Dreiergipfel USA, Japan, Südkorea: Schachzüge und Drohkulissen

Mit einem Treffen in Camp David wollte Biden die beiden Verbündeten Südkorea und Japan zusammenbringen. Doch dahinter stecken klare Interessen.

US-Präsident Joe Biden in der Mitte, Japans Premierminister Fumio Kishida (rechts) und Südkoreas President Yoon Suk Yeol (links)

Zwangsfreundschaft, aus Angst vor China? Foto: AP Photo/Andrew Harnik

Der Hegemoniekonflikt im Indopazifik zwischen China und den USA spitzt sich immer weiter zu. Eine Entspannung oder auch nur tragfähige Mechanismen einer präventiven Konfliktregelung sind nicht in Sicht. Vielmehr bringen sich beide Seiten diplomatisch wie militärisch in Positionen, von denen sie glauben, die andere Seite einschüchtern und sich selbst stärken zu können.

So droht China immer unverhohlener Taiwan mit militärischer Eroberung und unterstreicht dies durch auftrumpfende Marine- und Luftwaffenmanöver in der Nähe der Insel, auch zum Teil mit Russland zusammen. Zugleich tritt China im Südchinesischen Meer, das es als seinen Hinterhof ansieht, immer dreister auf.

Umgekehrt bringen die USA jetzt ihre Verbündeten Japan und Südkorea trotz deren historischen Animositäten zusammen, hofieren Vietnam und die Philippinen und machen Marinemanöver mit Australien und Japan. Die richten sich natürlich in erster Linie gegen Chinas wachsende Seemacht, auch wenn dies nicht unbedingt ausgesprochen wird.

Dass China sich von den USA in seinem Aufstieg behindert sieht und Washington nicht über den Weg traut, ist nachvollziehbar. Doch umgekehrt ist ebenso nachvollziehbar, dass die USA wegen Pekings Auftrumpfen nicht ohne Weiteres auf Macht und Einfluss verzichten wollen und sich Chinas Nachbarn zugleich vom immer aggressiveren Reich der Mitte zunehmend gegängelt und bedroht fühlen. Deshalb haben sie zum Ärger Pekings ein wachsendes Interesse an einer Rückversicherung in Washington. Der Konflikt hat sich inzwischen so hochgeschaukelt, dass es immer unerheblicher wird, wer eigentlich damit angefangen hat.

Im Fernen Osten fehlen kollektive Sicherheitsstrukturen, auch weil viele Staaten schon mit ihren jeweiligen Nachbarn ungelöste Territorialkonflikte haben. Auch sind die Erfahrungen in der Region mit China und den USA insofern ernüchternd, als dass Washington und Peking nur bereit sind, sich in Strukturen einbinden zu lassen, wenn sie diese selbst dominieren und kontrollieren. Die Zeiten stehen auf Sturm.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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