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Brand auf Frachtschiff in der NordseeViel mehr E-Autos an Bord

Neue Zahlen lenken den Blick auf den Seetransport elektrischer Autos. Das Schiff „Fremantle Highway“ kann immer noch nicht geborgen werden.

498 der insgesamt 3.783 Fahrzeuge sind E-Autos, berennender Autotransporter am 26. Juli Foto: ANP/imago

Amsterdam taz | Auch am dritten Tag hält der Brand auf dem Auto-Transportschiff „Fremantle Highway“ an. Der Frachter treibt inzwischen 17 Kilometer nördlich der niederländischen Watteninsel Terschelling, meldete die Küstenwache am Freitagmorgen. Ein Schlepper unterhält eine Notfall-Verbindung zur Fremantle Highway, zwei weitere sowie ein Bergungsschiff und eines zur Ölbekämpfung sind vor Ort. Die Lage des Frachters sei stabil, heißt es in einem Bericht der Küstenwache, für einen Bergungsversuch aber noch zu unsicher.

Unterdessen gab die japanische Reederei K-Line am Freitag bekannt, die Anzahl elektrischer Autos an Bord sei deutlich höher als zunächst angenommen. Demnach handelt es sich um 498 der insgesamt 3.783 Fahrzeuge. K-Line erklärte gegenüber der niederländischen Presseagentur ANP, man wisse nicht, woher die zuvor kursierende Anzahl von 25 E-Autos stamme. Die nun publizierte Zahl solle dazu dienen, Spekulationen zu beenden. Bislang habe man sich dazu nicht geäußert, weil es sich um Betriebsgeheimnisse von Fabrikanten handele.

Die Küstenwache reagierte mit einem neuen Bericht: Sie habe sich zuvor auf die erste verfügbare Ladeliste des Schiffes bezogen. Aktuell wolle man keine Anzahl offiziell bestätigen. Wegen der stark erschwerten Löschbedingungen bei elektrischen Autos könne der Brand noch „Tage oder Wochen“ dauern. Laut Rijkswaterstaat, der niederländischen Behörde für Straßen und Wasserwege, ist eine zeitliche Einschätzung, wann ein Bergungsversuch unternommen werden könne, „schwierig“.

Für den Brandschutz-Ingenieur Ynso Suurenbroek, dessen Betrieb sich unter anderem auf Brandgefahren in Industrie und erneuerbarer Energie spezialisiert, macht die viel höhere Anzahl an E-Autos einen erheblichen Unterschied. Zugleich könne schon ein einzelnes Fahrzeug einen entsprechenden Brand auslösen. „Die Batterie ist wasserdicht, da kommt man mit Löschmittel normalerweise nicht gegen an. Dazu entsteht bei einem solchen Brand soviel Hitze, dass umstehende Autos leicht auch Feuer fangen können“, so Suurenbroek zur taz.

Reedereien wollen neue Regeln für E-Auto-Transport

Wegen der speziellen Problematik beim Löschen von Lithium-Batterien drängen Redereien schon länger auf strengere Regeln beim Transport elektrischer Fahrzeuge. Hinzu kommt, wie Suurenbroek betont, auch die besondere räumliche Konstellation auf einem Schiff. „Wie bei einem Parkhaus ist es eine statistische Tatsache, dass dort irgendwann Feuer ausbrechen wird. Schon bei konventionellen Autos kann das zu großen Problemen führen. Schiffe sind geschlossene Räume: eine sehr unversöhnliche Umgebung. Dass ein Brand sich ausweitet, ist nicht zu verhindern. Er wütet weiter, solange es Brennstoff gibt.“

Im Fall der Fremantle Highway sind noch immer alle Szenarien möglich – auch ein Sinken des Schiffs, was die Bergungsdienste seit drei Tagen zu verhindern versuchen. Laut Brandexperte Suurenbroek besteht die Gefahr, dass das Feuer auf Dauer auch die Konstruktion der Schiffswand beschädigt. „Wenn ein solches Schiff sinkt, bedeutet das Umweltschäden bis in alle Ewigkeit.“

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11 Kommentare

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  • Puh... Die Forderung E-Autos im Schiffverkehr anders zu sichern, liegt nahe. Auch wenn das E-Auto nicht die Brandursache ist, ist es schwieriger zu löschen, wenn es mal brennt.

    Zum anderen Thema: Angst vor brennenden E-Autos. Je nach Statistik brennt ein E-Auto 25-60x so selten wie ein Verbrenner. Liegt auch auf der Hand: Benzin brennt bei einem Funken, so dass ein kleines Leck genügt. Ein E-Auto brennt am ehesten bei einem schweren Unfall. Der Verbrenner brennt gerne mal nach dem abstellen, wenn Benzin auf ein heißes Motorteil/Kat tropft. An Land (auch in Tiefgaragen) gibt es ausreichend Möglichkeiten, ein deutlich seltener brennendes E-Auto zu löschen, wenn es auch andere technische Voraussetzungen hat. Mit zunehmenden E-Autos muss die Feuerwehr anders geschult und ggf. ausgerüstet werden, auch dies liegt auf der Hand.

    PS: Ein gutes Indiz sind doch immer Versicherungen: Ein E-Auto zu versichern, ist nicht teurer als ein Verbrenner. Bei mir war es sogar umgekehrt: E-Auto deutlich günstiger. Und Versicherungen wissen bekanntermaßen, wo die meisten Schäden entstehen.

