Historisches Gipfeltreffen in Camp David: Demonstrativ einig mit Ostasien
US-Präsident Joe Biden hat seine Verbündeten Japan und Südkorea zu einem exklusiven Treffen eingeladen. Das ärgert die chinesische Regierung offenbar.
Diesmal jedoch treffen sich Joe Biden, Yoon Suk Yeol und Fumio Kishida exklusiv in Camp David, dem traditionellen Sommersitz des US-Präsidenten in Maryland. Dort werde man „einen neuen Meilenstein in der trilateralen Zusammenarbeit“ erreichen, sagte Präsident Yoon.
Am Donnerstag verriet ein Präsidentenberater für Fragen der nationalen Sicherheit in Seoul, dass bei dem Treffen drei Dokumente unterzeichnet würden. Über den konkreten Inhalt ist bislang wenig bekannt, doch gilt als denkbar, dass die drei Staaten ein Abkommen für regelmäßige, trilaterale Militärübungen in der Region beschließen könnten.
Die demonstrative Einigkeit der Bündnispartner ist vor allem eine Initiative der US-Regierung. Dass Südkorea und Japan vergleichsweise euphorisch mitziehen, hat vor allem zwei Gründe: So ist die Bedrohung durch das nordkoreanische Militär wieder deutlich angestiegen. Machthaber Kim Jong-un hatte kürzlich zwei Interkontinentalraketen mit Feststoffantrieb getestet. Diese sind besonders gefährlich, weil sie in wenigen Minuten einsatzfähig sind und auch die US-amerikanische Westküste erreichen können.
China: Wie eine Nato in Ostasien
Gleichzeitig ist das Treffen in Camp David auch eine direkte Reaktion auf die aufstrebende Weltmacht China, die immer selbstbewusster die militärischen Muskeln rund um die Taiwan-Straße spielen lässt und das heimische Nukleararsenal in alarmierender Geschwindigkeit ausbaut.
Beschleunigt wurde die sicherheitspolitische Entwicklung durch den Ukrainekrieg. Die ideologischen Blöcke in der Region sind seither wieder enger aneinander gerückt: Nordkorea und Russland helfen sich mit Waffen und Munition aus, während Chinas Staatschef Xi Jinping seinem „alten Freund“ Wladimir Putin für billiges Öl rhetorisch den Rücken stärkt.
Auf der anderen Seite haben erstmals auch die US-Verbündeten Japan und Südkorea zueinandergefunden. Angesichts der geopolitischen Machtverschiebungen mag dies überfällig erscheinen, doch noch vor wenigen Jahren galt eine Annäherung zwischen Seoul und Tokio als nahezu undenkbar.
Innenpolitisch ist die Freundschaft umstritten
Die historischen Wunden, weil Japan die koreanische Halbinsel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kolonialisierten, belasteten die bilateralen Beziehungen schwer. Erst der erzkonservative Präsident Yoon Suk Yeol machte in diesem Jahr mit einer Einigung über die Kompensation von koreanischen Zwangsarbeitern den Weg für eine Annäherung frei.
Innenpolitisch ist die von oben verordnete Freundschaft umstritten: Vor allem die südkoreanische Linke wirft Yoon vor, den vermeintlichen Geschichtsrevisionismus der Japaner zu hofieren und die Opfer der historischen Verbrechen zu verhöhnen.
Chinas Parteiführung blickt mit Argusaugen auf die Allianz zwischen Seoul, Tokio und Washington. Während einer Pressekonferenz des chinesischen Außenministeriums am Dienstag sagte Sprecher Wang Wenbin, dass man die Bildung unterschiedlicher Blöcke ablehne. Staatschef Xi Jinping wirft den USA nicht nur vor, den wirtschaftlichen Aufstieg der Volksrepublik China eindämmen zu wollen, sondern mithilfe seiner Verbündeten eine Art Nato in Ostasien zu etablieren.
Dazu wird es auch in Camp David nicht kommen. Experten erwarten jedoch, dass Biden, Yoon und Kishida ihre militärische Zusammenarbeit verstärken: So könnten Japan und Südkorea ihre Daten zur Früherkennung nordkoreanischer Raketenstarts in Echtzeit teilen. Zudem dürften die Länder ein Abkommen zur „wirtschaftlichen Sicherheit“ abschließen. Dies wäre eine Reaktion auf die Politik Pekings, das immer öfter auf unliebsame Entscheidungen anderer Länder mit inoffiziellen Sanktionen reagiert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm