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Erfolg der AfDDie Illusion von Souveränität

Rechte Gesinnungen sind nicht nur in Ostdeutschland beliebt. Eine Betrachtung von außen, die sich einer anderen Dimension als der Realität zuwendet.

Fühlen sich mit ihrer Erzählung im Aufwind, Björn Höcke und Tino Chrupalla von der AfD Foto: Martin Schutt/dpa

W enn man den Erfolg der AfD von außen betrachtet – etwa von Österreich aus, wo man in Fragen der Rechten eine traurige Expertise hat, dann stellt sich dieser etwas anders dar. Anders als in der deutschen Debatte, deren Erklärungen auf die spezifisch ostdeutsche Situation fokussiert erscheint. Das Fortschreiten der Rechten findet auch andernorts statt, wo es diese Situation nicht gibt. Die Betrachtung von außen kann vielleicht eine andere Perspektive auf diesen Erfolg eröffnen.

In Österreich hat man die Erfahrung gemacht, dass selbst ein Desaster wie das bekannte Ibiza-Video die FPÖ nicht anhaltend desavouiert hat. Keine Aufklärung, keine Enthüllung, kein Skandal hat sie nachhaltig geschwächt. Kein Dementi der Realität vermochte ihre Position zu erschüttern. Vielleicht sollte man sich deshalb einer anderen Dimension als der Realität zuwenden.

Es gibt da ein Motiv, das gerade mit den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Pandemie an Fahrt aufgenommen hat: die Sehnsucht nach der eigenen Handlungsmacht. Solche Vorstellungen finden sich zuhauf in den sozialen Medien. Sie haben weite Verbreitung in der Formel gefunden: „Wenn wir an der Macht sind, dann …“ – gefolgt von Fantasien der Säuberung, der Rache, des Recht­habens. Getrieben von einer Obsession der Bestrafung.

Das ist nicht: „unterm Hitler hätte es das nicht gegeben“ – kein Führer wird in Anschlag gebracht. Hier wird vielmehr ein diffuses „Wir“ behauptet. Dieses steht vor allem für den, der das jeweils schreibt. Es ist sozusagen eine persönliche Säuberungs- und Diktaturfantasie, eine persönliche autoritäre Ermächtigung. Die Vorstellung, die eigene Position, das eigene Denken, das eigene Urteilen zum Souverän zu machen. Auch über die Fakten.

Gesinnungsdiktatur statt Meinungsfreiheit

Da geht es nicht um eine andere Meinung. Ob zur Pandemie oder zum Ukrainekrieg. Die Themen sind beliebig. Austauschbar. Denn es geht nicht um Meinungen. Es geht vielmehr darum, die eigene Position eben nicht mehr als Meinung zu verstehen. Sie nicht mehr ins Register der Meinungsfreiheit einzuordnen. Denn diese wird nicht als Form, sondern als Inhalt verstanden: nicht als eine Möglichkeit, als eine Freiheit, sich zu äußern – sondern als ein Macht-, ein Zwangsverhältnis, als eine Gesinnungsdiktatur.

Dieser soll eine andere Gesinnung „ebenso“ autoritär entgegengestellt werden. Da geht es nicht um Hegemonie im Sinne einer Meinungsvorherrschaft – weil es keinen gemeinsamen Boden gibt, keine geteilte Realität, auf der man darum ringen könnte. Da geht es nicht um eine Gegenmeinung, sondern um eine Machtübernahme, die alles verkehren soll.

Aber diese Vorstellung einer neuen, grenzenlosen Souveränität, die politische Säuberungen durchführt, ist eine Fantasie.

Und da kommen die Rechten ins Spiel. Sie bedienen allerorts einen erneuerten Glauben an die eigene Handlungsmacht. Das ist ihr Versprechen. Dass dieses real nicht einzuhalten ist, schmälert die Verlockung nicht. Denn es bietet das Überschreiten der Gegenwart nicht als glorreiche Zukunftsperspektive. Es spielt sich vielmehr alles im Hier und Jetzt ab.

Die Fantasie bedienen

Man denke an Trumps „Make America Great Again“. Das Versprechen „erfüllt“ sich bereits, wenn man es ausspricht. Es löst sich bereits im Bierzelt ein. Oder bei Wahlveranstaltungen. Es ist eine Beschwörung, eine unmittelbare Bekräftigung der eigenen Stärke. Gefühlt war America schon in der Veranstaltung great again. Genau damit wird die Fantasie bedient.

Die Rechten bieten sich nicht nur für den Ärger, den Zorn gegen das Bestehende an – sondern gleichzeitig auch für die Illusion ­einer Handlungsmacht, die mit allem aufräumt.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Eine erfolgreiche AfD kann auch ohne brachiale Säuberungsaktionen viel Schaden anrichten. Keine Frage. Zentral aber ist: Erfolgreich sind die Rechten nicht nur qua Ressentiment und Wut. Nicht nur weil sie einer realen Unzufriedenheit einen scheinbaren Ausdruck verleihen. Erfolgreich sind sie auch, weil sie an die Fantasie andocken. Und dagegen hilft kein Dementi der Realität.

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24 Kommentare

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  • Der Artikel spricht sehr wichtiges an, wenn es um die Frage geht, warum eine Partei wie die AfD so erschreckend viele u. hohe Wahlerfolge erzielt. Es ist meinen Gedanken u. mancher Erfahrung nach die Wahrnehmung eigener Ohnmacht, die einen dazu verleitet, eben diesem Versprechen einer „illusionären Souveränität“ zu folgen. (Womit natürlich längst nicht alle Gründe benannt sind, warum AfD gewählt wird.) Ein solches Erleben von sich selbst, wenn kein Ausweg aus diesem Ohnmachtserleben für sich selbst gesehen wird, führt dann nicht zu rationalen Überlegungen, sondern erst mal zum Wunsch, „irgendwie“ wieder ein „Gefühl“ von Selbstbestimmtheit zu empfinden u. sei es als Illusion, die dann durch ein Gruppenerlebnis, z. B. Querdenkerdemonstrationen, aufrechterhalten u. verstärkt werden kann. Und in der Situation der Ohnmacht, sei es eine reale oder vielleicht auch „nur“ so wahrgenommene, kommen Aggressionen auf, wie sie der Artikel beschreibt. Obwohl zum Beispiel Erwerbslose Menschen nicht signifikant mehr AfD-Wähler stellen; Erwerbslosigkeit kann zu starken, rational begründeten Ohnmachtserleben führen. Da sind auch „Rachegedanken“ im Spiel. Mir (ich kenne Erwerbslosigkeit) begegnete das z. B. anhand eines Interviews mit einem Arbeitslosen. Eigentlich war er sich darüber im Klaren, wen er da mit der AfD wählte. Er wolle aber, so sein Duktus, eigentlich „denen“ mal zeigen, was es bedeuten würde, wenn er „der Politik“ mal das Chaos u. das Verderben ins Parlament hinein wählen würde. Ein Chaos u. Verderben, das er in seinem Leben sah. Seine Situation war dem Interview nach auch wirklich schwer. Nach meinem Verständnis obsiegte hier vor einer dauerhaft ohnmächtigen Lebenslage der Impuls, sich wenigstens auf diesem illusionären Weg wenigstens einmal aus dieser Situation scheinbar zu befreien. Hier scheint mir, sind als sehr starke Impulse im Spiel, denen „von außen durch Ausgrenzung u. Besserwisserei jedenfalls nicht beizukommen ist.

  • „Der Vormacht des Allgemeinen ins Auge zu sehen, schädigt psychologisch den Narzißmus aller Einzelnen und den demokratisch organisierter Gesellschaft bis zum Unerträglichen. Selbstheit als nichtexistent, als Illusion zu durchschauen, triebe leicht die objektive Verzweiflung aller in die subjektive und raubte ihnen den Glauben, den die individualistische Gesellschaft ihnen einpflanzt: sie, die Einzelnen, seien das Substantielle.“ (Adorno, Negative Dialektik, S. 306)

  • Das ist eine sehr interessante Perspektive auf die Situation.

    Wenn der Kern eine gefühlte Ohnmacht ist, dann stellt sich generell die Frage, ob wir viele Probleme, vor denen wir gesellschaftlich stehen, mit mehr Bürgerbeteiligung nicht hätten.

    • @insLot:

      Die Situation in der Schweiz, wo die SVP seit langem mit regiert, legt nahe, dass es keinerlei Abhängigkeiten von Bürgerbeteiligung und Erfolg von Rechtspopulisten gibt

    • @insLot:

      Das wird schon aus Zeitmangel und wegen der Vielfalt der Gesellschaft nicht funktionieren. Der Zeitmangel sorgt dafür, dass Menschen weiterhin nur an ganz wenigen Beteiligungsprozessen teilnehmen können und sich dann hinterher beschweren, dass sie nicht einbezogen wurden. Und die Vielfalt sorgt dafür, dass es bei zehn Beteiligten auch zehn verschiedene Meinungen und sich mindestens neun beschweren, weil sie sich nicht durchgesetzt haben.



      Man hätte auch einfacher schreiben können: Die meisten Menschen benehmen sich wie trotzige Kinder und genau das nutzen die Rechten aus.

  • was wir brauchen ist also eine wirkmächtigere Fantasie?



    Eine Konzentration auf das Schöne und Gute der jetzigen Welt, die wir "konservieren" wollen?



    Eines der Probleme scheint zu sein, dass Grüne und Jugendliche heute viel konservativer sind, als es die namentlich Konservativen je waren. Konservative Gedanken aus dem Mund eines 16jährigen kommen bei 60jährigen Konservativen verdreht an.

    • @Herma Huhn:

      "Eines der Probleme scheint zu sein, dass Grüne und Jugendliche heute viel konservativer sind, als es die namentlich Konservativen je waren."

      Steile These. Fragen Sie mal Ihre Eltern, wie das so in den Jahren 1969-1973 war.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Gesinnungsdiktatur statt Meinungsfreiheit" Schön beschrieben. Alle möchten doch mal was zu sagen haben. Ohne Widerspruch. Auch OK, wenn es einE AndreR sagt. Nur an der eigenen Wut-Fantasie muss es andocken.



    Etwas Lyrik:



    „Unbemerkt ballt sich im Strandcafé



    die Wut auf den Frieden



    zur Faust in der Magengrube.



    Es braucht wenig, und der Möbelhändler,



    umzingelt von zentimetergenauen Raumteilern,



    zündet seine Matratze an,



    der Banker kotzt auf dem Klo,



    und der Fadenglas-Sammler zertrümmert,



    in einem letzten Aufbäumen,



    seinen unersetzlichen Alptraum;



    ---



    während der junge Türke, erschöpft



    nach der Messerstecherei,



    von einem schneeweissen Cabrio träumt,



    der Nazi nach dem brüllenden Meeting



    sein Hündchen zum Pudelsalon bringt



    und der entkommene Terrorist



    sich niederlässt, aufatmend,



    in der Hollywood-Schaukel."



    (Hans Magnus Enzensberger - „Zur Frage der Bedürfnisse“)

  • In linken Gruppierungen (e.g. XR) gibt es leider schon jetzt eine starke Meinungsdiktatur, bis hin dazu dass Menschen rausfliegen, wenn sie unerwünschte Meinungen äußern.

    Ich bin überzeugt, Shaming und Vorschriften sind es, die die Menschen in die Arme der AFD treiben. Du bist nicht geimpft -> ih Nazi -> geh woanders hin.

    Möchtest es nicht verbieten, wenn auf dem Dorffest die 14-jährigen Teenies lautstark zu Laila mitsingen? -> ih Sexist -> geh woanders hin.

    Findest, dass in Deutschland Diskriminierung nicht aufgrund des körperlichen Geschlechtes geschieht, sondern dass in Deutschland Frauen Vorteile haben, die Weiblichkeitsanforderungen erfüllen und dass in Deutschland Männer Vorteile haben, die Männlichkeitsanforderungen erfüllen und umgekehrt das Frauen Nachteile haben, die nicht die Weiblichkeitsanforderungen erfüllen oder erfüllen möchten, und das eben auch Männer sehr große Nachteile haben, die nicht die Männlichkeitsanforderungen erfüllen oder erfüllen möchten --> ih, du böser alter weißer cis-Mann willst keine Männlichkeitsanforderungen erfüllen und siehst nicht ein wie priviligiert du bist, Du Incell, geh woanders hin.

    Du findest es nachvollziehbar, dass manche Menschen Angst haben nach 22 Uhr mit der Straßenbahn durch Stadtviertel mit hohem Migrationshintergrund zu fahren -> ih Nazi, geh woanders hin

    Du findest es nachvollziehbar, wenn hochsensible, introvertierte Menschen sich überrannt und eingeschüchtert fühlen durch die kommunikative, menschenfreundliche, laute Kultur die aus andren Ländern zu uns kommt (was ich durchaus begrüße) -> ih Nazi, geh woanders hin

    Du möchtest zwar platzsparen, klimafreundlich und in Gemeinschaft wohnen, brauchst aber einen ruhigen Rückzugsort und keine Parties und laute Musik in deinem Umfeld -> ih sensibler intoleranter Spießer, geh woanders hin

    Sorry Leute. Es ist kein Wunder, wenn all die Nazis, Sexisten und Spießer plötzlich die Wählen, die sie nicht verjagen und ihnen nichts vorschreiben.

    • @TAE EZR:

      Das Zusammenleben mit anderen Menschen braucht Regeln und Vorschriften. Nicht immer und nicht überall können die immer zu gunsten derselben Person ausgestaltet werden. Und nicht immer kann man alles gleichzeitig haben. Ihr Beispiel Ruhe wollen= Spießertum ist doch ein Paradebeispiel. Wer in den Prenzlauer Berg zieht und dann Ruhe haben will hat sie doch nicht mehr alle. Es geht halt entweder lebhafter urbaner Raum oder Ruhe haben. Beides zusammen geht einfach nicht. Zwei Kilometer weiter ist übrigens Pankow, da ginge das dann auch wieder...

      Extinction Rebellion einigt sich auf einen inhaltlichen Konsens, um als Gruppe handlungsfähig zu sein. Menschen verstoßen gegen diesen Konsens und müssen gehen. Ist doch okay, gibt andere Gruppen, in denen man aktiv sein kann.

      Sie zeigen gerade eine zusätzliche Seite des absoluten Denkens, das der Autor vorgestellt hat: Es muss immer alles zugänglich sein, alles muss möglich sein und jede Entscheidung muss jederzeit konsequenzlos revidierbar sein. Statt sich mal abzufinden mit den Konsequenzen, die persönliche Entscheidungen mit sich bringen.

      Zum Beispiel die Entscheidung zwischen Stadt- und Landleben. Oder die Entscheidung sich auf eine politische Gruppe einzulassen oder eben halt nicht.

      • @LesMankov:

        genau auf diese Seite, die Sie hier treffend erkannt haben, wollte ich aufmerksam machen:

        Es muss eben NICHT immer alles zugänglich sein.

        Genau darum geht es mir. Ich freue mich über jeden geschlossene Frauen-Gruppe. Nein, ich persönlich halte umgekehrt nichts von Vereinen, die Frauen ausschließen. Aber solange Vereine im Einklang mit Grundgesetz und Menschenrechten stehen, möchte ich trotzdem in einer Welt leben, in der sie nicht verboten werden.

    • @TAE EZR:

      Meinungsfreiheit bedeutet eben nicht, dass alle anderen ihre Meinung toll finden und teilen müssen, sondern nur, dass sie sie grundsätzlich sagen dürfen. Und das in manchen Kontexten eben auch nur einmal. Wenn sie also meinen als Kirchenmitglied Blutopfer und schwazre Messen zelebrieren zu wollen oder in FDP vehement für den Stalinismus eintreten wird man ihnen dort wohl ebenso die Tür weisen wie irgendeine linke Gruppierung deren Grundkonsens sie verletzen. Wer das für einen Grund hält Nazis zu wählen und glaubt die würden nichts vorschreiben und bei denen dürfe man alles sagen sollte mal den Realitätscheck machen und auf einer AfD-Veranstaltung für Veggieday und eine Rückkehr zum Asylrecht von vor ´93 werben.

      • @Ingo Bernable:

        Und Toleranz, deswegen nicht gleich alle Brücken abzubrechen!

      • @Ingo Bernable:

        Man kann so viele Regeln aufstellen, dass jeder Mensch verprellt wird. Das ist richtig. Das ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Absolut korrekt.

        Man darf sich dann aber eben nicht wundern, wenn einen keiner mehr mag.

        Davon handelte aber der Artikel nicht. Der Artikel warnte vor der Meinungsdikatur von rechts. Das ist eine einseitige Sicht, denn die Meinungsdiktatur existiert ganz offensichtlich auch von links.

        Die von mir oben zitierten Aussagen, verstoßen nicht gegen irgendeinen Grundkonsenz. Sie sind nicht rassistisch oder sexistisch.

        Ich sage lediglich "Hey, ich kann Menschen verstehen, die Dinge tun, die gegen unsern Grundkonsenz verstoßen. Wir sollten diese Menschen, die keine Nazis sind, nicht als ebensolche bezeichnen, sonst verlieren wir sie als Unterstützer."

        Natürlich kann man alle Menschen gegeneinander Aufhetzen und einen Bürgerkrieg provozieren. Aber ist das sinnvoll?

        • @TAE EZR:

          "die Meinungsdiktatur existiert ganz offensichtlich auch von links."



          Da würde ihnen wohl jeder Rechte aus ganzem Herzen zustimmen. Nur worin konkret besteht diese angebliche Meinungsdiktatur denn eigentlich? Darin, dass Linke rechtem BS widersprechen? Darin, dass das linke Gruppen einen vor die Tür setzen wenn man ihre Ziele und Ideale nicht teilt? Darin, dass inzwischen knapp jede*r vierte rechtsradikal wählt während die Linkspartei kurz vor dem Verschwinden steht? Und welche Konsequenzen hat man in dieser Meinungsdiktatur zu fürchten wenn man Dinge meint die nicht opportun sind? Wird man vor Gericht gestellt und bestraft oder droht einem gar, wie das in Diktaturen nun mal so der Fall ist, von der Geheimpolizei abgeholt zu werden um dann in irgendwelchen düsteren Folterkellern auf nimmerwiedersehen zu verschwinden?



          "Natürlich kann man alle Menschen gegeneinander Aufhetzen und einen Bürgerkrieg provozieren."



          Die wahre Gefahr droht demnach nicht von den Nazis und Faschisten, sondern von denen die diese als solche bezeichnen und damit aufhetzen und Rassismus und Sexismus als solchen zu benennen und zu kritisieren ist ihnen Anlass zum Bürgerkrieg. Und weil das so ist sollte man das besser nicht tun und Nazis Nazis sein lassen und sie tun lassen was Nazis eben so tun? Ist es das was sie für sinnvoll halten würden?

          • @Ingo Bernable:

            Das ist genau das was ich kritisiere.

            Mit keinem einzigem Wort habe ich irgendwas rechtes oder rassistisches oder sexistisches gut geheißen.

            Ich bin selbst total überzeugt von linken Werten.

            Ich verabscheue die AfD bin sehr traurig über jeden einzelnen, der sie wählt - will genau das verhindern.

            Und trotzdem stellen Sie ausgerechnet MICH in die rechte Ecke.

            Wenn Sie mich schon in die rechte Ecke stellen, was passiert dann erst mit Menschen, die wirklich mal eine von den oben genannten Aussagen treffen, für dich ich nur Toleranz einfordere?

            Genau. Die werden als Nazis bezeichnet. Und ja, es passiert. Menschen sind tieftraurig über diese Verletzung, dass sie geschasst werden, von jenen die sie eigentlich toll finden - und wählen aus Protest AfD. Das mag nicht klug sein. Aber es war auch nicht klug, sie als Nazis zu bezeichnen, deren Herz doch links schlägt.

            Und dann gibt es noch jene, denen Politik total egal ist. Die sagen nur "ich hab Angst vor der Impfung, ich mach das nicht, ich demonstrier dagegen". Dann sagt ihnen jemand "oh, Du bist ein Schwurbler-Nazi, weil auf Deiner Demo waren auch Nazis". Und dann sagen die "oh, ich bin also ein Nazi. Danke für die Info. Dann wähl ich die jetzt halt. Das mag auch nicht klug sein. Aber es sind eben nicht alle Menschen klug. Wollen wir Menschen, die nicht klug sind, wirklich dissen und shamen? Wollen wir wirklich dummen Menschen sagen, dass sie Nazis sind und nicht willkommen??

            Und nun zur Eingangsfrage: Ja, ich gehe davon aus, wenn jene an der Macht wären, die jetzt ohne Rückfrage Menschen dissen und verurteilen die was sagen, was ihnen nicht passt - wenn die an der Macht wären, ja, die würden zensieren und bestrafen, willkürlich und undemokratisch. Warum vermute ich das? Weil sie eben nicht sagen "Deine Meinung ist hier nicht willkommen" sondern, sie sagen "Du bist ein Nazi, ein schlechter Mensch".

            • @TAE EZR:

              "Und trotzdem stellen Sie ausgerechnet MICH in die rechte Ecke."



              Möglicherweise wäre das ja bei rechten Schlagworten wie "Meinungsdiktatur" und rechten Argumentationsmustern wie dem, dass man ja ... gar nicht mehr sagen dürfe (nur um es dann idR doch gleich zu sagen) eine relativ naheliegende Vermutung.



              Wenn sie allerdings genau lesen würden, wäre ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich sie keineswegs wie sie glauben pauschal in die rechte Ecke stellt, sondern ihre Argumentation kritisierte, weil ich sowohl ihre Begründung (Meinungsdiktatur) als auch ihre Schlussfolgerungen, die Unterstellung, dass jeder Dissens einem Ausschluss gleichkäme, für falsch und abwegig halte. Da sich sich aufgrund dessen nun dennoch in die rechte Ecke gestellt sehen haben sie damit nun natürlich die Richtigkeit ihrer Position bewiesen. Vor solcher Evidenz bleibt mir nur die logische Kapitulation und um sie und ihre linken Positionen nicht zu verprellen werde ich forthin jeder ihrer Positionen ebenso bedingungslos zustimmen wie denen jener die das Gegenteil davon behaupten. Die Zeiten in denen ein kritischer Diskurs eine innerlinke Selbstverständlichkeit waren sind wohl tatsächlich Vergangenheit.

              • @Ingo Bernable:

                oh nein, ich liebe Diskurse und Diskussionen, insbesondere auf der Sachebene.

                Sie argumentieren aber nicht auf der Sachebene, sondern versuchen ihren Diskussionspartner mit 2 Tricks zu diskreditieren:



                Einerseits, legen Sie ihm Aussagen in den Mund, die er nie getätigt hat.



                Und andererseits stellen sie ihn in die rechte Ecke.

                Was wirklich gesagt wurde, interessiert sie nicht. Sie betreiben Mobbing, und das vermutlich nicht nur hier im Forum, wo es unschädlich ist, sondern auch im Real-Life.

                Und genau das ist das Problem: Genau das bringt die Menschen dazu, sich von ihnen und den Positionen die Sie vertreten, abzuwenden.

                Hätten Sie das Ziel, Menschen von ihrer politischen Einstellung zu überzeugen, so würden Sie das versuchen.

                Das versuchen Sie aber nicht. Sie versuchen nur, ihren Diskussionspartner zu diskreditieren.

                • @TAE EZR:

                  Ich sehe nicht wie man mit ihnen eine Diskussion führen könnte wenn sie Dinge verstehen, die nie gesagt wurden und selbst dann nicht von ihrer Interpretation abrücken wenn man sie explizit richtig stellt, sondern sich gemobbt fühlen. Wenn jeder Widerspruch zur Meinungsdiktatur, jede Kritik zum Mobbing und jeder Konflikt zum Ausschluss wird, sollten sie die Auseinandersetzung mit anderen Menschen wohl am Besten ganz grundsätzlich bleiben lassen.

                  • @Ingo Bernable:

                    Sie haben versucht, meine Argumente nicht mit Sachargumenten zu entkräften, sondern als "rechte Argumentationsmuster" diskreditiert, oder dadurch in den Dreck gezogen, dass Sie gesagt haben, "oh da würde ihnen jeder Rechte ja zustimmen."

                    Weiterhin haben Sie mir die Aussage "Die wahre Gefahr droht demnach nicht von den Nazis und Faschisten, sondern von denen die diese als solche bezeichnen und damit aufhetzen und Rassismus und Sexismus als solchen zu benennen und zu kritisieren ist ihnen Anlass zum Bürgerkrieg. Und weil das so ist sollte man das besser nicht tun und Nazis Nazis sein lassen und sie tun lassen was Nazis eben so tun?" in den Mund geschoben.

                    Ich habe nicht im entferntestem jemals so etwas gedacht und behauptet.

                    Ich hab lediglich gesagt, dass ich es schwierig finde, andere für etwas zu kritisieren, was man selbst tut, und dass ich die Polarisierung und das Gegeneinander als Ursache für das gegenwärtige Problem der "schweigenden Masse" ansehe.

                    Wem soll sich die "schweigende Masse" dann anschließen? Den einen, die das Grundgesetz und die Menschenrechte verletzen? Oder den andren, die Menschen shamen und in die rechte Ecke stellen, für Verhalten, die NICHT das Gesetz und die Menschenrechte verletzen?

                    Weder noch. Die schweigende Masse findet beides doof. Sie findet die AfD scheisse, die Grundrechte und Menschenrechte mit Füßen tritt. Sie findet aber auch die extrem linken und/oder feministischen Gruppierungen scheisse, die sie in Sippenhaft nehmen möchte, für Dinge die sie nie getan haben und an jedem Menschen ein Verhalten findet, dass sie schlecht findet und gern verbieten würde.

                    • @TAE EZR:

                      Die ständige Behauptung einer "Meinungsdiktatur" IST ein rechtes Narrativ, das ist ein Fakt, darauf hinzuweisen halte ich deshalb für ein Sachargument. Wenn sie sich solche Narrative zu Eigen machen und die Kritik daran als Hetze, als Anlass zum Bürgerkrieg, als Diskreditierung, als abzulehnenden Polarisierung, etc. auffassen ist das wohl vA mangelnde Kritik- und Diskursfähigkeit.



                      "in den Mund geschoben."



                      Es ist die logische Konsequenz ihres Wunsches die notwendige Kritik an kritikwürdigen Positionen zu unterlassen weil das Hetze, Spaltung und Ausschluss wäre.



                      Die Legitimierung der eigenen Position mit dem Verweis auf die angeblich schweigende Mehrheit ist übrigens auch so ein typisches Argumentationsmuster der Rechten. Nur weil sie sich für links halten, sind es ihre Standpunkte und Argumente noch lange nicht.

                      • @Ingo Bernable:

                        Der Artikel, den wir hier kommentieren, spricht von Meinungsdiktatur, ich habe den Begriff doch überhaupt nicht in die Diskussion eingebracht.

                        • @TAE EZR:

                          Nur ist die Kontextualisierung dieses Begriffs im Artikel eine vollkommen andere als die ihre. Der Artikel greift diesen Begriff als rechtes Momentum paraphrasierend auf und an, sie hingegen verwenden ihn affirmativ als Zustandsbeschreibung linker Zusammenhänge.

                          • @Ingo Bernable:

                            Ok, sie haben recht. Meine Argumente sind entkräftet, da meine Didaktik nicht so gut war, wie ihre. Dementsprechend haben wir durch unsere Diskussion und dem Austausch von Sachargumenten über meine Didaktik nun gemeinsam erfolgreich und für jeden Außenstehenden nachvollziehbar belegt, dass es Meinungsdiktatur nur von rechts gibt.