Deutschland in der Wirtschaftskrise: Streberland braucht Nachhilfe
Auch andere Länder bekommen die Krise zu spüren – und reagieren auf ihre Weise. Was Deutschland von ihnen lernen könnte.
Was machen die anderen anders – oder einfach besser?
Volkswirtschaften, die weniger auf Exporte ausgerichtet sind als die deutsche, haben in der aktuellen Lage generell einen besseren Stand.
Für Spanien zum Beispiel geht der IWF von einem Wachstum von 2,5 Prozent in diesem Jahr aus. Dort hatte die Krise allerdings auch viel härter zugeschlagen als in Deutschland, die Erholung fällt nun entsprechend stärker aus. Das Land profitiert von der Rückkehr der Tourist:innen nach der Coronakrise. Doch die vergleichsweise guten Zahlen sind auch der Politik geschuldet. Die spanische Regierung hat früher als die deutsche auf die hohen Energiepreise reagiert und Preisdeckel eingeführt. Auch Mietsteigerungen wurden begrenzt. Außerdem hat die spanische Regierung die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gestrichen. Die Folge dieser Maßnahmen ist eine niedrige Inflationsrate.
USA sorgen für Wachstum
Auch die französische Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich stärker wachsen als die deutsche. Das Nachbarland im Westen zieht viele ausländische Investoren an. Große Teile der Energiebranche sind in staatlicher Hand, und der Staat subventioniert die Strompreise.
Der vermeintlich billige Atomstrom – dessen Kosten aufgrund der staatlichen Unterstützung eben nicht die Verbraucher:innen, sondern die Steuerzahlenden tragen – steht über den europäischen Energiemarkt auch Unternehmen zur Verfügung, die nicht in Frankreich ansässig sind.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Die USA sorgen mit einem großen Konjunkturprogramm für Wachstum. Die Biden-Regierung stellt mit dem Inflation Reduction Act (IRA) 370 Milliarden Euro für Subventionen und Steuergutschriften bereit, um den Klimaschutz voranzubringen. Gefördert werden vor allem in den USA produzierende Unternehmen. Was in der Diskussion über den IRA in Deutschland oft übersehen wird: Das Programm speist sich aus Steuern, die für große Konzerne angehoben werden. Es sieht außerdem Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung von Unternehmen und Superreichen vor.
Wie in den USA ist auch in China Energie für Unternehmen sehr viel günstiger als in Europa. Das für die chinesische Wirtschaft vom IWF prognostizierte Wachstum von 5,2 Prozent erscheint vergleichsweise hoch. Aber das Land leidet unter einer Immobilienkrise und sinkender Nachfrage. Ökonomische Probleme dort wirken sich auf den Welthandel aus – und damit auch auf Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken