Erhöhung der Lkw-Maut: Güter von der Straße!
Die LKW-Maut soll erhöht werden. Gut so. Der Lastwagen-Verkehr muss weniger werden – und die Branche macht es sich mit ihrer Kritik zu leicht.
D ie Bundesregierung will die Maut für Lkws mit konventionellem Antrieb drastisch erhöhen – und das ist absolut richtig. Dass die Speditionsbranche das nicht gut findet, ist klar. Schließlich lebt sie davon, dass in Deutschland mehr als 80 Prozent der Güter auf der Straße transportiert werden.
Funktionäre der Branche behaupten, die Mauterhöhung habe keine Lenkungswirkung für den Klimaschutz und sorge nur dafür, dass die Belastungen für Fuhrunternehmen und die Preise steigen. Denn die Unternehmen würden die Erhöhung auf ihre Kund:innen umlegen. Dass die Preise für die Bürger:innen weiter steigen, ist nicht gut. Aber dieses Problem muss die Bundesregierung an anderer Stelle lösen, etwa durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.
Und so einfach, wie die Speditionsbranche es sich macht, ist es nicht: Rund 800.000 Lkws fahren auf deutschen Straßen, die allermeisten mit einem Dieselantrieb. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern verstopft die Straßen. Für einen geringen Centvorteil werden Unmengen an Waren quer durch Europa transportiert. Das muss aufhören. Es muss weniger per Lkw transportiert werden, als es heute der Fall ist, damit der Verkehr ab- und nicht weiter zunimmt. Dafür ist eine deutlich höhere Maut das richtige Instrument. Werden Güter mit langen Transportwegen auf der Straße teurer, haben regional produzierte Erzeugnisse einen Vorteil. Genau das ist wünschenswert.
Die Erlöse aus der Maut sollen künftig nicht mehr nur den Straßen zugute kommen, sondern auch der Schiene. Und auch das ist richtig. Damit mehr Güterverkehr vom Lkw auf die Bahn verlagert werden kann, muss die Infrastruktur ausgebaut werden. Unternehmen brauchen Gleisanschlüsse für Transporte – wie es noch vor wenigen Jahrzehnten selbstverständlich war.
Und die Arbeitsplätze? Die Branche sucht weltweit Fahrer:innen; allein in Deutschland fehlen Zehntausende. Dieses Problem wird mit weniger Lkw-Verkehr entschärft. Die Ampel ist mit der Mauterhöhung auf richtigem Kurs. Was fehlt, ist eine Maut für Pkws. Auch die würde zu weniger Verkehr führen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens