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Geschlechtergerechte SpracheGendersternchen auf dem Prüfstand

Der Rat für deutsche Rechtschreibung, der verbindliche Regeln fürs Schreiben aufstellt, diskutiert am Freitag zum ersten Mal über Binnen-I, * und /.

Auch ein mögliches Symbol für Geschlechtergerechtigkeit – in Texten aber vielleicht schwierig Foto: ap

Berlin taz | Viel Streit begleitete vor mehr als 20 Jahren die Einführung der deutschen Rechtschreibreform, die den Fluß zum Fluss und den Paragraphen zum Paragrafen machte. Verlage und WissenschaftlerInnen protestierten, aus Protest gegen die Proteste druckte die taz eine ganze Ausgabe in Kleinschreibung. Der Duden erlebte eine nie gekannte Konjunktur und fand sich auf Spitzenplätzen der Bestsellerlisten wieder.

Seitdem ist es ruhig geworden um die mit der Umsetzung der Reform betraute Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung und ihren Nachfolger, den Rat für deutsche Rechtschreibung. Die „Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung“ und die „Beobachtung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache“ wurden wieder zu Aufgaben, die die Öffentlichkeit eher selten aufgeregt diskutiert.

Jetzt aber findet sich der Rat ins Zentrum politischer Auseinandersetzungen katapultiert: Die Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung bat den Rechtschreibrat im April um Formulierungshilfe. Eine Mitarbeiterin habe gefragt, ob der Rat eine Empfehlung für die Ansprache von Personen geben könne, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, so der Berliner Senator für Justiz und Antidiskriminierung, Dirk Behrendt (Grüne) gegenüber der taz.

Verständlich sein – aber alle einbeziehen

„Ich finde es richtig, dass wir auch sprachlich vom Dualismus wegkommen“, sagt Behrendt. Spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur dritten Option sei klar, dass mit männlichen und weiblichen Kategorien nicht alle Menschen erfasst würden. Der Berliner Koalitionsvertrag nutzt das Gendersternchen bereits. Nun wolle man auch eine offizielle Lösung dafür, verständlich zu kommunizieren und zugleich alle Menschen einzubeziehen.

Eine Antwort an die Berliner Senatsverwaltung steht noch aus. Doch nun wird der Rat für deutsche Rechtschreibung bei seiner nächsten Sitzung am Freitag über geschlechtergerechte Schreibung diskutieren. Der Rat hat Macht: Beschließt er eine Änderung, muss dieser noch die Kultusministerkonferenz zustimmen – dann gilt sie für den gesamten deutschen Sprachraum. Könnte also plötzlich das Gendersternchen Einzug in die offizielle deutsche Rechtschreibung finden?

41 Mitglieder hat der Rat für deutsche Rechtschreibung, beteiligt sind etwa SprachwissenschaftlerInnen, LehrerInnen oder VertreterInnen von Verlagen. Geschlechtergerechte Sprache sei nicht nur „ein Rechtschreibproblem, sondern vor allem ein sprachpolitisches“, sagt Sabine Krome von der Geschäftsstelle des Rates. Neben dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts habe es in jüngster Zeit etwa den Fall der Sparkassenkundin Marlies Krämer gegeben, die bis vor den Bundesgerichtshof gezogen war, um im Femininum angesprochen zu werden – und dort unterlag.

Welche Varianten gibt es im Deutschen überhaupt?

Aufgrund von Ereignissen wie diesen habe sich bereits in der vorigen Sitzung des Rates im November 2017 eine AG gegründet, die sich mit geschlechtergerechter Schreibung beschäftigt. Am Freitag werde die AG dem Rat nun den Status Quo der Geschlechtergerechtigkeit in der deutschen Rechtschreibung aufzeigen. „Wir haben eine Synapse erarbeitet“, sagte Krome, die auch Mitglied der AG ist, „welche Varianten geschlechtergerechter Sprache es im deutschen Sprachraum überhaupt gibt.“

Könnte das Gendersternchen Einzug in die Rechtschreibung finden?

Also zum Beispiel die Möglichkeiten, Lehrerinnen und Lehrer zu schreiben, Lehrer-/Innen oder LehrerInnen, Lehrer (m/w), Lehrx oder Lehrer*innen. Immerhin, sagte Krome, gebe es in anderen Ländern und Regionen im deutschsprachigen Raum bereits Vorbilder, die weiter seien als Deutschland: So habe die Bundesverwaltung der Schweiz bereits in den 90er Jahren einen Leitfaden zum Thema entwickelt. Auch in Österreich oder Südtirol gebe es solche Leitfäden.

Auch die allerdings befassen sich bislang nur mit der Zweigeschlechtlichkeit. Die dritte Option sei „gerade erst aufgeploppt“, sagt Krome. „Das ist ein ganz neues Thema.“ Erst wenn bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen bemerkbar würden, diskutiere der Rat für deutsche Rechtschreibung darüber. Immerhin sei er dafür zuständig, dass die Schreibung im deutschen Raum einheitlich bleibe und sich nicht etwa in Österreich anders oder schneller entwickle als in Deutschland.

Männerdominierte Sprache

Dennoch: „Der Rat hat nicht die Aufgabe, sprachpolitisch tätig zu sein“, sagt Krome. Weshalb man wohl auch abwarten werde, wie die Politik in nächster Zeit reagiere, um Sprache gerechter zu machen. Langfristig gehe es darum, gemeinsam Strategien und Lösungen dafür zu entwickeln, und diese dann auch im „amtlichen Regelwerk“, also der verbindlichen Grundlage für die deutsche Rechtschreibung, festzuhalten. Bislang sei das noch davon geprägt, „dass die deutsche Sprache seit Jahrhunderten männerdominiert ist“.

Am 8. Juni werde es keinen bindenden Beschluss zum geschlechtergerechten Schreiben geben, sagte Krome. „Aber wir werden zumindest in Teilbereichen sagen, wie wir uns positionieren.“ Sie könne sich zum Beispiel vorstellen, dass der Rat das Binnen-I thematisieren werde.

Dass Behrendt, der Berliner Senator für Antidiskriminierung, also eine konkrete Empfehlung vom Rat für deutsche Rechtschreibung dafür bekommt, wie Menschen angesprochen werden, die sich als inter oder divers identifizieren, ist vorerst unwahrscheinlich. Aber so oder so, sagte Behrendt, „werden wir in unserem Bemühen, inklusive Sprache zu verwenden, nicht nachlassen.“ Immerhin wolle die Berliner Verwaltung alle BerlinerInnen erreichen – nicht nur Männer und Frauen.

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100 Kommentare

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  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Der Rat für deutsche Rechtschreibung, der verbindliche Regeln fürs Schreiben aufstellt"

    Stimmt nicht. Der Rat stellt nur Vorschläge auf, sonst nichts. Hier ein Zitat vom Rat selbst:

    "Aufgabe des Rats ist



    es, die Schreibentwicklung zu



    beobachten, Zweifelsfälle der Rechtschreibung zu klären und Vorschläge zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache zu erarbeiten und wisenschaftlich zu begründen. Diese Vorschläge sind den staatlichen Stellen vorzulegen und treten erst



    nach deren Billigung in Kraft."

    Quelle: www.rechtschreibra...hte_Schreibung.pdf

  • Gut, dass niemand auf die Idee kommt, mal die Menschen zu fragen, die Deutsch sprechen, lesen und schreiben lernen müssen.

    Niemand interessiert sich für die didaktische Vermittelbarkeit von Schreib- und Sprachregeln.

     

    Allerdings kann jetzt endlich wieder eine soziale Spaltung sich auftun. Während das deutsche Bürgersöhnchen aus rotgrünschwarzem Elternhaus direkt von zu Hause den richtigen genderneutralen Umgangston mitbekommt, darf der Migrant und der Malochersohn sich das alles erst in der Schule reinziehen und zum Erlernen der Sprache noch ein weiteres Hindernis hinzubekommen.

     

    So sorgt man dafür, wenn schon jeder (zumindest jeder, der aus einem Haushalt stammt, der weiß, nicht arbeitslos und nicht zugewandert ist) und nicht schnell genug weglaufen kann, das Abitur bekommt und die frühere Vorstellung von elaboriertem und restringierter Code wieder ihren Sinn und verweist diejenigen, die nicht dazu gehören sollen durch ihre nicht genderneutrale Sprache dahin, wo sie nach Ansicht des rotgrünschwarzen Bürgertums hingehören.

  • Weil freiwillig weniger als 10% die angeblich gendergerechten Sprache oft benutzen will man sie in antidemokratischer per Zwang verordnen.

     

    In den 70ern war es noch eine gewagte These. Seither haben sich keine Belege für die damit verbundenen Hoffnungen gefunden sondern die Zweifel haben sich bestätigt.

     

    Sprache ist nicht von Männern erschaffen worden, v.a. nicht mit den unterstellten Hintergedanken, Absichten und Zielen.

     

    Mündlich funktioniert es nicht. In komplexen Fällen funktioniert es nicht. In Ländern mit Sprachen fast ohne Geschlecht sieht es nicht besser aus. Es war ein Irrtum.

     

    Statt vom toten Pferd zu steigen sieht man die Lösung in mehr toten Pferden.

  • Bevor 'zig Geschlechter in der Anrede repräsentiert werden sollen, wo doch meist das Geschlecht gar keine Rolle spielt, sollte man lieber die geschlechtliche Differenzierung der Nomen ganz lassen, eventuell sogar den Artikel geschlechtsneutral anpassen. Dann heißt es eben wie im Englischen "the female teacher, " "der weibliche Lehrer" oder "das weibliche Lehrer". Ist besser als die sprach- und sprechentstellenden I*/_x.

  • Und was ist mit den "diskriminierenden" Bezeichnungen für Männer: die Hoheit, die Eminenz, die Exzelenz, die Koryphäe usw.?

     

    Ach so, da hat man noch gar nicht bemerkt, dass das grammatische Genus mit dem biologischen Geschlecht der so Bezeichneten nicht übereinstimmt. Eben!

  • Wenn ich diese Debatte, auch hier, verfolge, dann beschleicht mich der Verdacht, dass es nicht um Sternchen und einem dritten oder vierten Geschlecht geht, sondern darum, damit von den eigentlichen Problemen in dieser Sache abzulenken.

    Die einen wollen Ihr Gewissen beruhigen und unbedingt was gutes tun und die anderen wissen sich nicht anders zu helfen. Also muss eine politisch korrekte Krücke her.

    Dabei würde es bei entsprechendem Respekt diese Debatte überhaupt nicht geben. Schwule, Lesben und TS, die Ihr Leben genau wie Heten leben können, haben dafür gar keine Zeit.q

  • Speziell die Schreibweise "Lehrer (m/w)", anscheinend besonders beliebt bei Stellenausschreibungen, finde ich sehr seltsam (mit leichter Tendenz zu verstörend).

     

    Ich finde, das zieht irgendwie besondere Aufmerksamkeit auf die Geschlechtlichkeit, als wenn diese ausdrücklich relevant wäre...

     

    Was mich dann bei der Stellenausschreibung abschrecken würde, weil wenn ich irgendwo als Lehrer (um bei dem Beispiel zu bleiben) anfangen würde, möchte ich doch, dass dieser Beruf mit meinem Geschlecht nichts zu tun hat...

     

    Ich hoffe, dass ich mich irgendwie verständlich machen konnte. Mir ist bewusst, dass dieser Beitrag sehr konfus wirken mag, doch weiß ich gerade auch nicht, wie ich ihn besser formulieren könnte. Sollte jemand verstehen, wie ich es meine, und Ideen haben, wie es besser ausgedrückt werden könnte, nur zu!

    • @Existencielle:

      Achso, übrigens tritt diese "Abwehrreaktion" bei mir nicht auf bei all den anderen Varianten, also Schrägstrich, Unterstrich, Sternchen, etc., sondern nur bei dem "(m/w)".

       

      Aber gut möglich, dass es nur mir so geht...

      • @Existencielle:

        Ich schreibe selbst mit Gendergap und drücke das auch verbal in Alltagssprache aus. Das ist eine Frage des Sichdaraufeinlassens und der Gewöhnung. Bezüglich der Zweigeschlechtlichkeit geht es mir wie Ihnen.

        • @Uranus:

          Eine ernstgemeinte Frage: wie machen Sie das?

           

          "LehrerInnen" kriege ich noch hin, indem mich einmal im Wort absetze.

           

          Wie ich einen Gap sprechen soll, da habe ich keine Idee.

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Dann gehe ich davon aus, das du entweder nicht arbeitest, studierst oder einer Arbeit in einem sehr linksgeprägten Umfeld nachgehst. Ich wäre bei meinem Job der Depp vom Dienst, wenn ich mit dieser Sprache um die Ecke kommen würde. Ich bin da ja jetzt schon der politisch korrekte Typ, weil ich "Neger" sagen doof finde und das auch äussere.

           

          Desweiteren besteht dein Freundeskreis vermutlich aus 100 Prozent Linken.

           

          ^^Das ist nicht die Welt die ich täglich sehe

        • @Uranus:

          Ich bin jedes Jahr, am 1. Dez., bei irgendeiner Aidsveranstaltung zu Gast. Dort gibt es jede Menge Homos, Heten und TS. Und wirklich niemand spricht privat in diesem Genderstyl. Aber das kann natürlich auch daran liegen, dass ich so "privilegiert" bin und man es, ...naja, lassen wir diesen Unsinn.

  • Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, gerade hier in den Kommentaren. 1. Kann man zwischen Geschriebenem und Gesprochenem unterscheiden. 2. Kann man eine einheitliche Regelung für das Schreiben finden. 3. Gibt es schon jede Menge Handreichungen, wie man geschlechtersensibel schreiben kann. 4. Bei allen Möglichkeiten in Schriftform stört aus meiner Sich gar nichts den Lesefluss - weder die LehrerInnen noch die Lehrer*innen noch die "Lehrerinnen und Lehrer" noch die LehrX. 5. Beim Sprechen kann man einfach versuchen zumindest "Lehrerin und Lehre zu sagen" oder man sagt einfach Lehrkräfte, gut ist. Das beinhaltet im ersteren Fall zwar nicht sämtliche Geschlechter, wäre aber schon ein Anfang. 6. Dass sich so viele auf diese lapidare - und aus meiner Sicht berechtigte - Forderung stürzen, auch das Patriarchat und dessen Herrschaftswirkung im Sprachgebrauch zurückzudrängen, dass sagt mehr über diejenigen aus, dies sich so vehement darüber ärgern, als über diejenigen, die versuchen eine inklusive, gleichberechtigte Gesellschaft zu schaffen, eben auch im Sprachgebrauch. 7. Sprache wirkt - sie ist ein Herrschaftsinstrument, ob bewusst oder unbewusst. Wenn Mädchen immer nur von Krankenschwester und Erzieherin hören und Jungs vom Arzt und Ingenieur, dann werden Geschlechterrollen sprachlich zementiert, die eigentlich schon überholt sind/ sein sollten. geschlechtersensible Sprache setzt hier an. Dass dann auch noch alle angesprochen werden können, die sich nicht/ nicht nur dem klassischen Männlein/ Weiblein zuordnen ist doch nur eine gute Sache. 8. Zum Abschluss - wer verliert denn eigentlich, wenn unsere Sprache sich wandelt? Niemand. Und wer gewinnt? Alle.

    • @Patricia Jessen :

      Oder aber man macht es wie gewohnt und fühlt sich dabei nicht als primitiv und reaktionär, behält seine eigene Meinung dazu und gibt der Gendersprachidee eine Absage.

      Für mich auch eine Idee.

    • @Patricia Jessen :

      Störend ist vor allem das man durch eine solche Reform eine bestimmte politische Haltung in sprachliche Regelungen einbettet. Wie Sie sagen kann Sprache beeinflussen und Sie plädieren hier grade dafür einen bestimmten, politisch motivierten, Sprachgebrauch vorzuschreiben. Scheinbar haben Sie also kein Problem damit Macht zu (miss)brauchen, solange das in Ihrem Interesse liegt.

      Das allerdings widerspricht meinem Verständnis einer demokratischen Gesellschaft massiv.

       

      Dazu kommt das man nicht nur eine politische Haltung in grammatische Regeln gießen würde, sondern das es sich dabei auch noch im eine Haltung handelt die auf strittigen und widerlegten Hypothesen beruht. Der Sozialkonstruktivismus und der Relativismus der bei der neuen Linken so beliebt ist oft blanke Wissenschaftsfeindlichkeit, auf einer Ebene mit Menschen die den Klimawandel leugnen.

       

      Und wenn wir schon dabei sind dann definieren Sie doch bitte mal auf nachvollziehbare und falsifizierbare Art und Weise was genau das "Patriarchat" überhaupt sein soll. (Eines meiner Wissenschafts-Lexika sagt nämlich das es zum Teil eines Grand Narrative geworden ist und nicht mehr verwendet werden sollte. Alle anderen erwähnen es nicht einmal.)

      • @Januß:

        Die politische Haltung, die hinter der gendersensiblen Sprache steckt ist doch gerade die demokratische und alle einbeziehen wollende Haltung. Dementsprechend ist sie kein Widerspruch von Demokratie als Herrschaft des gesamten "Volkes", sondern vielmehr Teil ihrer aktiven Umsetzung. Es gibt Männer und Frauen. Es gibt Menschen, die sich weder als das eine, noch das andere, als etwas dazwischen oder mit dem Geschlecht, mit dem sie nicht geboren, den sie sich jedoch zugehörig fühlen, angesprochen werden möchten. Wenn man Demokratie ernst nimmt, dann sollen alle mitwirken. Wenn alle mitwirken sollen, muss ich alle ansprechen. Damit jeder auch die Chance auf Mitwirkung in der Gesellschaft hat. Dementsprechend liegt bei der gendersensiblen Sprache doch gerade kein Missbrauch von Macht vor, der andere ausschließt und Demokratie unterhöhlt, sondern eher ein Einsatz von Macht, der demokratische Strukturen etabliert/ stärkt.

        Patriarchat: „'Patriarchat’ bedeutet wörtlich die Herrschaft von Vätern. Aber heute geht männliche Dominanz über die 'Herrschaft der Väter' hinaus und schließt die Herrschaft von Ehemännern, von männlichen Vorgesetzten, von leitenden Männern in den meisten gesellschaftlichen Institutionen in Politik und Wirtschaft mit ein […].“ Maria Mies. Es gibt auch was nettes von Adorno, aber dafür reicht hier der Platz nicht...

        • @Patricia Jessen :

          Niemand hindert Sie oder irgendwen sonst daran eine Sprache zu sprechen oder zu schreiben, die nicht geschlechtsspezifisch ist. Von daher mangelt es hier niemandem an Rechten.

          Woran es mangelt ist der Wille der breiten Masse der Bevölkerung diese Sprache zu nutzen. Unter einer demokratischen Gesellschaft stelle ich mir keine vor in der die freie Entscheidung von 5% – 10% der gendernden Bevölkerung mehr Gewicht hat als die der 90% – 95% der Bevölkerung, die nicht gendern mögen. Gegen eine Volksabstimmung hätte ich nichts.

           

          Ich habe hier über längere Zeit immer mal wieder nach Begriffsdefinitionen aus dem feministischen Spektrum gefragt, die ich unklar finde und soweit ich mich erinnern kann sind Sie überhaupt die erste die darauf überhaupt eingeht.

          Der Beriff des Patriarchats finde ich deshalb so entlarvend, weil er, wie Sie ja selber sagen die Macht der Männer beschreibt. Dieser Macht soll entgegengewirkt werden. Okay das Ziel kann man haben aber das muss doch irgendwie auch rechtfertigbar sein. Der einzige Weg den ich da sehe ist das man unisono sagt: Ja die sind da ja nur in der Position, weil sie Männer sind und nicht weil sie kompetent sind. Und das ist für mich eine haarsträubende Sichtweise, gegen die alles spricht was wir wissen.

          • @Januß:

            "Okay das Ziel kann man haben aber das muss doch irgendwie auch rechtfertigbar sein."

            Die Rechtfertigung liegt doch darin, dass kein Gesellschaftssystem als gerecht und demokratisch beschrieben werden kann, dass diejenigen bevorzugt, die durch Zufall mit einem Penis geboren wurden, während diejenigen, die dies nicht wurden, sich tatsächlich rechtfertigen müssen, dass sie für ihre (gleichen, nicht größere!) Rechte eintreten.

            Damit sind wir dann nur im reinem 70er Jahre Feminismus der LGBT noch vernachlässigt.

            Eine andere Rechtfertigung liegt vielleicht in den Verflechtungen von Patriarchat - Kapitalismus - Ausbeutung (menschlich, ökologisch) - Übergriffe gegen Frauen - Übergriffe gegen Minderheiten - Rassismus. Tatsächlich scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Patriarchat und den anderen wirtschaftlichen/ gesellschaftlichen Verhaltensweisen zu geben.

            Um es klar zu stellen möchte ich an dieser Stelle übrigens wiederholen, dass die Abschaffung des Patriarchat nicht ein Bashing von (hetero) Männern darstellt, in dem Sinne dass alle (hetero) Männer Vertreter des Patriarchats sein möchten oder gar, dass sie alle davon profitieren. Ganz im Gegenteil denke ich, dass das Patriarchat alle Menschen einschränkt, Männer also im Falle einer "Abschaffung" nicht die Verlierer sind.

            Denn schließlich - bei allem, was sich z.B. bislang für Frauen oder LGBT getan hat - was hat ein heterosexueller Mann durch das Empowerment dieser Gruppen verloren?

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Patricia Jessen :

      Ich möchte keinen Roman lesen, wo ein 135 kilo schwerer männlicher Lehrer mit schlechten Zähnen zum "Lehrx" wird und das auch schon die ganze Personenbeschreibung war, weil man(pardon frau) ja niemanden äusserlich diskriminieren möchte und deshalb ein "dicker männlicher Lehrer mit schlechten Zähnen" nur noch ein "Lehrx" ist.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Wenn es um eine konkrete Person geht , dann sehe ich nicht, dass diese neutral benannt werden muss. Gendersensible Sprache wird dann benutzt, wenn eine größere Gruppe, die sich aus Menschen unterschiedlichen Geschlechts zusammensetzt, genutzt wird. Dementsprechend greift Ihr Einwand aus meiner Sicht nicht.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Patricia Jessen :

      "Und wer gewinnt? Alle."

       

      Mir erschließt sich nicht, was ein Mitglied des Patriarchats (also z.B. ich) durch die Anpassung der Spache und der daraus folgenden

      "Zurückdrängung der Herrschaftswirkung" gewinnen würde. Kurz gefragt: Patriarchat mag ungerecht sein, aber ist es auch schlecht für Männer? Noch allgemeiner: wenn eine Ungerechtigkeit beseitigt wird, gibt es dann nur Gewinner?

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Ich würde immer sagen, dass das Patriarchat auch etwas ist, von dem Männer befreit werden sollten, da ich nicht sehe, dass es irgendjemanden wirklich glücklich macht. Dementsprechend, ja, es würde aus meiner Sicht nur Gewinner geben. Das, was aus Ihrer Sicht vielleicht nicht schlecht für Männer erscheint, ist in meiner Sicht auch für diese schlecht.

    • 4G
      42736 (Profil gelöscht)
      @Patricia Jessen :

      Ich würde Ihnen nicht widersprechen, daß eine 'sprachliche Zementierung' existiert. Das ist auch in meinen Augen kein guter Zustand. Ich würde ihn allerdings im jeweiligen Umfeld (Elternhaus & Schule) zu kompensieren versuchen, und deswegen nicht die Sprache verunstalten.

      • @42736 (Profil gelöscht):

        Was bedeutet verunstalten? Wer entscheidet, was Verunstaltung ist? Sprache ändert sich immer, ist jede Änderung seit Goethe und Schiller Verunstaltung? Oder ist es nicht wie bei allem menschlichen Handeln, ein Prozess des Wandels und des Aushandelns?

        • 4G
          42736 (Profil gelöscht)
          @Patricia Jessen :

          Ein harmloses Beispiel: Lastkraftwagen wurde früher LKW abgekürzt. Man sah sofort, daß dies eine Abkürzung ist. Es fiel ins Auge, und man sagte L-K-W. Heute wird ein unaussprechliches Wort zusammengequetscht, welches Lkw heißt, und einen dazu zwingt nachzudenken, ob man es vielleicht dann doch L-K-W spricht. Diese Änderung halte ich für eine Verunstaltung. Sie zerstört eine einfache Regel, die Abkürzungen erkennbar macht, durch (vermutlich) einen unglücklichen Versuch, Substantive zu vereinheitlichen. Gerade für des Deutschen nicht so Mächtige dürfte dies die Sprache schwieriger machen.

          Widersprechen Sie mir da etwa ?

      • @42736 (Profil gelöscht):

        Es kann durchaus mit Privilegien zu tun haben, zu behaupten die Sprache würde durch eine geschlechtergerechte Neugestaltung "verunstaltet" und nicht zu sagen, dass die aktuelle Sprache aufgrund männliche Dominanz, Verschleierung, Ignoranz, Heteronormativität, Patriarchat usw. bereits "verunstaltet" ist und in der Geschlechter(identitäten) nicht abgebildet werden.

        • 4G
          42736 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Ich fühle mich nicht privilegiert durch die aktuelle Sprache. Diese ist in gewisser Weise männlich dominiert. Das sehe ich ja auch so. Dies ist aber ganz einfach dadurch aufzuheben (und zwar _ohne_ die Sprache zu ändern), indem man die Interpretation klärt und den Kontext beachtet. Wenn allen Beteiligten klar ist, daß in einer bestimmten Situation, z.B. einer Stellenausschreibung, ein "Lehrer" eben Mann und Frau bedeutet, ist jede Aufregung unnötig.

          Auch hier etwas zum Nachdenken:

          "Du bist heute DER Erste, der sich freut, mich zu sehen" = Beiderlei Geschlecht hat sich noch nicht gefreut. "Du bist heute DIE Erste, die sich ..." = Es werden nur die Frauen beachtet; ob sich Männer freuen bleibt unklar. Die Unfähigkeit, allein die Männer in diesem Beispiel zu benennen, könnte man sogar als Benachteiligung ansehen. Nur so als kleine Spitze ...

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Da haben die/der/das Journalx mal wieder eine_n schöne_n Artikelin geschrieben. Ausserdem scheint der Sonne heute so heiß(nicht sexuell gemeint), das ich es kaum erwarten kann bis die Mond am Himmel steht(nicht sexuell gemeint)

     

    In der Boulevardpresse stehen auch wieder nur schlimme Dinge über Vergewaltix, Räubix, Mördix und andere Gewalttäterinnen. Da bin ich froh über diese Artikelin gestoßen(nicht sexuell gemeint) zu sein, der/die/ das verdeutlicht, warum es immer noch so viele Räubix und Vergewaltix gibt und die Gewaltäterinnen oft männlich sind.(im Sinne von Chromosomen und vorsicht Triggerwarnung unangenehmes Wort:Penis)

     

    Es ist natürlich wie immer der Sprache an allem schuld. Ohne der Sprache hätten wir eine andere Realitix..äh..Realität...Dann würde Obelix endlich seine Hausxerinneninxrolle annehmen und Asterix das Ja-Wort geben. Denn was sind schon (vorsicht Triggerwarnung) Penisse bei solch geschlechtneutralen Namen?

     

    Der Name, die Namen....=Namix natürlix...

     

    Hicks.....

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Hab' auf jeden Fall lauthals gelacht. Schön gebastelt…

      Danke für die Mühe!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      Israelkritix nicht zu vergessen.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Wenn die Bewohner eines gewissen gallischen Dorfes den gleichen Tick hätten wie die Schlümpfe, würden sie wohl genauso sprechen/schreiben. ;)

  • Feminindeutsch einführen!

     

    Kennt jemand noch das Feminindeutsch von den Missfits?

    Jedes er durch ein sie ersetzen.

    Gerlinde Geiermeier = Gsielinde Geisiemeisie.

    Mal ausprobieren!

    Die Nummer verdient ***** und ist schon aus den 80er-Jahren. So weit war man damals schon.

  • "Geschlechtergerechte Sprache sei nicht nur „ein Rechtschreibproblem, sondern vor allem ein sprachpolitisches“, sagt Sabine Krome [...]"

     

    Und genau das ist meiner Meinung gefährlich daneben:

    1. Sprachpolitik in dem Wortsinn, den Frau Krome hier meint, ist die aktive Veränderung der Sprache von oben. Wer Politikern die Verantwortung für Sprache gibt, der macht den Bock zum Gärtner. Wir erinnern uns: Politiker sind jene Menschen, die statt Stagnation lieber Nullwachstum sagen. Das ist quasi eine gutgemeinte Aufforderung zum staatlichen Neusprech.

    2. Geschlechtergerechte Sprache muss sich wie jede Sprachnutzung vor allem an der Sprachökonomie messen lassen. Ganz einfach deshalb, weil es sonst eine Kopfgeburt wird. Wer sagt Arbeitslosengeld II statt Hartz IV? Wer sagt facility manager statt Hausmeister?

    • @pitpit pat:

      3. Ich bin sehr dafür, über Sprache zu reflektieren und ihre Nutzung persönlich anzupassen. Aber man sollte nicht vergessen, dass die Intention des Sprechers & Bedeutung des Zeichens wichtiger sind als das Zeichen selbst. Sonst machen wir wieder nur aus einem 'Krüppel' einen 'Invaliden', dann einen 'Behinderten', dann einen 'Menschen mit Behinderung'. Doof nur, wenn sich das für die Bezeichneten weiterhin ähnlich anfühlt - weil die Sprecher eben immer das gleiche meinten. (Euphemismus-Tretmühle)

      Fazit: Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten und wer versucht, lediglich über Sprache die Wirklichkeit zu ändern, der schafft es eben nur sprachlich, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, aber nicht in der Wirklichkeit.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @pitpit pat:

        Bei 3. ganz Ihrer Meinung. Bei 2. - facility manager wird in jeder größeren Industriebude benutzt - es darf niemand so diskriminiert werden, dass er hinterher klagen darf - diskriminiert wird weiterhin und dadurch schlimmer für die Betroffenen.

  • Immer wenn ich eine *innen-, I*innen-, i/I- oder I-Konstruktion sehe, lesen kann ich es ja nicht, denke ich, dass es offensichtlich 2 Arten von Menschen gibt. Die Richtigen und Normalen vor dem [bitte Lieblingstrennzeichen einfügen] und die nach dem [bitte Lieblingstrennzeichen einfügen]. Das ist wie Fussball und Frauenfussball oder Weisse (die ohne Präfix) und People of Color/Farbige/Ethnics...(die mit Präfix).

     

    Das Tragische daran ist, dass es nicht nur das Schriftbild versaut und eine vernünfitge Aussprache nicht möglich ist sondern, dass die Folge davon ist, dass bei Auslassen des [bitte Lieblingstrennzeichen einfügen] die Gruppe, die man eigentlich sichtbar machen wollte verschwindet.

    • @Adele Walter:

      Danke. Sehe ich genauso. Ich fühle mich ausdrücklich immer mitgemeint, auch wenn jemand keine femininen Sonderwünsche artikuliert. Und nach meiner Erfahrung stimmt das so auch. Ich will keine Sonderrolle. Ich bin ein Mensch, ich gehöre zu Gruppen, diese Gruppen werden genannt, fertig.

  • Bei diesen ganzen Debatten bleibt mal wieder auf der Strecke, dass Sternchen, Xe etc. nicht in die Alltagssprache integrierbar sind und das Formulierungen wie "Lehrerinnen und Lehrer" Satzungetüme bei Aufzählungen schaffen. Ich halte es immer noch für besser, den Inhalt der Wörter durch konsequente Nutzung zu ändern, als der Gesellschaft von außen ein Neusprech aufdrücke zu wollen. Das wird nicht funktionieren. Sprache gehört den Menschen, die sie sprechen, nicht den ordnenden Instanzen.

    • @Frida Gold:

      Och, "Lehrx" ist doch schön passend aussprechbar, als würde man sich am Ende des Wortes übergeben... passt doch irgendwie wieder zum Thema ;)

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Frida Gold:

      "Bei diesen ganzen Debatten bleibt mal wieder auf der Strecke, dass Sternchen, Xe etc. nicht in die Alltagssprache integrierbar sind"

       

      Da müssten Sie jetzt aber schon erklären, warum nicht funktionieren soll, was tausende täglich praktizieren.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Und Millionen praktizieren es nicht. Ich kenne niemanden, der beruflich oder privat so schreibt oder spricht. Das ist eine ganz spezielle Randgruppe, die das macht, und sonst wirklich niemand. Wenn das in Ihrem Umkreis alle machen, leben Sie in einer Filterblase. In offiziellem Umkreis gibt's noch das "Lehrerinnen und Lehrer"-Modell, aber alles mit Sternchen, Xen etc. kommt im normalen Sprachalltag der Millionen Muttersprachler nicht vor. Keiner bei uns sagt etwas anderes als "die Chefs" zu den Chefs (ein Mann, eine Frau) oder etwas anderes als "die Kollegen" (ob es nun Männer oder Frauen sind). Unsere Transgender-Kollegin scheint damit auch wunderbar klarzukommen, dass sie ganz selbstverständlich immer mitgemeint ist, anstatt gesondert ausgewiesen zu werden.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ich denke es ist Sprechen gemeint, nicht Schreiben. Das Sternchen wird nicht ausgesprochen.

        • @Rudolf Fissner:

          Aber auch beim Sprechen sagt man doch im Alltag nicht "ich rufe meine Freundinnen und Freunde an". Man ruft mal eben die Freunde an. Ende. Wer das ändern will, greift in den privaten Sprachgebrauch ein und das kommt einfach nicht gut an.

        • @Rudolf Fissner:

          Weiss du, wieviel * stehen?...

           

          Die Sternchen sollten ausgesprochen werden!

          Das wird lustig!

          Aus Solidaritöt: *****

          Durchgegendert (durchgesternchent) ist auch die US-Fahne - vorbildlich.

  • Um es mit dem Philosophen K.P. Liessmann zu sagen: Die Welt scheint in tausend kleine Domänen dekonstruiert, in normativ hochgerüstete Gesellschaften moralischer Klone und Essentialisten, tribalistische Komfortzonen, in denen jede abweichende Weltanschauung pathologisiert und Konfrontationsschutz gegen alles verlangt wird, was als «verletzend» empfunden werden könnte.

    Das wäre der soziale Aspekt.

    Beim Individuum kann man zugleich festzustellen, dass immer mehr Techniken der Überwachung und Verhaltenssteuerung, die früher zum Inventar der Zwangsmassnahmen autoritärer Regime und totalitärer Gesellschaftsentwürfe gehörten, heute völlig freiwillig angelegt werden.

    Das gilt - leider - für links und rechts.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Blacky:

      Prima Zitat, danke dafür und auch für den Rest Ihres Beitrags!

  • Lehrx. Ich bin für Lehrx. Wenn schon absurd und bescheuert, dann aber auch völlig.

    • @Laurenz Kambrück:

      Zu meiner Schulzeit in den 70ern gab es den schönen Ausdruck Lehrkörper.

      • @Zhijun:

        Nee, Lehrkörper geht leider gar nicht mehr, DER Lehrkörper, damit ist dieser raus,

  • Ich fand die Rechtschreibreform damals schon sehr gut, dass die taz daraufhin eine kleingedrukte ausgabe herausbrachte, halte ich für kindisch, wie auch immer das gemeint gewesen sein könnte.

     

    Dieses Genderzeugs mache ich überhaupt nicht mit, weder mit noch ohne */I oder sonstwas, auch, wenn ich demnächst noch sonstwen ansprechen soll. Ich habe ein sehr offenes Verhältnis zu Frauen (das dritte oder vierte... Geschlecht kenne ich in meinem Umfeld nicht), so etwas ist auch immer mal wieder Thema, aber dass jemand darauf gesteigerten Wert legt, wüsste ich aus meinem Bekannten-/Kollegenkreis nicht. Es verursacht nur unnötigen Mehraufwand und klingt bei Ansprachen bisweilen lächerlich.

    • @Berliner Berlin:

      Privilegiert zu sein bedeutet u.a., Probleme den Mitmenschen zuzuschreiben, sich selbst damit nicht auseinandersetzen zu müssen und vom Status Quo zu profitieren bzw. keine Nachteile durch diesen zu erfahren.

      • @Uranus:

        Halten sie sich für privilegiert, oder wie soll ich Ihre Antwort verstehen?

        Dann sollten Sie auf keinen Fall Ihren Mitmenschen Probleme zuschreiben, ohne sich selbst damit auseinandersetzen und vom Status Quo zu profitieren bzw. keine Nachteile dadurch zu erfahren. Wieso auch immer.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Berliner Berlin:

      Nur mal nebenbei: die Herren Grimm, also die mit den (u.a.) Märchen, waren Verfechter der Kleinschreibung.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Ja, von den Herren Grimm halte ich viel, jedoch nicht von der Kleinschreibung. Auch nicht von Lutschdropps oder Kartoffelchipps.

    • @Berliner Berlin:

      Dass Sie keine Menschen außerhalb der Zweigeschlechtligkeit kennen überrascht mich nicht. Bei Ihnen würde ich mich angesichts Ihrer Äußerungen schon aus Selbstschutz nicht outen.

      • @LesMankov:

        Das ich das Gendern ablehne macht mich also zu einem unbeliebten Menschen, dem man sich nicht anvertrauen könne. Das dürfen Sie ruhig so sehen. Die drei Schwulen, die ich kenne sehen das anders und die sind mir deutlich näher als Sie.

  • Ersetzen wir doch einfach die deutsche Sprache durch die türkische Sprache, wenn wir eine geschlechtergerechte Sprache haben wollen. Das Türkische kennt keine Artikel und kein generisches Maskilinum. Die Versuche, aus der Deutschen Sprache eine gendergerechte Sprache zu machen, scheitern alle kläglich, führen zu logischen Inkonsistenzen und zu einem Auseinanderdriften von geschriebener und gesprochener Sprache. Texte können so nur noch mit Mühe vorgelesen werden. Und Binnen-I und Gendersternchen schliessen systematisch das dritte Geschlecht aus, zementieren die Zweigeschlechtlichkeit, sind damit weniger inklusiv als die alte Schreibweise. Mit der türkischen Sprache hat man es einfacher. Die ist schon in sich geschlechtergerecht..Was übrigens das Argument widerlegt, dass die Sprache das Bewusstsein prägt, also eine geschlechtergerechte Sprache zu mehr Gleichberechtigung der Geschlechter führen würde. Die Türkei ist ja nicht gerade als feministisches Paradies bekannt. Trotzdem hat man es dort einfacher mit der Sprache. "Der Lehrer", die "Lehrerin" und als dritte Alternative für Intersexuelle und Diverse vielleicht noch "das Lehrer", dafür gibt es im Türkischen nur ein Wort: "Ögretmen". Artikel und grammatikalisches Geschlecht sind im Türkischen völlig überflüssig. Also lasst uns Türkisch sprechen und schreiben!

  • Mich nervt das Gendersternchen und ähnliches total. Es geht mir derart auf den Senkel das ich mich weigere, Texte und Berichte die das beinhalten, durchzulesen. Ich klicke dann weiter. Es stört den Lesefluss derart, das ich lieber gar nicht lese und weiterklicke!

    • @Firlefonz:

      Was meinen Sie, wie sich jemensch nicht innerhalb der Zweigeschlechtlichkeit wiederfindet, aber dennoch alltäglich als Herr/Frau, liebe Damen und Herren ... angesprochen wird?

      • @Uranus:

        Ja nu. Natürlich gibt es leider Leute, die sich bei diesen Floskeln dann nicht mitgemeint fühlen. Das ist schade. Ebenso gibt es aber Leute, die sich vehement gegen eine Sonderbehandlung aussprechen, weil sie nicht auffallen wollen. Wer hat jetzt mehr Rechte?

         

        Ich halte es immer noch für sinnvoller, daran zu arbeiten, Geschlechterklischees immer wieder im Kleinen freundlich und mit Humor zu torpedieren, anstatt Leuten mit dem "sonst diskriminierst du mich"-Hammer auf den Kopf zu schlagen und sich dann zu wundern, wenn sie zu keiner Kooperation bereit sind.

    • @Firlefonz:

      Richtig witzig ist das, wenn man es jemandem mit Sehbehinderung vorlesen soll. Praktisch nicht sinngebend machbar.

