Für Klima und sichere Straßen: Verbände fordern Tempolimit
Verschiedene Organisationen setzen sich für ein Tempolimit und mehr Tempo-30-Strecken ein. Das sei gut fürs Klima und die Verkehrssicherheit.
Aus Sicht der Organisationen wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Polizeigewerkschaft aus NRW und dem ökologischen Verkehrsclub hätte ein Tempolimit vor allem Vorteile für das Klima und die Verkehrssicherheit. Zum einen schafft es Abhilfe beim Klimaschutz, da Autos dadurch weniger Treibhausgase und Stickoxide ausstoßen würden.
Durch ein strikt kontrolliertes Tempolimit „lassen sich jährlich mehr als 11 Millionen Tonnen CO2 einsparen“, sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe. Diese Einsparung würde gerade dem Verkehrssektor zugute kommen, der bereits seit Jahren die vorgeschriebenen Klimaziele nicht einhält.
Laut Prognosen des Umweltbundesamtes ist im Verkehrssektor mit 22 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu viel zu rechnen. Allein für das Jahr 2024. Käme es also zur Einführung eines generellen Tempolimits, hätte der Verkehrssektor die Hälfte seines CO2 Überschusses schon wettgemacht.
Tempolimit führt zu weniger Unfällen
Außerdem argumentieren die Verkehrssicherheitsverbände damit, dass ein Tempolimit zu mehr Sicherheit und zu weniger Unfällen auf den Straßen führe. „Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass eine Entschleunigung des Verkehrs zu einer signifikanten Reduzierung von tödlichen Unfällen und schwerstverletzten Verkehrsteilnehmern führt“, sagt Silke von Beesten, Vorsitzende der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland.
Ein Blick nach Frankreich, wo in mehr als 200 Städten Tempo 30 gilt, zeigt: Wenn Autos langsamer fahren, sinkt die Häufigkeit von Verkehrsunfällen. Seit der Einführung der städtischen Geschwindigkeitsbegrenzung hat sich dort die Zahl der Unfälle drastisch reduziert. In der ostfranzösischen Stadt Lyon sank sie um 35 Prozent.
Dass die Bundesregierung jedoch noch kein generelles Tempolimit eingeführt hat, verwundert. Weltweit ist es das einzige Industrieland, das sich dagegen wehrt, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen einzuführen.
Hartnäckige Kritik am Tempolimit
Gegner:innen des Tempolimits verweisen darauf, dass sich die Reisezeiten verlängern würden oder mehr Verkehrskontrollen notwendig wären. Ein oft gehörtes Argument ist außerdem: Autofahren sei Freiheit. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) spricht sich zum Beispiel dafür aus „andere Wege“ zu gehen, „um den Verkehr klimafreundlich zu gestalten“.
Die Bundesregierung bestreitet derzeit diesen „anderen Weg“. Dies zeigt sich daran, dass momentan keine Pläne für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen vorliegen. Einziger Lichtblick: Im Juni einigten sich der Bundestag und der Bundesrat auf Veränderungen im Straßenverkehrsgesetz. Nun können Kommunen Tempo-30-Strecken einfacher im Alleingang einführen. Noch im Oktober 2023 scheiterte die Reform des Straßenverkehrsgesetzes im Bundesrat. Zu viele der SPD- und Grün-geführten Landesregierungen enthielten sich damals bei der Abstimmung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld