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Corona in ChinaDie letzte „Zero Covid“-Bastion ​

Chinas an sich erfolgreiche Coronastrategie lässt sich nur mit immer radikaleren Maßnahmen aufrechterhalten. Eine Lockerung ist nicht in Sicht.

Unter Quarantäne gestelltes Wohngebiet in Hohhot in China am 26. Oktober Foto: Peng Yuan/XinHua/dpa

Peking taz | Der „G14“-Hochgeschwindigkeitszug raste mit über 300 Stundenkilometern in Richtung Peking, doch auf halber Strecke wurde er von den Behörden zum Stillstand gezwungen. Die Türen der Bahn blieben geschlossen, ehe die Männer in ihren klinisch-weißen Ganzkörperanzügen herbeieilten. Sie führten insgesamt 211 Passagiere in zentralisierte Quarantänezimmer ab – und das lediglich, weil eine Person zuvor mit einem Infizierten in Kontakt gekommen war.

Zu einem Zeitpunkt, da die Welt dank steigender Impfraten wieder aufsperrt, mögen Szenen wie die vom Donnerstag absurd erscheinen. In China jedoch gehören sie zur „Zero Covid“-Routine: Null Infektionen in den eigenen Landesgrenzen lautet die Zielvorgabe der Regierung. Und diese wird mit immer härteren Maßnahmen durchgesetzt.

Erst zu Beginn der Woche hatten die Behörden nach nur einer Hand voll lokaler Ansteckungen die Provinzhauptstadt Lanzhou im Nordwesten des Landes abgeriegelt. Seither sind die dreieinhalb Millionen Einwohner dazu aufgefordert, ihre Wohnungen nur noch in Notfällen zu verlassen. Für eine Kleinstadt an der südlichen Grenze zu Myanmar ist der Krisenmodus nun schon fast zum Normalzustand geworden: Rund ein halbes dutzend Mal wurde Ruili bereits von der Regierung abgeriegelt.

Seit Monaten dürfen die Bewohner die Stadt nur noch für „essenzielle Reisen“ verlassen. Wer aus anderen Gründen aufbricht, muss sich zuvor für sieben Tage isolieren – trotz Impfung und negativem Test. „Unser Mutterland sollte seine starke Hand reichen, um dem geschundenen Kind zu helfen“, schrieb der ehemalige Vize-Bürgermeister Dai Rongli auf seinem Wechat-Account.

10.000 Touristen gestrandet

Dabei ist die derzeitige Coronawelle in China von den absoluten Zahlen her überaus gering: Pro Tag registrieren die Gesundheitsbehörden nur etwa rund 50 lokale Fälle. Doch da dies 50 Fälle zu viel sind, reagieren die Autoritäten mit allen ihren zur Verfügung stehenden Mitteln.

In der Provinz Innere Mongolei sind laut Medienberichten etwa 10.000 Touristen gestrandet, die nicht mehr weiterreisen können. Ein Mann berichtet mit Bitte um Anonymität, dass er trotz mehrerer Versuche bei seiner Rückreise nach Peking von den Behörden abgewiesen wurde. Der Grund ist geradezu absurd: Sein Ausweis wurde in einem Ort ausgestellt, der derzeit als Hochrisikogebiet klassifiziert wird.

Nichts deutet daraufhin, dass die Radikalität des Anti-Virus-Kampfs nachlassen könnte. Derzeit bauen die Behörden mehrere Quarantäne-Zentren mit Tausenden Zimmern, in denen die Einreisenden aus dem Ausland mindestens 14 Tage lang untergebracht werden müssen.

Während dieser Zeit liefert man sich den Autoritäten vollständig aus: Ein Deutscher wurde wenige Tage nach seiner Ankunft positiv getestet und pendelte daraufhin zweieinhalb Monate zwischen Krankenhaus und Quarantänehotel. Sämtliche Versuche, den Kranken auf eigenen Wunsch in die Heimat auszufliegen, scheiterten daran, dass die Behörden den Transport vom Spital zum Flughafen nicht genehmigten.

Olympische Winterspiele in Peking

Im letzten Jahr hatten viele Staaten in Asien und im Pazifikraum die „Zero Covid“-Strategie zumindest anvisiert. Doch im Zuge der hochinfektiösen Deltavariante und vor allem der gestiegenen Impfraten haben fast alle Länder ihre epidemiologischen Maßnahmen mittlerweile gelockert. Neben Nordkorea ist China die letzte Bastion, in der eine absolut virusfreie Zone aufrechterhalten werden soll.

Das hat auch politische Gründe: Im Februar finden die Olympischen Winterspiele in Peking statt und im darauf folgenden Herbst wird Xi Jinping als erster chinesischer Machthaber seit Mao Tsetung eine dritte Amtsperiode antreten. Beide Ereignisse genießen derart hohe Priorität, dass kein Infektionsausbruch für Unruhe sorgen soll. Dass gleichzeitig auch der Reiseverkehr mit dem Ausland auf ein Minimum reduziert ist, wird von Peking ebenfalls als willkommener Nebeneffekt betrachtet.

Vor allem aber hat Chinas Staatsführung nach wie vor keine ausländischen Vakzine zugelassen. Die eigenen Impfstoffe werden zwar in einem Rekordtempo verabreicht, erzielen aber angesichts der Deltavariante nur mäßige Ergebnisse. Hinzu kommt die psychologische Angst vor dem Virus, die innerhalb der Bevölkerung riesig ist. Wenn schließlich ganze Städte wegen ein paar Fällen abgeriegelt werden, wird es unglaublich schwer für eine Gesellschaft sein, irgendwann einmal mit dem Virus leben zu lernen.

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33 Kommentare

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  • +++Dabei ist die derzeitige Coronawelle in China von den absoluten Zahlen her überaus gering+++

    China kann Maßnahmen ergreifen, die bei uns völlig utopisch sind, hierzulande haben wir mit Maskenverweigerern welche meist auch Querdenker sind zu tun.

    Doch die strengsten Maßnahmen helfen auf Dauer nicht, da das Virus Mutiert und ansteckender wird und immer wieder eingeschleppt wird, bis irgendwann genügend Menschen geimpft sind. Langfristig hilft nur, so viele Menschen wie möglich zu Impfen und dies auch noch über die nächsten Jahre hinweg.

    Alle Zahlenspiele bringen uns nichts, denn Covid-19 lässt sich davon nicht beeindrucken.

    Lasst euch Impfen, für euch und euren nächsten.

    • @udo123:

      Was könnte denn langfristig und global eine Folge von Covid sein? Dass viele Ältere sterben, dass damit die Lebenserwartung sinkt und wenn man bedenkt, dass die Lebenserwartung hier bei uns in den letzten 40 Jahren um 10 Jahre gestiegen ist und die Rentner dabei sind, die Mehrheit der Bevölkerung zu bilden, wäre das doch auch eine Lösung. Die andere war/ist halt, die Menschen später zu Rentnern zu erklären.



      Ich als selber rentenaltrig fand es doch ganz lieb, dass man nicht gesagt hat, lass die Alten sterben, das entlastet die Rentenkasse und macht wieder Heimplätze frei. Wir hätten ja nach dem Blick nach Bergamo geglaubt, dass die hohe Sterblichkeit einfach in der Natur des Virus liegt. Dass da eh keine Behandlung mehr hilft außer Beten. Wir hätten ein paar Bücher über die Pest, Typhus und Cholera, über Ebola und Dengue usw gelesen und uns an die Aufgabe gemacht, die doch ein jede/r von uns lösen muss, das Zeitliche zu segnen.

    • @udo123:

      Impfen ist bestimmt ein sinnvolles Mittel, aber da es nicht 100% bringt, reicht es nicht zu sagen, Impfen und alles ist gut. Und die nächste Variante ist vielleicht noch weniger geneigt, zum Impfstoff zu passen - das liegt in der Natur des großen Mutationsspieles.

  • Also das muss ich jetzt mal loswerden:

    Ich habe nicht viel Ahnung von China und wenn Darstellungen im Zusammenhang mit Corona wissenschaftlichere Züge annehmen, neigt mein Verstand dazu, ein Nickerchen einzulegen.

    Aber: Ich bin schwer beeindruckt, auf welchem Niveau und wie sachlich die Angelegenheit hier verhandelt wird.

  • Kann mann den Zahlen trauen? ich denke die sind genau so erfunden wie die immer perfekt passenden Wirtschaftszahlen.

    • @Münchner:

      Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Frage ist - trauen würde ich offiziellen Zahlen eher selten (nicht nur, wenn es um China geht). Vielleicht ist es zielführender darüber nachzudenken, inwieweit Zahlen manipulierbar sind. Um beim konkreten Beispiel zu bleiben: China ist ja nicht Nordkorea, d.h. es ist nicht völlig abgeriegelt: trotz der Reisebeschränkungen sind noch westliche Journalisten im Land und natürlich haben Chinesen berufliche und persönliche Kontakte ins Ausland; die Wahrscheinlichkeit, dass China es langfristig geheim halten könnte, wenn signifikant mehr Menschen erkranken und sterben oder die Epidemie völlig außer Kontrolle gerät, ist eher gering. Diese Überlegung lässt sich übrigens auf viele andere Fälle übertragen: offizielle Darstellungen können sich nicht beliebig weit von der Realität entfernen - zumindest nicht, ohne nachweisbar falsch zu sein.

  • Sie schreiben es ja selbst dann im Kommentar:



    "Was passiert, und das ist sicher auch der Fall in Chengdu: Sobald sich jemand infiziert hat, werden einzelne Compounds - mit immerhin zehntausenden Einwohnern - abgeriegelt."



    vll sollte man auch im Text, statt mit Superlativen um sich zu werfen, darauf hinweisen, mit wie viel weniger Maßnahmen im Ganzen die Bevölkerung wegen dieser lokal raschen und konsequenten Reaktionen auskommen kann. Und das meist ohne die Angst mit der die, die das Virus verstehen, sich hier durchaus auch geimpft noch in der Öffentlichkeit bewegen müssen. Wenn man will kann man Chinas Politik hier sicher "radikal" nennen, denn sie geht dem Problem an die Wurzel. Aber dann sollte man vll auch den Gegenbegriff "extrem" auf die Politik des massenhaft akzeptierten Todes anwenden, die die meisten westlichen Staaten auszeichnet.

    • @sh:

      Guten Abend



      Sie irren sich aus meiner Sicht gründlich, wenn Sie schreiben, Chinas Politik packe das Problem an der Wurzel.



      Die Maßnahmen, die hier beschrieben wurden, haben mit einer Problemlösung rein gar nichts zu tun, sie verschleppen das Problem nur.



      Niemand kann ein Virus, welches so leicht übertragbar ist und dabei in der Mehrzahl der Fälle wenig Symptome macht, dauerhaft an der Ausbreitung hindern. Das haben bei uns ja inzwischen auch die meisten begriffen, von NO COVID redet hier glücklicherweise fast keiner mehr.



      Die Lösung ist Immunität -sei es durch Impfung oder durch natürliche Infektion. Das man alles tun muß, um Infektionen bei älteren oder sonstwie gefährdeten zu vermeiden, ist dabei selbstverständlich.

    • @sh:

      Hamburg 1,95 Mio. Einwohner > 1.820 Tote

      NRW 17,9 Mio. Einwohner > 18.221 Tote

      China 1.400 Mio. Einwohner > 4.636 Tote

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @jeggert:

        Ich lach mich schlapp. Sie glauben der chinesischen Propaganda?

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Der war wirklich gut. Einen chinesischen KP-Funktionär würde ich noch nicht einmal nach der Uhrzeit fragen, wenn ich einen wichtigen Termin hätte.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Ich verweise gerne auf das, was ich schon in einem anderen Beitrag erklärt habe: es geht nicht darum, der chinesischen Regierung blind zu glauben, sondern um die Frage, inwieweit Zahlen manipulierbar sind. China ist ja trotz der gegenwärtigen Reisebeschränkungen keine Black Box, aus der nichts nach draußen dringt (zumal, wie der Artikel hier ja beweist, weiterhin internationale Presse im Land ist). Eine außer Kontrolle geratene Epidemie liesse sich nicht geheimhalten. Auch wenn das einige westliche Egos kränkt: Chinas Seuchenbekämpfung war einfach effizienter.

