piwik no script img

Deutschlands WirtschaftskriseWirtschaftsweiser gegen schnellere Steuersenkung für Firmen

Um die Wirtschaft anzukurbeln, fordern manche, die Körperschaftsteuer schneller zu senken und Feiertage zu streichen. Der Ökonom Truger lehnt beides ab.

Achim Truger: Die Auswirkungen einer Feiertagstreichung hält er für überbewertet Foto: Britta Pedersen/dpa

dpa | Der Wirtschaftsweise Achim Truger warnt die Bundesregierung davor, die für 2028 geplante Senkung der Körperschaftsteuer vorzuziehen. Zu einem entsprechenden Vorstoß unter anderem von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte Truger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Das ist eine totale Schnapsidee. Die zusätzlichen Impulse daraus wären sehr gering.“

Angesichts der hartnäckigen Konjunkturschwäche hatte Söder jüngst gefordert, Unternehmen schneller zu entlasten und die schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer von 2028 auf den 1. Juli 2026 vorzuziehen.

Eine sofortige Senkung würde große Löcher in die öffentlichen Haushalte reißen, sagte Truger, der Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft ist. „Kontraproduktive Ausgabenkürzungen wären die Folge. Das würde die Konjunktur am Ende sogar belasten“, warnte er. „Man sollte das unbedingt unterlassen.“

Feiertag streichen? „Auswirkungen überbewertet“

Auf Gegenwind stieß bei ihm zudem der Vorschlag von Ökonomen und Verbänden, einen Feiertag zu streichen, um die Konjunktur anzukurbeln. „Die Auswirkungen halte ich für überbewertet“, sagte Truger. „Erstens ist es eine Besonderheit, die Konjunkturprognose überhaupt so anzupassen, dass zusätzliche oder wegfallende Feiertage eingerechnet werden. Andere Länder machen das nicht und es gibt auch Länder, in denen Feiertage, die auf das Wochenende fallen, nachgeholt werden.“ Zweitens sei derzeit eher mangelnde Nachfrage das Problem. Truger verwies zudem darauf, dass Bayern besonders viele Feiertage habe, wirtschaftlich aber nicht schwächer sei als andere Bundesländer.

Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian, hält es für sinnvoll, Feiertage zu streichen, um die Wirtschaftsleistung zu erhöhen. Die „Wirtschaftsweise“ Monika Schnitzer befürwortet die Abschaffung eines Feiertages zur Finanzierung von Krisenlasten.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Ich teile die Meinung von Herrn Truger.



    Würde eine Senkung der Körperschaftssteuer den Konsum ankurbeln? Nein. Warum nicht? Weil die Firmen ihre Preise nicht senken, sondern stattdessen die Gewinne erhöhen würden.



    Würde das Streichen eines Feiertags die Konjunktur beleben? Nein. Die Mitarbeitenden bekämen dadurch ja nicht automatisch mehr Geld in die Hand. Selbst bei vollem Lohnausgleich entspräche der eine Tag lediglich 0,5% eines Jahreseinkommens. Das ist homöopathisch und nicht der Rede wert.