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Diskussion um ein SexkaufverbotSichtbarkeit schützt

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

In der SPD mehren sich Stimmen für ein Sexkaufverbot. Doch das nordische Modell würde für SexarbeiterInnen weniger Schutz bedeuten.

Versteckt: Bestimmte Ecken im Berliner Tiergarten sind bekannt für käuflichen Sex Foto: dpa

N och gibt es keine Partei in Deutschland, die den Kauf von sexuellen Dienstleistungen verbieten will. Und auch in der SPD ist derzeit nicht absehbar, ob diejenigen die Überhand gewinnen, die das sogenannte nordische Modell tatsächlich einführen wollen. Doch allein die Tatsache, dass die BefürworterInnen eines Sexkaufverbots in Partei und Fraktion derzeit lauter werden, ist beunruhigend.

Denn worum es beim nordischen Modell geht, ist nicht der Schutz von Frauen, sondern die Moral: Sexarbeit darf es nicht geben. Diese Position mag zwar das Gewissen rein halten, geht aber an der Realität vorbei. Zu der gehört, anzuerkennen, dass längst nicht alle Frauen in der Sexarbeit Opfer sind und viele den Beruf aus freien Stücken wählen – manche, weil sie genau diesen haben wollen, manche mangels Alternativen. Auch Letzteres aber kann durchaus besser sein, als gar keine Möglichkeit zum Geldverdienen zu haben.

Schlimm dabei ist, dass das Modell die Situation von Sexarbeitenden faktisch verschlechtert. Dass es Freier bestraft, aber keine Prostituierten, mag zunächst vertretbar klingen, weil es die Frauen selbst nicht zu treffen scheint. Doch das ist ein Trugschluss. Sobald Strukturen in die Illegalität verlagert werden, sind die Konsequenzen: weniger Schutz, weniger Rechte, mehr Stigma. Diverse Studien zeigen: Sex wird auch dann gekauft, wenn er verboten ist – aber im Untergrund. Dabei wäre nichts erreicht, außer dass Sex­arbeit weniger sichtbar wäre.

Der aktuelle Parlamentskreis, zu dem auch die SPDlerin und Befürworterin des Modells, Leni Breymaier, geladen hat, fragt nun zwar scheinbar offen, wohin es mit der Prostitution in Deutschland gehen soll. Doch einiges spricht dafür, dass die Runde dazu dienen soll, langfristig Mehrheiten für ein Sexkaufverbot zu organisieren. Eine Evaluation des jüngsten Gesetzes zur Regelung von Prostitution steht ab 2022 an. Käme es bis dahin zum Umdenken in der Partei, wäre das ein erzkonservativer Paradigmenwechsel in Sachen Sexarbeit in der deutschen Politik.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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77 Kommentare

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  • Die Verbotslobby lebt vom Stigma, das SexarbeiterInnen nach wie vor anhaftet und von interessierter Seite durch ständige Wiederholung unhaltbarer Anschuldigungen ("alles Menschenhandel", "psychisch gestört", "böse Männer") immer weiter fortgesetzt wird.

    Damit versuchen sie, sich durch Ausgrenzung die Diskurshoheit zu verschaffen, um ihre rückwärtsgewandte Vision eines übergriffigen Unrechtsstaates, der MigrantInnen und sexuelle Minderheiten besonders diskriminiert, Wirklichkeit werden zu lassen. Lassen wir es nicht zu dieser Horrorvision kommen und zeigen wir Flagge gegen verklemmte KleinbürgerInnen, sexnegative FeministInnen, verbohrte PuritanerInnen und andere Formen der MENSCHENverachtung. Für die internationale Solidarität, nicht-stigmatisierende Sozialarbeit, sexuelle Vielfalt, rechtliche Akzeptanz und Gleichstellung von SexarbeiterInnen mit anderen freien Berufen.

  • Europa als Puff der Reichen dieser Welt?

    Wie haltlose Menschen ohne echte Zukunftschancen unter dem Deckmantel der Legalität in die Prostitution manipuliert werden können, ist manchen Leuten gar nicht klar. Täglicher Horror in unserer Klassengesellschaft.

    Scheinbar freiwillige Prostitution hat Hochkonjunktur in Europa.

    • 0G
      08786 (Profil gelöscht)
      @Michael Fritz:

      @Michael Fritz: "Scheinbar freiwillige Prostitution hat Hochkonjunktur in Europa."



      Wie ist das überall in Europa mit der Prostitution? Sie kennen sich ja offenbar gut aus. Ich kann nur von Deutschland sprechen. Geht es hier bloß um Moralvorstellungen? Ich für meinen Teil finde die Positionen von Amnesty International richtig zu diesem Thema, da es Prostitution auch gibt, wenn man sie in irgendeiner Form kriminalisiert. Wenn man das tut, schränkt man Frauen und auch Männern, die als Prostituierte arbeiten, signifikant in ihren Rechten ein und schafft schärfere Möglichkeiten der Ausbeutung, da die betroffenen dann erpreßbar sind. Auch ist es für die meisten ein lukrativerer Broterwerb als es in ihren Heimatländern möglich wäre. Diese Möglichkeit nimmt man ihnen mit strenger Maßregelung weg. Es sind ja nicht alles gebildete Frauen mit tollen Perspektiven. Man sollte auch bedenken, daß zumindest für die hier in Deutschland üblichen Gepflogenheiten, eine Prostituierte nur erfolgreich sein wird, wenn sie den Job auch wirklich machen will. Das setzt natürlich gewisse Fähigkeiten und persönliche Eigenarten voraus. Wer will eine Frau vergewaltigen? Das wollen doch nur Perverse. Außerdem kommt der Rechtsstaat an seine Grenzen, wenn es um organisierte Kriminalität geht durch mafiöse Strukturen wie zum Beispiel den Hell‘s Angels. Wer würde als Privatperson dagegen klagen? Da riskiert man doch Leib und Leben. Man sollte lieber den Frauen, die dazu gezwungen werden, Hilfsangebote bereitstellen, ohne daß sie Gefahr laufen, daraufhin abgeschoben zu werden. Vielleicht anonymisiert? Auch zahlen die Frauen und Männer horrende Mieten für ihre Hurenwohnungen, was zusätzliche Abhängigkeiten schafft. Wie wäre es dort mit einem "Mietendeckel"?

  • Wieder einmal die krude Idee, den Kunden Raison beidringen zu wollen.

    Solange es Kunden/Freier gibt, solange wird es Angeobte geben, die dann eben anders deklariert sind und eben etwas anderes verkauft wird.

    Und mit der Prohibition werden gute Geschäfte gemacht. Diese protestantische Askese ist schlicht Unfug auf dem Rücken der Prostituirrten, die dann versteckte Angebote machen müssen.

  • Früher gehörten regelmäßige Puffbesuche nicht nur in Amerika zur Grundausbildung von „Spitzenpolitikern“.

  • Prostitution ist wie Drogen, vom freiwillig-selbstbestimmten Spass bis zum übelsten Horror ist alles dabei, Moral und Geld und Körperlichkeit spielen eine Rolle und irgendwie ist jeder mit von der Partie, je nach Definition.



    Und wie bei den Drogen muss jedem nicht moralfanatisiert Verblendeten klar sein, dass eine totale Unterbindung genausowenig gelingen kann wie eine totale Deregulierung schweren Schaden anrichten würde.



    Evtl. sollte die Gesellschaft und damit der Staat die Kontrolle übernehmen: Puff und Suff und Sniff nur in lizenzierten überwachten Betrieben.

  • Ich bin Verfechterin von Konsens und Freiwilligkeit und Lust als Bestimmungsfaktoren von sexuellen Beziehungen. Sobald der Faktor Geld in eine sexuelle Beziehung einwirkt und diese (mit-)bestimmt, sind für mich die ersten drei Faktoren stark angeknackst. Und dass Prostituierte Lust vorspielen (sollen), ist nun auch keine reine Spekulation. Anders ist das gar nicht zu bewältigen - zumindest bei mehreren Freiern die Woche und bei Sachzwängen wie laufenden Rechnungen.

    Das passt nicht ansatzweise ganz zum Narrativ, das jenseits der Prostitution (und Pornografie) überall auch schon Kindern gepredigt wird - nämlich dass Sex freiwillig, auf Lust basierend sein soll, man sexuell nichts mit dem Körper anstellen möge, das sich nicht gut anfühlt. Bei Prostitution macht man da aber doch gerne die Ausnahme. Money rules. Der Phallus rules.

    Mich wundert bis heute, wieso (Liberal-/lQueer-)Feminist*innen dieses zutiefst patriarchale, sexistische, klassistische, rassistische, altersdiskriminierende, kapitalistische, permanent menschenrechtsverletzende System der Prostitution in ihr Weltbild integrieren wollen, das doch vermeintlich intersektionell ausgerichtet sei. Mir gelingt das nicht.

    Natürlich ist es schwierig, das Selbstbestsimmungsrecht von Prostituierten einzuschränken, und das birgt eine ganze Menge Folgeprobleme. Doch so, wie das System derzeit läuft, läufts halt Scheisse. Und die Frage, wie man sich als Gesellschaft eine ideale Welt vorstellt, sollte eben auch eine Rolle spielen, wenn politische Maßnahmen ergriffen werden. Das Nordische Modell als politisches Leitmotiv wäre für mich wenigstens ein Richtungswechsel mit übergreifender Symbolik.

    • @nasenloch:

      Gut gebrüllt, Löwin. Der romantische und verklärende Blick auf die Prostitution entstammt wohl eher aus Phantasien und eigenem Verharmlosungsbedürfnis.

    • @nasenloch:

      So wie es derzeit läuft, läuft es deswegen Scheiße, weil einfach nicht genug getan wird, um Sexarbeitende zu schützen. Sondern sie stattdessen nach wie vor diskriminiert werden, ihre Arbeit nicht ernst genommen wird.



      Um gegen Sexismus, Rassismus, Kapitalismus etc. zu wirken, sind Verbote kontraproduktiv. Das erreicht man mit Aufklärung, Bildung und damit, Zeichen zu setzen, dass das Leben, die Sicherheit und das Wohlergehen von Prostituierten schützenswert ist.



      Ein Sexkaufverbot entzieht dem System aber all diese Angriffspunkte, denn es schränkt auf allen möglichen Ebenen Hilfestellungen für Sexarbeitende ein. Durch das Nordische Modell wird freiwillige Prostitution, die auf dem Recht der sexuellen Selbstbestimmung und dem zur freien Berufswahl basiert, mit Straftaten wie Menschenhandel und Vergewaltigung in einen Topf geworfen, und das zum Nachteil der schwächsten Beteiligten.



      Ein Sexkaufverbot ist zudem zutiefst antifeministisch, da es Sexarbeitenden abspricht, über ihren Körper und ihre Berufswahl selbstbestimmt entscheiden zu können.



      Ein Verbot ist in diesem Fall kein echtes Leitmotiv, sondern ein Scheitern daran, erfolgreich gegen Menschenhandel vorzugehen, der schließlich längst illegal ist. Es wäre außerdem lediglich ein Zeichen dafür, dass dem Patriarchat und den Machtinstitutionen nichts anderes einfällt als Menschen ihre Existenzgrundlage zu entziehen, anstatt am Gesamtsystem etwas zu verändern.



      Prostitution muss entkriminalisiert sein, damit die Schwächsten in dem System ausreichend geschützt werden können!

      • @FräuleinAngelina:

        **Ein Sexkaufverbot ist zudem zutiefst antifeministisch, da es Sexarbeitenden abspricht, über ihren Körper und ihre Berufswahl selbstbestimmt entscheiden zu können.** - Darum geht es ja wohl auch in erster Linie, um die Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der Bürger. Wenn die Politik erst mal diesen Hebel umgelegt hat, dann folgt der nächste Hebel sicherlich auch bald. So ist das eben, ''Wer in einer Demokratie einschläft, muss damit rechnen, in einer Diktatur aufzuwachen!'' [Dwight D. Eisenhower (34. Präsident der Vereinigten Staaten)].

        Cornelia Möhring (frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion) sagte vor einiger Zeit: "Offenbar gingen einige in der SPD davon aus, dass Frauen nicht selbstbestimmt handeln können und von der SPD gerettet werden müssen“. Die frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Ulle Schauws, sagte darüber hinaus: "Die SPD kann sich nicht das Selbstbestimmungsrecht von Frauen auf die Fahnen schreiben und ihnen zugleich prinzipiell absprechen, dass die Entscheidung darüber, was sie mit ihren Körpern machen, selbstbestimmt sein kann."

        Die SPD kommt wohl mit ihrem eigenen politischen Abstieg nicht so ganz klar und schlägt jetzt ohne Sinn und Verstand wild um sich. 2016 wollte Heiko Maas (SPD), als damaliger Justizminister, sogar 'sexistische Werbung' verbieten. Man sieht, die SPD entwickelt langsam ein Faible dafür, alles "Sexuelle" und "Erotische" verbieten zu wollen - das ist für die SPD auch einfacher, als endlich mal wieder soziale Politik zu machen. Da sind wir ja jetzt wohl auf dem Weg zur puritanischen USA zu werden, wo Frauen, die sich 'oben ohne' an den Strand legen, verhaftet werden, aber jeder Irre sich ein Schnellfeuergewehr ganz legal kaufen kann um seine Mitmenschen zu erschießen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Verstoß gegen die guten Sitten und der alte Kuppelparagraph (alter § 180 StGB - Kuppelei), der erst 1969 in Deutschland reformiert wurde, und dann sind wir wieder im Jahr 1950 angelangt.

    • @nasenloch:

      Was die „normale“ Prostitution angeht, magst du Recht haben, aber wie sieht es bei Menschen mit Beeinträchtigung aus, die kaum eine Chance haben, einen Geschlechtspartner zu finden? Sollen sie ganz von Inimität und Sexualität ausgeschlossen sein? Das Verbot von Prostitution würde im Zuge der aktuellen Gesetzgebung auch Sexualbegleitung ausschließen...

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die taz hat eine Reichweite von ca. 200.000 Leserinnen und Lesern pro Ausgabe.

    Verhängen wir mal eine Quote und sagen es gibt 100.000 Leser.

    Selbstredend schreiben die nicht alle im Forum. Keine Ahnung wie viele das sind.

    Aber es wird bei denen so sein, wie bei allen anderen Männern, die man so kennt.

    Niemand ist jemals bei einer Prostituierten gewesen. Ich doch nicht.

    Es gibt wohl 400.000 Menschen in Deutschland, die sich prostituieren.

    Sagen wir mal aus der lameng jede und jeder hat 5 Freier. Sind also 2 Millionen am Tag.

    Ist doch verrückt, dass man da nicht einen kennt, oder?

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Gewalt an Prostituierten in Deutschland



      de.wikipedia.org/w..._an_Prostituierten

      „92 % wurden sexuell belästigt



      82 % wurden Opfer physischer Gewalt



      78 % hatten Angst vor Gewalt durch Freier



      Fast jede fünfte prostituierte Frau erlitt bei der Ausübung der Prostitution schwere Verletzungen wie Knochenbrüche, Verstauchungen, Muskelrisse, Gesichtsverletzungen, Brandwunden und ausgekugelte Gelenke“

      Ich glaube kaum, das sich das mit dem Lesen einer Zeitung vergleichen läßt.

      • @Rudolf Fissner:

        Laut Polizeistatistik passieren 85% aller gewalttätigen Übergriffe gegen Frauen - Mord und Totschlag inbegriffen - im trauten Familienkreise. Täter: der Ehemann oder der Lebensgefährte. Ich bin für das Verbot der bürgerlichen Versorgungsehe!

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Ich wollte das nicht mit dem Lesen einer Zeitung vergleichen, ich wollte darauf hinweisen, dass es jede Menge Freier gibt, wohl auch in der taz-Leserschaft.

        Und, dass dieser Handel in jeder Hinsicht anonym erfolgt.

        Aber theoretisch jeder jemanden kennen müsste, der zu Prostituierten geht.

        Nur das.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Man geht von einer Million Freier pro Tag in Deutschland aus. Nun gehen aber nicht jeden Tag die selben "Herren" in den "Puff". Gehen wir also mal von ca. 15 bis 20 Millionen Männer im Monat aus. Politiker sind doch sonst nicht auf den Kopf gefallen und denken doch auch sehr pragmatisch - besonders wenn sie die Wähler im Blick haben. Weshalb stoppen die SPD-Alphamännchen also nicht diese SPD-Frauen, die gerade der SPD den letzten Stoß über die Klippe geben wollen?

      Armutsprostitution bekämpft man mit sozialer Politik und einem BGE. Zwangsprostitution bekämpft man mit schärferen Gesetzen. Frauen, die ihren Körper aber freiwillig anbieten, denen gibt man jegliche Unterstützung, die auch andere Dienstleister in Anspruch nehmen können. Die SPD hat davon aber nichts in ihrem Programm. Die SPD möchte nur wieder die Bürger bevormunden und Verbote erteilen. Es wird Zeit, dass diese Hartz-IV-Partei endlich von der politischen Bühne verschwindet, bevor sie noch mehr Unheil anrichtet.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Ricky-13:

        Kennen Sie die Känguru-Chroniken?:



        »Zwanzig Euro? Das sind ja fast vierzig



        Mark! Achtzig Ostmark! Vierhundert Ostmark auf dem



        Schwarzmarkt …«

        15 bis 20 Millionen Männer im Monat? Das sind 180 bis 240 Millionen Männer im Jahr! Jetzt weiß ich, warum es auf deutschen Straßen immer Stau gibt - alle Mann fahren in den Puff.



        Damit wäre das Sexkaufverbot die größte Klimaschutzmaßnahme.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @4813 (Profil gelöscht):

          Und die DB hatte 2018 4,7 Milliarden Reisende.

          Kann natürlich sein, das einige von denen mit dem Zug in den Puff fahren.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Haben Sie das nicht verstanden oder wollten Sie das nicht verstehen? Die Statistik geht von ca. 400.000 Prostituierten aus. Aus dieser Zahl hat man dann irgendwie berechnet, dass in Deutschland am Tag etwa eine Million (1.000.000) Männer eine Sexdienstleisterin aufsuchen. Das sind aber nicht täglich die selben Männer, also geht man von ca. 20 Millionen (20.000.000) Männer im Monat aus. Jetzt auch bitte keine Milchmädchenrechnung machen und diese Zahl auch noch mit 12 Monaten malnehmen, denn dass wir in Deutschland nur 83 Millionen Menschen (Frauen, Männer, Mädchen, Jungs) sind, dass sollten taz-Leser eigentlich wissen. Ich hatte das übrigens mit voller Absicht geschrieben, denn Politiker sind sich scheinbar nicht bewusst, welche "Macht" diese 20.000.000 Männer haben, wenn ein nordisches Modell von der SPD oder auch der CDU/CSU bei uns eingeführt wird. Das die SPD - die ohnehin schon am Boden liegt - dann unter 5% fallen wird, sollte den SPD-Alpha-Männchen/Weibchen eigentlich klar sein. Wir leben auch nicht im großen Land Schweden, dass aber gerade einmal 10 Millionen Einwohner hat, sondern im kleineren Deutschland, mit - ich erwähnte es schon - 83 Millionen Menschen. Dass bei uns die Uhren anders ticken, werden Politiker dann ja sehen, falls sie auf die Idee kommen, das nordische Modell hier einzuführen. Übrigens, in Dänemark gibt es das "nordische Modell" nicht, obwohl wir Dänemark auch zu den skandinavischen Ländern zählen - komisch, oder?

          PS: Ich habe keine Ahnung, ob Sie in einem Dorf leben und da immer Stau ist, wenn die Männer in den örtlichen Puff fahren, aber in Großstädten merkt man von einem zusätzlichen Stau nichts, wenn Männer in ihren Wagen steigen um zu einer Sex-Dienstleisterin zu fahren. Wo Sie aber gerade den Klimaschutz ansprechen. Ist es nicht interessant, dass die SPD sich lieber auf ein Verbot der Prostitution stürzt, als auf ein Verbot von Kohlekraftwerken; die dafür gesorgt haben, dass wir schon bei 415 ppm CO2 angelangt sind?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Ricky-13:

        Mir scheint es bei diesem Verbots-Furor darum zu gehen, die Prostitution unsichtbar zu machen.

        Das wird wie bei der Drogensucht natürlich nicht gelingen. Sondern ist wohl mehr einer Vorstellung von einer heilen bürgerlichen Welt geschuldet.

        Ansonsten sagen die einen so, die anderen so:

        de.wikipedia.org/wiki/Nordisches_Modell

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Sobald die AfD merkt, wie viel Wählerpotential in dieser Diskussion ("nordisches Modell" = Verbot der Prostitution) steckt - ich erinnere an die 20.000.000 Männer, die jeden Monat zu einer Sexdienstleisterin gehen - wird die AfD sich darauf stürzen und noch mehr Wählerstimmen bekommen. Daran denken SPD- und CDU-Politiker aber mal wieder nicht.

  • taz: "Denn worum es beim nordischen Modell geht, …"

    Wenn es wirklich um das nordische Modell gehen soll, dann sollte man vielleicht erst mal "nordische Verhältnisse" in diesem Land schaffen. Man vergisst bei dieser ganzen Diskussion nämlich gerne, dass es sich bei den skandinavischen Ländern um echte Sozialstaaten handelt und nicht wie bei uns, wo der Sozialstaatsgedanke nur noch in Art. 20 Abs. 1 GG steht, aber keine echte Bedeutung mehr für die Bürger hat. Skandinavische Staaten lassen ihre ehemaligen Prostituierten sicherlich nicht hungern oder schicken sie in ein Jobcenter, damit sie dort mit § 10 SGB II gezwungen werden können jeden miesen Job anzunehmen. Der schwedische Wohlfahrtsstaat (auch als „Folkhemmet“ bezeichnet) wurde als politisches Projekt ab den 1930er Jahren aufgebaut. Bei uns wurde der Sozialstaat mit der Agenda-2010-SPD aber massiv abgebaut.

    taz: "Der aktuelle Parlamentskreis, zu dem auch die SPDlerin und Befürworterin des Modells, Leni Breymaier, geladen hat, fragt nun zwar scheinbar offen, wohin es mit der Prostitution in Deutschland gehen soll."

    Hat die SPD eigentlich schon einen Plan, was man mit den 400.000 Frauen anfängt, wenn man sie aus der Prostitution geholt hat? Wohl kaum, aber das ist man ja schon gewöhnt, dass SPD-Politiker nie etwas bis zum Ende durchdenken - wie man ja auch gut an der SPD-Hartz-Reform sieht, die Millionen Menschen zu Bürgern dritter Klasse gemacht hat.

    Das nordische Modell bestreitet übrigens auch, dass Frauen überhaupt selbstbestimmt als Sexarbeiterinnen tätig sein können. Die frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion Cornelia Möhring sprach es vor einiger Zeit schon an: "Offenbar gingen einige in der SPD davon aus, dass Frauen nicht selbstbestimmt handeln können und von der SPD gerettet werden müssen“.

    "Unbedingter Gehorsam setzt Unwissenheit bei den Gehorchenden voraus." [Charles de Montesquieu (1689 - 1755), französischer Schriftsteller, Philosoph und Staatstheoretiker der Aufklärung]

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      "Hat die SPD eigentlich schon einen Plan, was man mit den 400.000 Frauen anfängt, wenn man sie aus der Prostitution geholt hat? "

      Wie immer - Umschulung.

      Genau wie bei Kernkraftwerksarbeitern, Braunkohletagebauern etc.

      Die Frage ist doch eher, wie therapiert man die Männer, die in den Puff gehen, damit sie wieder sexuelle Beziehungen ohne Geld eingehen können.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        "Umschulung" - Ja, das werden wohl bald SPD-Politiker nötig haben.

        Wir brauchen soziale und intelligente Politiker, die nicht nur Verbote aussprechen, sondern auch wissen, dass aus A meistens B folgt. Für die SPD folgt aber aus A auch nur wieder A. Das älteste Gewerbe der Welt lässt sich nicht nämlich nicht verbieten. Die SPD ist aber ohnehin am Ende, da hilft auch kein noch so blödsinniges und nicht durchdachtes neues Gesetz, damit sie wieder auf die Beine kommt. Die Armutsprostitution hat doch auch erst durch die unsoziale Politik der SPD so ein Ausmaß in den letzten 20 Jahren annehmen können. Deutschland hat "Hartz IV" und die Schweden haben "Folkhemmet". Statt hier aber etwas zu ändern, will die SPD lieber Verbote verteilen. So ist halt die SPD. Zuerst mit dem menschenverachtenden Hartz IV viele Frauen in die Armutsprostitution treiben und sich jetzt als Retter derjenigen Frauen aufspielen wollen, die lieber ihren Körper anbieten, als sich auch nur noch einen weiteren Tag von diesem Hartz IV System demütigen zu lassen.

        Die Frage ist auch nicht, ob man Zwangsprostitution strenger bestrafen sollte, denn das ist außer Frage. Die Frage ist eher, ob Politiker freien Bürgern ihr Leben vorschreiben dürfen? Wo fängt Bevormundung an und wo hört sie auf? Kommen sexuelle Praktiken im Privatbereich dann auch demnächst auf die "Moral"-Waage der Politiker und werden je nach Moralvorstellungen einiger Politiker abgewogen? Als nächstes werden dann sicherlich in Deutschland Swingerclubs und gewisse Filme verboten - und das alles nur um die Bürger zu "schützen".

        Einige Politiker sollten sich vielleicht daran erinnern, dass sie nur 'Volksvertreter' sind, aber keine Könige oder Landesfürsten - auch wenn viele Politiker das wohl gerne wären. Als Autonomie bezeichnet man den Zustand der Selbstbestimmung. Ihr Gegenteil ist die Heteronomie (Fremdbestimmung). Die Frage ist also: Wollen wir uns von selbsternannten Landesfürsten unser Leben vorschreiben lassen?

  • Nochmal dazu:



    "Sobald Strukturen in die Illegalität verlagert werden"



    Die Strukturen sind in der Illegalität, da sich nur so Geld damit verdienen lässt - siehe das Urteil im Paradise-Prozess, in dem das Gericht deutlich gemacht hat, dass ein solches Bordell gar nicht "sauber" geführt werden kann.

    Dazu kommt: Die dem Sexkaufverbot angelastete Verlagerung findet völlig absichtlich ohne dieses statt, denn die Sichtbarkeit wollen eben exakt die Profiteure nicht.



    Deshalb boomen Wohnungsbordelle, in denen Frauen nur wenige Wochen oder Tage bleiben, bis sie weiterverschoben werden, deshalb boomt die Internetvermarktung der Frauen.

    Kurz: Die Illegalität, in die die Frauen abrutschen würden, gibt es nicht, denn sie sind schon da.

  • Es geht nicht um Moral, sondern um ein generelles Umdenken, was den Kauf von Menschen, meist Frauen, betrifft. Niemand hat ein Recht auf sexuelle Befriedigung auf Kosten anderer Menschen. Jeder Freier nimmt billigend in Kauf, dass er gerade eine Vergewaltigung begeht. Es geht nicht umGelegenheitspristitution und die wenigen Ausnahmen von Frauen, ‚denen das Spaß macht‘, sondern um die Abertausenden von Frauen, die NICHT freiwillig dabei sind.



    Selbstverständlich geht es dabei nicht einfach um ein Verbot, denn es gleichzeitig müssen natürlich reale und lebensnahe Ausstiegsmöglichkeiten angeboten werden.



    TraumatherapeutInnen haben einen klaren Blick auf den hohen Preis, den Frauen zahlen. Die Zahlen sind einseitig, leider lässt sich hier der Link nicht posten.

    • @Ravenowl:

      Wer mit Leuten an "vorderster Front" sprechen würde, der spräche mit den Hauptakteuren und -Akteurinnen, nämlich den Prostituierten selbst. Das wird leider viel zu selten getan. Man spricht über sie, aber hört ihnen nicht zu.



      Wer Prostitution nicht von Menschenhandel unterscheidet, der diskriminiert und kriminalisiert alle diejenigen, die der Sexarbeit freiwillig und legal nachgehen. Sexarbeitern abzusprechen, dass sie ihren Job freiwillig tun, bedeutet einen hochgradig anti-feministischen und sexistischen zu unterstützen. Dagegen wehren sich nicht nur Prostituierte, sondern auch Vertreter/innen von Menschenrechtsorganisationen.



      Durch Kriminalisierung von Sexarbeit haben Prostituierte keine Möglichkeit mehr, sich ausreichend zu schützen.



      Bitte das Modell zuende denken, nicht auf halber Strecke aufgeben. Danke!

    • @Ravenowl:

      Nachtrag:



      Richtig ist: "niemand hat ein Recht auf sexuelle Befriedigung auf Kosten anderer Menschen". Das bedeutet Vergewaltigung.



      Sexuelle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, ist etwas anderes. Das darf man nicht in einen Topf werfen. Danke.

    • @Ravenowl:

      Leider geht es sehr wohl um Moral - und um Macht. Es geht darum, Prostituierten die Lebensgrundlage zu entziehen.



      Prostitution ist NICHT dasselbe wie Menschenhandel. Gegen Menschenhandel soll vorgegangen werden wie gegen jede Form von Kriminalität, das ist klar. Aber das wird durch ein Sexkaufverbot nicht erreicht. Im Gegenteil.



      Die "wenigen Ausnahmen von Frauen, denen es Spaß macht", das sind Hunderttausende. Hunderttausende, die durch ein Sexkaufverbot diskriminiert, entmündigt und ihrer Existenzgrundlage entzogen würden.



      Man darf Menschenhandel (sogenannte "Zwangsprostitution", was Vergewaltigung bedeutet) NICHT in einen Topf werfen mit Sexarbeit, denn das hat fatale Folgen.



      Ein Sexkaufverbot kriminalisiert am Ende auch die Sexarbeiter/innen, denn die können dann nicht mehr im öffentlichen Raum agieren.



      Für kriminelle Organisationen wird jedoch aufgrund steigender Preise der Menschenhandel umso lukrativer. Man muss das Modell zuende denken, und vor allem muss man mit Prostituierten darüber diskutieren, nicht mit Leuten, die aus moralischen oder Machtgründen etwas gegen Sexarbeit haben. Hier fängt Diskriminierung ja bereits an!

  • @alle: Vielen Dank für Ihre vielen hilfreichen Anmerkungen hinsichtlich meines Kommentars. Sie haben auch mit den meisten Vermutungen hinsichtlich meiner Einstellung recht. Ihre Kommentare sind fundiert und regen mich zum Nachdenken an. Tatsächlich habe ich bei Prostituierten die Zwangsprostituierten und minderjährigen Mädchen und Jungs im Blick, auch die teilweise bereits als Kind missbrauchten späteren Prostituierten. Das ist wohl etwas einseitig.



    Danke nochmals für Ihre Kommentare. Sollte ich bessere Argumente haben, melde ich mich wieder.

  • Es geht eben genau nicht um Moral.



    Wer mit Leuten an vorderster "Front" spricht, findet dort keine Moral, sondern ein erkanntes eklatantes Menschenrechtsproblem und ein für die Geschlechtergerechtigkeit essentielles gesellschaftliches Problem.

    Es ist perfide, sich die wenigen herauszuziehen, die hier aus moralischen Gründen agieren.



    Und ein Schlag ins Gesicht für die Aktiven aus dem Umfeld der Prostitution, für die Moral überhaupt keine Rolle spielt, sondern ihre Kenntnis der Mechanismen.

    Alle Regelung hat immer nur das Gegenteil erreicht. Die Unterscheidung in Zwangsprostitution und freiwillige verschleiert die Menschenfeindlichkeit des Systems Prostitution.

    Legalisiert wurden bisher Profiteure, das sind sowohl weiße Westen Zuhälter (Bordellbetreiber) als auch die Freier selbst, deren frauenfeindliches Weltbild deutlich erkennbar ist.

    Für die Frauen in der Prostitution (und auch für die wenigen Männer und Transpersonen) hat jeder Regulierungsversuch ihre Situation verschlimmert, am Stigma ändert sich dadurch sowieso nichts, denn das Stigma besteht im Kern daraus, dass sie Ware sind für die Profiteure.

    • @kub0711:

      Sie werfen leider Menschenhandel (sog. "Zwangsprostitution") und Sexarbeit in einen Topf. Damit ist niemandem geholfen. Weder den Opfern von Menschenhandel, noch den freiwillig in der Prostitution Arbeitenden.



      Dass "alle Regelung immer nur das Gegenteil erreicht" hat, ist schlichtweg falsch.



      Seitdem 2002 das Prostitutionsgesetzt in Kraft trat, das Prostitution als normalen Beruf anerkennt, hat sich für die Sexarbeitenden einiges verbessert (Anspruch auf Krankenversicherung; die Möglichkeit, Delikte wie Diebstahl oder Vergewaltigung bei der Arbeit anzuzeigen etc.)



      Das ProstSchGesetz von 2016 hat jedoch nichts weiter bewirkt, das ist richtig, denn es war bereits der erste Schritt, Prostituierte, die sich aus Angst vor Diskriminierung nicht registrieren wollen, in die Illegalität zu zwingen. Auch hier war der angebliche Grund, Menschenhandel eingrenzen zu wollen, bereits Augenwischerei: wenn Zuhälter es schaffen, jemanden zur Prostitution zu zwingen, dann schaffen sie es auch, jemanden zur Registrierung zu zwingen. Gar nichts hilft das.

      Außerdem weigern sich Sexarbeiter/innen, als "Ware" bezeichnet zu werden. Ich würde Sie daher bitten, von diesem Begriff Abstand zu nehmen. Was verkauft wird, ist eine Dienstleistung, weder Körper noch gesamte Person.



      Alles andere wäre - wie oben - Menschenhandel.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

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  • Der böse Witz an der ganzen Sache: Was angeblich bekämpft werden soll, nämlich Zwangsprostitiin und Menschenhandel, sind bereits gesetzlich verboten. Schon lange. Auch schon vor dem ProstSG. Nötigung, Freiheitsberaubung, all sowas war vorher auch schon verboten. Nun müsste der Blick dahin gehen, warum das nicht greift, warum die Betroffenen Personen Schutz ihrer Rechte nicht in Anspruch nehmen. Wer näher hinsieht, erkennt, dass dafür Änderungen am Ausländerrecht notwendig wären. Von Menschenhandel betroffene Menschen sind häufig illegalisiert und können sich nicht an die Behörden wenden, weil ihnen dann Abschiebung droht. Solange die Betroffenen nicht vor Abschiebung geschützt sind, wenn sie versuchen, sich aus Zwangslagen zu befreien, hat der Staat einfach so gut wie nichts zu bieten für Betroffene von Menschenhandel. Da hilft kein ProstSG und Bestrafung von Freiern ebensowenig. Letzteres schadet nur allen anderen in der Sexarbeit.

    • @DasZett:

      Ja, aber mit solchen Maßnahmen kann man sich nicht so schön profilieren und müsste sich dann von den eigenen fremdenfeindlichen Ansichten wie z.B. bei Alice Schwarzer vorhanden verabschieden. Es gibt leider immer wieder zwei Arten von Feminismus: Einerseits sinnlose Showveranstaltungen und Aktivismus um Bücher zu verkaufen und/oder Pöstchen zu bekommen , andererseits unpopuläre und harte effektive Arbeit für Frauen und ihre Rechte.

  • Bin überrascht dass hier immer nur von weiblichen Prostituierten und männlichen Freiern gesprochen wird



    Es gibt ja nicht gerade wenige männliche Prostituierte („Stricher“) für homosexuelle Kunden, die oft ein ebenso erbärmliches Leben führen.



    Soll männliche Prostitution auch verboten werden?



    Oder ist das Schicksal der Strichjungen unwichtig?

    • @dfg :

      Prostitution soll überhaupt nicht verboten werden, sondern der Kauf.

      Ein beliebtes Missverständnis zwischen Prohibition und Abolition.

      • @kub0711:

        Das Missvertändnis ist genauso beliebt wie umgekehrt die Übertreibung seiner Bedeutung.

        Am Ende ist Prostitution für die, die sie heute legal betreiben, ein Broterwerb. Der funktioniert nicht ohne Freier, so viel juristischen Plüsch man auch in die eigene Position der Prostituierten reinstopfen mag. Es ist also vollkommen egal, ob der Freier nicht kommt, weil die Prostitution insgesamt verboten ist oder nur sein Teil an dem Geschäft. Solange an dieser wesentlichen Stelle die Wirkung von Prohibition und Abolition dieselbe ist, ist auch das Herumreiten auf dem Missverständnis vor allem Augenwischerei - wie so vieles an diesem ganzen Modell.

      • @kub0711:

        Wenn der Kauf von Prostitution verboten wird, wird somit faktisch auch Prostitution unterbunden. Man muss das Modell zuende denken.



        Wenn ein Bäcker seine Brötchen zwar anbieten darf, sie aber nicht gekauft werden dürfen, dann wird ihm somit die Lebensgrundlage entzogen. Wenn er sie dann doch noch irgendwie loswerden will, kann er das nur auf illegalem Weg. Genau das passiert beim Sexkaufverbot, wie Studien zeigen.



        Und zur obigen Frage: in diesem Sinne ist das Schicksal von männlichen Prostituierten den Befürwortern des nordischen Modells genauso unwichtig, denn das Verbot betrifft am Ende nicht nur weibliche Sexarbeitende, sondern alle.

  • "Denn worum es beim nordischen Modell geht, ist nicht der Schutz von Frauen, sondern die Moral: Sexarbeit darf es nicht geben." - Da hat es die taz-Autorin auf den Punkt gebracht. Obwohl das natürlich nur die halbe Wahrheit ist, denn Moral mag für einige Politiker ein großes Motiv sein, diesem "schändlichen Treiben" endlich ein Ende zu setzen, besonders wenn solche Politiker in einem katholischen Elternhaus die Lust am eigenen Körper aberzogen wurde. Das wirklich bedenkliche ist aber der Verlust unserer Freiheit und damit die Bevormundung durch unsere Politiker. Wir alle kennen die Dokus über China und wie dort die Freiheit immer mehr eingeschränkt wird, aber keiner macht sich Gedanken, dass unsere Politiker mit solchen Gesetzen peu à peu die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht der Bürger auch einschränken wollen.

    Was wird eigentlich aus den Prostituierten? Viele von diesen Frauen haben keinen Zuhälter, sondern schaffen für sich alleine an. Das muss ja dann sehr merkwürdig für solche selbstbestimmten Frauen sein, dass sie auf einmal einen Zuhälter haben, der § 10 SGB II heißt, denn dieser "Zumutbarkeitsparagraph" hat das Recht jedem arbeitslosen Bürger in jeden noch so dreckigen Job zu verfrachten, denn bei Zuwiderhandlungen drohen Sanktionen bis zu 100% vom Existenzminimum. Die Wahrscheinlichkeit, dass man für 400.000 ehemalige Prostituierte einen guten Job hat, ist bei der großen Arbeitslosigkeit in Deutschland gleich Null.

    Eine Million Männer sollen in Deutschland täglich zu Prostituierten gehen. Da kann man ja als Politiker mal hochrechnen, wie viele Freier es gibt und wie viele von diesen Freiern eine Partei nicht mehr wählen werden, die wie zu Zeiten des Bußprediger Savonarola (1452 - 1498) alles "Unmoralische" verbieten wollen. Savonarola ist übrigens gehängt und dann verbrannt worden, weil er es mit seinen Moralvorstellungen übertrieben hat. Da fällt mir gerade ein; auf wieviel Prozent ist die SPD und die CDU in der Gunst der Wähler schon abgesunken?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Ricky-13:

      Ich weiß nicht wo sie leben ("ist bei der großen Arbeitslosigkeit in Deutschland"), noch in welchen Kreisen sie verkehren ("Eine Million Männer sollen in Deutschland täglich zu Prostituierten gehen") - aber ihr Bild von der Prostitution ist schon arg schräg.

      Das 43% der Prostituierten vor dem Einstieg in die Prostitution als Kind Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sein sollen (Empirische Befunde zur Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit. Teilpopulationen Prostituierte. In: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. 2004) ist ihnen bekannt?

      PS: Das eine Millionen deutsche Männer AfD wählen ist mir bekannt.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        43 Prozent also!



        Nicht etwa doch 48 Prozent oder auch nur 36 Prozent?



        Die Angabe ist einfach zu exakt um wahr sein zu können. Niemand weiß, wie viele SexarbeiterInnen es überhaupt gibt. Aber "SCHNURZELPU" weiß EXAKT, wie viele dieser Frauen vor ihrem Einstig in die Prostitution Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind.



        Das sollte EINIGES über die Qualität der von den Prostitutionsgegnern verbreiteten Zahlen aussagen.



        Es sollte Einiges darüber aussagen, wo diese Zahlen einzuordnen sind.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Regenbogen Fisch:

          Wenn man aus einer Untersuchung zitiert, sollte man schon korrekt sein. Also, wo ist ihr Problem?



          Das sie jetzt beim nächsten Besuch einer Prostituierten mit dieser Zahl im Hinterkopf ein ungutes Gefühl entwickeln und die Sache nicht mehr als normale Dienstleistung abtun können?

      • @4813 (Profil gelöscht):

        43% der Prostituierten waren VOR dem Einstieg in die Prostitution Opfer sexueller Gewalt. Was würde jetzt ein Verbot der Prostitution daran genau ändern?

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Michi W...:

          Schwächen Sie es bewusst ab?



          Ich schrieb "als Kind Opfer sexueller Gewalt".



          Ansonsten: finden Sie Ihre Frage nicht auch irgendwie merkwürdig?

      • @4813 (Profil gelöscht):

        "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland ist ihnen bekannt?"

        Mir ist Vieles in Deutschland "bekannt". Zum Beispiel, dass wir in Deutschland 2,5 Millionen arme Kinder haben, oder das jeden Monat 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an eine der 941 Tafeln anstehen müssen, um nicht zu hungern. Mir ist auch bekannt, dass Rentner aus Abfalleimern schon Pfandflaschen sammeln müssen, weil ihre Rente nicht reicht. Mir ist auch bekannt, dass wir in Deutschland Manager mit Jahresgehältern haben, für die eine Krankenschwester 300 Jahre arbeiten müsste. Mir ist auch bekannt, dass arbeitslose Frauen von der Bundesagentur für Arbeit "Stellenangebote" in Sexshops etc. bekommen. Zwar hat Katja Kipping (Die Linke) dafür gesorgt, dass man Frauen nicht mehr solche "Jobs" mit einer Sanktionsandrohung aufzwingen darf, aber immer noch werden täglich Frauen mit solchen Jobangeboten daran erinnert, dass sie dem Jobcenter "gehören" und das sie jeden noch so fragwürdigen Job annehmen müssen. Mir ist auch bekannt, dass der Staat sich das Recht herausnimmt, jeden arbeitslosen Bürger mit § 10 SGB II in jeden noch so dreckigen Job zu zwingen, ansonsten drohen Sanktionen bis zu 100% vom ohnehin schon kleinen Existenzminimum.

        Vielleicht sollten die Bürger sich mal über die versteckte "Sklaverei" in diesem Land Gedanken machen, statt Prostituierte, die oftmals gar nicht "gerettet" werden wollen, weil sie ganz genau wissen, dass ihre "Retter" nur im Deckmantel der "Nächstenliebe" ihre eigenen antiquierten Moralvorstellungen selbst noch im 21. Jahrhundert durchsetzen wollen.

        Mit dem Prostitutionsschutzgesetz wollte man ja angeblich Prostituierte "besser schützen und ihr Selbstbestimmungsrecht stärken". Letztendlich geht es aber nur um die Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der Bürger. Der nächste Schritt ist auch schon im Gang; das Verbot der Prostitution. Was kommt danach? Vielleicht sollte der Bürger mal sein Smartphone ausschalten und sein Hirn einschalten.

        • @Ricky-13:

          Hoppla, kleiner Fehler. Das muss natürlich heißen: "... statt sich über Prostituierte Gedanken zu machen, die oftmals gar nicht "gerettet" werden wollen, weil sie ganz genau wissen …"

          Übrigens - Armutsprostitution bekämpft man mit sozialer Politik und einem BGE und Zwangsprostitution mit schärferen Gesetzen. All das hat man die letzten Jahrzehnte aber nicht gemacht - ist doch sehr merkwürdig, oder? Wenn Politiker und besonders die SPD Armutsprostitution bekämpfen will, dann sollte sie sich wieder an das „S“ in ihrem Parteinamen erinnern, statt Verbote aus dem Hut zu zaubern, die wieder mal nicht bis zum Schuss durchdacht sind. Aus A folgt …? - Tja, da hapert es bei den meisten Politikern, weil sie eben nur gelernt haben ständig Wahlkampf zu machen, aber das folgerichtige Denken nicht beherrschen. Soziale Politik muss endlich wieder auf der Tagesordnung unserer "Volksvertreter" stehen und ein BGE muss endlich her, dann wäre auch die Armutsprostitution beseitigt. Natürlich muss man auch etwas gegen Zwangsprostitution tun, aber das älteste Gewerbe der Welt kann man nicht so einfach aus der Welt schaffen, auch wenn einige Sittenwächter das gerne möchten. Man hat ohnehin das Gefühl, dass es hier wohl eher um Moralvorstellungen geht, als um den wirklichen Schutz der Prostituierten. Um was es Politikern wohl auch noch geht, das habe ich ja an dem Beispiel VR-China schon versucht "klar zu machen".

  • Was mich an der gesamten Diskussion stört, ist, dass Männer, die Sexdienstleistungen anbieten, vollständig ausgeblendet werden. Auch eine Form von Diskriminierung einer Minderheit. Das Foto zum Artikel und der Verweis auf den Tiergarten macht es auch nicht besser. Werden eigentlich bei den Anhörungen im Bundestag auch Männer befragt, die Sexdienstleistungen anbieten oder nur Frauen?

    • @Anna Minerva:

      Da haben Sie recht. Ich denke es wird ausgeblendet, da Männern grundlegend eine größere sexuelle Selbstbestimmung unterstellt wird. Nach dem Motto: Der kriegt für Sex auch noch Geld?!

      • @Michi W...:

        Ihre Einschätzung stimmt wahrscheinlich. Vermutlich ist diese Form von Sexismus diesbezüglich tatsächlich vorherrschend.

  • Wie können Freier denn unterscheiden, ob eine Prostituierte freiwillig arbeitet oder nicht? Nehmen die meisten es nicht billigend in Kauf, dass es sich um Zwang handelt?

    • @auchdas:

      Bin selbst nicht "vom Fach", würde aber vermuten, dass es schwerer wird, Zwangsprostitution zu praktizieren, je sichtbarer und "behördenkenntlicher" Prostitution stattfindet. Umgekehrt kann also ein Freier heute gewisse Indizien für Zwangsprostitution erkennen, wenn diese Merkmale vermieden werden oder die Prostituierten Anzeichen von Zwang zeigen. Sind genug Indizien da, kann man wohl so einen Verdacht erheben.

      Grundsätzlich gilt aber dasselbe wie anderswo, nämlich dass niemand verpflichtet ist, immer vom Schlimmsten auszugehen. Wenn Sie z. B. im Internet von privat einen neuen Artikel kaufen, müssen Sie auch nicht per se davon ausgehen, wegen Hehlerei belangt zu werden, weil der sich später als "vom Wagen gefallen" herausstellt. Es bedarf schon konkreter Anzeichen, die Sie vorher erkennen konnten und mussten (z. B. keine Kaufquittung, mehrere gleichartige Angebote...).

      • @Normalo:

        Zwischen Diebesgut und der Würde der Frau sehe ich jetzt aber schon einen Unterschied

        • @auchdas:

          Ich auch. Aber auch z. B. ein Frau, die der Prostitution freiwillig nachgeht, hat eine Würde, die es zu achten gilt.

          Das tut man nur sehr eingeschränkt, wenn man ihr per se unterstellt, sie müsse eine Zwangsprostituierte sein, selbst wenn sie das Gegenteil behauptet. Diese Opferfiktion ist gerade für diejenigen, die sich NICHT als Opfer fühlen (und sich mit ihrem Beruf auch noch gegen die moralischen Konventionen der Mehrheitsgesellschaft behaupten müssen), besonders beleidigend.

          Also was tun? Aus meiner Sicht sollte Jeder schauen, dass er der wahren Sachlage so gut es geht gerecht wird, nicht aus gutem Willen irgendetwas fingieren.

          • @Normalo:

            Danke.



            Genau, es ist extrem beleidigend und degradierend, wenn Sexarbeitenden permanent abgesprochen wird, dass sie für sich selbst reden können, dass sie sehr wohl wissen, was sie tun, dass sie nicht per se Opfer irgendeiner Art sind.



            Ich kenne persönlich Hunderte von Prostituierten, die ihren Job freiwillig tun.



            Dass Menschenhandel existiert, bestreite ich dabei keineswegs.



            Aber Prostitution und Menschenhandel sind NICHT dasselbe!!



            Daher tut uns doch bitte den Gefallen, uns nicht immer und immer wieder zu viktimisieren, diskriminieren und jetzt womöglich auch noch per Gesetz zu kriminalisieren!



            Menschenhandel effektiv bekämpfen - und gleichzeitig die Rechte und Sicherheit von Sexarbeitenden schützen!

  • Ich finde, die Sexarbeit muss raus aus der Schmuddelecke, dem Verschämten und Versteckten, denn das treibt die gewalttätigen Aspekte der Sexarbeit wie Zwangsprostitution, mitkassierende Zuhälter etc. erst zu voller Blüte.



    Erst wenn eine Sexarbeiter*in einen Laden betreiben kann wie eine Physiotherapeutin oder ein Friseur mit einer Liste von Leistungen, die sie anbietet, im Fenster, wenn sie Mitarbeitet*innen zum Tariflohn sozialversichert anstellen und ausbilden kann und wenn sie sich im Elternstuhlkreis der Kita mit: "Ich bin Jana, die Mama von Niklas und ich bin Sexarbeiterin" vorstellen kann, ohne dass Niklas in Folge gemieden wird, verschwindet die Gewalttätigkeit in diesem Beruf.



    Statt über Verbote nachzudenken, sollte man vielleicht die ohnehin bestehenden Verbote - zum Beispiel von Zwangsprostitution - erstmal ernsthaft durchsetzen.

  • Danke für diesen Artikel!



    Auch empfehlenswert die Folge der dänischen Politserie Borgen zum Thema.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Das kommt darauf an, ob man Prostitution als schlechthin gemeinschädlich betrachtet (was trotz aller moralischen Einwände absolut kein Selbstläufer ist, wenn man bedenkt, das bislang alle bekannten, funktionierenden Gemeinwesen MIT Prostitution funktioniert haben…). Ansonsten ist JEDE auf Dauer angelegte, der Schaffung und Erhaltung einer Lebensgrundlage dienende Tätigkeit einer natürlichen Person vom Staat als Beruf anzuerkennen - findet jedenfalls das Bundesverfassungsgericht.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Zunächst die Frage: Wie kommen Sie auf diese Zahl: 1%? Dann die Frage, was ein Sexkaufverbot an der Sache ändern würde? Außer die besagte Verdrängung in den Untergrund. Und schließlich die Frage, wenn Sie denn ein Problem mit Zwangsprostitution haben, warum setzen Sie sich nicht für gesetzliche Regelungen ein, die explizit Zwangsprostitution und nicht Sexarbeit im Allgemeinen angehen?

  • Es ist doch nur eine widerwärtige Scheindebatte.

    Wenn sich zwei erwachsene Menschen aus freien Stücken darauf einigen Sex gegen Geld zu haben - was soll denn daran verkehrt sein ?

    Das Problem heißt Zwangsprostitution und Menschenhandel. Dagegen muss entschieden vorgegangen werden. Nur ist die Politik dazu offenkundig nicht in der Lage, also wird versucht mit Vorschlägen wie Sexkaufverbot von der eigenen Unfähigkeit abzulenken.

    • @Tobias Schmidt:

      „Das Problem heißt Zwangsprostitution und Menschenhandel. Dagegen muss entschieden vorgegangen werden.“



      Nö, nicht entschieden, sondern effektiv. Was leider nicht geschieht. Daher folgender Vorschlag: Der Beischlaf mit einer Zwangsprostituierten ist eine Vergewaltigung und sollte entsprechend als Gewaltverbrechen mit Gefängnis bestraft werden. Dann muss man nur noch die Beweislast bei Zwangsprostitution umkehren – schließlich ist allen Prostitutionsnutzern klar, dass es eine nicht unerhebliche Zahl von Zwangsprostituierten gibt und sie nehmen daher im Zweifelsfall in Kauf, selber zu Vergewaltigern zu werden, so wie Raser es in Kauf nehmen, zu Mördern zu werden. Dass ermächtigt die Prostituierten und siedelt das Risiko endlich da an, wo es hingehört: auf der Nachfragerseite.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @hans.mueller:

        Da bin ich vollkommen ihrer Meinung.

        Wenn man einvernehmlich Sex haben will, gibt es z.B. Tinder.

  • Mittlerweile macht sich immer mehr die Erkenntnis breit, daß die repressive Politik in der Drogenbekämpfung gescheitert ist, selbst in den USA ist vielerorts Dope schon frei verkäuflich. Repression ist in diesem Bereich nur dort erfolgreich, wo sie exzessiv durchgezogen wird, wie in Singapur. Das geht nur in Diktaturen.



    Mit dem Verbot von Sexarbeit ist es genauso.



    Außerdem hat die schwedische Sex-Politik nicht mit Moral zu tun, sondern mit bigottem Moralisieren. Und gerade dieses Moralisieren ist oft sehr unmoralisch.

    • @Don Geraldo:

      Eine Frau* in der Prostitution ist also eine Ware, das geben Sie damit unumwunden zu.



      Sie vergleichen den Konsum einer Droge mit dem Konsum einer Frau



      Und so wie die Droge keine Rechte im System des Drogenmarkts hat, hat die Frau keine im System der Prostitution.



      (* Minderheiten sind mitgemeint)

      Immerhin ehrlich.



      Glaub nur nicht, dass das Ihre Intention war. Ist aber die Realität

      • @kub0711:

        Eine Frau in der Prostitution ist KEINE Ware. Ich bitte doch, derartige Falschaussagen sein zu lassen. Es wird eine Dienstleistung gegen Geld angeboten. Nicht die Person.



        Das wäre nämlich Menschenhandel. Und Menschenhandel ist verboten.



        Wer legale Prostitution mit Menschenhandel in einen Topf wirft, begeht einen großen Fehler auf Kosten derer, um deren Sicherheit, Menschenrechte und Existenz es in dieser Debatte geht.



        Wer beides vermischt, diskriminiert und entmündigt Hunderttausende Prostituierte, die Sexarbeit als ihren Beruf gewählt haben.



        "Na und?" denken Sie?



        Dann sind Sie ein Teil derer, die Prostituierten generell absprechen, Rechte und Stimme zu haben.

  • Ich hoffe darauf, wenn es ein Sexkaufverbot gibt, dass es bei manchen Freiern eben doch zu einem Umdenken führt. Die meisten Menschen, so habe ich den Eindruck, halten sich an Gesetze, vielleicht dann auch in diesem Punkt. Meiner Meinung nach macht es für die meisten Personen hinsichtlich ihres Konsumverhalten durchaus einen Unterschied, ob etwas verboten ist oder nicht.



    Ich verstehe sowieso nicht, weshalb Männer sich nicht lieber selbst befriedigen, statt sich eine Frau zu kaufen. Zugegebenermaßen kann ich das mit meinen zwei XX-Chromosomen aber nicht kompetent einschätzen.

    • @*Sabine*:

      Aus meiner Sicht ist die Frage, was ein Verbot bringen könnte, eine echte Gratwanderung.

      Der Effekt "weniger Prostitution durch Gesetzestreue" wär sicher da, aber er würde naturgemäß zuerst den Teil des Gewerbes treffen, der heute legal ist, also auf Freiwillligkeit basiert, Hygienevorschriften beachtet, rechtsstaatlich greifbar ist etc.. Der würde in die Illegalität abwandern, was für die Prostituierten eher nachteilig wäre, auch wenn sie vielleicht weniger würden.

      Das Hauptübel, die Zwangsprostitution (gerne gepaart mit Drogenkriminalität), IST dagegen schon verboten, wird also auch ohne generelles Prostitutionsverbot von Verbrechern betrieben, die sich nicht allzuviel Sichtbarkeit leisten können, und zieht daher im Zweifel jetzt schon tendenziell Freier an, die es mit der Legalität ihrer Freizeitaktivitäten nicht so genau nehmen. Beidenen wäre also der Verbotseffekt absehbar geringer.

      Welcher Effekt der "wichtigere" ist, der positive oder der negative, hängt aus meiner Sicht vor allem davon ab, was man alles unter Prostitution versteht (z. B. auch Tantra-Massagen oder Sexualassistenz für Behinderte...?) und wie innerhalb dieses Bereiches dann tatsächlich die Verteilung zwischen gewählter und kriminell erzwungener Sexarbeit ist. Die Zahlen dazu gehen aufgrund der Dunkelziffern himmelweit auseinander, also ist es kaum möglich, da eine definitve Antwort zu geben. Die "Beweislast" liegt hier aber bei den Verbotsbefürwortern ("freiheitlicher" Rechtsstaat und so...). Deshalb bin ich gegen ein Verbot.

    • @*Sabine*:

      "Ich verstehe sowieso nicht, weshalb Männer sich nicht lieber selbst befriedigen, statt sich eine Frau zu kaufen."

      Sie verwechseln etwas. Frauen kaufen, kann man(n) sich mittels Eheschliessung mit einer "Importbraut". Das hier aber nicht gemeint.

      Hier wird Sex angeboten, ver- und gekauft. Die Umstände, Umfänge, Zeiträume und Preise sind frei am Markt verhandelt. Dabei kann es durchaus auch sein, dass man(n) sich nur selbst befriedigt.

    • @*Sabine*:

      Damit bestätigen Sie die Aussage des Autors.

      Sie wollen Sexarbeit einfach nicht und weil SIE das nicht wollen, möchten sie es gerne verbieten.

      Ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, das Sie das persönlich gar nichts angeht?

      Was Ihr Unverständnis des menschlichen Sexualverhaltens angeht, so kann ich Ihnen da auch nicht weiterhelfen. Mir ist das (als Mann) auch unklar.

      Unwissen rechtfertigt aber keine Verbote.

    • @*Sabine*:

      Die Freier kaufen sich nicht eine Frau, sie kaufen sich eine sexuelle Dienstleistung, die diese Frau zum Kauf anbietet. Genauso wie ich mir das Haareschneiden vom Friseur als Dienstleistung kaufe, auch wenn manch einer vielleicht nicht versteht, warum ich mir die Haare vielleicht nicht selbst abschneide.

      • @Ruediger:

        Das ist eine klassische Fehlinterpretation.



        2 zentrale Argumente dazu:

        a) Bei Dienstleistungen entscheidet die Erfahrung und das Können des Dienstleistenden. Warum werden dann in der Prostitution unerfahrene, möglichst junge Frauen bevorzugt (klare Einschätzung von Streetworkern)?

        b) Eine Dienstleistung ist nur vom Können des Dienstleistenden abhängig. Gäbe es also so etwas wie sexuelle Dienstleistung, wäre diese unabhängig vom Körper des Dienstleistenden.



        Tatsächlich funktionert Prostitution aber selbst beim Handjob nicht ohne den Körper als warenhaftes Objekt, also ist es eben keine Dienstleistung, ganz schlicht nach offizieller Definition.

        • @kub0711:

          Die Argumente hinken etwas.



          Die Qualität einer Dienstleistung wird durch eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Sympathie, Ambiente, und ja, je nach Sparte auch Aussehen der Dienstleistenden spielen neben anderen Faktoren eine Rolle.

          Und bei Sportlern ist das Alter und die Fitness des Körpers zum Beispiel auch wesentlicher Bestandteil ihres Berufs.



          Zudem würde nach Ihrer Definition jeder Handwerker, Physiotherapeut, ja selbst ein Pianist einen Teil des Körpers als "warenhaftes Objekt" verkaufen. Deren Tätigkeiten sind schließlich auch sozusagen "Handjobs".



          Nein, all dieser Argumentation liegt doch zugrunde, dass Ihrer Meinung nach der Sex im Bereich der sexuellen Dienstleistungen aus moralischen Gründen nicht Gegenstand einer Geschäftsbeziehung sein soll.



          Und dazu kann ich nur sagen: wer das nicht möchte, der soll es eben nicht in Anspruch nehmen. Aber der soll gleichzeitig bitte die Personen ihren Beruf ausüben lassen, die damit kein Problem haben bzw. darin sogar eine für sie passende Aufgabe sehen. Alles andere ist eine Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung sowie des Rechtes zur freien Berufswahl (Artikel 1 und 12 unseres Grundgesetzes).

          • @FräuleinAngelina:

            Artikel 1 und 12 unseres Grundgesetzes hat man doch schon für 5,3 Millionen Hartz IV Bezieher außer Kraft gesetzt. Also wird man auch keine Problemen damit haben, diese und weitere 'Grundgesetzartikel unserer Verfassung' auch für 400.000 Prostituierte außer Kraft zu setzen.

            Das ist auch sehr geschickt gemacht; zuerst hat man den Arbeitslosen immer mehr die Grundrechte entzogen, weil die keine Lobby haben, und jetzt will man den Prostituierten die Grundrechte und das Selbstbestimmungsrecht entziehen, weil die in der Gesellschaft noch weniger "Ansehen" haben. Was kommt wohl danach? Stück für Stück greift der Staat immer mehr nach der absoluten Macht, und entzieht so langsam dem Bürger seine Grundrechte.

            Die einen Politiker tun so, als ob ihnen das Wohl der Prostituierten wirklich am Herzen liegt, obwohl sie nur ihre antiquierte Moral aus dem vorigen Jahrhundert durchsetzen wollen, sich aber nie um Armut oder Armutsprostitution in diesem Land auch nur ein einziges Mal geschert haben, und die anderen Politiker wollen anscheinend einen Überwachungs- und Gehorsamsstaat immer mehr in diesem Land einführen.

            Die katholische Kirche sagte einst, wenn wir allen Menschen erst mal vorschreiben können, wie ihr Sexualleben aussehen soll, dann folgen sie unseren Anweisungen auch bald in allen anderen Lebensbereichen - und darum geht es doch in erster Linie. Es geht um die Gehorsamkeit des Bürgers und der Einschränkung seiner Freiheit. Merkwürdig, dass die Bürger das immer noch nicht merken, was hier wirklich gespielt wird.

    • @*Sabine*:

      Ihrem Kommentar entnehme ich, dass Sie ein ganz bestimmtes Bild von Sexarbeit haben: Hetero-Männer kaufen Sex bei Frauen. Sie gehen nicht auf die weiteren Umstände ein, die Sie da im Blick haben, aber letztendlich ist Sexarbeit deutlich vielfältiger als die von Ihnen besagte Konstellation. Diese Vielfalt einem moralischen Anspruch zu opfern, weil irgendein Verhalten nicht nachvollziehbar erscheint, trifft schlicht die falschen.