Bilanz für Fair-Trade-Siegel: Kaum mehr als Kaffee und Kakao
Der Markt für fair gehandelte Waren wächst. Aber die Verbraucher beschränken sich bisher beim Kauf auf wenige Produkte.
Transfair zertifiziert seit 1992 Produkte, die nach sogenannten fairen Standards produziert wurden. Diese Standards legt die Organisation selbst fest. Dazu zählen soziale, ökologische und ökonomische Regeln wie das Verbot von Kinderarbeit und die Bezahlung des festgelegten Mindestlohn oder ein umweltschonender Anbau, bei dem kein Gentechnik-Saatgut verwendet werden darf.
Einer der Marktführer unter den Fairtrade-Produkten ist Kaffee. Der Absatz steigerte sich hier um 25 Prozent, so dass 3,8 Prozent des in Deutschland verkauften Kaffees aus fairem Handel stammten. Am Umsatz gemessen, steht Kaffee auf Platz eins.
Auch Bananen liegen unter den beliebtesten Fairtrade-Produkten. Ihr Absatz nahm um 9 Prozent zu. Jede zehnte im vergangenen Jahr verkaufte Banane trug damit das Fairtrade-Siegel.
Fairer Kakao verzeichnete im vergangenen Jahr mit einen Marktanteil von 6 Prozent in Deutschland den stärksten Zuwachs unter den Lebensmitteln. Auch weil große Firmen wie Ferrero und Riegel neuerdings fair gehandelten Kakao einkaufen. Einen Nachfragerückgang gab es derweil bei den Textilien mit Fairtrade-Siegel und beim Honig, mit jeweils 7 und 10 Prozent weniger Nachfrage als 2016.
Ökonom Stefan Klonner
Dieter Overath, Geschäftsführer der Organisation, sieht die Entwicklung dennoch als klares Zeichen für noch mehr gerechteren Welthandel. „Der konventionelle Handel kann sich nicht mehr vor uns verschließen“, sagt er. Doch im Vergleich zu den europäischen Nachbarstaaten legen die deutschen Verbraucher*innen weniger Wert auf das Fairtrade-Siegel als Konsument*innen in anderen Ländern. Im Schnitt geben die Deutschen pro Kopf 13 Euro für fair gehandelte Produkte im Jahr aus. In Österreich investierten die Konsument*innen 30 Euro und die Schweizer*innen 69 Euro im Jahr für Produkte mit Fairtrade-Siegel.
Doch das Siegel ist umstritten. „Fairtrade ist kein geeignetes Instrument, um den Ärmsten der Armen zu helfen“, sagt Stefan Klonner, Entwicklungsökonom der Uni Heidelberg. Um Anbauflächen fair zertifizieren zu lassen, müssten die Produzent*innen für ihre Verhältnisse hohe Investitionen tätigen. Das könnten nur besser gestellte Landwirt*innen leisten oder jene, die bereits gut organisiert sind.
Zudem handelt es sich laut Klonner bei Produkten wie Kaffee und Kakao um sogenannte Cashcrops, Produkte also, die ausschließlich für den Weltmarkt produziert werden. Hierfür höhere Preise und bessere Produktionsstandards zu verlangen sei einfacher als zum Beispiel für Reis oder Weizen, der in den Anbaugebieten selber ein Grundnahrungsmittel ist und wo nur ein kleiner Teil exportiert wird.
Dabei weist Klonner darauf hin, dass es für Bauern, die meist selbstständig tätig seien, schon einfacher sei, sich zu organisieren und Zugang zu fairen Abnehmer*innen zu haben, als für angestellte Fabrikarbeiter*innen, etwa in den Textilfabriken.
Künftig mehr fairen Reis und faire Textilien anzubieten, ist auch das Ziel von Transfair. Hierbei seien sie jedoch viel stärker auf die Mitarbeit der großen Konzerne angewiesen. Und diese zeigten sich bisher kaum kooperativ.
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