Ende der Maskenpflicht im ÖPNV: Ins Private abgeschoben
Die Maskenpflicht in den Öffis ist Vergangenheit. Das ist bedauerlich: Masken können Infektionen mit schweren Folgen verhindern.
H urra, Schluss mit dem Maskennerv beim Bahnfahren! Wer es jetzt noch schafft, den Besuch von medizinischen Einrichtungen zu umgehen, diesen letzten Bastionen der Maskenpflicht, der kann ab jetzt ziemlich leicht so tun, als wäre alles wieder gut. Nun, die Sehnsucht nach einer Welt ohne Corona ist sicher allen Menschen gemein.
Der Weg zum gemeinsamen Ziel war das Problem, und der wurde nun von denen bestimmt, denen die Geduld ausging und die kein Interesse mehr an einer solidarischen Vorgehensweise haben; die FDP tat sich hier besonders hervor. Das ist sowohl politisch als auch gruppendynamisch alles im wenig überraschenden Bereich. Trotzdem ärgerlich, gerade weil die Solidarität nur wenig kosten würde.
Nun aber ist, für viele wunschgemäß, eine neue Ära erreicht: Corona wird endgültig ins Private abgeschoben, in die individuelle Verantwortung. Dorthin, wo Krankheiten gemeinhin ihren Platz haben. Wo es dann eben Pech ist, wenn es einen erwischt und vielleicht länger und schwerer krank macht als nur eine Woche. Das soll dann wohl als Schicksalsschlag gelten, ähnlich einer Krebserkrankung und der dazugehörigen Frage „Warum gerade ich?“.
Nur wäre das Schicksal bei Corona eben weiterhin mit einfachen Kniffen auszutricksen. Aber das Maskentragen in einem überfüllten Zugwaggon (oder Luftfilter in Klassenzimmern, aber das ist ein anderes Thema) ist nun also offiziell zu viel an gemeinsamen Regeln einer solidarisch handelnden Gesellschaft.
Deutschland stand mit der Maskenpflicht längst allein da in Europa – Gruppendynamik also auch auf Staatenebene: Wie will man den Unterschied der eigenen Bevölkerung auf Dauer verkaufen, zumal wenn die Gefahr gelegentlicher Ansteckung inzwischen weithin als neue Normalität akzeptiert wird? Es war anscheinend nicht zu verhindern – und jetzt sind die, die auf mehr Schutz angewiesen sind als andere, und solche, die sich wegen Langzeitfolgen Sorgen machen, auf sich gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga