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Gender Pay GapAbwarten reicht nicht

Man kann es nicht mehr hören. Aber man kann leider auch nicht so tun, als gäbe es das Problem Gender Pay Gap nicht.

Gleichberechtigung heißt auch gleiche Bezahlung Foto: Stefan Boness

F rauen haben 2019 in Deutschland durchschnittlich 19 Prozent weniger verdient als Männer, das gab das Statistische Bundesamt vergangene Woche bekannt. Der Gender Pay Gap lag damit 1 Prozent niedriger als im Jahr davor. Keine schlechte Nachricht. Aber auch keine gute. Eigentlich gar keine. Dass Frauen weniger verdienen, kann an niemandem mehr vorbeigegangen sein. Die taz zum Beispiel hat die neue Berechnung nicht einmal vermeldet. Auch ich habe länger überlegt, hier wirklich noch mal über den Gender Pay Gap zu schreiben. Irgendwie kann man es ja nicht mehr hören.

Aber man kann leider auch nicht so tun, als sei das Problem zwischenzeitlich kleiner geworden. Also doch: 1 Prozent kleiner. Ein Mann verdiente durchschnittlich 21,70 Euro pro Stunde, eine Frau 17,33 Euro. Das statistische Bundesamt erklärt, dass 3,09 Euro von den 4,37 Euro Unterschied strukturbedingt sind. Frauen arbeiten öfter in Branchen und Berufen, in denen man eher wenig verdient, kommen seltener in Führungspositionen und arbeiten häufiger in Teilzeit.

Das Bundesamt berechnet deshalb noch einen zweiten Gender Pay Gap, den bereinigten, für den es diese Effekte herausrechnet. Der Unterschied liegt dann deutlich niedriger, für 2018 bei 6 Prozent. Ach so, könnte man jetzt sagen, was soll denn dann das Drama?

„Eine so ausgerichtete Variablenkontrolle ergibt nicht, dass der Gender Pay Gap Fiktion ist, sondern sie besagt: ‚Frauen würden das Gleiche verdienen wie Männer, wenn wir alle Faktoren entfernen würden, die geschlechtsspezifische Benachteiligung am Arbeitsplatz verstärken und widerspiegeln‘“, schreibt die Ökonomin Linda Scott in ihrem Buch „Das weibliche Kapital“. Es sind also keine strukturellen Einflüsse, die man rausrechnen sollte, sondern strukturelle Einflüsse, die das Problem verursachen.

Bitte weiterdenken!

Übliche Vorschläge, was gegen die ungleiche Bezahlung helfen könnte: Mehr Frauen in Führungspositionen. Mehr Frauen in Männerberufen. Bessere Kinderbetreuung, damit mehr Frauen Vollzeit arbeiten. Aber wollen wir das wirklich? Und vor allem: Wie soll das funktionieren? Die Berufe, die überdurchschnittlich viele Frauen ausüben, sind ja keine, die wir als Gesellschaft nicht bräuchten. Wenn mehr Frauen Ingenieurinnen werden, ist das toll. Aber wer pflegt dann die Alten? Noch mehr Arbeitskräfte aus dem Ausland? Das würde vielleicht dem Gender Pay Gap helfen, aber den Migration Pay Gap (ja, den gibt es auch) verstärken. Und wer übernimmt die Carearbeit, wenn alle Vollzeit arbeiten?

Der Gender Pay Gap sollte besser ein Anlass sein, weiterzudenken. Erstens darüber, ob eine Vollzeitstelle 40 Stunden umfassen sollte. Zwei 30-Stunden-Stellen ließen sich mit Kindern, Hausarbeit und Freizeit schon besser vereinbaren. Und zweitens darüber, wie sich erreichen lässt, dass Menschen, die so wichtige Berufe wie Pfleger:in oder Erzieher:in ergreifen, besser bezahlt werden.

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Susan Djahangard
Susan Djahangard arbeitet von Hamburg aus als freie Journalistin. Für die taz schreibt sie vor allem die Kolumne "Sie zahlt" über Feminismus, Geld und Wirtschaft.
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25 Kommentare

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  • "Frauen würden das Gleiche verdienen wie Männer, wenn wir alle Faktoren entfernen würden, die geschlechtsspezifische Benachteiligung am Arbeitsplatz verstärken und widerspiegeln" ... na die Faktoren werden bewusst nicht benannt, weil es sie in dieser konkreten Form überhaupt nicht gibt. Es ist eben nur so ein Gefühl, lauter soft Skills, die vermeintlich die systematische Benachteiligung von Frauen bewirken.

