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G-7-Gipfel in ElmauDie kürzeste Demo der Welt

Der Sternmarsch der Gipfelgegner darf nicht wie geplant stattfinden. Eine Demonstration ab dem Ort Klais wurde für lediglich 40 Meter genehmigt.

Selbst die kleinsten Wege rund um Elmau sind in polizeilicher Hand. Von Demonstranten sollen die Einsatzkräfte nicht gestört werden. Foto: reuters

Berlin taz | Den Gegnern des G-7-Gipfels im bayerischen Elmau bleibt nicht viel mehr als Galgenhumor. Von dem geplanten Sternmarsch, der am kommenden Sonntag von fünf Startpunkten aus zum Tagungsort führen sollte, hat das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen in einer 96-seitigen Verfügung nicht viel übrig gelassen.

So wurde eine Demonstration aus dem Örtchen Klais in Richtung des Luxushotels für lediglich 40 Meter erlaubt. Der Bescheid sei ausgedruckt „länger als die tatsächliche Demoroute“, teilte das Bündnis „Stop G7-Elmau“ am Montag mit. Es handele sich damit um die „kürzeste Demonstrationsstrecke, die es wohl jemals gegeben hat“.

Ebenfalls nicht wie geplant stattfinden wird nach Willen des Amtes ein Autokorso, der Demonstranten aus Garmisch zu den Kundgebungen nach Klais und Mittenwald bringen sollte. Die dafür zu benutzende Bundesstraße 2 solle für die Gipfelteilnehmer und als Rettungsweg freigehalten werden, heißt es in dem Schreiben. Hier habe das „Demonstrationsrecht gegenüber den öffentlichen Interessen an der Durchführung der Veranstaltung und am Schutz von Leben und Gesundheit der Teilnehmer zurückzutreten“.

Darüber hinaus wurde eine Route mit dem Startpunkt Mittenwald auf einen versteckten Waldwanderweg verwiesen. Das Bündnis hat angekündigt, gegen die Verbote, die mit dem Hinweis auf „gewalttätige Proteste“ begründet werden, gerichtlich vorzugehen.

Eine Entscheidung des Münchener Verwaltungsgerichts über das geplante Protestcamp, das von den Behörden vergangene Woche verboten wurde, wird für Dienstag erwartet. Die Ausrüstung für das Camp ist derweil in Garmisch-Partenkirschen angekommen und wird dort bis zur Entscheidung auf einem Parkplatz gelagert. Dies sei mit der Polizei und dem zuständigen Ordnungsamt vereinbart worden, teilte jetzt der Sprecher des Aktionsbündnisses, Benjamin Ruß, mit.

Grenzkontrollen mit Nebeneffekten

Derweil haben die am vergangenen Dienstag aufgenommenen Kontrollen an den deutschen Außengrenzen allein an den Übergängen zu Österreich, Tschechien und Polen bis zum Montag zum Aufgreifen von etwa 2500 Personen geführt, die überwiegende Mehrheit davon an der österreichischen Grenze. Mögliche „Störer“ des Gipfels wurden noch keine registriert, wie ein Sprecher der Bundespolizeidirektion München gegenüber der taz sagte.

An der Einreise gehindert wurden vor allem Flüchtlinge ohne gültige Papiere. Allein am vergangenen Mittwoch wurden 190 ausweislose Personen, überwiegend aus Eritrea, in Zügen aus Italien festgestellt. Die Bundespolizeidirektionen in Bayern und Sachsen gaben an, insgesamt über 80.000 Personenkontrollen durchgeführt zu haben.

Wer als vermeintlich aggressiver Demonstrant in Betracht komme, obliegt den „Erfahrungswerten der kontrollierenden Beamten“, so Christian Meinhold, Sprecher der Polizeibehörde. Verweigert werden kann die Einreise nach einer Abfrage im polizeilichen Informationssystem INPOL. Dort sind etwaige Straf- und Ermittlungsverfahren gespeichert.

Doch auch der bloße Verdacht, dass Personen das „Demonstrationsrecht missbrauchen“ könnten, reicht für die Zurückweisung. Hinweise seien etwa mitgeführte Schutzwaffen, Vermummungsgegenstände oder die Verhaltensweise während der polizeilichen Befragung, so Meinhold.

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26 Kommentare

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  • By the way - als Zaungast;)

     

    "… Unter Hitler (den ich niemals verharmlosend "Adolf" nennen würde ... das macht ihn fast knuffig), …"

    "Was ham wer bei Adolf gelernt -

    LKW-Fahr - also fahr ich LKW!"

    (SS-Mann Otto - mit dem ich als Schüler alle viertel Jahr seinen LKW ablud).

     

    Auf dieses gelinde gesagt -verharmlosende Stereotyp als historische Reminiszenz bis in die 60er spielte Rainer B. offensichtlich & ganz unverdächtig und - erkennbar alles andere als knuffig an.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Danke!

       

      Nach nochmaligem Durchlesen sämtlicher eigener und fremder Kommentare an dieser Stelle ist mir klar geworden, dass ich mich auf ein Nebengleis begeben und dort festgebissen habe.

       

      Deutlich geworden ist mir auch, dass mit keiner Methode dieser Welt das Festhalten Anderer an noch so obskuren Begriffen verhindern kann.

       

      Als lernwilliger Mensch werde ich meine Schlüsse daraus zu ziehen wissen.

  • Nazis wird im Zweifelsfall von der Polizei der Weg freigeknüppelt und linke Proteste werden nach Möglichkeit komplett verboten. Und dann wundert sich die Nazi-Republik, wenn Linke trotzdem auf die Straße gehen und sich gegen die Schikane der Polizei wehren...die Polizei vor Ort muss eigentlich gar nicht mehr viel machen, um das Ganze zu eskalieren, da die Repression ja schon im Vorfeld mittels Verboten, irrsinnigen Auflagen, Kontrollen, Behinderungen, usw. gelaufen ist.

    • @Ash:

      Nazis gelten in Deutschland seit 1945 als schützenswerte Art.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Ash:

      Wo bitte ist hier "die Nazi-Republik"?

       

      Die Bereitschaft zur Differenzierung beflügelt eine Diskussion, plattmachende Rhetorik erstickt sie.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        "Nazi-Republik" ist im Hinblick auf die Durchsetzung der Staatsorgane insbesondere in Justiz und Verwaltung und im Hinblick auf den heutigen Umgang mit Neonazis, Rassisten, Faschisten und Nationalisten eine durchaus zutreffende Bezeichnung.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Ich darf daran erinnern, dass es in diesem Forum um Meinungen geht. Und diese sind vielfältig, nicht einfältig.

           

          So wie es Menschen gibt, die in allem und jedem eine Nazi-Republik wittern, gibt es glücklicherweise auch Menschen mit anderen (differenzierteren) Sichtweisen. Solche, die sich vor dem häufigen Gebrauch von -ismen hüten.

           

          Der inflationäre Gebrauch des "Nazi" Begriffes führt übrigens dazu, dass er nicht Ernst genommen wird. Abgesehen davon, dass die wirklichen Nazis einen Weltkrieg verursacht und Millionen Juden in den KZs umgebracht haben.

           

          All dies kommt heute NICHT vor und deshalb streite ich mich jederzeit über solch hanebüchenden Unfug!

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Meinungen sind eine Sache, Sachverhalte eine andere. Es gilt, den Blick auf Tendenzen und Strukturen zu lenken, die schon einmal ins Verderben geführt haben und von denen es hinterher vielfach hieß, man habe das so gar nicht gewußt. Mit einer differenzierteren Sichtweise hat kollektive Verdrängung auch damals schon nichts zu tun gehabt.

            Die Verwendung von -ismen ist in wissenschaftlicher Methodik und Begrifflichkeit durchaus üblich. Eine inhaltliche Identifizierung lässt sich allein aus der Verwendung von -ismen gar nicht ableiten. Das sollten Sie in der Tat schon differenzieren können.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Rainer B.:

              Warum nur glauben Sie, die Wahrheit gepachtet zu haben? Wieso nur können Sie Andere nicht lassen?

               

              Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass Sie von kollektiver Verdrängung (heute) reden, ohne auch nur im Ansatz eine Verifizierbarkeit der von Ihnen (!) wahrgenommenen "Tendenzen und Strukturen" vorzunehmen.

               

              Belegen Sie Ihre Überzeugung, dass wir in einer "Nazi-Republik" leben, nennen Sie Ross und Reiter an nachvollziehbaren Beispielen.

               

              Allein der Umstand, dass Sie diese Behauptung aussprechen dürfen, ohne eine Repressalie an Leib und Leben befürchten zu müssen, wiederlegt Sie doch.

               

              Vieles gibt es in diesem unserem Lande zu kritisieren und zu bekämpfen, vieles stinkt gewaltig zum Himmel. Politik und Justiz treffen oft Entscheidungen, bei denen man nur schreien oder weinen kann.

               

              Dies alles ändert jedoch nicht daran, dass niemand mit einem Judenstern herumlaufen muss, dass politische Gegner nicht eingesperrt und getötet werden. Von dem "Meisterstück" preußischer Effizienz, den Konzentrationslagern ganz zu schweigen.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Sie brauchen sich doch nur mal mit den Vorgängen um den NSU beschäftigen, um zu verstehen, wie Verdrängung heute funktioniert und welche Tendenzen und Strukturen da zusammenwirken. Das Ganze ist so neu in der bundesdeutschen Geschichte doch nicht und wird auch nicht besser dadurch, dass es unter Adolf noch weitaus schlimmer war. Repressalien und Morddrohungen sind längst heute wieder gängige Praxis der Neonazis. Wenn Sie regelmäßig hier die taz-Berichte gelesen haben kann Ihnen das doch gar nicht so neu sein.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Rainer B.:

                  Die taz-Berichte gelesen zu haben, die Sie meinen, führt - wie wir hier sehen - offenbar nicht zwingend zu gleichen Schlussfolgerungen.

                   

                  Es bedarf keiner besonderen Kunst, im NSU-Skandal eine Verdrängung der allerübelsten Sorte durch staatliche Organe, z.B.: so genannte Staatsschützer zu beklagen. Hier stimme ich Ihnen voll und ganz zu, wie es in dieser Frage einen breiten Konsens bis hinein ins bürgerliche Lager gibt.

                   

                  Auch die neonazistische Praxis von Einschüchterungen jeglicher Art ist zwischen uns unstrittig.

                   

                  Dennoch reicht mir dies nicht aus, um dem Gerede von einer "Nazi-Republik" zuzustimmen. Unter Hitler (den ich niemals verharmlosend "Adolf" nennen würde ... das macht ihn fast knuffig), war es nicht nur "weitaus schlimmer".

                   

                  Nazitum damals war das Merkmal des Systems. Heute gibt es Auswüchse durch Neo-Nazis, die politisch bekämpft werden KÖNNEN und MÜSSEN. Das ist etwas anderes.

                   

                  Fazit: der Streit um Begriffe wie Nazis, Nazitum, Nazi-Republik ist für mich keine semantische Übung, sondern deshalb bedeutsam, um elementare Unterschiede zwischen dem "Tausendjährigen Reich" mit der heutigen Realität im Deutschland des Jahres 2015 aufzuzeigen. Und die existieren bekanntermaßen.

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch", formulierte es Bertolt Brecht in seinem "unaufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui". Wenn heute Juden in Deutschland vielfach wieder Angst haben müssen, Ihre Kippa auf der Straße zu tragen, dann ist das vor allem der Blindheit dieses Staates und seiner Bürger auf dem rechten Auge geschuldet. Das kann jederzeit wieder umkippen, da sollte sich auch niemand was vormachen. Was man hier heute "Normalität" nennt, enthält bereits sämtliche Zutaten des Grauens. Schaut man sich mal in Ruhe die Liste der NSDAP-Mitglieder an, die diesen Staat mitgeprägt haben, verwundert das auch gar nicht.

                    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ehemaliger_NSDAP-Mitglieder,_die_nach_Mai_1945_politisch_tätig_waren

                    • @Rainer B.:

                      haben Sie keine Angst vor Abnutzungserscheinungen und Aufweichungen oder können Sie sich vorstellen, dass diese eintreten können und vielleicht auch wann?

                       

                      Ich denke, es ging um G7 und für Demonstrationsrecht zu streiten.

                      • @Lindenstock:

                        Im Zusammenhang mit G7 und Demonstrationsrecht brachte ASH oben den Begriff "Nazi-Republik" in die Diskussion ein. Einfach vor dem Schreiben auch mal lesen!

                        • 7G
                          76530 (Profil gelöscht)
                          @Rainer B.:

                          Dies ändert jedoch nichts daran, dass es in dem Artikel NICHT um das Thema Nazi-Republik ging.

                           

                          Natürlich hat jeder von uns (und ich meine: jeder) seine eigenen Themen. Die Kunst der Selbstdisziplin erfordert es, diese Themen nicht jedem Kommentar über zu stülpen.

                          • @76530 (Profil gelöscht):

                            Dabei waren Sie es ja, der oben die Frage stellte: "Wo bitte ist hier die Nazi-Republik"?

                            Man kann sich seine Themen leider nicht immer selbst aussuchen. Mir wär es anders auch viel lieber.

                            • 7G
                              76530 (Profil gelöscht)
                              @Rainer B.:

                              Mami, Mami, der Wolfgang hat mir mein Sandförmchen abgenommen!

                              • @76530 (Profil gelöscht):

                                Wird wohl irgendwas mit G7 und Demonstrationsrecht zu tun haben. Gut, dass ich nicht alles verstehen muss.

                                • 7G
                                  76530 (Profil gelöscht)
                                  @Rainer B.:

                                  Nein. Es hat - ausnahmesweise mal - nichts mit G7 zu tun. Wie ich heute weiter oben um 18:16 Uhr schrieb: wir beide haben uns in etwas verbissen und es ist an der Zeit, diesen Zustand zu beenden.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Eine Diskussion ist hier auch nicht notwendig.

         

        Die Sachlage spricht für sich und wer sie nicht erkennt, dem sind die Augen auch mit Argumenten nicht zu öffnen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

          Auch eine Form, mit Andersdenkenden umzugehen: sie verunglimpfen und plattzuwalzen!

           

          Ihre Ausführung belegt eindrucksvoll das Gegenteil dessen, was sie bezwecken sollte: die zwingende Notwendigkeit von Diskussion.

           

          Wie in jeder schlecht funktionierenden Beziehung entzieht sich auch hier nur derjenige einer Diskussion, der keine Argumente besitzt oder nicht an deren Überzeugungskraft glaubt.

           

          Für oder gegen wen spricht wohl dieses Verhalten? Erster Preis: eine Diskussion mit mir!

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Sie reden hier immer von Diskussion und beschweren sich dann, wenn andere Sie nicht in Ihrer Meinung belassen.

            Worum geht es Ihnen denn jetzt; um eine offene Diskussion oder darum, dass möglichst niemand Ihre Meinung weiter stört?

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Rainer B.:

              Gut gebrüllt, Löwe!

               

              Da hat mich einer aufmerksam gelesen und an einem meiner Widersprüche gepackt. Ich weiß, ich weiß. Und ich arbeite daran. Mal erfolgreich, dann wieder gibt es Rückschläge.

               

              Sie fragen, worum es mir denn geht. Meine Antwort: mal um das eine, mal um das Andere.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Zwei Seiten einer Medaille!

     

    Wenn ich in diesem Forum einen Satz wie "Let it burn" lesen muss, zeigt sich hier erneut sehr eindrucksvoll, dass die ausgeprägte Verwirrung auf staatlicher Seite eine Entsprechung unter - tatsächlichen oder potenziellen - Demonstranten hat.

     

    Auf gut deutsch: beide Seiten passen zusammen und brauchen sich wie der Arsch und die Hose. Am Ende bleibt nur nur noch der Streit darüber, wer Arsch und wer Hose spielen darf.

  • Na ja. wenn 100 Leute hintereinander antreten, sind 40 Meter voll. Von einem grundgesetzlich garantierten Demostrationsrecht kann man da ernsthaft nicht mehr sprechen.

    Der G7-Gipfel ist so ziemlich das unbedeutendste Ereignis aller Zeiten. Man sollte es erst gar nicht künstlich durch Aktionen aufwerten. Die Strategie der Behörden ist die altbekannte. Die Polizei soll Demonstrationen im Ansatz schon verhindern, was aber überhaupt nicht in ihren Aufgabenbereich gehört. Man erhofft sich so gewaltsame Auseinandersetzungen, die das ungerechtfertigte Vorgehen der Polizei im nachhinein dann doch noch rechtfertigen soll. Wir kennen das aus Hamburg schon zur Genüge. Immer dasselbe abgeschmackte Spiel.

  • 40m reichen völlig - Let it burn!