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Ende der Faktenchecks bei Meta-DienstenNicht abhauen!

Johannes Drosdowski
Kommentar von Johannes Drosdowski

Facebook, Instagram & Co werden künftig mit noch mehr Hass und Desinformationen geflutet werden. Das darf sich die EU nicht gefallen lassen.

Auch einen der mächtigsten Männer der Welt darf man nicht einfach gewähren lassen Foto: imago sport

W ir alle, die Facebook, Instagram, Threads oder Whatsapp nutzen, machen Mark Zuckerberg zum vielleicht mächtigsten Mann der Welt. Dank uns verfügt er über ein Imperium an Diskursfläche. Und das wird aufgrund neuer Maßnahmen noch rechter als ohnehin schon. Die kündigte Zuckerberg am Dienstag in einem gerade mal 5 Minuten langen Video an. Sie zielen darauf ab, dass der Platz, den Wahrheit bisher auf den Plattformen von Meta einnahm oder zumindest versuchte einzunehmen, bald gefüllt wird mit noch mehr Lügen, Falschinformationen und Hass.

Diese Kehrtwende in der Moderation, die vorerst nur für die USA vorgesehen ist, ist ein Kniefall vor dem baldigen Präsidenten Donald Trump und der Rechten, eine Gefahr für die Demokratie nicht nur in den USA, sondern weltweit. Sie wird uns und unsere Diskurse verändern. Der Wert des Konzerns liegt in uns, unseren Worten, unseren Bildern, unseren Daten. Sollen wir jetzt also alle Plattformen verlassen und Zuckerberg so entmachten? Nein! Wer etwas tun muss, ist die EU.

Social Media ist – ob wir wollen oder nicht – zentral für unsere Demokratie. Dort findet Streit und Austausch statt. Zuckerberg will das nun verhindern. Externe Faktenchecks sollen nicht mehr stattfinden. Die Community-Richtlinien, die zum Schutz vor allem von queeren und von Rassismus betroffenen Menschen beitragen sollten, werden eingestampft, weil sie nicht mehr „zum Mainstream-Diskurs“ passen, wie Zuckerberg sagt. Bisher waren rassistische Angriffe oder auch solche, die sich gegen die Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung von Menschen richten, verboten. Bald ist das wohl vorbei. Dann darf gehetzt und beleidigt werden.

Was der DSA wirklich kann

Die EU hat ein Werkzeug, um gegen genau solche Änderungen vorzugehen: Der Digital Services Act (DSA) soll willkürliche und gefährdende Handlungen von Plattformen verhindern. Zumindest in der Theorie. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem die EU zeigen muss, ob der DSA das wirklich kann. Bisher gibt es vor allem Verfahren gegen die großen Social-Media-Plattformen, von X über Meta bis Tiktok. Aber die reichen nicht aus, es braucht harte Strafen. Die EU hat die Möglichkeit, Plattformen zumindest zeitweise zu sperren. Und das sollte sie als Druckmittel einsetzen und sich von großspurigen Auftritten der Tech-Milliardäre inspirieren lassen: „Wenn ihr das auch in der EU macht oder irgendwas davon hier herüberschwappt, dann gibt es euch hier nicht mehr. Und übrigens: Wir haben die Abteilung, die Meta beobachtet, gerade personell verdoppelt.“

Denn die Meta-Plattformen zu verlassen, ist nicht für alle eine echte Alternative: Einige haben sich jahrelang Reichweite aufgebaut, verdienen vielleicht sogar ihr Geld dort. Für andere sind es wichtige Netze des Austauschs und der Solidarität. Ausgerechnet sie gehören oft zu jenen Gruppen, für die Instagram, Facebook und Threads in Zukunft grauenvolle Orte werden könnten. Menschen, die Rassismus erfahren, Menschen, die mit ihrer bloßen Existenz ein binäres Cis-System der Geschlechter widerlegen, Menschen, die auf andere Weise queer sind.

Als Twitter sich durch die Maßnahmen des rechten Milliardärs Elon Musk zu einem Ort entwickelte, an dem marginalisierte Menschen noch mehr digitaler Gewalt ausgesetzt sind als zuvor, wanderten viele zu Metas Alternative Threads ab. Doch was, wenn das auch keine Alternative ist? Wieder fliehen, auf einer anderen Plattform ein neues Netzwerk aufbauen? Weniger digitalaffine Menschen kommen dann vielleicht nicht mit. Und wer weiß, wie lange die Alternative funktioniert?

Zuckerberg weiß, wen er da den rechten Kräften zum Fraß vorwirft. Schon seit Monaten sucht er Kontakt zu Trump. Bei seiner Ansprache bediente er sich nicht ohne Grund pressefeindlicher Framings und Bilder, die vor allem unter Verschwörungsgläubigen verbreitet werden, etwa des Bilds der von Eliten unterdrückten Meinungsfreiheit und der „Zensur“ durch Regierungen. Dabei stellt er reale Zensur wie die in China gleich mit der DSA der Europäischen Union.

Statt sich jetzt einfach weiter beleidigen und einlullen zu lassen, sollte die nun endlich Zuckerberg den Kampf ansagen.

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Johannes Drosdowski
Redakteur Medien/Digitales
Redakteur für Medien und Digitales. Ansonsten freier Journalist und Teamer zum Thema Verschwörungserzählungen und Fake News. Steht auf Comics, Zombies und das Internet. Mastodon: @drosdowski@social.anoxinon.de
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34 Kommentare

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  • Ich habe den ganzen META-Mist gelöscht und komme damit bestens zurecht. Wer´s braucht, okay, aber das dürften die Wenigsten sein ...

  • Die sozialen Netzwerke entwickeln sich zu einer echten Herausforderung.







    Globale Kommunkation an der sich jede❤️r beteiligen kann, ist im Prinzip eine große Chance.



    Und die Plattformen werden genutzt..da greift das Argument, man bräuchte sich ja nicht beteiligen einfach zu kurz, denn für viele, nicht nur jüngere Menschen, ist diese Kommunikationsform so selbstverständlich wie existenziell..







    Insofern stellen die tendenziösen Eingriffe der Plattformbetreiber, eine ganz erhebliche Disruption und Bedrohung der Gesprächskultur dar..







    Ob es einem gefällt oder nicht, diese Plattformen haben einen weitreichenden Einfluß. Das muss man sehr ernst nehmen. Weswegen es zum Schutz von Wahrheit, Würde und Demokratie geradezu zwingend erscheint, eine unabhängige Plattform ins Leben zu rufen, die nach höchsten Standards funktioniert. Es braucht einen Diskurs darüber wie solche Standards aussehen sollten. Und am Ende sollte dann eine Plattform stehen, die es allen Nutzer❤️



    innen gestattet, geschützt und im gegenseitigen Respekt ihren Beitrag an etwas Größerem zu leisten..







    Ich sehe hier vor allem die EU in der Pflicht, die Gesprächskultur zu schützen und ein neues Netzwerk zu erschaffen.

  • Die Trennlinie zwischen Wahrheit und Hass zu ziehen vereinfacht die Situation maximal. Hass oder "Hass und Hetze" sind im gegenwärtigen Diskurs lediglich Synonyme für „problematisch“, also für Rede die juristisch nicht zu beanstanden aber politisch unliebsam ist.

    Der Grund dafür das man die Community-Richtlinien in linken Kreisen so gefeiert hat war ja das diese deutlich über den rechtlichen Rahmen hinausgehen und ein Mittel boten unliebsame Beiträge einfach löschen zu lassen. Das gilt in den USA noch viel stärker als in der EU, da die Meinungsfreiheit dort weitreichender ist. Entsprechend liegt es auch im Ermessen von Musk / Zuckerberg diese Entscheidungen zu treffen, ohne das rechtliche Konsequenzen zu befürchten sind.

    Ich halte es für einen Fehler Plattformen zu verlassen, dass war bei X schon falsch. Ein Faktor dafür das rechte Positionen dort nun stärker vertreten werden sind die Änderungen durch Musk, ein anderer Faktor ist die Flucht linker Mitglieder von der Plattform, die ein Gegengewicht hätten darstellen können und sollen.

