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Energiepolitische RückzugsgefechteBrauchen wir doch noch Atomkraft?

Jour­na­lis­t:in­nen befeuern und verteufeln die Atomrenaissance. Die wichtigsten Antworten zu einer deutschen Zombiedebatte.

Seit Ende 2021 vom Netz – und das wird auch so bleiben: das ehemalige AKW Brokdorf Foto: Christian Charisius/dpa

Ist der Atomausstieg in Deutschland nicht längst beschlossen?

Oh ja, das ist er. Die ostdeutschen Atomkraftwerke wurden schon im Zuge der Wende abgewickelt, den gesamtdeutschen Ausstieg hielt erstmals der „Atomkonsens“ von Rot-Grün im Jahr 2002 fest. Der wurde dann zwar 2010 von Schwarz-Gelb wieder aufgelöst, aber ein Jahr später, nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima, wieder festgezurrt. Seit Neujahr laufen nur noch drei AKW in Deutschland, nämlich „Neckarwestheim“ in Baden-Württemberg (betrieben von EnBW), „Isar“ in Bayern (PreussenElektra) und „Emsland“ in Niedersachsen (RWE). Auch deren Abgang vom Netz steht kurz bevor, er soll noch dieses Jahr erfolgen.

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Was hat die „EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzen“ mit der Debatte zu tun?

Die Taxonomie soll Investor:innen, die ihr Geld möglichst sauber anlegen wollen, Orientierung geben. Und nach dem Willen der EU-Kommission dürfte bald auch Atomkraft als nachhaltig gelten. Theoretisch dürften also Fonds, die Geld für Atomkraftwerke einsammeln, sich unter bestimmten Auflagen mit dem EU-Ökolabel schmücken. Die Sorge ist, dass das Geld von erneuerbaren Energien wegnimmt – und dass das Vertrauen in nachhaltige Finanzprodukte schwindet. Außerdem befürchten Umweltschützer:innen, dass die Taxonomie als Vorlage für neue EU-Regeln für die Vergabe öffentlicher Gelder dient und ganz generell in der Debatte um Atomkraft den Diskurs verschiebt.

Fans der Atomkraft loben sie als klimafreundlich. Stimmt das?

Das kommt darauf an, womit man sie vergleicht. Pro Kilowattstunde Atomstrom fallen laut dem Weltklimarat IPCC 3,7 bis 110 Gramm CO2 an. Diese gigantische Spanne kommt unter anderem dadurch zustande, dass die Endlagerung des Atommülls noch ein ungelöstes Riesenproblem ist, was auch Ungewissheiten bei der CO2-Bilanz mit sich bringt. Das Umweltbundesamt nutzt den Mittelwert von 55 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Das ist nur ein Bruchteil von dem, was bei der Verbrennung von Braunkohle anfällt: mehr als ein Kilo pro Kilowattstunde nämlich. Auch Gas ist mit fast einem halben Kilo CO2 pro Kilowattstunde deutlich schädlicher, zumal durch Leckagen in Pipelines zusätzlich Methan entweicht und den Planeten aufheizt.

Der Vergleich mit den erneuerbaren Energien sieht aber anders aus: Eine Kilowattstunde Solarstrom verursacht bisher durchschnittlich 56 Gramm CO2, bei Strom aus Windrädern an Land sind es 18 Gramm, Offshore-Windparks kommen sogar auf nur 10 Gramm, wie das Umweltbundesamt mitteilt. In dieser Bestandsaufnahme sind zudem Anlagen enthalten, die 20 Jahre alt und noch nicht sehr effizient sind. In Zukunft dürften sich diese Werte also noch deutlich verbessern. Also: Besser als die erneuerbaren Energien sind Atomkraftwerke nicht fürs Klima, im Vergleich zu fossilen Kraftwerken schneiden sie aber durchaus gut ab.

Also für den Übergang lieber Atom- als Kohlekraftwerke?

Das wäre vielleicht vor zehn Jahren eine Überlegung wert gewesen. Die damaligen Geg­ne­r:in­nen des Atomausstiegs traten nebenbei bemerkt aber nicht gerade für ein Ende der Kohleverstromung ein, sondern eher für ein Ende der Energiewende. Und jetzt stellt sich die Frage gar nicht mehr. Die meisten deutschen Atomkraftwerke sind schließlich schon abgeschaltet und befinden sich im Rückbau. Das heißt: Erst mal müssen die Brennelemente jahrelang herunterkühlen, bis man sie in Castorbehälter verpacken und in ein Zwischenlager bringen kann, dann kann das alte Gehäuse nach und nach zerlegt werden. Das einfach anhalten und umkehren? Ist nicht drin. Neue Atomkraftwerke zu bauen, wäre hingegen exorbitant teuer und dauert viele Jahre. Den aktuell für 2030 anvisierten Kohleausstieg kann man so nicht vorziehen.

Und wenn wir die AKW, die noch am Netz sind, weiter nutzen?

Selbst das dürfte schwer bis unmöglich sein. Die Abschaltgenehmigungen sind seit Jahren beantragt. Und auch abseits von Formalitäten, die man theoretisch ändern könnte: Die Beschaffung von Brennstäben, der Einsatz von spezialisiertem Personal – all das wurde lange im Voraus geplant, und zwar in Richtung Rückbau. Ein paar Monate würden nicht reichen, um umzusteuern. Im Übrigen kommen alle drei AKW zusammen nicht mal auf die Leistung, die allein die zwei Lausitzer Braunkohlekraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe erreichen können. Den Atomausstieg jetzt auszusetzen, würde den Kohleausstieg also gar nicht deutlich voranbringen.

Was sagen denn die Atomkonzerne?

Man erntet irgendwas zwischen Unglauben und Langeweile, wenn man sich bei den deutschen Energiekonzernen nach einer möglichen Weiternutzung der Atomkraftwerke erkundigt. Das dürfte auch daran liegen, dass sich die teure Atomkraft kommerziell nicht lohnt, wenn sie nicht massiv subventioniert wird. Die Nutzung der Atomkraft für die Stromproduktion habe sich in Deutschland erledigt, hört man etwa aus Baden-Württemberg: „Die EnBW hat nach dem damaligen Ausstiegsbeschluss eine langfristige Strategie für den Rückbau ihrer Kernkraftwerke ausgearbeitet, die sie seither konsequent umsetzt“, lässt eine Sprecherin wissen. „Die Frage nach der Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke sowie weitere hypothetische Fragestellungen in diesem Kontext stellen sich deshalb nicht.“

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Ähnlich klingt das bei PreussenElektra. Deutschland habe sich gegen die Nutzung der Kernenergie entschieden. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu anderweitigen Gedankenspielen nicht mehr äußern – sie sind spekulativ und daher für uns kein Thema“, heißt es. Und vom Dritten im Bunde gibt es die Rückmeldung: „Das Kapitel Kernenergie ist für RWE abgeschlossen.“

Wie sieht es international aus?

Etliche Länder setzen weiter auf Atomkraftwerke und produzieren damit ein wirtschaftliches Fiasko nach dem anderen. Das französische AKW Flamanville, das britische Hinkley Point C, das finnische Olkiluoto – ständig gibt es Meldungen über Verzögerungen, Pannen, Mehrkosten. Die Menge an Strom, die Atomkraftwerke weltweit produzieren, sank im Jahr 2020 indes, wie der Weltstatusbericht Atomindustrie des Atomexperten Mycle Schneider im vergangenen Jahr ergab. Größter Hersteller sind die USA, es folgen China und Frankreich.

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44 Kommentare

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  • Wenn denn Nuklearenergie so toll ist, dann haben sich die Befürworter*innen doch bestimmt bereits für den Fall der Fälle als Liquidator*innen[1] registrieren lassen, haben sich für ein freiwilliges soziales Jahr in ukrainischen Kliniken gemeldet und dort Kindern geholfen, die unter den Folgen von Tschernobyl leiden, oder?[2]



    [1] de.wikipedia.org/w...ator_(Tschernobyl)



    [2] tschernobyl.org/tschernobyl-kinder/

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Hätte mandie AKWs von 2021 einfach weiterlaufen lassen, hätte man die Kohle schon 2025 abschalten können!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Da würde mich die genaue Rechnung interessieren.

      Dennoch wäre ich, _gerade_ weil nur noch drei AKW am Netz sind, dafür, diese noch bis zum Ende der Legislaturperiode laufen zu lassen und dafür den Kohleausstieg schneller durchziehen.

      Drei AKW sind zu wenig, um großtechnisch an der Kernkraft festzuhalten, und mit dem hier vorgeschlagenen Datum vermeidet man, dass eine CDU-geführte Regierung die Laufzeit weiter verlängert.

      Alles natürlich mit dem Vorbehalt, dass kein kritischer Störfall auftritt (Neckarwestheim macht ja wohl einige Probleme in die Richtung).

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Hätte, hätte, Bau...Kernkraftwerke sind Dauerläufer. Mal was von Lastfolgebetrieb gehört, unter dessen Verschleiß und noch dazu gealtert, Reaktoren besonders riskant werden?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Hätte mensch wesentlich mehr Solar- und Windenergieanlagen bereits viel füher gebaut, das Stromnetz angepasst, dann ... Auch jetzt wird von AKW-Befürworter*innenseite nicht der Ausbau regenerativer Energien thematisiert, sondern Investitionen in alte AKWs, die störanfälliger und reperaturanfälliger werden und zudem nicht mit regenerativen Energien zusammenpassen, da sie grundlast- anstatt flexibel energieerzeugend sind. Dann noch GAU- und Lagerungsproblematik ausblenden ...

  • Mich schokiert vielmehr, dass man uns seit Jahrzehnten Sand in die Augen streut denn der Atommüll ist bei Leibe nicht das größte Müllproblem.

    Atommüll zerfällt irgendwann - es mag tausende Jahre dauern, aber er zerfällt.

    Ganz im Gegenteil zu den zigtausend Tonnen giftigster Arsen- Chrom- und Dioxinabfälle die man klammheimlich z.B. in Herfa-Neurode, Ihlenberg und Berlin-Schöneberg vergraben hat.

    Die zerfallen nie - auch nach Zigmillionen Jahren nicht.

    • @Bolzkopf:

      Die LD50-Dosis von Arsen liegt bei 763 mg/kg-Köpergewicht, die von Chrom(VI)oxid bei 50, die von Plutonium bei 0,32, die von Dioxin bei 0,001. Allerdings gibt es für chemische Verbindungen bekannte und etablierte Methoden sie unschädlich zu machen, Dioxin etwa lässt sich bei hohen Temperaturen verbrennen, für strahlende Elemente existieren derartige Methoden nur in der Theorie.



      "Atommüll ist bei Leibe nicht das größte Müllproblem. Atommüll zerfällt irgendwann - es mag tausende Jahre dauern, aber er zerfällt."



      Genauer geht es um 100.000 Jahre aufwärts. Menschliche Hochkulturen existieren demgegenüber erst seit rund 5000 Jahren und ich hätte erhebliche Zweifel daran ob ein in der Vergangenheit angelegtes Endlager auch nur ein Zehntel dieser Zeit sicher überdauert hätte.

      • @Ingo Bernable:

        Ich bin ganz ihrer Meinung - um so schlimmer, dass man den Giftmüll einlagert und nicht zersetzt.

        Bei Pu ist die Giftigkeit noch deutlich höher: 32 ng (absolut) töten binnen 20-30 Jahren zuverlässig durch Lungenkrebs

  • Mit diesem Vergleich zwischen Kohle- Atom- und erneuerbaren Energien kommt man aber dennoch zum Schluss, dass es Deutschland bei diesem Thema in der Vergangenheit falsch gemacht hat. Denn in die Abschaltung der Atomkraftwerke wurde von politischer Seite mehr Aufwand investiert als in die Abschaltung von Kohlekraftwerken obwohl es andersrum besser gewesen wäre. Aus genau dem Grund schneiden derzeit Frankreich und Schweden bei der Co2-Bilanz besser ab Deutschland, denn die beiden Länder haben es in den vergangenen Jahren genau andersrum gemacht.

    • @Marcus Frank:

      Vor allem wurde verhältnismäßig wenig in erneuerbare Energien investiert. Und nun soll nach Vorstellungen einiger immer noch weniger in erneuerbare Energien investiert werden, da AKWs angeblich eine "Brückentechnologie" seien ...



      Vielleicht doch nochmal die vielen Gegenargumente bezüglich Nuklearenergie nachschlagen:



      www.100-gute-gruende.de/gruende/

      • @Uranus:

        Sie antworten nicht auf meine zentrale Aussage. Ich habe nicht gesagt, dass die Atomkraft bleiben soll. Ich habe auch nicht geleugnet, dass erneuerbare Energien ausgenaut werden müssen.



        Meine zentrale Aussage war: Zur Bekämpfung des Klimawandels macht es Sinn zuerst alle Kohlekraftwerke abzuschalten und mit der Abschaltung der Atomkraftwerke dann zu beginnen, wenn die Kohlekraftwerke weg sind. Und man hat es in Deutschland in den vergangenen Jahren genau andersrum gemacht.

        • @Marcus Frank:

          Okay. Ich denke, in dem Prozess, weg von Kohle bzw. fossiler Energie UND Atom gibt es viele Stellschrauben, die mensch nutzen kann. Wie ich zuvor erwähnte, gibt es viele gute Gründe[1], schnell aus der Atomkraft auszusteigen. Die Atomlobby versucht seit Beginn der Atomverstromung ihre Position durchzudrücken. Hätte es Anti-Atombewegung und Fukushima nicht gegeben, so wäre Merkel damals wohl mit den Laufzeitverlängerungen durchgekommen, mensch hätte noch länger AKWs und noch weniger regenerative Energien in Deutschland. AKWs sind nun mal auch Netzverstopfer [2]. Auch jetzt wird immer noch versucht, die teure, schädliche und gefährliche AKW-Technologie zu bewerben. Dabei gibt es andere Strategien bezüglich des Energieproblems. Eine davon wäre zu schauen, wofür denn Strom eingesetzt wird. Wo kann mensch da priorisieren, selektieren und Stromsparen? Bsp. Mobilitätswende - oftmals sind damit E-Autos gemeint. Ein Ersetzen der Verbrenner mit diesen hat aber die Nachteile, dass zum einen für neue Autos Ressourcen und Energien benötigt werden und zum anderen der Kraftsstoffbedarf durch Strom ersetzt werden muss. Mittels eines Fokus auf ÖPNV, Bahn und Fahrrad würde wesentlich weniger Strom benötigt werden.



          [1] www.100-gute-gruende.de/gruende/



          [2] www.ausgestrahlt.d...etz-schluss-damit/

    • @Marcus Frank:

      Genau so ist es. Die Risiken dern Kernkraft wurden übertrieben, technologische Innovationen systematisch unterdrückt und geleugnet. Realistisch benötigt der Umbau im Primärenergiebereich bis zu einem akzeptablem Restausstoß an CO2 MINDESTENS 30 Jahre, wenn nicht mehr. Die politischen und ökonomischen Herausforderungen dabei sind enorm. Die Schwankungen der erneuerbaren Energien müssen mit Gas abgefangen werden. Jeder, der auch nur etwas davon versteht, kann sich mit einem Taschenrechner klar machen, dass Wasserstoff als Puffer allenfals eine Nische besetzen kann. Da es keinen realistischen Plan mit ökonomischer Optimierung gibt, werden die Energiekosten weiter steigen - und zwar substanziell. Spätestens dann fällt den Grünen ihr Heilsversprechen auf die Füße. Das wird viel verdiente Häme auslösen, ist aber kein Grund zu Freude.

      • @Nachtsonne:

        Eine zweite "Übertreibung" aus der Wiki zum Thema Kernkraft: der Uranabbau. Auch in Deutschland wurde einst Uran abgebaut. Gesunheitliche Folgen sehen dann so aus:



        "Zum Stand vom 31. Januar 1997 wurden im Zeitraum 1952 bis 1990 14.592 Fälle von Silikose als Berufskrankheit bei der Wismut anerkannt.



        Zum Stand vom 31. Januar 1997 wurden im Zeitraum 1952 bis 1990 5.275 Fälle von Bronchialkrebs durch ionisierende Strahlung als Berufskrankheit bei der Wismut anerkannt.



        Von 1991 bis 2011 bestätigte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung insgesamt 3.700 Lungenkrebsfälle als Berufskrankheit. Dazu kamen 100 Menschen mit Kehlkopfkrebs und 2.800 mit Quarzstaublungenerkrankung."[1]



        Finanzielle Folgen so:



        "Für Entschädigungen flossen bis 2011 fast eine Milliarde Euro von der DGUV an ehemalige Wismutmitarbeiter ...



        Nach Wismut-Angaben wurden bis Ende 2016 rund 6,2 der insgesamt geplanten 6,4 Milliarden Euro ausgegeben. Davon entfielen ca. 3,2 Milliarden Euro auf die Thüringer Sanierungsstandorte Ronneburg und Seelingstädt und ca. 3,2 Milliarden Euro auf die sächsischen Sanierungsstandorte Crossen, Pöhla, Schlema, Königstein und Dresden-Gittersee. Damit sind die ursprünglich 1990/91 zu Beginn der Sanierung angesetzten Mittel eigentlich aufgebraucht. Die Wismut geht jedoch bis 2045 von weiteren anfallenden Sanierungskosten in Höhe von ca. 2 Milliarden Euro aus."[1]



        Das wird doch aber anderswo bestimmt ganz sicher ganz anders ablaufen, oder? [2]



        [1] de.wikipedia.org/w...smut_(Unternehmen)



        [2] www.nuclear-risks....weit/roessing.html

      • @Nachtsonne:

        Hier noch so eine "Übertreibung":



        "Seit der Inbetriebnahme des Kraftwerks habe es dort [Anm.: Grohnde] etwa 280 meldepflichtige Ereignisse gegeben. 1985 fiel bei einer Revision auf, dass das Hochdruck-Notkühlsystem nicht funktionierte, weil eine der vier Pumpen Gas statt Wasser enthielt.



        Ein Leck im Primärkühlkreislauf, befand der Umweltverband BUND, hätte damals „zur Kernschmelze und damit zum Super-GAU führen können“."



        taz.de/Atomausstieg-wird-real/!5823088/

      • @Nachtsonne:

        "Die Risiken dern Kernkraft wurden übertrieben"



        Bis 2011 war doch die vorherrschende Meinung, dass AKWs sicher seien, zumindest dann wenn es um kapitalistische AKWs ging. Dann ereignete sich der dreifache Super-GAU in Fukushima und auch dabei war eine sehr, sehr große Portion Glück im Unglück im Spiel. Dazu der damalige Premiermenisiter Naoto Kan:



        www.spiegel.de/pol...eht-a-1056836.html



        Die Ausbreitung der radiokativen Wolke (zum Glück größtenteils über dem Pazifik) zeigte seinerzeit, dass Evakuierungen noch in über 200 km Entfernung nötig werden können. Isar II ist von München nur gut 80 Kilometer entfernt, Regensburg gut 50. Auch für ein solches Szenario gibt es bis heute "keinen realistischen Plan", weil es schlicht nicht möglich ist. Evakuierungen sind nur bis zu einer Entfernung von 10 km zum Reaktor vorgesehen und das auch nur sektorweise, der Bereich außerhalb dieses Radios gilt per Definition als sicher.

  • @FLACHKÖPPER, @SIR BROBY, etc.:



    "Wenn man alle Kosten mit einberechnet..."



    Ja, genau, das sollte man tun, alle Kosten einberechnen. Und sich ehrlich machen und bei den Erneuerbaren die unvermeidlich zu erwartenden Speicherkosten berücksichtigen. Und dann überlegen, wie man am billigsten zum Ziel kommt.

  • Warum zieht man die geplante Energiewende nicht durch - und lässt die AKWs weiter laufen? Wenn sich herausstellt, dass wir dadurch einen Energieüberschuss haben, kann man sie immer noch abstellen.

    • @Gambitus:

      Es mussten in der Vergangenheit in windigen Phasen bereits Windkraftanlagen vom Netz genommen werden, da AKWs nicht mal eben runtergefahren werden können. Deren Grundlasternergieerzeugungsart passt nicht mit den erneuerbaren Energien zusammen.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Atomkraft ohne Endlager? Wie wahnsinnig kann man denn sein?

    Dann doch lieber Gas und Kohlekraftwerke kombiniert mit CCS.

    Was mich wirklich wundert ist, dass das Thema Geothermie konsequent ignoriert wird. Dabei ist das eine saubere und nachhaltige Energiegewinnung und verschandelt die Landschaft nicht.

  • Sicherlich brauchen wir Atomkraft. Aber nur zu wissenschaftlichen Zwecken, und vielleicht noch, weil andere Methoden nicht anwendbar sind (z.B. in der Medizin oder in der Materialprüfung). Und nicht um millionen Menschen mit Elektrizität zu versorgen. Ist toll, dass wir relativ wenig Material benötigen, aber schon das ist zuviel und ein enormes Risiko, wie uns Tschernobyl und Fukushima gezeigt haben. Und jetzt geht der Trend soch tatsächlich wieder für radioaktive Brennstäbe die Hitze produzieren, Wasserdampf entstehen lassen und Turbinen Strom generieren können. Fassungslos, wie wenn die Menschheit es auch nach zwei Supergaus nicht gerafft hätte...

    • @Troll Eulenspiegel:

      Korrekt, zur Isotopenerzeugung braucht es keine Leistungsreaktoren (Stromerzeuger), dafür genügen leistungslose, bzw. leistungsarme Kleinreaktoren mit hohem Neutronenfluss („Forschungsreaktoren“), und davon gerade mal einer oder zwei.

      Tatsächlich beziehen wir unseren Isotopenbedarf zu großen Teilen aus Russland, die liefern am billigsten (weil sie die niedrigsten Sicherheitsstandards in ihren Aufbereitungsanlagen haben).



      Da die Russen gut daran verdienen und nicht aus der Atomenergie aussteigen werden, wäre unser Bedarf also auch bei Abschaltung aller deutschen Forschungsreaktoren gesichert. Diese sind aber meines Wissens nach nicht von der Abschaltung der Leistungs-AKWs betroffen.

      „SuperGAUs“ gab es bereits mehr als 2 wenn man damit eine katastrophale Freisetzung von Radioaktivität beschreiben will (vgl. Kyschtym / Majak, auch Stanford und Sellafield und einige mehr). Auch (partielle) Kernschmelzen sind nicht so selten wie man denkt.



      Auch große Unfälle treten also nicht als Ausnahmen, sondern mit schöner Regelmäßigkeit in den letzten 60 Jahren auf. Atomkraft ist daher das absolute Gegenteil von Nachhaltig und ihre nennenswerte Steigerung für die Weltstromproduktion wäre mittelfristig absolut katastrophal.

      Da sie wegen der möglich EE-Alternative auch noch völlig überflüssig ist, ist es irre von der EU sie als nachhaltig zu deklarieren. Das ist reine Lobbypolitik für die Atomindustrie, und für Frankreich, dass in der Atomfalle sitzt und nicht den Mumm hat eine tatsächlich nachhaltige Energiewende gegen den Status Quo anzugehen.



      Wir knicken vor uns selbst ein - kein Wunder, dass die EU global wenig ernst genommen wird.

  • Wir werden, alle Fakten beiseite, die Franzosen dafür verachten, dass sie uns bei Flaute und bedecktem Winterhimmel mit ihrem Atomstrom beispringen im nächsten Jahrzehnt. Eine von mir vermutete Spanne, von der zu fürchten ist, dass sie noch länger dauert, weil wir immer noch keinen Ehrgeiz darin setzen, unseren Strom komplett zu speichern, wenn er im Überfluss vorhanden ist.

    • @naichweissnicht:

      Komplett autarke nationale Stromnetze mit gigantischen Speicherkapazitäten wären ökonomischer Wahnsinn. Sinnvoller sind da eher Ansätze wie Nord-Link mit dem sich überschüssiger Windstrom nach Skandinavien exportieren lässt, so dass die Windräder seltener abgeschaltet werden müssen weil das deutsche Netz durch schlecht regelbare Grundlast-Kraftwerke verstopft ist und Wasserkraftreserven in Norwegen in solchen Phasen geschont werden können. Wenn dann hier die Dunkelflaute zuschlägt sind die skandinavischen Stauseen noch gut gefüllt und können Strom für den Export nach Deutschland liefern.

    • @naichweissnicht:

      Dieses Märchen hält sich trotz ständiger Widerlegung mit harten Fakten sehr hartnäckig, was nahelegt, dass es absichtlich als Falschinformation benutzt wird.

      Naichweissnicht - sie sollten darauf verzichten offensichtlichen Falschinformationen ständig zu wiederholen - es tut der eigenen Glaubwürdigkeit einfach nicht gut.

    • @naichweissnicht:

      Abgesehen davon, dass ich unsere letzten 6 (jetzt nur noch 3) AKW gerne noch eine Dekade länger laufen lassen würde (aber wen interessiert das letztlich)...

      ...zu Ihrem Satz "Wir werden (...), die Franzosen dafür verachten (...) etc.pp." - so einfach ist das nicht:

      ...Frankreich bezieht schon seit einigen Jahren regelmäßig auch große Mengen an Strom aus deutschen EE, wenn in den Sommermonaten Mosel, Maas, Seine, Rhone und Loire Niedrigwasser haben und die AKW dann wegen knappen Kühlwassers leistungsreduziert werden müssen. Ich müsste mal in den Tiefen der Berichterstattung wühlen, ich meine das erste Mal war das bereits vor fast zehn Jahren der Fall.

      Es wird sich also ein Austausch zwischen diesen auch künftig sehr unterschiedlichen Systemen fest etablieren müssen. Also richtig gehandhabt eher Win Win - von gegenseitiger Verachtung keine Spur.

      Zudem: ein deutlicher Makel an Frankreichs einseitig atomarer Herrlichkeit, und dieser drängt zunehmend ins Blickfeld, ist die jedes Jahr weiter voranschreitende Überalterung des Kraftwerkparks -und es herrscht in F. zur Zeit definitiv Ratlosigkeit wie dieser Investitionsstau aufgelöst werden kann.

      Vielleicht gibt es dazu ja nach den Präsidentschaftswahlen erhellendes.

    • @naichweissnicht:

      Meinen sie die Franzosen die im November und Dezember auf deutschen Strom angewiesen waren, weil ihre alten Reaktoren heruntergefahren werden mussten? Und die 2035 ihre ältesten Meiler abschalten wollen, obwohl sie erst in ein paar Jahren wieder massenhaft Atommeiler bauen wollen?

      Wir können nur hoffen das die Meiler nicht den aktuellen Trend.



      Teurer und längere Baudauer fortsetzen. Sonst werden wir noch 2040 die Steinkohlekraftwerke im Westen haben. Und wenn Polen auf Atomkraftwerke setzt werden die Lausitzer Meiler wohl auch eine Verlängerung bekommen.

      Der Ausbau der erneuerbaren in Deutschland reicht schon für Deutschland nicht. Da muss man die Atomnationen nicht noch mitschleppen müssen.

  • Oh ja, da ist die Debatte. Und es ist eine von Fakten und Ideologie, von Kämpfen.

    Der Klimawandel bringt Gegnerschaften hervor und wirbelt Annahmen durcheinander, an die bisher niemand gedacht hatte: Naturschutz gegen Klimaschutz gleich Vogelschutz gegen Windräder, Klimaschutz gegen Atomkraft.

    Dabei fällt mir als Ur-Grüner, der ich bei der Gründung 1980 dabei war, auf, dass vor allem mit Zukunftsszenarien argumentiert wird. Die einen halten die Endlagerung für ein Problem, dass nicht zu handhaben ist, die anderen setzen auf Innovation und Fortschritt.

    Über beiden Argumentationslinien steht die Gefahr des Klimawandels und die sogenannte Risikofolgenabschätzung.

    Ich bin nach Wackersdorf und Brokdorf der Meinung, 30 Jahre Diskussion können wir uns angesichts des Klimawandels nicht mehr leisten. Wenn ich mir die Grünen vor Ort ansehe, sehe ich Traditionalisten, die auch nach Fukushima alle paar Wochen gegen Temelin demonstrieren gehen, das ist nicht weniger spießig als ein Karnevalsverein, als hätte es Fukushima nicht gegeben. Deswegen bin ich ausgetreten, ich kann das nicht mehr ernst nehmen.

    Machen wir Atomkraft als Brückentechnologie mit kleinen Kraftwerken. Die Endlagerthematik werden wir in den Griff bekommen. Jedes Zögern hat beim Klimawandel den gleichen Effekt wie bei Corona: Der Wandel wartet nicht auf Ideologien und Spiegelfechtereien.

    Wir müssen rationaler abwägen: Vielleicht machen Windräder ein paar Vögel kaputt und stört ein paar Spießer, die von der Stadt aufs Land gezogen sind und ihre Ruhe haben wollen, der Klimawandel macht vor diesen Bedenken keinen Halt. Und am Ende ist ein Windrad dann auch Vogelschutz. Und ein Atomkraftwerk Klimaschutz.

    Erdgas dagegen als nachhaltige Energiequelle - das ist grenzdebile Machtpolitik Deutschlands gegenüer Frankreich. Darüber müssen wir nicht streiten.

    • @rakader:

      "Atomkraft als Brückentechnologie mit kleinen Kraftwerken"



      Meines Wissens nach gibt es noch keine serienreifen SMRs. Ganz abgesehen davon, dass mit der Zahl der Reaktoren auch das Risiko von Unfällen, Anschlägen und Proliferation wächst weil sich viele kleine Anlagen zwangsläufig schlechter sichern und überwachen lassen als wenige große.

    • @rakader:

      Das sind alles Pseudoargumente zur Atomkraft. SMR sind sinnlos als „Brückentechnologie“ (egal was man von dem Konzept hält - das gelinde gesagt fragwürdig und unwirtschaftlich ist), weil es sie schlicht nicht gibt und frühestens in 20-30 Jahren theoretisch (genehmigt) geben könnte.



      Da ist die Brücke schon lange abgebrannt - und bis dahin hat man, wenn man es ernst meint - schon lange die notwendige Kapazität in EE.

      Da die deutsche Regierung keine Nachhaltigkeitseinstufung von Erdgas will (und die auch nicht benötigt), kann das auch keine „Machtpolitik Deutschlands gegenüber Frankreich sein“ zumal den Franzosen völlig egal ist, ob wir Gaskraftwerke bauen (die im übrigen Braunkohle ersetzen, also schnell erheblich CO2 reduzieren), so lange sie die Knete bekommen ihre teure, alte und marode Reaktorflotte am Laufen zu halten. Wenn überhaupt, dann war das ein „Deal“ keine Machtpolitik, aber wie gesagt, die deutsche Regierung wollte das ohnehin nicht.

      Ihre Analyse hält also fast nirgends Wasser, ausser, dass EE nicht kleinteilig von Astroturfern mit dem Argument des Artenschutzes verhindert werden darf.

      Aber auch da ist die Bundesregierung dran, die Genehmigungen zu beschleunigen, und Einspruchsrechte einzuschränken - man muss sehen wie ernsthaft das geschieht.

      • @hup:

        @HUP noch ein Appendix: Ich erinnere mich vor ein paar Jahren, wie ältere Ingenieure mir auf Konferenzen versicherten, Wasserstofftechnologie habe keine Zukunft, zu unwirtschaftlich. Und jetzt? Die Rahmenbedingungen haben sich verändert, sie werden sich noch mehr verändern und damit wird auch das Wirtschaftlichkeitsargument hinfällig werden.

        Sie sollten anerkennen, was Disruption ausmacht.

        • @rakader:

          Bei Wasserstoff kommt es darauf an wozu er dienen soll. Wasserstoff kann eine Speichertechnik mit mäßigem Wirkungsgrad sein (Windgas, etc.) - o.k., so lange man nicht besseres findet.