  • > Das Sein bestimmt über die Sprache, nicht aber die Sprache über das Sein!

     

    Die Sprache beeinflusst das Denken, und das Denken beeinflusst das Sein.

     

    Kurz erklärt, mit empirischem Beleg: //http://www.draketo.de/licht/rollenspiele/vorabinfo-robin-d-laws-gutes-spielleiten-auf-der-hannover-spielt#fn:weiblich

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Arne Babenhauserheide:

      Das beweist nichts weiter, als dass man sich an Dinge gewöhnt und mit ihnen dann etwas verbindet, nicht aber dass das Sein dadurch sich auch nur ein Iota ändert. Früher hat man bei Pluralia wie "die Lehrer". "die Schüler" die Frauen inkludiert. Heute hat man sich derart an diese Ungetümer (Schüler und Schülerinnen/Innen usw.) gewöhnt, dass einem schon fast was fehlt, wenn es denn fehlt. Aber was ändert das denn an der Unterdrückung der Frau, wenn sie - vermeintlich - häuiger genannt wird? Nix!

      • @849 (Profil gelöscht):

        Erstens: "Vermeintlich" ist falsch.

        Zweitens: Häufigere Nennung bedeutet höhere Präsenz, wenn z.B. über die Auswahl von Bewerbern und Bewerberinnen entschieden wird.

        Welchen Kabarettist willst du für deine Feier? ← Häufigere Nennung bedeutet, dass alleine die Formulierung dieser Frage dafür sorgt, dass *bei gleicher Qualität* mehr Männer als Frauen eingeladen werden.

  • Ich diskutiere das nicht. Ich lese das nicht. Es ist eine Rücksichtslosigkeit, eine Beleidigung des Lesers.

    • @Werner S:

      Sie meinen das generische Maskulinum in Bezug auf LGBTI*?

      • @Uranus:

        Maskulin ist eine grammatische Kategorie, keine Geschlechts-/Genderzuschreibung.

        Sonst gäbe es in Sprachen ohne eine maskuline Kategorie ja wohl auch keine Diskriminierung von Nicht-Männern. Oder?

  • Jetzt6 wird die Welt besser!

    Überall Sternchen...

  • 9G
    99960 (Profil gelöscht)

    Also einen Genderstern halte ich für eine Katastrophe, den kann man ja nicht wirklich sprechen.

    Im Übrigen sollte man wenn schon konsequent sein und auch festhalten, dass besonders viele positiv konotierten Wörter weiblich sind, die Liebe, die Freude, die Lust, die Hoffnung, die Erlösung, die Freiheit, die Intelligenz, die Klugheit, die Schönheit, die Einzigartigkeit, die Individualität, die Ironie, die Emanzipation, etc.

    • @99960 (Profil gelöscht):

      „Also einen Genderstern halte ich für eine Katastrophe, den kann man ja nicht wirklich sprechen.“

       

      Kein Problem. Mit ein bisschen Übung könnten wir dafür einen Klicklaut wie in den Khoisansprachen verwenden.

    • @99960 (Profil gelöscht):

      Genus ist eine grammatische Kategorie wie Tempus etc. und hat nur sehr rudimentär etwas mit der realen Weltordnung zu tun. Bei den meisten Begriffen gibt es überhaupt keine erkennbare Zuordnung, oder warum ist ein Wäscheständer "männlich" und eine Schaufel "weiblich?" Eben.

      Wir haben aber nun einmal eine Sprache mit diesen grammatischen Kategorien. Millionen Menschen sind mit ihr aufgewachsen und nutze sie täglich. Es birgt schon eine gewisse Arroganz in sich, diesen Sprechern von oben eine "richtige" Version dieser Sprache aufzudrücken. In meinen Augen schadet man damit allen Bemühungen zur Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung enorm, weil die große Mehrheit das als enorme Einmischung in ihren Alltag wahrnimmt - und das mag niemand. Sprachpolizei ist Sittenpolizei.

    • 4G
      42736 (Profil gelöscht)
      @99960 (Profil gelöscht):

      ... die Folter, die Krankheit, die Steuer, die Politik, die Dummheit, ... :-)

      • @42736 (Profil gelöscht):

        ..aber DAS :-) Grinsegesicht.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @42736 (Profil gelöscht):

        Die Sch***, die P***, die K***.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Das ist niveauloser Scheiß, was soll das?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @99960 (Profil gelöscht):

      Männlich und weiblich sind hier grammatikalische Kategorien, keine realen. Ich wüsste ja zu gern, wie die Polen und Tschechen das Gendern handhaben, wo sie doch den Mercedes wie einen Mann (männlich beleibt) deklinieren und die Frauen wie "Sachen". Merke: Autofetischist = Chauvinist! :-)

      • 9G
        99960 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        @Atalaya

        Ja, aber wenn es grammatikalische Kategorien sind, warum sind diese dann weiblich und was ist eine reale Kategorie in Beug auf Sprache?

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @99960 (Profil gelöscht):

          Es gibt da das sogenannte Prinzip der Willkürlichkeit in der Sprache? Warum ist in den romanischen Sprachen der Mond weiblich und die Sonne männlich und im Deutschen umgekehrt? Lässt sich sicher durch allerlei, darunter auch gelehrte, Spitzfindigkeiten erklären, aber so wirklich wissen wir das nicht.

           

          Dass wir die grammatikalischen Kategorien mit Mann und Frau verbinden, hat sicher auch eine entfernte Ursache, aber in vielerlei Hinsicht ist das vollkommen Wumpe. Nur weil Frau ein "die" als Artikel hat und Mann ein "der" sind nicht alle Substantive mit "der" Machos und die mit "die" Hembras (Frauen).

           

          Da also diese Gleichsetzung von Mann und Frau mit den grammatischen Kategorien von maskulin und feminin nicht stimmig ist, ist es auch vollkommen abwegig, sich darüber im Sinn einer Gleichberechtigung außerhalb der Sprache, zu der Sprache das Insttrument sein soll, Gedanken zu machen.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Von der Wortbedeutung weiblicher oder männlicher Worte im Deutschen auf eine strukturelle Wertung zu schließen ist in der Tat unsinnig. Dass es so viele grammatikalisch weibliche Eigenschaften gibt, hängt schlicht damit zusammen, dass Substantivierungen im Deutschen fast immer weiblich sind. Das trifft besonders auf die häufigen Endungen -keit, -heit, -ung, -schaft, -ie und -nis zu und hat sich sicherlich dann auch auf viele unregelmäßige Substantivierungen übertragen.

            Das mag noch aus der hellenisischen Antike und der altorientalischen Weisheitstradition stammen, als man philosophisch interessante Eigenschaften zu weiblichen Gottheiten personifizierte (am bekanntesten ist "die Weisheit").

             

            Das heißt aber nicht, dass man aus der Sprache keine Bewertung von männlich oder weiblich ableiten kann. Es ist zumindest interessant, dass im Deutschen fast sämtliche Eigenschaften (statisch, verfügbar, erreichbar, als Ziel vor Augen oder auch unterdrückbar - also im Wesentlichen passiv) weiblich sind, Akteure aber männlich und die weibliche Form eines Akteurs immer nur ein sprachlich hinterhergedachtes Anhängsel.

             

            Anzunehmen, dass sich darin keine gesellschaftliche Denke widerspiegelte ist recht naiv, wenn man bedenkt, dass im Mittelalter Frauen gern mit einer verweiblichten Form des Namen ihres Ehemanns oder Vaters benannt wurden (z.B. Adolfin oder Berchtholdin).

             

            Das ist also durchaus eine sprachliche Altlast, die wir noch mit uns rumtragen. Stellt sich eben nur die Frage, ob es uns reicht, das jetzt nicht mehr so zu meinen, oder ob eine neue Form der neuen gewollten Realität nicht besser entspräche.

            • @njorg:

              Auch Sie setzen maskulin und feminin als grammatische Kategorien mit männlich und weiblich gleich. Sorry, aber wenn wir über Sprache und ihre Entwicklung reden wollen, dann müssen wir das doch bitte auf einem sprachwissenschaftlichen Basisniveau tun, sonst halten wir Kinder für Sachen.