  • Ja, für viele, die aus gesundheitlichen oder andern Gründen ihre Kontakte nicht mehr pflegen können wie ehemals, ist fb tatsächlich wichtig, ebenso für viele Selbsthilfegruppen… Aber werbefrei und ohne Firmen-Mitlesen wär schon toll:)

  • Lieber Johannes Drosdowski & Redaktion – Könntet Ihr nicht mal einen mastodon -Grundkurs anbieten? Deren an sich sehr guter Ansatz ist visuell und strukturell derart nerdig, unübersichtlich, un-designt, und also unbenutzbar wenn man nur normaler Netz User ist, oder älter, dass dann immer nur fb bleibt. Mastodon hat ja leider keine grafisch geschultencWebdesigner rekrutiert bislang in ihr Team. … Ein taz Grundkurs der senior:innentauglich ist, wäre toll.:)

  • Facebook macht es grundsätzlich richtig!

    Die Massen an Posts werden in Zukunft nicht mehr personalintensiv moderiert werden können.



    Redaktionell bearbeitete Produkte wie z.B. Yahoo und Lexika wurden durch Google und Wikipedia ersetzt. Dieser Trend des Auslagern der Arbeit an den "Kunden" bzw. an den Algorithmus wird weiter zunehmen.

    Das Gesetze dabei eingehalten werden müssen ist selbstverständlich. Alles was legal ist, muss auch erlaubt sein. Das die Systeme noch optimiert werden müssen, ist selbstverständlich. Manuelle Kontrollen werden immer weniger notwendig sein.

    Dagegen hat die Idee der manellen Faktenchecker, wie z.B. das "trusted flagger" - Konzept der EU, nicht nur den Nachteil des hohen Aufwandes. Die Gefahr des Unterdrücken der freien Meinung, die legal geäußert werden darf, ist m.E.



    sehr groß. Das liegt auch daran, dass keine behördlichen Faktenchecker eingesetzt werden, sondern private Unternehmen und NGOs. Eine politische und ideologische Neutralität kann so nicht gewährleistet werden.

  • Niemand braucht (Un)soziale Medien....schade dass viele in ihrer Denke schon so weit sind, dass man sie als unverzichtbar ansieht....ich nutze seid Jahren nichts mehr davon, verpasst habe ich nichts, ganz im Gegenteil

  • Mit verlaub, ich kann den Artikel nicht ernst nehmen, der Mastodon Account des Autors sieht ziemlich ungenutzt aus, der letzte Beitrag ist vom August 2023, er scheint dort einfach nicht zu Hause zu sein.



    Es gibt mittlerweile wirklich die Möglichkeit anderes Social Media und Messenger zu verwenden (siehe andere Kommentare dazu) und mein Mitleid für sog. "content creators", die er beschreibt, die um ein sog. Geschäftsmodell bangen ist sehr gering. Keiner in der TAZ würde auf die Idee kommen Atomkraft unbedingt weiter betreiben zu wollen, weil man sie doch irgendwie regulieren könnte. Die Gefahr, die von derlei Kommunikationstools ausgeht ist aber ähnlich hoch und dabei sind die Folgen für kommende Generationen und deren Datenhoheit und deren Sozialverhalten noch gar nicht mitgedacht.

  • Jegliche Abhängigkeit ist per se schlecht, und wenn man in seinem Leben bewusst zulässt, sich von solchen digitalen Spielereien abhängig zu machen, hat man etwas falsch gemacht!



    Die Kommunikation über die Ferne ist zwar ganz nett, hält einem auch unliebsame Zwangskontakte etwas vom Leibe, aber dazu braucht es definitiv kein social media!



    Und eine »Reichweite« dort, von wegen den zumindest 98% unbekannten »Kontakten«, ist Selbstbetrug!



    Wir füllen damit nur einen künstlichen Raum, der am Ende doch von Fremdeinflussnahme bestimmt wird, um die Charakter- und Meinungsschwachen passend (für andere!) zu beeinflussen.



    Einen Gewinn hat die Gesellschaft davon tatsächlich nicht, vor allem keinen positiven, auch wenn jeder Gutmensch eben immer zuerst »an das Gute« glaubt, und es unterstellt.



    Ebenfalls ein Trugschluss!

  • Es braucht wohl noch eine Pandemie mit Millionen von Toten durch Desinformation und "Spritzen sie sich Entwurmungsmittel!" -Kuren, bis begriffen wird, dass die Antisocialmedia - Oligarchen eine tödliche Gefahr für die Gesundheit und die Demokratie sind. Alors Enfants...holt die Guilliotine zurück!

  • Danke, Johannes Drosdowski, für diese guten, wichtigen Argumente. "Social Media" hat einen Teufelskreis geschaffen, aus dem es kein wirkliches Entkommen gibt: Ihm durch engagierten Verbleib dort zu entkommen setzt den Glauben voraus, es gäbe nicht nur den Kurzschluss zwischen sozialdarwinistischen Mob-Milizen (digital und analog) und Politik, sondern auch Kurzschluss zwischen den besseren Affekten/Argumenten und der Politik auf Bundes-/EU-Ebene. Woher diesen Glauben, dieses Vertrauen nehmen? Haben wir es mit Demos und Petitionen (digital und analog) geschafft, die Brandmauer gegen den Faschismus zu stärken? Waren nicht Blut-und-Boden-Traktoren, der organisierte Hass gegen Menschen in Armut und geflüchtete Menschen wesentlich effektiver? Sind nicht Christian Lindner und (!) Cem Özdemir auf die Podien vor die Diesel-Traktoren gesprungen, wird nicht die kleinste Eindämmung des Raubbaus am Planeten und seinen Bewohner*innen durch wütende Öl-, Boden-, Datenmonopolisten und deren Jüngerschaft effektiv gestoppt? Obwohl/gerade weil ich sehe, wie wichtig Solidarität auch inmitten der Meta-Hassfelder ist: Eine EU mit Meloni (Big Deal mit Musk) etc. ermutigt nicht wirklich.

  • Warum seid ihr da alle? Niemand muss da sein. Nutzt es ein letztes mal, um einen grossen Wechseltag zu organisieren. Alle auf einmal rüber zu Signal. Nur, um nicht mehr auf Zucker zu sein. Merke: Zucker ist ein süßes Gift. Es ruiniert den Biss. Verstopft auf der die Gefäße.



    Januar ist doch der detox-Monat. Spätestens nach einer Woche werdet ihr euch frei fühlen. Yeah! You did it!



    Man ist nur für 4-6 Wochen gefühlt trockener Zuckerholiker, dann vergißt man den Laden einfach.

  • Musk, Trump, Zuckerberg: Sie zerstören das Vertrauen in die Demokratie.



    Sie werden diese Welt nicht friedlicher machen.



    Bei blaetter.de



    "Die Trump-Ära und das Ende der demokratischen Illusionen



    von George Packer"

  • Also daran, dass es seitens der Gesetzgebung dringenden Handlungsbedarf gibt ist unstreitbar. Allerdings finde ich eine Aussage wie diese: "Social Media ist – ob wir wollen oder nicht – zentral für unsere Demokratie" schlicht falsch.



    Der freie Meinungsaustausch ist sicher für jede Gemeinschaft wichtig, aber dann sagen sie das bitte auch so (gern auch ergänzt durch die unumgängliche digitale Komponente). Aber "Social-Media" ist eben genau das nicht. Es gibt unzählige Studien die ihnen belegen wie schädlich die Wirkung dieser (einzig dem Profit dieser gewissenlosen Konzerne dienenden) Plattformen und ihren Algorithmen auf die Menschen und die Gemeinschaft wirken. "Social-Media" bedroht die Demokratie weltweit, da darf man doch nicht einfach schreiben es sei "ein wichtiger Teil der Demokratie"!

    Und dann wäre da noch die Tatsache, dass die von ihnen hier geforderte Gegenwehr von uns auf eben diesen Plattformen lediglich eines tut: Clicks generieren, Werbung verkaufen, Profite maximieren und alles am laufen halten. Die Wut die da abgeladen wird ist nichts anderes als die Energie mit der diese Maschine läuft!



    Da gibt es absolut nichts schön zu reden.

  • Das sind vor allem Orte der Selbstdarstellung, nicht des Austauschs. Kann ja sein, dass man in irgendeiner facebook-Gruppe mal Gleichgesinnte getroffen hat, aber wenn es näherer Austausch sein soll, schreibt man sich doch persönlich. Wer sich ständig öffentlich auf x, instagram etc. mitteilt, will keinen tiefgehenden Austausch, sondern bloß Aufmerksamkeit. Vielleicht ist diese ganze Entwicklung so ungesund, dass es besser wäre, alle würden sich abmelden. Ersatzlos.

  • "Wieder fliehen, auf einer anderen Plattform ein neues Netzwerk aufbauen? Weniger digitalaffine Menschen kommen dann vielleicht nicht mit. "

    Ach so wir lassen Meta, X und Konsorten bestehen weil ja die Menschen, die sich dort alle einen Account gemacht haben, vielleicht nicht digitalaffin genug sind um zu wissen wie man sich woanders einen Account macht. Und die verlieren wir ja dann für die tolle Digitaldemokratie.

    Ach so.

    Macht X, Facebook und TikTok einfach dicht. Das hat auch nichts mit Zensur zu tun sondern mit jahrelanger Weigerung, sich an irgendwelche Gesetze zu halten, und dem offensichtlichen Bestreben, die Demokratie zu zerstören.

    Wenn ich eine Zeitung rausbringe due nur aus Beiträgen und Leserbriefen besteht in denen Hass, Hetze und Lügen verbreitet werden, kann man die auch dichtmachen.

    Das Compactmagazin hat man unter anderem genau aus diesen Gründen verboten. Mit Recht.

    Bei X ist der Fall absolut eindeutig, es ist ein rechtsextremes Medium in Besitz eines rechtsextremen Milliardärs der Rechtsextremen eine Plattform bietet, ihren rechtsextremen Müll abzusondern.

    Und Gesichtsbuch wird genauso werden.

  • Komplett naiver und anachronistischer Kommentar.

    Die sozialen Medien tragen, so wie sie heute sind, gar nichts zum demokratischen Diskurs bei sondern zerstören ihn und darauf sind sie auch eindeutig ausgerichtet. Sie sind auch nicht demokratisierbar, sie entziehen sich offensichtlich jeglicher Kontrolle und Verantwortung.

    Die EU sollte aussereuropäische Medien, die sich nicht an die Gesetze halten, die Hass und Hetze, Lügen und Desinformation verbreiten, schlichtweg dichtmachen.

    Egal ob TikTok oder Meta oder X.

    Dass sich deutsche und europäische Politiker*Innen und andere Personen des öffentlichen Lebens nicht entblöden, permanent auf den Plattformen faschistischer US-Milliardäre und de facto chinesischer Staatskonzerne zu posten, spricht doch Bände.

    Wie lange würde es denn dauern eine europäische Plattform mit Sitz in Europa und Rechenschaftspflicht gegenüber europäischen Gesetzen und Institutionen zu entwickeln?

    Vielleicht einfach mal ein paar IT-Studenten zusammentrommeln und nach einem Monat läuft das Ding?

    • @David Palme:

      Ausländische Medien zu verbieten ist ein klares Zeichen einer autokratischen oder diktatorischen Regierung, genauso wie der Anspruch definieren zu können was "Lüge" oder "Desinformation" ist. Wer solche Kategorien anwendet, ist ein Feind der Meinungsfreiheit und damit gegen die in der Verfassung festgelegten Grundrechte. Eine Plattform darf natürlich eine solche Inhaltemoderation einführen, aber der Staat darf den Verzicht darauf nicht sanktionieren.

      • @undnix:

        Und unsere Kritik daran ist ebenfalls ein Verfassungsmäßiges Grundrecht. Das sollten sie nie vergessen. Besonders jetzt nicht, wo das Zeitalter der Räuberbarone wieder aufflammt.

  • "Der Wert des Konzerns liegt in uns, unseren Worte, unseren Bildern, unseren Daten. Sollen wir jetzt also alle Plattformen verlassen und Zuckerberg so entmachten? Nein! Wer etwas tun muss, ist die EU."

    Unglaublich.

    Sie können doch nicht ernsthaft verlangen, dass die EU für Sie diese Aufmerksamkeits-Bergbauindustrie reguliert, diese Fake-News-Schleudern, Hassverstärker und Manipulationsautomaten, diese Datenhehler, diese Experten im Ignorieren von Jugendschutz, Grundrechten, Privatspähre, diese Ursache für millionenfache psychische Schäden, Abhängigkeiten und Suchterscheinungen, diese Fernsteuerung von Menschen, wenn *Sie* die selber erst so stark gemacht haben und weiterhin noch stärker machen werden.

    Ich hätte gern jeden Tag mein Steak, aber die EU sollte mal was fürs Tierwohl machen und gegen den Klimawandel.

    Das Internet war für kurze Zeit mal ein demokratischer Ort für die Menschheit, aber privatisiert durch rücksichts- und verantwortungslose, im Grunde neurechte IT-Oligarchen wie Zuckerberg, Musk, Bezos, Schmidt, Altman, Thiel bedroht es die gesamte Menschheit.

    Wir brauchen *Sie* auf der anderen Seite, um uns die Kontrolle über unseren Austausch mit anderen zurückzuholen.

  • Es ärgert mich sehr, dass dieser Schwenk offensichtlich mit Hinblick auf Trumps Amtsübernahme erfolgt. Das ist ein beängstigendes Symptom für Machtverhältnisse nicht auf Basis von Gesetzen, sondern von Rache und Erpressung.

    In der Sache ist es eine gute Nachricht.



    Der Facebook-Faktencheck hat in vielen nachgewiesenen Fällen Fakten als "Fake" gelöscht. Die Regeln der Moderation sind fragwürdig und intransparent. Und das soll besser für die Demokratie sein? Schwer zu glauben.

    Community Notes, wie sie FB jetzt auch einführt, sind doch eine deutlich bessere Alternative - der basisdemokratische Gegenentwurf sozusagen.



    Wenn ich sehe, dass eine hohe Zahl von Nutzern die Aussage als falsch ansieht, komme ich doch eher ins Grübeln, als wenn die Aussage einfach versteckt wird.



    Das gleiche gilt, wenn die Aussage aus anderen Gründen als fragwürdig angesehen wird.

    Es ist glasklar, dass die aktuelle Form der EU-Internet-Regulierung etwas völlig anderes ist als Zensur in China.



    Leider bleibt das nicht automatisch so, denn Technik ist unglaublich vielseitig, ebenso Meldeverfahren.



    Wir sollten uns also nicht in diese Richtung bewegen.



    Ich bleibe beim "Go West".

  • "Was der DSA wirklich kann"

    Darüber, was der DSA alles kann, kann gar nicht genug aufgeklärt werden. Informiert man sich bei den klassischen Medien wie Tagesschau etc., bekommt man den Eindruck der DSA kann nur illegale Inhalte wie Kinderpornografie,Volksverhetzung sowie Falschinformation löschen.

    Liest man sich das Gesetz selbst durch, stellt man allerdings fest, dass der DSA noch sehr viel mehr kann. Er kann z.b. auch vollkommen legale und wahre Inhalte auf Anweisung der Regierung löschen lassen, wenn diese irgendwie "nachteilig" oder "schädlich" sind. Was nachteilig und schädlich ist, definiert die Regierung natürlich selbst.

    Vor 30 Jahren wären Linke und auch die TAZ gegen so eine demokratiefeindliche, staatliche Willkür Sturm gelaufen. Heute ist Hopfen und Malz verloren.



    Das große Erwachen wird wohl erst kommen, wenn die AfD an die Macht kommt und den DSA dann in die eigenen Hände kriegt. Nur wird es dann vermutlich zu spät sein.

  • Noch ist es nur die USA. Für die EU lasst uns kämpfen. Möglichst wahre Fakten bei Meinungsvielfalt sind das Trinkwasser des demokratischen Diskurses.

  • Mark Zuckerberg behauptet, er habe die sozialen Medien gestartet, um den Menschen eine Stimme zu geben. Der Autor springt im bei und meint: 'Social Media ist – ob wir wollen oder nicht – zentral für unsere Demokratie. Dort findet Streit und Austausch statt.'

    Die Wahrheit hinter Facebook und Co ist doch, dass es eine Gelddruckmaschine ist und getrieben wird, von dem Verlangen noch mehr Geld zu verdienen. Dass man mit einem kostenlosen Kommunikationsdienst soviel Geld verdienen kann, war mal überraschend, aber mittlerweile sollte das Geschäftsmodell verstanden worden sein. Für die Endgeräte und Netzzugänge zahlen die Nutzer und ihre Daten lassen sich, ganz ohne ihre weitere Beteiligung, Millionen verdienen.

    Wenn man deliberative Demokratie als öffentlichen Diskursraum begreift, leisten Soziale Medien dazu keinen Beitrage, denn auf Facebook und Co. wird nicht gemeinsam beraten, es wird vor allem, wie in der repräsentativen Demokratie gestritten. Dahinter liegt ein wesentlicher Unterschied zwischen der attischen und der modernen Demokratie: die eine forderte zur gemeinsame Lösung für die Gemeinschaft auf, die andere glaubt, im Streit liege die Lösung.

  • Selbstgerechte wie ich könnten behaupten, das wäre ein Nischen-Problem. Wir hatten schon immer die Möglichkeit, Unabhängigkeit, Freiheit und Datenschutz zu wahren, indem wir uns da einfach nicht anmelden. Wo hab ich gleich meine Facebook-Daten? Ach, in einem anderen Universum, wie schade auch.

    Social Media ist nicht too big too fail, Meta schon gar nicht, weil es zahllose Alternativen gibt. Und wenn wir selbst nicht schlau genug sind, uns vor Meta zu schützen, muss uns die Politik halt bevormunden dürfen. Leider wird sie sich nicht trauen. Aber diese Wette würde ich gern verlieren.

    • @Christian Clauser:

      Ich glaube sie haben das Thema verfehlt. Es geht nicht um eine Entscheidungsmöglichkeit, sondern darum wie wir alle respektvoll miteinander umgehen wollen. Ich finde diese Spielregeln sind sehr wichtig, weil immer mehr Menschen glauben auf diesen Respekt gegenüber andere verzichten zu müssen, und sogar in der Anonymität zu glauben man könne Hass und Hetze verbreiten und alles wäre im Netz straffrei. Die Politik hat leider das Krebsgeschwür bestehend aus Hass und Hetze lange genug in der EU straffrei wachsen lassen.

      • @taz.manien:

        Ich wollte nur beitragen, dass wir das Problem nicht hätten, wenn wir bei diesem Verbrecherverein gar nicht erst Verträge unterzeichnet hätten (mit den AGB). Der Rattenschwanz zieht sich nun schon jahrzehntelang durch die Internet-Kultur und vergiftet die öffentliche Diskussion.

        Ich bin nichtmal für Zensur, im Gegenteil. Gerade dumme oder strafrechtlich relevante Inhalte sollten stehenbleiben, damit man sich daran abarbeiten kann - höchstens bis der User selbst sie zurückzieht. Aber sie sollten nicht unkommentiert stehenbleiben. Wenn man das nicht kann, muss man die Möglichkeit für Kommentare einschränken oder landet halt bei Zensur.

    • @Christian Clauser:

      "Und wenn wir selbst nicht schlau genug sind, uns vor Meta zu schützen, muss uns die Politik halt bevormunden dürfen."