          Wasserstoff kann In der Industrie fossile Prozesse ersetzen (z.b. Stahlherstellung) - sehr sinnvoll, und vermutlich erstmal nicht selbst wieder ersetzbar, das muss aber EE-Wasserstoff sein.



          Wasserstoff aber als Ersatz für fossile Kraftstoffe ist einzig in der Luftfahrt sinnvoll, wird diese aber extrem verteuern. Komplett sinnlos ist Wasserstoff aber in KFZ, weil die mehrfache Wandlung in Produktion und Nutzung vom Wirkungsgrad unterirdisch ist - hier hat das BEV bereits heute auf ganzer Linie gewonnen.

          Ist Wasserstoff also Quatsch? Da gibts kein pauschales ja oder nein dazu, weil das kein monolithisches Thema ist. Wasserstoff für KFZ ist totaler Quatsch - Wasserstoff aus EE für die Industrie wird dagegen unverzichtbar sein für manche Prozesse und Prodution.

          Mit Atomkraft hat das aber nichts zu tun, weil Wasserstoff aus Atomkraft nicht nachhaltig ist. Wasserstoff ist unabhängig von Atomkraft zu bewerten.

      • @hup:

        @HUP Sie gehen in Ihrer Argumentation vom Ist-Zustand und Konjunktiv und sehr vielen Annahmen, die sie pessimistisch auslegen, aus. Sie setzen einen Ist-Zustand als gegeben voraus.



        Ihr Widerspruch hat so keinen Bestand, denn er negiert die Macht des Faktischen, den politisches Handeln evoziert.

        • @rakader:

          Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe was ihre Antwort bedeutet.

          Wer nicht vom Ist-Zustand ausgeht um die Realität zu bewerten, der weicht schlicht auf Wunschdenken aus und verlässt realitätsbasiertes Streben nach Lösungen.

          Das bringt niemand weiter.

          Wo sie ohne Belege ein Comeback der Atomkraft prognostizieren, das sowohl wirtschaftlich als auch schon rechtlich keinen Sinn macht, kann ich auf den aktuellen Plan von Minister Habeck verweisen, der EE ohne Atomkraft ausbauen will.

    • @rakader:

      Woher denn die Sicherheit, dass wir die Endlagerproblematik in den Griff bekommen werden, was seit über 60 Jahren nicht funktioniert hat?

      Das ist doch reines Wunschdenken.

  • Lassen wir doch zur Frage den Experten und langjährigen Akivisti Jochen Stay sprechen. Hier in einem Interview, dass er im März letzten Jahres dem H1 gab:



    www.youtube.com/watch?v=bEro7-HPeT8



    Möge ihm die Erde leicht sein!

  • Immer wieder ganz interessantes Framing, auch Wording. Letztlich ist die eigentliche Aussage aber, dass es solche Artikel überhaupt braucht, bzw. wer sie braucht, wie oft und warum. "Atomkraft-Fans", wer auch immer das nun sein soll, scheinen komischerweise eher nicht betroffen. Außer natürlich man wähnt sie gleich überall, in finstren Ecken, vielleicht sogar bläulich-violett strahlend. Ich finde den Gedanken ungefähr so sinnig wie den von Mülldeponie-Fans, Kläranlagen-Fans, oder auch Windturbinen- oder Solarzellen-Fans. Mir's noch nie so jemand begegenet, etwas differenzierter beurteilen kann man dafür manches, aber eben auch weniger in Deutschland, besonders wo es um Kernenergie geht. Dass es damit aber einfach irrelevant geworden ist, halt ich für einen der wenigen Vorzüge des Ausstiegs. Dafür müsste es sich dann aber auch mal erledigt haben und Kernenergie-Gegner, die es andererseits fraglos gibt, ihren erschrockenen Phantomschmerz und die (zu) späten Zweifel endlich mal verarbeitet. Euer Gegner is no more. Nicht hier und wird es auch nicht mehr sein. Wo und wie dann Rückzugsgefechte gehen, wird man sehen. Kenne auch niemanden, der jdf. in konventioneller Kernenergie die Zukunft sieht, die wenigsten halbwegs Besonnenen kennen überhaupt die Zukunft. Sie ist eine (!) Brücke in eine Zukunft und für die Länder, die drauf setzen möchten, auch weil sie an eine Zukunft glauben, auch meiner Meinung nach eine der besseren, bewährteren, sicheren, die beste unter den Erschöpflichen. Und theoretisch noch lange nicht ausgereizt, dafür braucht es nicht erst Fusion: es könnte ne lange Brücke werden. Das ist nur umso besser für die Erneuerbaren, denn über's Knie Gebrochenes wird selten gut. Und bei sowas Kritischem wie der Elektrizität alles auf eine Karte und null Diversität ist mutig; stattdessen aber mit dreckigem Gas zu strecken und sich dafür auch noch zu gratulieren ist nur Heuchelei.

    • @Tanz in den Mai:

      Ich bin Windrad- und Solarzellen-Fan. Ich würde mich sogar generell als EE-Fan bezeichnen. Nicht aus emotionalen oder moralischen Gründen, sondern aus rationalen. Kläranlagen-Fan, warum nicht.



      Von Müllkippen-Fans würde ich gerne die Argumente pro-Müllkippe hören.



      Analog dazu habe ich noch kein wirklich gutes Argument Pro-Atomkraft und der damit verbundenen Atom-Müllkippe gehört. Selbst deren Fans (siehe ihr Beitrag) kommen inzwischen immer mit „Brückentechnik“ und „notwendiges Übel“ an um überhaupt noch einen Fuß in die argumentative Tür zu bekommen. Keine gute Grundlage für Fan-Status.



      Da Atomkraft nur eine Nische ist (10% globale Stromproduktion) ist sie aber eine Brücke ins nirgendwo - und eine Steigerung ist weder möglich noch sinnvoll.

      Sie reden nur der Politik das Wort Altreaktoren ewig zu flickschustern um den EE-Übergang, der ja alternativ durchaus möglich ist, weiter hinauszuzögern, und damit das Risiko von Havarien stetig zu steigern.

      Wer soll ihnen den Quatsch denn abnehmen, als angebliches ausgewogenes, „ehrliches makeln“? Ihre angebliche Rationalität ist keine, sie ist nur der Wunsch den Status Quo zu verlängern. Tatsächlich ist es nur ziemlich dürftig verpackte, alte Pro-Atom Propaganda, die im Gewand des Pseudo-Klimafreunds wieder herumgeistert. Überzeugend ist der Trick nicht.

  • Nicht ganz onsequent argumentiert. Was fehlt ist einmal CO2 Emmission bei Abbau, Transport von Uran für Atomwaffenbau, Atomenergiegewinnung, Gloabaler Hin- und Rück Transport zu Lande, zu Wasser Wiederaufbereitung abgebrannter AKW Brennelemente, Bau und Lagerung Zwischen-, Endlager. Dazu der Kontext ziviler Nutzung von Atomenergie mit global aufgestellt militärisch-atomar-industriellen Komplex atomarer Teilhabe von Ländern wie Deutschland in der Nato, entgegen deutschem Beitritt zum Atomsperrvertrag 1972, Bundestagsbeschluss 2010, Atomwaffen sind von deutschem Boden in US Air Base Büchel/Eifel, Rheinland-Pfalz abzuziehen, auch wenn die, anders als, USA, England, Frankreich, Russland, China, Nordkorea, Indien, Pakistan, Israel, keine Atommächte sind, aber im privat organisiert erträglichen Kreislaufgeschäft mit waffenfähigem Plutonium, atomar radioaktiv strahlenden Müll aus abgebrannten Brennelementen von AKWs bleiben wollen, in Deutschland sogar trotz Atomausstieg 2.0 im Jahr 2011 nach dreifachem Fukushima/Japan AKW Komplex GAU 11.3.2011. Das passiert u. a. über Brennelementefabrik „ANF Lingen“ der französischen EdF-Tochter Framatome und die ist bekanntlich vom Atomausstieg ausgenommen.

    AKW Abschaltung bleibt 1. Schritt weiterer Beitritte zu aktuell 127 Unterzeichnerstaaten von bisher zögernden Ländern wie Deutschland zum ICAN Atomwaffenverbot 2017, das vor 1 Jahr 22.1.2021 Völkerrecht wurde. Morgen wird europaweit 18.00 Uhr in vielen Städten an 1 Jahr ICAN Atomwaffenverbot Völkerrecht erinnert

    www.friedenskooper...mwaffenverbot-2022



    www.heise.de/tp/fe...922.html?seite=all



    umweltfairaendern....briken-stilllegen/



    umweltfairaendern....earwaffen-stoppen/

  • Wenn es ausschließlich um Energieversorgung ginge, wäre vieles in den letzten 30 Jahren gesetzlich so geregelt worden, dass zumindest die Bundesrepublik Deutschland an 100% regenerative Energieversorgung herangekommen wäre. Dazu zählen ganz oben auf der Liste wirksame Vorgaben zur Energieeinsparung gefolgt von Umlenkung von Aktiengewinnen der Eigner der vier großen Versorger und nicht zuletzt weniger Restriktionen für Bürger-Energie, privat oder in Genossenschaften. Aber ganz oben auf der Liste hört es für die meisten Menschen schon auf und die Begrenzung von Privatvermögen zugunsten des Gemeinwesens ist in der Bundesrepublik Deutschland - trotz des grundgesetzlichen Rahmens dafür - nicht durchsetzbar.

  • Gibts da denn nicht Rechnungen, um die Wirtschaftlichkeit der Atomkraft, sprich realer Preis pro kWh?

    Wenn man alle Kosten mit einberechnet (natürlich auch bei den Vergleichstechnologien) dann ist doch Atomkraft einfach im Vergleich zu teuer, oder?

    Versteckte Kosten wären: Anschub-Subventionen, dauernde Subventionen, Haftpflichtversicherung (bei AKWs eigentlich unbezahlbar), Endlagerung, etc.

    Gibts da nicht was von Claudia Kemfert bzw. ihrem Institut?

    • @Flachköpper:

      Schon vor einigen Jahren kritisierte der Rechnungshof Frankreichs, daß der Strom eigentlich 56 Cents pro kW/h kostete, vor allem wegen der hohen Kosten durch Atomkraft. Die Kunden zahlten damals aber nur um die 12 Cents. Die Situation dürfte heute nicht besser sein.

      • @Yvvvonnne:

        Naja, die gesamte Energierechnung setzt sich aus der Stromrechnung und den Steuerkosten zusammen. Die Kunden zahlen also sehr wohl so oder so die 56c (wenn das korrekt ist) von ihrem Lohn. Damals wie heute. Billige Atomkraft war schon immer ein Münchhausen-Trick der nicht funktioniert.