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Debatte um WDR-ModeratorinSchuldige Lebensläufe

Gastkommentar von Nohma El-Hajj

Weil sie früher an einer Al-Kuds-Demo teilnahm, setzte der WDR die Moderation von Nemi El-Hassan aus. Ihre Biografie erinnert mich an meine Jugend.

Nemi El-Hassan Foto: Tilman Schenk/WDR

I ch bin dankbar, in einer Gesellschaft leben zu dürfen, deren Credo die klare und konsequente Ablehnung menschenfeindlicher Äußerungen in der Öffentlichkeit ist. Menschen, die Hass und Hetze verbreiten oder unterstützen, müssen mit der Konsequenz rechnen, dass ihnen die öffentliche Bühne entzogen wird. Deshalb war der Entschluss des WDR nur folgerichtig, die geplante Moderation der Wissenschaftssendung „Quarks“ durch die Medizinerin und Journalistin Nemi El-Hassan vorerst auszusetzen, um sich ein klares Bild über die Vorwürfe des Antisemitismus gegen sie zu machen.

Die Deutsch-Palästinenserin El-Hassan hat 2014 an der Al-Quds-Demonstration in Berlin teilgenommen. Sie hatte ihre Solidarität mit Palästina während des Gazakrieges bekunden wollen. Ausgerichtet wurde diese Demonstration von einem der Hisbollah nahestehenden Verein, der vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Auf der Demonstration riefen Teilnehmende unter anderem antisemitische Parolen. Nach Aufkommen dieser Vorwürfe distanzierte sich El-Hassan vergangene Woche von der Teilnahme an der Demonstration vor sieben Jahren und bekräftigte, diese seither nie mehr aufgesucht zu haben. Damals sei sie noch „unreflektiert“ und „uninformiert“ an dieses Thema herangetreten.

Weil mein familiärer Background El-Hassans ähnelt, habe ich eine Ahnung davon, was es bedeutet, sich als Person mit palästinensischen Wurzeln in Deutschland der Identitätsfrage zu widmen. Ich weiß, in welchen Kreisen wir verkehren – aus dem Wunsch heraus zu verstehen, wo wir hingehören.

Und so stellen sich folgende Fragen: Wie viel Vergangenheit und Entwicklung gesteht uns unsere auf Affekte und rasche Urteile ausgerichtete Gesellschaft noch zu? Und auf welche Weise wollen wir in einer digitalen Welt, die fein säuberlich dokumentiert, auf die Biografie von Personen der Öffentlichkeit blicken?

Wo jene am lautesten sind, die hassen wollen

Meine Eltern waren Kriegsflüchtlinge aus dem Libanon mit palästinensischem Ursprung. Ihre Erfahrungen waren selbstverständlich Thema. Wenn ich als Jugendliche deutsche Nachrichten über Palästina und Israel sah, waren es andere Bilder als die des arabischen Fernsehens. Es war klar, wem meine Solidarität galt. Die Suche nach der richtigen Sprache für meine Gedanken, die sich nach einem geordneten Weltbild sehnte, war lang und holprig. Es gab immer wieder leidenschaftliche Bekundungen, die ich kurz danach wieder anzweifelte.

Offener Brief an WDR

In einem offenen Brief an den WDR haben sich am Montag fast 400 Kultur- und Medienschaffende solidarisch mit Nemi El-Hassan erklärt.

El-Hassan habe „um Entschuldigung gebeten und glaubhaft ihren Wandel dargelegt.“ Sie setze sich seit Jahren gegen Antisemitismus und Rassismus ein. „Dennoch erleben wir jetzt eine Debatte, die jegliches Maß und Mitte verloren hat.“

Unter den Un­ter­zeich­ne­r*in­nen sind Publizistin Carolin Emcke, Autor Max Czollek, die Professorin und Migrationsforscherin Naika Foroutan, Schriftstellerin Deborah Feldman und viele andere Personen aus Kultur, Journalismus und Wissenschaft. Auch einige für die taz tätige Au­to­r*in­nen sind darunter.

