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Erdogan droht IsraelEs muss endlich Folgen haben

Gastkommentar von Malte Wirtz

Wenn die EU ernst genommen werden will, darf sie Drohungen wie die von Erdoğan nicht unbeantwortet lassen. Wohin das sonst führt, zeigt uns Putin.

Erdogan droht Israel Foto: Burhan Ozbilici/ap

W ie kommt es, dass Deutschland, das die Solidarität mit Israel als Staatsräson erklärt hat, nicht auf Erdoğans unverschämte Drohung, Israel anzugreifen, reagiert? Ist es, weil sie ihn als Kleinkind betrachten, dem man keine unnötige Aufmerksamkeit schenken sollte, oder weil sie nicht wissen, wie sie mit ihm umzugehen haben?

Letzteres scheint naheliegender. Das beste Mittel gegen Menschen mit ­einem losen Mundwerk ist, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, so wie es Kamala Harris mit Donald Trump erfolgreich vorgeführt hat. Deshalb wäre eine logische Antwort, Erdoğan einen Einmarsch der EU in die Türkei zu unterbreiten, wenn er weiter solche Vorschläge macht.

Wenn die Europäische Union ernst genommen werden will, muss sie Eckpunkte ihrer Demokratie aufstellen. Drohungen wie die von Erdoğan dürfen nicht folgenlos bleiben, denn wenn so ein Verhalten unkommentiert bleibt, dann akzeptiert man es stillschweigend und ermutigt sein Gegenüber, aus Worten Taten werden zu lassen.

Schließt die Bankfilialen, die Geschäfte mit der Hamas machen

Malte Wirtz

Jahrgang 1979, ist Autor und Filme­macher aus Berlin. Er hat an der Athanor Akademie Regie studiert und seitdem zahlreiche Filme und Theaterstücke realisiert.

Für europäische Werte einzustehen wurde in der Vergangenheit häufig verpasst, ob beim EM-Spiel der Türkei, wo man den türkischen Regierungschef herzlich willkommen hieß, direkt nach dem er den „Wolfsgruß“ des Spielers Demiral verteidigte, ob es eine Ohrfeige fürein unartiges Kind auf offener Bühne anlässlich der Eröffnung eines sozialen Bauprojekts war. Das kleine Kind küsste nach der erhaltenen körperlichen Züchtigung dann wie gewünscht die Hand Erdoğans.

Das sind offenbar seine Erziehungsmethoden im Kleinen. So anders sind seine Maßregelungen im Großen auch nicht.

Diese vielen kleinen Akzeptanzen seines Verhaltens bestärken ihn aber immer nur weiter, so wie die vielen kleinen Akzeptanzen Putin immer weiter bestärkten.

Doch es fehlt nicht an Möglichkeiten, ein Stoppsignal zu setzen. Etwa könnten die deutschen Filialen türkischer Banken, die Geschäfte mit der Hamas machen, geschlossen werden. Es braucht nur etwas Mut.

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19 Kommentare

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  • "Für europäische Werte einzustehen wurde in der Vergangenheit häufig verpasst, "



    Ja, vor allem bezüglich Netanyahus Völkermord in Gaza

  • Erdogan weiß um die Rolle der Türkei an der NATO Ostflanke und als Einlassventil für Flüchtlinge aus Nahost.



    Das nutzt er leidlich aus.

    Europa und die Nato haben genau zwei Möglichkeiten. Schnauze halten und alles bleibt wie es ist. oder eben zu riskieren das sich Erdogan Putin anschließt und der Destabilisierung Europas den Weg bereitet.

  • So redet einer, der weiß, dass ihm EU und NATO weiterhin aus der Hand fressen, und das noch sehr lange.

    Der kann sich solche Sprüche erlauben, da machen EU und NATO gar nichts, außer betreten wegsehen.

    Er wird aber auch nicht angreifen, das kann er nur bei deutlich schwächeren Gegnern wie den Kurden.

  • Diese Forderung ist doch bizarr. Die Türkei ist ein NATO-Partner, noch dazu einer von herausragender strategischer Bedeutung, insbesondere, wenn wir uns quasi in einem neuen Kalten Krieg befinden. Man sollte sich von der, verzeihung, doch reichlich naiven Vorstellung befreien, Außenpolitik würde betrieben, um "Werte" durchzusetzen - darum geht es nicht, auch nicht in der Ukraine. In der Außenpolitik geht es um Interessen, und sich ernsthaft mit der Türkei anzulegen, würde den Interessen der restlichen NATO direkt zuwiderlaufen.

  • In den USA hat bisher kein Medium über Erdogans neuste Streiche berichtet. Also soo schlimm kann es gar nicht sein.

  • Außerhalb der Regierungen sind die Zivilisten, die einfachen Bürger der meisten Länder außerhalb Deutschlands eher frustriert mit unserer absoluten Haltung bezüglich des Konflikts.

    Die letzten Beschlüsse des Internationalen Gerichtshofs und der UN bestätigt diese Standpunkte nur für sie.

    Was Erdogan angeht, ist ihm definitv bewusst, dass er weder Israel, noch den USA etwas entgegen setzen kann, weshalb man nicht von echten Konsequenzen ausgehen sollte.

  • "Deshalb wäre eine logische Antwort, Erdoğan einen Einmarsch der EU in die Türkei zu unterbreiten, wenn er weiter solche Vorschläge macht."

    Ehrlich gesagt habe ich diesen Satz fünfmal hintereinander gelesen und glaube immer noch, dass ich ihn falsch verstehe.

  • Der Autor hat vollkommen recht, schon viel zu lange lässt speziell die deutsche Politik diesem Möchtergerngross noch die aller unverschämtesten Ausfälle durchgehen. Insbesondere wäre es nötig seine offiziellen wie inoffiziellen Vertretungen von Ditib und grauen Wölfen in Deutschland zu verbieten.

    • @Fran Zose:

      Ein Verbot der Grauen Wölfe kann es so nicht geben, weil es „die“ Grauen Wölfe nicht als Rechtspersönlichkeit gibt. Daher kommen nur Vereine aus ihrem Umfeld infrage und diese treten nach außen nicht extremistisch auf und bemühen sich um ein gemäßigtes Image.

      Leider kennt das deutsche Recht nichts vergleichbares wie das österreichische Symbole-Gesetz, nach dem Gruppierungen benannt sind, deren Symbole verboten sind.

  • Wer die Worte Erdogans auf die Goldwaage legt verkennt das seine Botschaften stets nach innen gerichtet sind. Adressat ist die eigene Bevölkerung. Das ist der gravierende Unterschied zu Leuten wie Putin.

    Auch ist es nicht Sache der EU, sich in außenpolitische Belange der Türkei einzumischen solange sie nicht unmittelbar selbst betroffen ist. Wäre dem so, hätten schon längst Interventionen erfolgen müssen. Spätestens hinsichtlich der Beziehungen der Türkei zur Hamas.

    Und hinsichtlich der erwähnten demokratischen Eckpunkte der EU, da böten sich dringendere Felder an um zu beweisen, dass es sich auch in der heutigen Zeit noch um eine Wertegemeinschaft handelt.

  • Die EU soll Erdoğan drohen einzumarschieren?

    Soll Erdoğan sich totlachen, oder was soll der Effekt sein?

    Die EU hat keine Armee, die das tun würde.

    In Deutschland wäre die Gesellschaft nicht bereit, auch nur ein kleines Scharmützel zu führen.

    Der Autor hat noch nicht die tatsächlichen Machtverhältnisse realisiert.

    Nach einer solchen Drohung wäre innenpolitisch in Deutschland der Teufel los.

    Zudem kämen die nächsten zwei Millionen Flüchtlinge, was Deutschland und die EU zerreißen würde.

    Ja, die Stärke Putins und Erdoğans spiegelt nur die Schwäche der EU.

    So zu tun, als wäre man Weltmacht, bringt niemanden weiter.

  • Sie fordern Mut von dieser Regierung. Das ist sehr hoffnungsvoll.



    Dieser türk. Machthaber darf hier Wahlkampf machen. Seine Anhänger in D sind in grosser Zahl ihre Fahnen schwenken und ihm zujubeln.



    Da wird man politisch eher verhalten sein.



    Bin mal gespannt.

  • "Wenn die EU ernst genommen werden will, darf sie Drohungen wie die von Erdoğan nicht unbeantwortet lassen. Wohin das sonst führt, zeigt uns Putin."



    Das Problem ist, dass Erdogan ein paar Millionen Flüchtlinge zurückhält und - mal mehr, mal weniger ambitioniert - die Drecksarbeit in Sachen Verteidigung der EU-Außengrenze für die EU in der Ägäis übernimmt und so massiv den Migrationsdruck auf Griechenland mindert, dass eh seit Jahren völlig überfordert ist mit der Menge an trotzdem noch ankommenden Menschen...



    ...so lange Bürger und regierende Parteien die Migranten als Bedrohung und/oder Überforderung Europas ansehen, weiß Erdogan (und seine Kollegen in Tunesien, Marokko, etc) ganz genau, dass er die besseren Trümpfe in der Hand hält und sich derlei aggressive verbale Eskapaden erlauben kann um sich innenpolitisch zu profilieren - die Mullahs im Iran praktizieren das seit Jahrzehnten 🤷‍♂️



    Das Erdogan ernsthaft in Israel einmarschiert halte ich für völlig ausgeschlossen so lange die USA ihre Hand über Israel halten - Erdogan ist herrschsüchtig, nicht bescheuert.

  • Auch hier, wie bei der AfD und den anderen konservativen Radikalen, m.E. eine Langzeit-Strategie: die drohenden globalen Veränderungen in Sicht werden Demokratie und/oder Toleranz geschliffen, um die eigenen Interessen mit Hilfe eines Unterdrückungsapparates zu verfolgen.

  • Nicht erst diese Drohung war skandalös. Erdogans Regierung wird zunehmend eine Autokratie mit allen typischen Merkmalen, vor allem durch die Vereinnahmung der Justiz.

    Es ist sich auch kein Zufall, dass wir immer mehr Asylbewerber aus der Erdogan-Türkei in Deutschland willkommen heissen. Viele bekommen zurecht Asyl zugesprochen, weil in der Türkei politische Verfolgung an der Tagesordnung ist.

  • Erdoğans Sprüche sind Maulheldentum angesichts der militärischen Verhältnisse und des geografischen Abstands.

    Was traurig ist, dass ihm die Lücke weit offen gelassen wurde, indem israelische Völkerrechtsbrüche und andere Untaten Netanyahus sehr, sehr gnädig behandelt wurden und werden vom Westen. So kann sich selbst ein Erdoğan plötzlich zum Neo-Kalifen stilisieren. Das war und ist vermeidbar.

  • Erdogan ist unser Türsteher der die Flüchtlinge draußen hält. Deshalb kann er sagen was er will ohne Konsequenzen zu befürchten. Hier werden Kritiker ganz schnell als Hamasunterstützter und Antisemiten abgestempelt. Politische Doppelmoral vom feinsten.

  • So isses!!!