Rechtsextremer in griechischer Regierung: Neuer Migrationsminister forderte, Flüchtende zu erschießen
Griechenlands Premier hat mit Athanasios Plevris erneut einen Ultrarechten zum Migrationsminister ernannt. Dieser fiel unter anderem durch Goebbels-Zitate auf.

Der 48-jährige Anwalt aus Athen hat schon Regierungserfahrung: Während der Coronapandemie leitete er von 2021 bis 2023 das Gesundheitsministerium. Dort wirkte er Jahre zuvor schon als Mitarbeiter daran mit, konstenfreie Gesundheitsleistungen zu streichen. Seine Ernennung zum Minister stieß damals vor allem bei der jüdischen Gemeinde Griechenlands auf Fassungslosigkeit.
2009 hatte er seinen Vater, den bekennenden und einflussreichen Nationalsozialisten Konstantinos Plevris, vor Gericht vertreten. Dieser gilt als geistiger Wegbereiter der inzwischen verbotenen Partei Goldene Morgenröte und arbeitete während der Diktatur eng mit der Militärjunta zusammen. In seinem 2006 veröffentlichten antisemitischen Buch preist Konstantinos Plevris den Holocaust und Adolf Hitler. Den Freispruch seines Vaters in zweiter Instanz feierte Sohn Plevris als „Beweis der Meinungsfreiheit“.
Ansehen kann man dem Minister seine Gesinnung nicht. Mit seinen zurück gegelten schwarzen Haaren und dem glattrasierten Gesicht ist er optisch kaum von vielen seiner Kollegen zu unterscheiden. Was im Gedächtnis bleibt, ist sein gar nicht ministerhaftes Auftreten: Mit näselnder Stimme spricht er meist leise und fordert mit dabei nervös ineinander verschränkten Händen beispielsweise, flüchtende Menschen an der Grenze zu erschießen.
Das „gemäßigte“ Gesicht der Ultrarechten
Plevris, der auf die jüdische Kritik an ihm versicherte, sein „Respekt für die Opfer des Holocaust ist absolut“, faselte auch gerne von der „Reinheit des griechischen Blutes“. Derartige Aussagen ziehen sich durch seine politische Laufbahn. 2011 forderte er etwa bei einer Veranstaltung eines rechtsextremen Magazins die „Endlösung der Migrationsfrage“ und beendete seine Rede mit einem Goebbels-Zitat. Von dem Gedankengut seines Nazi-Vaters wolle er jedoch nichts wissen, behauptete er.
Kritiker:innen sehen in dieser vermeintlichen Abgrenzung zu seinem Vater den Versuch, rechtsextreme Positionen salonfähig zu machen. Tatsächlich wurde Plevris vom Laos-Gründer Giorgos Karatzaferis systematisch aufgebaut, nachdem die Zusammenarbeit mit dessen Vater öffentlich zu heikel wurde.
Die Strategie hatte Erfolg, wenigstens für Athanasios Plevris. Seit 2007 sitzt er im griechischen Parlament, zwischendurch sogar wenige Wochen in Brüssel. Das Migrationsministerium übernimmt er von Makis Voridis, ebenfalls ultrarechtes Ex-Laos-Mitglied, der am Freitag wegen der EU-Agraraffäre zurückgetreten ist. Mit seiner Ernennung zum Migrationsminister hat Plevris nun den Generalschlüssel, um die menschenfeindlichen Ideen der Familie in die Tat umzusetzen.
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