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Demonstrationen gegen CoronapolitikGefährliches Schutzverständnis

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Wieder haben Menschen gegen die Coronamaßnahmen demonstriert. Doch in Wirklichkeit fordern sie einen Staat, der die Schwächsten nicht schützen soll.

Die Gegner der Coronamaßnahmem eint ein fundamentales Misstrauen gegen staatliches Handeln Foto: Michael Kappeler/dpa

W ieder haben Zehntausende gegen die Coronamaßnahmen der Bundesregierung demonstriert, und nicht wenige vergleichen das am Mittwoch verabschiedete Infektionsschutzgesetz mit dem Ermächtigungsgesetz von 1933. Welch furchtbar dumme Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus.

Dahinter steht ein fundamentales Misstrauen gegen staatliches Handeln, eine politische Paranoia und Hysterisierung, die so schrill ist, dass den Beteiligten selbst nicht auffällt, wie menschenverachtend sie argumentieren. Sie demonstrieren für einen Staat, der die Schwächsten nicht schützen, sondern verrecken lassen soll. Für einen Staat, der menschliches Leben in lebenswertes und nicht lebenswertes unterteilen soll.

Natürlich kann man nicht alle in einen Topf werfen – Kritik an den Maßnahmen der Regierung ist das Lebenselixier der Demokratie. Vor allem wenn sie Grundrechte gerade massiv einschränkt. Doch selbst die Argumentation einiger, die sich verbitten, als spinnerte Aluhüte bezeichnet zu werden, geht in eine bedenkliche Richtung. Etwa die der Gruppe, die sich „Corona Ausschuss“ nennt oder die der „Anwälte für Aufklärung“.

Sie werfen „den Medien“ vor, entscheidende Fakten zu verschweigen – und tun es doch selbst. Beispielsweise gehen sie von einer sehr niedrigen Mortalität von 0,2 Prozent aus. Sprich: Von 1.000 Covid-19-Erkrankten sterben angeblich nur 2. Tatsache. Punkt. Nun, mit der Zahl kann man hantieren, sie stammt aus einer von der WHO in Auftrag gegebenen Metastudie. Das würde dann bedeuten, dass bis zum Erreichen der oft zitierten Herdenimmunität in Deutschland 116.000 Menschen an Covid-19 sterben würden. Wahrscheinlich ist es, dass die zahlreichen anderen Studien, die auf 0,7 bis 0,8 Prozent Mortalität kommen, näher an der Realität sind. Sollen wir die Frage, wer recht hat, denn wirklich in einem Liveexperiment klären? Einsatz hierzulande: bis zu 500.000 Menschenleben. Im Namen der Menschenwürde. Soll sich Angela Merkel hinstellen und sagen: „Zuerst dachten wir, 3 Prozent der Infizierten sterben, heute wissen wir, es sind eher 0,8 Prozent. Tragbar. Sämtliche Coronamaßnahmen werden sofort abgeschafft“?

Zweites Argument: Viele Menschen stürben ja nicht an Corona, sondern mit. Stimmt. Gehört zum Allgemeinwissen über Corona. Die meisten Verstorbenen hatten auch noch andere Krankheiten. Diabetes. Haben chronische Lungenkrankheiten. HIV. Hepatitis. Krebs. Deren Tod zählt offenbar in den Augen vieler Demonstrierender nicht. Weil sie ohnehin bald gestorben wären? Die selbsternannten Querdenker, die mit dem Grundgesetz rumfuchteln: Sie treten seinen Inhalt mit Füßen.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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39 Kommentare

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  • Leider kein guter Kommentar. Hier wird eine sehr einseitige Sichtweise propagiert. Auch die Corona-Schutzmaßnahmen haben ihre Folgen für Leben und Gesundheit von Menschen. Planbare Eingriffe und Behandlungen werden derzeit auch bei schwerkranken Menschen aufgeschoben, um auf den Intensivstationen Kapazitäten für Covidpatienten freizuhalten. Auch gehen etliche chronisch Kranke aus Angst vor einer Ansteckung nicht mehr aus dem Haus und zum Arzt, Physiotherapeuten etc. Psychiater und Psychotherapeuten müssen immer mehr Menschen mit Angststörungen und depressiven Symptomen behandeln, Menschen vereinsamen, vor allem in Heimen, die häusliche Gewalt nimmt zu usw. Verdienen diese Schwächsten keinen Schutz? Man kann nicht nur an Corona sterben. Die eigentliche Frage ist deshalb, ist es richtig, dem Ziel der Pandemiebekämpfung zurzeit alles andere unterzuordnen. Verfassungsrechtlich gesprochen, ist das ein angemessener und verhältnismäßiger Ausgleich der widerstreitenden Grundrechte. Und darüber kann und muss man unterschiedlicher Meinung sein dürfen.

    • @Tobias Schuster:

      Zum Einen sollte man keinesfalls vergessen, dass die Ausbreitung exponentiell verläuft, dass also nur etwas weniger an Schutzmaßnahmen nach einigen Reproduktionszyklen massive Auswirkungen haben kann.



      Zum Anderen ist die Aussage man wäre bereit "dem Ziel der Pandemiebekämpfung zurzeit alles andere unterzuordnen" schlicht falsch. Auch die derzeitigen Maßnahmen incl. des 'Lockdown Light' sind ja das Ergebnis der Abwägung zwischen dem Schutz von Gesundheit, Wirtschaft und individuellen Freiheiten. Würde man die Pandemiebekämpfung ohne Rücksicht auf andere Ziele betreiben würde dies vermutlich auf Ausnahmezustand, Ausgangssperren, nahezu komplette Schließung der Wirtschaft, Unterstützung bei der Durchsetzung von Maßnahmen und Quarantäne durch Bundeswehr/Militärpolizei qua Amtshilfe, im Falle stark steigender Zahlen möglicherweise auch per Internierung, bedeuten.



      Noch sind wir davon glücklicherweise weit entfernt. Dennoch konnte manches davon schon im Ausland beobachtet werden, anderes wurde auch hierzulande zumindest schon mal theoretisch angedacht [1]. Aber absurderweise tragen ausgerechnet jene die derzeit am lautesten gegen vermeintliche Grundrechtsverluste anplärren und sich den Schutzmaßnahmen verweigern damit am stärksten dazu bei, dass die Pandemie eine Entwicklung nimmt die genau dies unausweichlich macht.



      [1] taz.de/Internierun...enschutz/!5693835/

      • @Ingo Bernable:

        Natürlich kann es zu noch gravierenderen Einschnitten kommen. Mit diesem Argument kann man aber doch nicht die jetzt schon bestehenden, zum Teil existenzgefährdenden Belastungen für manche Bevölkerungsgruppen vom Tisch wischen. Es ging in dem Artikel nicht in erster Linie um individuelle Freiheiten, sondern um den Schutz der Schwächsten. Der Autor vertrat die Meinung, dass das Schutzverständnis der Kritiker problematisch sei, weil unter einer Lockerung der Maßnahmen letztlich die Schwachen leiden würden. Diese Sichtweise ist viel zu undifferenziert. Denn viele "Schwache" wie schwer, chronisch und psychisch Kranke, Menschen aus prekären Verhältnissen, Kinder u.a. leiden massiv unter den Einschränkungen infolge der staatlichen Maßnahmen. Unterhalten Sie sich doch bitte einmal mit jemandem, der im Gesundheits- oder Sozialbereich arbeitet. Die Liste von Beispielen, die ich in meinem Kommentar angeführt habe, lässt sich beliebig fortsetzen: Suchtberatungsstellen, psychosoziale Beratungsstellen und Beratungsangebote der Familienhilfe sind nicht mehr frei zugänglich, sondern allenfalls nach Terminsvereinbarung, was für das Klientel öfters ein Problem darstellt. Die Tafeln und Obdachloseneinrichtungen können ihre Leistungen häufig, wenn überhaupt, nur eingeschränkt erbringen, Rehabilitationseinrichtungen wegen der Abstandsgebote usw. nur eingeschränkt Patienten aufnehmen. In Krankenhäusern und der Sozialverwaltung wird vielfach Personal für Corona-Stationen, Corona-Hotlines und zur Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Infektionsfällen abgezogen. All diese Maßnahmen führen nicht nur zu vermeintlichen, sondern zu ganz realen Grundrechtsverlusten. Die derzeitige Corona-Politik fordert Opfer, auch an Gesundheit und Menschenleben! Und das sollte in einer neutralen Berichterstattung nicht untergehen. Geht es tatsächlich um den Schutz der Schwächsten, kann man darüber streiten, ob dem Ziel der Pandemiebekämpfung im Sozialen nicht zu viel untergeordnet wir

  • Diese Demonstrationen lenken eigentlich v.a. von dem Versagen diser Regierung ab, wirksame Schutzmaßnahmen umzusetzen, die weniger einschneidend wären.

    Z.B. bessere Entlüftung in Schulen, Entlüftung und Kontrollen in Gaststätten, bessere Lüftung (oder überhaupt eine Lüftung) und an der Lüftungsqualität orientierte Obergrenze der Kundenzahl in Geschäften, kein Rückgang der Zahl der Tests je Infizierten, schnelle und damit effektive Kontaktverfolgung in beiden Richtungen (Herkunft und Weitergabe) zur Vermeidung weiterer Ansteckungen.

    • @meerwind7:

      Wer ist bei Ihnen denn "diese Regierung"?

      In Berlin ist es Rot-rot-grün, und Sie haben recht, Gesundheitsämter und Ordnungsämter sind deutlich überfordert.

      Wer soll aber die ganzen Entlüftungsanlagen einbauen? Hört sich für mich nicht realistisch an.

      Und die Fenster sind z. B. in den Schulen zur Entlüftung sowieso schon offen.

  • Was hier zu kritisieren ist, ist ja nicht die Tatsache, dass einige zum Schutz anderer zurückstecken müssen. Der Punkt ist zB., das Wirtschaft als wichtiger eingestuft wird als Kultur. Bzw. das Kulturwirtschaft komplett ausgeblendet wird. Es ist doch absurd, dass die Leute sich im Supermarkt tottrampeln & dort keine Ansteckung passieren soll - ein Konzert jedoch, wo ausreichend Platz usw. ist, verboten wird. Wir zahlen doch eh Milliarden an Subvention. Warum nicht ein Leben zulassen? Dieses voranstellen von wirtschaftlichen Aktivitäten macht mich wütend. Da unterstelle ich den Politikern Abhängigkeit von Lobbyisten.

    • @emmicam:

      Googlen Sie mal "Maslowsche Bedürfnispyramide"

      Kultur zu schaffen und zu genießen dürfte unter die Selbstverwirklichung fallen und damit die letzte Stufe, wenn alle anderen Stufen erfüllt sind.

      Zur bösen Wirtschaft: Ohne Aldi haben Sie nichts zu beißen, selbst wenn Sie im Biosupermarkt einkaufen. Sollte nämlich Aldi zumachen, kaufen dort alle und viele werden leer ausgehen.

      Woher nehmen Sie die Schutzmasken, wenn Sie die Wirtschaft zumachen? Woher neue Spritzen? Wenn ich statt einem live-Theaterstück ein aufgezeichnetes sehe, ist das nicht das gleiche. Aber es ist besser, wie statt eines echten Stück Brots ein Foto von Brot anzuschauen...

      Und zu gute Letzt: Fragen Sie mal die Fluglinien und Hotelbetreiber, ob Sie sich zur Wirtschaft zählen. Und wenn dies bejaht wird, ob sie sich als besonders wichtig eingestuft empfinden...

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @emmicam:

      Sorry, aber die Kulturwirtschaft ist nicht denkbar ohne die reale Wirtschaft, die die Dinge herstellt, die sie kaufen müssen, um zu überleben. Lebensmittel, Strom, Heizenergie, Wasser und Kleidung.



      Kennen sie das Märchen von der Grille und der Ameise - so sieht es aus.

    • @emmicam:

      Dann sollte man aber zur Aufrechterhaltung des gleichen Schutzniveaus zum Ausgleich die Supermärkte schließen. Bei all den 'totgetrampelten' Leichenbergen vergeht einem ja eh der Appetit und geistige Nahrung ist schließlich auch Nahrung.



      Aber ernsthaft, nach nunmehr zwei Wochen 'Lockdown Light' steigen die Zahlen nicht mehr ganz so stark bzw. stagnieren, aber sie sinken nicht, weiter verschärfte Maßnahmen sind absehbar und auch notwendig. Bei all den Maßnahmen geht es eben nicht darum die Wirtschaft zu pampern, sondern darum Gesundheit und Leben möglichst Vieler zu schützen. Dazu ist es aber unerlässlich jeden(!) auch nur irgendwie vermeidbaren Kontakt zu umgehen. Wir sind noch mitten in der zweiten Welle, die Todeszahlen sind wieder auf dem Stand vom April, der Winter hat noch nichtmal angefangen und der Blick ins Ausland sollte klar machen, dass die Lage sehr schnell auch noch schlimmer werden kann. Wer in diese Situation ernsthaft nach der Wiederaufnahme von Freizeitvergnügungen ruft hat entweder den Ernst der Lage nicht verstanden oder ist bereit für seinen Hedonismus über Leichen zu gehen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Offenbar ist es ein fast unüberwindliches Hindernis für die sogenannten Querdenker sich bei einer Demo eine Maske aufzusetzen und Abstand zu halten.



    Da dies nicht klappt, muss man entsprechende Maßnahmen durchführen.



    Vorschlag: Erst mal 50 Leute festnehmen und ihnen eine Strafe von jeweils 500 Euro aufbrummen. Dann diese Nachricht über Megaphon bekannt geben.



    Wenn man nichts unternimmt endet das alles im Chaos.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Law and order, Mr. Nice. Sie übersehen dabei nur, dass bis vor kurzem die meisten Corona-Verordnungen nicht die Verpflichtung vorsahen, unter freiem Himmel eine Maske tragen zu müssen. Ohne eine entsprechende Rechtsvorschrift ist es aber leider nach unserem Rechtsverständnis nicht zulässig, eine Strafe zu verhängen. Und das gilt nicht nur zu Ihren Gunsten, sondern auch für Querdenker und alle anderen Ihnen sonst noch missliebigen Personen.

  • Das Traurige an all den Verblendeten ist, dass nicht mehr sachlich diskutiert werden kann, s. Gesetz von Brandolini: Es ist 10x einfacher, irgendwelchen Stuss in die Welt zu setzen, als diesen Stuss als Stuss zu entlarven. Und bis Du das schlüssig erledigt hat, ist die Aufmerksamkeitsspanne der Verschwörungsmythiker schon längst erschöpft.

    • @Wolkensprung:

      Wohl wahr. Verschwörungsmythiker*innen klingt auch nach einer interessanten Bezeichnung. "Verschwörungstheoretiker*in" ist für mich jedenfalls zu viel des Guten. Mit Theorie hat das nicht viel zu tun. Insofern quasi danke für den Tipp. :)

  • Wenn ich die Forumsbeiträge hier lese, habe ich das Gefühl, nicht die Maßnahmen gegen die Corona-Krise (oder sonst ein kontroverses Thema) sei unser größtes Problem, sondern die Art und Weise unseres politischen Diskurses. Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Wir und die Anderen. Und die Anderen sind selbstverständlich "ordinär, dumm und unzivilisiert" (vgl. O-Ton ZMX 52). Genau so stelle ich mir die "Diskussion" (genauer: das Schulterklopfen) auf einem rechten Blog vor, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Wie war das nochmal in der Bibel: Du siehst den Splitter im Augen deines Nächsten, aber erkennst den Balken in deinem eigenen Auge nicht?

    • @Running Man:

      Immer gern. Bin sehr gespannt darauf Argumente zu hören die all das Gerede von "Merkel-Diktatur", "Ermächtigungsgesetz", "Impfzwang", "Corona-Lüge", etc. auch nur annähernd diskutabel machen.

  • Dass es in den Parlamenten nur noch die Nazis als Opposition gibt, ist höchst bedenklich und gefährlich. Die linken Parlamentarier haben sich selber abgemeldet: ein Trauerspiel.

    Tatsächlich werden viele wichtige Punkte der Corona in den Medien nicht diskutiert.

    • @Rosmarin:

      Soweit ich informiert bin, hat "Die Linke" geschlossen gegen das Gesetz gestimmt. Übrigens zusammen mit einer FDP, die die Bürgerrechte wiederentdeckt hat. Und zu den Bürgerrechten gehört ja wohl auch, dass in einer Demokratie Parlamentarier über das Regierungshandeln wachen und nicht umgekehrt.



      Bei den so genannten Grünen sieht das schon anders aus. Aber sind die noch links?

  • Haben die Leugner nicht die Bilder im Frühjahr gesehen, wie die Anzahl der TOTEN in Norditalien so hoch wurde, dass man die Särge mit den Toten nicht mehr ohne die Hilfe von Armeelastwagen abtransportieren konnte? Wie man Tote nicht mehr in der traditionellen Gräbern vergraben konnte?

    Ja, das Virus entlässt einige Infizierte in die Genesung. Aber es ist so sehr ansteckend, dass schon eine geringere Anzahl als 0,5 % Tote eine Katastrophe ist.

    Was sind das für Leute, die ihr Recht auf Partys oder auf eine unbedeckte Schnauze über das Leben von anderen stellen. Und man weiß ja, inzwischen ist der Altersdurchschnitt der Covid-Patienten im Krankenhaus etwa 50!!!!

    Was für eine kriminelle Energie sollte irgendein reicher Mann in den USA haben, dieses Virus in der Welt zu verbreiten? Welches Interesse sollte eine Regierung in Europa an den entsprechenden Einschränkungen haben?

    Wenn jemand in der Kindheit von seinen Eltern kein Mitgefühl mit anderen Menschen gelernt hat und jetzt aus niederen Beweggründen sich gefährlich verhalt, der verhält sich nicht sozial - ist also asozial!

  • Der Kommentator irrt sich meiner Meinung nach vollständig bei der Einschätzung der wiederlichen Vergleiche, wie dem aktuellen Gesetz mit dem Ermächtigungsgesetz von '33.



    oder den "Judensternen"



    Das ist keineswegs "unglaublich dumm".



    Jedenfalls ist Dummheit dort nicht die Motivation für jene Vergleiche.



    Sie folgen vielmehr einer klaren Sttrategie der neuen Rechten, die mit diesen Vergleichen sehr bewusst Holocaust-Relativierung und Geschichts-Klitterung und gleichzeitig antisemitisches "Dog Whisteling" betreiben .

  • man kann ja relativ einfach in Ihren facebook-Gruppen lesen was die Leute umtreibt ... Zentral sind die Angst vor Impfungen, die Angst vor Masken, Misstrauen in die Regierung.



    Den Schutz der Schwächsten lehnen sie nicht ab, es sind sogar viele ältere dabei. Aber sie glauben einfach nicht dass Corona schlimmer als eine normale Grippe ist. Es ist eher eine religiöse Bewegung, mit Gurus denen die "erwachten" blind folgen. Bhakdi ist der wichtigste Heilige der Bewegung, Drosten der Antichrist. Alles ist nur eine große Verschwörung der Regierungen, Gates steckt dahinter.

    Doch Rettung naht: Anwalt Dr.Füllmich reicht demnächst seine Sammelklage in den USA ein, das Anwaltskollektiv des außerparlamentarischen Corona-Untersuchungsausschusses verklagen den Drosten und das RKI in Übersee auf Milliarden, mindestens. Es ist ganz ganz wichtig bei der Sammelklage mitzumachen, nur 800€ Unkostenbeitrag.



    (Ist ja klar dass man so eine hochkonzentrierte Sammlung von "erwachten" Einfaltspinseln nicht ungemolken ziehen lässt, oder?)

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    was für selbstmitleidige, lieblose, ethikfreie, wohlstandsverwahrloste, egoistische primaten.



    der entfesselte endverbraucher.

  • Wir sollten uns wirklich nur mit den Alarmstufe-Rot-Demonstrationen auseinandersetzen und nicht mit dem Desinformationskrieg aus dem Kreml und den entsprechenden Rohren von QuerdenkenTV (seit 2015) und all den Lügnern. Dafür gibt es Psiram.com zum nachschlagen.



    Das Thema ist dann hier:



    braucht die taz weiter Anthroposophie-Beilagen?



    werden die Grünen mit Friedrich Merz koalieren und stimmt die taz darauf ein?



    Oder ist es am besten wenn alle linken Demonstrationen für die Zerschlagung der Energiekonzerne und der Autoindustrie so viele Kinder wie möglich mitbringen, weil dann die Wasserwerfer nur ein bisschen regnen, damit niemand geschädigt wird?

  • das schluesselwort ist paranoia.



    und empathielosigkeit.



    und egozentrik.



    und fehlende reflexion.



    die demonstrierenden werden immer in schutz genommen. und das recht hochgehalten. meinetwegen.



    aber ich hab da nicht so viel verstaendnis. wer die grossen begriffe wie ´freiheit´ und ´diktatur´ vor sich hertraegt und ganz selbstverstaendlich damit hantiert, der sollte diese begriffe auch schon mal erfuehlt haben. wie sollen sich denn all die menschen fuehlen, die in einer wahren diktatur leben? die unfrei sind? sehen die demostrierenden denn nicht die bilder aus belarus? wir in deutschland mit allen erdenklichen freiheiten, die wir tagtaeglich geniessen wie selbstverstaendlich, wir mit dem besten gesundheitssystem der welt, wir tragen unsere kinder bis vor die wasserwerfer und beschuldigen den staat der machtergreifung ueber das volk. und wenn wir dann kranken werden, dann lassen wir uns wie selbstverstaendlich nach hinten fallen, wir werden ja aufgefangen von den ganzen sanitaetern und pflegern und aerzten und beatmungsgeraeten und werden ueber wochen im kome gedreht, gewendet, gewaschen, mobil gehalten, 24h um die uhr. haben iwr ja alle fuer bezahlt. wird schon fuer uns organisiert. na klar. und unser gehalt bekommen wir auch noch weiter gezahlt. und die reha. und die kur. und dahh gehen wir wieder auf die strasse und demonstrieren gegen diesen fuerchterlichen staat, der uns so kaputt macht.

  • @TACHTY D: Danke für diese Wortmeldung, die auch etwas Differenzierung in die Diskussion um die aktuelle Corona-Politik bringt.

    Ich empfinde die aktuelle Medienberichterstattung - leider auch der TAZ - als gefährliche Vereinfachung der Verhältnisse, wenn sie die Gesellschaft in Befürworter und Gegner der Corona-Maßnahmen unterteilt.



    Wobei der zweite Teil der Gesellschaft dann schnell in die rechte Ecke gestellt oder aber mit Attributen wie "menschenverachtend", wie im Artikel zu lesen, belegt wird.

    Ist es nicht immens wichtig anzuerkennen, dass auch Menschen, die mit den Corona-Maßnahmen ihre Schwierigkeiten haben und auch mit der Art wie diese verordnet werden legitime Befürchtungen haben. Diese Befürchtungen sollten gehört und diskutiert werden.

    Das Beispiel Schweden zeigt doch gerade, dass eine bestimmte Politik nicht alternativlos ist, sondern immer diskutiert werden kann.

    Ich würde mir wünschen, dass den kritischen Stimmen im Land und ihren Argumenten mehr Gehör verschafft wird ohne vorschnelle Vorverurteilung.

    Schlimm genug, dass rechte Esoteriker und Demagogen solche Demonstrationen kapern und zu vereinnahmen suchen.

    Aber es gibt auch Kritik und andere Denkweisen jenseits der Demonstrationen und frei von dem Verdacht, rechtsextrem oder -populistisch zu sein.

    Auch in schwierigen Zeiten wie jetzt bitte mehr "pro und contra" oder "einerseits - andererseits"!

    • @TTT:

      Schweden hat seine "laxe" Herangehensweise gerade aufgeben.

  • Mensch kann auch sagen, sie sind der radikale Teil hiesiger behindertenfeindlicher, agistischer, sozialdarwinistischer Gesellschaft. Ein Teil der Gesellschaft, die Alte und Behinderte immer noch in großer Zahl segregiert, die immer noch unzählige Barrieren in der Infrastruktur eingebaut hat, die Menschen den Zugang zu sozialer und gesundheitlicher Unterstützung erschwert, ihnen gleiche materielle Teilhabe verweigert. Gesellschaftliche Strukturen der Ungleichheit. Das Privileg der einen ist die Benachteiligung und das Leid der Anderen.

  • Gut geschrieben, Ingo Arzt. Ein fundamentales Misstrauen gegenüber dem Staat? Ich denke, eine gewisse, immer vorhandene Grundskepsis im Verbund mit einer gewissen Grundsorge darum, ob in einem demokratischen Staat wie dem unseren denn wirklich immer alles mit demokratischen Dingen zu geht, ist genau für demokratisch gesinnte Menschen wichtig. Also hinschauen, wenn sich z. B. in der Polizei Demokratie feindliche Tendenzen zeigen und bei all den anderen anzuführenden Beispiele mehr. Und wie ganz richtig gesagt, im Artikel, PARANOIA, in die sich vielleicht so einige der quer denkenden „Anti-Corona-Aktivisten sich selbst gegenüber ganz unkritisch hinein denken und reden, untergräbt eine solche Haltung, die sich auf Rationalität gründet.



    Sie haben ein Recht auf Demonstration und Widerstand wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch. Aber ich kann das z. B. nicht als eine Form des zivilen Ungehorsams anerkennen, wenn sie dabei trotzig keine Masken tragen und die Sicherheit der Anderen damit fast schon wörtlich rotzig gefährden. Das macht für mich den Unterschied zu dem zivilen Ungehorsam, den andere zeigten, als sie sich auf die Bahngleise zum Atomendlager setzten. Gestandene Atomkraft-Gegner-innen mögen mir den sehr hinkenden Vergleich nachsehen. Aber es macht ziemlich genau den Unterschied, ob man mit gewaltfreien Ungehorsam seinem demokratischen Staat gegenüber gegen objektiv katastrophal gefährliche Strahlenquellen protestiert. Oder ob man sich für seinen Protest absichtlich zur objektiven Infektionsquelle für die macht, in deren Namen und zu deren angeblichen Schutz man vermeintlich protestiert und sich mit dem „Ungehorsam“ schmücken will. Die, die für die letzteren im Bundestag heute debattierten, brauchen mir jedenfalls nicht mit der Sorge um das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung zu kommen. Dafür braucht es das Für und Wider rationaler Argumente. Solche höre ich auf von den Corona-Demonstranten aber nicht. Und mit solchen muss man ihnen begegnen.

  • Was die Mehrzahl der "Corona-Kritiker" treibt, ist ähnlich ordinär, dumm und unzivilisiert wie das, was die "Asyl-Kritiker" im Sommer 2015 forderten: Macht die Grenzen dicht - uns doch egal, was aus den Flüchtlingen wird. Möglicherweise gibt es da eine große Schnittmenge...

    Aber davon mal abgesehen: Erstaunlich ist die Kurzsichtigkeit der "Corona-Kritiker". Was denn würde passieren, wenn sich die Regierung nicht um wirksamen Infektionsschutz bemühen würde? - Dann wären die Krankenhäuser bald hoffnungslos überlastet, was - nebenbei bemerkt - nicht nur Alte und chronisch Kranke zu spüren bekämen. Man muss sich die Tragweite mal richtig klarmachen: Ein Unfall im Haushalt oder im Straßenverkehr, eine Blinddarmentzündung, Gallenkoliken, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall - und es wäre keineswegs sicher, dass man schnelle und professionelle Hilfe bekommt. Das würde unser zivilisatorisches Grundverständnis schwer und nachhaltig demolieren und eine Unsicherheit erzeugen, die unterm Strich noch schlimmere Folgen - gerade auch für die Wirtschaft - hätte, als noch so unbeholfene Versuche, die Pandemie irgendwie zu kontrollieren.

    Was mich wieder auf die Flüchtlingkrise 2015 zurückbringt. Selbst wenn einem Menschenleben egal sind, kann man doch nicht allen Ernstes wollen, dass Bilder von mit Waffengewalt verteidigten Grenzen (anders wär's ja nicht möglich gewesen) zivilisatorische Selbstverständlichkeiten in Frage stellen. - Die Asylkritiker wollten im Kern ja bloß eines: ihr gewohntes Leben weiterleben, unbehelligt von fremder Kultur und "Sozialparasiten". Doch sie verkannten, dass ihr gewohntes Leben von einer Gesellschaft abhängt, die Schaden genommen und zu ihrem eigenen Nachteil eine andere geworden wäre, hätte man ihren Forderungen stattgegeben. Und so ist es auch mit Corona heute.

    Besonders bitter: Anlass zu Kritik gäbe es, nur kümmert sich keiner darum: www.heise.de/tp/fe...sehen-4861122.html

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Es ist alles gesagt .



    Eins noch. Positiv überrascht hat mich doch die Haltung einiger aus CDU/CSU. Man lernt nie aus.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Was meinen Sie? Sensibilität für Corona könnte seitens CDU/CSU daher rühren, dass selbige selbst älter sind und somit mit höheren Risiko rechnen müssen. Anders sieht es da bezüglich der Geflüchteten aus. Diese könnten sie dann weiter rassistisch als "DIE Anderen" sehen und behandeln.