Berliner Senatorin Lompscher (Linke): Auf sie baut Berlin

Für das Schlüsselressort Stadtentwicklung ist Katrin Lompscher zuständig. Gelingt es ihr, genug Wohnungen zu bauen und den Mietanstieg zu dämpfen?

Katrin Lompscher

Ein linker Feger: Lompscher gemeinsam mit BSR-Mitarbeitern auf Putztour 2010 Foto: dpa

Glaubt man dem, was Berliner Sozialdemokraten dieser Tage erzählen, hat Katrin Lompscher ein Rumpfressort bekommen. Stadtentwicklung ohne Verkehr und Umwelt, so legt es sich die SPD zurecht, sei kein Gestaltungsressort mehr, deshalb habe man sich bei der Aufteilung der Senatsverwaltungen für Bildung entschieden. Mit dem vermeintlichen Rumpfressort muss nun die designierte Linken-Senatorin Katrin Lompscher klarkommen.

Für die 54-jährige ehemalige Umweltsenatorin und stadtentwicklungspolitische Sprecherin ist das nur Hintergrundrauschen. Sie weiß, dass als Bau- und Stadtentwicklungssenatorin viele Augen in der Stadt auf sie gerichtet sein werden. Wird sie genügend bauen, um den Mietanstieg zu dämpfen? Schafft sie es, die SPD-geprägten Domänen Bauverwaltung und Wohnungsbaugesellschaften auf Kurs zu bringen? Und welche Ideen hat sie für die Mitte, den Alexanderplatz und andere Stadträume?

Wer dieser Tage mit Katrin Lompscher spricht, erlebt eine Politikerin, die zunächst einmal die Erwartungen dämpft. „Man soll die Latte nicht so hoch hängen, dass es unrealistisch wird“, sagt sie. Und auch: „Man kann Prognosen nicht hinterherbauen.“ Die Botschaft ist klar: Während Noch-Bausenator Andreas Geisel (SPD) seinen politischen Erfolg an die Zahl fertiggestellter Wohnungen geknüpft hat, ist seine Nachfolgerin vorsichtiger, man kann auch sagen: pragmatischer. Ohnehin hatte sich die Linke im Wahlkampf immer wieder dafür eingesetzt, auch die 1,9 Millionen bestehenden Wohnungen nicht aus den Augen zu verlieren.

320.000 Wohnungen davon verwalten die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. In dieser Legislaturperiode sollen noch einmal 55.000 dazukommen. Bis 2025 will Rot-Rot-Grün die Zahl der landeseigenen Wohnungen sogar auf 400.000 erhöhen – durch Neubau und Zukäufe. Die neue Bausenatorin weiß, dass sie nur dann Erfolg haben wird, wenn sie mit Degewo, Gesobau, Gewobag, der WBM, Stadt und Land und der Howoge gut zusammenarbeitet. „Ich nehme die Vorstände der Gesellschaften nicht als meine Gegner wahr“, sagt sie deshalb. Dicke Bretter hat sie dennoch zu bohren. Viele dieser Vorstände sind aus der privaten Wohnungswirtschaft zu den landeseigenen Gesellschaften gewechselt. Sie auf mehr Gemeinwohl zu verpflichten, wie es der Koalitionsvertrag verspricht, dürfte keine leichte Aufgabe werden.

Und dann ist die noch die eigene Verwaltung, von der viele Beobachter sagen, dass sie durch und durch sozialdemokratisch sei. Auf der anderen Seite haben viele Mitarbeiter zu verstehen gegeben, dass sie sich von Lompschers SPD-Vorgängern Andreas Geisel und Michael Müller nicht mitgenommen gefühlt haben.

Eine Steilvorlage für eine, die auch das Betriebsklima im Blick hat. „Ich schätze es, wenn Mitarbeiter motiviert sind“, sagt Lompscher. Auch sie weiß darum, dass mehr Tempo bei Genehmigungen und Entscheidungen nur möglich ist, wenn Mitarbeiter risikobereit sind – und zur Not von oben Rückendeckung bekommen.

Mit dem Bau- und Stadtentwicklungsressort kehrt Lompscher wieder auf ihr angestammtes Feld zurück. Zu DDR-Zeiten arbeitete die gebürtige Berlinerin in der Bauakademie, nach der Wende dann im Institut für Raumplanung und Strukturforschung IRS in Erkner, wo sie auch Betriebsratsvorsitzende war. Bevor sie 2006 Umweltsenatorin wurde, war sie fünf Jahre lang Baustadträtin in Lichtenberg.

Realitäten anerkennen

Ideologisches Herangehen an Themen ist der resoluten Politikerin fremd, eher sagt sie, dass man Realitäten zur Kenntnis nehmen müsse. Das gilt auch für den Alexanderplatz, wo sie sich nicht mit aller Kraft gegen neue Hochhäuser stemmt. Am Rathausforum will sie das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsverfahren „Alte Mitte, neue Liebe“ weiterentwickeln. Soll heißen: den Freiraum zwischen Fernsehturm und künftigem Humboldt-Forum freundlicher gestalten.

Offen für Neues ist sie an der Spree. „Ich unterstütze die Idee eines Flussbades“, sagt Lompscher. Allerdings müsse das Welterbe Museumsinsel respektiert werden. Einen möglichen Einstieg in den Spreekanal sieht sie im Staatsratsgarten, den man zur Spee hin öffnen könnte.

Anders als Andreas Geisel, der Bebauungsplanverfahren gern mal an sich zog, wird Lompscher mit Sicherheit ein kollegialeres Verhältnis zu den Bezirken pflegen. Das gilt nicht nur für die Ostbezirke, in denen die Linke traditionell stark ist, sondern auch für Charlottenburg. Hier, tief im Westen, hat Lompscher direkt für das Abgeordnetenhaus kandidiert. Und in Charlottenburg hat sie inzwischen auch ihren Lebensmittelpunkt.

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