  • "Schon bei konventionellen Autos kann das zu großen Problemen führen. Schiffe sind geschlossene Räume: eine sehr unversöhnliche Umgebung. Dass ein Brand sich ausweitet, ist nicht zu verhindern. Er wütet weiter, solange es Brennstoff gibt."

    Stimmt doch nicht ganz. Eine Löschmethode ist. den geschlossenen Raum mit CO2 zu fluten. das ist schwerer als Luft und verdrängt diiese so dass ein normaler Brand erlischt. Die Lithium Batterien brennen alerdings ohne Sauerstoff, so dass eine Löshcung mit CO2 nicht möglich ist. Die brennen auch wesentlich heisser )mehrere tausend Grad) als ein Benzin- oder Dieselfeuer. Und, die verbrenner haben normalerweise einen leeren tank so dass "nur" das Auto selbst brennt. Ergo, die E-Autos sind deutlich gefährlicher im Brandfall

  • Vor mindestens sechs Jahren war „der Fall“ schon klar:

    youtu.be/UhdFQFBLd5M



    youtu.be/W4J5bWv2-QY



    youtu.be/_4DSEXJFLtc

    Danach muss kein Experte sein, um den Brand der „Fremantle Highway“ zu beurteilen. Es ist eine schier unbeherrschbare Katastrophe!

    Dass seit Jahren die Schiffahrt ohne besondere Vorkehrungen die Dinger transportiert ist Wahnsinn genug. Man musste unbedingt damit rechnen, dass soetwas passiert!

    Hochgiftiges Zeug, diese Karrossen. Was tut man nicht alles „für die Umwelt“…



    Einfach unfassbar!

  • In den letzten beiden Jahren wurden nicht brennbare Akkus vorgestellt. Diese müssen schnell zum Standard für E-Autos werden. Ansonsten wird das Vertrauen in diese Mobilität untergraben. In den Kommentaren unter anderen Nachrichtenseiten sind Hass und Häme der Benzin- und Dieselfraktion vorherrschend.



    Erst letztes Wochenende brannte nördlich von Stuttgart eine Halle mit neuen E-Autos ab.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Zugpferd:

      Nicht brennbare Akkus, woraus sind die denn? Wäre doch interssant zu erfahren, was es damit auf sich hat.

      • @31841 (Profil gelöscht):

        Der Trick ist einfach: Wässriger Elektrolyt, niedrige Energiedichte, also hohes Gewicht (besser: Masse), daher hohe innere Wärmekapazität.



        Gibt es seit weit mehr als einem Jahrhundert: Blei- und NiFe-Akkus. Gegen solche Akkus hat der Verbrenner aus naheliegenden Gründen gewonnen.

  • Es, muss erst passieren, um feststellen zu müssen, dass die E-Autos doch 'kleine' Zeitbomben sind und nicht die Erlösung von einem Mobilitätsübel. Es muss erst passieren, dass Hagelkörner mit einem Umfang von bis zu 16 cm in Italien runter kommen, auch Zeitbomben. Es muss erst passieren, dass die Pole abschmelzen, um zu erkennen, dass uns dieser Wohlstand, mit dem so viele Profite gemacht wurden, 'unseren' Planeten unbewohnbar macht. Was muss noch passieren, bevor jemand die Gesellschaft weckt und den Notstand verkündet, der lieber von allen Politikern negiert wird, weil die Folgen nicht absehbar wären. Also: Weiter so mit den Technologie-Rezepten von Merz, den e-fuels von Wissing, den Wasserstoffbomben von Habeck und den Schulden-Wummsen von Scholz. Apropo: Ist schon klar, was mit dem Kadaver der Freemantle Highway wird ? Klima, Ökonomie, Parlamentarismus, Zusammenhalt, das ist wichtig jetzt, Kultur, Gender, Woke darf nicht ablenken von der Frage, wie wir den CO²- Ausstoss SOFORT stoppen, kein Fliegen, keine Kreuzfahrten und keine privaten PKW- Fahrten mehr, Thyssen-Krupp, BASF & Co gleich abstellen, viel Zeit bleibt nicht mehr...

  • Der Elektrolyt von Autobatterien enthält mehrere kg Flurverbindungen. Das fördert nicht nur den Brand, sondern ist auch extrem giftig. Das kann neben Verätzung der Atemwege bis zum Calzium-Abbau im Knochen führen. Besonders pikant ist, dass die EU über ein Verbot von PFAS (sog. flurhaltige "Ewigkeitschemikalien) diskutiert, die z.B. mit Gramm oder Milligram in Teflonpfannen vorkommt. Wie gesagt, im Auto Akku handelt es sich um mehrere kg.

  • Da fühlt man sich als Bewohner eines Hauses mit Tiefgarage und vielen E-autos schon sehr angespannt.



    Vor einigen Tagen hat ein E-auto unter einer Brücke bei uns gebrannt.



    Kommen heisse Zeiten!

    • @H.L:

      ...echt jetzt - in der Tiefgarage eines Wohnhauses E-Autos ? Ist denn das erlaubt ? Da möchte ich auch nicht mit Ihnen tauschen wollen - zum Glück sind Brände von E-Autos ja eher die Ausnahme. Vielleicht mal bei der nächsten Hausbewohnerversammlung, die Gefahr zum Thema machen...

  • Das gibt natürlich "Vertrauen" sich ein eAuto zu kaufen und in der Garage oder Tiefgarage abzustellen. Dann muss man wohl auch das Haus "kontrolliert" abbrennen lassen.