    Tatsächlich ist es die Arbeitsplatzwahl, die zu einer unterschiedlichen Bezahlung führt.

  • Ich bin ja dafür, dass man sich mit einer eher sozialistischen Ansatzweise der Entlohnung auseinandersetzt. Gleichzeitig bin ich auch dafür, dass Bauarbeiter und Handwerker bereits mit 55 bei voller Auszahlung in Rente gehen können, während Sprachwissenschaftler_Innen und Soziolog_Innen bis 65 arbeiten müssen ;).

    • @Hampelstielz:

      Guter Ansatz. Wer höher körperlich belastet wird, hat auch eine geringere Lebenserwartung und bezieht deshalb bei gleichem Renteneintrittsalter weniger Rente als diejenigen, die es im Job bequem haben :-). Für Bergleute, die langjährig unter Tage gearbeitet haben, gibt´s immerhin Rente mit 62 (§ 40 SGB VI).

  • Ginge es nur(!) um Diskriminierung, hätte sich das GPG längst viel stärker zu Lasten der Männer nivelliert. In der Marktwirtschaft rechnet es sich schlicht nicht, für gleichwertige Arbeit per se teurere Leute einzustellen.

    Das Problem ist daher aus meiner Sicht, dass die gesellschaftspolitischen Ansätze zur Beseitigung des GPG nicht an seine wesentliche verbliebene Wurzel gehen. Die sehe ich in der "festgeschriebenen" ungleichen Verteilung des Einsatzes im familiären Bereich: Kinderbetreuung, Care-Arbeit etc. sollen Frauendomänen bleiben (können).

    Ändert sich an dieser Prämisse nichts, belibt umgekehrt die primäre Erwerbsleistung in der Mehrzahl der Haushalte Männersache, und bei der Jobwahl und der Art, wie die Karriere betrieben wird, priorisieren diese Männer stark die Einkommenshöhe. Auf der anderen Seite hält es eine weibliche Workforce aufrecht, die zu erheblichen Teilen aufgrund der Querfinanzierung durch die zugehörigen Männer andere Prioritäten setzen kann und das auch teilweise schon tut, wenn es besagte Männer gar nicht (oder noch nicht) gibt.

    Diese Frauen - das sind bei weitem nicht alle, aber marktbestimmend viele - stehen weiter freiwillig auch für schlechter bezahlte Arbeiten zur Verfügung, solange die ihren nicht-monetären Interessen entsprechen (neben Work-Life-Balance können das - in unterschiedlicher Ausprägung - z. B. Menschenbezogenheit, Jobsicherheit, oder Stressfreiheit sein). So verderben sie in den von ihnen bevorzugten Bereichen ("Frauenberufe") effektiv - und auch für Männer - die Preise, solange man diese Berufe nicht planwirtschaftlich organisiert (und Männern weitgehend unzugänglich macht) - was dann wieder mit "Gleichstellung" wenig zu tun hätte.

    Wie auch das Beispiel dieses Artikels zeigt, ist die Änderung der Prämisse (noch) weitgehend unerwünscht - ein Teufelskreis, den aus meiner Sicht tatsächlich nur die Zeit und ein mit ihr einhergehender allmählicher Wandel aus den Familien heraus lösen kann.

  • Die These vom Gender Pay Gap beruht auf der Annahme, dass die Betriebsleitungen Männer für gleiche bzw. gleichwertige Tätigkeiten besser bezahlen als Frauen, also eine Art Geschlechterprämie zahlen. Da eine solche Prämie den Profit mindert, erscheint ein derartiges Verhalten wenig plausibel, so dass Anlass besteht, genauer hinzusehen.

