Debatte über sichere Herkunftsländer: Absage an Merz-Forderung
CDU-Chef Merz will auch Marokko, Indien und Algerien zu sicheren Herkunftsstaaten erklären. Grüne und SPD üben scharfe Kritik – und schlagen Alternativen vor.
BERLIN epd/taz | Politiker von Grünen und SPD weisen die Forderung von CDU-Chef Friedrich Merz zurück, weitere Länder zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären. Die migrationspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Filiz Polat, sagte dem Tagesspiegel: „Wir Grüne halten das Konzept der sicheren Herkunftsländer bekanntermaßen für falsch.“
Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt bezeichnete es als populistisch, „so zu tun, als könne man Menschen zurückführen, wenn man wild sichere Herkunftsländer ausruft“. Man brauche dafür erst mal ein Land, das die Menschen auch zurücknehme und ihnen Perspektiven biete, sagte er der Zeitung. Kaum jemand fliehe aus sicheren Ländern nach Europa.
Der SPD-Innenpolitiker Hakan Demir betonte: „Eine sorglose Erweiterung von sicheren Herkunftsstaaten lehne ich ab.“ Stattdessen solle man mehr Migrationsabkommen abschließen, um Zuwanderern mit Arbeitsvertrag den Zuzug zu vereinfachen, sagte er dem Tagesspiegel.
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Konstantin Kuhle stellte sich indes gegen die Linie von SPD und Grünen. „Das deutsche Asylsystem braucht dringend eine Entlastung“, sagte er der Zeitung. Die Einstufung von Georgien und Moldau als sichere Herkunftsstaaten solle nun „ohne weitere Verzögerungen“ vorgenommen werden. „Erfüllen auch weitere Staaten die Voraussetzungen, sollte die Koalition sich einer Einstufung nicht versperren“, erklärte Kuhle.
Merz: Liste sicherer Herkunftsstaaten verlängern
Merz hatte sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag) dafür ausgesprochen, auch Marokko, Algerien und Indien in die Liste sicherer Herkunftsstaaten aufzunehmen. Bei Asylbewerbern aus diesen Ländern liege die Anerkennungsquote „im Promillebereich“, begründete er seine Forderung.
Die Bundesregierung hatte am Mittwoch beschlossen, Georgien und Moldau als sichere Herkunftsländer einzustufen, um Asylverfahren zu verkürzen und Abschiebungen zu beschleunigen. Parallel dazu sollen Migrationsabkommen mit diesen beiden Länder geschlossen werden, die Wege für legalen Zuzug etwa für Arbeitskräfte eröffnen.
Leser*innenkommentare
Bolzkopf
Das Thema "sichere Herkunftsstaaten" ist doch ohnehin zu einer Farce verkommen.
Überwiegen doch regelmäßig politische Erwägungen bei der Entscheidung, ob ein Land sicher ist oder nicht.
Aber entscheidend ist doch vielmehr die menschenrechtswidrige Änderung des GG 16a von ehemals "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." zu dem aktuellen hahnebüchenen Willkür-Ungetüm.
u62
Hoffentlich hört man mal auf, Populismus zu rufen und arbeitet mit sachlichen Argumenten.
Marokko und Indien nehmen ihre Bürger natürlich zurück, Georgien hat sogar angeboten die Flüge zu bezahlen.
metalhead86
@u62 Bevor man mit schlichen Argumenten kommt, sollte man sich vielleicht erstmal drauf einigen und vorallem klar benennen, welches Problem hier eigentlich gelöst werden soll.