              Sie könnten sich ebenso für die Einführung einer zeitlichen Verlaufsform im Deutschen stark machen. Auch das wird nicht funktionieren. Sprachentwicklung funktioniert nicht, indem man den Sprechern per Gesetz sagt, was sie sagen dürfen. Sprecher entwickeln Sprache selbst. Und eines der wichtigsten Gesetze hierbei ist die Sprachökonomie: Man hat's gerne kurz. Daher sind alle Wortungetümneuschöpfungen zur Inklusion sämtlicher Minderheiten zum Scheitern verurteilt, weil sie schlicht gegen sprachliche Grundlagen verstoßen.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @njorg:

              Nun ist heute die Frau nicht mehr Anhängsel des Manns. Dass sie es früher war, lässt sich im Deutschen gut ausdrücken. Aber das wäre auch gegangen, wenn die Männer das Anhängsel ihrer Frauen gewesen wären (z.B. Brunhilder, Gudruner).

               

              Die sprachliche Altlast, von der Sie sprechen, existiert m.E. nicht. Unsere Sprache modelt sich der nach Wirklichkeit. Dabei trennt sie sich stets von Früherem. Das macht Sprache übrigens aus. Versteinerte Sprachen, die mam wiederbeleben will, müssen die Zeit ihres Brachliegens durch Entlehnungen oder eigene Prägungen kompensieren.

               

              Wie Sie richtig schreiben, sind Substantiva auf keit, -heit, -ung, -schaft, -ie und -nis (hier übrigens wohl eher überwiegend sächlich) meist grammatikalisch weiblich. Aber das sind Pluralformen generell, insofern sie, wenn man schon in Ihrem Argumentationsschema bleiben will, mit dem weiblichen Artikel "die" angesprochen werden. Die oben genannten Eigenschaftssubstantive sind gewissermaßen Sammelbegriffe, insofern wundert es auch von der Sprachlogik nicht, dass sie - im Gegensatz zu männlichem Stolz, Hochmut, Hass, Groll (alles im Grunde etwas Erigiertes :-)) grammatikalisch weiblich sind. Aber diese grammatikalisch Weiblichkeit oder Männlichkeit drückt ja keineswegs immer das Gute oder das Schlechte aus. Wenn man also das ganze nicht strukturell auf das "Patriarchat" zurückführen kann, sind auch die Herumdeuteln an der Arbitrarität bestenfalls ein schöner Zeitvertreib, aber vom linguistischen Standpunkt ziemlich lächerlich.

          • @849 (Profil gelöscht):

            @Atalaya

             

            Selten so einen guten und richtigen Kommentar zu diesem Thema gelesen. Danke, es gibt noch normale Leute.

  • Danke Frau Hecht.

    Macht Spaß, sowas zu lesen.

  • 4G
    42736 (Profil gelöscht)

    Schauen wir uns doch mal die Interessenlage an.

     

    1. Verlage (z.B. Duden)

    Jede Änderung bringt neue Auflagen, also wird jede noch so schwachsinnige Änderung naturgemäß begrüßt. Ähnliches gilt auch für Fernsehshows. Jede Menge öffentliches Gemehre.

     

    2. Politiker

    Unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck der eigenen Existenz und Überbezahltheit wird natürlich jede Anregung für 'Modernisierung' gerne aufgegriffen, insbesondere, solange sie einen selbst nichts kostet, und man sich damit als 'modern' kennzeichnet.

     

    3. Sogenannte (Sprach-)Wissenschaftler

    Expertise bringt Einnahmen. Man wird gefragt, hofiert und in Talkshows eingeladen. Warum sollte dieser Personenkreis etwas gegen Neuerungen an unserer Sprache haben ? Ein reiner Egotrip.

     

    4. Lehrer

    Diese dürften zwar angesichts von Neuerungen nicht allzu begeistert sein, werden aber mittlerweile ohnehin eingesehen haben, daß die lieben Kleinen eh machen, was sie wollen. Als Spielverderber will ja auch niemand dastehen. Als Folge der Inklusion und des Ausländeranteils ist der Anspruch ohnehin auf Bodenhöhe.

     

    5. Schüler

    Analog zu den Lehrern ist ihnen in der Mehrheit sowieso kein Sprachgefühl mehr gegeben. Statt zu lesen oder sich wenigstens vorlesen zu lassen, wird auf verschiedenen Medien Unterschichtenglotze konsumiert. Desweiteren werden Kurzmitteilungen in Abkürzungen verbreitet. Die mündliche Sprache entspricht eher dem Grunzen in manchem Stall. Sprachmodernisierungen werden vielleicht - vielleicht auch nicht - mal ja - mal nein - verwendet. Die Szenenvorgaben überwiegen dabei immer.

     

    6. Eltern

    Sie haben die letzte 'Reform' noch im Kreuz, sind unsicher und haben längst aufgegeben.

     

    7. Last, but not least, die 'Profiteure' der Geschlechtergerechten Sprache

    Am Ende werden sie einsehen, daß der ganze Aufwand _nichts_ gebracht haben wird. Man wird durch Sprachverbiegungen nicht bessergestellt. Man schafft nur allgemeine Verunsicherung. Ich würde das gerne weiter ausführen, aber dazu habe ich nicht mehr genug Zeichen übrig.

    • @42736 (Profil gelöscht):

      Nein, sprachliche Repräsentation führt zu mehr öffentlicher Sichtbarkeit und die erhöht die Chancen nicht übersehen zu werden. Im Moment hat damit leider die AfD die größten Erfolge.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @LesMankov:

        Die AfD, ohne dass ich die jetzt hier loben möchte, diskutiert aber nicht darüber, ob sie dieses oder jenes so oder so sagen oder schreiben darf, sie tut es einfach, weil sie es offenbar kann.

         

        Die Genderisten nörgeln hingegen dauernd an irgendwelchen Faux Pas der anderen herum und schlagen sich selbst dabei wie mittelalteriche religiöse Schwärmer in die Brust, wie heilig sie doch sind und wie unheilig die anderen. Sie führen sich als Sprachpolizei auf, die bei der leisesten Abweichung von ihren Regeln in Erscheinung tritt.

         

        Einfach machen, so wie die AfD, einfach schreiben, wie mans für richtig hält und aufhören mit den herablassenden Belehrungen. Dann klappt's vielleicht auch mit den Gendersternchen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Huh? Aus AfD-Kreisen gibt es doch reichlich verärgerte Kommentare über gendergerechte Sprache. Besonders beliebt der Kommentar unter Artikel/Video xy "als er/sie von Studenten und Studentinnen sprach, war er/sie bei mir schon unten durch" - gern ergänzt mit einem SJW-tag.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @njorg:

            Sie haben mich falsch verstanden. Die AfDler reden einfach und gebetsmühlenhaft, wie sie wollen und schaffen dadurch sprachliche Fakten, die sich in Wörtern wie "Lügenpresse", "alternative Fakten", "Gutmenschen" niederschlägt. So geht aktive Sprachpolitik, wenn man sie denn machen will. Wenn man hingegen mit dem Zeigefinger kommt und auf andere Druck ausübt, so oder so zu sprechen, dann wird das nie was, außer in einer Diktatur.

             

            Wenn man die Gendersternchen sprechen könnte, hätten die Genderisten ja eine Chance. So sind sie zur blutleeren Agitation verdammt, die auch durch noch so großes Gedöns nicht weniger blass wird.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Ausdrücke wie Sprachpolizei, Zensur usw. kommen übrigens auch aus dieser politischen Ecke. "Genderismus"/"Genderist" klingt auch danach...

              Es werden ja Tatsachen geschaffen. Medien in entsprechender Sprache werden so gestaltet. In Bezug auf Rasssismus werden z.B. Bücher mit rassistischen Begriffen abgeändert und neu aufgelegt.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Uranus:

                Zensur gab's schon immer. Sprachpolizei habe ich schon gebraucht, da hat die AfD noch nicht mal an ihre Existenz gedacht und Genderismus ist einfach eine Prägung, die auf das Sprachsystem zurückgeht, das es erlaubt, aus allem einen -ismus zu machen und es damit zu degradieren (Ausnahme: Sozialismus und Kommunismus). :-)

                 

                Aber selbst wenn's die AfD erfunden hätte: warum sollte man gute Wortschöpfungen nicht aufnehmen? Gerade Sprachpolizei tritt nach meinem Verständnis mitten in den Kern der sich oft autoritär gerierenden "Genderisten".

                 

                Die Tatsachen in Büchern und Medien interessieren m.E. nicht, solange sich das Gendern nicht in die gesprochene Sprache übertragen lässt.

                 

                Die Theorie dazu ist bei Coseriu zu finden, der sie auf de Saussure aufbaute: das "System" steuert die Möglichkeiten der Wort- und Satzformung bei. Hier allein gibt das Deutsche schon kein strukturelles Gendern her, sondern nur vereinzeltes. Die "Norm" ist jene, an der man sich orientiert, aber das "Sprechen" ist das Zentrum der Geschichte, die das ganze zusammenführt und so die Norm graduelle ändert, aber nie das System im Sinn der Ersetzung oder Zerstörung seines Wesens (das kann wohl nur durch massiven Einfluss anderer Sprachen passieren).

                 

                Schriftsprache hat früher großen Einfluss gehabt, als von ihr die kulturellen Impulse ausgingen (etwa durch die Übersetzung der Bibel durch Luther), aber heute in der Sparten und Nischengesellschaft darf man nicht erwarten, dass man eine sprachliche Änderung durch Verdikte oder Regeln voranbringen kann, die man durch die Schriftsprachen setzen möchte.

          • @njorg:

            Verwechseln Sie bitte nicht das Ringen um die "richtige" Sprachregelung mit der Kritik daran.

             

            Die AfD punktet damit, dass sie sich über den moralischen Druck aufregt, der von der hoheitlichen politischen Sprachformung ausgeübt wird. Sie sagt nicht: "Einzig richtig aber ist das generische Maskulinum. Alles Andere gehört verboten.", sondern robbt sich lieber an Alle ran, die sich kein "Einzig richtig ist..." gefallen lassen wollen.

             

            Dass die AfD selber politische Sprachformung betreibt, indem sie ständig neue Kampfbegriffe etabliert, fällt ihren Anhängern nicht so auf (es wird ja auch kein Zwang ausgeübt). Umso wirkungsvoller sind diese Kampfbegriffe.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Normalo:

              Genau auf Ihren letzten Abschnitt wollte ich hinaus. Wirkungsvoll sind sie deshalb, weil sie es einfach tun. Dass sie sich andererseits auf die Genderisten einschießen, entspringt ja deselben Logik. Die sind nicht schlau, aber die Genderisten sind dumm, denn statt einfach machen, schwafeln sie nur den ganzen Tag darüber, was man alles machen muss, um ja keinem auf den Schlips zu treten. Damit machen sie sich unglaubwürdig und in den Augen des gesunden Menschenverstands noch dszu lächerlich.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @42736 (Profil gelöscht):

      "3. Sogenannte (Sprach-)Wissenschaftler

      Expertise bringt Einnahmen. Man wird gefragt, hofiert und in Talkshows eingeladen. Warum sollte dieser Personenkreis etwas gegen Neuerungen an unserer Sprache haben ? Ein reiner Egotrip."

       

      Ich habe noch nie einen renommierten Sprachwissenschaftler in einer Talkshow gesehen. Da sitzt (wenn es nicht bei Scobel ist) eher die dritte Garde.

       

      Die Sprachwissenschaft versteht sich allerdings nicht mehr als präskriptiv, sondern als deskriptiv. Änderungen lassen sich nicht aufhalten, so die Devise.

    • @42736 (Profil gelöscht):

      Ich stimme Ihnen zu. Der eigentliche Skandal ist für mich aber folgendes : Die "Reichen" interessiert das alles nicht. Sie erziehen ihre Kinder in der eigenen Familie, oder geben sie in Privatschulen, wo ihnen die traditionellen Kulturtechniken beigebracht werden um sie auf ein elegantes und erfolgreiches Leben vorzubereiten.

      Die armen Schichten jedoch werden um ihre Startchancen regelrecht betrogen, weil ihre Schulen zu ideologischen Schlachtfeldern von pädagogischen Pseudowissenschaftlern geworden sind. Milliarden und Milliarden vepulvert und die Armen im Stich gelassen!

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Karl Bauer15:

        Schule ist kein Nürnberger Trichter, in dem man die Schüler oben reinschüttet und unten der Aburrent rauskommt. Seitdem die Unis den Bolognese-Prozess eingeführt haben, macht man aus den oben Hineingeschütteten Hackfleisch.

         

        Das Humboldtsche Bildungsideal ist keines der Ausbildung, sondern eines der (angeleiteten) Selbstbildung. Diese Chance hat jeder heute um ein Vielfaches mehr als früher, als man für jeden Scheiß, den man wissen wollte, in die Bibilothek rennen musste.

         

        Aber die Leute nutzen ihre Chancen nicht, weil sie sich den ganzen Tag mit Konsum vollmüllen und keine Muße mehr finden, etwas aus sich zu machen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Viel Streit begleitete vor mehr als 20 Jahren die Einführung der deutschen Rechtschreibreform, die den Fluß zum Fluss und den Paragraphen zum Paragrafen machte."

     

    Habt ihr eigentlich bei der TAZ kein Internet? "Paragraf" ist lediglich die empfohlene Schreibweise bei Frau und Herrn DudenIn (https://www.duden.de/rechtschreibung/Paragraf), "Paragraph" kann man hingegen ohne Verstoß gegen die Regeln weiter schreiben.

     

    Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass eine ausgewiesene Gemanistin wie Frau Krome wirklich meint, "dass die deutsche Sprache seit Jahrhunderten männerdominiert" sei. Schließlich heißt es immer noch Muttersprache (und nicht Vatersprache) und die Männer, die alle eine Mutter haben, lernten diese auch zu einem erheblichen Teil von der Mutter.

     

    Krome ist im Übrigen der Ansicht, dass man in Sprache schwer eingreifen könne und dass sie sich größtenteils von selbst entwickle. Dem stimme ich zu. Das ganze Gender-Gedöns setzt sich durch oder halt nicht. Wahrscheinlich bleibt es zunächst auf die sich als Avantgarde fühlende pseudolinke Clique beschränkt, welchen es durch ihre Lobby-Aktivitäten gelingen mag, die Universitäten und Hochschulen sowie die Wissenschaft unter ihre dümmliche Sprachknute zu zwingen. Zeitungen mögen auch daran partizipieren, um sich nicht den Vorwurf der Diskriminierung gefallen lassen zu müssen (die Schere im Kopf, in Deutschland die beste Zensur).

     

    Aber beim "einfachen Volk" wird dieses Gender-Gedöns vorerst nicht ankommen. Erst wenn meine Kindeskinder soweit sind und sich das Akademikerproletariat richtig ausgebildet hat, mag es soweit kommen. Aber dann bin ich gottseidank nicht mehr am Leben und muss mir das nicht mehr "anlesen". :-)

     

    Ändern wird sich an der Ungerechtigkeit durch den Sprachwandel ohnehin nichts. Das Sein bestimmt über die Sprache, nicht aber die Sprache über das Sein!

    • @849 (Profil gelöscht):

      "Das Sein bestimmt über die Sprache, nicht aber die Sprache über das Sein!"

      Dito! Die Heteronormativität ist am Bröckeln. Homofeindlichkeit wird von den meisten, insbesondere von jungen Menschen in Städten als negativ angesehen. LGBT*I kämpfen um Annerkennung. Geschlechtervielfalt wird immer mehr in Medien abgebildet ...

      Allerdings gibt es auch einen gewissen regressiven Backlash. Und da sollten sich Menschen entsprechend positionieren, damit die Fortschritte in Bezug auf Geschlechter eben nicht wieder zurückgefahren werden.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Dass die Heteronormativität bröckelt begrüße ich ja. Nur wird sich dieser Umstand, wie oben ausgeführt, nicht in der Sprache spiegeln oder allenfalls als Moderscheinung, die dann auch irgendwann wieder passé ist. Es ist auch viel wichtiger, dass man auch hier es einfach macht und nicht die ganze Zeit nur drüber redet. Einfach versuchen so sein, wie man ist. Die Toleranz der Gesellschaft ist groß genug. Nur muss man nicht erwarten, auch Akzeptanz zu bekommen. Das hat's aber auch nicht nötig.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Gut gesprochen, liebe® Interims-Deutsche®