    Vor einiger Zeit wurde in einer juristischen Fachzeitschrift das Ergebnis einer Umfrage über die Gehaltsvorstellungen angehender Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte veröffentlicht. Die Frauen nannten als Ziel ein Jahresgehalt, das im Durchschnitt ca. 15.000,00 EUR unter dem von den Männern angestrebten Durchschnittsverdienst lag. Dies deutet darauf hin, dass unter den Frauen ein höherer Anteil derjenigen zu finden war, denen der Verdienst weniger wichtig ist als andere Faktoren, z. B. eine kürzere Arbeitszeit und eine bessere Work-Life-Balance. Gerade die taz ist voll von Artikeln, in denen das Streben nach immer mehr Geld bzw. immer mehr Konsum, dickeren Autos und anderen mit einem erhöhten "ökologischen Fußabdruck" verbundenen Lebensstilelementen kritisiert wird, meist verbunden mit der Anregung, das Leben auf andere, immaterielle Ziele auszurichten. Männern, denen es nur um Geld geht, wird dabei auch gern "toxische Männlichkeit" vorgeworfen. Kann es sein, dass es prozentual schlicht mehr Frauen als Männer gibt, die diese Grundhaltung teilen, für die die Höhe des Einkommens eine geringere Rolle spielt und die sich den Beruf dementsprechend nach anderen Kriterien aussuchen? Dies würde den Gender Pay Gap zu einem erheblichen Anteil erklären. Nur fragt sich dann, wieso das eigentlich ein Problem sein soll.

    Übrigens wird im Artikel der Ingenieurberuf, für den ein Studium erforderlich ist, mit dem Altenpflegeberuf verglichen, der ein Lehrberuf ist. Warum wird nicht das Gehalt in Pflegeberufen mit dem in männerdominierten Lehrberufen verglichen, z. B. mit dem von Kfz-Mechatronikern? Weil die Ergebnisse nicht ins Narrativ passen?

    • @Budzylein:

      Korrektur: "Lehrberuf" ist die falsche Bezeichnung. Richtig ist "Ausbildungsberuf". Ändert aber in der Sache nichts.

    • @Budzylein:

      Der bereinigte GPG ist Ausdruck einer durchschnittlich schlechteren Bezahlung, unabhängig von der Zahl der Wochenstunden. Das sollte es auch dann nicht geben, wenn man nicht ganz so konsumgeil ist und deshalb weniger (lohn-!)arbeitet. Oder auch gar nicht mehr schafft, weil man auch unentgeltlich noch jede Menge Arbeit hat.

      • @Karl Kraus:

        Ja, wenn der Stundenlohn in demselben Beruf für Frauen niedriger ist als für Männer, ist das ein Gender Pay Gap. Aber in Tarifverträgen gibt es keine unterschiedlichen Bewertungen nach dem Geschlecht, und wo das Gehalt individuell ausgehandelt werden muss, ist das Verhandlungsgeschick von Einzelpersonen maßgebend und nicht das Geschlecht.

        Ich habe zwar schon häufig die Behauptung gelesen, in sog. Frauenberufen seien die Stundenlöhne niedriger als in "gleichwertigen" sog. Männerberufen. Ob aber 2 Berufe tatsächlich gleichwertig sind, ist eine nicht wirklich sicher zu beurteilende Wertungsfrage. Und es gibt auch erhebliche Differenzen in ein und demselben Beruf, die aber in aller Regel andere Ursachen haben als das Geschlecht; z. B. wird in Betrieben mit hohem gewerkschaftlichen Organisationsgrad meist deutlich mehr verdient als in Betrieben, in denen die Gewerkschaften mangels Mitgliedern nichts zu melden haben, wie z. B. in Kleinbetrieben, in denen kein Kündigungsschutz besteht und Versuche, die Belegschaft zu organisieren, von der Betriebsleitung leicht durch Entlassungen (oder die Drohung damit) vereitelt werden können.

        Eines ist jedenfalls sicher: Wer in Berufen arbeitet, die körperlich stark belastend sind, in denen aber keine hohe formale Qualifikation gefordert wird, verdient meist grottenschlecht im Vergleich zu den Akademikern in den Bullshit-Jobs, bei denen der Betrieb unbeeinträchtigt weiterläuft, wenn sie nicht zur Arbeit kommen. Dieser Gap wird leider deutlich seltener thematisiert.

    • @Budzylein:

      "Kann es sein, dass es prozentual schlicht mehr Frauen als Männer gibt, die diese Grundhaltung teilen, für die die Höhe des Einkommens eine geringere Rolle spielt und die sich den Beruf dementsprechend nach anderen Kriterien aussuchen?"

      Das kann sein. Es kann genauso gut sein, dass diese Frauen zumindest zu erheblichen Teilen einen Mann haben (oder das zumindest für die nahe Zukunft beabsichtigen) und dessen "toxisches" Erwerbsgebahren gerne in ihre persönliche finanzielle Mischkalkulation und Lebensplanung aufnehmen. Aus meiner Sicht wird der Aspekt der (individuell gewollten!) Querfinanzierung innerhalb von Partnerschaften bei der Analyse des GPG viel zu wenig berücksichtigt.

      Es kann aber AUCH sein, dass Frauen nach wie vor viel mehr Bescheidenheit beigebracht bekommen. "Toxische Männlichkeit" drückt sich eben vielfach auch in einem kultivierten Bewusstsein aus, als Arbeitskraft deutlich mehr "wert" zu sein, als das eigentlich der Fall ist. Das führt logisch zu höheren Gehaltsvorstellungen. Zumindest gilt das in den Bereichen, wo Gehälter noch frei verhandelt werden, was freilich nur ein Teilbereich des gesamten Arbeitsmarktes ist.

      Die Medaille hat also sicher ganz viele Seiten. Meiner persönlichen Einschätzung nach wiegt aber von allen die weiterhin als recht selbstverständlich betrachtete Rollenverteilung in den individuellen Familen - sie primär verantwortlich für Kinder und Familie, er primär für den Broterwerb - mittlerweile am schwersten. Die Situation am Arbeitsmarkt folgt daraus, nicht andersherum.

      • @Normalo:

        Ich stimme Ihnen zu. Insbesondere ist es durchaus möglich, dass Frauen häufiger als Männer zur "Bescheidenheit" sozialisiert wurden und deshalb - statistisch gesehen - niedrigere Gehälter fordern als Männer. Trotzdem ist das dann eher ein Verhandlungsgeschick-Pay-Gap als ein Gender Pay Gap. Denn solche Verhandlungen laufen individuell zwischen 2 Beteiligten ab und haben nichts mit einer Benachteiligung wegen des Geschlechts durch den Arbeitgeber zu tun. Jeder Arbeitgeber will so wenig wie möglich zahlen, und wer wenig fordert, bekommt auch wenig - unabhängig vom Geschlecht.

        • @Budzylein:

          Die Gehälter werden nicht überall irgendwie ausgehandelt. Dieser Fall ist sogar extrem selten. Das ist eine Nebelkerze derjenigen, die möchten, dass es ein individuelles Problem ist. Die Ursachen sind komplex, aber genau danach sollten wir suchen und sie idealerweise abstellen.

  • Man sieht das in der Luftfahrt: nahezu alles Männer wie ich. Nicht das die Frauen schlechter wären, im Gegenteil: im Durschnitt sind sie besser als die Männer. Aber es gibt nicht genug willige Frauen, sodass der Frauenanteil trotz fast schon verzweifelter Bemühungen zu meinen Studienzeiten bei rund 10% lag und es nach aktuellen Aussagen immer noch ist. Deckt sich auch mit den privaten Erfahrungen: bei technischen Diskussionen im Bekanntenkreis sind fast alles Männer. Die meisten Frauen finden diese Gespräche schlicht und ergreifend nicht interessant.

  • Es ist gut, die diversen Faktoren zu bennen. Dadurch wird auch klar, worauf die Frauen selbst Einfluss haben und auf welche eher nicht. Der Karriereknick wegen Nachwuchs ist da ein deutlicher Faktor, wo Politik und Gesellschaft noch nachbessern müssen.

    Die Diskussion um sogenannte "Männerberufe" kann man aber tatsächlich nicht mehr hören. Seit Jahrzehnten wird alles versucht, Mädchen die MINT-Studiengänge und die technischen Lehrberufe schmackhaft zu machen. Der "Girls-Day" lässt grüssen, fast schon täglich wie das Murmeltier. Aber wenn die Damen nicht wollen, dann wollen sie halt nicht. Jede Ingenieur-Studentin tut jedenfalls mehr für die Gleichstellung als alle Sozialwissenschaftlerinnen zusammen, die stets nur analysieren und lamentieren, aber letztendlich nur von der Seitenlinie kommentieren statt selbst ins Spiel einzugreifen.

    • @Winnetaz:

      Da machen Sie es sich jetzt doch recht einfach--die Diskussion um Maennerberufen, die sie hier beklagen, hat mit dem Artikel wenig zu tun. Susan Djahangard argumentiert doch, dass man sich mal ueberlegen sollte, ob es man den gender pay gap dadurch beheben kann, dass Frauen in den gleichen Berufen/in der gleichen Weise arbeiten wie Maenner--ob das ueberhaupt ein gesellschaftlich tragfaehiges Modell waere. Oder ob wir vielleicht mal darueber nachdenken sollten, wie man (i) verschiedene Arbeiten/Aufgaben entlohnt/entwertet und (ii) man die Rolle von Arbeit gesellschaftlich neu denken sollte, um Gleichstellung zu ermoeglichen. Das ist jetzt schon etwas ambitionierter als ein "Girls Day" (aber davon abgesehen, ist die Existenz von Girls Days ein ziemlicher duenner Beleg dafuer, dass seit "Jahrzehnten alles versucht wird" um Gleichstellung in MINT Berufen hinzubegkommen.)

      • @loco15:

        """



        ... um Gleichstellung in MINT Berufen hinzubegkommen



        """

        Warum muss man denn Gleichstellung in MINT Berufen hinbekommen und warum braucht man dazu die statistische Kenngröße Gender Payment Gap ?

        Wenn man sich z.B. mal die Studienanfängerzahlen anguckt, dann sieht man, dass Frauen insgesamt und in ganz vielen Studiengängen inzwischen die Mehrheit stellen.

        Dass es dann in einigen anderen Bereich ggfs. zu Knappheiten (oder Überangebot) kommt und dass sich das u.U. auch in der Bezahlung ausdrückt, ist möglich.

        Aber ingesamt ist es doch ein Bild, das eine ziemlich "asymmetrische Mobilmachung" darstellt und wo man einfach sagen kann, dass Frauen auf breiter Front Auf- und Überholen.

        Warum ist es wichtig, dass man "in MINT-Berufen eine Gleichstellung hinbekommt" (und was bedeutet das genau) ? Warum sind viele andere Gaps, die gerade entstehen oder schon da sind und bei denen Männer nicht immer in Führung liegen, uninteressant ?

        Es ist klar und richtig, dass statistische Kennzahlen wie der GPG analytisch auf Probleme hinweise können. Aber inwiefern liegt da teilweise die Annahme vor, dass die Reduktion solcher "Gaps" (und welcher Gaps ? aller oder nur bestimmter ?) in einem diversen, pluralistischen und damit auch asymmetrischen Gesellschaftskontext ein "Wert an sich" ist und stimmt das überhaupt ?

        • @Shaftoe:

          Ja, Sie werfen da einige interessante Fragen auf. Aber mein Kommentar bezog sich konkret auf die Behauptung des Vor-Kommentators ("Gleichstellungsbeauftragter"), dass seit Jahrzehnten alles dafuer getan wird, eine Gleichstellung in MINT Faechern zu erreichen--er hatte da auf "girls days" hingewiesen. Das find ich duenn, so als Beleg.

    • @Winnetaz:

      für MINT Studiengänge könnte man ne Quote einführen

      • @Usch Bert:

        Ganz schlechte Idee. Zu meiner Studienzeit (Luft- und Raumfahrttechnik) hatten wir einen Frauenanteil von rund 10% (laut aktuellen Aussagen hat sich diesbezüglich kaum etwas geändert), trotz aller (fast schon verzweifelten) Bemühungen, mehr Frauen reinzubekommen. Was also tun, wenn es schlicht und ergreifend zu wenig weibliche Bewerber gibt? Weniger Jungs zulassen? "Schlechtere" Mädels statt "besserer" Jungs nehmen? Letzteres wird an zwei Dingen scheitern: die Frauen, die sich bewerben, sind schon überdurchschnittlich gut. Und dann gibt es noch Prüfungen wie Höhere Mathematik I/II, die gründlich aussortieren. Soll es dann zwei HM-Prüfungen geben, eine Schwerere für die Männer und eine Leichtere für die Frauen?

        • 9G
          97287 (Profil gelöscht)
          @Luftfahrer:

          An der TUB musste man HM I/II/III belegen, jedenfalls ind den 70er Jahren.



          bei Becker/Jensen und Morgenstern.



          Es waren keine 5%, sonst wäre mir das aufgefallen. Aber die Mädels, die Ingenieurwissenschaften studierten , waren durchwegs besser. Gucken Sie mal die Noten beim den Abi-Prüfungen an. Da sieht es im Schnitt finster aus für die Jungs.

          • @97287 (Profil gelöscht):

            HM III war bei uns an der Universität Stuttgart auch Pflicht, aber dahin sind nur die gekommen, die HM I/II geschafft haben. Wem es zu hart war, ist schon vor HM III abgesprungen ;).

      • @Usch Bert:

        Mit Quoten kann man vielleicht Männer aufhalten, die gleich qualifizierte weibliche Mitbewerber verdrängen. Aber wenn es diese weiblichen Mitbewerber gar nicht gibt - und das ist ja bei den MINT-Studiengängen das Problem - dann wird eine Quote sie nicht herbeizaubern.

  • Was soll man immer wieder das gleiche schreiben...



    In unserer (kleinen) Abteilung die Außendienst machte haben wir innerhallb von 10 Jahren bei Jobwechslern jedes mal gezielt Frauen aus dem Betrieb angesprochen ob das nichts wäre. Wir haben das denen locker zugetraut und beste Einarbeitung zugesagt. Sie selbst haben sich das dennoch nicht zugetraut (aus privaten wie auch aus arbeitsumfang-Gründen). Es ist daher nach wie vor eine reine Männerabteilung. Gehaltsunterschied zwischen Innen- und Außendienst fast 30.000 €/a.

    • @Tom Farmer:

      Solche Anekdoten gibt es zuhauf und es zeigt ganz einfach dass man ausschließlich auf den bereinigten GPG Rücksicht nehmen sollte.

      Es kann doch wohl keiner erwarten dass im Innendienst gleich verdient werden soll wie im Außendienst.

  • Die beiden Vorschläge im letzten Absatz sind gut (30-Stunden-Stelle, Bessere Bezahlung für "wichtige" Berufe). Nur - unter der Voraussetzung, dass es nicht verboten wird auch trotzdem noch 40 oder mehr Stunden zu arbeiten und dass es nicht verboten wird auch weiterhin in "unwichtigen" Berufen mehr Geld zu verdienen als in "wichtigen" Berufen (weil der Arbeitgeber bereit ist, das zu bezahlen, weil er damit Geld verdienen kann) - wie wollen sie garantieren, dass dann der Gender Pay Gap (GPG) nicht gleich bleibt oder sogar steigt ? Gehen Sie davon aus, dass die 30-Stunden-Stelle und die bessere Bezahlung für die "wichtigen" Berufe, wenn sie in der Breite eingeführt werden, keinerlei Auswirkungen (im Sinne von Verknappung des Arbeitsangebots und damit Erhöhung der Preise für Mehr-als-30-Stunden-Arbeiter und Arbeiter in "unwichtigen" Berufen) auf die Verdienstmöglichkeiten der übrigen Arbeitnehmer hat ? Die Arbeitnehmer in den "wichtigen" Berufen können dann mehr Geld ausgeben und die Arbeitnehmer in den "unwichtigen" Berufen sind ggfs. immer noch produktiver, weil sie mehr Maschinen und Technologie einsetzen können. Inwiefern wollen sie durch Beobachtung des GPG feststellen können, dass die Standardvollzeitarbeitszeit "genug" gesenkt wurde und dass die "wichtigen" Berufe jetzt "genug" Bezahlung bekommen ? Wenn der GPG bei 0 liegt ? Sind sie sicher, dass das - unter Beachtung der vorgenannten Elastizitäten am Arbeitsmarkt - überhaupt erreichbar ist, solange es unterschiedliche Präferenzen bei der Arbeitsplatzwahl zwischen den biologischen Geschlechtern gibt ? Oder wollen sie die 30-Stunden-Stelle verbindlich machen und die bessere Bezahlung in "wichtigen" Berufen darüber definieren, dass diese nicht mehr oder weniger als in irgendeinem "Normalberuf" betragen darf ? Warum ist das Auf-Null-Bringen einer einzelnen statistischen Kennzahl ein besonders wichtige Frage in einer diversen und pluralistischen Gesellschaft ?

    • @Shaftoe:

      "Wenn der GPG bei 0 liegt ? "

      Dann wird die Diskusssion um den MPG geführt.

      Es ist eine unendliche Diskussion. Und ja, der Beitrag "ich habe länger überlegt, hier wirklich noch mal über den Gender Pay Gap zu schreiben" bringt keine neuen Erkenntnisse, noch nicht einmal neue Diskussionsbeiträge oder Lösungsansätze. Es ist nun mal so, dass nicht alle Berufe gleich bezahlt werden.