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China-Strategie von BASFVolles Risiko

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist derzeit im Innern im Einsatz und besucht den BASF-Konzern. Das ist dennoch von geopolitischer Relevanz.

BASF-Forschung für die Elektromobilität Foto: BASF

E s mutet etwas wie eine umgekehrte Arbeitsteilung an: Während Wirtschaftsminister Robert Habeck auf Weltreise nach Indien geht, besucht Außenministerin Annalena Baerbock deutsche Unternehmen. Bei beiden geht es im Kern um dasselbe – die Umsetzung der China-Strategie der Bundesregierung.

Während Habeck auf dem Subkontinent für neue, nicht­chinesische Handelspartner wirbt, versucht Baerbock, hiesigen Konzernen das Anliegen der Ampelkoalition näherzubringen. Laut Habeck werden die Gespräche in Indien schwierig werden. Das aber heißt nicht, dass Baer­bock am Mittwoch einen entspannteren Job hatte.

Ihre Deutschlandreise führte die Außenministerin zur Zentrale des Chemieriesen BASF. Dort hält man nicht viel von der Idee, sich unabhängiger von China zu machen. Stattdessen will man dort expandieren. BASF baut derzeit einen neuen Standort in China und will dafür 10 Milliarden Euro investieren. Statt auf „De-risking“ setzt der Konzern also auf Risiko.

Dabei ist für die Bundesregierung die Investitionsentscheidung von BASF nicht nur ein Problem, weil sie die eigenen außenpolitischen Ambitionen konterkariert. Sie wirft auch die Frage auf, was passiert, sollten tatsächlich doch mal wegen politischer Verwerfungen die wirtschaftlichen Beziehungen zu China gekappt werden.

Trotzdem nicht vorsichtig

Die Bundesregierung will vermeiden, dass sie notfalls mit Steuermitteln einspringen muss. Uniper lässt grüßen. Erst vergangenes Jahr musste der Gaskonzern mit staatlichen Milliarden gerettet werden, weil er im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in Schieflage geriet.

Geopolitik hat jetzt schon Auswirkungen auf hiesige Konzerne. Das spürte auch BASF bereits. Der Konzern musste wegen des Russlandgeschäftes seiner Tochter Wintershall Dea 7,3 Mil­liarden Euro abschreiben.

Vorsichtiger in seinem China-Geschäft macht ihn das trotzdem nicht. Schließlich lockt das Reich der Mitte hiesige Konzerne nicht nur mit seinen Waren, sondern auch mit seinem riesigen Absatzmarkt. Die Ampel wird also noch einige Anstrengungen unternehmen müssen, um der deutschen Wirtschaft ihre China-Strategie beizubringen.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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9 Kommentare

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  • "Unsere Bürokratie hat einen großen Teil Verantwortung daran. Beispiel Finanzamt/Elster ... wer denkt sich so etwas aus: > kaufen ein Computerverwaltungsprogramm - vermutlich zu Wahnsinnskosten - streichen alle Personalstellen in den Ämtern und wehe, du als kleiner Gewerbler hast ein kleines Unternehmen, dessen Format nicht ins Schema paßt !"

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    Das Problem sitzt viel tiefer. Es gibt auch für die allgemeine Verwaltung in den Kommunen keine einheitliche Software. Die wird für jede Verwaltung auf Bestellung frisch geschrieben. Oft werden die Programmierbuden extra dafür gegründet und nach ein paar Monaten, wenn klar ist, dass die Software läuft, wieder liquidiert. Es gibt dann auch keine Updates mehr. Wenn´s bei der Migration von Win 7 auf 10 nicht mehr läuft hat die Verwaltung Pech gehabt.

    Und da aufzuräumen, das traut sich keiner. Blickt ja auf Bundesland-Ebene schon keiner mehr durch wer was benutzt. Und auf IT-Security-Ebene dasselbe Spiel. Jede Kommune regelt es anders, und wenn dann innerhalb der Kommune der IT`ler geht weiß mangels Dokumentation niemand mehr was da los ist. Was dann so endet wie in Potsdam, wo ne Firewall 65 000 Regeln hatte und keiner mehr wusste weshalb die Regeln gebaut wurden, ob die noch aktuell sind und was sie bewirken.

    www.golem.de/news/...s-2307-175306.html

    Fazit: Schon allein auf Verwaltungsebene bis runter auf die Kommune hat dieses Land fertig. Hoffnungslos.

  • Die Großen sind VIEL abhängiger, wenn die Märkte schrumpfen und selbst China hat ein großen Nachfrageproblem, weil seine Kunden ärmer werden, im Inland, weil es aufgrund von Arbeitslosigkeit zu wenig Nachfrage gibt und im Ausland, weil viele 'Kunden' die Kosten für ihre Importe nicht mehr realisieren können. Völlig absurd wird das Ganze, wenn BASF für seine größten Investitionen, die den eigenen Marktwert zu Hause überschreiten, auch noch Staatsgarantien von Habeck fordert, der ja noch die Staatsgarantien aus dem Russland-Deal der BASF-Tochter Wintershall nausgleichen muss. Es wird nicht nur spannend, sondern krachend.

    • @Dietmar Rauter:

      Sicherlich. Die wirtschaftlichen Großkatastrophen folgen denen in mittleren und kleinen Unternehmen.



      Dabei habe ich einiges Verständnis für Unternehmen, die weg möchten von deutscher Bürokratie. Unser Land lebt längst vom Eingemachten. (DB) Der Kollaps ist meiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich, wenn nicht unausweichlich bei dieser zögerlichen Politik. Regieren in guten Zeiten ist kein Problem. Dummerweise sind wir in Deutschland überhaupt nicht mehr fähig, auf weltwirtschaftliche Ereignisse gesamtflexibel zu reagieren. Unsere Bürokratie hat einen großen Teil Verantwortung daran. Beispiel Finanzamt/Elster ... wer denkt sich so etwas aus: > kaufen ein Computerverwaltungsprogramm - vermutlich zu Wahnsinnskosten - streichen alle Personalstellen in den Ämtern und wehe, du als kleiner Gewerbler hast ein kleines Unternehmen, dessen Format nicht ins Schema paßt ! Insbesondere, wenn man dann noch Formular-Legastheniker ist wie ich. Das würde mich eh mal interessieren, ob außer mir noch mehr Leute wie "der Ochs vor dem Berg" stehen beim Elster. Ich bekam jedesmal Ausschläge, wenn ich die Farben nur schon gesehen habe ...

  • Solange die Energiefrage nicht geklärt ist wird Berlin nichts klären können. Subventionen nach Berliner Art, die von Jetzt auf Gleich abgeschafft werden können, schaffen auch keine dauerhafte Sicherheit für Unternehmen.

    BASF braucht langfristige Planungssicherheiten, die es im "neuen" Deutschland nicht mehr gibt. Da wählt man das kleinere Übel und flüchtet nach China...oder USA.

    • @SeppW:

      Planungssicherheit klingt ja ganz fantastisch. Nur gibt es dort eben keine Existenzsicherheit. Das wirtschaften dort kann ganz schnell vorbei sein (siehe auch : Russland/Danone/Kadyrov)



      Planen kann man einiges, aber was endlich davon umgesetzt wird/werden kann, ist abhängig von Xi's Willen.

      • @Zebulon:

        Wenn die Unternehmen Xi mehr Stabilität zutrauen als Berlin...sollte man sich da nicht mal ein paar Gedanken machen ? Also nicht in den Vorständen der Unternehmen, sondern im Reichstag.

  • BASF, ehemals IG Farben, hat mit Giftgas im WWI (Phosgen) und II (Zyklon-B)"geglänzt". Außerdem war Nothstream ein mehr oder weniger 100% Projekt von BASF, trotz aller Warnungen. Die CN Strategie passt also ins Gesamtbild.

  • "sollten tatsächlich doch mal wegen politischer Verwerfungen die wirtschaftlichen Beziehungen zu China gekappt werden."

    Was ist das die Vorbereitung auf nächste Eskalation auf Anweisung aus Washington?

    Es geht hier nicht um Menschenrechte oder Umwelt, wir haben ja keine Probleme mit den Diktaturen im Nahen Osten, den Auswirkungen des Lithiumabbaus in Südamerika, oder den Folgen des Frackings in den USA. Es ist uns nur nicht von anderer Stelle verboten worden, das ist alles.

    China ist der zentrale Wirtschaftspartner, ob wir das nun wollen oder nicht, das betrifft auch die alternative Energieerzeugung. Wo kommen denn die PA und WKA Komponenten her, wo sind die "grünen" Jobs. Die sind in China, weil Wirtschaft, Politik und Kunden das so wollen, es soll doch billig sein.

    Wenn die Grünen nicht wählbar werden wollen, ist das ein sicherer Weg.

    • @Octarine:

      "Wo kommen denn die PA und WKA Komponenten her, wo sind die "grünen" Jobs. Die sind in China, weil Wirtschaft, Politik und Kunden das so wollen, es soll doch billig sein."

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      Es muss (!) billig sein. Sonst guckt der Endkunde mangels Fähigkeit den aufgerufenen Preis zahlen zu können in die Röhre. Ein Niedriglohn-Land kann halt nur Niedrigpreise bezahlen.