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Harte Linie gegen RusslandKeine Kompromisse

Friedrich Merz wirbt auf dem Kirchentag für das Christentum und parteiübergreifende Allianzen – und natürlich wettert er gegen die Regierung.

Friedrich Merz hält an seinem Selbstbild fest: der knallharte Aussprecher von Wahrheiten Foto: Daniel Karmann/dpa

Nürnberg taz | Wie der Klimawandel aufhaltbar sei, das wisse er nicht. „Ich bin kein Ingenieur“, so Friedrich Merz, CDU-Chef und Oppositionsführer im Bundestag, bei seiner morgendlichen Bibelarbeit auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Die beschäftigte sich vor allem mit politischen Grundsatzfragen: Heute ginge es erstens „um unseren Beitrag zum Frieden in der Welt, insbesondere in Europa und der Ukraine“. Zweitens ginge es um den besseren Schutz von Klima und Umwelt.

Damit bezog er sich direkt auf die großen Streitfragen innerhalb der evangelischen Kirche: Die „Schöpfungsverantwortung“, von der EKD im Voraus des Kirchentages zur Großaufgabe erklärt, schließt sowohl Friedensbemühungen, als auch die Bewahrung der Umwelt mit ein. Traditionell besuchen den Kirchentag vor allem Menschen aus dem grün-bürgerlichen Milieu. Merz gehört hier auch als Katholik nicht unbedingt zum Mainstream.

Gezielt sprach er den anhaltenden Streit über die Positionierung der Evangelischen Kirche zu Waffenlieferungen an. Die Friedensbewegung, die mit Strömungen in der evangelischen Kirche eng verwoben ist, adressierte er direkt: „Sie sind aufgefordert, das kritisch zu sehen, was wir in Berlin machen.“ Politik „mache auch Fehler. Das beschäftigt uns, es belastet uns, es quält uns.“

Der CDU-Chef warnte dazu vor Kompromissen gegenüber Putin und Russland: „Die Annäherung an den Aggressor ist der falsche Weg.“ Wie eine Appeasement-Politik auch im Umgang mit Nazi-Deutschland falsch gewesen sei, so sei sie das auch heute.

Russland habe Schritt für Schritt den vertraglich gesicherten, andauernden Frieden in Europa gebrochen. Man müsse sich deswegen die Frage stellen, ob man falsch mit Russland umgegangen sei – genau wie heute in Bezug auf die aggressive Außenpolitik der Volksrepublik China.

Die AfD sei antisemitisch und antichristlich

Zum Klimawandel und zur Abgrenzung seiner Partei nach rechts wiederholte er bekannte Aussagen. Er betonte die individuelle Verantwortung bei CO₂-Einsparungen, mahnte Technologieoffenheit an und bekräftigte die „Brandmauer“ gegenüber der AfD: „Es ist für eine CDU unter meiner Führung ausgeschlossen, mit solchen Leuten zusammenarbeiten. Ich weiche keinen Millimeter davon ab.“

Die AfD sei „zutiefst antisemitisch“ und antichristlich: „Da ist gar nichts vorhanden von christlicher Nächstenliebe, von christlicher Toleranz“, so Merz. Mit solchen Aussagen hat er das Publikum beim Kirchentag auf seiner Seite.

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10 Kommentare

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  • Eine harte Linie gegen die Grünen wäre für die CDU besser. Aber unter Merz wird es das wohl nicht geben!

  • "Ich will dem Frieden dienen und mich für die Gemeinschaft einsetzen in der ich lebe.



    Ich will kritisch sein und Verantwortung übernehmen"

    Das waren Werte zu meiner Konfirmationszeit.

    In eine Gesellschaft von Bellizisten und Ja-Sagern möchte ich nicht inkludiert werden!

  • Rein zum protestantisch werden! – „Fürstbischof“ zu Brilon Friedrich Merz: Mit der Lizenz zum Aufruf auf dem Evangelischen Kirchentag.

    „Friedrich Merz hält an seinem Selbstbild fest“

    Es ist ehrlicher Respekt wenn ich sage, dass die evangelischen Christen auf ihrem Kirchentag viel Langmut, viel lang anhaltenden Mut und Geduld aufbringen, mit den Politikerinnen und Politkern, die sie eingeladen haben. Damit tragen sie Verantwortung in der Welt. Aber was den Friedrich Merz angeht, irgendwie ist das für einen Außenstehenden dann doch erschreckend. Nicht wegen der versammelten Christen, oder weil der Merz als „Kathole“ mal von der anderen Seite im Weinberg des Herrn bei den Evangelischen mal reinschauen darf. Wäre es zu viel verlangt gewesen, der Gastfreundschaft zu danken und etwas bescheidener aufzutreten? Das fällt dem Merz gar nicht erst ein. Er meint immer zu, dass es ihm zu steht, allen anderen zu sagen, was Sache ist und wo es lang zu gehen hat:



    „Sie sind aufgefordert, das kritisch zu sehen, was wir in Berlin machen.“ Politik „mache auch Fehler. Das beschäftigt uns, es belastet uns, es quält uns.“



    Wenn er wenigstens gesagt hätte: „Sie sehen sich aufgerufen“ - also respektvoll gesprochen hätte vor der Selbstbestimmung der Versammelten. NÖ – ER hat zu sagen! Was glaubt er denn, wer er ist? Ein Bischof oder gleich ein Kardinal? Das trifft es genauer als ich zuerst glauben wollte.

    Der Merz, der sieht sich selbst als den höheren Klerus seiner Partei. Ist das so sein Verständnis von „katholisch“? Immer schön hierarchisch bleiben. Und wenn es eine weltliche Hierarchie ist? „Ist mir doch egal, wer unter mir Kardinal ist“. Ganz Oberhirte einer weltlichen (Fürst) UND einer geistlichen Macht, weißt er „die Herde" an und ein. Bleib bei der Wahrheit F. Merz: Dich schmerzt danach gar nichts!

    Und dann verspricht er auch noch Wunder, die stehen nur Jesus zu, Herr Fürstbischof. Aus braunen Schafen schwarze machen? Fast, fast möchte man erschrocken sagen: Gottbefohlen. Seufz.

  • Der CDU-Mann meckert und spaltet wo er nur kann, schielt permanent nach rechts weisst nichts von Klimawandel und möchte parteiübergreifende Allianzen schmieden!?! Offenbar möchte er keine Allianzen mit den, aus CDU-Sicht vollkommen inkompetenten Regierungsparteien.



    Ich kann mir also gut vorstellen, wer CDU so im Blick hat, auch wenn es in der Öffentlichkeit noch nicht ganz spruchreif ist.



    Ist CDU schon auf dem selben weg wie die Republikaner?

  • Gut gemacht Herr Merz

    • @Syltfreund:

      Ein Fundamentalkatholik, der von früheren Evangelischen Kirchentagen nur geteert und gefedert zurückgekommen wäre?

    • @Syltfreund:

      Stimmt.



      Kostenlose Allgemeinplätze halt.

  • 6G
    678409 (Profil gelöscht)

    Also, wenn das C bei der CDU/CSU für christlich stehen sollte, dann frage ich mich, warum die Abgeordneten und Minister dieser Parteien so gerne hetzen und mit DeSantis Florida liebäugeln?

    Beide Parteien jammern und sprechen von Verbotskultur und wollen dann selber alles mögliche verbieten. Toleranz haben diese Parteien auch nicht gerade gepachtet. Die CSU kann man im Wahlkampfmodus kaum von der AGD unterscheiden.

  • Interessante Berichterstattung,



    hier wird Meckermerzi für " keine Kompromisse" gelobt und im Artikel darüber der Kanzler aufgefordert,



    " endlich mal was zu tun".



    Mein Eindruck in den letzten 1,5 Jahren war, dass der Kanzler sich permanent mit der Bekämpfung von Krisen beschäftigt.



    Und was macht unser liebes Meckermerzi?



    Einmal nach Sylt und zurück jetten?



    - ist doch auch Arbeit !



    ... merkste selba oda?

  • Statt Christentum wäre echter Laizismus die Losung. Erst Mal das Reichskonkordat abschaffen. Und dann als Vorschlag Religion komplett ins Private zurückdrängen.