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Gefühl der UngerechtigkeitWaldorfs Demokratie­verständnis

Eine Pianistin spielte im Unterricht, es gab Bioessen. Doch unsere Autorin fühlte sich als Waldorfschülerin benachteiligt. Heute weiß sie es besser.

Demonstration von Waldorfschülern für einen gerechten Umgang mit Fördergeldern im Jahr 2009 Foto: Becker Bredel/imago

E s war Aufruhr in der Schulgemeinschaft. Man plante politische Aktionen. Ich weiß nicht mehr, um was es genau ging. Aber ich spürte deutlich, dass man sich als Waldorfschulgemeinschaft in der Existenz bedroht sah.

Dass es ein ganz starkes Gefühl von Unrecht gab, weil man weniger Geld bekam als vergleichbare öffentliche Schulen. Ich habe mich mit vollster Überzeugung benachteiligt gefühlt. Vermutlich ganz ähnlich wie die demonstrierenden Berliner Waldorfkinder, die am 19. 9. 2023 vors Rote Rathaus zogen.

Meine ersten Erinnerungen an Politik hängen also mit der Finanzierung meiner Waldorfschule zusammen. Das hat dazu beigetragen, dass mein Vertrauen in den Staat und in demokratische Prozesse bereits als Kind unterminiert wurden. Ich habe durch solche Argumentationslinien verstanden: Der Staat ist böse und gängelt uns unrechtmäßig – nicht nur über das Geld, sondern beispielsweise auch über die Regelungen für Schulabschlüsse.

Ein starkes Gefühl von Unrecht

Worüber damals niemand mit mir geredet hat, waren die unfairen Vorteile, die Waldorfschulen haben: Sie können sich die Kinder aussuchen, die „zu ihnen passen“ und sie können Schulverträge wieder kündigen, wenn Kinder „unbeschulbar“ werden oder das „Vertrauensverhältnis zu den Eltern“ zerrüttet ist.

An meiner Waldorfschule gab es kaum Kinder, die nicht Deutsch als Erstsprache hatten. An den umliegenden Grundschulen waren es teils über 90 Prozent, deren Zweitsprache es war. Zudem ist ein christlicher Religionsunterricht an nahezu allen Waldorfschulen verpflichtend.

Durch bewusste Selektion bestimmter Kinder kreieren Waldorfschulen eine sehr spezifische Gemeinschaft, die viele ressourcenstarke Eltern bindet und Kinder die mehr Ressourcen bräuchten, nicht aufnimmt oder später abstößt.

Wir haben damals auch nie über den Reichtum gesprochen, in dem wir aufwuchsen. Wir hatten einen Eurythmiesaal mit Parkett und eine Pianistin, die täglich für den Unterricht spielte. Wir haben an Vollholztischen gesessen, frisch gekochtes Bioessen bekommen und mit qualitativ sehr hochwertigen Materialien gemalt, musiziert, gestrickt und gewerkt. Ich dachte wirklich, das käme einfach nur weil „uns“ Bildung nun mal wichtig wäre und dass jedes Kind auf die Waldorfschule gehen könne, wenn die Eltern es nur wollten.

Eine Pianistin, frisches Bioessen, teures Werkzeug

Wir haben uns eher arm gefühlt, weil irgendwie immer zu wenig Geld da war und wir nach jeder Aufführung mit Hut oder Geigenkasten an den Ausgängen standen. Und Schulgeld wäre ja auch gar nicht nötig, wenn die Waldorfschulen voll finanziert würden. So dachte ich auch noch, nachdem ich meine Schule längst verlassen hatte.

Heute bringe ich meine Kinder morgens in eine unterfinanzierte öffentliche Grundschule und frage mich: Was wäre, wenn das praktische, politische und finanzielle Engagement der „Waldorfkohorte“ bei Regelschulen und Kiezinitiativen ankommen würde, weil sie einfach Teil davon wären? Wenn Holzwerkstatt und Malatelier inklusiv wären?

Bildungsgerechtigkeit kann doch nicht dadurch entstehen, dass ressourcenstarke Familien sich in eine scheinbar geborgene Parallelgemeinschaft zurückziehen, wo Kinder fast unkontrolliert nach einem problematischen Lehrplan unterrichtet werden und dann vielleicht, so wie ich, mit einem verzerrten Demokratieverständnis in die Welt gehen?

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43 Kommentare

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  • Leider weiß die ehemalige Waldorfschülerin es heute nicht besser: die wesentliche finanzielle Ressource, mit der gutes Material und musizierende Kolleg*innen finanziert werden, ist der Gehaltsverzicht der Lehrerinnen und Lehrer, durchaus 1.000 €/Monat gegenüber denen, die an staatlichen Schulen arbeiten.

  • Was im Kleinen funktioniert, muss im Großen nicht umsetzbar sein.

  • Bildungsgerechtigkeit kann doch nicht dadurch entstehen, dass ressourcenstarke Familien sich in eine scheinbar geborgene Parallelgemeinschaft zurückziehen, wo Kinder fast unkontrolliert nach einem problematischen Lehrplan unterrichtet werden und dann vielleicht, so wie ich, mit einem verzerrten Demokratieverständnis in die Welt gehen?



    ----



    Trotz Waldorfschule zum nachdenklichen, kritischem hinterfragenden Menschen geworden?



    Frau Lea, du hast die "Benachteiligungen" deiner Schulbildung gut kompensiert! :-) Glückwunsch für dich & deine Kids!

    • @Sikasuu:

      Eben deshalb braucht es eine gleichberechtigte Förderung von Kindern auf Privatschulen durch den Staat. Dann sind die Schulen auch nicht auf ressourcenstarke Eltern angewiesen.

      Das funktioniert in den Niederlanden wo die überwiegende Zahl der Schulen Privatschulen sind ganz wunderbar mit besseren PISA-Werten, auch bei Kindern mit Migrationshintergrund.

      • @Rudolf Fissner:

        Eben deshalb braucht es eine gleichberechtigte Förderung von Kindern auf Privatschulen durch den Staat. Dann sind die Schulen auch nicht auf ressourcenstarke Eltern angewiesen.



        ----



        Nein Rudolf, das Gegenteil wäre passender!



        "Privatschulen" sind mMn. ALLE "Konfessionsschulen" im übertragenen Sinn, werden aus "ideologischen, politischen, usw Gründen" gegründet, betrieben!



        Wir haben ein "staatliches Schulsystem", das massiv verbessert werden muss, unterfinanziert), doch wenn "Leute" meinen, sie müssten eine "private Schule" gründen, betreiben, sollte die als "Ersatzschule" anerkannt werden, wenn die Qualität kontrolliert werden kann,, aber nicht finanziell Unterstützt werden!



        Btw. Privatschulen sind mMn. genau wie ein "privates Finanzamt" nicht machbar, notwendig!

  • "eine sehr spezifische Gemeinschaft, die viele ressourcenstarke Eltern bindet"

    Wenn der Staat pro Kind auf Privatschulen mit weniger Geld fördert, dann ist man nach Adam Riese logischerweise auf ressourcenstarke Eltern auch angewiesen.

    Interessant in dem Zusammenhang eine freie Schule für bildungsbenachteiligte Kinder im Berliner Wedding. ( taz.de/Privatschul...unktkiez/!5041547/ )

    Sie kann erst recht nicht mit den staatlichen Geldern zurecht kommen. Auch fehlen ressourcenstarke Eltern. Sie ist auf private Förderer angewiesen.

    Hinzu kommt als weiterer Spareffekt die regelmäßige Mitarbeit die Eltern zu leisten haben und die geringen Löhne für Lehrer an Waldorfschulen (90% der öffentlichen).

    Die Mitarbeit der Eltern zeigt sich auch bei den Schulbauten. Qualität und günstige Baupreise ist auch durch eine gute Planung und fachliche Begleitung bedingt. Mit engagierten Eltern vom Fach ist das möglich.

    Ressourcen sind nicht nur Geld, auch fachliches Know How, Engagement und Mitarbeit gehören dazu. Dinge die an öffentlichen Schulen fehlen oder gar nicht erst möglich sind.

    • @Rudolf Fissner:

      ...genau - & durch das Engagement von uns Eltern der " freien " Schulen, werden die staatlichen Einrichtungen entlastet - soll heißen - es werden Plätze für Schüler frei, deren Eltern nicht über die finanziellen & zeitlichen Kapazitäten verfügen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Öffentliche Schulen sind nicht selbstverwaltet. Eine Mitarbeit ist dort bereits systemisch nicht angedacht und möglich.

        Und das mit den resourcenstarken Eltern haben Sie auch noch nicht verstanden. Sie werden gebrauch um gerade auch Kinder aus Geringverdienerfamilien aufnehmen zu können; der Staat macht keinen Unterschied bei geringeren Fördermitteln beim Einkommen. Selbst die ärmste Kirchenmaus wird auf freien Schulen weniger gefördert vom Staat.

  • Ich habe jetzt des öfteren diese Kolumne gelesen und frage mich jedes Mal, was genau das eigentlich soll? Mag sein, dass es die persönliche Meinung einer einzelnen Person widerspiegelt. Aber in einer Zeitung, die tausende an Lesern erreicht, immer nur die subjektiv wahrgenommenen schlechten Dinge der Waldorfschule, oder allgemein der Anthroposophie darzulegen, kommt mir eher so vor, als wolle man eine (viel zu wenig vorhandene) Schulform mit Absicht ins möglichst schlechte Licht rücken, um den ohnehin schon Vorurteil behafteten Ruf dieser Schulen, weiterhin aufrecht zu erhalten. Meiner Meinung nach sind die Artikel weder lesenswert, noch gerechtfertigt. Zu kritisieren gibt es alle Mal mehr als genug - aber nicht nur an Waldorfschulen, sondern vor allem auch an staatlichen Schulen. Und das liegt nicht am Ausländeranteil oder zu wenig Geld. Und einen Lehrplan zu kritisieren, der seine Schüler größten Teils genauso zum Bestehen des Abiturs bringt, wie jeder andere auch, zumal es aktuell so aussieht, das vorallem an staatlichen Schulen Quereinsteiger, ohne auch nur annähernd passende Qualifikation an den Schulen unterrichten sollen, ist schlicht lächerlich. Das aktuelle Zeitgeschehen im Blick zu behalten, und ich kann aus Überzeugung sagen, dass auch die Waldorfschulen sich weiter entwickeln, wäre zumindest einmal ein Anfang.

    • @Sjr:

      Schön - wennse das so sehen können.



      Nur geht‘s der Autorin darum ja grade nicht. Und daß woanders auch was im Argen liegt - may be - But so what.

  • Als ex Waldorfschüler: komischer Beitrag. Ich habe ähnliche Debatten erlebt und an Demos fur die Finanzierung teilgenommen.

    Mein Vertrauen in Staat und Demokratie haz das nicht unterminiert.

    Es ist doch grade Bestandteil von Demokratie, dass Interessesgruppen wie Waldorfschulen, Industrieverband, Schützenverein usw. Sich politisch für ihre Belange einsetzen können und dürfen.

    Mein Sohn geht in eibe normale Kita ohne großes Eltern Engagement. Weil wir weder Zeit noch Lust auf freiwilligen Einsatz in der Kita haben.

    Tochter einer Freundin geht in eine waldkita (nox Waldorf) und die Freundin muss pro Woche x Stund/en freiwillig dort arbeitet.

    Ist mein Sohn deshalb benachteiligt?

    Das rein deutschsprachige sehr ethnisch/kulturell undiverse milieu habe ich auch erlebt und bedauert.

    Mein Eindruck war: das war von der Schule gewollt sondern war durch mangelndes Interesse migrantischer milleus an Waldorfschule bedingt.

    In Höheren Klassen haben wir mehrfach unbeschulbare Kinder aus Gymnasium etc aufgenommen die bei uns dann noch Abi machen konnten.

  • Bei aller persönlichen Betroffenheit der Autorin und wenig Verständnis für die Anthroposophie meinerseits, finde ich den schwarz-weißen Schulschnitt etwas arg überdehnt. Muss man wirklich engagierten Eltern die manglmde Ausstattung des öffentlichen Schulwesens zum Vorwurf machen? Oder sollte der Staat nicht eher die erfolgreichen Konzepte vieler Initiativen integrieren um selbst wieder handlungsfähiger zu werden? Immerhin gelingt das ja an einigen Standorten schon, z.B. mit Montessorischulen in staatlicher Trägerschaft.

  • Ja der (wahrgenommene) Luxus solcher Schulen - das können übrigens auch staatliche Schulen mit gutem Einzugsgebiet und/oder mit anspruchsvollem Curriculum (altsprachliche Gymnasien z.B.) sein - ist nicht die methodische oder personelle Qualität, deren Ausstattung oder der reale Effekt des Netzwerkens.

    Es ist vielmehr die soziale Selektion der Schüler, die sich massiv auf den Umgang miteinander und damit auch auf die effektive Unterrichtsqualität auswirkt.

    Bei uns in der Gegend spricht eigentlich wenig für die Lehrkräfte der privaten Schulen: die verdienen deutlich weniger als an staatlichen Schulen (auch ggü. Angestellten) und sind weit häufiger Seiteneinsteiger ohne formale Lehrbefähigung. Regelmäßig sind es auch ehemalige staatl. Lehrer die mit der feindseligen Atmosphäre an (bestimmten) öffentlichen Schulen nicht mehr klargekommen sind.

    Es ist alleine das relativ ungestörte Mittelschichtambiente, dass die Eltern und auch die Lehrkräfte wollen.

    • @Chris McZott:

      Sie treffen den Nagel auf den Kopf!

  • Danke für ihren Artikel. Er spricht einige gute Punkte an, finde ich.

    Ich war ebenfalls Waldorfschüler und habe ebenfalls nicht das beste Demokratieverständnis mitgegeben gekriegt. Das ist bedenklich.



    Ich finde auch, dass es eine Parallelwelt ist, die von Eltern aufgebaut wird, die an staatlichen Schulen etwas bewirken könnten. Gleichzeitig funktioniert das staatliche Schulsystem an vielen Stellen, die ich kennengelernt habe nicht. Ich wäre ohne diese Parallelwelt durchs Raster gefallen, weil ich genau die Zeit und zum Teil auch Methode brauchte, die ich an der Waldorfschule gekriegt und erfahren habe. Ich glaube das sehr vieles was ich machen durfte, an dem oft starren und unbeweglichen System an staatlichen Schulen gescheitert wäre und nicht stattgefunden hätte. Allein schon aus Bürokratie und mangelndem Herzblut.



    Ich weiß, dass das System nicht fair ist und ich davon als weißes Kind aus dem Mittelstand Nutznießer war. Trotzdem will ich nicht wissen was aus mir geworden wäre, wenn es die Waldorfschule nicht gegeben hätte.



    Ich wünsche mir mehr Inklusion und ein kritischeres auseinandersetzen mit den eigenen Privilegien auf Waldorfschulen. Für Menschen wie mich, die einfach keinen anderen Ort gefunden haben sollten sie aber bestehen bleiben.

    P. S. Ist natürlich nur eine Schule, aber ich hatte nicht christlichen geprägten Religionsunterricht. Bei uns hieß das Fach "Ethik". Nur für die Statistik :)

  • Ich wurde damals in der Rudolf Steinerschule Nürnberg, die ich von der 1. Klasse bis zum Abitur besuchte, problemlos vom Religionsunterricht befreit und hatte ersatzweise Ethikunterricht ( dort wurde ich übrigens auch nicht anthroposophisch indoktriniert ). Also stimmt diese pauschale Behauptung eines verpflichtenden Unterrichts nicht. Auch war ich , da ich „ keinen Bock“ auf Eurythmie mehr hatte, ab einem gewissen Zeitpunkt der begleitende Pianist ( unbezahlt natürlich 😉). Meine Schule habe ich als durchaus liberal und offen erlebt und bin dankbar. Da kann es natürlich Unterschiede geben, wie auch in anderen Schulen.

  • Ist wirklich Demonstrieren für seine Sache ein Zeichen verzerrten Demokratieverständnisses? Ist es wirklich besser, alle mit dem gleichen miserablen Schulsystem zu beglücken und keine Alternativen zu akzeptieren? Klingt mir sehr nach Sozialismus, wie wir ihn gehabt haben und nicht nach Demokratie.

  • Unser Sohn war auf einer privaten Ersatzschule.



    Wir haben 300€ im Monat für kleine Klassen und Engagement bezahlt bei Medianeinkommen.



    Ja wir sind privilegiertel.



    Aber:



    Was tut der Staat mit all seinen Mitteln und Personen, um die Schulen so verrotten zu lassen, um seine Lehrer so zu demoralisieren.



    Warum schaffen wir das in unserer kleinen Schule und der so viel potentere Staat schafft das nicht mal ansatzweise?

  • Was hier den Anschein erweckt, dass nur gut situierte Eltern ihr Kind auf eine Waldorfschule schicken, kann nicht generalisiert werden:



    Als wir unser Kind vor 12 Jahren dort einschulten, weil wir das situativ für richtig hielten, waren wir ALG2 Aufstocker. Wir haben ganz wenig und temporär auch gar kein Schulgeld zahlen brauchen und wurden auch niemals deswegen diskriminiert.



    Es war bis zur Mittelstufe die beste Entscheidung, die wir treffen könnten. Beim Abitur gibt es jetzt Nachteile, die meiner Tochter ein paar Punkte hinter dem Komma kosten können, weil es hier wirklich eine Benachrichtigung gibt.

    • @Eifeler57:

      Auch das ist durch die geringere staatliche Förderung mit bedingt. Die Ressourcen für das Abitur fehlen schlicht. Es gibt einfach nicht genügend Lehrer um ein vollständiges Spektrum an Fächern für das Abitur anzubieten. Daher werden Kooperationen mit den öffentlichen Schulen eingegangen.

  • …ach und der Nachbarsjunge wurde von den staatlichen Schulen im Ort reihum gefeuert und für „nicht tragfähig“ erklärt - worauf er die letzten anderthalb Jahre Schulpflicht in der Waldorfschule verbringen durfte - gibt‘s auch 😉.

  • Hm, natürlich kann man an Waldorfschulen mit recht einiges kritisieren. An staatlichen Schulen auch und an Lehrplänen - seien sie gut gemeint oder übergriffig eng an Sparzwängen, Anpassung oder beruflicher Verwertbarkeit ausgerichtet - auch. Wenn Waldorfs versuchen, weniger mit Schablonen und mehr für die Entwicklung von Individuen zu arbeiten, heißt das leider auch nicht, dass das immer gut wird und gelingt. Blöd finde ich irgendwie, wenn der gleiche Artikel der taz kritisiert, dass die SchülerInnen nach Herkunft und Geldbeutel der Eltern vorgesiebt werden - und zugleich das Demonstrieren dagegen. Unsere fünf Kinder sind alle in die Waldorfschule gegangen (in BW). Vielleicht sind wir deshalb auch nie reich geworden (Waldorflehrer übrigens auch nicht - noch weniger Eurythmie-PianistInnen). Die Waldorfbewegung lernt dazu und kennt die offenen Flanken: Seit Jahren ist die Interkulturelle Waldorfschule Mannheim nicht nur Leuchtturmprojekt, sondern auch stark in der Lehrerausbildung unterwegs. Wir haben seit längerem geschätzte Unterrichtende aus Marokko, Spanien, Moldau, der Ukraine, Georgien oder mit türkischen Wurzeln - auch mehrere MuslimInnen. Auf der LehrerInnenseite sind wir da tatsächlich weiter von „deutschen Eliten“ oder so was entfernt, als bei den SchülerInnen - wo tatsächlich die Elternhäuser so ausgewählt werden müssen, dass zumindest auch immer ein paar zahlungskräftige dabei sind, die die staatlich verordnete 20%-Unterfinanzierung tragen helfen. Dagegen darf man denke durchaus im Rahmen politischer Bildung protestieren lernen.

    • @Peter Zettel:

      Ist ja alles schön und gut, aber reden wir doch mal über den Elefanten im Raum: die Anthroposophie.

      Was tut der Engel in unserem Astralleib? Wie finde ich den Christus? das sind doch die wichtigen Fragen, die uns Rudolf Steiner stellt.

      Auch wenn einzelne Aspekte der Waldorfpädagogik positiv sind, darf man doch nicht die Inhalte und das Weltbild, das sie vermittelt, vergessen.

      • @The61YearOldHippy:

        Anthroposopie wird an Waldorfschulen und auch an allen anderen Freien Schulen nicht unterrichtet.

      • @The61YearOldHippy:

        Das wäre dasselbe wie wenn du jede religiöse Gesinnung verbieten wollen würdest, weil die ganzen Spinner doch tatsächlich an so etwas wie einen Gott, oder den Heiligen Geist, oder Propheten glauben. Es ist wie bei allem anderen auch, wird es zu extrem ist es schlecht. Aber ich habe bisher noch nie davon gehört, das diese Fragen, die sich Rudolf Steiner gestellt hat, die letztenendes nichts anderes sind, wie die Frage nach Glaube, Religion oder Evolution (nur anders formuliert), an einer Waldorfschule in einem Ausmaß behandelt worden wären, dass es "gefährlich" für wen oder was auch immer gewesen wäre.

      • @The61YearOldHippy:

        Dem wiederspricht die Tatsache (!) dass nicht alle ehemaligen Waldorfschuüler religiöse Spinner und Esotheriker sind doch ganz stark oder?

  • „Eine Pianistin spielte im Unterricht“



    soll wohl dem Leser vermitteln, dass sich die Schule hohe Gagen für derartigen Luxus leisten konnte, wie teures Bioessen. Wie an unserer Schule -



    nur erhielt unsere ausgebildete Konzert-



    Pianistin das magere Gehalt einer Musiklehrerin, damit teilte sie sich das Schicksal vieler talentierter Musiker, ihren Unterhalt durch Schul- und SchülerUnterricht zu verdienen.

    • @Hubertus Behr:

      Worauf wollen Sie hinaus? Dass es zu wenig Nachfrage nach Profimusikern gibt (bzw. ein Überangebot an solchen)?

      Das mag ja sein, aber immerhin hatte diese Waldorfschule für die Funktion "Pianistin" ein Lehrergehalt übrig und die Pianistin deshalb einen Job. Finden Sie den mal an einer öffentlichen Schule!

      • @Normalo:

        Ach hier sinse sich doch noch am rumtreiben!



        (Entre nous only - noch etwas ~ Musik



        “ Liggers. Allgemein & von Kindesbeinen an bekannt: mir fehlt “ de Respekt för dat Huus“ iSv John Brinkmans Kasper Ohm un ick!“ und der sehr!;))



        (Kasper Ohm un ick. (Rostocker Lausbubenstreiche, Erinnerungen an Brinckmans Kindheit 1855–1868) (Volltext 2. Aufl.). im Volltext



        books.google.com/b...de&id=D_UKAQAAIAAJ



        &



        Damitse hück nicht umsüss levt hemm:



        Plattdütsch ist eine eigene Sprache auf der Ebene von englisch niederländisch etc vor der Lautverschiebung. - kein Dialekt! Woll



        & nochens



        Nix aus der Hüfte! Mit solchen Schnurrpfeifereien etc wurde in meiner Familie sehr klug und weitsichtig erzogen! So. De Ohl*04. - erste Fremdsprache Hochdeutsch - und seine frühere Verlobte deckte die braanschwagische bürgerliche Seite ab.



        & last but not least



        Wennse wieder mal Sachargumente einbringen - auf die ich eingehe - werdens dess ja merken! Newahr



        Normal Schonn - wa.



        Nischt for unjut“)



        Wir wurden unterbrochen! 🎹 jetzt!

  • Die Steinersche Weltsicht ist im deutschen Unterbewußtsein und auf den Tellern präsent. Daß es sich bei dieser Weltsicht summa summarum um groben Unfug handelt, traut sich kaum ein Entscheidungsträger zu sagen. Anders in Frankreich, wo man 2021 eine Steinerschule in den Pyrenneen schlicht "dicht" gemacht hat. Interessant finde ich dabei die Begründung : u.a. daß dort Pseudowissenschaft vermittelt wird.

    charliehebdo.fr/20...rme-ecole-steiner/

    • @Deutschfranzose:

      Land der Aufklärung

    • @Deutschfranzose:

      In diesem Sinne auch:

      "Zudem ist ein christlicher Religionsunterricht an nahezu allen Waldorfschulen verpflichtend."

      Naja was man dort halt so Christentum nennt.

  • Zum Glück hat "Frau Lea" den Weg zur taz gefunden und damit die dringende Erfordernis einer demokratiefördernden Zeitung unter Beweis stellen können. Das könnte evtl. Karma gewesen sein.

    Dass die "Waldis" all das bekommen, liegt nicht daran, dass es anderen nicht zugestanden wird. Gäbe es das bzw. besser noch Besseres auch anderswo, könnte die Waldorfglocke nicht so stark ansaugend wirken.

    • @humusaufbau:

      Würden Schulen freier sein, dann gäbe es auch an öffentlichen Schulen andere Verhältnisse.

  • Oje, Frau Lea - taz-Kolumnistin, zwecks Abarbeitung an den Waldorfschulen? Rund 1 Prozent aller Schüler sind Waldorfschüler (ca. 90.000 von 8,7 Mill.) und Sie glauben, dass deren Schulgeld unser marodes Bildungssystem rettet? Es geht andersherum. Eltern versuchen Ihre Kinder vor letzterem zu retten und nehmen dafür viel in Kauf. Das Vorurteil der vielen "Reichen" kann ich hier nicht bestätigen. Verzicht auf Konsum, arbeitsreiche Wochenenden und vielfaches Elternengagement haben für uns über viele Jahre dazugehört. Meine Rückschau fällt positiv aus.

  • Das trifft aber auf alle Privatschulen zu und ist nichts Waldorf-spezifisches.



    Ansonsten: volle Zustimmung! Privatschulen sind eine Sünde an der Solidargemeinschaft und spalten die Gesellschaft ganz nebenbei sehr effektiv in Oben und Unten.

    • @Ringsle:

      Eine ungleiche Verteilung von Steuergeldern pro Kind und die Gängelung von Eigeninitiative der Lehrer, Eltern und Schüler ist kein Zeichen einer Solidargemeinschaft sondern obrigkeitsgläubiges Denken aus dem vorvoriegen Jahrhundert.

      Und nebenbei Sie wollen doch nicht wirklich das elitäre trennende System der Gymnasien bis hin zu den Hauptschulen im öffentlichen Schulsystem dem gemeinsamen Klassenverband aller Schüler in den Waldorfschulen als ein System der Gleichbehandlung und Gleichberechtigung gegenüber stellen?

    • @Ringsle:

      Privatschulen sind nichts per se schlechtes, im Fall der Waldorfschulen sehe ich deren Konzept vor allem sehr kritisch, welches Weltbild dort vermittelt wird und dass die Abschlüsse dort nicht mit Abschlüssen der Regelschulen vergleichbar sind. Ich sehe vieles in den staatlichen Regelschulen kritisch und finde es gut, dass es da alternativen und somit auch eine gewisse Konkurrenz gibt. Meine Tochter wird nächstes Jahr eingeschult und wir haben uns da auch für eine Privatschule entschieden, welche sogar nächstes Jahr erst neu gegründet wird. Wir sind dabei ganz sicher nicht privilegiert, aktuell sind wir noch auf Wohngeld angewiesen und die Kosten von ca 250 Euro werden hart sein, aber meine Tochter ist es mir wert. Sie würde an einer normalen Grundschule schlicht untergehen, ebenso wie es bei mir selbst damals der Fall war, da sie ähnlich wie ich sehr introvertiert ist. Vor allem aber gefällt mir das Konzept der Schule sehr gut, zum einen dass bei jedem Unterricht neben der Lehrkraft eine lernassistenz dabei ist, die die Kinder unterstützt und dann auch nach der Schule die Hausaufgabenbetreuung unternimmt. Diese weiß dann auch genau, wie die Aufgaben gemeint sind und falls die Kinder Probleme mit Aufgaben haben, kann diese das den Lehrern dann so mitteilen. Ein weiterer Punkt der mir gefällt, sind die fächerübergreifenden Projekte, wo dann an praktischen Beispielen gezeigt wird, wofür die Fähigkeiten die man in Mathe, deutsch usw lernt nützlich sind. Auch soll im Rahmen dieser Projekte soziales Engagement gezeigt werden, so ist eine Zusammenarbeit mit dem Hospiz dass direkt nebenan liegt geplant.

      Trotzdem (und dass war mir besonders wichtig) wird darauf geachtet, dass alles notwendige wissen, welches für die weiterführende Schule benötigt wird, vermittelt wird. Es fällt nicht z.b. Mathe aus, nur weil die Kinder da gerade keine Lust drauf haben. Außerdem ist die Leiterin schon seit langem Rektorin einer Regelgrundschule gewesen, hat daher entsprechend Erfahrung.

      • @Dennis Schubert:

        Sie belegen meine Kritik gerade mit Ihrer Aussage.



        Nicht der Kostenbeitrag oder die (Nicht-)Belastung der Solidargemeinschaft ist das Problem, sondern die Tatsache, dass Sie Ihre Energie und Ihr Interesse an einer positiven Beeinflussung der Schulinhalte einem exklusiven Rahmen (nämlich der Schüler- und Elternschaft der Privatschule) zu Gute kommen lassen.



        In den öffentlichen Schulen stranden dann v.a. die Schüler, deren Eltern desinteressiert sind, heißt, dort fehlt der Druck etwas zum Besseren zu entwickeln.

        In unserer Gesellschafft ist eben nicht nur Geld das wahre Kapital, sondern auch Bildung. Bildungsaffine Eltern geben dieses Kapital ihren Kindern mit, bildungsfern aufwachsenden Kinder haben nur die Chance, in der Schule auf den Zug zu springen. Wenn ihre Schulen aber Resterampen sind, gibts dort nichts zu holen.

        Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kann Ihre Entscheidung gut verstehen und würde im Zweifel gleich handeln. Die Tatsache, dass politisch diese Möglichkeit besteht ist aber das Problem.

    • @Ringsle:

      Vollkommen falsch und sehr durch die ideologische Brille betrachtet. Meine Kinder gehen auch an eine "Privatschule". Aber gerade dadurch versündige ich mich nicht an der "Solidargemeinschaft", da ich eben diese überhaupt nicht in Anspruch nehme sondern selbst zahle. Darüber hinaus geht es auch nicht um "oben" oder "unten", sondern einfach um den pragmatischen Ansatz, meinen Kindern ein schulisches Umfeld zu bieten, an dem Unterricht überhaupt stattfindet (was an der zugewiesenen staatlichen Schule de fakto nicht möglich ist, da diese ausschließlich Klassenstärken mit 30+ Kinder "im Angebot" haben und aufgrund dramatischer Disziplinlosigkeit derselbigen allzu häufig kein Lehrprogramm vermittelt werden kann).

    • @Ringsle:

      Es gibt auch staatlich anerkannte Privatschulen.



      - Sie nehmen alle Kinder auf, wie auch die staatlichen.



      - Sie kosten kein Schulgeld.



      - Sie unterrichten auch nach den staatlichen Lehrplänen.

      Trotzdem gibt es dort einen gewissen Einfluss des Trägers auf die Schulstruktur.



      Dafür trägt er auch einen Teil der Kosten.



      Oft sind z.B. die Kirchen Träger solcher Schulen.

      • @Friderike Graebert:

        Es ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Sie beschreiben, glaube ich, das System in NRW, wo die kirchlichen Schulen quasi verstaatlicht wurden (und der Staat dafür ein wenig verkirchlicht?). In den meisten anderen Bundesländern gibt die öffentliche Hand einen Großteil der Personalkosten (90%+) und mancherorts auch andere Betriebs- und Investitionskostenzuschüsse. Den Rest muß sich der Träger von den Eltern oder Förderern holen. In allen Bundesländern gilt, daß Schulen nicht in Gewinnerzielungsabsicht betrieben werden dürfen. Die (wenigen) "richtig" privaten Träger haben daher Strukturen, in denen die Schule (eine gGmbH) an die Eigentümerin der Gebäude (eine GmbH) eine deftige, aber noch "ortsübliche" Miete zahlt und an eine weitere Gesellschaft, die Markenrechte innehat, werden weitere Gebühren bezahlt.



        Die Frage, ob solche OpCo-PropCo-BrandCo - Konstrukte wirklich erlaubt sein müssen beantworten die Fachministerien der Länder eher ... ungern.

      • @Friderike Graebert:

        Liggers “gewissen Einfluss“



        Und was schaut eruss aus sojet



        Katolenstuß?



        Kimmenich & “den kenn ich der is in Ordnung“ Grinsebacke Lasset!



        Na Mahlzeit



        Gewiß und allerhand - NRW -



        Ein klerikales Land!



        “Mensch - was sind wir froh!



        Daß du in Westfälisch Sibirien es verhindert hast - den ganzen -



        Grundschul&Marien-Nönnekesquatsch!“



        Rein tonn katolsch warrn & 💤💤💤