Identitäre auf der Buchmesse: Tumulte bei Rechtspopulisten

Bei einer rechten Buchpräsentation auf der Frankfurter Buchmesse kommt es zu einem Handgemenge. Die Messe distanziert sich nur dürr.

Menschen rangeln, einer hat ein Plakat in der Hand, das halb zerrissen ist

Linke? Rechte? Für die Veranstalter der Buchmesse alles eins Foto: dpa

Auf der Frankfurter Buchmesse ist es am Samstag am Rande einer Veranstaltung des Verlages Antaios zu Tumulten gekommen. Etwa 100 Menschen hatten zuvor friedlich gegen die Auftritte von rechten Autor_innen und Politikern protestiert. Der Antaios-Verlag und sein Gründer Götz Kubitschek werden der Neuen Rechten zugeordnet.

Am Samstag hatten die Betreiber des Verlages, der erstmals seit vielen Jahren wieder auf der Frankfurter Buchmesse vertreten war, mehrere Lesungen veranstaltet. Auf dem Programm standen etwa Akif Pirinçci, der erst kürzlich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, sowie Aktivisten der rechtsextremen Identitären Bewegung. Björn Höcke, Vorsitzender der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, nahm an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Präsentation des Buchs „Mit Linken leben“ von Caroline Sommerfeld und Martin Lichtmesz teil.

Bereits zu Beginn der Veranstaltung war es zu Zwischenrufen seitens linker Demonstrant_innen gekommen. Größeres Aufsehen erregte eine Gruppe Protestler_innen, die Pappschilder in die Höhe hielt. Auf ihnen standen Sprüche wie „Ihr seid Nazis. Punkt!“. Rechte bedrohten und beschimpften die Gruppe, entwendeten und zerstörten ihre Schilder. Im Publikum von Antaios befanden sich zu dieser Zeit auch einige Neonazis, unter anderem Patrick Schröder, der zuletzt mehrere von tausenden Rechten besuchte Neonazi-Konzerte im thüringischen Themar organisiert hatte. Die Polizei griff schließlich ein und nahm die Personalien einiger Demonstrant_innen auf.

Kubitschek muss absagen

Während Akif Pirinçci über die „gesellschaftliche Lage“ sprach, hatte sich die Situation zunächst wieder beruhigt. Die Polizei hatte ihre Präsenz erhöht, vereinzelte kritische Zwischenrufe unterband der Sicherheitsdienst der Messe.

Als um 18 Uhr mit Martin Sellner und Mario Müller zwei Führungsfiguren der Identitären Bewegung in Österreich und Deutschland das Podium betraten, wurde es plötzlich laut. „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!“, riefen rund 100 Menschen, die sich zuvor unter das Publikum gemischt hatten. Die Rechten konterten mit Parolen wie „Jeder hasst die Antifa“. Die Polizei bildete eine Kette, die Gruppen standen sich eine ganze Weile lang gegenüber. Um 18.40 Uhr teilte die Polizei Kubitschek mit, dass die Veranstaltung nicht mehr stattfinden werde. Die Demonstranten zogen daraufhin ab.

Als der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, auf dem Podium die Auflösung der Veranstaltung bekannt geben wollte, griff Kubitschek ihm mehrfach ans Megaphon. Die Menge skandierte „Heuchler, Heuchler“, Boos musste unverrichteter Dinge abziehen. Kubitschek kündigte an, die Veranstaltung auch ohne Erlaubnis und ohne Mikrofone fortsetzen zu wollen. Er beklagte sich über den Umgang der Buchmesse mit seinem Stand. Bereits in den Nächten zuvor seien Bücher beschädigt oder entwendet worden. Nach wenigen Minuten beendete Kubitschek die Veranstaltung schließlich doch, gemeinsam mit anderen Verlagsmitarbeitern zog er zurück zum Stand von Antaios. Die Veranstaltung mit den beiden Aktivisten der Identitären Bewegung war vorbei.

In einer sehr allgemein gehaltenen Stellungnahme der Buchmesse zu den Vorfällen heißt es, man verurteile jede Form von Gewalt. Eine explizite Distanzierung von rechten Positionen enthält die Mitteilung nicht (taz-Blog-Beitrag von Margarete Stokowski). Ob die Buchmesse aus Kubitscheks Verhalten gegenüber ihrem Direktor Konsequenzen ziehen wird, wollte die Pressesprecherin Kathrin Grün am Sonntag nicht kommentieren, versicherte jedoch: „Aber natürlich denken wir auch darüber nach.“ Die Polizei spricht in einer aktuellen Pressemitteilung von zwei vorläufigen Festnahmen. Verletzt wurde niemand.

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