EU-Kommission für Crispr/Cas-Pflanzen: Gentechnik-Mais könnte ins Essen
Die EU-Kommission will laxere Regeln für Sorten der neuen Gentechnik. Kritiker sehen die Wahlfreiheit der VerbraucherInnen in Gefahr.
Damit ist offen, ob die Behörden alle Pflanzen der neuen Gentechnik auch künftig vor der Zulassung auf Risiken für Menschen und Umwelt überprüfen werden. Zur Disposition steht auch die Pflicht, gentechnisch veränderte Pflanzen auf den Etiketten etwa von Lebensmitteln zu kennzeichnen. Nur wegen der Kennzeichnung können VerbraucherInnen solche Nahrungsmittel meiden. Da die meisten KonsumentInnen in der EU solche Produkte ablehnen, verzichten LandwirtInnen weitgehend auf diese Technik.
Methoden wie Crispr/Cas sind aber erst entwickelt worden, nachdem die EU ihre Gesetzgebung Anfang der 2000er-Jahre verabschiedete. Mit diesen Verfahren lässt sich das Erbgut leichter verändern. So könnten Pflanzen an die Klimaerhitzung angepasst werden, versprechen die BefürworterInnen. Solche Sorten sollten auch schon mit der alten Gentechnik auf den Markt kommen, was aber nicht gelang.
Die Behörde schreibt auch, dass manche Pflanzen der neuen Gentechnik „genauso sicher wie konventionell gezüchtete Pflanzen sind“, zum Beispiel, wenn kein artfremdes Gen in die Pflanze eingeführt wird. Bei solchen Pflanzen lasse sich nicht feststellen, dass sie durch Gentechnik erzeugt worden sind. Deshalb sei es schwierig, das aktuelle Recht durchzusetzen.
Die Kommission will in den kommenden Monaten bei einer öffentlichen Konsultation verschiedene Reformoptionen untersuchen. Denkbar wäre etwa, dass nur bei Gentech-Pflanzen ohne fremde Gene auf Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung verzichtet wird.
Applaus von Saatgutkonzernen
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, der zum Beispiel den weltgrößten Saatgutkonzern Bayer/Monsanto vertritt, begrüßte die Äußerungen der Kommission. Der Deutsche Bauernverband hatte bereits laxere Regeln gefordert.
Kleinbauern- und Umweltorganisationen dagegen kritisierten die Kommission scharf. Die Industrie hat laut „Friends of the Earth“ bisher in der EU die Zulassung nur für eine Pflanze der neuen Gentechnik eingereicht: einen Mais, der gegen ein Pestizid resistent ist. Das zeige, dass die neue Gentechnik-Generation nur das „nicht nachhaltige Modell der von Pestiziden abhängigen Landwirtschaft“ erleichtern solle.
„Nur wenn Gentechnik auch künftig wie Gentechnik reguliert wird, können alle entscheiden, wie sie essen, wie sie Land bewirtschaften oder Lebensmittel herstellen wollen: gentechnikfrei oder eben nicht“, teilte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft mit. Deregulierung würde das Gegenteil von Wahlfreiheit bedeuten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja