Gebeutelter VW-Konzern stellt E-Auto vor: Mehr Klima wagen
Volkswagen präsentiert den „ID“, „klimaneutrales“ E-Mobil mit Größe und Kosten wie beim Golf. Stapellauf für das Modell soll im Frühjahr 2020 sein.
Die Veranstaltung in der „Gläsernen Manufaktur“ in Dresden sollte ein Zeichen setzen. Tenor: Wir haben verstanden. Früher wurden hier die handgefertigten Luxuskarossen „Phaeton“ mit riesigem Verbrennungsmotor zusammengeschraubt.
VW, seit Jahren geplagt von Betrug, Dieselskandal und schlechtem Image, möchte sich als Konzern präsentieren, der Klimaschutz, bezahlbare Mobilität und Offenheit ernst nimmt. „Die Märkte springen an“, sagte Christian Senger, Chef der E-Mobil-Linie, weltweit gebe es eine enorme Nachfrage nach sauberer Mobilität. Der Öko-Volkswagen soll ab Ende 2019 in Zwickau produziert werden, später auch in Emden und Hannover und anderen Standorten. Ab Frühjahr 2020 soll er auf die Straße kommen und etwa so teuer sein wie ein Golf Diesel, also rund 30.000 Euro. Stückzahl: 100.000. Die Batterie soll eine Reichweite von etwa 500 Kilometern garantieren. In den nächsten Jahren will VW etwa 30 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren und 50 neue Modelle auf Strombasis entwickeln. 2040 schließlich soll der letzte VW mit Verbrennungsmotor verkauft werden. „Wer 2050 CO2-neutral sein will, der muss jetzt mit der Umstellung beginnen“, so Senger.
Nachhaltige Batterien fehlen noch
Für die Produktion des Wagens in Zwickau, aber auch für die Zulieferer und die Lieferketten etwa für die Batterien habe VW den CO2-Ausstoß bereits stark gesenkt. Senger gab aber zu, dass „zum Beispiel die Produktion der Batterien“ noch lange nicht völlig nachhaltig sei. An einer weiteren CO2-Reduzierung arbeite man, sonstige Emissionen würden über hochwertige Klimaschutzprojekte ausgeglichen, also das CO2 kompensiert. Damit könne man dem Kunden einen „bilanziell CO2-freien“ Wagen übergeben. Auch für den Betrieb will VW mit der eigenen Stromfirma „Elli“ den Kunden Elektroanschlüsse und Grünstrom anbieten.
„Industriepolitisch ist das der richtige Weg“, sagte dazu Gerd Lottsiepen vom ökologischen Verkehrsclub VCD. Eine saubere Produktionskette sei wichtiger als das „Kompensieren“ des CO2, vor allem bei der Batterieproduktion müsse man sehr genau hinschauen. Kämen die Akkus aus China, würden sie mit einem Strommix voller Kohle produziert. Auch das Enddatum 2040 für den Verbrenner ist Lottsiepen zu spät. „Aber die klare Selbstverpflichtung von VW in dieser Richtung ist gut.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut