piwik no script img

Die SPD nach der BundestagswahlAbkehr vom kategorischen Nein

Vertreter aller SPD-Flügel halten nun eine Zusammenarbeit mit der Union für möglich. Die Frage ist: Koalition oder Tolerierung?

Er wollte sie ersetzen, wird er sie jetzt tolerieren? Foto: dpa

Berlin taz | Die SPD löst sich von ihrer Fixierung auf Neuwahlen. Noch Anfang der Woche schien diese Position in Stein gemeißelt. Parteichef Martin Schulz hatte am Montag versichert, mit der Union keine Gespräche über politische Lösungen der Lage führen zu wollen. Diese Ansage gilt nicht mehr.

Auch SPD-Linke, die eine Wiederauflage der Große Koalition verhindern wollen, signalisieren neue Beweglichkeit . „Wir müssen offen sein. Wir sind nicht die FDP in Niedersachsen“, so der Bochumer SPD-Abgeordnete Axel Schäfer zur taz. Diese Positionierung ist aus der Erkenntnis geboren, dass man mit der eisernen Orientierung auf Neuwahlen scheitern wird. Denn die Anschlussfrage lautet: Hat die SPD nach Neuwahlen eine andere Machtoption als ein Bündnis mit der Union? Eher nein. Die Lage ist vertrackt – auch innerparteilich sortieren sich die Lager erst.

Einige Parteirechte streben bereits trotz aller Schwüre der Vergangenheit in die Regierung mit der Union zurück. Dazu gehört der SPD-Wirtschaftspolitiker Bernd Westphal und wohl auch der Chef der Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs. In der Große Koalition habe die SPD viele Erfolge erzielt, so Westphal. Unionsfraktionschef Volker Kauder kommentierte bereits, dass „die Bewegung in der SPD“ bei der Union Hoffnung wecke.

Doch die Pro-GroKo-Gruppe ist in der SPD – noch – überschaubar. „Koalition gut, SPD tot, das geht nicht“, so Axel Schäfer. Die Chefin der Demokratischen Linken, Hilde Mattheis, ist überzeugt, dass „die Große Koalition auch in der Mitte der Partei unbeliebt ist“. In der Tat: Die Reserve gegenüber einem dritten Bündnis mit Merkel ist kein Spleen der Parteilinken. Viele GenossInnen wissen, dass die Rolle als Juniorpartner für die SPD zweimal katastrophal endete. „Wir haben die Pflicht zur Verantwortung, aber nicht zu Selbstentleibung“, so Axel Schäfer. Das bringt das Dilemma der Partei auf den Punkt.

Wie nervös die Lage ist, illustrierten am Donnerstag Gerüchte, denen zufolge Schulz entnervt von der wachsenden Kritik an seinem Neuwahlkurs mit seinem Rücktritt gedroht habe. Auch Unterstützer des harten Nein zur Große Koalition finden es falsch, dass Schulz nur Neuwahlen als einzigen Ausweg gelten ließ. Der Korrespondent des britischen Economist twitterte, dass der SPD-Chef nach dem Gespräch mit Bundespräsident Steinmeier am Donnerstagnachmittag zurücktreten werde. Das Willy-Brandt-Haus dementierte umgehend: Der Economist gehöre „nicht zu den besten Kennern der deutschen Sozialdemokratie“, so ein Sprecher von Schulz.

Allerdings gibt es nicht nur die Wahl zwischen Großer Koalition und Neuwahlen. In der Partei wächst die Anhängerschaft für die dritte Möglichkeit – die Tolerierung einer von der Union geführten Minderheitsregierung. Marco Bülow, der in Dortmund ein Direktmandat gewann, kann dieser Option einiges abgewinnen. „Damit würden wir deutlich machen, dass es uns nicht um Posten geht“, so der nordrhein-westfälische Parteilinke zur taz.

„Alles ist neu, alle sind überfordert“

Das Argument hat einiges für sich. Denn falls die SPD sich unter Mühen doch wieder für den Eintritt in eine Regierung Merkel bereit erklärt, würde sie sich damit den Vorwurf einhandeln, ihr fundamentales Nein am 24. September für ein paar Ministerämter geopfert zu haben.

Ein weiteres gewichtiges Argument gegen eine Große Koalition lautet, dass damit der viel beschworene Erneuerungsprozess der Partei auf die lange Bank geschoben wird. Das war jedenfalls in der Vergangenheit stets so. Wenn die Partei regiert, fokussiert sich vieles auf Ministerien und Fraktion – die Partei ist eher Anhängsel. Auch Schäfer und die Parteilinke Mattheis halten eine von der SPD gestützte Minderheitsregierung für eine Möglichkeit. Allerdings äußern sie sich weit vorsichtiger als Bülow.

Die SPD-Linke ist noch nicht so weit, offensiv zu fordern, dass die SPD der Union die Tolerierung als Modell vorschlagen soll. Doch derzeit ist alles im Fluss. „Alles ist neu, alle sind überfordert“, so Marco Bülow. Was gestern nur ein Gedankenexperiment war, kann morgen schon eine Option im politischen Spiel sein. Auch eine schwarze-grüne Minderheitsregierung kann in den Bereich des Möglichen rücken.

Bülow glaubt, dass der ­Widerstand gegen eine Minderheitsregierung bröckeln wird, falls die SPD standhaft bei ihrem Nein zu einer Große Koalition bleibt. Ein Argument gegen die Große ­Koalition ist für die SPD schlecht von der Hand zu weisen „Wir werden“, so Bülow, „als Juniorpartner noch schwächer werden.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

37 Kommentare

 / 
  • Es sind ja zwei Punkte:

    Schulz war gekränkt, dass er nicht selbst Kanzler wurde.

    wichtiger:

    die jahrelange Umarmung der SPD durch die CDU führt schließlich zur Zerbröselung der SPD. Das eigene Profil kann nur ohne eine GroKo gefunden werden.

    Doch drittens lockt die Machtbeteiligung.

     

    Übrigens wäre eine grün-schwarz-gelbe Koalition auch nicht sehr stabil geworden.

  • Das "kategorische" Nein war lediglich das Nein der SPD, das auf Nachfrage eines Mediums kein einzelner SPDler mal eben ad hoc wie bei einem haustürgeschäft in Frage stellen kann.

  • Die SPD wird ihre Agenda-2010-Vergangenheit einfach nicht los, nun wollten sie einen auf Sozial machen und stehen wieder vor Merkel, die ihnen vor Kurzem attestierte, sie könnten eh nicht regieren und sollen die eiserne Kanzlerin retten. Fragt sich nur wofür? Denn soziale Fragen will die CDU / CSU offenbar sowieso nicht angehen, das bräuchte die SPD aber, um nicht abermals als ideenlose, vielleicht sogar unsoziale Partei zu wirken.

    • @Andreas_2020:

      Was hat Agenda 2010 für die SPD gebracht?

       

      Bei der Wahl 2005 hatte die SPD noch 34,2 % der Stimmen der Bevölkerung Deutschlands.

       

      Bei der Wahl 2009 aber nur noch 23,0 %. Das bedeutet einen Rückgang der Stimmen um 11,2 % Punkte. So ist die Agenda 2010 beim Deutschen Volke angekommen.

      http://www.wahlrecht.de/ergebnisse/bundestag.htm

       

      Wenn etwas nicht richtig läuft, dann muss man das korrigieren. Agenda 2010 muss man korrigieren und verbessern. Wenn aber die SPD mit den Verbesserungen erst kurz oder nach der Wahl 2021 kommen will, dann wird es für sie schon zu spät sein.

       

      Wer hat diesen „Schlamassel“ zu uns überhaupt gebracht? Herr Hartz und Herr Schröder.

       

      Der eine kassiert nun wohl Millionen von Putin und macht nicht die beste Figur in der Öffentlichkeit. Der Ruf von dem anderen ist noch ruinierter. 2007 verurteilte ihn ein Gericht zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Hartz hatte im VW-Korruptionsskandal mit Millionenzahlungen an einen Betriebsrat und der Bezahlung von Prostituierten seine Finger im Spiel. Ruinierter kann ein Ruf kaum sein.

      http://www.taz.de/!5408437/

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      Das soziale Fragen die Wähler*innen besonders interessieren würden, gibt das Wahlergebnis nicht her.

  • Die PARTEI hat vor den letzten Abgeordnetenhauswahlen in Berlin einen schönen Aufkleber auf Plakate von SPD und CDU gebappt: Groko Haram.

     

    Liebe Schnupsis, druckt schon mal neue!

    • @Spitzbube:

      Die PARTEI würde alles überall drüberkleben. Sie hat auch schon Alternativen für andres zukünftige GroKos in Peto. Archipel Groko, Groko macht frei, Groko aller Länder vereinigt euch, .... Hauptsache die Leutz lachen und es gib nen Mandat wo man nicht viel tun muss,

  • Ich teile mit großen Teilen der Kommentatorenschaft die Skepsis gegenüber der SPD, aber man stelle sich vor: sie gehen mit der Forderung nach der Bürgerversicherung in die Verhandlungen. Eine CDU, die den Verhandlungstisch verlässt und mit dieser Hypothek in den Wahlkampf geht? Das glaube ich angesichts des letzten Wahlergbnisses kaum. Die SPD kann jetzt etwas erreichen, wenn sie in die GroKo zurückkehrt, denn bei Neuwahlen mag sie nicht viel zu gewinnen haben, aber zum Verlieren ist auch nicht mehr viel da, ganz im Gegensatz zur Lage bei der CDU.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @My Sharona:

      Was kann die SPD in der aktuellen Situation gewinnen, was nicht in der letzten GroKo schon möglich gewesen wäre? Verstehe ich nicht und ist für mich nichts als Kaffesatzleserei. Meine Meinung: für die SPD geht es nur um Eines, die Risikoabwägung in Sachen eigener Existenz. Welche Folgen ihre Entscheidung haben wird, kann heute niemand zuverlässig voraussagen.

  • Wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn die SPD einmal nicht umkippen würde!

    • @disenchanted:

      Von welcher Partei haben sSie den Lösungsvorschläge erwartet? Es gibt nur noch eine Partei neben der AfD die sich für nicht eine Lösung eignet.

    • @disenchanted:

      Sorry, aber das ist Geschwätz, wie es gerade wirklich keiner braucht.

  • Eine Vorhersage 2021 für die SPD und AfD, aus mathematisch-statistischer Sicht.

     

    Für die Analyse sollen herangezogen werden Bundestagswahlergebnisse seit der Einführung/Wirkung der Agenda 2010 (2002, 2005, 2009, 2013, 2017).

     

    Als Kennzahl für die Ermittlung des Ergebnisses 2021 nehmen wir Ergebnisse zwischen der benachbarten Legislaturperioden/Wahlergebnissen

     

    Gegeben Wahlergebnisse:

     

    2002 = 38,5 %

    2005 = 34,2 %

    2009 = 23,0 %

    2013 = 25,7 %

    2017 = 20,5 %

     

    Zwischenrechnung/Nebenrechnung, Vergleich zur Vorwahl (Verbesserung oder Verschlechterung in Prozentpunkten):

     

    2002 à 2005 = -4,3 % (Verlust an Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl davor),

    2005 à 2009 = -11,2 % (Schlimmster Verlust in der SPD-Geschichte, wegen Agenda 2010)

    2009 à 2013 = +2,7 %

    2013 à 2017 = -5,2 %

     

    Aufgabe/Prognose: 2021 (X) = ? (Wahlergebnis) Bedingung: wenn Ceteris Paribus = Weiter-So-Politik.

     

    Dafür x=? (Ergebnis 2021 im Vergleich zu 2017)

     

    Berechnung x = Durchschnitt aus Ergebnissen zwischen den Wahlen (Zwischenrechnung/Nebenrechnung) x = -4,5 % = mit diesem Rückgang kann die SPD in 2021 rechnen, wenn Bedingung: wenn Ceteris Paribus = Weiter-So-Politik weiterhin (bis 2021) erfüllt bleibt.

     

    => SPD 2021 = 20,5 % - 4,5 % = 16 %

     

    AfD? ... Dieselbe Rechnung ergibt 20,5 % (12,6 % + 7,9 %, x = 12,6 % - 4,7 % = 7,9 %)

    • @Stefan Mustermann:

      Der Blick in meine Kaffeetasse lässt mich völlig andere Sätze lesen. Wie kann das sein?

    • @Stefan Mustermann:

      Genial, warum ist da noch niemand früher drauf gekommen. Wahlergebnisse einfach über Jahre und Jahrzehnte linear extrapolieren. Ceteris paribus, klar, ist doch eigentlich total logisch, dass sich Dinge wie akute politische Krisen, programmatische Aufstellungen, Personal- und Flügelkämpfe oder der internationale Rahmen völlig nivellieren wenn man den Betrachtungszeitraum nur lang genug ansetzt. Politik und Parteien folgen schließlich auch nur den ihnen eigenen Naturgesetzen.

      Ein Punkt der in der obigen Überlegung aber ganz sicher richtig ist und ein viel zu wenig beachtetes Problem darstellt, ist der Umstand, dass die SPD bei neuerlicher Beteiligung an einer GroKo der AfD die Oppositionsführerschaft überlassen würden. Sie könnten also in prominenter Position tun was sie am Besten können, pöbeln, provozieren und menschenverachtende Ideen in den Diskurs einspeisen ohne sich um deren Praxistauglichkeit (ihre Legitimität sowieso nicht) sorgen zu müssen. Allein um dies zu verhindern und die primäre Stimme der Opposition im medialen/öffentlichen Diskurs nicht der radikalen Rechten zu überlassen tut die SPD bisher gut daran eine Regierungsbeteiligung auszuschließen. Ich (kein SPD-Anhänger) glaube eigentlich auch, dass Herrn Schulz diese demokratische Verantwortung bewusst ist, wundere mich aber sehr darüber, dass dieser Punkt in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle spielt.

      • 3G
        35730 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Vor allem beim Bundespräser spielt die Schutzfunktion der SPD vor dem Pöbel keine Rolle, weil sie im Regierungsauftrag der Parteien nicht vorgesehen ist. Erstes Ziel sei es, zu regieren, zweites... wie soll man sagen? Mobbing? Ist zwar probates Schmiermittel der Karriere, kommt aber als Volksverhetzungsschutzgebot leider in keinem parlamentarischen Pflichtenheft vor. Den Pöbel mit ein paar Baseballkeulen vor dem Reichstag in Empfang zu nehmen, übrigens auch nicht.

    • @Stefan Mustermann:

      Große Koalition wie auch die Minderheitsregierung und auch die Neuwahl wäre für Deutschland viel besser als Jamaika.

      • @Stefan Mustermann:

        "Große Koalition [...] wäre für Deutschland viel besser als Jamaika."

         

        Das glaube ich nicht, denn eine erneute GroKo wäre das Ende der SPD. Eine ewige Einheitspartei CDU/CSU/SPD wäre auch das Ende der Demokratie in Deutschland.

         

        Diese Agenda 2010 Partei (SPD) sollte sich 4 Jahre in die Opposition begeben und darüber nachdenken was das S in ihrem Parteinamen SPD bedeutet. Den Art. 20 GG könnte sich dei SPD auch mal wieder anschauen, denn da steht etwas von einem "demokratischen und sozialen Bundesstaat".

        • @Ricky-13:

          Man kann noch viele quantitative als auch qualitative Analysen durchführen. SPD wird aber große Probleme in 2021 haben, unabhängig davon, ob sie jetzt in die Regierung oder Opposition geht. Sie kann jedoch durch Verbesserungen bei Sozialen Themen in den bereichen wie:

           

          - HARTZ IV,

          - Mieten und Mietverhältnisse,

          - Lohne und Arbeitsbedingungen,

          - Renten

           

          nicht nur das Leben für viele Menschen in Deutschland verbessern, sondern auch sich selbst retten. Sozialstaatsprinzip muss wiederbelebt werden!

    • @Stefan Mustermann:

      Es geht darum dass die CDU aber viel mehr die SPD die eigene Politik an die heutige Zeit anpassen muss. Sie muss das machen, was Herr Schulz im TV Duell mit unserer Bundeskanzlerin, Frau Angela Merkel so stark präsentierte. Nämlich: Veränderungen. Dafür muss man aber eigene Fehler (wie z. B. HARTZ IV oder Mietenpolitik auf Bundesebene) anerkennen und korrigieren.

       

      Themen: HARTZ IV (dort Sanktionen, Richtungswerte Wohnungen usw.), Mieten, Arbeitsverhältnisse, Lohne, Renten.

       

      Man dachte schon oft, dass die SPD die Wähler der CDU für sich gewinnen will. Erstens, schaffte sie das nicht und wird nie schaffen. Und zweitens muss sowohl die SPD als auch die CDU die eigene Politik für jeden einzelnen Menschen machen und nicht überwiegend für die Mitte der Gesellschaft!

      • @Stefan Mustermann:

        Hartz IV: Nicht nur die Fehler anerkennen. Auch die Erfolge für sich beanspruchen!

        • @Rudolf Fissner:

          Agenda 2010: Erfolg oder Fiasko? 10 Jahres-Bewertung aus 2013.

           

          Zehn Jahre nach ihrer Vorstellung hat die Agenda besonders den Arbeitsmarkt dramatisch verändert. Nach einem kurzen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf mehr als fünf Millionen 2005 liegt heute die Arbeitslosigkeit offiziell bei 3,16 Millionen. Das entspricht einer Quote von 7,4 Prozent. Eine deutliche Verbesserung - ALLERDINGS WURDE AUCH DIE ZÄLWEISE MEHRMALS ANGEPASST.

           

          Kritiker werfen der "Agenda 2010" vor, für die Ausweitung des Niedriglohnsektors mitverantwortlich zu sein. Der vergrößert sich laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in den vergangenen Jahren von 14 auf 21,5 Prozent. Ein deutlicher Anstieg und nicht das einzige Anzeichen für einen "prekären" Arbeitsmarkt. Auch die Tarifbindung nimmt nach 2003 in den vergangenen Jahren deutlich ab. In 2013 arbeiten nur noch 62 Prozent der Beschäftigten mit Tariflohnanspruch - nach 72 Prozent im Jahr 2003.

           

          Teil der "Agenda 2010" sind außerdem ein gelockerter Kündigungsschutz und eine Deregulierung der Zeitarbeit. So sollen Unternehmen Produktionsspitzen ausgleichen können, ohne feste Arbeitsverhältnisse eingehen zu müssen. Parallel wird die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes gekürzt: Wer seinen Job verliert, bekommt im Regelfall nur noch zwölf Monate ALG I. Nur über 55-Jährige erhalten noch maximal 18 Monate staatliche Unterstützung, die an den vorherigen Lohn gekoppelt ist. Danach fallen sie auf Hartz IV zurück.

           

          Die Leih- und Zeitarbeit weitet sich massiv aus. 2003 sind lediglich 328.000 Menschen als Leiharbeiter beschäftigt. Bis 2013 steigt die Zahl auf 908.000.

           

          Vielen Menschen reicht die Bezahlung ihrer Arbeit nicht mehr zum Leben. "Aufstocker" sind eine ökonomische Erscheinung der vergangenen zehn Jahre. Laut dem Arbeitsmarktforscher Hilmar Schneider gibt es heute in Deutschland 1,4 Millionen Menschen, die neben ihrem Einkommen auch Hartz IV beziehen.

          https://www.tagesschau.de/inland/agendazwanzigzehn-hintergrund100~_page-2.html

          • @Stefan Mustermann:

            "... WURDE AUCH DIE ZÄLWEISE MEHRMALS ANGEPASST." - Das ist aber sehr nett formuliert. Mir würde dazu ein anderes Wort einfallen.

             

            Schauen wir doch uns doch einmal an, wie die Bundesagentur für Arbeit ihre Statistik schönt.

             

            Arbeitslose ab 58 Jahre tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr auf. Auch Arbeitslose die in sogenannter "Weiterbildung" sind, tauchen in der Arbeitslosenstatistik nicht mehr auf. Oder die größte Idiotie - die Krankschreibung. Denn wenn Arbeitslose von ihrem Arzt krankgeschrieben sind, dann sind sie für die Bundesagentur für Arbeit offiziell nicht mehr arbeitslos und man kann sie aus der Statistik streichen. Wer hier noch eine Logik erkennt, der sollte auch schnellstens einen Arzt aufsuchen.

             

            Wenn wir schon bei der Arbeitslosenstatistik sind, dann sollten wir uns auch anhören was ein echter Statistiker dazu sagt: "Wir haben 5,3 Millionen erwerbsfähige Empfänger von Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II in Deutschland. Dazu kommt auch noch, dass die Bundesagentur für Arbeit 4,1 Millionen Unterbeschäftigte zugibt. Unterbeschäftigung bedeutet aber auch fehlende Arbeitsplätze." [Prof. Dr. Gerd Bosbach, Statistikprofessor vom Rhein-Ahr-Campus in Remagen]

  • Wir sollten unsere Zeit nicht mit Wählen verschwenden - Beten hilft sicher!

    • @Picard:

      Sie haben Recht. Beten hilft sicher!

       

      Es gab eine Familie in Deutschland, wo 2 Kleine Kinder sehr krank waren. Sie wurde abgeschoben. Es gibt Menschen, die danach gebetet haben, und auch für die Bestrafung von Schuldigen.

       

      2 Politiker haben die Abschiebung veranlasst.

       

      Hat jemand für diese grausame Sünde bezahlt?

       

      Der eine Politiker ist nun in Berlin und in seiner Partei unbedeutend und sehr unbeliebt. Der Andere ist mit seiner Partei aus dem Abgeordnetenhaus komplett verschwunden. Obwohl diese Partei ganz gut ist und sehr gute Ideen hat, für seine Sünden muss man büßen!

  • Selbstverständlich will SPD keine GroKo. Die Wahlergebnisse sprechen ja außerdem eine sehr Deutliche Sprache. Deutschland hat insgesamt sehr neoliberal national konservativ gewählt.

    Schulz Vorstoß um über gesellschaftliche Stabilität durch mehr Gerechtigkeit zu reden wurde ja von grün, gelb bis schwarz und nationalrassisisch abgelehnt und eher lächerlich gemacht. Statt dessen wurde im Wahlkampf weiter über das dasein oder nichtdasen von Ausländer in Deutschland weiterdiskutiert als gäbe es keine anderen Themen in diesem Land. Während die Ungleichheit weiter zunimmt.

     

    Ich bin sicher das SPD und Schulz sehr wohl auf Lösungen für dieses Land bereit sein könnten. Aber das kann natürlich nur dann passieren wenn CDU dann eben ordentlich einlenkt und sich für ein gerechteres Deutschland ein gerechteres Europa eine gerechtere Welt mit einsetzt.

     

    Das SPD der CDU bei ihre unkreative bis rückständige neoliberale Politik verhelfen sollte wäre absurd.

    CDU könnte z.B. das Erheben von Förmögenssteuer wieder mit einführen oder so etwas um eine bisschen gute Wille zu Zeigen...:-)

    oder auch Steuerflucht etwas leidenschaftlicher mit bekämpfen...:-)

    oder....

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Schon lustig anzusehen wie die gesamte MSM-Meute von Bild bis Taz die SPD in eine Groko oder Tolerierung prügeln will. Da wird immer von zahlreichen SPD-Mitgliedern geredet wird, aber am Ende sind es nur eine Handvoll Leute während die große Mehrheit der SPD-Mitglieder die wirklich keine groko will totgeschwiegen wird..

     

    Auch dieser tolle Journalismus:

     

    "...Gerüchte, denen zufolge .."

     

    und danach kann man dann jeden Blödsinn einsetzen. Irgendwer wird's schon glauuben

    Lächerlich...

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Genau! Lächerlich...

      • @Nilsson Samuelsson:

        Wir werden sehen.

  • "Vertreter aller SPD-Flügel..."

     

    Welche Flügel?

    Seeheimer, die "Pragmatischen", Netzwerk.Berlin und die Speichellecker?

     

    Die SPD hat den Schuss aus UK und Frankreich noch nicht gehört.

  • große Koalition mit Schulz als Kanzler! Das wäre doch ein respektabler Vorschlag!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."Die Gesichter um Frau Merkel wechseln, die Politik bleibt die gleiche." - Christian Lindner

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Das Prinzip der stehengebliebenen Uhr: sie zeigt zweimal am Tag die richtige Uhrzeit an. Lindners Aussage ist zutreffend - bis jetzt. Aber es steht nirgendwo geschrieben, dass dies ewig so bleiben muss.

       

      Dreamer, I'm nothing but a dreamer ...

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich würde die SPD fragen, ob sie zu Schröder oder zu Gabriel zurück will?

    Erinnert sich denn niemand mehr an die Probleme mit den beiden Herrschaften?

    Mit Schulz hätte sie erstmal die besten Chancen für einen Neuanfang.

    Manches wird dann vielleicht etwas unbequem werden, aber wenn man Ziele hat, dann muss man durch den Sumpf.

    Die SPD sollte diese Chance nutzen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Glaubt der Autor eigentlich, dass "Große Koalition" nicht deklinierbar ist? Hat er schon mal von "Friedrich der Große" gehört, der zu Zeiten "Katharina die Große" gelebt hat?

    • @849 (Profil gelöscht):

      "Große Koalition - Friedrich der Große - Katharina die Große ect. p.p."

      Hat der Ausguck auf dem Wachturm da etwa Gemeinsamkeiten ausgemacht? Er möge sich, uns thumben Plebs, doch mal erklären. Einfach nur "Land in Sicht" zu brüllen reicht nicht aus, die Himmelsrichtung anzugeben wäre wohl das mindeste.

      Und wieso nicht auch noch: Großglockner, Großbaustelle und Matto Grosso?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @LittleRedRooster:

        Es ging um's Deklinieren, welches der Autor für "Große Koalition" unterlassen hat, um nichts weiter.

         

        Beispiele, eigens für Sie:

         

        "Auch SPD-Linke, die eine Wiederauflage der Große Koalition verhindern wollen..."

         

        "In der Große Koalition habe die SPD viele Erfolge erzielt..."

         

        "Auch Unterstützer des harten Nein zur Große Koalition finden es falsch..."