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Iraner spielt Cembalo-Konzert in Köln„Reden Sie doch gefälligst Deutsch“

Das Konzert des Iraners Mahan Esfahani in der Kölner Philharmonie wurde vom Publikum unterbrochen. Im nächsten Jahr soll es einen weiteren Versuch geben.

Mahan Esfahani bei einem Konzert in London. Foto: Imago/Sisi Burn/ArenaPAL

Köln epd | Die Kölner Philharmonie will das am Sonntag unterbrochene Konzert des iranischen Cembalo-Spielers Mahan Esfahani im kommenden Jahr wiederholen. Das Konzert mit alter und zeitgenössischer Musik war am Sonntag wegen heftiger Reaktionen aus dem Publikum unterbrochen worden. In einem am Dienstag auf Facebook veröffentlichten Statement des Konzerthauses hieß es, die Philharmonie sei ein Forum für kulturelle Vielfalt, das Künstlern aus aller Welt und verschiedenen Stilrichtungen einen Platz biete.

Neben Klassikern komme regelmäßig zeitgenössische Musik, Jazz, Pop und Weltmusik auf die Bühne. „Mit unserem Engagement im Bereich der Musikvermittlung nehmen wir gesellschaftliche Verantwortung wahr, und wir unterstützen soziale Projekte und eine gelebte Willkommenskultur“, betonte die Philharmonie weiter. Esfahani sei erneut eingeladen worden und werde am 1. März 2017 das unterbrochene Stück von Steve Reich erneut spielen.

Im Rahmen einer sonntäglichen Abo-Reihe hatte das Ensemble Concerto Köln ein Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach sowie der Zeitgenossen Fred Frith, Henryk Mikolaj Gorecki und Steve Reich zusammengestellt. Verbindendes Element in allen Werken ist das Cembalo.

Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers kam es während Steve Reichs Stück für Cembalo und Tonbandeinspielungen, das dem amerikanischen Minimalismus zugerechnet wird, zu zunehmender Unruhe im Publikum. Schon während der englischsprachigen Einführung durch den Solisten Esfahani habe es Rufe wie „Reden Sie doch gefälligst Deutsch“ gegeben.

Nach einigen Minuten habe der Musiker das Stück wegen Lachen, Klatschen, Pfeifen und anderer Missfallensäußerungen abgebrochen. Viele Zuhörer verließen den Saal. Mehrfach wandte sich Esfahani dem Bericht zufolge mit der Frage „Why are you afraid?“ (Warum haben Sie Angst?) an das Publikum. Schließlich spielte er das Konzert zu Ende.

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74 Kommentare

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  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)
  • Was waren das für lebendige Zeiten, als noch Picasso, Cocteau und Eric Satie für avantgardistischen Budenzauber in den Musiksälen sorgten:

     

    "Die Partitur enthielt verschiedene Geräuschtypen, nach Art Lärm machender „Instrumente“, wie Flaschenspiel, "tönende Pfützen", Lotterierad, Schreibmaschine, Nebelhorn, elektrische Klingel, Revolverschüsse, sowie zwei Sirenen“. sogenannten „trompes l’oreilles“ (Ohren-Täuschungen) ..."

     

    Das Publikum raste (allerdings nicht vor Freude und schon gar nicht vor Eifersucht))

  • Jetzt kommt also die irrationale arrogante und stumpfe Trump-Welle, angeführt von Leuten, die Stolz auf Deutschland sind.

    • @nzuli sana:

      Wo genau wäre jetzt, Ihr nicht "irrationaler" Bogenschlag zur eigentlichen, musikalischen Aufführung, im tieferen Sinne?

    • @nzuli sana:

      *Drumpf

  • furchtbar

    Nur noch völkischer Primitivismus grassiert.

     

    während eigentlich die Perspektive der sozialen Opposition im Iran unterstützt werden sollte.

    Damit haben aber die Schreier nichts zu tun.

    Was hat der Mob in dem Konzert zu suchen?

     

    Kommt zu den Demonstrationen am 8. März bundesweit und am 12.03.in Köln: https://antifakoeln.noblogs.org/unser-feminismus-ist-antirassistisch-reclaim-feminism/

  • Aurele Nicolet spielt das Konzert von Edisson Denisov, welches der Komponist für den Flötisten schrieb. Das Publikum, meist Arbeiter aus verschiedenen Berliner Betrieben, lauschen den Clustern, den ungewohnten Disharmonien und in einer Solo-Passage wird auch gelacht, weil Nicolet übertreibt und die Flageoletts sternenweit vom traditionellen Hören entfernt sind. Als er endet. ertönt donnernder Applaus. Selbst für Berlin ist dieser Weltklassemusiker etwas besonderes. Wir schreiben das Jahr 1978, das Konzert fand im Friedrichstadt-Palast in der Hauptstadt der DDR statt.

     

    Fast 40 Jahre später fällt ein Konzert durch, weil es einer kleinbürgerlichen, von Abstiegsängsten gepeinigten Mittelschicht zu modern ist. Denn, das hat dieses Publikum begriffen "Kunst kommt von können!" Ein alte Nazi-Kunstregel. Das war das Schöne in der Nazi-Zeit, dass der kleinbürgerliche Kunstgeschmack des 19. Jahrhunderts zementiert wurde. In der Kontinuität des Nachfolgestaates BRD blieb dieser eingestaubte, pathetisch bis pathologische Musikgeschmack eines Staatsrates Hans Severus Ziegler konserviert. Stockhausen, Ligeti, Zimmermann blieben Ausnahmen, die einen Oberstudienrat erschaudern ließen.

     

    Die deutsche bürgerliche Kunst ist Kunsthandwerk nach Zwergenart. Das Publikum ist einfach überfordert und wünscht sich die Zeiten von Blut und Boden mit schönen Melodeien herbei. Es lebe das miefige Mittelmaß.

  • 3G
    31737 (Profil gelöscht)

    Da will man am Berliner Bahnhof am Sonntag nachmittag eine Currywurst mit Fritten essen - Currywurst mit Fritten und COCA COLA kostet 2,99 Euro, Obwohl ich COCA COLA liebe, wollte ich aber keine COCA COLA. Man sagt: Currywurst mit Fritten ohne COCA COLA kosten 3,49 Euro, Ich will keine COCA COLA, sie gibt mir eine Curry Wurst mit Fritten für 3,49 Euro. Bezahlt. Was hat nun Kulinarisches mit Kulturellem gemein? Warum gibt es keine Kochshows mit leckeren iranischen Köstlichkeiten gekocht von einem deutschsprechenden Iraner und was interessiert die vielen Zuhörer an Cembalomusik - was issen das, ein Cembalo?

  • 3G
    31737 (Profil gelöscht)

    Es gibt auch Zuhörer, die sich eigens wegen eines Steve Reichs ein solches Konzert anhören (hat also nichts mit Strawinsky zu tun) und es hätte mich gewundert, wenn Herr Esfahani in persischer Sprache ein paar persönliche Worte an das Publikum gerichtet hätte- es gibt ja Progammhefte, die man noch käuflich hinzukaufen kann. Aber diese richtig DEUTSCHE Ignoranz ist schon länger bekannt. Es heißt: Ich habe dafür bezahlt...Es heißt so schön deutsch: wer die Füße unter meinem Tisch (oder so ähnlich) usw. hat gefälligst!Es gibt so teuflisch schöne deutsche Sprüche - unbezahlbar. Da hieß es: warum spielt er diesen Mist nicht nach der Pause, dann kann ich abhauen ohne die anderen zu stören? Ja warum!

    • @31737 (Profil gelöscht):

      Es wäre für die Veranstalter ein leichtes gewesen, Esfahani einen Übersetzer zur Seite zu stellen. Ich will damit nicht die Pöbelei gutheißen und schon gar nicht dem Künstler einen Vorwurf machen, deutsch ist nun mal keine Weltsprache,

      doch der Wirbel ging eben auch vom Veranstalter aus.

      Was der deutschen Eigenart betrifft: Das gleiche hätte ich gern mal in Frankreich erlebt. Die Anglophobie geht dort recht weit und englisch ist vielerorts eine Fremdsprache, die den Namen verdient.

      • 3G
        31737 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Scheiß der Hund drauf... und mit Frankreich stehe ich nicht im Wettbewerb, warum möchte man das in Frankreich erleben - nur weil die vielleicht noch mehr ätzen.

        • @31737 (Profil gelöscht):

          Ein urdeutsches Problem muss es damit aber auch nicht gleich werden.

    • @31737 (Profil gelöscht):

      Wie viele Zuhörer, die extra wegen Reich in ein Konzert gehen, tun das Sonntag Nachmittag bei der ABO-Aufführung?

       

      Und dann auch noch, um größtenteils was anderes als Reich zu hören?

  • Es stellt sich ja schon die Frage, wieso er die Erläuterung zu dem Stück überhaupt abgegeben hat. Die Englisch-Kenntnisse des durchschnittlichen Sonntag-Nachmittag-Abo-Besuchers dürften nicht so sein, dass eine Erläuterung über ein Musikstück (was sowieso schon über dem Standard-Englisch, was man halt so kennt, liegen dürfte) überhaupt von der Mehrzahl verstanden werden kann. Wenn ich Sonntag-nachmittag in ein Konzert gehe, weil ich halt die Abo-Karten habe, und dann schwafelt mich einer vorne in chinesisch oder sonstwas zu, würde sich meine Begeisterung auch sehr in Grenzen halten. Wenn ich ein Stück erläutern will, dann tue ich das so, dass es das Publikum auch verstehen kann, im Notfall halt mit einem Übersetzer. Hat er ernsthaft erwartet, dass auch nur die Hälfte tatsächlich verstehen kann, was er erklären will?

     

    Und dass das Durchschnitts-Abo-Publikum auch nicht sonderlich empfänglich für "moderne" Musik ist, dürfte auch nichts neues sein. Umso mehr, wenn das Stück scheinbar so schwierig ist, dass sich der Solist sogar bemüßigt fühlt, es vorher erklären zu müssen. Wenn vorne Heinz-Jürgen Winkelmann, groß, blond und blauäugig, gestanden wäre, hätte das Publikum kaum anders reagiert.

     

    Wegen der (wenn auch unfreundlichen) Forderung nach einer eig. Selbstverständlichkeit (nämlich, wenn ich dem Publikum etwas erklären will, es dann auch so zu tun, dass das Publikum es verstehen kann) und der üblichen Unruhe (eines kleinen Teils des Publikums), den man bei allen Aufführungen von "moderner" Musik ohne handverlesenem Publikum hat, dann gleich so ein Fass aufzumachen, ist nichts weiter als Hysterie.

     

    Sowas ist eine Meldung für den Kölner Stadt-Anzeiger, gleich neben der Meldung, dass Hamster Lotte das Kleintierzüchter-Rennen gewonnen hat, aber nicht für eine überregionale Zeitung.

     

    Würde eigentlich absichtlich die Entschuldigung des eines Besuchers unterschlagen?

    • 2G
      24636 (Profil gelöscht)
      @sart:

      "Würde eigentlich absichtlich die Entschuldigung des eines Besuchers unterschlagen?"

       

      Wieso fragen sie das hier, wenn der epd die Meldung geschrieben hat?

  • Nazischland will rise again.

     

    Langsam wird es Zeit, auszuwandern.

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Furchtbar, unmenschlich, rassistisch! Bin seit Tagen nur noch am Heulen.

  • Ich sehe das Problem eher so, dass es sich aus der gleichen Wurzel speist wie vielleicht andere "Wutbürgerproteste", aber aus allen politischen Richtungen. Es ist eher der Verlust von Respekt und die wachsenden Egomanie in allen Gruppen (die vielleicht auch aus Verlustangst/Überforderung mit der neuen Zeit erklärt werden kann).

     

    Wenn den Leute etwas nicht gefällt, hätten sie die Möglichkeit gehabt, den Saal zu verlassen oder am Ende zu buhen. Aber sie mussten sofort - wie Kleinkinder - ihrem Trieb freien Lauf lassen. Damit haben sie aber auch alle Mitbesucher des Konzert, die diese Musik hören wollten, hieran gehindert. Es zählt nur noch das eigene Empfinden und das muss auch sofort rausgelassen werden. Es ist peinlich, es ist respektlos und es nimmt zu.

     

    Politisch sehe ich es eher nicht, höchstens in dem Sinne, dass (z.T."konservative") Werte wie die Rechte anderer zu achten, nicht alles sofort haben zu müssen und sich nicht zu wichtig zu nehmen, vielleicht doch ihren Sinn haben.

  • Bleibt mal auf dem Teppich- und der dürfte, nicht wie gar behauptet wurde "1933" heißen, sondern eher 29.Mai 1913 Uraufführung von "le sacre du printemps". Blaue Augen sollen da auch verpasst worden sein. Sogar "Haltet Eure Klappen, Ihr Schlampen aus dem 8. Arrondissement " soll man den eher vornehmen Damen des Pariser Publikums zugerufen haben.Stimmung auf allen Rängen.

    • @H.G.S.:

      Einen solchen Zusammenhang kann nur konstruieren, wer von damals nichts weiß und von heute nichts wissen will.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Öhm- ansatzweise habe ich zum Thema, im Vergleich zu Eurer Dürftigkeit, schon mal recht viel fürs erste beschrieben. Lassen Sie mal was sehen (hören). Vielleicht zur h-molligen Sechzehntelzwölfer Komposition und den aufgrund des Tonbandes sich entwickelnden Interferenzen, mit denen sich die Zuhörer wohl nicht anfreunden wollten...??

         

        So, nun wären Sie mal dran: Was hätten Sie denn zur eigentlichen Sache "Aufführung" so auf dem Kasten?- Und nicht, wiedermal wieder kneifen!

         

        (Übrigens dürfen im Iran, solche Stücke überhaupt, erst gar nicht aufgeführt werden. Stöbern Sie mal bei Roberto Ciulli oder einfach nur in ZEIT-online. Oder zeigen Sie, was Sie so drauf haben. War bisher genau genommen Nix.

  • Internationale Talente zu Gast haben ja, aber bitte nur, wenn sie vorher einen Integrationskurs machen.

    • @Christian:

      Oder für solche Leute dann eben auch lieber keine internationalen Talente und dann nur das Beste aus eigenem Lande von Chopin über Mozart bis Wagner.

      • @JustusF:

        "das Beste aus eigenem Lande von Chopin über Mozart bis Wagner."?

         

        Die sind doch schon alle tot, können gar nich mehr auftreten. ;-)

      • @JustusF:

        Chopin-?

        • @H.G.S.:

          Mozart? ;)

        • @H.G.S.:

          Mozart?

          • @dominik12345678910:

            Du warst ne Stunde schneller :) Blöder Versatz beim Posten.

  • eine abweichende Perspektive auf das Thema, wiewohl ich mir nicht sicher bin wie richtig er damit liegt, bietet Jörg Friedrich: http://diekolumnisten.de/2016/03/02/wutbuerger-im-konzert/

    Man beachte vor allem auch den Kommentar unter dem Artikel, der noch einige interessante Details liefert:

     

    "Esfahani selbst sieht die Sache deswegen im Grunde positiv – und dass er und sein Instrument Mittelunkt eines ästehtischen Tumultes waren wie früher Strawinsky etc. hat ihm wohl ganz gut gefallen:"

  • Musik und Publikum passten nicht zusammen. Passiert halt. Wie käme eine Werkeinführung auf Deutsch im Iran an?

    Oder eine auf Suaheli in New York?

    Herr Esfahani muss nicht Deutsch können, die Kölner Sinfonie hätte ihn an der Stelle unterstützen müssen.

    • @Thomas Ebert:

      In Zeiten, da jeder erwachsene Deutsche - zumal, wer dem kulturinteressierten Bildungsbürgertum angehört - in der Schule Englisch umfangreich gelernt hat, ist es nur beschämend, sich als dieser Sprache nicht mächtig zu zeigen und sich als Volk von Idioten zu präsentieren.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Das Sonntagsnachmittags-Abo haben üblicherweise 70+ Personen. Dort sind sichere Englishkenntnisse eher selten. Zumal der Wortschatz bei vielen nur für die Speisekarte und das Wetter ausreicht.

        • @Thomas Ebert:

          Das gibt noch niemandem das Recht, den Musiker mit Lachen, Klatschen, Pfeifen und anderer Missfallensäußerungen zum Konzertabbruch zu zwingen. Denn das Cembalo hat ja eine auch Deutschen verständliche "Sprache" gesprochen.

           

          Die Sache ist simpel: Deutscher Mob führt sich primitiv auf und ist auch noch stolz darauf. Die Jungen auf Malle, die Mittelalten bei Pegida und die Alten im Konzert. Die schwarz-rot-goldene bzw schwarz-weiss-rote Überlegenheitsillusion schlägt bei allen durch.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Zeigen Sie etwas Gnade für die Kölner Rentner!

         

        Bei solchen Abo-Konzerten kann man sicher davon ausgehen, dass bei weit überwiegenden Teilen des Publikums der Englischunterricht schon etliche Jahrzehnte zurückliegt. Auch ging er im Zweifel nie so weit, dass er den Schüler - selbst seinerzeit - unbedingt befähigt hätte, hochtrabenden, emphatischen Ausführungen eines Nicht-Muttersprachlers zu einem komplexen, nach ziemlich eigenen Regeln geschaffenen Musikstück zu folgen. Lesen Sie mal ein normales deutsches Konzert-Programmheft und fragen Sie sich, ob das im Ausland für einen Grundkurs Deutsch geeignet wäre.

         

        Ich würde den Zwischenruf wie auch die sonstigen antagonistischen Äußerungen vor allem als Unwillen über das Moderne der Veranstaltung verstehen. Dazu gehört auch, dass alles Moderne ja übergriffigerweise "in Inglisch" daherkommt...

         

        Es sei übrigens angemerkt, dass die Kölner Philhamronie etwa 2000 Menschen fasst. Wenn da Einer eine fremdenfeindlich anmutende Äußerung von sich gibt, ist das aus meiner Sicht eher unterhalb der statistischen Häufigkeit von extrem rechtem Gedankengut.

    • @Thomas Ebert:

      Das fragen oder gucken Sie mal beim Pionier und großen Sachwalter solcher Veranstaltungen im Iran. Nämlich den Künstlerischer Leiter des "Theater an der Ruhr": Roberto Ciulli

      • @H.G.S.:

        Bei meinem letzten Teheran-Aufenthalt war ich leider nicht in einer von Herrn Ciullis Vorstellungen. Oder lässt er in Isfahan spielen. Dort wollte ich noch mal hin. Leider hat ein Erdbeben die (vielleicht schönste) Stadt schwer getroffen.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Thomas Ebert:

      Wenn ein Weltklassekünstler über seine Beziehung zu dem Werk spricht, das er gerade aufführt, dann ist das etwas anderes, als wenn sich irgendeine Kulturschnepfe da hinstellt und Enzyklopädisches aufsagt. Dann ist man still, damit wenigstens diejenigen etwas davon haben, die es interessiert.

      • @889 (Profil gelöscht):

        Woher soll man wissen, dass er über die Beziehung zu dem Werk spricht, wenn man ihn nicht versteht?

         

        Und dass es unhöflich war, steht außer Frage. Aber wenn man jedesmal, wenn das Publikum sich daneben benimmt, einen Artikel darüber schreiben würde, müsste man dafür extra jemanden anstellen.

      • @889 (Profil gelöscht):

        ...bzw, die Englisch verstehen. Scheint ja im Schland nicht bei allen Leuten der Fall zu sein.

  • Da hatte wohl tatsächlich die Lodenmantel- & Schlipsfaschistenfraktion unter den Abokunden Ausgang gehabt.

  • Das war gar nicht Mahan Esfahani, sondern H. Kerkeling in seiner bisher besten Verkleidung. https://www.youtube.com/watch?v=RAx0P-8n5K4

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Nett, aber wem gilt nun diese Fürsprache?

      • @571 (Profil gelöscht):

        Ganz klar dem Künstler.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    ich frage mich allerdings wie es dazu gekommen ist? war das wirklich das standartmäßige philharmonie-publikum, oder hat da irgendeine rechte seite mobilisiert? PI-news, pegida-ableger oder pro köln etwa?

     

    wobei ersteres erschreckender wäre, wenn das wirklich das normale publikum war

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Eigentlich finde ich Verschwörungstheorien ja meist lustig. Aber hier ist es dann doch zu platt. Es ging nicht darum, dass der Mann Iraner ist. Es ging offensichtlich darum, dass die lange Einführung des Stücks nicht aus dem Englischen übersetzt wurde. Und darum einigen der Zugang zum Stück nicht klar wurde.

      • @NurMalSo:

        Der "Zugang" ergibt sich aus dem Zuhören. Natürlich ist dann auch (von mir aus) lautes Meckern oder Fachkritik erlaubt. Wie immer an öffentlichen Darbietungen. Auch Applaus ist ja eine Kritikbekundung.

      • @NurMalSo:

        Wenn schon der deutsche Bildungsbürger trotz jahrelangem Englischunterricht kein Englisch versteht, was soll man dann noch vom Rest erwarten?

  • Dass wir uns kulturell im Sinkflug befinden, ist mir ohne Weiteres klar, es erschreckt mich jedoch, wenn ich an Hand dieses Artikels feststellen muss, in welcher "Fallhöhe" ... nein, richtiger gesagt: in welcher "Falltiefe" wir jetzt schon angelangt sind.

     

    Was ich in dem taz-Artikel nicht gefunden habe, stand in der ZEIT: Herr Esfahani gehört zu den weltbesten seines Fachs ("Cembalo"). Was die Sache nicht besser, sondern für uns Deutsche nur schlimmer macht.

     

    Kennt sich denn jemand aus mit den Asylgesetzen anderer Staaten? Ich befürchte, dass man sich so langsam Gedanken machen sollte ... .

    • @Der Allgäuer:

      Ja. In der deutschen Gesellschaft ist das Nazitum nach wie vor fest verankert.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Die bürgerliche Mitte..

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Hä?

    Liebe Kölner, habt Ihr Bautzener, Clausnitzer, Heidenauer, usw. ankarren lassen?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Vielleicht ist hierin die Erklärung zu finden - man hat halt bloß Pöbel im Haus gehabt:

       

      "Im Rahmen einer sonntäglichen Abo-Reihe ..."

  • Wenn man denjenigen glaubt, die im Kölner Stadtanzeiger kommentieren und anscheinend dabei waren, dann hatte es rein gar nichts mit der Nationaität des Musikers und schon überhaupt nichts mit Pegida zu tun, sondern mit der ellenlangen engischen Einleitung, die sehr gut auf Deutsch hätte übersetzt werden können, um in das Stück hinein zu finden. Dann hätte sich das Stück selber vielleicht auch vielen ZuhörerInnen besser erschlossen.

    • @NurMalSo:

      Das mag wohl so sein. Nur kann man deswegen trotzdem Anstand und Respekt walten lassen! Beides ist leider bereits verloren gegangen!

       

      Die Besucher, denen das nicht gefallen hat, hätten sich danach beim Veranstalter beschweren können!

  • An die hyperventilierenden Mitforisten: Wir sind 83 Jahre entfernt von 1933!

     

    Und ein paar schlechterzogende Konzertbesucher, die ihren Unwillen über moderne Musik, die sich mir auch nicht in jedem Fall erschließt, äußern, sind noch keine Machtergreifung der Nazis.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Ich finde es so süß, dass unsere Braunspürnasen immer am Start sind. hinter jedem Stein könnte der Nazi lauern, der bekämpft werden muss.

      Der Gedanke, dass eine Vorstellung und die Präsentation einfach "unter aller Sau" ist" wird nicht akzeptiert, denn Meinung und Kunst ist fest definiert.

      Hätte es ein Deutscher so gemacht und zwar auch auf englisch (weil er international sein möchte), würde er schon eher ausgepfiffen werden. Das hätte aber keinen Artikel gegeben.

      Wäre es ein Deutscher mit Migrationshintergrund, gäbe es den selben Artikel; Verschwörungstheoretiker gibt es überall.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      "An die hyperventilierenden Mitforisten: Wir sind 83 Jahre entfernt von 1933!"

       

      Ach? Könnte man nicht meinen...

      Übrigens war man 1939 auch 69 Jahre von 1870 entfernt, ohne etwas dazugelernt zu haben.

  • Man glaubt es nicht. In KÖLN? O tempora, o mores...

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Konrad Ohneland:

      Dachte ich auch (Kölner seit 25 Jahren).

      Das bürgerliche Köln (so mein früherer Bekannter) soll angeblich gar nicht so dem offenen Image der Stadt entsprechen.

      • @10236 (Profil gelöscht):

        In D-dorf wäre das nicht passiert.

        • @jhwh:

          Dort wollte man ganz spießbürgerlich, Joseph Beuys rauswerfen.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @H.G.S.:

            Mag sein. Aber Tumulte während eines ***Cembalo***-Konzerts - das geht nur wohl nur in Köln.

            • @10236 (Profil gelöscht):

              Keine Diskriminierung anderer Instrumente bitte !

          • @H.G.S.:

            Hat aber lange gedauert ;)

            Sorry für die Trollerei. Die Vorlage der Herren Ohneland und Majchrzyk war einfach zu gut.

  • Da fäll mir spontan "Hurz!" ein.

  • also wirklich - was war denn das für ein provinzielles Publikum - hat Pegida da einen Sonntagsausflug für fleißige Helfer gesponsort? Peinlich....

  • Ist das wahr?

    Wie weit entfernt sind wir eigentlich von 1933?

    • @Wu:

      Ich finde es klasse, dass Sie so weite Beziehungen mit ins Spiel bringen.Bemerkenswert!

    • @Wu:

      ?

    • @Wu:

      83 Jahre. Macht 17 bis 2033. Wäre ja eigentlich recht ulkig, wenn sich das nach 100 Jahren wiederholt. Nun wirft das die Frage auf, ob man mit ernsthaften Attentaten dann bis 2039 warten sollte...

      • @LeSti:

        Sorry - Georg Elser - früher -

        Wie ernsthaft die anderen -

        Dagegen waren - laß ich mal offen.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Recherchieren Sie mal, wie lange Georg Elsers Geschichte in seiner Heimat (Landkreis Heidenheim, Gemeinden Hermaringen und Königsbronn) ausgeblendet wurde.

          In der (traditionell linken) Heidenheimer Teilgemeinde Schnaitheim steht die älteste Gedenktafel klein und unscheinbar in einem Park.

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @571 (Profil gelöscht):

            Er hatte, verglichen mit den Helden des 20. Juli, schlechtes Timing (in doppeltem Sinne).

            OK, vielleicht auch einen schlechten Pedigree.

          • @571 (Profil gelöscht):

            ;) Danke

            Ohne jetzt altfränkisch

            Werden zu wollen - schon

            Jutta Limbach konnte ich

            Wissend zu nicken.

            Deswegen - auch in ihrem Sinne -

            Der boshafte - öh Zusatz!