Sie bitten den WDR, die Entscheidung über die Moderation der Sendung „die Zusammenarbeit mit Nemi El-Hassan wie ursprünglich geplant wieder aufzunehmen“. Alles andere sei ein fatales Signal.

Der Brief wird auch kritisiert. Welt-Journalist Lennart Pfahler twittert, Menschen bekämen einen Blankoscheck ausgestellt, weil sie vermeintlich „auf der richtigen Seite“ stünden. Einige der Unterzeichnenden wollten „den Raum des Sagbaren erweitern“.

Daher landete auch ich in meinen jungen Jahren auf Zusammenkünften mit vermeintlich Gleichgesinnten, um Themen zu diskutieren, die ich nicht mit meinen Mitschülerinnen austauschen konnte, weil dort entweder das Interesse fehlte oder aber das Wissen – von dem ich glaubte, dass es das einzig wahre Wissen sei. Auch ich suchte damals Demonstrationen auf, um meine Verbundenheit mit Palästina kundzutun. Darunter fielen auch Versammlungen, auf denen jene am lautesten waren, die hassen wollten.

Manchmal konnte ich es nicht fassen, wie aus Solidaritätsbekundungen plötzlich Hassbekundungen werden konnten. Manchmal schlich ich mich davon, manchmal blieb ich einfach stehen, weil ich nicht einsehen wollte, warum meine Stimme den aggressiven Stimmen weichen sollte. Schließlich identifizierte ich mich ja nicht mit ihren Aussagen, sondern mit den Menschen in Palästina, für die ich auf die Straße gegangen war. Dennoch kann ich nicht leugnen: Das angebotene Format, in dem wir junge Deutsch-Palästinenserinnen uns politisch engagieren wollten, offenbarte nicht selten eine perfide antijüdische Grundhaltung.

Ich versuchte in einem Umfeld, das nicht für die Fragen meiner persönlichen Konstellation gewappnet war, Antworten zu finden und Ideen einzuordnen. Im Verlauf musste ich gewisse Gedanken als falsch verwerfen. Wenn ich zurückschaue, bin ich froh, vieles hinter mir gelassen zu haben. Zum anderen akzeptiere ich, dass es in meiner Adoleszenz eine Herausforderung war, in einer Gesellschaft, die nicht meinen Kontext komplett widerspiegelt, meinen persönlichen Weg zu finden. Für meine Entwicklung musste ich mich aus einem Netz voller Irrtümer und falscher Glaubenssätze wickeln.

Nohma El-Hajj

ist Deutsch-Palästinenserin und arbeitet als Ärztin in Heidelberg. Sie ist außerdem als Autorin für journalistische Medien tätig.

El-Hassans Teilnahme an besagter Demonstration im Jahre 2014 ist Teil ihrer jungen Biografie. Wäre ihr Weg hier stehen geblieben, hätte ich ihre neue Rolle als Moderatorin einer öffentlich-rechtlichen Wissenschaftssendung abgelehnt. Doch ihr Weg ging hiernach weiter und schlug eine andere Richtung ein, den man auch durch wenige Klicks online nachvollziehen kann. Im nach 2014 erschienenen Artikel „Am Rande des Gazastreifens: Ein Besuch bei Freunden“ beschreibt El-Hassan die Versuche der Annäherung zwischen Palästinensern und Israelis. Weitere Reportagen über Ursprünge und Folgen von Antisemitismus und Rassismus folgten. Mitwirkungen an Veranstaltungen, die für Toleranz und ein Miteinander werben, sind ebenfalls online zu entdecken.

Aus dieser Entwicklung heraus stuft El-Hassan ihr damaliges Verhalten als klaren Fehltritt ein und distanziert sich deutlich. Warum ihr also nicht noch eine Chance geben, wenn sichtbar ist, dass eben diese Frau eine über Jahre hinweg reifende Entwicklung hinter sich hat? Es bedeutet, ihr die Chance zu verweigern, Fehler machen zu dürfen und aus diesen zu lernen.

