Fehlende muslimische Solidarität: Fadenscheinige Ausreden
Das habe nichts mit dem Islam zu tun: So lautet die Ausrede für die Verbrechen des iranischen Regimes.
E s ist schon erstaunlich: In Ostkurdistan, Iran und Afghanistan gehen Feminist*innen unter Lebensgefahr auf die Straße, und die Solidarität vieler migrantischer Menschen und Organisationen hierzulande hält sich bei denjenigen, die bei antimuslimischem Rassismus zu Recht lange laut sind und dazu arbeiten, in Grenzen.
Das hat verschiedene und immer fadenscheinige Gründe. Einer ist, dass man denkt, was dort passiert, habe ähnlich wie bei islamistischen Anschlägen nichts mit dem Islam zu tun. Auch Außenministerin Annalena Baerbock bedient diese These, etwa in der aktuellen Stunde im Bundestag zum Thema Iran nach Jina (Mahsa) Aminis Tod. Wie man darauf kommt, einem Regime, das jede einzelne Entscheidung mit dem Islam begründet, genau das abzusprechen, bleibt ein Rätsel und schwächt den Kampf gegen Islamismus.
Auch bei einigen Muslim*innen ist diese These zu einem Abwehrreflex geworden, den man bei Weißen, wenn es um ihren Rassismus geht, so oft kritisiert. Baerbocks Worte im Bundestag und anderswo zu ihrer feministischen Politik kann man so lange nicht ernst nehmen, wie ihre unfeministischen Taten, wie das Durchwinken von Waffenexporten für Saudi-Arabien, gegen sie sprechen.
An viele Muslim*innen muss man aber offenbar appellieren, sich endlich mit allen Mitteln gegen Islamismus zu stellen und dieses Feld nicht Rechten zu überlassen. Dafür muss man sich damit auseinandersetzen und kann nicht einfach sagen, das hat mit mir nix zu tun. Damit bedient man auch keinen antimuslimischen Rassismus, denn es geht um Systeme und Menschen, die den Islam als Grundlage für die Unterdrückung von anderen benutzen, auf politischer, gesellschaftlicher und kultureller Ebene, im privaten wie im öffentlichen Leben, auch hier in Deutschland. So selbstbewusst muss man schon sein, das zu durchschauen.
An die eigene Nase fassen
Die feministischen Proteste in Ländern wie Iran, wo Frauen mit Hidschab neben Frauen ohne Kopftuch demonstrieren, könnten hier zum Anlass genommen werden, eigene islamisch-patriarchale Strukturen genauer zu untersuchen. Wo bleibt die Soli mit denjenigen, die auch hier zu bestimmten Dingen gezwungen werden, die ihren Mann um Erlaubnis fragen müssen, die ihren Freund verheimlichen müssen, die nicht queer sein dürfen, die Gewalt erfahren? Wo bleibt die Solidarität mit den Frauen und Queers in den Heimatländern der Eltern, in denen man so gerne Urlaub macht und die auch starke feministische Bewegungen haben?
Es kann doch nicht sein, dass Tausende Frauen und Queers in islamisch geprägten Ländern ihr Leben für die Freiheit lassen, und hier entscheidet man sich dafür, in einer Opferhaltung auszuharren, deren teils islamistischen Ursprung man nicht hinterfragt. Handfeste Solidarität ist nicht nur nötig, sondern auch eine Chance für das Erstarken feministischer Bewegungen hier und überall, gegen Rechte und eben Islamist*innen.
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