          • @O.F.:

            Die Zahlen können ganz legal fast beliebig verändert und ausgelegt werden. Wenn ein Staat wenig Coronatote will, dann rechnet er einfach alle heraus die schwere Vorerkrankungen hatten, oder das Durchschnittssterbealter überschritten haben. Und dann noch die, welche die Infektion überstanden haben aber möglicherweise doch an Langzeitfolgen verstorben sind. Schon hat man 90% weniger Tote. Und genau das Gegenteil kann man machen wenn man hohe Zahlen will, dann rechnte man einfach jeden verstorbenen, der einen positiven Test hat zu den Coronatoten, egal woran er verstorben ist. Es braucht keine geheimgehaltene Verschwörung, sondern nur eine Antweisung wie zu zählen ist und das darf jedes Land für sich festlegen.

          • @O.F.:

            Die Internationalen Beobachter gehen von ungefähr 10-20x höheren Zahlen aus was die Coronatoten angeht. Aber selbst mit 100.000 Toten steht China sehr gut im Internationalen Vergleich da. Einfach weil alles dicht gemacht wurde und hart durchgegriffen.



            Dazu kommt die Kultur in der es normal ist eine Atemmaske zu tragen.

            Allerdings führt das immer wieder zur Lähmung in der Wirtschaft und China muss eine neue Balance finden, zwischen Lockdown und Wirtschaftlichkeit.

            Viel Schlimmer ist ein Land wie Russland: wo die Zahlen künstlich kleingerechnet werden, ein nur mittelmäßiger Impftstoff zur Verfügung steht und es kaum Eindämmungsmaßnahmen gibt und die Kultur gegen Masken ist.

            Winter is comming, man mag hoffen das jedes Land eine valide Strategie hat.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @sh:

      Das alles machen die Kommunisten nicht aus Menschenliebe. Würde mich nicht wundern, wenn es in Dörfern ruppiger zugeht.



      Das Übel an der Wurzel packen hieße zuzugeben, das der eigene Impfstoff nicht das Gelbe vom Ei ist und man welchen importieren muß

  • Diesen ganzen Ärger hat China nur deswegen, weil Spahn und seine europischen Kollegen dem Ausbruch im Januar 2020 tatlos zugeschaut haben - bzw. im Fall Spahn wegen parteipolitischen Überlegungen weggeschaut haben - und weil dies den Ausbruch auf der ganzen Welt und dadurch Einschleppungen in China zur Folge hatte.

    Die Quarantäne für 211 Zug-Mitreisende einer Kontaktperson mag nach viel klingen, wenn man das aber mit 50 Infizierten am Tag im ganzen Land multipliziert, bleiben die Einschränkungen überschaubar.

    Allerdings wird es mit dem Winter schwieriger, und mit den olympischen Spielen hat sich Peking eine üble Laus ins Fell gesetzt, die es eigentlich nur loswerden kann, wenn es den ganzen Olypiazirkus als Blase behandelt und wirklich niemenden die Grenze zwischen der olympischen Blase und dem nicht infizierten Rest des Landes überschreiten lässt. Dazu gehört dann auch ein nur für Olympia reservierter Flughafen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @meerwind7:

      Einschleppungen in China? Das klingt ein wenig so, als hätte China die Sache unter Kontrolle gehabt.



      Da haben die Bilder aus Wuhan mit den Leichensäcken im Krankenhausflur aber ein anderes Bild vermittelt.



      Wir haben das Virus nicht zuerst gehabt.

  • Die Sätze zu den "chinesischen Impfungen" entsprechen nicht ganz der Realität und weisen darauf hin, dass es einen Impfnationalismus auch in westlichen Ländern gibt, der bis in die taz hineinreicht. Was sind die Fakten? Bei Impfung eines großen Teiles ihrer Bevölkerungen fahren Länder mit den chinesischen Impfstoffen sehr gut. Das betrifft z.B. Chile, Uruguay, Kambodscha. Es gab anfangs durchaus ein wenig höhnische Berichte in diversen westlichen Medien, weil Fallzahlen trotz Impfung in Chile zunahmen. Das lag daran, dass alles sehr schnell geöffnet wurde und durch Massentourismus auch die brasilianische Variante eingeschleppt wurde. Die direkten Vergleiche geimpft versus nicht geimpft zeigten aber immer gute Schutzwirkungen bezüglich aller Parameter nach Abschluss der Doppelimpfung. Bei konsequenter Fortsetzung der Impfkampagne nahmen die Zahlen immer mehr ab. In Kambodscha, wo ich lebe, haben wir über 99 % der Erwachsenen geimpft, nahezu 100% der Kinder zwischen 6 - 11 Jahren, ca. 90 Prozent der Kinder zwischen 12 - 17 Jahren. Zudem haben knapp 20% der erwachsenen Bevölkerung bereits die Booster-Impfung erhalten. Alle werden sie erhalten. Ungefähr 80 % der Impfstoffe sind aus China (Sinovac, aber auch Sinopharm), der Rest ist Astrazeneca und Johnson&Johnson. Bei schnellem Fortschreiten der Impfkampagne beobachteten wir eine Schließung riesiger provisorischer Krankenhäuser, in denen zuvor tausende Menschen waren, immer weniger Menschen kannten jemanden, der selbst an Covid erkrankt war. Aktuell haben wir heute 111 Fälle, von denen 17 importiert waren. Die Totenzahlen haben ebenso stark abgenommen, wobei z.B. von 7 Toten heute 5 nicht geimpft waren, dies bei der enormen Impfrate. Weit entfernt von Europa, aber auch vom Nachbarn Thailand, der eine bei weitem geringere Impfrate hat. Mein Bilanz: Wir sollten in dieser Pandemie den Impfnationalismus endlich überwinden. Booster brauchen auch die westlichen Impfstoffe.

    • @PolitDiscussion:

      Die Wirksamkeit der chinesischen Impfstoffe ist mies und recht kurzfristig. Quelle: die chinesischen Hersteller selbst.

      • @Wombat:

        Da hast Du sehr ungenau gelesen. Es wurde (übrigens las ich das in den Wirksamkeitsstudien von Anfang an) ausgeführt, dass die Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen geringer ist als die der mRNA Impfstoffe und die Diskussion war, wie man dem gegen Kombination entgegenwirken kann. Genau diese Kombinations-Diskussion haben wir nun auch in den USA. Die geringere Wirksamkeit gegen symptomatische Infektionen wird verwechselt mit einer nicht gegebenen Werthaltigkeit. Da werden die statistischen Befunde nicht richtig bewertet. Die WHO hat die Impfstoffe mit sehr gutem Grund zugelassen, nämlich weil sie einen dramatischen unterschied machen, wenn sie angewandt werden. Das kann man auch beobachten in mehreren Ländern, von denen einige zuvor in westlichen Medien voreilig als Misserfolg bewertet wurden: Chile, Uruguay, Seychellen und auch massiv in Kambodscha. Singapore hat 80 % der Bevölkerung geimpft, weitgehend mit mRNA Impfstoffen, sie haben jetzt riesige Ausbrüche. Das kann bei allen Impfstoffen passieren.

        • @PolitDiscussion:

          Hallo



          Sie werfen anderen Kommentatoren vor, die statistischen Befunde nicht richtig zu interpretieren, benutzen aber selber in dem Zusammenhang den Begriff "Werthaltigkeit", der mit Statistik und der Bewertung von Medikamenten wirklich gar nichts zu tun hat.



          Was meinen Sie bloß damit?

    • Fabian Kretschmer , des Artikels, Korrespondent in Südkorea
      @PolitDiscussion:

      Dass die chinesischen Impfstoffe angesichts Delta nur "mäßige" Ergebnisse erzielen, ist vielleicht in der Nuancierung etwas harsch formuliert. Natürlich erfüllen sie sofern ihren Zweck, dass sie schwere Verläufe mindern etc. Aber in allen Studien wird deutlich, dass etwa Biontech doch recht deutlich wirksamer ist, und in Bezug auf Delta sogar noch deutlicher. Den Impfnationalismus sehe ich persönlich ganz eindeutig bei der chinesischen Regierung, die ihrer eigenen Bevölkerung ausländische Vakzine vorenthält.

      • @Fabian Kretschmer:

        Da haben Sie die Studien nach meiner Einschätzung nicht ganz richtig gelesen. Mittlerweile ist fraglos klar, dass Biontec bei delta ebenfalls dramatisch abnimmt und schlichtweg Boosterimpfungen erforderlich sein werden. Die Daten aus Chile zeigen eine sehr gute Wirksamkeit der Boosterimpfung bei Sinovac: www.minsal.cl/wp-c...E-REFUERZO_ENG.pdf Die Diskussion ist ohnehin rein akademisch und an den Lebensrealitäten der Menschen in der dritten Welt vorbei: Wer liefert Kambodscha die Kühlgeräte? Wer verhandelt mit Biontec? Wer mit 28000 Fällen pro Tag im eigenen Land dasteht, könnte auch etwas bescheidener sein, wenn es um andere Länder geht. Stellen wir uns vor, es wären proportional zur Bevölkerungsgröße in China genau so viele Menschen gestorben wie in Deutschland, wär kein Spaß oder? Es gab Länder, die wollten die chinesischen Impfstoffe nicht (Vietnam z.B.) und sie haben es bitter büßen müssen, jetzt nehmen sie sie übrigens - Kambodscha hat gerade eine geringe Anzahl dorthin verschenkt. Ihre Anmerkung "China vorenthalte Impfungen" wirkt schon ein wenig bizarr. Anders als in Indien sind in China bereits über 70 % der Bevölkerung geimpft und es gibt dort keinen Mangel an Impfstoff. Sarah Wagenknecht fordert, man müsse den chinesischen Impfstoff unbedingt nach Deutschland bringen, das ist durchaus absurd, weil es genug Impfstoffe gibt. Umgekehrt ist es ebenso. Da sowieso Booster gebraucht werden, fällt die geringere Wirksamkeit der chinesischen Impfstoffe, ebenso wie von Astrazeneca und Johnson & Johnson nicht stark ins Gewicht. Wir freuen uns, dass wir hier "nur" ca 2700 Tote hatten, wir hätten uns sehr gefreut, wenn Deutschland Biontec und Kühlsysteme geliefert hätte, tun sie aber nicht. So konnten wir miterleben, wie durch die Massenimpfung plötzlich überall (auch in der direkten Nachbarschaft) die Krankenzahlen runtergingen und Sterbezahlen auch. Schauen wir mal,. ob Europa erfolgreicher ist.

        • @PolitDiscussion:

          Viel Gerede um Nichts.



          Jede Studie (auch in China) hat bisher gezeigt dass mRNA Impfstoffe wie Modern und Biontech:



          a) Gegen alle Varianten, auch Delta, eine weitaus besseren Schutz bieten als Tot- und Vektorimpfstoffe. Johnson&Johnson ist z.B praktisch unbrauchbar.



          b) Der beste Weg für einen Booster ebenfall mRNA ist.

          Die hat rine gar nicht mit Impfnationalismus zu tun sonder allein mit Wissenschaft,

  • Nicht zu vergessen dass China gerade die Produktion von Biontech im eigenen Land unter Lizenz, abgelehnt hat. Alle Erfahrungen aus Ländern die chinesische Impfstoffe im Einsatz hatten zeigen dass die Kreuzimpfung Sinovac (et.al.) + 1x Biontech einen sehr guten Schutz bietet.



    Lieber riegelt man das Land noch 2 Jahre lang bis die Chinesen den Rest der Welt "vergessen" haben.



    Wer hier kein politischen Kalkül vermutet, dessen Gutherzigkeit sei dem Herrn gelobt

    • @Michael Renper:

      Ich verstehe ja, dass Ihr als deutsche "Patrioten" gerne einen Impfstoff seht, der in Deutschland entwickelt wurde. Nein, aber nun ganz im Ernst: Ich finde es viel wichtiger, Menschenleben zu retten und genau dies kann und tut der Sinovac und Sinopharm Impfstoff weltweit und in großem Ausmaß. Wissenschaftlich ist das unstrittig. Wenn Ihr jetzt ganz Kambodscha (z.B.) die drei Impfungen, die erforderlich sind, geliefert hättet, dann wäre das ja etwas anderes. Habt Ihr aber nicht getan. In einer Pandemie sollten wir nicht auf wirksamen Impfstoffen rumhacken, sondern Impfsolidarität zeigen. Zudem sollten wir in reichen Ländern die Fälle massiv eingrenzen, damit sie nicht erneut in andere Länder kommen, die weniger Ressourcen haben. Stellt Euch vor, China hätte es so laufen lassen wie wir im Westen, das hätte auf ganz Asien und die Welt katastrophale Effekte gehabt und bei der Bevölkerungsgröße wahrscheinlich auch neue Varianten. Ein bisschen bescheiden sein, wenn man selbst im Glashaus sitzt.

  • Ich lebe in Chengdu. Wir hatten hier zwar Fälle, angeblich auch Delta, aber abgeriegelt waren wir nie, nicht mal Stadtteile. Wir hatten keine Ausgangssperre, keine Maskenpflicht (außer im ÖPNV), keine Impfpflicht, keine Testpflicht. Beim Betreten mancher Einrichtungen muss man die App der Stadt vorzeigen, aber die ist eh immer grün.

    Dass ausländische Impfstoffe nicht zugelassen seien, hat mich sehr verwundert. Viele Bekannte von mir sind mit westlichen Impfstoffen geimpft, aber für die muss man selbst zahlen. Es gibt hier auch keine große Kampagne, dass man sich impfen lassen soll, und auch keine Impfpflicht durch die Hintertür.

    Ich bin mir ob des Wahrheitsgehaltes dieses Artikels nicht ganz sicher. Fest steht, die Dinge werden in unterschiedlichen Teilen des Landes unterschiedlich gehandhabt. In Xinjiang, wo ich neulich meine Schwiegereltern besuchte, gibt es z.B. eine Testpflicht - jede Woche.

    • @Endgegner:

      nicht korrekt.

      Siedlungen in Chengdu wurden dort abgeriegelt,



      nur die Leute die dort wohnten durften noch rein, die haben die Siedlungen eingezaeunt , man konnte nur ueber Kontrollpunkte rein , dabei wurde nach irgendeiner Karte gefragt, aber nicht nach einen qr code.



      Manchmal konnte ich mich allerdings reinreden dann habe ich gesagt ich moechte drinnern was kaufen,- in den Nebenstrassen gibt es manchmal billige Lebensmittelgeschaefte und Restaurants.



      Nach ca 6-8 Wochen sind die Kontrollpunkte dann verschwunden, --deutlich vor Guangzhou wo man sich noch Monate mit denen rumaergern musste ,



      Im Gegensatz zu Chengdu wurde in GZ nach dem scheiss wechat qr code gefragt...nicht jedoch in Chengdu(im Bus Temperatur messen fertig)... den wechat code habe ich bis heute nicht.



      Ich konnte immer Fluege und Zugreisen ohne qr code und visa antreten (sich auf einen Zettel einschreiben , fertig)

      Es ist alles nicht wirklich streng und die Chinesen sind ja nach ihren naturell auch keine Nazis.

      Maskenpflicht?... China, jeder macht was er will.



      Doch



      man wird ueberall in China nirgendwo mehr reingelassen wenn man keine Maske traegt.



      ...OK ich war auf einer Weinmesse und schon am Nachmittag haben 80% der Leute keine Maske mehr getragen, in Bars und Clubs sieht es genauso aus , die halten sich nicht an die Regeln. Bei Grossveranstaltungen in Innenraumen gibt es viele Menschen die die Maske unter dem Kinn tragen

      ES GIBT IN CHINA KEINE GELDSTRAFE ohne Maske rumzulaufen

      Interessant ist wenn die Leute aufgefordert werden sich testen zu lassen , dann stehen sie Nachts um 12 in kilometerlangen Schlangen

      Von als der Wuhan Lockdown begann konnte ich in Chengdu jeden Tag rausgehen, in den Supermarkt ,anfangs konnte ich auch noch in meinen Lieblingsrestaurant essen, doch dann bald haben die die Rollade des Ladens nur noch 3/4tel aufgehabt , die Betreiber waren anwesend, -die Regierung hatte Restaurantbesuche untersagt und implementierung war wohl etwas verzoegert worden.

      • @kris schoeppe:

        Hmmm günstige Lebensmittel in China? Noch nie gesehen..du kommst dir vor wie im falschen Film wenn du in einen Supermarkt gehst - alles 3-4x so teuer wie in D. Besonders die lokalen wie Lianhua sind teuer….

        Einkaufen ist China ist eine Wissenschaft wenn es günstig sein soll.

    • Fabian Kretschmer , des Artikels, Korrespondent in Südkorea
      @Endgegner:

      Danke für die Eindrücke. Chengdu scheint vergleichsweise relaxt zu sein, das überrascht mich gar nicht mal so sehr. Hier in Peking ist man seit Beginn der Pandemie besonders nervös, da politisches Zentrum. Aber auch hier gab es nie einen stadtweiten Lockdown. Was passiert, und das ist sicher auch der Fall in Chengdu: Sobald sich jemand infiziert hat, werden einzelne Compounds - mit immerhin zehntausenden Einwohnern - abgeriegelt.



      Zu den Punkten: Wer sich ausländische Vakzine holt, der tut dies meines Wissens auf dem Schwarzmarkt. Offiziell zugelassen sind die nicht.



      Es gibt kein Impfpflicht, das schreibe ich ja auch nicht im Artikel. In vielen Teilen des Landes gibt es einen recht hohen sozialen Druck, sich impfen zu lassen, aber keine Pflicht.



      Was soll denn genau mit dem Wahrheitsgehalt des Artikels nicht stimmen? Auch wenn die Formulierung wahrscheinlich eher unbedacht gewählt wurde, wäre dies doch tatsächlich eine ziemlich krasse Anschuldigung. Ich kann von meiner Seite aus sagen, dass ich alle Informationen - selbstverständlich und wie bei jedem Artikel - nach bestem Ermessen überprüft und recherchiert habe.

      • @Fabian Kretschmer:

        Ein kleiner Nachtrag noch, weil mich das als Sinologe mit Rechtsschwerpunkt doch stark verwundert hat: Was Peking offiziell zulässt, bestimmt, verbietet und was nicht, ist in vielen anderen Teilen des Landes quasi vollkommen egal. Ich meine offiziell-inoffiziell egal. Man sagt nicht, das es egal sei, aber tut doch etwas völlig anderes. Manchmal kommt Druck aus Peking und die lokalen Kräfte müssen parieren, das lässt i.d.R. aber sehr schnell wieder nach.

        Das ist für Deutsche schwer vorstellbar, aber hier in Chengdu z.B. wird laufend das Recht gebrochen, einfach um es den Leuten etwas leichter zu machen - und den Beamten auch. Das Vorurteil sagt, Sichuanesen seien faul. Aber auch anderswo gilt immer erstmal die lokale Handhabe, zumindest nach meiner Erfahrung.

        Peking hat wesentlich weniger Macht in China, als wir so allgemein annehmen. Das ist auch die Quelle der meisten deutschen Fehleinschätzungen über China. Wie gesagt, oder ich liege komplett falsch und bin irgendwie dumm oder so. Einen lieben Gruß nach Peking.

      • @Fabian Kretschmer:

        Sorry für die späte Antwort. Ich dachte, der Kommentar würde nicht veröffentlicht. Nach Durchsicht der anderen Antworten bin ich mir meiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr sicher. Was die Anderen schreiben deckt sich einfach überhaupt nicht mit dem, was ich sehe, höre und erlebe.

        Vielleicht liege ich komplett falsch. Keine Ahnung. Peking ist mir immer wie eine Art Insel vorgekommen, völlig entfremdet vom Rest des Landes mit zu viel Staat, zu wenig Spaß und viel zu vielen Westlern. Vielleicht liegt da der Hund begraben. Ich wollte jedenfalls nie irgendeinen Vorsatz unterstellen.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Fabian Kretschmer:

        In der DDR gab es auch keine Wahlpflicht. Wenn sie schreiben "hoher sozialer Druck" klingt das niedlich.



        In der DDR würde man nicht mehr befördert, verlor seinen Arbeitsplatz etc, wenn man nicht zur Wahl ging.



        Das dürfte in China nicht anders, nur schlimmer sein. Eine stützende alternative Gemeinschaft wie damals in der DDR dürfte es nicht geben vermute ich Mal.