      ...eine sehr spezielle Aussage. Die Machthaber von Russland, Nordkorea und China sind ebenfalls der Meinung, besser zu wissen, vor welchen Plattformen sie die Bevölkerung schützen muss. Selbst die DDR glaubte zu wissen, dass es für die Bürger sicherer wäre, das hören des Westradios zu verbieten. Und von Afghanistan oder dem Iran wollen wir gar nicht erst anfangen.



      Und Du ersehnst Dir sogar diesen Eingriff?!?

      • @Dave Hawtin:

        Meta macht Menschen abhängig von seiner Dienstleistung und nutzt diese Abhängigkeit, um ihre Daten zu verkaufen. Wenn wir ein Bild posten, erteilen wir Meta (in allen Diensten?) dafür Nutzungsrechte. So etwas kann man nur unterschreiben, wenn man davon nichts weitß (wer liest es schon?), kein politisches Bewusstsein hat oder - wie gesagt - abhängig ist. Und dafür möchtest Du uns nicht schützen?

        So eine Praxis müsste augenblicklich gerichtlich oder politisch gestoppt werden. Mir ist ein Rätsel, warum sie nicht sowieso schon unter so etwas wie "Knebelverträge" fällt.

  • Scheint sich überschnitten zu haben der Kommentar hier mit der Meldung dass sie es nun für die EU doch nicht tun sondern entsprechend die Einhaltung der Gesetze prüfen wollten.

  • "Die EU hat die Möglichkeit, Plattformen zumindest zeitweise zu sperren"

    Welche denn? Selbst in China klappt das nicht zu 100%. Will die EU das wirklich (selbst mit Zensursula an der Spitze)?

    Die EU hat kein Blatt, der IT Sektor liegt nun mal in Nordamerika, Selbst Hardware hat sie abgegeben -> nach China/Taiwan und Südkorea. Der Kaiser ist nackt.

  • EU und Zuckerberg haben eigentlich dasselbe Dilemma. Aber beide schauen von verschiedenen Seiten drauf.



    Die EU bewertet die Zuckerberg "Webseiten" wie Facebook, Instagram etc (hier: facegram) vorläufig noch als Plattformen. Heißt: facegram ist nur das Blatt Papier, das nix dafür kann was wer darauf schreibt. Dafür gibt's kaum Verantwortung. Die Regeln für Medien sind deutlich strenger: das ist der Herausgeber Zuckerberg verantwortlich für Inhalte in facegram. Lügen können teuer werden, sehr teuer. Die EU möchte facegram lieber als Medien einstufen können - und damit regulieren.



    Zuckerberg will keine Verantwortung für irgendwas. Vergesst das Gerede über "Meinungsfreiheit" - das ist bullshit. Zuckerberg hat Sorge: je mehr in facegram über Faktenchecks praktisch facegram bestimmt, was online geht - desto einfacher ist es den ganzen Laden als Medien einzustufen - und damit zur Rechenschaft ziehen zu können.



    DESHALB will er "die Faktenchecker loswerden". Und -natürlich- sind ihm diese vielen Checker als teure Personalkosten zu teuer. Er will Geld machen. Aber der Hauptpunkt ist: er will keine Regulierung als Medienchef.

  • Und ja: warum nicht coole Alternativen aufbauen, die gemeinwohlorientiert sind und Milliardären wie Zuckerberg und co. den Rang ablaufen???

  • "Sollen wir jetzt also alle Plattformen verlassen und Zuckerberg so entmachten?" JA! Warum sollte social media "zentral" für unsere Demokratie sein? Was ist denn das für eine komische Idee? Demokratie hat irgendwie VOR social media funktioniert, oder? Und vielleicht sogar besser? Wie verbreiten sich denn Hass, Lügen, fake news etc.?! Die Entmachtung KANN im Gegenteil m.E. NUR so funktionieren, indem die Plattformen einfach niemand mehr nutzt. Wie denn sonst? Man könnte social media komplett von unserem Planeten entfernen - genauso wie niemand Plastikmüll braucht, braucht irgendwer social media - außer denen, die davon profitieren - und das ist nicht die Demokratie