiet umgesiedelt worden.



      Somit wurden weite Bereiche ihrer Ländereien als Staatsland registriert, während viele Eigentümer nicht einmal davon erfuhren.

    • @Michaela Dudley:

      Unrecht mit noch mehr Unrecht zu rechtfertigen ist keine Lösung.

      • @Barnie:

        Können Sie denn begründen, dass die Ablehnung der Petition Unrecht ist?

        Immerhin hatte der Staat Israel diesem Beduinenstamm das Land auch mal zugeteilt.

    • @Michaela Dudley:

      Selten sind die Dinge so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint. Als studierte Juristin interessiert Sie sicher die weit in die Vergangenheit zurückreichende Vorgeschichte des Konflikts:

      www.rosalux.org.il...uinen-landpolitik/

      Manches erinnert mich durchaus auch an die bis heute andauernden juristischen Auseinandersetzungen, die Native Americans um ihr Land zu fuhren gezwungen sind, und mit denen Sie als US-Amerikanerin sicher vertraut sind.

    • @Michaela Dudley:

      Wie kommt der Staat denn in den Besitz des Landes, das nach Völkerrecht gar nicht auf seinem Hoheitsgebiet liegt??

      • @HRM:

        Doch, das Land liegt in Israel, nicht in den besetzten Gebieten. Und die vertriebenen Beduinen sind israelische Staatsbürger. Staatsbesitz ist in Israel alles Land, das keinen privaten Eigentümer hat.

      • @HRM:

        Da haben Sie was verwechselt. Es geht um beduinische Dörfer in der Negev, die hier zwangsumgesiedelt werden sollen, also INNERHALB des israelischen Staatsterritoriums gelegen, NICHT um besetztes Gebiet im WJL. Und es ist Staatsland, das den zuvor über die Staatsgrenzen den mit ihrem Vieh nomadisierenden Beduinen in den 50er Jahren zugewiesen wurde.



        Eine wichtige Frage bleibt im Artikel allerdings unbeantwortet: handelt es sich bei den Negev-Beduinen eigentlich um israelische Staatsbürger? Das würde den Fall möglicherweise in einem anderen (juristischen) Licht erscheinen lassen als wenn es sich um Staatenlose oder Angehörige arabischer Nachbarstaaten handelt. Wer kann Auskunft geben?

        • @Abdurchdiemitte:

          Das steht doch im Artikel:



          "Die Beduininnen und Beduinen haben überwiegend die israelische Staatsbürgerschaft und sind Teil der arabisch-sprachigen Minderheit des Landes."

  • Mir fehlt jedes Verständnis für das Vorgehen des israelischen Staates. Man darf hier nicht einfach nur am Rande stehen und zuschauen, wie es derzeit unsere Regierung praktiziert, sondern man MUSS, auch als Verbündeter von Israel hier eingreifen.

    • @Mouse:

      Vielleicht sind es auch nur die Männer des Dorfes, die keinen Umzug wollen, während die Frauen, die sich um Babies und inkontinente alte Menschen kümmern, für Anschluss an Kanalisation usw. dankbar sind. Dieses Dorf ist lt. meiner - nur kurzen Recherche - auch nicht an Strom und Wasser angeschlossen.

      Ob die Sanierung des Dorfes möglich gewesen wäre, kann ich nicht einschätzen.

      • @*Sabine*:

        Warum hätte dies nicht mögli h sein sollen? Zumal an dieser Stelle eine jüdische Stadt gebaut werden soll.

      • @*Sabine*:

        Es geht nicht um Sanierung. Es geht um Verteibung.

      • @*Sabine*:

        Das die Israelische Regierung vor hat dort ein Dorf für Jüdische Orthodoxen zu bauen haben Sie wie so oft wenn es um nicht astreine Aktionen der Israelischen Regierung geht, gekonnt überlesen.

        Wenn es die Regierung/ Rechtssprechung wirklich ehrlich mit Rechtssprechung meinen würde hätte man gesagt: Wir wollen euch ans Netz anschließen können das so wie es jetzt ist nicht.



        Nein, hier wurde es nicht einmal versucht das Dorf anzuschließen an Strom, Wasser/Abwasser.



        Sanierungen sind teuer... Neubauten aber auch.



        Unter dem Gesichtspunkt das beim gleichen Standpunkt ein Dorf für orthodoxe Juden errichtet werden soll lässt das jedoch anders aussehen.



        Wer Geld für Neubau hat, hätte es auch wenn die jetzige Bewohner an Ort und Stelle bleiben.

        • @Keine Sonne:

          "Das die Israelische Regierung vor hat dort ein Dorf für Jüdische Orthodoxen zu bauen haben Sie wie so oft wenn es um nicht astreine Aktionen der Israelischen Regierung geht, gekonnt überlesen."

          Ich habe es nicht überlesen und bin in zwei Beiträgen darauf eingegangen. Siehe "gestern, 18:14 Uhr" und Antwort an T. Güsten "gestern, 18:47 Uhr".

          "Sanierungen sind teuer... Neubauten aber auch."

          Korrekt. Wobei es, wie Sie sicherlich wissen, sogar in Deutschland Häuser gibt, bei denen eher Abriss und Neubau empfohlen werden, statt einer aufwändigen Sanierung. Wie das bei diesen Beduinendörfern ist, kann ich, wie bereits geschrieben, nicht einschätzen.

      • @*Sabine*:

        Vielleicht sollte man sich erstmal über die Gesamtlage informieren bevor man Zwangsumsiedlung schön redet. Hier die Sicht der Bundesregierung zur Lage der Beduinen: dserver.bundestag....18/134/1813425.pdf



        Hier auch ein Bericht einer Fotografin die über drei jahre mit den Beduinen gelebt hat und die systematische Diskriminierung dokumentiert hat: www.spiegel.de/aus...-9c0f-e988a245c8df

  • Das Entwicklungshilfswerk Misereor warf Israel 2023 Diskriminierung palästinensischer Beduinen vor.

    Deren nicht anerkannte Siedlungen müssten unverzüglich an die staatliche Wasser- und Stromversorgung angeschlossen werden.



    Dies geschehe nicht, weil die Siedlungen offiziell nicht existieren.

    Das Hilfswerk beruft sich auf eine Studie des Zentrums für Umweltgerechtigkeit der Galilee Society, einer von Misereor geförderten Partnerorganisation in Israel.

    Quelle: domradio

    Ein von Beduinen-Organisationen und Menschenrechtsgruppen entwickelter Masterplan für die Anerkennung ihrer Rechte und der illegalen Dörfer wurde nicht berücksichtigt. Familien, die den Besitz von betroffenem Land mit Dokumenten belegen können, dürfen zwar eine finanzielle Entschädigung einklagen. Allerdings erhalten sie maximal 50 Prozent des Werts und auch nur, sofern sie ihre rechtlichen Ansprüche bereits in den 1970er-Jahren angemeldet hatten – ein fast unmögliches Unterfangen. Das wenige Land, das den Beduinen als Ersatz zur Verfügung angeboten wird, betrachten diese aber als nicht gleichwertig und nicht nutzbar.

    amnesty 2013

    www.amnesty.ch/de/...gazin-amnesty/2013

  • So geht Unrechtsstaat. So gehen Menschenrechtsverletzungen. So geht Aussaat von Gewalt. So geht Faschismus. Schön, dass ben Gvir sich freut - es ist bezeichnend.....



    Und der "wertegesteuerte Westen"?? Zuckt mit den Schulrern.

  • Geschlagene Kinder werden oft selbst zu Tätern.



    Besonders dann, wenn Gewalt ein anerkanntes MIttel zur Konfliktlösung ist.



    Israel hat das Trauma des Holocaust. Und eine Bevölkerung die zu ca 30% aus Russland kommt, einer Gesellschaft, in der Gewalt nicht nur in der Erziehung normal ist.



    Ich glaube, daß es einen Zusammenhang gibt und daß es zum Genozid führen kann oder schon führt..



    Dagegen muss Deutschland als früherer Täter einschreiten.

  • Die gesamte Bevölkerung eines Ortes, der explizit ethnokulturell definiert ist (Muslime, Araber, Beduinen), wird durch mörderische Gewalt vertrieben, um Platz für eine andere Bevölkerung zu machen, die explizit durch ihre ethnokulturellen Merkmale definiert ist (orthodoxe Juden). Das Mindeste, was man dazu sagen kann, ist: „Das ist ethnische Säuberung.“

    Vergessen wir nicht die Schlussfolgerung des Internationalen Strafgerichtshofs: Israel übt seit mehr als einem halben Jahrhundert eine illegale, rassistische und damit kriminelle Besetzung aus, die sofort beendet werden muss.

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Nur am Rande: Der Ort, um den es hier geht, liegt nicht in den besetzten Gebieten, sondern in Israel selbst.

      • @Francesco:

        Danke für den Hinweis … es erscheint mir in dieser Diskussion inzwischen nur symptomatisch zu sein, nicht mehr richtig zuzuhören, zu lesen oder nachzudenken, sich überhaupt noch zu informieren. Es reichen die üblichen Trigger-Worte, um seine (unreflektierte) Meinung herauszuhauen. Siehe auch die Kommentierungen zu den Ausschreitungen in Amsterdam kürzlich.

    • @Bescheidener Kunsthandwerker:

      Im Prinzip stimme ich zu. Etwas daneben finde ich nur den Begriff "ethnische Säuberung". Das suggeriert, es sei vorher "schmutzig" gewesen. Und danach "sauber". Wenn man diese Eigenschaften überhaupt verwenden will, ist es wohl eher umgekehrt. Ich bin immer wieder fassungslos, wie selbstverständlich Menschen, die sich darüber empören, dass Deutsche in die leeren jüdischen Wohnungen einzigen, mit der größten Selbstverständlichkeit genau dasselbe tun, und sich für ein auserwähltes Volk halten.

      • @Monomi:

        Das Wort "Säuberung" hat schon seit den "Säuberungen" der Nazis und Stalins keinen guten Klang mehr. Auch bei den Kriegen in Ex-Jugoslawien, wo der Begriff "ethnic cleansing" zum ersten Mal aufkam, war offensichtlich, dass es dabei um Vertreibungen geht. So fasst das heutzutage jeder auf, auch ohne Anführungszeichen.

  • Scheinbar hat Israel noch nicht genug Feinde im Inneren und Äußeren, denn so schafft man sich Neue!



    Aber von einer Regierung mit Ministern für die nur jüdisches Leben oder eigentlich sogar nur orthodox jüdisches Leben relevant ist ( es sei denn es geht um den Militärdienst) und die Israel auf das Gebiet ausdehnen wollen, das in der Bibel, einem quellenfreien religiösen Buch genant werden, kann man wohl nichts anderes erwarten. Frei nach dem Motto: Viel Feind, viel Ehr!



    Die Aktion geht zwar primär von der aktuellen Regierung aus, aber da sie von einer Mehrheit der Israelis gewählt wurde scheint ein großer Teil der Bevölkerung diesen Kurs zu teilen.

    • @Ressourci:

      Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen der einheimischen, muslimischen, arabisch-sprechenden Bevölkerung von ihrem Land, gibt es seit der Gründung Israels 1948.

  • Da werden Menschen wie die Bauern auf dem Schachbrett hin- und hergeschoben.



    Der deutsch-israelische Autor Salim Alafenisch hat ihnen und ihrer Lebensweise in seinen Geschichten ein Denkmal gesetzt.