Es wäre ein fatales Signal und impliziert ein abstruses Menschenbild: nämlich zum einen das des makellosen Homo sapiens, der die Weisheit erlangte, ohne auch nur einen Schritt in die falsche Richtung gegangen zu sein. Und zum anderen, dass selbst aufrichtige Reue und Abstreifen von Fehlverhalten keinerlei Gnade in uns hervorzurufen vermag. Glauben wir wirklich an unberührte Lebensläufe und die perfekt retuschierte Welt, die uns soziale Medien täglich bieten?

Es scheint mir, als ob wir in der Welt der Makellosigkeit vergessen haben, dass jede und jeder einzelne von uns kein fertiges Konstrukt ist, sondern ein stets im Werden begriffenes Wesen. Nemi El-Hassan hat gerade wegen ihres Werdeganges einen Platz in der Öffentlichkeit verdient, da sie es geschafft hat, einen eigenen Weg aus der Reflexion heraus zu gestalten. Sie dient als Vorbild, nicht nur für junge muslimische Frauen, sondern für alle, die auf ihre Weise gerade an einem ähnlichen Punkt stehen wie El-Hassan damals. Mit dem Recht, Fehler zu begehen, und der Pflicht, diese bei Erkenntnis zu korrigieren. Ich möchte in einer Gesellschaft leben, die Menschen mit ungeraden Lebensläufen zuhört und bereit ist, aufrichtige Entschuldigungen anzunehmen.

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35 Kommentare

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  • Hmm. Eine junge, vielversprechende Frau steht vor einem beachtlichen Karrieresprung. Im letzten Moment tauchen kompromittierende Aufnahmen von ihr auf und sie gerät in Druck. Selbstredend ist sie sehr bemüht sich in ein positives Licht zu setzen. Nemi El-Hassan sagt: "Keinesfalls habe ich während der Demo antisemitische Parolen von mir gegeben, noch Menschen jüdischen Glaubens körperlich angegriffen." Teil 1 des Satzes muss sie bald revidieren. Was mich erschreckt ist allerdings Teil 2 des Satzes. Ist das wirklich das Beste, was sie von sich sagen kann? Oje.



    Dann hat sie nicht verstanden was muslimischer Antisemitismus ist. Oder sie hat es sehr gut verstanden und ist nur ehrlich. Oje. Trotzdem ein berührender Artikel, danke dafür.

  • In Israel waren sechs palästinensische Gefangene aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen.

    Darunter fünf vom Islamischen Jihad.

    Frau El-Hassan fand das gut und hat es gelikt.

    www.mena-watch.com...scher-terroristen/

    • @Jim Hawkins:

      Sie hat den Beitrag der Gruppe "Jewish Voice for Peace" geliket, der hierüber berichtet hat. Wenn ich einen Beitrag gut finde, bedeutet das nicht automatisch, dass ich das Geschehen gut finde, über das in diesem Beitrag berichtet wird.

      • @LotharHS:

        Natürlich nicht.

        Wenn ich einen Bericht like, der über den Ausbruch von Nazis aus einem deutschen Gefängnis berichtet, bedeutet das selbstredend nicht, dass ich den Ausbruch gut finde, sondern lediglich, dass ich mich über die Berichterstattung freue.

    • @Jim Hawkins:

      Danke für den Link.

  • Die Debatte hier scheint sich offensichtlich darum zu drehen, wieviel Antisemitismus man noch zulassen möchte in exponierten Positionen.

    Ein beliebtes Argument ist dabei auf historische Fälle hinzuweisen, wo man mal nicht so genau hingeschaut hat. Ja kennt man. Aber will man damit sagen?

    Ich bin der Meinung: Solche Personen haben an solchen Stellen grundsätzlich nichts verloren. Sie mögen zwar glaubhaft sich distanziert haben, sind aber imho trotzdem nicht geeignet.

    Man kann ihnen viel Erfolg auf dem weiteren Lebensweg wünschen und das wars dann.

  • Das Problem in dem Brief der 'Kulturschaffenden' liegt ja auch in dem Vorwurf, man würde sich auf die gute Frau einschießen, weil sie eine Frau und Migrantin ist, und nicht, weil sie auf einer Demo teilnahm wo 'Israel ins Gas' skandiert wurde.



    Ich verstehe nicht, wie man das nicht problematisch finden kann.

    • @Peterbausv:

      Sie haben es auf den Punkt gebracht. Unseren Kulturschaffenden ist das völlig bewusst aber offenkundig ebenso Wurscht. Es ist deren Schlusstrichkultur. Frau El-Hassan dagegen ist über das was dort skandiert wurde im Nachhinein zutiefst erschrocken. Das ist der Unterschied.

  • Warum soll man die Distanzierung von gemachten Fehlern nicht für glaubhaft halten? Erinnern wir uns an so grossartige Persönlichkeiten wie Hamed Abdel-Samad oder Ahmad Mansour, die nicht müde werden Antisemitismus zu bekämpfen. Frau El-Hassan hat einen ähnlichen kulturellen Hintergrund. Wenn unsere Kulturschaffenden, die sich zum Teil bereits dem BDS an den Hals geschmissen haben, nun auch noch Frau El-Hassan anbiedern kann man Frau El-Hassan nur zur Vorsicht raten.

    • @Günter:

      Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen der öffentlichen Tätigkeit Hamed Abdel-Samads und Ahmad Mansour auf der einen Seite und Nemi El-Hassans auf der anderen.

      Die ersten sind initial als überzeugte Demokraten getreten, die eben deshalb vor der Gefahr durch autoritäre und judenfeindliche Formen des Islams warnen. El-Hassan war nicht nur auf den antisemitischen Al-Kuds Demonstrationen dabei und hat dort Parolen gerufen, sie hat nicht nur über Jahre in einer vom iranischen Regime geführten Moschee verkehrt, sondern anschließend unter den Teppich gekehrt, während ihr öffentliches Engagement (Datteltäter) sich ausschließlich gegen antiislamische Vorurteile wendete. Mit ihren Co-Produzenten hat sie zudem für I-Slam, das von Islamic Relief, einer Organisation unter maßgeblicher Beteiligung der Muslimbrüderschaft, Poetry Slams abgeliefert, die gleichermaßen israelfeindlich blieben und einer ausgesprochen konservativen Islamauslegung das Wort redeten. Gleichfalls in Interviews. Wenn sie dort lächelnd sagt, der Koran verbiete Muslimen Nichtmuslime zu heirateen, empfinden das meine in gemischten Ehen lebenden Freunde durchaus als bedrohlich.

      Angesichts der Tatsache, dass die Mehrzahl der Muslime hier im Lande liberale Demokraten sind, frage ich mich schon, warum Kulturschaffende einen so großen Narren gerade an Apologeten reaktionärer Koraninterpretationen fressen müssen. Ich empfinde diese Personalie für ein didaktisches Format des ÖRR nicht nur als heikel für Juden, sondern auch als Affront gegen liberale Muslime. Ich bin gegen diese Einstellung, eben weil ich die Partizipation von Muslimen im öffentlichen Leben als so wichtig empfinde. Aber bitte nur von Demokraten, die auf dem Boden des Grundgesetzes und in Verantwortung auch für unsere Geschichte stehen.

  • In Braunschweig gab es mal nen Bürgermeister der CDU der Vorher in der NPD war. Das geht auch und keiner hat gemeckert….

  • Danke für den versöhnlichen Kommentar.



    Auch ich vertrete die Ansicht, dass Fehler gemacht werden dürfen und auch nachgesehen werden sollen (nicht müssen).



    Dabei sind zwei Dinge zu beachten:



    1) Dies gilt für alle. Jeglicher politischer Couleur.



    2) Die Fehler müssen aufrichtig bereut werden. Das scheint mir hier aufgrund neuster Tweets zweifelhaft.

    Und mal ganz ehrlich: Es geht um einen Job als Sprecherin eines Wissenschaftsmagazins. Da geht es eher nicht um (Anti-) Semitismus.



    Daraus wird jetzt nur so ein Bohey gemacht, weil zuvor soviele mit Verbindungen zur anderen politischen Ausrichtung gemobbt worden sind.



    Ein Quid pro quo war aber noch gut.

  • Vielen Dank für diesen Beitrag!

  • Bemerkenswert finde ich, dass dieser Artikel in die Tiefe geht, die eigenen Gründe nennt, warum man unsicher war und vielleicht auch falsch lag. Er klingt ehrlich und aufrichtig und es gibt bei diesem Thema vielleicht auch mehr als eine Wahrheit (wobei die Wahrheit, dass es ein Recht der Juden gibt, nicht "ins Meer" oder "ins Gas" getrieben zu werden, außerhalb jeder Diskussion steht).

    Leider wirkt die Stellungnahme der Frau, über die die Autorin (neben ihrer eigenen Geschichte) schreibt, weit weniger authentisch und eher taktisch, erst Recht, wenn man ihre Bereinigungen der letzten Tage betrachtet.

    Mit anderen Worten: bei Frau El-Hajj hätte ich keine Bedenken, sie moderieren zu lassen, bei Frau El-Hassan durchaus, eher sogar noch mehr.

  • Coole Idee , der Artikel zeigt jetzt dass Antisemitismus von links gut ist und nur Antisemitismus von rechts verwerflich ist. Antisemitismus ist immer verabscheulich und darf nicht toleriert werden.

    Das in diesem Artikel eine Lanze für Frau El-Hassan gebrochen wird und alles verniedlicht wird , liegt wohl daran das Frau El-Hassan 2016 für die TAZ Artikel verfasst hat. Wie war der Spruch noch eine Krähe……….

    • @Thomas Zwarkat:

      Der "migrantische" Antisemitismus ist nicht links sondern eindeutig rechts. Die deutschen Linken wollen das in ihrer überheblichen Ignoranz bloß nicht wahrhaben.

      Der radikale Islamismus ist das orientalische Pendant zum deutsche Nazitum. Alle Völker funktionieren, unter dem Mantel unterschiedlicher Umgangsformen, grundsätzlich gleich: links-rechts, progressiv-konservativ, arm-reich etc pp. Wer das leugnet unterstellt "Rassenmerkmale". Die Islamisten entsprechen den 20-30% Rechten in allen Bevölkerungen dieser Welt. Dass die Rechten dabei religiös und nicht pseudo-wissenschaftlich unterwegs sind, kennen wir ja aus der deutschen Geschichte auch. Dies hängt lediglich vom Ausmaß der Säkularisierung einer Gesellschaft ab.

      Allerdings: Beim Thema Nahostkonflikt muss man aufpassen, denn Kritik an der isrealischen Besatzungspolitik ist ja nicht per se rechts oder islamistisch (und damit falsch). Nur wird die Opposition gegen Israel von muslimischen Rechten dominiert, wie praktisch alle "nationalen" Themen von Rechten dominiert werden.

  • Nach dem Holocaust, darf man sich mit dem „Original“ (des christlich genozidalen Antisemitismus) nicht mehr blicken lassen, verdirbt man sich doch zu sehr die gesellschaftliche Reputation mit so was. Daher haben Leute mit Migrationshintergrund, die sich bei so was wie der Al Kuds Demo blicken lassen, eine sehr hohe Attraktivität in Deutschland. So können sich deutsche Christen an Menschen mit Migrationshintergrund, die gegen Israel auftreten dranhängen, sich selbst als gute Menschen darstellen ohne gleichzeitig das alte kulturell erworbene Ressentiment aufgeben zu müssen. Der europäisch christliche Antisemitismus ist bei weitem übler als der arabische Antisemitismus. Bleibt zu hoffen, dass sich Frau El Hassan der „Umarmung“ der 400 Unterschriften rechtzeitig entziehen kann.

    • @Günter:

      "...Der europäisch christliche Antisemitismus ist bei weitem übler als der arabische Antisemitismus...."



      Warum?

      • @Stefan L.:

        Lesen Sie nur hier, über den verheerenden Einfluss des deutschen Judenhasses in Middle East. www.matthiaskuentz...len-im-nahen-osten



        Und hören Sie hier, ab Min. 47:30 was Tuvia Tenenbom uns erklärt: www.youtube.com/watch?v=DLfCPcrrmME

        • @Günter:

          Mir ist schon klar, dass islamischer Antisemitismus in heutiger Form eher neuere Wurzeln hat aber an sich gibt es ihn schon 2500 Jahre.



          Mohammed liess 625 im Krieg mit jüdischen Stämmen hunderte von Gefangenen hinrichten und im Osmanenreich gab es schon im 19. Jahrhundert reichlich antijüdische Tendenzen, Vorurteile und Stereotypen. Der Palästinenserführer Mohammed Amin al-Husseini, ein Freund der Nationalsozialisten und später Helfer beim Holocaust, hat Antisemitismus noch stärker im nahen Osten verbreitet.



          Selbst wenn der islamische Antisemitismus von einem europäisch-christlichen Antisemitismus gepusht wurde, ändert das nichts an seiner Existenz und es gibt keinen Grund, islamischen Antisemitismus zu relativieren. Und das tun Sie.

          • @Stefan L.:

            Richtig. Und hier sieht man auch ein Bespiel für die Auswüchse einer eurozentrischen Weltsicht. Alles muss eine Folge des Handelns des sog. Westens sein. Auch wenn es an diesem sicher mehr als genug zu kritisieren gibt, sollte man es nicht übertreiben.



            Manche Menschen können es sich offenbar garnicht vorstellen, dass die Menschen außerhalb "des Abendlandes" überhaupt eigenständig denken, handeln oder, wie hier diskutiert, eigene menschenfeindliche Ideologien entwickeln können. Das ist nicht nur sachlich falsch sondern auch "nicht sehr anti-rassisitsch gedacht", um es mal freundlich zu formulieren.

          • @Stefan L.:

            Sie haben recht, den islamische Antisemitismus gibt es seit Mohammed und nicht zu kanpp. "Gefühlt" kommt er aggressiver als der europäisch-christliche rüber. Allerdings bin ich Günters Meinung, der europäisch-christliche hat den islamischen im 19.Jh "befruchtet" und ist bis heute wesentlich perfider, versteckter, hinterfotziger - und tödlicher.

            • @Henriette Bimmelbahn:

              Sie haben die richtigen Worte gefunden. Nach dem Holocaust gab es nur noch jüdische Friedhöfe bei uns, auf denen die letzten Beerdigungen vor 1938 stattfanden.



              Also hatten die Deutschen nach dem Holocaust nichts besseres zu tun, als die Juden mit ihren unzähligen NGO‘s über die halbe Welt zu verfolgen. Mit dem Begriff „Befruchtet“ haben Sie es gut getroffen. Tuvia Tenenbom sagt es im unten genannten Link, etwa am Min. 49 was unsere NGO‘s dort treiben, Zitat:



              „ when Europeans send their best children to convince the Arabs that the Jews are not to be trusted......“



              Zitat Ende.



              Das ganze Interview ist sehr, sehr Wertvoll!



              www.youtube.com/watch?v=DLfCPcrrmME

  • Würden Sie sich auf die gleiche Weise für jemanden einsetzen, welcher in den Gründungstagen der AfD dabei war und im Verlaufe von deren Radikalisierung erst ausgetreten ist?

  • Das ist schon wirklich extrem verniedlichend und geradezu extrem verständnisvoll. Vermutlich würde die Reaktion nicht ganz so ausfallen, wenn es sich um eine NPD Demo gehandelt hätte.

    Leider kam heute auch raus, dass noch vor wenigen Wochen absolut klar antisemitische Inhalte von dieser Person geliked worden sind.



    Machen wir es kurz: Es handelt sich offen sichtlich um eine harte Antisemitin, die seit vielen Jahren klar rassistische, antisemitische Inhalte liked.

    So jemand darf und kann kein Vorbild sein.

  • Na, diese Messlatte muss dann auch bei jungen Rechtsradikalen gelten.



    Kann das der Leser ertragen?

  • Vielen Dank für diesen Artikel!

  • Offensichtlich hat sie ja weiterhin Artikel "geliked", die die Vernichtung Israels fordern. Wie sieht es damit aus?



    Warum versucht die Autorin eine Entschuldigung für Frau El-Hassan zu formulieren?

    • @FCS:

      Wo?

  • "El-Hassans Teilnahme an besagter Demonstration im Jahre 2014 ist Teil ihrer jungen Biografie."







    Was soll diese Verniedlichung? Die Frau war 21 !

  • Der Appell liest sich wie ein Relikt aus einer untergegangenen Welt. Anders gesagt: Ich glaube, dass diese Welt für Um- und Nachsicht dieser Art nicht mehr fähig ist. Das ginge nur ohne Internet und die asozialen Netzwerke. Aber darauf können und wollen wir nicht verzichten. Also, die Welt ist, wie sie ist und, und wir... wir werden uns nie ändern. Jedenfalls nicht zum Besseren.

  • 1. Der ÖR ist kein beliebiger Arbeitgeber und in dem Fall ist für mich die Teilnahme an islamistischen Demos ein Ausschlusskriterium. Ich bezweifle, dass die Autorin soviel Verständnis für einen Bewerber hätte, der noch vor wenigen Jahren auf Nazi-Demos mitmarschiert wäre.



    2. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn sich Nemi El-Hassan von alleine von den Demos, problematischen Tweets , Moscheebesuchen usw distanziert und nicht erst NACH Aufkommen der Vorwürfe reagiert hätte. In der Öffentlichkeit, vor allem aber beim zukünftigen Arbeitgeber.



    3. Man kann von jemandem, der sich lautstark gegen Antisemitismus und Rassismus einsetzt, erwarten, auch mal vor der eigenen Haustür zu kehren. Bei sich selbst, bei der eigenen Community. Ihre eigenen vermeintlichen Jugendsünden thematisieren. Ist aber nicht passiert in den letzten Jahren soweit mir bekannt.

    • @gyakusou:

      Und 4.: Ihre Löschaktionen auf Social Media, bei denen sie offensichtlich weiteres kompromitierendes Material (Posts/Likes) löscht, zeugen auch nicht von Transparenz und dem Auseinandersetzen mit der eigenen Vergangenheit.

      Zumal zahlreiche gelöschte Inhalte aktuell sind, was einen an ihrem Sinneswandel zweifeln lässt.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @gyakusou:

      "Im nach 2014 erschienenen Artikel „Am Rande des Gazastreifens: Ein Besuch bei Freunden“ beschreibt El-Hassan die Versuche der Annäherung zwischen Palästinensern und Israelis. Weitere Reportagen über Ursprünge und Folgen von Antisemitismus und Rassismus folgten. Mitwirkungen an Veranstaltungen, die für Toleranz und ein Miteinander werben, sind ebenfalls online zu entdecken." - klingt doch wohl so, als hätte sich die Autorin bereits umfangreich distanziert. Viel mehr Distanz geht nicht, was für eine baldige Rückkehr auf den Bildschirm spricht.

  • Nur 400? Warum nicht gleich 4.000? Oder 40.000?

    Das Erregungspegel hat wie üblich zügig ausgeschlagen. Unter den Unterzeichnern finden sich selbstredend auch die üblichen Verdächtigen.

    Business as usual.