Daten des Umweltbundesamts: CO2-Emissionen wieder gestiegen
Es wurde zu viel geheizt und zu viel getankt. Das zeigt, dass die Bundesrepublik klimapolitisch noch nicht auf dem richtigen Kurs ist.

Das sind trotz eines sanften Rückgangs immer noch fast ein Sechstel der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen – und 2 Millionen Tonnen mehr als gesetzlich erlaubt. Das, was die Klimaszene Wärmewende nennt, also die Energiewende beim Heizen, kommt eben kaum in Schwung.
148 Millionen Tonnen Kohlendioxid haben Deutschlands fossil betriebene Autos, Lkws und Loks verursacht, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Das sind 3 Millionen Tonnen mehr, als das Klimaschutzgesetz dem Verkehrswesen für 2021 zugesteht.
247 Millionen Tonnen Kohlendioxid verursachten die fossilen Kraftwerke in Deutschland. Das ist ein ordentlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr 2020. Der ist unter anderem darin begründet, dass wegen der hohen Gaspreise wieder mehr Kohle verbrannt wurde. Außerdem war es ein wetterbedingt windkraftarmes Jahr. Eine gesetzliche Grenze riss die Energiewirtschaft mit den hohen Emissionen nicht. Das liegt aber daran, dass es für sie im Jahr 2021 ausnahmsweise überhaupt keine gibt.
Einige Sektoren haben ihre Klimaziele nicht erreicht
Die klimaschädlichen Emissionen sind in Deutschland 2021 insgesamt gestiegen, und zwar um 4,5 Prozent. Nicht alle Sektoren haben ihr gesetzlich vorgeschriebenes Klimaziel für das Jahr verfehlt. Industrie und Landwirtschaft liegen im rechtlichen Rahmen, die Erstere allerdings nur knapp und die Letztere vor allem wegen einer veränderten Methodik beim Messen der Emissionen.
Dass die Emissionen insgesamt wieder gestiegen sind, ist erst einmal keine große Überraschung. Schließlich lag im Jahr zuvor die Wirtschaft immer wieder durch Corona-Lockdowns brach, was mit einem niedrigeren Energieverbrauch einherging. Die Emissionen gingen auf einmal um rekordmäßige 8,7 Prozent zurück und Deutschland schaffte mit Hängen und Würgen sein Klimaziel für das vergangene Jahrzehnt: die Emissionen gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent zu senken. Das ist nun wieder dahin.
„Unsere Zahlen zeigen deutlich, dass die Ziele der Bundesregierung schnellstens angegangen werden müssen“, sagte Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamts, am Dienstag.
Er gab auch einen Abriss über die dringlichsten Maßnahmen: „Wir müssen schnell mehr Sonnen- und Windenergieanlagen bauen. Unsere Gebäude müssen wir auf Wärmepumpen umstellen und so schnell wie möglich aufhören, Öl- und Gasheizungen einzubauen. Bei unseren Häusern können wir auch mit Energiesparen noch einiges erreichen, vor allem, indem wir sie besser energetisch sanieren“, so der Experte. „Das hilft auch gegen unsere Energieabhängigkeit von Russland.“
Klima-Staatssekretär Patrick Graichen aus Robert Habecks (Grüne) Wirtschafts- und Klimaministerium kündigte ein „Klimaschutz-Sofortprogramm“ an.
Dazu ist die Bundesregierung sogar per Klimaschutzgesetz verpflichtet. Genauer gesagt sind es zumindest die Ministerien, die sich federführend um die Wirtschaftsbereiche kümmern, die ihre Klimaziele nicht einhalten. Solche schreibt das Klimaschutzgesetz für jedes Jahr und jeden Sektor bis zur Klimaneutralität im Jahr 2045 vor. Der Form halber prüft jetzt aber erst einmal der sogenannte Expertenrat für Klimafragen die Daten des Umweltbundesamts. Dafür haben die Regierungsberater:innen einen Monat Zeit.
Die klimaschädlichen Emissionen durch fossile Energie sind nach dem Lockdown-Jahr 2020 auch im weltweiten Schnitt wieder angestiegen. Laut der Internationalen Energieagentur lagen sie 2021 sogar auf einem neuen Rekordhoch.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin