Getreideexporte der Ukraine: EU dementiert Putins Vorwürfe
Auch Getreideausfuhren nach Westeuropa würden die Weltmarktpreise senken, sagt die Kommission in Brüssel. So wachse auch das Angebot für arme Länder.
Putin hatte den von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelten Kompromiss mit der Ukraine zur Ausfuhr des Getreides über die von Russland blockierten Häfen am Mittwoch infrage gestellt. Das eigentlich für arme Länder bestimmte Grundnahrungsmittel werde an die Türkei und die EU geliefert, hatte er in Wladiwostok gesagt. Möglicherweise müsse man über eine Begrenzung der Exporte nachdenken. Zudem beklagte Putin, russische Dünger- und Lebensmittelexporte würden behindert. Russland und die Entwicklungsländer seien vom Westen „betrogen“ worden.
Der Sprecher der EU-Kommission antwortete darauf: „Wir würden diese Diskussion und diese Nahrungsmittelkrise nicht haben, wenn Russland seine Aggression gegen die Ukraine nicht gestartet hätte.“ Die UN-Vereinbarung zur Freigabe einiger ukrainischer Schwarzmeerhäfen habe zusammen mit dem von der EU unterstützten Getreideexport über Land „zu einem Preisrückgang auf den Weltmärkten“ geführt. Zudem habe die EU in diesem Jahr weniger Getreide importiert und gleichzeitig mehr exportiert als 2021. „Alle Getreidemengen, die aus der Ukraine in die EU gelangen, führen entweder direkt oder indirekt zu einem erhöhten Angebot für Drittländer“, ergänzte Stano.
Tatsächlich hatten die meisten Schiffe seit Inkrafttreten der Vereinbarung Mais geladen, wie das Gemeinsame Koordinierungszentrum mitteilte, das die Umsetzung des Abkommens überwacht. Mais wird meist in reicheren Ländern als Futtermittel verwendet. Als der russische Überfall Ende Februar begann, habe in den Silos in den Häfen vor allem Mais gelegen, sagte Michael Thorn-Vosding, Analyst des Börsenmaklers Kaack Terminhandel, der taz. „Und das musste erst mal raus aus den Silos.“ Weizen wird Monate vor Mais geerntet, das Gros war schon verschifft worden.
Russland erschwert eigene Exporte
Die EU-Sanktionen zielten „in keiner Weise“ auf den Handel mit russischem Weizen und Dünger sowie anderen Agrarprodukten zwischen Drittländern und Russland ab, so der Kommissionssprecher weiter. Es würden auch ausreichende Zahlungskanäle offenbleiben.
Per Brodersen, Agrarexperte beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, wies darauf hin, dass Russland selbst seit Monaten seine Weizenexporte durch eine Ausfuhrsteuer von 60 Euro pro Tonne erschwere. „Natürlich bringt es ein Überfall auf ein Nachbarland mit sich, dass damit verbundene Transporte und Transportversicherungen teurer bis unmöglich werden“, sagte Brodersen der taz. „Herr Putin stolpert gerade über die Konsequenzen seines eigenen Handelns und beschwert sich darüber lautstark.“
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